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Beilage zum Berliner Volksblatt.

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Nr. 141.

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Nieder mit der Gewerkschafts­

bewegung!

Wir haben sehr oft darauf hingewiesen, daß es in Deutsch land, so lange man bler überhaupt eine Arbeiterbewegung hat, auch eine fachgewerkschaftliche Organisation giebt, und wir halten es nicht für überflüffig, zum Troft für jene, welche fich burch die neuerdings eingeleitete Haß etwa einschüchtern laffen wollen, und zur Belehrung für die Befürworter des Vorgebens des Herrn Minister von Butttamer welche ja der naiven Hoffnung leben, daß es blos folcher Verbote bedürfe, um die gewertschaftliche Bewegung verschwinden zu machen einige Bahlen anzuführen, wie die organisirten deutschen Gewerkschaf ten daftanden, bevor die Schüsse von höbel und Nobiling den willkommenen Anlaß boten, die selbstständig denkende deutsche Arbeiterschaft- sozialdemokratisch und nichtsozialdemokratisch -in die 8 vangsjade des Ausnahmegefeges zu steden.

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In Sommer des Jahres 1878 wurde- wir folgen hier der Hamb . Bürgerstg in Hamburg unter Leitung des leider allzu früh verstorbenen August Geib eine Statiftit aller Damals in Deutschland vorhandenen zentralisirten Gewerkschaften aufgeft Mt.

Diefelbe ergab, daß, alles in allem, girla 75 000 Arbeiter Diesen Gewerkschaften angehörten. Von diesen 75 000 zählten fich girla 25 000 zu den Hirsch Dunder'ichen Gewerfoereinen; Die übrigen 50 000 aber befannten sich zu den Gewerkschaften, welche mehr oder minder mit der politischen Arbeiterpartei sym pathifirten.

Von diesen Gewerkschaften ablten damals die Tabat arbeiter 8100 Mitglieder, die Buchdruder 5 500, die Tischler 5 100, die Metallarbeiter 4000, die Schuhmacher 3 500, die Schiffszimmerleute 3 000 u. f. w.

Alles in allem exiftirten damals vierzig Verbände, von deren dreißig genauere Daten vorlagen, welche angaben, daß dieselben in 1266 verschiedenen Orten Deutschlands ihre Mit­glieder verbreitet hatten.

Die durchschnittliche Monatseinnahme dieser Verbände war 33 551 Mart, die monatliche Ausgabe 26 779 Mart. Damals wie heute zahlten diese Drganisationen Unter ftüßungen bei Arbeitseinstellungen, Arbeitslosigkeit, auf der Reise, bet Krankheits- und Sterbefällen und einzelne auch bei Invalidität.

Eine größere Anzahl dieser Gewerksverbände strebte da mals die Herftellung eines Kartellverbandes der deutschen Gewerkschaften" an und sollte zu diesem Behufe ein Kongres berufen werden. Derselbe bat nie stattgefunden. Die auch vor dem Ausnahmegefege Arbeiterorganisationen gegenüber all. mächtige Boliget hat ihn swet Mal verboten. Das Programm, das diesem Kartellverband" zu Grunde gelegt werden sollte, deckte fich mit den Forderungen, welche die Gewerkschaften auch heute noch aufftellen. Nach dem zur Vorlage für den Kongres ausgearbeiteten Normalstatut sollte der 3 ved der Vereinigung fein, bie materiellen und geiftigen Interessen ihrer Mitglieder au wahren." Dieser 3wed sollte erreicht werden: 1) durch Bei bilfe in der praktischen und technischen Ausbildung; 2) durch Regelung der Arbeitszeit, und zwar zunächft an den Orten, wo dieselbe zur vorhandenen Arbeit unverhältnismäßig lang ift; 3) durch Berbefferung der Arbeitslöhne, und zwar zunächst an den Diten, wo der Lohn im Verhältniß zu den Lebensbedürfnissen am niedrigsten ist; 4) durch Arbeitsvermittelung an den dazu bes ftimmten Orten, burch Einrichtung von Arbeitsnachweiseftellen und Fremdenverkehre; 5) burch Unterftüßung bei Arbeitseins ftellungen und Arbeitsausschlüffen; 6) durch Unterstügung reifender Mitglieder; 7) durch Unterftügung bei Sterbefällen; 8) durch Einrichtung oder Förderung einer Bentral Kranten­und Sterbelaffe mit besonderem Statut.

Das waren die ,, umfiürzlerischen" Bestrebungen der deut fchen Arbeitergewerkschaften vor Eilaß des Sosialistengefeges und fie find dieselben heute noch geblieben. Das Sozialisten gefet hat mit diesen Organisationen freilich furchtbar aufgeräumt. Mit Ausnahme des Buchdruckerverbandes und der Vereinigung

Berliner Sonntagsplanderei.

R. C. Die Feiertage find wohl vorüber, aber ihre Folgen noch nicht. Menschlicher Berechnung nach dürfte fich ein Jeder während der vergangenen Festtage nach Rräften amüfirt haben, und auch diejenigen Leute, bie fich ungebundener Weise bis in die sächsische Schweiz verfliegen, dürften allmälig in das vielgeliebte Berlin zurückgekehrt sein. Pfingstreife ift Pfingstreise, der Eine macht sie freiwillig, der Andere unfreiwillig, die Hauptsache bleibt, daß man um die Pfingstzeit reift. Der Unterschied bei den verschiedenen Reifen liegt nur in der Verschiebenheit der Auffassung; ber behäbige Bourgeois fährt folg weiter Güte nach den fonnigen Geftaben von Saßnik oder sonstwo hin, anderen Sterblichen wird eine erfrischende Luftveränderung von oben berab zubittirt; fie gehen oder fahren auch, meiftentheils aber nicht weiter Güte", und wohin fie fahren, das fümmert die Leute, welche die Luftveränderung anordnen, auch nur in den seltensten Fällen.

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Die vergangene Woche lehrte uns das bekanntlich, und ben Anfängen nach au urtheilen, scheint diese Reiseperiode eine besonders lebhafte werden zu wollen. Berlin ist freilich auch ein recht ungesunder Ort und es muß gewiß bankbar anerkannt werden, baß in Bezug auf den Schutz ber förper lichen Wohlfahrt augenblidlich hier ungemein Vieles und Anerkennenswerthes geleistet wird. Wem ist es beispiels weise jezt noch möglich, bie milben, lauen Sommer nicht regnet in qualmigen Bersammlungslokalen zuzubringen, wo und schlechte Luft fich den Husten holt ber einathmen muß? fonnte in feinem Früher konnte in beliebtesten Säle an manchem Abende auch nur ein heute kann man sie einziger Apfel zur Erbe fallen, wispelweise ausschütten, und alle werden den Erdboden er So find die Seiten veränderlich; wo früher scharfe Rebe und Gegenrebe hart aufeinanderplatten, da herrscht jht tobtes, grabähnliches Schweigen, und wenn nicht ber Berein Berliner Groß- Destillateure bafür sorgen würde, daß etwas Leben in die Bube" kommt, wahr laffische parlamentarische Redewendung lautet- haftig, man könnte einschlafen in Berlin . In den buftigen Gefilden von Osdorf , wo bekanntlich bor Seiten Wilhelm Pickenbach, seligen Angebenkens, wohl

reichen.

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Sonntag, den 20. Juni 1886.

III. Jag

der Schiffszimmerleute wurden die oben genannten| Grundstück hat eine Größe von 4675 Quadratmeter und einen Vereinigungen alle verboten. Daffelbe geschah mit den diesen Bereinigungen dienenden Breßorganen.

Daß durch das Schwenten des rothen Lappens in's Bodsborn gejagte Philisterthum athmete auf, als diese Verbote erfolgt waren, denn nach den Versprechungen

Der offiziösen Preffe und den Reden der Anhänger des Beseges in Reichstage sollte, sobald nur erst die sozial demokratische Drganisation und Agitation aus der Welt ge schafft set, das tausendfäbrige Reich des Friedens und des ge= schäftlichen Aufschwunges lommen.

Betanntlich find diefe Goffnungen nicht erfüllt worden, wohl aber haben wir vom Jahre 1882 ab eine gewerfschaftliche Organisation wieder erstehen seben, mächtiger und umfaffender, als fte Deutschland je gesehen hat. Eintausendundzwanzig Fachvereine mitmäßig gefchäßt" 58 000 Mitgliedern, so er sählt die Nordd. Allg. 3tg." thren zum Tode erschrockenen Lesern, find allein beim Robleder'schen Bureau für Arbeiter ftatiftit" gemeldet. Aber bet diesem Bureau find noch lange nicht die Hälfte der bestehenden Fachvereine gemeldet; die 3ahl der in Gewertschaften vereinigten Deutschen Arbeiter ist also heute, mindestens annähernd, wahrscheinlich über doppelt so groß, wie turz vor dem Schlage des Jahres 1878.

Bedenkt man, welche Unannehmlichkeiten, ja geradezu Ge fahren für den Arbeiter unter dem Sostaliftengeset damit ver Inüpft find, fich am öffentlichen Leben zu betheiligen, so glauben wir, daß diese Bahlen eine Sprache reden, wie fte deutlicher nicht gesprochen werden fann.

Für jene woblmeinenden, aber schlecht berathenen Herren aber, welche das Gewicht dieser Bahlen wohl begreifen, aber mit dem Einwurf lommen: Ja, man fann ja wohl die Noth wendigkeit der D ganisation der Gewerkschaften zugeben, nur müßten die Mitglieder derselben sich nicht am politischen Leben betbeiligen und fich nicht einer bestimmten politischen Partei betheiligen und fich nicht einer bestimmten politischen Partei anfchl'eßen"

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für diese guten Leute mag als Antwort dienen, was Dr. J. F. Voigt bereits im Jahre 1879 in seiner treff lichen Broschüre: Gewerkschaften von Handwerkern und Fa britarbeitern" schrieb. Derselbe fagt:

In Wirklichkeit läßt sich jedoch weder für den Ein­zelnen noch für Gruppen von Staatsbürgern die Theil nahme an der Politit von der Theilnahme an anderen Dingen scharf trennen. Die politische Gesinnung eines Mannes wurzelt in demselben Denfoermögen, melchem feine Ueberzeugung von der Nothwendigkeit der Gemert­schaften und sein Streben nach Verbesserung und Siches Beides rung seiner wirthschaftlichen Lage entspringt.

ift ein Ausfluß einer und derselben Verstandesthätigkeit, und staatliche Politit wie gewerbliche Fragen stehen in einem naben, durch die Verfassungsverhältnisse Deutsch­Niemals wird es lands gegebenen Zusammenhange. Deshalb gelingen, das Streben der Arbeiterkreise nach der Organisation und der gesetzlichen Anerkennung ihrer Verbände von ihrem Ringen nach einem gewichtigen Einfluß auf die Gesesgebung zu trennen. So lange jenes nicht erfolgt ist, wird die Arbeiter Bevölkerung eine politische Partei bilden und alle Anstrengungen machen, damit zum Reichstage folche Vertreter ent sendet werden, welche fich zu ihrem politischen und ge werblichen Programm, wenigftens den Grundzügen nach, bekannt haben."-

Kommunales.

w. Neue Wartthalle in der Louisenstadt. Der Magiftrat hat beschlossen, der Stadtveroroneten Versammlung eine Vorlage wegen Erbauung einer Markthalle für die Louisenstadt zu machen. Dieselbe soll auf dem fistalischen Grundstüde an der Ede der Budoweistraße und des Louisen Uers erbaut werden, welch legteres gegen Austausch des ftädtischen Grundstüdes in der Röniggrägerstraße( ehemaliges Feuerwehrwachgebäude) erworben werden soll. Das fistalische

riechende Lorbeeren pflückte, soll der Magiftrat nach einem Beschlusse der Groß- Deftillateure fich auf die Kümmelfultur legen. Wohlverstanden nicht auf die Kultur des Silla'schen Produktes, welches von Rennern als nothwendige Beigabe zur fühlen Blonden so überaus geschätzt wird, sondern auf Kultur jener Pflanze, welche, wenn unser Rochbuch richtig ist, an Hammelfleisch mit 3wiebelsauce und an Weistohl gethan wird. Die Idee ist so übel nicht. Wenn nämlich ganz Dsdorf mit Rümmel bepflanzt wird, so wird es na fürlich nicht lange dauern und ein ingeniöser Groß- Destilla. teur wird sich dort niederlassen, er wird aus der unschul­bigen Pflanze das Rümmelöl in gewaltigen Maffen extra hiren und in Berlin wird es neben dem Ramerunschnaps auch bald Osdorfer geben. Wir sind feft überzeugt, daß dieses Getränk auf die Unterleibsnerven wenigstens von durchschla gender Wirkung sein wird, und wir wünschten nur, eble 3eug vers daß die Produzenten allein das schluden müßten. Vielleicht würde sich ihre Begeisterung für das neue Projekt in sehr kurzer Zeit legen.

Es ist nur ein Glück, daß die Herren Groß- Deftillateure mit ihrem Vorschlag erst nach den Feiertagen hervorgekommen mit ihrem Vorschlag erst nach den Feiertagen hervorgekommen find. Sie hätten fonst leicht jedem Rümmelliebhaber die Festfreude verderben können. Denn den Gebanten an einen Schluck Osdorfer Ries.Iwasser hätten doch nur stählerne

Nerven ertragen.

Allerdings, die Festfreude ist auch nur ein eingebildeter Begriff. Man soll ben Tag nie vor dem Abend und ein Feft nie loben, bevor man es wirklich verlebt und ge noffen hat.

Da freut sich Jemand schon Monate vorher auf das Pfingstfest. Er hat durch allerlei finanzielle Runststüde fich bie enorme Summe von mehreren Thalern erspart und steht gerade auf dem Sprung, nach dem Spreewald zu reisen. Da tlopft es an seine Thür, und ohne daß der Klopfer ein Herein" abwartet, liegt er schon in den Armen des Ueber raschten, das Gesicht desselben mit zärtlichen, verwandtschaft lichen Küssen bebeckend. Es ist der Beiter aus der Proving, aus Sachfen, wo alle Vettern herkommen, und ber sofort die Absicht ausspricht, sich während der Feiertage einmal ordentlich in Berlin zu amüsiren und sich die vielgerühmten Sehenswürdigkeiten der Reichshauptstadt eingehend anzusehen. Selbstrebend wird der Berliner Better den Führer machen und ben Provinzial- Vetter vor ben gefürchteten Berliner Bauernfängern schüßen und bewahren. Adio, du roman­

Werth von 168 M. pro Quadratmeter, D. i. 785 400 M. Das Dagegen herzugebende städtische Grundstück in der Königgräßer straße bat einen Flächeninhalt von 1618 Quadratmeter mit einem Werthe von 425 M. pro Quadratmeter, d. t. 687 650 D.; es würde demnach die Stadtgemeinde noch 97750 M. auzu zahlen haben. Außerdem beabsichtigtgoer Magiftrat noch, ein in der Dresdenerstraße belegenes an das zur Mastihalle aude ersehene Grundfiüd angrenzendes Zerrain zu erwerben.

w. Den Besitzern von Gaskraftmaschinen soll nach Beschluß des Magift: ats in Butunft auf das zu diesen Mas schinen verbrauchte Gas ein Stabatt von 20 pCt. gewährt wer Den. In Folge deffen soll das städtische Gasturatorium beauf fragt werden, einen Rontraltentwurf zur Abnahme von Gas für Maschinenbetrieb auszuarbeiten, auch Vorschläge wegen der für diese Maschinen noch neu einzuführenden Kontrolmaßregeln zu machen.

w. Neues Hospital und Siechenanstalt. Der Ausschuß der Stadtoerordneten Bersammlung zur Vorberathung der Vor lage des Magistrats, betreffend die Slizze aum Neubau eines Hospitals nebft Siechenanstalt für Männer auf dem städtischen Grundstücke an der Prenzlauer Allee hat beschlossen, der Vers fammlung au empfehlen, den Magistratsantrag in seinem ganzen Umfange anzunehmen.

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Zum Jnnungswesen. Auf Antrag des Vorstandes der hiefigen Barbier und Friseur- Jnnun war in der außerordent lichen Innungs. Versammlung vom 29. Dltober 1885 folgender Busaz zu dem§ 16 des Statuts der Barbiers und Friseurs Innung zu Berlin ", welcher die Beitragspflicht der Mitglieder der Janung regelt, beschlossen worden: Jedes Mitglied, welches für das Barbieren weniger als 10 Bf. nimmt, tann von dem Jnnungsvorstande bis zum 15rachen Jahresbeitrage herangezogen werden; biergegen tann das betreffende Mitglied die Entscheidung der nächsten Janunas- Versammlung herbei führen." Die Gewerbebeputation des Magiftrais, welcher dieser Antrag als nächste, di: Aufficht über die Jnnungen führende Behörde zur Uebermittelung an den Polizei. Präsidenten au ging, sprach fich, wie wir der Boff. 8tg." entnehmen, in dem betreffenden Begleitschreiben an denselben gegen die Gi nehmigung dieses Bufetes aus, ausführend, daß der oberfte Grundfaß der Reichs- Gewerbeordnung, in Ueberein ftimmung mit§ 170 Nr. 1 der preußischen Gewerbeordnung vom 17. Januar 1845, im§ 1 derselben dahin aus gedrückt sei, daß der Betrieb eines Gewerbes Jedermann ge ftattet fet, soweit nicht durch dieses Gesez" äußnahmen in ber Beschränkung" vorgeschrieben oder zugelaffen seien; auch Drtastatuten, oder von gewerblichen Korporationen gegebene Sagungen dürften daher den Einzelnen wider seinen Willen in seinem Gewerbebetrieb nicht weiter beschränken als bie Reichs. Gewerbeordnuna dies zulaffe. Die Aufgaben der Innung würden durch die§§ 97, 97 a Der Reichs Gewerbeordnung bes schränkt, das Statut dürfe baber leine Bestimmung enthalten, welche mit den in desem Geseze bezeichneten Aufgaben der Innung nicht in Verbindung stehe; weder im§ 97 noch im § 97 a des genannten Gesezes set nun aber als Aufgabe der Innung die Feftseßung von Minimalpreisen ausdrücklich be zeichnet, und auch unter feine der dort aufgeführten allgemeinen Aufgaben ließe sich die Festsetzung der Preise für gewiffe gewerbliche Leistungen als inbegriffen denken; das bloße Feststellen möglichst billiger Peise bei einem Ge werbe wie dem der Barbiere sei nicht als der Standesehre zuwiders laufend anzusehen, ebensowenig die Begrenzung der Preise nach unten hin nicht als zur Förderung und Aufrechthaltung der Standesehre dienlich zu betrachten, wenn nicht in völlig mißverständlicher Weise die Standeßehre in rein äußerlichen Momenten gesucht werden solle; es würde vielmehr die vor geschlagene Statutenänderung der gesepsichen Grundlage der Janung, den gemeinsamen gewerblichen Interessen geradezu widersprechen; das Band der Einigung, welches die Innungs­mitglieder zufammen hielte und dieselben dazu führen solle, die eigentlichen Innungsaufgaben zu erfüllen, wilde zeriffen werden. Die Leistungen eines Barbiers Unter den Linden feien weit verschieden von denjenigen des in der Vo: stadt

tischer Spreewald und ihr wendischen Mädchen mit den furzen Röcken", seufzt der Berliner Vetter und setzt seine gepackte Reisetasche in die Ede. Mit sehr gemischten Ems pfindungen hört er die Erzählungen des lieben Verwandten an, wie es im fernen Sachsenlande den anderen geschätzten Mit gliedern der Familie geht, und das vorgesetzte Glas Bier findet der Sachfe natürlich viel schlechter als in Berne " oder Crimmitschau .

In dem bescheidenen Junggesellenzimmer wird nun mit Hilfe der freundlichen Wirthin das Nachtlager für den Gast hergerichtet. Es ist ganz selbstverständlich, daß man in Sachfen in der Konstruktion von Sophas bedeutend weiter vorgeschritten ist, als in Berlin . Wenigstens bemerkt der Frembling das noch kurz vor dem Einschlafen.

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Am ersten Feiertag beginnt der Raub wollte fagen Streifzug. Museum, Nationalgallerie, Aquarium und Panoptikum, alle Denkmäler werden dem schier unerfätt­lichen Sachfen gezeigt, er will Alles sehen, denn wenn man einmal eine so weite und gefährliche Reise bis mitten nach Berlin hinein unternommen hat, dann will man erklärlicher Weife auch etwas seben, ganz abgesehen von dem stoljen Gefühl, welches ihn jetzt schon bei dem Gedanken erfaßt, baß er alles bas Gesehene später in engeren und weiteren heimathlichen Kreisen reproduziren und daß man ihn wie den vielerfahrenen, weitgereisten Odysseus preifen wird. Natürlich hat bei den heutigen Verkehrsverhältnissen und dem aus­gebildeten Nachrichtenwesen der biedere Better auch schon von den höheren geistigen und körperlichen Genüssen Berlins gehört und als

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fich der Abend mild zur Erde senket da zieht es ihn ganz mächtig in die beller lachtenden Kafés der Friedrichstadt und der Berliner Vetter muß hinterbrein und steht sich genöthigt, bem gierigen Wiener Bahltellner feine foftbaren Spreewald Münzen zu opfern. So ging cs acht lange Tage, fein Winkel wurde in Berlin undurchsucht gelaffen, fogar bie Synagoge wurde besucht, weil sie als Sehenswürdigkeit in dem rothgebundenen Führer stand. Der Berliner wurde von dem ewigen Zeigen und rumführen ganz matt und wenn ihn etwas aufrichten fönnte, so war es die bitterfüße Gewißheit, daß der Sachsen­vetter vollkommen davon überzeugt war, daß er dem Ber liner mit feinem Besuch einen ausgezeichneten Gefallen er wiesen habe.

Letterer aber soll sich fest vorgenommen haben, wenn