Kompagnien trieben die Demonstranten auseinander, säubertenden Domplatz und besetzten die Galerie.SP ante««Die Neuwahlen stehen vor der Thür. Am letztenSonntag haben bereits die sogenannten Jenteroentorenwahlenstattgefunden, da« find die Wahlen der Vertrauensmänner,die bei der Wahl als Vorstände, Bcisttzer und Protokollführerzu wirken haben. Die Kandidaten der liberalen Ministeriellenerhielten 3118, die der vereinigten Konservativen 1268 und dieAnhänger des Republikaners Castelar 493 Stimmen. Einenvollkommenen Mißerfolg haben die vereinigten Republikanerunter Pi y Margal und Salmeron zu verzeichnen, welche nur63 Stimmen erhielten. Bei der Wahl in Spanien fiegm stetsdie Ministeriellen.Rußland.Die Ausländer nehmen uns alle gut bezahlten Stellenweg, mit dies-r Klage sucht man die Russen gegen die Fremden,also besonders die Deutschen aufzuhetzen. Zu diesem Zweckveröffentlicht jetzt z.B. der halbamtliche„WarschawSliDnjewntk"nachstehende statistische Daten: Auf den größeren Fabriken,welche mehr als 10 Arbeiter beschäftigen, arbeiten in allen 10Gouvernements, mit Einschluß Warschau's, 107 000 Mann.Hiervon entfallen auf Warschau selbst 15 000, auf das Warschauer Gouvernement 23 OÖG und auf das GouvernementPetrikau 53 000. Von diesen find 14000 ausländische Unter-thanen, abgesehen von vielen Ausländern, welche in denrusfischen Unterthanenverband eingetreten find. Dieselben ver«theilen fich in folgender Weise: auf Warschau kommen 1300,auf daS Gouvernement Warschau 2600 und auf das Gouverne-ment Petrikau 8700. Von den auf den kleinen Fabriken be-schaftigten 15—20 000 Arbeitern find etwa 3000 Ausländer;dieselben seien vorherrschend im Gouvernement Petrlkau zufinden. WaS nun die von den Ausländern bekleideten Postenanbetrifft, so seien nur etwa die Hälfte derselben einfache Ar-beiter; die übrigen seien in der Administration der Fabrikenangestellt, als Direktoren, Ingenieure, Mechaniker, Buchhalteru. s. w. In Lodz feien nur 5 pCt. der einfachen ArbeiterAusländer, während etwa 80 pCt. der gut bezahlten wichtigenPosten von Ausländern besetzt find. Und AehnlicheS finde manin dem ganzen Gebiet.— Daraus schließen die rusfischen Lesernatürlich, nicht daß Rußland mehr für technische und kauf»»rännlsche Bildung seiner Unterthanen thun müffe, sondernvielmehr, daß es sein Gebiet energisch von den Fremden zusäubern habe.— Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland find amMittwoch nach Livadia, dem Lustschloß der kaiserlichen Familiein der Krim, abgereist. Der„Köln. Ztg." zufolge find beidieser Reise auf StcherheitSmaßregeln längs denBahnstrecken, Truppenversenduugen u. f. w. 1 700 000 Rudel(zirka 5 50S000 Mark) verwandt worden!!— GlücklichesRußland!Balkanländer.Nach den letzten Athener Nachrichten ist man in Konstan«tinopel auf eine Offenfive von Seiten Griechenlands ge-faßt. Die Situation ist überaus gespannt. Die Verlheivi-Srngsardeitcn in den Dardanellen werden sehr eifrig betrieben.talienische sowie österreichische Torpedoboote find zur Unter-stützung der in der Suva-Bai vereinigten Flotte der Mächteabgegangen. Der Petersburger Korrespondent der„DailyNews" behauptet pofitiv, daß die rusfische Regierung beschlossenhabe, in einigen Wochen Bulgarien zu besetzen, falls FürstAlexander fich nicht unterwerfe,Amerika.Nach einer Meldung der„Times" verhandelt der Kongreßin Washington seit zwei Tagen über eine Bill» welche die Bei«leguna ver Streiks auf den Eisenbahnen durch Schiedsgerichtezum Zwecke hat. Der Gesetzentwurf wird wahrscheinlich ange-nommen werden, obgleich der Sprecher bezweifelt, daß dasGesetz wirksam sein wird.— Die Aufständischen in Uruguay find durch GeneralTaje» in blutiger Schlacht völlig geichlagen. General Castromit allen Offizieren und 400 Mann gefangen. Arredondo,der Leiter des AusstandeS, hart verfolgt, wird ficher gefangenwerden.Parlamentarisches.Ueder das Jagdrecht der Lehrer handelt einam 24. März erstatteter Kommisstonsbericht der UnterrichtSkom-misston dcS AbgemdnetenhauseS. Ein Lehrer beklagt fich, daßihm die Regierung die durch Ministerialreskript vom 20. Mai1853 vorgeschliedene Erlaubniß zur Erlangung eines Jagd-scheines nicht ertbeilt habe. In der Verhandlung der Kom«misston wurde mitgetheilt, daß der Kultusminister unter dem5. September 1885 verfügt habe, daß die Zirkularverfügungvom 20. Mai 1853 nicht in ihrem ganzen Umfange aufrecht zuerhalten sei. Es heißt in der detreffenden Minifterialver-fügung:„Die Lehrer find durch keine gesetzliche Bestimmungvon der Ausübung der Jagd ausgeschlossen. Sie ist daher zuDiese jäh« Nachricht erfüllte Edmund mit Verzweiflungund Entsetze«! Mochte die Innigkeit seiner Gefühle zudem alte« Herr» auch lange nicht die natürliche Stärke derLiebe eines Sohnes haben, geliebt hatte er ihn doch, undempfand jetzt erst, wa» ihm der Vater eigentlich hätte feinmüssen. Mochte der Leichtsinn ihn auch verleitet habe»,feine Gläubiger auf die Erbschaft zu vertröste«, seines VatersTod hatte er drum gewiß nicht gewünscht, und da derselbeeingetreten war, erschien e» ihm, al» habe der Himmel ihnfür seine Leichtfertigkeit, seine Lieblosigkeit strafen wollen.Das Auge noch voll Thränea, eilte er, der Baronin undAstarteu den Unglücksfall mitzutheilen. Hastia sich ver-abschiebend,«ahm er die Adresse der Damen für B. inEmpfang und eilte mit Kourierpferden in der Nacht dem„kalten Stein", der Heimath, entgegen.Die einsame Reise und der Schmerz gaben ihm überflüssige Gelegenheit, sein Betrage» einer reuevollen Prüfung zu unterwerfen, sein Leichtsinn, seine Undankbarkeit,MathildenS Bild traten ihm vor die Seele, beängstigtenihn entsetzlich und erzwange» von ihm die ernsteste« Vor-sätze zur Besserung, deren ein junges Herz in solcher Lagenur fähig ist.Die Zustände im„kalten Stein" gliche« inzwischen«ne« Chaos. Das Ablebendes joviale« alten Zosua war umfo unerwarteter erfolgt, als derselbe in letzter Zeit körper-iich wohler, geistig regsamer und im Gemüth beruhigter? i* an die Ankunft deS EohneS hoffnungSrnchePläne knüpfte, welche sich nun leider nicht verwirklichensollten.Justus blieb, seiner eigenen Natur gemäß, äußerlich festund zähe, aber in seinem Znnern gingen eben so seltsamewie schmerzltche Dinge vor.Mathilde, im letzten halben Zahre fast ausschließlichum den alten Herr», den Vater ihres Edmund, war ebensowie Christine ganz untröstlich. Ihnen gesellten sich Beate,Schurrig, Gerbert und das Hauspersonal zu, welche unterdem alte» Zosua ihr Glück gefunden hatten und nun unge-wiß in die Zukunft sahen. Wohl selten war da» Lobemes Verstorbenen so laut und wahrhaftig gepredigtworden.(Fortsetzung folgt.)gewähren, wenn nicht in der Persönlichkeit oder in der Amts«führung Gründe vorliegen, aus welchen fie im dienstlichen In-tereffe einem Lehrer zu untersagen ist. Aus allgemeinen Er-wäaungen oder Befürchtungen darf dieS nicht geschehen. ESmüssen vielmehr nachweisbare Thatsachen vorhanden sein, durchwelche die königliche Regierung fich veranlaßt steht, von ihrerDiSziplinarbefugniß Gebrauch zu machen." Die KommisfiondeS Abgeordnetenhauses deantragt über die Petition des Leh-rerS Petri Uebergang zur Tagesordnung, in der Erwartung,daß daS erwähnte Reskript, an die Regierung von Aachen ae>richtet, sämmtlichen Regierungen zur Nachachtung empfohlenund in Verfolg dessen dem Antragsteller Gelegenheit gebotenwerden wird, seinen Antrag auf Ertheilung eines Jagdschein?demnächst an geeigneter Stelle zu wiederholen.Die Ungi ltigkeitSerklärung der Wahl deSkonservattven Abgeordneten Lötz wird von VerWahlprüfungS-kommisfion auS folgenden Gründen beantragt. Erstens wegendes Verbotes einer sozialistischen Wähleroersammlung durchdas königl. Polizeipräfidium in Kassel, weil Thatsachen nichtvorgelegen hätten, welche die Annahme rechtfertigten, daß inder Versammlung gemeingefährliche Umsturzbestrebungen ge-fördert werden sollten. Sodann ist in Hoof und ebenfalls inGroßenritte die Wahlhandlung vor 6 Uhr AbendS geschloffenworden. Die Kommisfion hat deshalb die in Hoof und Großen-ritte nicht abgegebenen Stimmen der Gesammtzahl und demMinoritätskandidaten zugerechnet. Schon durch letzterm Um-stand wird die Majorität deS Abg. Lötz hinfällig.Zokale».Bei der hiesigen OmnibuSgesellschrft scheint man nochnicht von dem Grunvsaye auszugeben, daß die Angestelltenauch»sozusagen Menschen" find. Wir waren kürzlich Zeugeeiner Szene, die an fich unbedeutend, doch«inen Einblick mdie Anschauungen und Gewohnheiten der Direttion gestattete.Auf einen in voller Fahrt befindlichen OmnibuS stieg nämlichein Herr mit brennender Zigarette. Ausdrücklich wollen wirhervorheben, daß der betreffende Herr beim Betreten des Jn>neren sofort die Zigarette aus dem Munde nahm. Unmittel.bar hinter demselben wollte ein anderer Herr ebenfalls daSInnere des WagenS betreten, zog es jedoch vor, auf daS Ver.deck zu steigen, indem er dem Schaffner seine Mißbilligungaussprach, daß im Wagen geraucht würde. Soweit ist derVorfall unbedeutender Natur. Die ernste Sette der Sache»unserer Anficht nach sogar eine sehr traurig« Seite, ist der Umstanddaß der Schaffner über die Aeußemng, daß„im Wagen gerauchtwerde", rein in Verzweiflung geriech und erzählte, daß er erst vorkurzem wegen genau eines ebensolchen Vorfalls in eine be-trächtliche Geldstrafe genommen sei. Wenn jetzt jener Herr fich auchwieder beschweren würde, müßte er noch einmal zahlen, jedoch bei dernächsten Beschwerde, also der dritten um eine Lappalie, würdeer, ohne daß die Direktion ihn überhaupt ein einziges Malanhöre, entlaffen werden. Wissen möchten wir wirklich, mitwelchem Rechte die Omnibusgesellschaft ibre Angestellten mitanderem Maße mißt, als die Fahrgäste- Ist die Person, die10 Pf. Fohrgeld zahlt, etwa glaubwürdiger alS diejenige, diedasselbe annimmt? Die Beschwerde eines Einzelnen also ge-nügt, um einem Angestestten beträchtliche Geldstrafen aufzuer-legen, ja sogar ihn plötzlich zu entlassen. Der Schaffner abermuß Zeugen haben, wenn die Direttion ihm Glauben schenkensoll. Daß mit solchen Zuständen der elendesten DenunziationThür und Thor geöffnet ist; daß eS jedem Menschen, dergegen irgend einen der Angestellten etwas im Schilde führt,freisteht, einen Familienvater plötzlich um Lohn und Brod zubringen, leuchtet wohl ein. Im Interesse der Humanität hoffenwir, daß die Direttion das Unrecht, welches in derartigenVergewaltigungen liegt, einsehen wird und in Zukunft—sagen wir— humaner verfährt.Daß der Prophet nichts in seinem Vaterlande gilt, mußHerr Stettenheim, welcher auf einer VortragSreise begriffen ist,jetzt zu seinem Schaden erfahren. Nachdem er in Oesterreichfreundlich aufgenommen worden, ist er nach Wcstpreußen ge-tangen, und gerade hier, auf dem reinsten fortschrittlichenZoden, hat er vas Mißgeschick erlebt, daß ihm die„DanzigerLeitung", das Organ der dortigen Deutschfreistnnigen, trockenerklärt, der„Grund zur Veranstaltung dieser Vorlesungen seiihr nicht klar geworden".„Die Sachen, die zum Vortragkamen," heißt eS dann weiter,„waren zum größten Theil be-kannt und der Vortrag an fich war doch nicht in der Weiseausgezeichnet, daß er für fich selbst auf Interesse rechnen konnte.Ueberdies war daS Gebotene auch kaum dem Inhalt nach aus«reichend, daS Interesse der Hörer gleichmäßig wach zu erhalten.Am meisten gefielen die Erzählungen der Berliner MuckenichSund deS Hamburger Putlfarken, der die Unvernünftigkeit desEterdenS deduzirt. Doch darf auch hier nicht zu viel ange«boten werden; auf den Schluß des zweiten Schwankes, z. B,wo hypothetisch alle nicht Gestorbenen von Adam an in einerGesellschaft zusammengebracht waren, hätten wir gerne verzichtet.Auch die Lyrik Wippchen'S war unserem Geschmack nach etwaszu gedehnt."Wie erheblich«nsere Geschäftsinhaber durch denKonkurs eines ihrer Konkurrenten geschädigt werden, davonkann man fich augenblicklich vielfach überzeugen an den leiderlehr zahlreichen GeschästSIäden, an denen die gerichtliche Konkurs-Erklärung prangt und die schon früh MorgenS von Kauflusttgenumdrängt find, noch bevor die Verkäufer fich veranlaßt finden,den Laden zu öffnen, denn diese Herren haben nicht nö>hig,auf die Wünsche deS Publikums besonders Rücksichtzu nehmen. Vor einigen Tagen kaufte die Ehefrau eineshiesigen Beamten in einem solchen Konkurs- Ausverkauf zweiDamenmäntel und einen Herrenschlafrock: der Laden war ge-drängt voll und neben ihr handelte eine andere Frau um ver-schieden« Gegenstände, damnter ein wollenes Unterkleid. NachAbschluß des Handels nahm der Verkäufer die Sachen, um fieeinzupacken und brachte den beiden Käuferinnen alsbald ihrePacket« zurück. Beim Orffnen deS Packets zu Hause fand aberdie Käuferin des Schlafrocks statt desselben das von der Frauneben ihr erhandelte Unterkleid vor. AlS fie fich am nächstenTage in den Laden zurückbegab, um den Umtausch zu bewirken,war der betreffende Verkäufer nicht anwesend und fie wurdezum Wiederkommen eingeladen; jetzt ist fie bereits drei Maldort gewesen, stetS vergeblich, weil der betreffende Verkäuferniemals anwesend ist; daß unter diesen Umständen die Frauüberhaupt noch zu dem erhandelten Schlafrock kommen wird,ist zu bezweifeln und wenn auch ähnliche Verschen in anderenGeschäften vorkommen können, so ist man dort jedenfallskoulanter, als in solchem Ausverkauf, wo eS nicht auf Erwerbvon Kundschaft, sondern auf schleunige Räumung dei LagerSzu möglichst hohen Preisen ankommt.In Treptow ist heute ein Trauertag. Wenn sonst ananderen Sonntagen dort lustig daS Tanzbein geschwungenwird, so herrscht heute tiefe Stille. Der Schöffe, Herr Hoff«mann, hat einen dahin gehenden Erlaß ausgegeben, weil amFrettag der Amtsvorsteher, Herr Mostsch, gestorben ist. Dervorige AmtSvorsteher, Vater des am Freitag verstorbenen, istebenfalls erst kürzlich gestorben, er war sehr alt geworden, trotz-dem ließ sein Sohn ruhig tanzen, weil er fich sehr richtig sagte,daß diese gewiß sehr traurige Familienangelegenhett mit derOeffentlichknt nichts zu thun habe. Nun ist auch der Sohnin verhältnißmäßig jugendlichem Alter verstorben, und ein an-derer verbietet die Tanzmufik. Die Lokalinhaber von Treptowsollen über diese sonderbare Pietät gerade nicht sehr er-baut sein.Für de« Herr« Stadtverordnete« Hoffmann HIn der Thaerstr. 56 wohnt eiste Familie mit acht Kindern imWaschleller. Diese Familie würde dem Herrn Stadtverordnetenfür den Nachweis einer„sehr hübschen" Wohnung für 100 Marksehr dankbar fein.Diejenigen Familie«, welche gesonnen find, an Studi-rende mddliite Stuben zu vermiethen und das auf der Uni-verfität eingetragen zu sehen wünschen, werden darauf auf-merksam gemacht, daß fie solche an den im Univcrfitätsg-bäudc,Platz am Opernhause(erster Eingang von der UniverfitätSstraßeaus gerechnet), wohnenden Ober. Pedell MerttnS bald, mit An«Sab« der Lage, deS Preises nnd der Treppenzahl anzuzeigenaben. Es ist nicht zu unterlassen, sobald daS Zimmer ver-miethet ist, dem Herrn Mertins zur Vermeidung weiterer Nachfragen und unnützer Belästigungen hiervon umgehend Nachrichtzu geben.Die Droschkenkutscher streben in Folge der fich stetigmehrenden Pferdebahnen und Omnibusse eiftig nach der Ein-führung von halben Touren. Sie find überzeugt, daß fie danndedeutend mehr zu thun bekommen würden. Die Fuhrherrenwollen vorläufig davon nichts wissen.Pereine mh Nersamntwngen«Eine öffentliche Versammlung der Schrauben-,Faeondreher und BerufSaenoffen Berlin« tagte am 31. Märzin Wohlhaupt's Salon, Manteuffelstr. 9, unter Vorsitz deSHerrn Jacobs. Die Tagesordnung lautete; 1. Bericht übcrden Streik in der Fabrik von Weise in der Sebastianstraße.2. Wie verhalten fich die Schrauben- und Faeondreher Berlinszu den partiellen und zum Generalstreiks? Der Vorfitzendeerklärte zunächst, daß von einer Arbeitseinstellung von Seitender Arbeiter in der Fabrik von Weise nicht die Rede seinkönne, vielmehr seien dieselben von Herrn Weise entlassenworden. Redner forderte die Kollegen der genannten Fabrikauf, den Sachverhalt der Versammlung wahrheitsgemäß aus-einanderzusetzen. Zur Aufklärung meldete fich Herr Schild»mann. Derselbe ließ fich folgendermaßen aus: Er habe eineSorte Schrauben, für welche es in allen anderen Schrauben«fabrilen mindestens pro 100 Stück 1 M. 75 Pf. gebe, vonHerrn Weise für 1 M. 35 Pf. pro 100 in Arbeit bekommen;da er(Redner) aber bei angestrengtester Arbeit dei dieser Ar-beit den Minimallohn von 3 M. 50 Pf. pro Tag nicht er-reichen konnte, habe er Herr« Weise um eine Erhöhung deSPreises auf 1 M. 75 Pf. pro 100 gebeten. Herr Weise habefich jedoch geweigert darauf einzugehen, legte jedoch 25 Pf.pro 100 zu, so daß der Preis nunmehr 1 M. 60 Pf. betrug.Redner erklärte fich jedoch auch mit diesem Preis nicht einver-standen, erklärte vielmehr, daß wenn Herr Weise nicht 1 M.75 Pf. pro 100 Stück zahlen wolle, er fich an den Vorfitzendendes FachvereinS wenden würde. Herr Weis« meinte,das wäre ihm sehr recht, er habe schon lange den Wunsch, denVorfitzenden kennen zu lernen. Bevor Redner jedoch zum Vor«fitzenden ging, desprach er fich mit seinen Kollegen über dieSchritte, welche zu thun seien. Herr Weise habe hierauf seinenArbeitern erklärt, daß dieselben Alle entlaffen seien. So undnicht anders sei der Sachverhalt. Die Versammlung er«klärte fich hierauf einstimmig mit dem Verhalten der Kollegenbei Weise einverstanden. Der Vorfitzende theilte hierauf mit,daß Herr Weise in einer mit ihm(Redner) gehabten Be-sprechung den Minimallohn von 21 M. pro Woche dewilligthabe, jedoch will derselbe nicht alle entlassenen Arbeiter wiederin Arbeit nehmen.— Hieraus sei zu sehen, daß, wenn dieKollegen alle treu zum Fachverein stehen, derselbe für fieGroßes leisten könne. Herr Hirsch führte aus, daß dieschlechten Preise in der Fabrik von Weise hauptsächlich denSudmisfionSarbeiten, welche daselbst gefertigt werden, zuzu-schreiben wären, da bei denselben stets ein Fabrikant denandern zu unterbieten suche. An der Diskusfion! de-theiligten fich noch die Herren Gorn, Zimmermann und Mille.Der Vorfitzende Herr Jakobs berichtete hierauf über die Be»suche, welche die Kommisfion am Montag den Fabriken vonHille, Rosendaum und Bartels gemacht habe. Bei Rosenbaumsei der Durckschntttsverdienst dem Mtnimallohntarif ent-sprechend, bei Hille werde derselbe nicht erreicht; jedoch erklärteHerr Hille, die Preise dementsprechend erhöhen zu wollen. BeiBartels sei nicht AlleS wie eS fein sollte, jedoch behalte er(Redner) fich vor, in der nächsten Generalversammlung Nähere»darüber mitzutheilen, da erst nähere Aufschlüsse über Einzel-heiten eingezogen werden müssen.— Die Herren MühlenfelSund Zimmermann drückten ihr Bedauem darüber auS, daß dieKollegen von Bartels nicht ihre eigenen und die Vereins-Interessen besser vertreten. Zu Punkt 2 der Tagesordnungwurde folgende Resolution einstimmig angenommen:„Dieheute tagende Versammlung der Schrauben-, Facondreher undBerufsgenossen Berlins erklärt: von partiellen Streiks fernerabzustehen, vielmehr mit einem Generalstreik gegen die Fabri-kannten vorzugehen, welche bis dato unseren Minimallohntarifnicht bewillig'Ihaben."Altona, 2. April.(Hafenarbeiter- Versammlung.) Etwa400 Hafenarbeiter auS Altona und Hamburg hatten fich gesternAbend in Wulff'S Etablissement versammelt, um über Mittelund Wege zu derathen, wie den Uebelständen abzuhelfen sei,daß die Vergebung der Hafenarbeit in den Händen der Gast-wirthe liege und daß der Lohn in den Wirthihäusern ausge-zahlt werde. Namentlich der letztere Umstand wurde als sehrdemocaMend bezeichnet, weil, um Arbeit zu erlangen, dieArbeiter erst tüchtig verzehren müßten. Es wurde beschlossen,einen Verein von Hafenarbeitern m Hamburg und Altona zugründen und gemeinsam gegen obige Uebelstände vorzugehen.* Eine große öffentliche Volktversammlnng, inwelcher der ReichslagSabgeordnete v. Vollmar über„Die gegen-wältige sozial-politische Lage und die Thätigkeit des Reichstags"sprechen wird, findet heute, Sonntag, Vormittags präzise 10 Uhr,in Keller'S Salon, AndrcaSstr. 21, statt.* Verein der arbeitende« Bevölkerung des Süd«Westen Berlin«. Versammlung am Montag, den 5. d. M.,in den„Kaiserhallen", Alle Jakobstraße 120. Tagesordnung:1. Vortrag. 2. Wahl eines Vorstandsmitgliedes. 3. Verschiedenes und Fragekasten. Gäste willkommen. Neue Mitgliederwerden ausgenommen.* Verband der Möbelpolirer. Montag, den 5. April,AbendS 8 Uhr, bei Seeger, Grüner Weg 29, Generalversamm-lung. Tagesordnung: 1. VierteljahrSdertcht. 2. Wahl desVorstandes und der Kommisfion. Nur Mitglieder haben Zu-tritt. Buch legitimirt. Neue Mitglieder werden vor Beginnder Versammlung aufgenommen.* Verband deutscher Zimmerleute(Lokal- VerbandBerlin-Moabit). Montag, den 5. April, AbendS 8 Uhr, imDonath'schen Lokal, Alt- Moabit 90, Versammlung. Tages»Ordnung: Vortrag, Quartalsabrechnung, Verschiedenes undFragekasten.* Zentral-Kranken- und Sterbekaffe der Fabrik- undHandarbeiter(E. H. DnSeen), örtliche Verwaltung Berlin„Süd-Ost". Mitglieder- Versammlung am Dienstag, den6. April, AbendS 8 Uhr, Manteuffelstr. 90. TageS-Ordnung:1. Die Bekanntmachung der Zentral« Verwaltung, Diskusfion.2. Abrechnung pro I.Quartal 1336. 3. Verschiedenes. Sämmt-liche Vorstände find hierzu eingeladen.* Karton- und LuxuSpapterardeiter. Montag, den5. April c.. Abends 8 Uhr, im„Konigstadt-Kasino", Holzmarkt-straße 72, Versammlung. T.'O.: 1. Vortrag des HerrnFreudenreich über:„Die Frauenarbeit in unserer Branche."2 ErgänzungSwahl der Kommisfion und Verschiedenes. Esist Pflicht aller in der Karton- und LuxuSpapierbranche be-fchäftigten Arbeiter, in dieser Versammlung zu erscheinen, umzu der beginnenden Lohnbewegung der Arbeiterinnen der ge«nannten Branche Stellung zu nehmen.* Große öffentliche Etsenbahnarbeiter-VersammlnngMontag, den 5. April, Abends 9 Uhr, in Sanssouci, Kott-buserstr. 4a. Tagesordnung: Die Petition der Eisenbahn-arbeiter an den preußischen Landtag. Referent HerrKördel. Abgeordnete find eingeladen.