»*♦85 Kstmabendl. den 10. April 1886. III. Jahrs. SerliimMM». Drgan für die Interessen der Arbeiter. durä tSgertj D "A O .:1b, i,|tw chen� l «« Nmkehr. Im Allgemeine« ist ei gerade nicht so sehr angenehm, stch des Orfter» mit einem hochoifiziösen Blatte zu de- schäf»ig>n. DaS gilt noch im Besonderen von derNord» demschen Allgemeinen Zeitung", welche von Fall zu Fall undje nachoem" alle Vorkommmsse zurechtstutzt im Juter- esse ihrer Auftraggeber. So unangenehm deshalb ein« Polemik mit dieser durch ihre Hintermänner einflußreichen Zeitung ist, so noth- wendig erscheint es uns, ein solches Treiben aufzudecken. Keine deutsche Zeitung hat nämlich d:e belgischen Unruhe« so, wie dieNorddeutsche Allgemeine Zeitung", zu reaktionären Zwecke» fruktifizirt, keine deutsche  Zeitung, dasBerliner Tageblatt" vielleicht ausgenommen, hat über jene Unruhen so sehr telegraphtsch gelogen, wie dieNorddeutsche Allgemeine Zeitung". Keine deutsche   Zeitung hat die deutsche Arbeiterbewegung m solchem Maße für jene Unruhen verantwortlich gemacht, wie die N. A Z." und keine deutsche Zeitung hat deutsche Ar- bener in solcher Weise verdächtigt, direkt an jenen Unruhen Theit genommen zu haben, wie diese» Blatt. DaS war vor der entgiltige« Berathuag des So- zialistengesctzeS! Und mit Genugthuuvg kann dieN. A. Z." auf ihre Wirksamkeit zurückblicke«. Derrothe Lappen" hat bekanntlich gewirkt. Nun aber kommt dieTimes", das englische Haupt- blatt, und übertrumpft da« Kanzlerblatt noch bezüglich der Verdächtigungen, die dasselbe vor dem Sozialistengesetz gegen deutsche Mitbürger geschleudert. DaS Weltblatt läßt sich nämlich au« Brüsiel schreiben,daß die neuerlichen Unruhen lediglich von Deutschen   angestiftet worden seien; man sei stch in Belqien nur noch nicht klar darüber, ob die An- stlkter der Arbeiterbewegung, die in kurzer Zeit so bedenk« liche Proportionen angenommen hatte, deutsche Anar- chisten oder wohlbezahlte Agenten der deutsche» Regierung gewesen seien, welche die Aufgab« hatten, für dieAnnahme des Sozialistengesetzes zu wirken". Der unangenehme Beigeschmack, de« die Bemerkung derTimes" von denwohlbezahlten Agenten der deutsche« Regierung" hat, wird nun wohl die Ursache sein, daß die N. Allg. Ztg." folgende geharnischte Abwehr das So- zralisteugesetz ist ja jetzt unter Dach und Fach im be­kannte« EutrüstungSton schreibt: Dieselbe« Unterstellunge« sind bereits von der fran- zösischen Presse gebracht worden; wir hätten aber nicht ge- glaubt, daß dieTimeS", welche früher ihren Stolz in ob« zektiven Darstellungen zu suchen pflegte, ihre Spalten bereit- willig und ohne Kritik einer so bötwillige» und handgreif- IeuMeton. Der Trödler. Roma» von A. E. Brachvogel. (Fortsetzung) Sechste» Kapitel. Edmund und Astarte   befanden sich auf der Hoch- zeittreise. Mit dem Bacchantenjauchzen wilde» Entzückens war er an da« Her» diese» makellos schöne« Weibe« gesunken. Den glühenden Freude» de« ersten Besitze« folgt ei« strahlende» Wonnedasei«, ein ewige« Entzücken. Er war mit ihr hin- au» in die weite Welt,»ach der Schweiz   und Italien   ge- reist, alle Freude» und Herrlichkeiten zwischen Himmel und Erde ihr zu Füßen zu legen. Da» junge Paar befand sich also auf der Ho�zeitSreise. Die gnädige Schwieaermama verwaltete indeß da» Hau  « nnd die profane» Angelegenheiten der Familie, be« schäftigte sich aber noch außerdem damit, den armen Grafen  Gildern über sein begrabene« LiebeSglück mit all' dem feinen, herzgewinnenden Takt zu tröste», welcher ihr so sehr zu Ge- vote stand. ,. Sei e«, daß ihr der Graf wirklich leid that, daß sie bei näherer Betrachtung ihres Schwiegersohn« und seiner Verhältnisse wie seine« Charakter« doch Graf Gilderv, trotz de« geringen Reliefs, welche« ihm seine Börse zu geben vermochte, de« Vorzug gab, kurz, letzterer war sehr, sehr oft bei ihr, und sie h,tte sich ihm mit viel mehr Herz ge- nähert, al« bisher. Ihre Thülnahme für denselber mehrte sich aber wider ihre» Wille««och durch de» Umstand, daß Gildern'S Bruder, der Kammerherr, ein überaus listiger macchiavelliflisch geschulter Hofmann, durch einen jener un- ergrüudlichen Schachzüge, welche über Gunst und Ungunst, wtthm das Glück de« Betheiligte» bei Hofe so oft ent- scheidc», plötzlich in den Vordergrund zu treten und in der Nähe de« Fürsten   eine Stellung einzunehmen begann, die seiner frühere» Vergessenheit sehr entgegengesetzt war. Dem- lichen Erfindung öffnen würde, welche ledialich de« Zweck hat, die deutsche Regie-ung ohne jede Veranlassung zu verunglimpfe». Die betreffende Korrespondenz, welche im direkten Widerspruch mit allen bisher veröffentlichten That- fachen steht, wirft ein traurige« Licht auf die Information«- quellen derTimes"; ste ist ganz im Style und anmaßende« Tone des Pariser Konespondenten diese« Blatte« geschrieben, welcher schon so viel dazu beigetragen hat, durch seine groteske Art da« Ansehen derTimes" nicht nur in England selbst, sondern auch im Au«- lande wesentlich zu«ntergrabe». Ihr Brüsseler Korr«- spondent mag der Ansicht sei», daß er derTime«" ge- fällig ist, wen« er Deutschland   gegenüber in denselben Ton verfällt, der die chauvinistische französische   Presse charakte- risirt, urd»ach der schulmeisterlrchea Ar» und Gehässigkeit, welche sich auf Grund der Pariser Zuschriften häufig in dem Cityblatt breit macht, ist die« kaum zu verwunder». E« charakterisirt die Richtung derTimes" aber in einer Weise, daß wir nur bedauern können, daß sie derartig« deutsch  - feindliche Korrespondenzen nicht einmal einer Kontrole für werth hält; sie hätte bei ihren Beziehungen leicht feststelle« können, daß ihr Brüsseler Korresponvent falsch derichtet hat, denn amtliche Nachforschungen der belgischen Organe habe« ergebe«, daß außer einem gewissen Breckenkamp, welcher in Lüttich   beim Anfange der Bewegung auftrat, kein einziger Deutscher sich al« Anstifter oder Führer bei den Unruhen demerkbar ge- macht hat. Alle Führer und Anstifter warm Belgier. Allerdings befanden sich unter der Masse der verhaftete« Ruhestörer auch deutsche; die Zahl dersilben wurde aber von Franzosen   und Niederländern weit Übertrosse», und die Thatsache, daß sich unter de» revolutionirtcn Haufe» auch Flemde befanden, kann bei der großm Anzahl ausländischer Arbeiter, die in den Bezirke» von Lüttich  , Seraing  , und Charleroi   beschäftigt waren, nicht überraschen." Diese Abwehr derNordd. Allg. Ztg." erfüllt uvS mit Gmugthuung. E« liege» in derselbe» fast alle Behauptun- gen, die wir, aber vor der Abstimmung über die Ver- längerung des Sozialistengesetze« gemacht haben.--- Somit ist also der Beweis erbracht, daß die deutsche konservative und gouvernementale Presse v o r der Berathung de« Sozialistengesetze« die Unruhe« in Belgien   a b s i ch t- lich übertriebe», absichtlich die Nachrichten über diese Unruhen gefälscht hat, lediglich au« dem Grunde, um Stimmung für die Verlängerung de« Sozialistengesetzes zu machen. Wir wolle» die«, wen« auch xost kestnm, hier einfach konstatirm vor dem Volke muß solche« Gebahrm fest- genagelt werdm. zufolge besserte sich die Position des Grafen Tankred ganz bedeutend. Er hatte Gelegenheit erhalte», sich der regie- renden Herrscherfamilie zu näher», auf sie die volle Batterie seiner LiebmSwürdigkeit zu richten, und man sprach sogar davon, Prinz Arthur, der dritte Sohn de« König  «, wünsche ihn zu seinem Adjutanten zu ernmnm. Diese Perspektive machte die alte Baronin überaus ge« davkmvoll, ja um so schwermüthiaer, je mehr sich die Ver- hälmisse Edmund'« vor ihrm Blicken de« neu geträumte» Glanzes entkleidete« und ihre wahre Gestalt anuahmm. Wohl war der Gatte ihrer Tochter ei» reicher Man», aber trotz ihrer vielfachen Verbindungm, trotz Edmund'« eigmem Eifer sah sie lebhast ein, daß ei« rasche« Empor- komme» ihres Schwiegersöhne« unmöglich, und die Aussicht auf einm besonder« hohen Rang um so schwächer sei, ze mehr sie sich durch eigene Bemühungen überzeuge» mußte, daß ihr Einfluß nur höchst gering war. Der Man« ihrer Tochter nur ei» Assessor, höchsten» einmal Rath, Graf Gildern Adjutant de» Prinzen und koursähig l Entsetz- licher Unterschied! Welche srhr irdischen Grenze« aber sogar auch der Reichthum Edmund'S hatte, lernte die gute Dame eher kennen, als ihrem Schwiegersohn angenehm sei« konnte, und diese Entdeckung mußte für Alle gleich folgen- schwer sein. Es waren etwa vierzehn Tage seit der Abreise Edmund'« und Astarte  '« verflossen. E» giebt Zeiten, wo stch einen Tag um de« andern de« Leben« Bächlei» glatt und mit wenig Veränderung im alten Bette de» Dasein« bewegt, aber e« giebt auch Tage, wo e« drunter und drüber geht und Dinge geschehen, die uns gar lange Zeit zu denke« gebe«. Ei« solcher Tag brach für Zustu« an. Schätzlein hatte eben Beate» wieder zur Ruhe ver- wiesen, welche nicht umhin gekonnt, zu erscheine», um über Edmund'S Treulosigkeit eine Fluih von Klagen, eine Ver- dammuvg seine« ganze» künftige» Leben« loszulassen. Da die gute Alte nun bei Justus nicht ankam, mußten Mathilde und die Mutter um so ärger herhalten, denn Beate begriff nicht, daß sie nur nutzlos alte Wunden aufriß und Mathilde» in peinliche Verlegenheit brachte. Politische Ueberstcht. Folgende« Urtyetl über die Sozialdemokratie und daSBürgerthum" fällt ein gioser Fadnlai.t(51. Flür« schheim?) in der ElberfelderFreien Piefft":Ohne die Sozial- demokratie ist überhaupt eine wiekliwe Reformbeweguna beut zutage gar nickt denkbar. Sie repräsentirt den Jvealibmu« der deutscken Nation. DaS Bürgerthum, das frühe» noch in diesem Artikel machte, hat ih» als unrentabel au'gegeben und hat gegenwärtig nur ein Gelühl, daS deS Bedauern« nämlich, daß gewisse Oeffnungen gewisser Menschen nicht groß genug sind, um in corpore hinein­kriechen zu könne n." Zur Kolonialpoltttk. DieKöln  . Z." glaubt die Ursache für das Einschreiten des deutschen Kanonenboots am Btmbia- fluffe mit großer Wahrscheinlichkeit errathcn zu können. Wie dem Blatte seiner Zeit berichtet worden, versteht man unter dem gemeinsamen Namen Bimbia drei verschiedene, nicht weit aui einander gelegene Ortschaften: König Wilhelme darf, Decullusdorf und Moneyvorf oder Money Bimbia. Wil  - hclmidorf und Moneyvorf find die größten, da ste 40 bi« 50 Hütten zählen. Die Bewohner von Wrlhelmsdorf waren von vornherern deutschfreundlich, während in Moneyvorf der englische   Einfluß noch immer ziemlich stark war. Bimbia ich an daS Deuische Reich gekommen und cS scheint, daß der englische   Einfluß wohlgemerkt, nicht der amtliche, sondern der auf Privarvortheil ausgehende von im Kamerungediet lebenden Engländern auch nach der Anerkennung der deutschen Schutzherrschaft durch England weiter thärig geblieben ist und die bethörten Bewohner von Moneydorf zur Empö ung ver- leitet hat. DieStrafe" dafür, so oermuih't dieKöln  . Z.", war die Zerstörung de« Dorfes, dessen Bewohner wahrschein­lich, al« die Besatzung desCyklop" Ernst wachte, da« Werte ge­sucht haben. DerCyklop" hat 4 Geschütze und 67 Mann Besatzung. Die Prämie«, welche die BernfSgenossenschafte« auf Grund der im§ lÖO des UifalloerficherunaegesetzeS gedo enen Uebemahme der R-ck'e und Pfl chten aus PrtvataerstcherungS- Verträgen an die Privat UafallverficherungSgesellsch rsten zu leisten haben, find, nach Mittheilung derB. P. N.", leider sehr beträchtlich und werden bei einzelnen Berussgenoffen- schaften die Summe der in den ersten fünfviertel Jahren auf- zubringenden eigenen Prämien nicht unerheblich übersteigen. Glücklicherweise laufen diese Verpflichtungen in der ü�erwie- genden Mehrzahl der Fälle innerhalb deS JahreS 1886 ad, so daß für die Zukunft diese Leistungen in Fortfall kommen. Diätenpro, est. In zweiter Instanz wurde der Diäten- Prozeß gegen den Abgeordneten Dirichlet   vor dem Oder- landeSgertcht in Königsberg   am Mittwoch verbandelt. Der Abgeordnete Dirichlet   hat eingeräumt, nur ca. 500 M. au« der Kasse der Fortschrittspartei eryalten zu haben, behauptet sedoch. diese Summe nickt für seinen Unterhalt in Berlin   während de« TagenS des Reichstages, sondern zu Reisen im Interesse der Fortschrittspartei verwendet zu haben, eventuell hat stch derselbe zur Ableistung deS Ueberz-ugungscideS erboten. Der Gerichtshof setzte die Publikation des Urtheils noch au«. Kaum war es indeß dem Trödler gelungen, diese Attaque auf seine Geduld siegreich abzuschlagen, al« sich die Laden- thür öffnete und ein ältlicher Herr, etwa« korpulent, mit einem Äändchen im Knopfloch, eintrat. Gehorsamster Diener, Exzellenz! So früh bei Wege? Was schafft mir die Ehre? Etwa ein Bild oder eme alte Postille, auf die Sie Jagd machen?" Der Eintretende, Kabinetsrath von Buchmana, lächelte. Mein alter Freund, ich wollte eben frage», von wem der prächtige Stich des Richard Cromwell ist, nach dem Dresdener Bilde von van Dyck. Linienmanier und au« dem votig«» Jahrhundert. Wissen Sie ihn aufzutreiben? Ich habe nämlich eine Sammlung historischer Porträt«." Hm! Ja, ja, Georg Raspe hat ihn gestochen. Kopf und Hände sind schön, die Rüstung aber ei» bischen blechern. Ich dent' ich Hab' den Stich bei Aronsoh» ge­sehen. Am besten, Sie schicken eine» Fremde» hin, den» kommen Sie selber, ist der Kerl unverschämt. Neulich hatte er'nen Boisficr«, den wollte ich gern habe«, da macht' ich'« auch so und kriegt'» billig. Der Esel weiß nämlich nie, wa« er Gute« hat, aber merkt er, man ist hitzig drauf, fordert er in'« Blaue. Hab' aber wahrhastig noch nicht gewußt, daß Sie auch auf Stiche gehe«, ich denke, Sie halten'« nur mit raren Bücher« oder alte« Waffen?" O, Stiche sind ja mein Hauptvergnügen, mehr al« alle« Andere! Ich glaubte nur nicht, daß Sie welche sammelte«, wenigsten« sind Sie damit immer heimlich ge- wese«! Seh' Einer an, und nun hat er gar einen Boiffier! Kann man ihn sehen?" Herr Kabinettrath, S,e wissen, ich verkaufe Alle«, den« Verdienst ist die Hauptsache. Aber zweierlei verkauf ich nicht, meine Tochter und meine Kupferstiche. Sie sind meine Schätze, und wenn ich Ihnen diese Sammlung zeige, dann komme» Sie mir in« Gehege." Ach nein doch, Schätzlein I Seien Sie kein Narr; her damit! Ansehe« ist doch keine Sünde. Ich geb' Ihnen die Versicherung, ich sage Niemandem davon." Ist'S auch gewiß?" Auf mein Wort, ich schweige."