Mr. 91. Konnabend, den 17. April 1889. III. Jahrß. triintiMsliliill Krgsn für die Interessen der Arbeiter. 4 Da« ttSevIise« V-!k«Slatt" «scheint läzlich RnraenS aujer nach vom» und �efttagen. Ubomrem«ntS»rei� für Berlin frei in'« tzäu« vierteljährlich 4 Marl , monatlich 1,55 Mar!, wöch Nummer S 4 5Warl vierteljS Stmelnl tTmg« monatl'-ch 1,55 Mar!, wöchentlich KS Pf. 5 Pf. TonntagS-Rumme! mit illustrirter PoRy......~ getragen in der PoN�it: Nadorst«litte für 1««S unter Rr. 709.) eilag« 10 Pf. J«fertio»«gebühr beträgt für die 4 aefpaUete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. ArbeitSmarv 10 Pfennig«. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinlunft. Inserate werden biß 4 1% NachmMagt in der Expedition, Berlin äW., Zimmerstraße 44, sowie von allm Ann«««,- Bureaux , ohne Erhöhung de« Preise«, angenommen. Redaktion: KesthSnche SS. GWsditis«: M««erstraßs 44. TWöfk Nicht. Durch eine ganze Reihe von konservativen Provinzial- Zeitungen geht ern längerer Artikel über da« fünfzig» jährige Dienstjubiläum de« Herr» Zustiz» Ministers Dr. Friedberg, ver entweder ganz oder zum Theil dem.Reichsanzeiger" entnommen ist, oder irgend einer offiziösen Mache entstammt. Um nun von vornherein jede falsche Auffassung au«. zuschließen, al« ob wir irgendwie dem Herr« Zustizminifier zu nahe treten wollten, erklären wir, daß wir dem be- treffenden Herr« weder freundlich noch feindlich gegenüber stehen, daß wir ferner wohl begreife», daß man ihm seitevS der regierungsfreundlichen Presse«ach seiner lange« und auch anstrengenden Beamteothätigkeit eine Ovation bereitet und daß wir durchaus nicht geneigt sind, diese Ovation zu stören. Andernfalls hätten wir diesen Artikel früher ge- schrieben. Worauf e« uu« lediglich ankommt, ist, die bodenlose Leichtfertigkeit zu kennzeichne«, mit welcher offiziöse und gouvernementaleSchriftsteller" zu arbeiten pflegen; die Mache" zu zeige«, wie derartige offiziöse Publikationen entstehen. Jeder Halbweg» gebildete Leser von einem Schrift- eller verlangt man du» doch gewiß kennt da« Shake» peare'sche Drama:König Heinrich IV."; die Hauptfigur * diesem Drama ist Sir John F a Ist äff, das Urbtld eines versoffene«, verweichlichte» Schmarotzer«. Dabei ist dieser Falstaff ei» Aufschneider und Prahler, der aber überall anSreißt, wen« e« zum Kampfe kommt. Der Prinz Heinrich nennt diesen seine« lüderliche» Knmpa«einen spitzbübischen, abscheulichen Verführer der Jugend, einen alte« weißbärtigen Satan": und ei» ander« mal eine» grützköpfigen Wanst, einen schmutzige« fetten Talgklumpen; und ferner titulirt ihn der Prinz mit schar» fem Spott al«ehrwürdiges Laster" undgraue Ruch» lofigkeit". Halb gezwungen mußte Falstaff an der Schlacht mit Theil«ahmen; er führte fei»Lumpenpack", eine Rotie von 150 verbummelte» Strolchen in eine Enge,wo sie eingepökelt" waren und umgebracht wurden. Er selbst war vorher auSgekniffe», und hält eine» Monolog, worin er mit dieser Heldenthat prahlt.In London kriegt' ich nicht leicht einen Hieb, hier fürchte ich mich davor" so redet der«idle. Und als Falstaff wider seinen Willen in die Gefecht«» linie kommt, und der Schotte Douglas auf ihn einstürmt, da fällt unser Held nieder und stellt sich todt. Sein Gegner eilt weiter; Prinz Heinrich erschlägt in Falfiaffs Nähe den Percy, die Gegend ist vo» Feinden ver» Jseinlletcm. Der Trödler. Roman vo» A.®. Brachvogel. (Fortsetzung) Bleichmann, Sie sind O ja doch, ja! Warum sollte« Sie nicht meine Lag« benutzen und mich betrüge«? Wisse« Sie doch sehr gut, daß mir Alle« zum Ekel ist, ich'« um jeden Preis lo» fei» will, nicht«ehr diese Sachen sehe» kann! Sie sind auch Einer vo» denen, die ich in meiner Jugend geliebt und für ehrlich gehalten habe, und doch ist Einer ein Schurke wie der Andere I Fort, nehmt Alle« fort dafür l" Lieber Herr Edmund, wen« Se««ich ungüiig nehme«, daß Se der alte Bleichmann so titulirt, ich will Ihne« e Mal'wa, sage«!- Wm« e Mensch Geld hat, aber nich weiß, wie viel e Thaler werth i«, wie lange e armer Mensch arbeite» muß dervor und er werft fem Ecbtheil in e Jux,- hast de geseha, warum soll e Andrer nich dervo» rapsea, was er kann, wo ei doch i« wert besser aufgehoben? 1 Thun Se mer doch de» Gefallen l Werd' ich gebe» also wegen de alte Freundschaft fünfhun- «fünfzig Thaler, und im machen Se fei Gesäure, sagen ,3a doch, zum Henker I"_ ,Werd' ich bringen in'ne halbe Stunde e MeubleS» wagen und'« Geld' Gott behüi' Se I" Edmund starrte vor sich hin. Wenn ei« Mensch Geld hat, aber nicht weiß, wie viel ein Thaler werth ist, wie lange ein armer Man« dafür arbeiten muß! Arbest l Werth de« Leben«! Haha, wa« hat den» noch Werth für mich? Wozu soll ich arbeiten? Wer ei» liebendes Weib und holdlächelnde Kinder hat, der rede so weise! Ich? Wofür soll ich leben, wozu ringe»? Damit etwa, noch ehe ich kalt bin, Fremde in meinem Schweiße wühlen, von meiner Arbeit sich mästen? O mein lieber, todter Vater II" lassen. Falstaff steht auf und sticht»ach dem tobten P-rcy. um später zu lügen, er habe den Helden erschlage«. Und bei dieser Gelegenheit hält Falstaff eine« Monolog, in welchem er die bekannten Worte braucht: Da« bessere Theil der Tapferkeit ist Vorsicht!" Weshalb haben wir den» unfern Leser» diese bekannte» Geschichte» vorgeführt? Wir fanden in dem vo» uns oben angedeuteten Gratu« lationSartikel, der dem Herr» Justizminister Dr. Friedberg gewidmet ist, folgenden Satz: Und mit der Bescheidenheit beobachtet er(der Justiz» minister) auch allen Parteien gegenüber stet« ei» solche« Entgegenkomme», dat ih» vo» jeder eotschiedene« Gegner» fchaft befreit gelasse» hat, u«d namentlich hat sich die« i» den Parlamenten bewahr Heitel offenbart Der Grundzug sei»e« Wesen« sich in Shakespeare '« Worten: heil der Tapferkeit ist Vor» und Verhaltens Das bessere ficht." Wir habe« dieser Auffassung nicht« hinzuzufüge». Der Herr Justizminister muß selbst wisse», wie er ein solches i, so kann riftsteller» .Lob" hinzunehme» hat. Erregt aber die so nahe liegende Parallele in weite» Kreisen stürmische Heiterkeit, sich der Herr Justizminister bei de»Schrif. seiner Partei, oder besser noch bei der öffiziösenMache bedanken. Wir wolle« hier nur«och auf ein ähnliche« komische» Mißverständniß aufmerksam«ache». Ebensowenig, wie Shakespeare da« Wort, welches er ei»«« Falstaff in den Mund legt, zu seinem eigene«, oder aar zu seiner Lebens» anschauung gemacht hat, ebensowenig glaubte Goethe daran, daßLeipzig ein kleine» Paris " sei und �seine Leute bilde". Am allerwenigsten aber wollte Goethe damit der Stadt Leipzig ein Kompliment mache», wie die« in de» weiteste» Kreisen der Leipziger Spießbürger«och immer geglaubt wird. Goethe legt dieWorte einem versoffene» Studenten mit dem bezeichnende» NamenFrosch" t» de« Mund und zwar Faust und Mephisto gegenüber, die er für fremde Kleinstädter hält. Frosch sagt zu seinem Kumpan»or Gieb acht, ich schraube fie", welche» Wort ihm die mephi» stopbelische Weisheit einbringt:Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wen« er fie am Krage» hätte". Der biedere Leipziger, der glaubt, daß Altmeister Goethe da« betreffende Wort al« sei»« Ueberneuaung au«- gesprochen hätte, merkt aber nicht, daß derFrosch" i h n am Krage« hat. Und ebenso geht e« unser« brave» Offiziöse» mit ihrem: Der beffere Theil der Tapferkeit ist Vorsicht". N" sie diese Epistel gelesen habe«»erde«, da erst wird Nachdem d ihnen Daß Astarte ihre« Gatte» verlasse« u«d die Scheidung im Gange sei, war daß Gespräch aller Zirkel der große« Welt. Auch Gildern, als Astarte'« romantischer Beschützer, kam in» Gerede, und die M««te tausend schadenfroher Zunge««ard gegen beide Gatte« losgelassen. Wie e« ge» wöhnlich zu gehe» pflegt, bildete» sich Parteien. Die eine gab Astarle«, die andere Edmund die Hauptschuld. In de» vornehme« Kreise» ward letzterer durchaus»erdammt und sein ferneres Auftreten i» alle« jene» vielverzweigte», ein- flußreichen Familie« unmöglich, welche mit Wolkenstein« zusammenhinge». Namentlich war der Adel ganz empört, und der einzige Vorwurf, der Mutter und Tochter traf, blickte«, wie Buchmav«, und daher Edmund bedauerten. Besonder« hatte er die Stimme« Derer für sich, welch« seiner Sphäre näher standen. In Einem waren indeß Alle einig, daß Edmund grenzenlos unbesonnen gewesen und sich durch de« genommene« Abschied um alle Zukunft gebracht habe. E» bedurfte aber doch einiger Zeit, ehe da« Gerückt der Scheidung Edmund'» au» de» feinere« Kreise» i« die bürgerliche Sphäre dra»g, u»d Justus erfuhr daher das Geschehene nicht so bald. Allerdings hatte Bleichmann'« Ankauf ein sehr verdächtige« Aussehe», auch ließ der Jude Bemerkungen fallen, die so ziemlich de« Nagel auf den Kopf trafen. Halb au« Zufall, halb au» Absicht führte den Kabmets» rath Buchman» sein Weg beimkalten Stein" vorbei. Die Boissitr'sche« Stiche waren die Gespenster , welche ihn ewig quälten, deren Besitz ihn selbst zu große» Opfer« veranlaßt hätte und nach welche« er um so sehnsuchtsvoller trachtete, je vollständiger Justus' Sammlung war, je fester der Trödler seinen Schatz hielt, je sorglicher er alle« Lockungen Buch» mann'S widerstanden. Nach langem Schmolle« deS Kabinetß- rath», und nachdem derselbe, ei« sonst so eifriger Kunde, wohl über ei» Jahr nicht« mehr von Justus gekauft hatte, stellte er sich nun wieder ei«. Guten Tag, Meister Echätzlei«! Na, wie geht'S?" da« Verständniß aufdämmern, daß der Falstaff s i e am Krage« hatte. Der Herr Justizminister aber möge den Aermsten ver» zeihen._ Zu iitu Uuruhm i« Wutkumilluiu. --- Wir haben diese Angelegenbeit bisher kaum berührt und kommen jetzt darauf zurück, um einige Betrachtungen daran zu knüpfen. Zunächst die Thatsachen! Der ultraklerikalc Seidenfabri» kant(8 i r a u d in Lyon hat in den Lyon benachbarten De» partemevtS die La Co« zur Dorfgemeind______ chen Bourgoin im Jsöre.Departement. Sie bildet ein mit starken Mauern umgebenes festungSartipeS Gebäude und steht unter Leitung eine« Elsässer« Namen« Fischer, der seinem Herrn an frommer Gesinnung ebenbürtig ist. Die Arbeiterinnen in La Comb« stehen unter der Aufficht von Nonnen, müssen regelmäßig beichten gehen, und man zieht ihnen von ihrem Lohne jede Woche einen Betrag ab, der zur Unterhaltung de: Schwestern und de» Beichtvater« dient. Außerdem ist in der Fabrik eine Privatkapelle eingerichtet, ohne daß Je- wand die behördliche Erlaubniß nachgesucht hätte. Nun schreibt da« Konkordat in den bestimmtesten Ausdrücken vor, daß in Frankreich Niemand ohne die vorhergehende Genehmigung der Staats» und Gemeindebehörde eine katholische KuItuSstätle er» villain erhob also beim Präfekten Beschwerde gegen den Be» stand der behördlich nicht genehmigten Pcivatkapelle und der Präsekt forderte in einem Erlaff« vom 19. Juni v. I. ven Fabrikanten Giraud auf, die Kapelle unverzüglich zu schließen und sich den Vorschriften des Gesetzes anzu» bequemen. Die Antwort bestand wir folgen hier derVoss. Ztg." in einer Kundgebung, die eine offene Auflehnung egen die Staatsgewalt darstellte. Die Arbeiterinnen zogen in irozesfion zu ihrer Kapelle, die Fabrik wurde festlich beleuchtet, n Feuerwerk abgebrannt und ein Gastmahl von KLO Gedecken ausgerichtet, bei welchem der Bischof Fava den Vor fix führte und die Republik in Tischreden nach HerzenSlust geschmäht wurde. Mit einer Langmuth, welche die Republik bloS kleri- kaler Widersetzlichkeit entgegengesetzt, wurde der Schließungs» befehl einige Monate darauf wiederholt und als Herr Giraud fich wieder nicht daran kehrte, härte der Präfekt die Sache wahrscheinlich einschlafen lasten, wenn der erbitterte und nach. tragende Gemeinderath von Chateauvillain nicht wiederholt und mit äußerster Entschiedenheit sein Recht geltend gemacht und die Schließung der Kapelle geioidert hätte. Die letzte Vor» stellung der Gemeinde ist vom 8. März datirt und am 6. d. M. gab der Präfekt, um der Sache ein Ende zu machen, dem Polizetkommiffar von Bourgoin den Befehl, die Schließung amtlich vorzunehmen und die Thüren zu verstegeln, dt» die Danke, Exzellenz, immer beim Alte« I Gesund find wir Alle«och! Sind Sie«u wieder gut auf de» alte» vchätzlein?" Ja, wen« Sie nicht so zähe sind! Wie wär'« den«, JustuSche«, mit de« Stiche»? Gebe» Sie fie doch heraus!" mir gar nicht ei«, Herr Kabinetsrathl Fange« Sie schon wieder die alte Litanei an?" .Fällt mir sie schon wiedl Aber. Ii Justu», Sie könne» ja die Stiche bei mir so oft bewunder«, wie Sie nur wolle». Ob die Sammlung nun hier liegt, oder bei mir, ist doch ganz gleich. Solch' schöne« Geld, wie ich Ihnen geboten, ist doch für eine» Geschäftsmann nicht zu verachte» I" Aber die Stiche sind doch mein, wen« sie hier sind, Exzellenz! Heber da« Gefühl geht nicht«. Eben so gut könne» Sie ja auch zu mir kommen, wenn Sie sie sehen wolle«! Selbst da» Museum hat die Sache» nicht'mal, außer ei« paar kleinere» geringen Blättern. Vor ihnen bin ich auf meine Weise poetisch, und schwelge wie ein König! Nimmer laß ich«ir die Freude nehmen, bei Gott ! Ei» für alle Mal, quäle» Sie mich nicht!" Hol' Sie doch der Kuckuck," polterte Buchman«,Sie iher, schauerlicher Harpax I Aber ich laß nicht nach, ÜustuS, mit Bitte» und Drohe», Schmeicheln und Chikanire», und wahrhaftig sollt ich Ihnen auch auf irgend eine Art'neu Posse» spielen, ich thu'S, eh' ich dulde, daß ei» Anderer diese herrliche», kostbare« Schätze sei» nennt, wie ich!'» ist nichtswürdig,'s ist empörenv. Aber ich komme wieder, Sie alte, zähe Festung, ich komme Kommen Sie wieder, komme« sie nicht, mir einerlei. Mit den Stichen ist'« nicht«, Exzellenz I" t, Buchman« stülpte heftig de« Hut auf und wendete sich «ach der Thür. An derselbe« kehrte er um. Die Geschichte mit Ihrem Wirth wisse» Sie doch schon? Was sagen Sie zu der Scheidung?" Was Wirth I ScheidungSgeschichte, Exzellenz? Ich weiß nicht«:" Sie wissen noch nicht, daß Frau Astarte ihrem Mao«« dem Assessor, durchgebrannt ist und Graf Gildern, der Adju