% Bruder nicht ferner als seinen Stellvertreteter zu ver-' wenden. Es wurde ausdrücklich detont, daß der Polizei nicht das Recht zustehe, denetwa nur als Gast" im Lotale an« wesenden Bruder deS WirtheS aus dem Lotale zu entfernen. Die Polizei würde also, wenn fie ZwanqSmoßregeln in solchem Falle androhen und später zur Anwendung bringen will, den Nachweis sühren müssen, daß der Betreffende wirtlich Stell- Vertreter des WiithcS ist. Polizetbericht. Am 14. d. M, Vormittags rollte dem am Packhof mit Ausladen von Fäffern beschäftigten Arbeiter Kunert ein schweres Faß über dai linke Bein und fügte ihm einen Kaöchelbruch zu. Er wurde mittelst Droschke nach der Klinik in der Ztegelstlaßc geb acht. An demselben Tage Nachmittas fiel der Kutscher Räbke   dadurch von seinem mit Steinen beladen«! Wagen, daß fichZ die vordere Schütze deS- selben plötzlich löste und die Steine, auf denen er saß, nach- stürztm. Er gerieth unter die Raver, wurde Übersahren und so schwer verletzt, daß er in der Nacht darauf im Lazarus  - Krankenhause verstarb. Am 15. d. M-, Nachmittags wurde der Arbeiter Kriewitz in der Jnvalidenstroße von einem Ar- deitswagen überfahren und am rechten Oderarm und Ober« schenke! nicht unbedeutend verletzt. Er wurde in daS Lazarus- Krankenhaus gebracht. Zu derselben Zeit stürzte der Hilfs- bahnwärter Bratzman auf dem Terrain der Nordbahn plötzlich zu Boden und verstarb auf der Stelle. Die Leiche wurde nach dem Leichenschauhause gebracht. In der Nackt zum 16. d. M. brannte der Dachstuhl einer Färberei im Quergebäude Breitestraße 29. Das Feuer nahm die Thätigkeit der Feuer- wehr längere Zeit in Anspruch.   Am 16. d. M. früh stürzte der Maurer Wostrack beim Anbrinaen eines HängegerüsteS auf dem Grundstück Spandauerstraße 72 aus der Höhe deS zweiten Stockwerk» in den gepflasterten Hof hinab. Er erlitt einen Bruch de» linken Oberschenkels und eine Verstauchung des KreuzeS und wurde nach der Charitee gebracht. Gerichts-Ieiwng. Unter der Anklage deS Ouerulirentz erschien gestern der Koffäth August Lehmann auS Kuschkow vor den Schranken der«stcn Strafkammer hiefigcn Landgerichts l. Wegen seines Beitrages an Getreide zur Besoldung deS Gemetndenacht« Wächters prozesfirte der Angeklagte, der Ich von dem Amts- Vorsteher und von dem OrtSschulzen beeinträchtigt fühlte, seit einer großen Reihe von Jahren, indem er behauptete, nach den älteren Rezeffen müßten die Bauern ein größeres Quantum an Roggen beisteuern, alS die Büdner und Koffäthen. In der bis zum Oberverwaltungsgericht gegangenen Verwaltungtstreü- fadhe waren eine große Anzahl von OrtSeinwohnern als Zeugen vernommen, und haben dieselben Aussagen gegen das Jntereffe deS Angeklagten abgegeben. Der höchste Gerichtshof hat auf die Zeugenaussagen kein Gewicht gelegt und seine zu Ungunsten deS Angeklagten lautende Entscheidung auf Auskünfte der Behörden abgegeben. In dem' Glauben daß die betreffenden Aussagen dennoch zu seinen Ungunsten eingewirkt haben, reichte der Angeklagte gegen die Zeugen und gegen den AmtSvorsteher Denunziationen wegen Meineids resp. wegen Anstiftung dazu«in, wurde aber mir denselben zurück- gewiesen. Er wiederholte diese Denunziationen aber noch drei Mal und, trotzdem ihm im letzten Bescheide mit Bestrafung wegen Querulirens gedroht worden war, wenn er von weiteren Anträgen nicht ablaffe, reichte er im Juli vorigen JahreS auch noch eine füntte Anzeige ein. Auf die gegen ihn erhobene Anklage wegen QuerulirenS machte der Angeklagte darauf aufmerksam, daß er vor der letzten An- zeige neue Thatsachcn ermittelt hatte, von denen er fich wohl einen Erfolg versprechen durfte. Der Gerichtshof gewann aber aus dem Aktenmaterial die Ueberzeugung, daß fich der Ange- klagte der Erfolglofigkeit seines neuen Angriffs bewußt sein mußte und verurtheilte ihn deshalb zu 14 Tagen Gefängniß. Wegen einfacher und verleumderischer Beleidtgung der Lehrerschaft der 28. Gemeindeschule hatte fich gestern Frau Karoline K. vor der 90. Adthetlung des hiefigen Schöffen- aericht» zu vnantworten. Der 11 jährige Sohn Konrad der Angeklagten war in den Tagen deS 20., 21. und 22. Juni v. I. mit Nachbleiben destraft, von der letzteren aber zu Hause zurück- behalten worden. Rektor Rau ließ nun der Angeklagten be» stellen, daß, wenn ihr Sohn auch am 23. fich nicht zur Nach- bleibestunde einstellt, dieS so angesehen werden würde, alS od er die Schule geschwänzt hätte. Gegen Mittag stellte fich an Stelle des Sohne? die Angeklagte ein und überschüttete den Rektor Rau mit den schwersten Vorwürfen; namentlich sagte sie ihm auf den Kopf zu, daß er die Trunkenheit einiger seiner Lehrer und die Mißhandlung der Schulkinder durch die« selben nicht sehen wolle:In eine solch verfl---- Schule, in welcher ihre Kinder zu Schanden geschlagen find, schicke fie ihr Kind nicht mehr" Mit den Worten: »Sie Lusch, Sie," verließ die Angeklagte den Schul- flur und wiederholte diese Schimpferei rioch auf der Straße. Am 14. August v. I. wurde die Angeklagte von der städtischen Schuldeputation vernommen und hat bei dieser Gelegenheit behauptet, daß nach der ihr von ihren Kindern gewordenen Mittheilung zwei Lehrer fich von den Kindern Schnaps holen ließen und oft betrunken seien. Im gestrigen Termine wurden über diese Behauptungen Beweise er Hoden. Nach der Be« kundung einiger Knaben hat der inzwischen verstorbene Lehrer E. fich einige Male«inen Ingwer holen lassen. Rektor Rau erklärt dies damit, daß E. 10 Jabre lang an Skorbut  gelitten und daher den Ingwer als Medizin eingenommen bade. Die behaupteten Mißhandlungen bekundete nur der Konrad. Der Staatsanwalt beantragte wegen beider Beleidi- gungen acht Wochen Gefängniß. Der Gerichtshof sprach wegen des zweiten Falles frei, weil ihr da der Schutz deS§193 Str.-G�B. zur Seile steht, und verurtheilte die Angetlagte AMN der ersten Beleidigung zu tiner Woche Gefängrtß. Ihr theilerr diesen Fall zur Warnung für allzu heißblütige ZvtüNer mit. t Durch eine reiche Heirath wollte der Schlächtermeister A. seinen zerrütteten VermögenSverhältniffen zu Hilfe kom- men. Er hatte cm 1. Juli 1883 in der Charlottenstraße erne Fleischerei übernommen und in der ersten Zeit war daS Ge- schüft brillant gegangen. Von seinem Vorgänger her hatte er ür große Restaurants die Fleischlieferungen gehabt und einen Umsatz von vielen tausend Mark monatlich erzielt. Da fiel er, ein noch junger Mann, in die Netze einer schönen Frau, der Wittwe G., die in demselben Hause, wie er, wohnte. Von da an vernachläsfigte er sein Geschäft, fuhr mit der reizenden Wittwe spazieren und machte GeldauSgaben, die in leinem Verhaltniß zu seinen zurückgehenden Einnahmen standen. AlS d'e Schulden wuchsen und die Gläubiger drängten, sah er kein andere» Mittel, ai» eine reiche Heirath, um seine Sorgen los zu werden. Er wendete fich an Heirathsvermtttler und von ihnen tüchtig an der Nase herumgeführt. ,_ u>ar eineBraut", die 5000 Thaler in der Spar- kaffe und ein. 5000 Thlr. schwere Erbtante befitzrn sollte. Als A- in einer vertrauten Stunde diskret nach der Mitgift fragte, sich aber durch diesen Mißerfolg nicht abschrecken. Von neuem ging er auf die Suche nach einer reichen Braut, mit Agenten unternahm er große Reisen, aber er fand nichts paffendes. Im Frühlahr vorigen JahreS eröffnete fich endlich eine beffere AuSstcht. Da war einFräulein bei Hcffter" und eine MüllerStochter rn Rixdorf, die beide gewillt waren, in den Stand der heiligen Ehe zu treten und im Lefitz de» nothwenvigen Kleingeldes tooren. DaS bequemste für A. wäre nun gewesen, alle beide zu heirathen. aber er sollte nicht einmal zu einer kommen. »-enn vorher war die Katastrophe hereingebrochen. DaS vernachläsfigte Geschäft war ganz zurückgegangen, wurde Da eine Schuldenlast in Höhe von 9000 M. war entstanden. Die Engrosschlächter wollten nicht länger borgen, fie drangen auf Zahlung und lieferten keine Waare mehr. Anfang März 1885 mußte A. sein Geschäft schließen. Auch an einem Nachspiel vor Gericht sollte eS nicht fehlen. Gegen ein-n der Engrosschlächter hatte A. einen groben Betrug verübt. Er ging wenige Wochen vor dem Zusammensturz zu dem Schlächter F. und spiegelte ihm vor, seine Verhältnisse hätten fich gebeffert, er hätte keinen Pfennig Schulden mehr, außer den bei den Schlächtern üblichen 14tägigcn Krediten. Daraufhin lieferte F. für 568 M. Waare für die er nicht einen Mennig erhalten hat. Allerdings bot ihm der Vater deS A. 5 pCt. Entschädigung an. Für sein Manöver, das der Staatsanwalt alsbeispiellose Frechheit bezeichnete, wurde A. zu 1 Monat Gefängniß verurtheilt. Die Berufung, die er dagegen einlegte, wurde gestern vollkommen verworfen. f Wegen Ueberschreitung der Polizeistunde haben fich alltäglich zahlreiche Gastwirthe vor dem Schöffengericht zu verantworten. In den meisten Fällen find eS Polizetbeamte, welche die Anzeige machen, zuweilen auch Miether, die fich durch den nächtlichen WirthShauslärm im Schlaf beeinträchtigt fühlen. Wie häufig hierbei persönliche Feindschaft oder über- große Nervosität im Spiele find, bleibe unentschieden. Zwischen dem Gastwirth A. und der Frau v. T. einer 60 jährigen Person, wird seit Monaten ein heißer Kampf ge- führt. Zu verschiedenen Malen ist A. von der T. wegen Nichtinnehaltung der Polizeistunde denunzirt worden, ja es war ihr bereits gelungen, ein polizeiliches Verbot zu bewirken, welches dem A. den Ausschank nach 11 Uhr untersagte. Da» Verbot wurde aber zurück- genommen. Gestern kam eine n«ue Denunziation der Frau v. T. gegen A. vor dem Schöffengericht zur Verhandlung. Sie behauptete und beschwor, in der Nacht zum 29. Februar deutlich gehört zu haben, wie um 2 Uhr Nachts die Roll« jalouste, die um 1 Uhrzum Scheine" mit großem Geräusch herunter gelaffen war. wieder leise emporgezogen wurde, um die Gäste hcrauszulaffen. Sie könne zwar von ihrer Wohnung aus nicht auf die Straße sehen, habe aber genau Stimmen« gemurmel gehört. Auf diese Aussage hin wurde A. in eine Geldstrafe von 2 M. genommen. Er kündigte an, Berufung einzulegen. P. Der Volksanwalt von Pinnow. Die DenunziationS  - wuth eines Volksanwalis im Dorfe Pmnow, machte den Justiz- organen, welchen der genannte Ort unterstellt ist, viel zu schaffen. Wiederholt waren den verschiedenen Behörden Anzeigen über angeblich von Bewohnern deS Dorfes Pinnow verübte Straf- thaten zugegangen, welche stets ein und dieselbe Unterschrift trugen nämlich diejenige des Angeklagten Gottlieb Hanelt. Diesen hatte sein Hang zum übermäßigen Alloholgenuß zu ehrlicher Arbeit unfähig gemacht und er verwerthete nun, um doch sein Leben fristen zu können, daS bischen Feder gewandt« heit, welches er als ehemaliger Unteroffizier vor Jahr und Tag fich angeeignet, indem er den fimplen Landleuten, die ihn in juristischen und anderen Angelegenheiten befragten, mit Rath und That zur Seite stand. Wie aber die Klienten de» Rechtsanwalts von Pinnow" denn so ließ Hanelt fich mit Stolz nennen bei den Unterweisungen eine» solchen Sach- walters wohl gefahren sein mögen, darüber gab die gegen Han-tt wegen wiffentlich falscher Anschuldigung und Urkunden- fälschung gestern vor der Strafkammer veS Landsgerichts Ii verhandelte Anklagesache einigermaßen Aufschluß. Zu den we- »igen nachdenkenden Personen, welche die juristische Qualifi- kation de» Hanelt in Zweifel zogen, zählte auch der Arbeiter Ludwig Oellermann und gegen diesen richtete fich nun eine der zahlreichen von Hanelt abgelassenen Denunzlationen. Inhalts derselben beschuldigte Hanelt den Oellermann des Forstdieb- stahls, der Bedrohung mit einem Verbrechen und der körper- lichen Mißhandlung; bezüglich der beiden letzteren Vergehen führte Hanelt haarklein auS, daß Oellermann ihn eines AdendS in Pinnow überfallen, mit einem Pferdehalster gemiß- bandelt und einige Tage darauf ihm mit Todtschlagen gedroht; trotzdem, wie nachträglich festgestellt worden ist, an der ganzen Erzählung lein wahres Wort war, besaß aber Hanelt doch die Kühnheit, einen Arzt aufzusuchen, um von demselben ein Attest über die angeblich erhaltenen Körperverletzungen zu beschaffen. Jener Arzt untersuchte ihn und warf ihn dann als Simulanten zum Hause hinaus. Schließlich, als der rachsüchtige Denun- ziant gewahr wurde, daß sein Lügengewebe zerriß, fälschte er die Unterschrist des Oellermann unter einem Schriftstück, wel- ches dem Gericht die Anzeige machte, daß Oellermann fich mit ihm geeinigt hätte nnd die bither entstandenen Kosten tragen werde, wogegen er, Hanelt, den Antrag auf Bestrafung zurück- nehme. Selbstoerständlich hatte dieS Schriftstück nun erst recht den entgegengesetzten Erfolg; denn nach den nunmehr stattge- hadten Erhebung«» in dieser Sache erfolgte unmittelbar die Erhebung der Anklage gegen den Hanelt wegen obiger Vergehen. Mit widerlicherFrechhett trat Hanelt im Audienz- termin auf; er wurde vom Vorfitzenden wieberholt unter An- drohung von ZwangSmaßregeln aufgefordert, fich anständig an Gerichtsstelle zu benehmen. Das Ergebniß der Beweisauf« nähme widerlegte die von Hanelt in seiner Anzeige gegen Oellermann behaupteten Tbatsachen und der Staats­anwalt beantragte wegen wissentlich falscher Anschul- digung und Urkundenfälschung eine Freiheitsstrafe von 10 Monaten Gefängniß. Das Uctheil deS Gerichtshofes lautete auf 1 Jahr Gefängniß. Frech bis zum letzten Augenblick, erklärte Hanelt:Ich werde mich an Se. Maj. den Kaiser wenden, denn ich bin ein alter Soldat I" Verurtheilter Betrüger. Aus Hagen   schreibt man Eine dem hiessgen Gerichtshöfe wohldekannte Person, die seit einem Jahrzehnt mit dem Strafgesetz beständig auf dem Kriegs- fuße lebt, derPrediger der fteien Gemeinde" zu Schwelm  , H. Meyer, genannt v. Hollen, hatte fich hterselbst kürzlich wegen verschiedener Vergehen und Verbrechen zu oerantworten. Auf- fallender Weise trat der Herr nicht mit dem ihm eigenen und in früheren Verhandlungen bekunveten Pathos auf, gab aber dafür Märchen zum Besten, die dewrisen sollten, daß er lieber gebe dennnehme". Von sein-mFassungsvermögen" hat diesmal die Gemeinde Werdohl   erfahren. Als Kolletteur seiner Klrchengemeinde kam er am 17. April v. I. nach Werdohl  , sammelte von HauS zu HauS und entwendete bei dieser Gelegenheit auS der zufällig verlassenen Wohnung des Arbeiters Henncmavn einen diesem gehörigen An- zug. Da daS von der kleinen Tochter deS Bestohlenen demertt worden, machte dieselbe den Vater auf denscheelen Marin" aufmerksam, und so gelang eS, ihn bald nach der That zu verhaften. Bei seiner Festnahme machte man einen wich- tigen Fund.' In einem kleinen Bündel wurden Paramente entdeckt, die von einem an demselben Tage in der katholischen Kirche zu Werdohl   verübten Diebstahl herrührten, und zwar bestanden dieselben in 36 leinenen, zum Theil mit Stickerei ausgestatteten kleinen Decken und einem Kanzeltuch. Er will diese Sachen, wie auch den vorbezelchneten Anzug von einem früheren Gemeindemitglied in Siegen gekauft haben, das er in Werdohl   getroffen und daS die Paramente als Fußlappen be« nutzt habe. In da» hiestge GerichtSgefängniß eingeliefert, ent- floh er in Gemeinschaft mit dem Untersuchungsgefangenen V. aus demselben, indem die Beiden eine Oeffnung in die Mauer brachen und an einem aus der Bettdecke angefertigten Strick fich nach außen herunterließen. Während V. von seinem Lehrherrn, zu dem er fich begeben, ins Gefängniß gebracht wurde, entkam der R-iseprediger nach London   und begab fich nach halbjährigem Aufenthalt daselbst wieder nach Deutschland  , und zwar zunächst nach Hamburg  . Nachdem man hier von London   her Erkundigurrgen über seine Per'önlichkeit eingezogen, verschwand er Anfang Dezember und taucht« bald darauf in Magdeburg   in christlichen Vereinen wieder auf. Unter dem Vorgeben, für arme Kinder eine WeihnachtSbescheerung zu ver« anstalten, erwarb er fich in nachweislich 31 Fällen einen nicht unbedeutenden Betrag, den er aber nicht für den von ihm an- gegebenen Zweck, sondern für fich verwandte. AIS   er fich in Magdeburg   auch nickt mehr ficker fühlte, begab er fich nach Detmold  , woselbst nach wenigen Tagen seine Verhaftung erfolgte. Wegen eineS einfachen und eines schweren Diebstahls wegen Meuterei und wegen Betrugs wurde M. mit drei Jahren sechs Monaten Zuchthaus bestrast, auf Ehrverlust von vier Jahren erkannt und die Polizeiaufsicht für zulässtg erklärt. soziales nnd Arbeiterbewegung. An die Schreiner   und Klavierarbeiter Deutschlands  wenden fich abermals die streikenden Bayreuther   Genoffen, welche dringend der Unterstützung dedürfen. Abgesehen von der langen Dauer deS Streiks, haben die Bayreuther jetzt noch von einem plötzlich verstorbenen Kollegen dir Wittwe mit vier Kindern zu unterstützen, auch einen Prozeß durchzufechten, so daß fie in ziemlicher Bedrängniß find. Aller Zuzug ist fern zu halten; Mittheilungen find zu richten an Stramm, Berlin  , Skalttzerstraße 18 oder an Wellhöser, Bayreuth  , Münzgaffe 170. Prahlerei. 65 000 deutsche   Arbeiter haben den hohen Werth der deutschen   Gewerkvereine erkannt und fich denselben angeschloffen so tönte eS im vergangenen Jahre wird« holt auS den Spalten deSGewerlverein" an unser Ohr. Im Auf- schneiden ist Max Hirsch   bekanntlich groß, allein er fängt fich stets im eigenen Netze. Beweis: In Nr. 11 desGewerk« verein" ist dasWahltablcau" der für den am 16. Juni c. in Halle stattfindenden Verbandstag zu wählenden Abgeordneten veröffentlicht. Danach beträgt die Zahl der Mitglieder sämmt- licher Gewerkoereine 49 492. Also fehlen blo« 16000 von 65000. Dabei haben wir aber Grund anzunehmen, daß auch die Zahl von 49 492 noch zu hoch gegriffen, indem beispiels- weise angegeben ist, daß die Maschinenbauer ca. 15000 Mit­glieder hätten, während wir unS erinnern, daß imRegulator" s. Z. ein Klagelied darüber angestimmt wurde, daß der Ge- werkverein dieser Branche gegenüber dem Stande(obige Zahl) zu Anfang deS JahreS 1885 bedeutend zurückgegangen sei. Die Unternehmer benutzen jede günstige Konjunktur, um ihre Preise zu steigern. So hat der Z e n t r a l v e r e i n Berliner   Fuhrunternehmer einen neuen Tarif für die Bausaison 1886 herausgegeben, der um 20 pCt. höher ist, als die früheren Preissätze. Eine Fuhre Mauerschutt soll künftig 3,50 bis 4 M., 1 cbrn Schachtung mit Abfuhr 2 bis 3 M., 1 cbrn Mauersand 3 bis 3,50 M., eine Fuhre Lehm 6 M. kosten. Wenn aber die desttzlosen Arbeiter, die bloS ihre Arbeitskraft haben, fich und die Ihrigen durch Verbesserung ihrer materiellen Lage schützen und fördern wollen, dann stürzr fich die unternehmerfreundliche Preffe auf dieseanmaßenden, üdermüthigen Menschen." So wird's gemacht. Das SubmisstonSunwese« treibt auf Kosten der Arbeiter immer herrlichere Blüthen. In Berlin   offerirte eine Firma bei einer Submisfion zur Herstellung einer Fernsprechanlaze folgende Preise: 1 Arbestsstunde eines Maurergesellen. 0,40 M. 1 Zimmergesellen. 0,40 1 Klempnergescllen. 0,40 1 Dachdeckergesellen 0,43 1 Arbeiter»... 0,25 Dazu bemerkt sogar dieBaugewerkS-Zeitung":DaS ist doch mehr als naiv. Hat diese muthige Firma im letzten Jahre ge» schlafen, oder woher will fie fich ihre Ardeiter nehmen." Arbetterkasernen. Besonders in der Provinz Sachsen  findet man die Einrichtung von Arbetterkasernen sebr häufig, weil dort viele fremde Arbeitskräfte aus den östlichen Provinzen beschäftigt find. In diesen Arbeiterkasernen geht es meist un» gebührlich genug zu- täglich Krakehl und Schlägereien. Der Polizei find diese Institute ein Dorn im Auge, jedoch kann dieselbe wenig gegen die Interessen deS Junker- und Fabri- kantenthums ausrichten, welche die fremden dilligen Arbeits- kräfte ausnützen und denselben zur befferen Kontrole Arbeiter« kasernen einrichten. Dabei aber wird dann von derFürsorge für Arbeiter" gefabelt. Die Jahresberichte der österreichische» Fabrik- Inspektoren zeichnen fich durch größere Einheitlichkeit und Pünktlichkeit vor denen der deutschen Gewerberäthe auS. Wer die Berichte aufmerksam prüft, so meint dieSoz. Korr.", wird gestehen müffen, daß die österreichische Gewerdeinspektion, obwohl fie erst zwei Jahre besteht, also die jüngste ihrer Art ist, al« mustergiltig organisi te an erster Stelle zu nennen und ssUen übrigen StaatSv-lwaltungen als ein Vorbild aufzustellen ist- Wie die englische, so ist die österreichische Fabrikinspektion einheitlich organrfirt und zwar mit einem selbstnändigen Ober- Haupt an der Spitze, welches im Ministerium fitzt. Von Wien  auS sorgt Mintsterialratb Dr. Migerka, der österreichische Zentralgewerbeinspektor, nicht nur für die gleichmäßige Hand- habung deS Fabrilgesetzes durch die neuen staatlichen Auffichts. deamten, sondern er ist auch bemüht, die Thätigkeit derselben zu fördern und die Stellung dieser Beamten nach allen Seiten hin zu festigen, so daß fie nicht wie anderwärts tsolirt und ohne Untcrnützung dastehen. Da in Oesterreich   die Befugnisse der neuen UnfallverficherungSinspeltoren ebenfalls den Fabiik- inspektoren übertragen werden sollen, so wird dort die neue Einrichtung fich rasch noch kräftiger entfalten. Wer fich über die Verhältnisse der Industrie und ihrer Arbeiter in Oester- reich unterrichten will, findet nirgend beffere Auskunft, alS in den bisherigen zwei Jahresberichten der dortigen Fabrik« inspektion. Fabrikfreiheit. AuS Augsburg   wird derBayr. Volksst." unterm 13. d. M. geschrieben: DaS stärkste, was btS jetzt in der Bestrafung der Arbeiter von Seite der Fabri- kanten geleistet werden konnte, geschieht in der Aktien« Bundweberei, Augsburg  (früher L. A. Riedinger). Die dort beschäftigten Arbeiter haben sehr häufig farbiges Garn zum Weben und zu verarbeiten, in Folge deffen find die Hände der Arbeiter oftmals voll mit solcher Faibe. Wenn nun der Weber anderes Garn zur Verarbeitung erhält, hat er die Hände zu waschen, damit daS neue Stück Arbeit nicht beschmutzt wird. Der Staub von diesen Garnen, welcher ja zum großen Theil nur auS höchst giftigen Farbstoffen be- steht, setzt fich in den Gefichtern der Beschäftigten, besonders aber an den feuchten Lippen derselben stark an, so daß oft ganze Krusten um die Lippen der Arbeiter find. Es ist dieS beim Einnehmen von Nahrungsmitteln schon höchst schädlich, im Allgemeinen aber ohnedieß höchst unbequem und beengend, wenn man eine spannende Kruste im Geficht hat. Es ist nun sehr erklärlich, daß man, bei dem oben erwähnten Händewaschen (zu Gunsten ber Fabrik) auch mit der nassen Hand einmal über das Geficht sährt um, die Lippen und die Augenwinkel von diesen Farbstoffen zu reinigen. Wie fich die Fabrikbesttzer zu dieser R-tnigung veihalten, hören wir in folgender Maß- regel: Die Hände(mit denen der Ardeiter den Aktionären Dividenden schafft) dürfen zu jeder Zeit gewaschen werden; wer hierbei aber daS Gesicht wäscht, wird mit 20 Pfennig be­straft. Hierzu ist jeder Kommentar überflüsfig. Tbatsächlich MKMKMD-WK Hause geschickt werden, trotzdem die Leute noch eben so leistungsfähig am Webstuhl find wie die Jüngeren. Die Buckdruekereibefltzer Bayerns  , soweit fie Mitglieder der Sektion V(Bayern  ) deS deutschen   Buchdruckervereins find, haben fich gegen die von den Gehilien beantragte Lohnerhöhung «klärt, was gerade nichts Wunderbares ist. Interessant ist die Motioirung, welche besagt, daß die Gehilfen noch nicht überall den für Deutschland   eingesührten Tarif zur Geltung gebracht hätten und daß demnach der Zeitpunkt zu einer Aenderung de» TarisS noch nicht gegeben fei. In Wahrheit haben die Ge-