wird gemeldet, daß allen Arbeitern der Neuen Helene- Grube, die rufftiche Unterthanen find, die Arbeit gekündigt worden ist, so daß dieselben am 15. April entlassen werden und das preußische Staats. gebiet verlaffen müssen. Ausgenommen hiervon find die vor bem Jahre 1843 Eingewanderten. Gleichzeitig wurde sämmt. lichen Arbeitern gekündigt, die ihre Wohnung in Rußland   haben, aber täglich oder für die ganze Woche über die Grenze zur Arbeit fommen.

Aus dem weißen Raben, den wir gestern ankündigten, ift über Nacht eine Ente geworden. Die Nat. Lib. Korr." ver fündet nämlich mit großem Stolze, daß lein Einziger aus der nationalliberalen Partei gegen die Verlängerung des Sozialisten geseges, ebenso auch der Abg. Krämer nicht, geftimmt habe. Wir wollen dem Blatte, wie der Partei gern einen solchen Triumpf gönnen!

Nationalliberaler Bürgerftolz. Der Führer der Natio nalliberalen im Großherzogthum Heffen, Kommerzienrath Hey! in Worms  , hat sich, nach der Freis. 8tg.", baroniftren laffen und führt fortan den Namen Heyl, Freiherr von und zu herrns. heim. Rönig" Stumm, fonft das freitonservative Mufter für Herrn Heyl, hätte den Barontitel schon längst haben können. Der freilonservative Industrielle dachte aber über die Bedeu tung seines bürgerlichen Namens selbstbewußter als Herr Heyl, ber neugebadene Baron aus derjenigen Partei, welche es liebt, fich als die eigentliche Partei des deutschen Bürgerthums hin Austellen.

Die vereinigten Konservativen des Reichstages be abfichtigen, dem Deutschen Tgbl." zufolge, an den Reichs Tangler die Bitte zu richten, eine neue Vorlage über die Brannt weinbesteuerung nicht mehr in dieser Seffion einzubringen, da fich für ihre Berathung taum noch Beit finden würde, und die Meinungen fich erst flären müßten. Man will vorschlagen, event. Den Reichstag zu einer Herbstfesfion wieder einzuberufen.

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In dieser Form ist die Nachricht sicherlich falsch. Entweder weiß der Reichelangler von dieser Bitte schon, oder fie ist gar aus Regierungsfreisen bestellt, dann ist die Bitte längst gewährt. Andernfalls aber werden die Konservativen ihre Abficht nicht ausführen, da fle wiffen, daß fie mit ihrer ,, Bitte" dem Fürften Bismard läftig fallen. Entweder ist die Sache schon völlig abgemacht, oder die Nachricht ist völlig erfunden.

Reichsfeinde überall! Mit großem Behagen brudt das Ranzlerblatt aus der Bayr. Landesztg." einen Artikel ab, beffen Echluß folgendermaßen lautet: ft benn unsere Zeit, ist denn das deutsche Volt in seiner Mehrheit derart verblen bet, daß es nicht mehr das Recht vom Unrecht unterscheiden fann, und ist es nicht ein Unrecht, ein schreiendes Unrecht gegen das Vaterland, wenn man einem politischen Unwesen sein Ohr leiht, welches im deutschen Parlamente unter der Führung eines Windthorst, eines Richter zu einer nationalen Gefahr ausgewachsen ist?!" Wenn morgen der Kulturlampf aufhört, dann wird die ,, Nordd. Allg. 8tg." den Abg. Windthorst in Freundschaft an ihren Busen schließen. Aber auch so ist diese reichsfeindwitternde Sprache gegenüber der kleinen Exzellenz doch wahrlich nicht am Blaze, da dem Herrn Windthorst die Verlängerung des Sozialistengeseges zu danken ist. Das ist schnöder Ündant des Kanzlerblattes der Berle von Meppen gegenüber, der allerdings bei Berathung des Ausnahmegesezes politischen Unwesend" genug getrieben hat, aber doch im Sinne der Bayr. Landes­zeitung und der Nordd. Allg. 8tg."

Die nationalfte Stadt im ganzen Deutschen Reiche, wie Leipzig   fich selbst gern nennt, hat noch immer lein Sieges Denkmal. Doch was lange währt, wird endlich gut. Am 2. September b. J. soll daffelbe eingeweiht werden, sechszehn Jahre post festum! Dafür aber hat man die Sedanfefte in Dieser Stadt immer mit einer Vehemenz gefeiert, die nichts zu wünschen übrig ließ. Nach einem dortigen Sedanfeste rella mirte einst der Wirth eines größeren Gartenlokals, wo die Hauptfeier stattfand, die Bezahlung von zirka 1500 zerbrochenen Gläsern und einigen Dußend zerschmetterten Stühlen. bies schon am dürren Holz geschah, wie solls am grünen wer ben," wenn das Dentmal erst in seiner ganzen Herrlichkeit prangt. Uebrigens fonnte man fich lange Beit nicht über bie Bläge einigen, auf denen das Siegesdenkmal und das Reichsgericht aufgebaut werden sollten. Fragte man einen Leipziger, wohin bas Reichsgericht tomme, fo fagte er: Hinter das Siegesdenkmal! Wohin kommt dieses? Vor das Reichs­gericht.

Wenn

Wer ist Schmitt, Schmidt, Schmid, Schmit? Nach Der Köln  . 8tg." haben fich in Baris unter vielen Ruffen und Engländern auch einige Deutsche   bei einer Demonftra tion, die zu Gunsten der belgischen Streitenden ftattfand, bes theiligt. Dabei wurde ein deutscher Tischler Namens Schmitt wegen Beleidigung der Polizei verhaftet. Weshalb nicht Müller oder Schulze

Der sozialdemokratische Kongreß, der diesen Sommer, wie verschiedene Beitungen berichten, stattfinden soll, wird fich vornehmlich nach denselben Quellen mit der Frage der Wahl agitation beschäftigen, um bei den nächsten Reichstagswahlen neue Wahlkreise für die Sozialdemokratie zu erobern.

wir haben den seligen Herrn aus Eigennut nur geliebt,

und

Laß fie, zum Teufel, denken, was sie wollen, ich weiß, Gott   und der selige Hennings denken anders! Ich kenn' meine Pflicht und mein Recht, des Gesindels Geschnatter fümmert mich nicht! Als ich ein armer Mann war, haben fie mich beschimpft, da war ihnen der Lumpenhändler nicht zu gering, ihre Nieberträchtigkeiten auf ihn auszuschütten, jest bin ich ein angesehener, respektabler Mann, natürlich, ist das dem Pad erst recht zum Merger. Mach Du's Jedem im Leben recht! Probir's nur, wie weit Du kommst! Wenn sie den Justus Schäßlein aber brauchen, Arm wie Reich, bann bin ich ber liebe, der gute, der redliche Herr Justus! Vom Galgen schneiden sie den Profit, wenn fie nur wiffen, daß er baran hängt!"-

Damit war jedes weitere Bedenken überflüssig, und Frau Chriftine, so bekümmert sie auch war, daß Comund fich ihnen nun vollständig entfremdete, gewöhnte sich an bie Jbee, eine vermögende Frau zu sein, sehr bald mit jenem so natürlichen Behagen, das sich gewöhnlich bei allen benen einstellt, welche, nachdem sie im Schweiße ihres Angesichts unter Entbehrungen und Kränkungen gerungen, endlich das Gefühl der Unabhängigkeit erhalten. Sie be gann sich und ben Ihrigen das Leben etwas behäbiger zu machen, und da Schäßlein schon seit Jahren das dunkle, aber geräumige Zimmer unterm Hausthor, einst von Jo hann und Beate bewohnt, Hennings abgemiethet, fo schaffte fie ein Dienstmädchen an, welches bort Raum zum Schlafen fand. Dergleichen Einrichtungen gewährte Justus ben Seinen sehr gern, doch unterdrückte er verschiedene Ver fuche Chriftinens, auch den Leuten etwas von ihrem Wohl stand zu zeigen. Mathilde indeß legte den Brillant schmud in ihre Rommode. Sie wußte, daß fie ihn ewig behalten würbe, ohne ihn zu tragen. Edmund's Gattin murbe sie eben so wenig wie die eines Andern, das sah sie wohl ein, und wenn es sie auch schmerzte, wie schroff ihr Bater Edmund behandelte, wie hart und rücksichtslos er von ihm sprach, mußte fie doch gestehen, daß Justus reichlich Anlaß hatte, von demselben nur Thörichtes und Schlimmes zu erwarten.

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Belgien  . E Als am 2. April die Antwerpener   Anarchisten den ,, braven" Soldaten einen einmüthigen Dant votirten, weil fie, entgegen Den Weisungen des Generals Vandersmissen, stets in die Luft geschoffen, da nur die Offiziere und Unteroffiziere die Arbeiter ermordet" hätten, hielt man das für einfache Prahlerei. Jest hat aber der General Vandersmissen aus Mons einen Erlaß an die Armee gerichtet, der zeigt, daß dieselbe durch anarchi ftische Einflüffe arg angefressen ist. Der Erlaß konstatirt, daß Das Blatt Ni Dieu Ni Maitre" maffenhaft unentgeltlich in der Armee vertheilt wird, ja baß die Verwandten und Freunde der Soldaten, wie die Anarchisten in der Armee selbst bie Verbreitung dieses Journals bewirken. Daß dasselbe verboten wird, ist selbstredend. Der General ordnet aber an, daß alle Kommandeure ihre Mannschaften über die verbrecherischen Biele der Anarchisten aufklären, damit fte energisch gegen diese Stäuber" vorgehen.

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Herr Baudoux ist durch das ihm widerfahrene Mißge schid nicht entmuthigt und er hat auch keine Ursache, es zu sein. Nach dem belgischen Geses ist nämlich die Gemeinde, in welcher sein Etablissement und Schloß gelegen waren, zu voller Entschädigung verpflichtet. Nun ist die Ileine Gemeinde Sumet allerdings außer Stande, Herrn Baudoux die drei Millionen, auf die er seinen Schaden beziffert, zu zahlen, aber der Fabrikherr hofft, daß der Staat der Ge meinde die Summe vorschießen wird. Er gedenkt alsdann, un verzüglich zum Wiederaufbau des Etablissements au schreiten und baffelbe vielleicht schon in Jahresfrist zu eröffnen. Aber er wird fich gegen eine Wiederkehr der Greuelszenen zu ver fichern wiffen; er gedenkt ein Korps von mit Schußwaffen be waffneten Pompiers zu organiftren, das im Nothfalle einigen Tausenden von Angreifern die Stirn zu bieten vermag." So Der Berl. Börsenkourier". Trifft das zu, so würde das ein mal beweisen, das unsere heutige Staatsordnung den Kapita liften niemals zu Schaden lommen läßt, fie erseßt ihm, wahr scheinlich reichlich, was er bei irgend einer Kalamität einbüßt. Die Arbeiter haben in solchen Fällen meist das Nachsehen. Ferner aber würde die obige Mittheilung zeigen, welche Har monie heute zwischen Unternehmer und Arbeiter herrscht. monie heute zwischen Unternehmer und Arbeiter herrscht. Der Unternehmer, der sich ein Korps von Scharfschüßen heranbildet, um das gute Einvernehmen mit seinen Arbeitern aufrecht zu erhalten, in der That ein Bild, das jede man­chefterliche Sozialökonomie auf dem Titelblatt zeigen müßte. Der Berl. Börsenkourier" fügt seiner Meldung troden hinzu: Das ist prattisch und wird an anderen Stellen Nachahmer finden." Wie würde das Blatt gezefert haben, wenn die Arbeiter ihrerseits Bataillone drillen wollten!

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Die Führer der Streitenden in Charleroi   wurden vom Gerichtshofe wegen Bannbruchs, einfacher Bettelei unter er schwerenden Umständen bei Nacht, verbunden mit Drobungen und Erpreffung, sowie wegen Angriffs auf die Freiheit der Arbeit zu Gefängnisstrafen von 3 Monaten bis zu 3 Jahren verurtheilt. In der Stadt herrscht vollkommene Rube. Die Bahl der bis jetzt noch beschäftigungslosen Arbeiter wird auf airta 10 000 gefchäßt.

Frankreich  .

Ueber den Streit in Decazeville veröffentlicht das Organ Rochefort's Intranfigeant", sehr allarmirende Nachrichten. Die Lage hat sich nach diesen Mittheilungen insofern verschlim mert, als die Erbitterung der Arbeiter außerordentlich gewachsen ift. Bu einem Busammenstoße würde es allem Anscheine nach tommen, falls fich die Meldung des Intranfigeant" bestätigen follte, die Gesellschaft erwarte mehrere hunderte italienischer Arbeiter, welche dann unter dem Schuße der Truppen ein treffen und die Arbeit in den Gruben übernehmen sollen. Um Die franzöfifchen Arbeiter auszuhungern": fügt das Organ Rocheforts sehr richtig hinzu. Diese ausländischen Arbeiter würden besondere Quartiere beziehen, die von Militärpoften ge schüßt werden sollen. Weiter wird dem erwähnten Blatt tele graphirt, daß unterirdische Feuer in den Kohlengruben von Decazeville   wüthen. Die Syndilatslammer des Streils ver fügt über einen Staffenbestand von etwa 25 000 Frants, und es steht nach dem Intranfigeant" zu erwarten, daß der Wi derstand der Theilnehmer am Streit fich noch lange auf der selben Höhe erhalten wird, und zwar um so mehr, als alltäg felben Höhe erhalten wird, und zwar um so mehr, als alltäg lich neue Unterstügungen in Decazeville eintreffen.

Großbritannien  .

- In Jrland ift ein neuer agrarischer Mord zu verzeichnen. Montag bend betrat ein vermummter Mann die Wohnung des ländlichen Arbeiters Daniel Neill in Knox, fragte den Insaffen nach seinen Namen, und schot ihn nach erhaltener Antwort auf der Stelle nieder. Man glaubt, Das der Ermordete für einen Nachbarn, der ebenfalls Neill heißt, gehalten wurde. Lesterer hat eine Bachtung übernommen, aus der ein früherer Bächter ermittirt worden war. Bis jetzt hat man von dem Mörder noch keine Spur.

Italien  .

Die Mailänder   Stadtverwaltung faste in stürmischer Sigung den Beschluß, den Forderungen der Arbeiter bezüglich der Brotfteuer nachzugeben, um jeden Anlaß zu ferneren De monftrationen zu beseitigen. Gleichwohl befürchtet man weitere Unruhen, zumal dieselben von langer Hand vorbereitet scheinen. Der Domplat und die Galleria Vittorio Emmanuele   find abermals von einer lärmenden Arbeitermenge überfüllt. Von ben bei den Ausschreitungen verhafteten Individuen wurden bereits zwölf freigesprochen, dreizehn zu einmonatlichem und zehn zu mehrtägigem Arreft verurtheilt.

Spanien  .

Am Sonntage haben in Spanien   die Neuwahlen zu den Kortes ftattgefunden. Bei dem spanischen Wahlsystem ist der Sieg der Minifteriellen ficher. Nach den bisher bekannten Resultaten wurden 310 Minifterielle und 121 Oppofitionelle gewählt. In Madrid   find fünf Ministerielle und ein republi fanischer Deputirter gewählt worden. Der Führer der ge= mäßigten Republikaner Caftelar wurde in Huesca   gewählt. Die Rube ist nirgends gestört worden.

Amerika.

Die Mormonen in Utah   baben zur Beit einen schweren Stand. Das Gesetz gegen die Vielehe wird von den Bundes behörden ftreng und beharrlich durchgeführt. Eine Anzahl Mormonen, welche der Vielweiberei huldigen, sind überführt und ins Buchthaus geschickt worden, gerade wie das jedem anderen Bigamiften in irgend einem Gebiete der Union   ge fchieht. Utab ist ein Territorium der Union  , und die in jedem Territorium in Rraft stehenden Gefeße der Vereinigten Staaten  verbieten die Vielehe dort ebenso wie in Arizona  , Washington  , Jdaho c. Unter den fürzlich wegen Uebertretung des Anti­mormonengeseges in Saft genommenen Mormonen befindet sich Der bekannte poftel Cannon, früheres Kongresmitglied, der in der Mormonenhierarchie an Rang gleich nach Präfident Taylor tommt und die eigentliche Seele des ganzen Syftems ift.

Nach neueren Nachrichten über den Aufstand in Uruguay  sollte fich das Kriegsglüd wieder den Aufständischen zugewen bet haben. Die Insurgenten sollten den Regierungstruppen bei Daiman eine Niederlage beigebracht und der Verluft der letteren etwa 400 Mann betragen haben. Ein Pariser Teles gramm von gestern Abend erklärt diese Nachrichten aber für unrichtig; vielmehr seien die Insurgenten bei Arredonyo ge schlagen und nach der brasilianischen Grenze zurückgedrängt worden.

Parlamentarisches.

Für rüdwirkende Kraft des Lehrerpen. fionsgefeges von 1885 baben sich eine große Anzahl von Betitionen ausgesprochen, welche an das Abgeordnetenhaus ge langt find. Die Unterrichtstommission empfiehlt motivirte langt find. Tagesordnung, weil ohne Mehrbelaftung der Kommunen es nicht ausfährbar sei, dem neuen Lehrerpenfionsgesez rückwire tende Kraft zu geben auf die vor dem ersten April 1885 eme ritirten Voltsschullehrer und weil die Regierung erklärt habe, den Gesuchen der Petenten aus dem Unterstüßungsfonds nach Möglichkeit und Bedürfniß seiner Beit gerecht werden zu wollen. Der Regierungstommiffar hob noch hervor, daß dem Staat die Mittel fehlten, mehr zu thun. Ein Anirag, welcher eine Zusammenstellung über die Einkommensverhält niffe der gegenwärtigen Penfionäre verlangte, wurde mit Stimmengleichheit abgelehnt. Die fühle Behandlung dieser Stimmengleichheit abgelehnt. Frage tritt, schreibt die Freis. Btg.", um so drastischer hervor in einem Augenblid, in welchem die Regierungsparteien wett eifern, allen feit 1870 penfionirten Offizieren noch nach träglich eine Benfionserhöhung zuzuwenden. Und doch läst fich von dem gegenwärtigen Benfionsbetrag der Offiziere in teiner Weise dieselbe Unzulänglichkeit behaupten, wie von dem Benflonsbetrag der preußischen Volksschullehrer.

Der frühere Sekretär von Frland, William Forster  , ist in London   gestorben. Derselbe, im Jahre 1818 geboren, gehörte lange Belt hindurch zu den hervorragendften Mitgliedern ber liberalen Bartel, so daß ihm im Jahre 1875 fogar die Führung der Whigs angetragen wurde; er lehnte diesen Anjan trag jedoch ab. Schon unter dem Minifterium Russell( 1865 bis 1866) belleidete er das Unterstaatssekretariat der Kolonien und war dann später wiederholt Mitglied des Rabinets Blad ftone. Obwohl zu der radikalen Gruppe der Whigs bin neigend, zählte er doch zu denjenigen Liberalen, welche mit den irischen Reformplänen Gladstones nicht einverstanden find, er fand darum auch in dem jezigen Kabinet teinen Plaz.

Beate, nachdem sie ihr Legat ausgezahlt erhalten, fün­bigte in dem trodnen, mürrischen Zone, welcher ihr gegen Edmund zur Gewohnheit geworden, ihren Dienst, um ihre alten Tage, wie sie sagte, in Ruhe ohne Merger zuzu bringen".- Obgleich der junge Erbe auch gewünscht, sich bei Gelegenheit dieser mürrischen Person zu entlebigen, welche er doch nur als eine Spionin in Schäßleins Diensten ansah, verbroß es ihn doch bitter, daß die Alte, welche ihn einst auf den Knieen geschautelt, ihm Pflegerin und Mutter gewesen war, selber fündigte und ohne jeglichen Funken früherer Zuneigung von ihm wich. Mit fühlen Worten entließ er fie, und Beate zog aus dem kalten Stein", in welchem sie bald ein Menschenalter gehauft, mit manch' heimlichen, bitteren Thränen, um nur alle Sonntage einmal, ehe fie in die Kirche ging, bei Frau Chriftinen aus alter Bekanntschaft vorzusprechen und ihren Gefühlen Luft zu machen.

Edmund nahm zu seiner Bedienung einen Lakai, Oswald Sturm, der schon viele vornehme Häuser bedient hatte und zu seinem Geschäft wie gemacht war, ein paar neue Dienstmädchen tamen auch, eine Chaise nebst dem ers forderlichen startbebarteten Rutscher Langte an, und im Hofe des falten Steins" wieherten fortan ein Paar statt liche Rappen, während Herr Josua nur auf Schufters Rappen ober bei besonderen Gelegenheiten mit einem Lohn­Kutscher seine Vergnügungsfahrten machte. Die Bezahlung seiner Schulden in S..., das Leben, welches er nunmehr ftandesgemäß führen wollte, um so mehr, als die Baronin nun ihre Uebersiedlung nach der Residenz bewerkstelligt hatte, nahmen seine disponiblen Gelber start in Anspruch. Er begann daher nach Einsicht der Inventur alle aus stehenden Forderungen einzuziehen und das Geschäft auf zulösen. Die Nothwendigkeit, fich eleganter einzurichten, veranlaßte ihn, eine Menge alter Gegenstände, an welche ihn weber seine laue Erninerung, noch sein Geschmad fesselte, auszumerzen. So tam benn das Mobiliar bes guten, alten Josua, der Mohr wie die Mumie, unter den Hammer. Schäßlein und Bleichmann erstanden ben beften Theil der Gegenstände, welche sogleich in den Laden des Tröblers Gegenstände, welche sogleich in den Laden bes Tröblers wanderten.- Die Auflösung des Geschäfts brachte indeß

alliferag

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Kommunales.

Tagesordnung für die Sigung der Stadtverordneten­Bersammlung am Donnerstag, den 8. April cr., Nachmittags 5 Uhr. Wahl eines Bürgerdeputirten für die Gewerbe- Depu tation und für die Schul Deputation tation und für die Schul Deputation- Berichterstattung über die Vorlagen, betr. Die Stizzen zum Neubau je einer Ges meinde- Doppelschule in der Oberbergerstraße, in der Stalizers Straße 55/56 und in der Derfflingerstr. 18a­besgl. über

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Schurrig gewaltig in Harnisch, welcher für alle feine Mühe im Dienst des jungen Herrn" geglaubt hatte, derselbe werde ihm gewiß die Waarenbestände mit einigen Jahren Rredit überlassen, und er könne alsdann bas rentable Ge schäft fortführen. Edmund bewies sich aber so wenig em pfänglich für die längere Existenz der Firma, so undankbar gleichgiltig gegen Schurrig, daß dieser alle seine Pläne zu Waffer werben fah. Die Waarenvorräthe wurden aus verkauft. In maßloser Wuth darüber rannte Schurrig zu Schäßlein.

It's benkbar, it's möglich, Herr Justus? Das alte gute Geschäft verwüftet, die Waaren um einen Spottpreis losgeschlagen!! Nun seh' ich's doch, daß er ein Verschwender, ein Lump ist, der als Bettler aus dem talten Stein" gehen wird! O hätte der Selige das geahnt, er hätte andere Saiten aufgespannt! Hätte seinem treuen alten Schurrig ben Gram erspart, daß nun Alles zum Teufel gehen muß. Ich bitte Sie um Gottes willen, Schäßlein, was sagen Sie dazu?!" 9

H

Was ich dazu fage?" Justus neigte seinen Mund an bas Ohr des fleinen Buchhalters. Ich sage, daß, der alte treue Schurrig ein solcher Schandkerl ist, daß wenn der alte treue Schurrig nicht macht, daß er mir aus dem Laden tommt, so hau' ich den alten treuen"

Der Buchhalter verschwand spurlos.

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Die neuerungsfüchtige Hand eines jungen Mannes wat mit unglaublicher Eile und nicht geringen Geldkosten in Stande gewesen, das Innere des Hauses gar seltsam zu verändern. Wenn Herr Edmund Hennings nicht die Wände einschlug und die Treppe verrückte, geschah es wohl mu weil das Bauwert gar zu feft und wirklich nicht einzusehen war, wie die Lokalitäten beffer anzulegen seien; auch liebte ber junge Befißer die Bequemlichkeit zu sehr, um den Stod, welchen er bewohnte, auf's Modernste und Theuerste Maurer nicht gern zu vermeiden. Dagegen ward der erste eingerichtet, von jeder Seite Fenster ausgebrochen und jeng Ballons von vergoldeter Bronze eingefügt, die man noch heute sehen kann. Roftbare Meubles  , gute Bilder, Statuen, Portieren und Vorhänge wetteiferten mit vorzüglichen I peten. Die oberen Stockwerke, vom alten Herrn vermiethe

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