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geftachelte Haß gegen alles, was nach Anarchismus und Sozia lismus riechen tönnte und was riecht dem guten Bürger nicht alles darnach! hat den verschiedensten Behörden will Tommenen Anlaß gegeben, Versammlungen aufzulösen oder gleich von vornherein zu verbieten. In Dasenport wurde eine von der sozialistischen Bartel einberufene Versammlung von dem Polizeichef Kekler aufgelöst, weil der Arbeiter Knidrehm bas Vorgehen der Chitagoer Polizei tritifite, und Rnicrehm selbst aus der Stadt ausgewiesen. In Chitago, St. Louis , Cleve land, Milwaukee und anderen Städten find anarchistische Ver Sammlungen( und das bedeutet natürlich auch fozialistische) sum marisch verboten worden. Revolutionäre Reben und was werden erscheint der Polizei nicht alles revolutionär! ohne Weiteres als Verbrechen erklärt, sogar Beitungen unter Benfur geftelt. In der Legislatur von Dhio tauchte bereits ein Gefeßentwurf zur Bestrafung des Boycottens" auf. Derselbe wanderte allerdings noch einmal in den Papier forb, aber vor gar nicht zu langer Zeit wäre felbft seine Einbringung unmöglich gewesen. Manche einflußreiche Blätter, die sonst der Arbeiterbewegung nicht gerade unsympathisch gegenüberstanden, baben sich über Nacht in die wüthendften Feinde der sozialistischen Strömung umgewandelt. Die New Yorker World". B., die seit dem 4. Mat in makloſefter Weise gegen die Anarchisten hegt, auch selbstständig zur Erfindung von Sputgeschichten beiträgt, wie fie jest die Runde durch deutsche Blätter machen, erging fich am 30. April, als querst das Gerücht von der Erhebung einer Antlage gegen Most fich erhob, noch in folgenden Bemerkungen: Einige Beitungen rebeten geftern von der beabsichtigten Erhebung einer Antlage gegen John Moft wegen einer aufrührerischen Rebe und Aufreizung zum Riot. Welcher Blödsinn! Gett wann ist in dieser Republit die Ausübung der freten Rebe ein strafbares Vergehen gewor ben? Moft ift ein großmäuliger, fratebliger Anarchist. Seine Reden haben bis fest in intelligenten Reifen nur Etel hervorgerufen. Je mehr er von Blutvergießen und Anarchie rebet, desto mehr wird ihn das amerikanische Bolt verabscheuen. Wenn seine wilden und wahnsinnigen Heßereien einen Riot verursachen und zu Blutvergießen führen, möge man ihn wegen Beihilfe zum Verbrechen zur Verantwortung ziehen." Und heute, welche Wandlung! Die Achtstundenbewegung ist vor läufig dem Drude der Chilaqoer Ereignisse erlegen und es wird der ganzen Umficht und Entschloffenheit der amerikanischen Arbeiter bedürfen, um ungebrochen die jeßige Periode zu überftehen und ihre bisher errungenen Freiheiten zu erhalten.
In Frankreich hat der Decazeviller Streit allen realtionären Gelüften der Bourgeoifte zu neuer Blüthe ver holfen. Das Gesetz vom 21. März 1884 ift dort noch weit da on entfernt, den Gewerkschaften der Arbeiter völlige Frei beit von der Aufsicht der Polizei und der Behörden zu ge währen. Aber sowenig liberal wie es ist, dem Senat erscheint es noch immer au freiheitlich, und der Abg. Marcel Barthe hat Deshalb beantragt, daß nicht nur Berruf und Gewaltthat, son bern auch die Androhung einer Geldbuse gegen einzelne Arbeiter oder gegen das Gesammtperfonal ganzer Werkstätten als Vergeben gegen die gewerbliche Freiheit" mit Geld und Gefängnißftrafen zu rügen sei. Wenn man bedenti, daß die Meister und Unternehmer vereinigungen in der Regel Konventionalstrafen festseßen, um ein einheitliches Vorgehen in Lohn und Arbeiterfragen zu erzwingen, so er scheint der Barthe'sche Antrag in der That als ein unüber treffliches Mufter eines Ausnahmegeseges gegen die Arbeiter im Namen der Freiheit. Auch sonst tritt der Haß der französischen Bourgeoifte gegen das Proletariat bei allen Gelegenheiten zu Tage. Hat man doch selbst bei der Prinzendebatte das Ministerium wiederholt in unzweideutigfter Weise an seine Pflicht gemahnt, nicht nur der Gefahr von oben, sondern noch mehr der Gefahr von unten in energischer Weise entgegenzutreten. Führen doch die Gambettisten, die Reinach , die Jules Roche, Ranc und Spuller einen immer beftigeren Krieg für die Beschränkung der Preß, Redes und Versammlungsfreiheit. Die heutige Bourgeoisrepublik ift dadurch auch längst den Arbeitern ver ächtlich geworden. Was hat sich denn seit 1871 verändert?" frug neulich ein franzöftsches Arbeiterblatt. Fahren die Ar better vielleicht nicht fort, die Unternehmer genau so wie früher zu bereichern? Ift heute der Unternehmer vielleicht weniger ber despotische Herr seiner besoldeten Diener, die er nach Belieben entläßt, denen er seine Fabrilordnungen, feine Strafgelder nach Sutbünlen auferlegt, während er fie in ungemessen ver längerter Beit zu einem ungemessen beschränkten Lohn arbeiten läßt? Plündern die Männer der Finans heute vielleicht weniger bie Staatstaffen, wenn der Staat ihre banterotten Eisenbahnen zu hohen Breifen zurüdlaufen oder mit enormen Stehen fie fich etwa Buschüffen unterstügen muß? Stehen mit den Ministern weniger schlecht, wenn sie eine Anleihe mit Wuchersinsen wünschen, oder wenn fie ihre Börsenkoups aus führen wollen? Alle diese Dinge geschehen unter der Republik wie unter dem Raiserreich, nur daß fie heute tolloffalere Ber hältniffe annehmen. Das Kaiserreich gab awar 10 Millionen her zur Gründung des Credit foncier. Die opportunistische
Ich muß Ihnen gestehen, daß ich seine Flucht nicht begreife.
Es ist die bodenloseste Undankbarkeit, die mir je im Leben vorgekommen; fie ist eigentlich undenkbar, flaffisch großartig, und er hat mich dadurch in die furchtbarste Ber Legenheit gefeßt."
Rebe schwieg. Er war fest entschloffen, fich nicht an zutragen, und Direktor Krüger durch den Ausruf in eine Sadgaffe gerathen.
Ja, furchtbarste Verlegenheit," fuhr er nach einer et was zu langen Kunstpause fort, aus der Sie uns aller bings für gestern Abend durch Ihr fühnes Einspringen ge riffen. Aber was jest weiter? Haben Sie sich schon wie der engagirt, Herr Rebe?"
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Rebe lächelte. Sie wissen wohl, Herr Direktor, daß bie Beit bazu noch etwas zu turz gewesen wäre." „ Hm, ja, und und hatten Sie Luft, an unferer Bühne noch ein paar Versuche zu machen?"
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Mein Engagement ist mit dem heutigen Tage abge laufen. Sie meinen auf Gastrollen?"
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Hm, ja und-" wenn auch" Der Direktor rückte wieber herum. Er hatte jebenfalls etwas, und Rebe konnte fich nicht denken, was es sein möchte." Hören Sie, Herr Rebe," platte er endlich heraus; es kann nichts helfen, ich muß aufrichtig mit Ihnen reben, denn das Drum herumgehen ist meine Sache nicht; ich bring's nicht fertig."
Und ist das bei mir nöthig, Herr Direktor?" " Ich will Ihnen etwas sagen," fuhr Krüger entschloffen fort. Sir wissen, daß Sie gestern dem Publikum ausnehmend gefallen haben; es hat Ihnen davon jeden Beweis gegeben. Auch der Erbpring war entzüdt von Ihrem Spiel. Das will aber Alles noch nichts sagen, denn allen Respekt vor Seiner Königlichen Hoheit, aber ein Urtheil in solchen Dingen haben die Herren sehr selten. Die Hauptsache jedoch bleibt bie, Sie haben mir gefallen, Herr Rebe, Sie haben mich hingeriffen, die Thränen sind mir altem Esel in die Augen gefommen, was mir, so lang ich fast benten tann, nicht paffirt ist, und gestern Abend, ja, noch heute Morgen bis etwa vor einer Stunde, war ich fest entschlossen, Sie
Republit aber bewilligte 500 Millionen an die Börsenfürften, welche den Attionären der Eisenbahnen der Charente, der Vendee c. das Geld aus der Tasche genommen hatten. Das Raiserreich hatte zwar sein Merlo, die Republit aber hat neben ihrem Tunis bereits ihr Madagaskar , thr Tongling und fte wird noch mehr haben. Das Kaiserreich hat zwar einige Streits in den Grubengegenden mit Gewalt unterdrückt; heute stellt aber die Republit ihre Armee und Polizei überall, in Lyon , in Roubaix , in Anain, in Grand'Combe ben Unter nehmern zur Verfügung."
Die Verhältniffe in Italien , in Belgien und in der Schweiz haben wir gelegentlich an anderer Stelle berührt, und auch hier zeigte fich neben der wachsenden Verzweiflung und Verarmung der Arbeiter ein immer schärferes Anziehen der Bügel von Seiten der Regierung. Mit oder ohne Streiterlaß, mit oder ohne Belagerungszustand, überall hat der Arbeiter. stand eine schwere Beit des wirthschaftlichen und politischen Drudes zu überwinden.
Politische Uebersicht.
Zur Berliner Ausstellung. Im Bundesrathe stößt der Antrag auf Bewilligung von 3 Millionen Reichszuschuß zu der nationalen Gewerbeausstellung im Jahre 1888 auf große Bedenten, nachdem die theinischen und die sächsischen Handels lammern fich gegen die Ausstellung erklärt haben. Die Ver eine zur Wabrung der gemeinschaftlichen Interessen, sowie der Eisen und Stahlinduftriellen in Düsseldorf fordern z. B. alle Handelskammern und Induftrievertretungen auf, dahin zu wirken, daß die Industriellen fich gegenseitig verpflichten, die Berliner Ausstellung im Jabre 1888 nicht zu beschiden, weil Die traurige Lage der Industrie Aufwendungen für loftspielige Schauftellungen nicht gestatten.
Unter den legislatorischen Errungenschaften der gegenwärtigen englischen Parlamentsfeffion befindet sich cin fehr gemeinnüßiges Geses, welches die Dauer der Be schäftigung von Personen beider Geschlechter im Alter von unter 18 Jahren in Kaufläden, Santlokalen, Restaurants u. f. w. auf 74 Stunden in der Woche ein schränkt. Da indeß leine Fürsorge getroffen ist für die An ftellung von Inspektoren, welche darauf achten, daß diese ge fegliche Bestimmung innegehalten wird, dürfte das Gesez wohl in den meisten Fällen ein todter Buchstabe bleiben. Immer hin bildet es doch einen Anfang zum Schuge gegen die Üeberarbeitung der Angestellten im Kaufmannsstande und Schantgewerbe.
Zur Vorbereitung auf Mehrforderungen für das Militär und die Verwendung von neuen Reichssteuern für Militärzwede läßt Minifter von Scholz durch Herrn Schwein burg Artikel veröffentlichen, in denen nachgewiesen werden soll, daß bisher der Militäretat noch nicht genug ge. wachsen sei. Es ergiebt fich indeß. nach der Freis. 8tg.", schon aus diesen Biffern, daß die dauernden Ausgaben des Militäretas seit dem legten vor Bewilligung neuer Steuern festgestellten Etat von 1879/80 um 28 Miltonen, dazu die nicht aus dem Reichsinvalidenfonds gedeckten Militärpenfionen um 4 Millionen Mart, das Ordinarium der Marine um 14 Millionen Mart gewachsen find. Dazu kommen noch die Mehrausgaben für Zinsen von Anleihen, welche für Militärund Marineswede aufgenommen worden find. Noch deutlicher tritt das Wachsthum der Militärausgaben hervor, wenn man bis auf die Beit nach dem Friedensschluß mit Frankreich zurüd geht. Seitdem, also sett dem Jabre 1872, bat fich der dauernde Militäretat von 250 Millionen Mart auf 343 Millionen Mart, also um 93 Millionen Mart oder um mehr als ein Drittel erhöht. Die Marineausgaben find dazu von 12 auf 37 Millionen gestiegen, haben fich also geradezu verdreifacht. Die stärksten Sprünge im dauernden Militäretat zeigen fich bei Der jedesmaligen Erneuerung bes Septennats. So erhöhte fich Der Militäretat im Jahre 1874/75 von 267 Millionen Mart auf 319 Millionen und in den Jahren 1880/81 bis 1881/82 Don 327 auf 344 Millionen Mark. In der Schola'schen Be rechnung des Herrn Schweinburg ist das Kunststüd angewandt worden, als Minderausgaben des Militäretats diejenigen Be träge in Rechnung zu stellen, welche mit außerordentlichen Aufwendungen insbesondere aus dem legten Kriege zusammen hängen und naturgemäß fich in den späteren Jahren nach Diesem Kriege ermäßigen mußten. Dahin gehören die auf den Reichsinvalidenfonds angewiesenen Ausgaben, die Ausaaben des Extraordinariums. Bekanntlich werden diese Ausgaben nicht aus laufenden Steuern, sondern aus besonderen Fonds und Anleihen gedeckt. Daffelbe gilt von dem Extraordinarium für die Herstellung der Marine. Die betreffenden Auf wendungen aus Anleihen mußten fich natürlich in dem Maße vermindern, wie der Schiffsbau und der Hafenbau für die Flotte vollendet waren.
Lotterietolletten und Reptilienblätter. Unlängst meldeten wir, daß der Verleger des Hagener Reptils, der Westfälischen Boft", eine neue Lotterieeinnehmerftelle erhalten bat. Aus Breslau wird der Freis. 8tg." nunmehr mitges theilt, daß auch dem Verleger der in Rattomis erscheinenden
unter jeber nur einigermaßen annehmbaren Bedingung an unsere Bühne zu feffeln."
Und jetzt?" sagte Rebe erwartungsvoll.
Da bekam ich," fuhr der Direktor fort, vor etwa einer halben Stunde den Wisch da. Und er zeigte auf einen neben Rebe auf dem Tisch liegenden Brief. Lesen Sie."
Rebe nahm den Brief und las ihn laut:
Mein lieber Herr Direktor! Ich möchte teine Seit verfäumen, Sie wohlmeinend vor einem voreiligen Schritt zu warnen. Nebe hat gestern Abend den Hamlet gespielt, und das Publikum dadurch bestochen, daß er eine so große Rolle so rasch übernehmen fonnte, war artig genug, ihn für die Gefälligkeit zu honoriren. Die Gegenwart des Erb prinzen trug bazu bei, die Leute etwas aufzuregen. Ich felber hatte eine Klaque für Handor besorgt, die aus miß verstandenem Dienfteifer das auf seinen augenblicklichen Nachfolger übertrug, und für den Abend war das gut. Lassen Sie sich aber um Gottes willen nicht verleiten, bem unglüdlichen Menschen auch nur noch eine Rolle anzuver trauen. Er hat auch nicht die Spur von Talent, und ich werde ihm und dem Publikum das in meiner morgen erscheinenden Rezension beweisen. Danken Sie Gott , daß Sie ihn los sind, denn Sie dürfen das Publikum gar nicht so in's Geficht schlagen, ihm ein Subjekt wie diesen jungen Anfänger für einen Rünfiler einzuschieben. Aber meine Furcht ist gewiß grund los, Sie denten wahrscheinlich eben so wenig daran, wie ich es hoffe. Nur das Interesse für unser Institut konnte mich bewegen, diese Beilen an Sie zu richten.
rektor.
Hochachtungsvoll Ihr ergebenfter Feodor Strohwisch." Nun, was sagen Sie dazu?" fragte der Dis
Weiter nichts," lächelte Rebe, als daß dieser selbe Herr Strohwisch heute Morgen in aller Frühe bei mir war, mir zu meinem gestern entwidelten Talent gratulirte und mir gegen ein mäßiges Honorar jebe Unterflüßung ver sprach."
„ Aber das ist doch nicht möglich! Sie sagten es ihm
doch zu?"
Kattowiger Zeitung", eines Reptilienblattes ersten Ranges, Buchhändler Siwinna, die in Rattomis neu zu errichtende Lotterteeinnehmerstelle übertragen ist. Es scheint demnach in der That die Vermehrung der Lotterieloose mittelbar benutt au werden zur weiteren Förderung der Regierungspresse.
Die Wirkungen der Zivilehe. Nach der Dom evangelischen Oberkirchenrath aufgestellten statistischen Tabelle baben in Magdeburg im Jahre 1884 die Trauung nur 57 pCt. nachgesucht, getauft wurden nur 78 pбt.; in Bezug auf die Prozentzahl der Taufen steht Magdeburg im Bes reich der evangelischen Landeskirche gerade unten an, es wird binfichtlich der Prozentzahl der Trauungen nur noch von Stettin mit seinen 55 pet. überflügelt. Man sieht aus jolchen Zahlen übrigens, daß unsere Paftoren allen Grund haben, die Einführung der Bioilehe zu verwünschen. Dies felbe hat den Einfluß der Geistlichkeit gewaltig geschmälert.
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Die Verwendung des früheren Weihnachtsremune rationsfonds im Bereiche der Staatseisenbahnverwaltungen hat nach einem Eingesandt" in der Boff. Btg." eine Wendung genommen, die von liberalen Abgeordneten ficher nicht beabsichtigt wurde, als fte im Landtage für die Beseiti gung dieses allgemeine Unzufriedenheit erregenden Etatsposten eintraten. Die Weihnachtsremunerationen, heißt es in dem Eingesandt", find zwar beseitigt, aber die Beamten find vom Regen in die Traufe gelommen. Während früher zum Weih nachtsfeste jeder, der fich nicht etwa eine Drdnungsstrafe oder besondere Unzufriedenbeit zugezogen hatte, mit einem wenn auch noch so fleinen Betrage bedacht wurde, werden jest im Laufe des Jahres an solche Beamte, die fich der vollen Bu friedenheit ihres Vorgesezten erfreuen, außerordentliche Beihilfen gewährt. Man sollte nun annehmen, daß bei diesen Beihilfen bedürftige Beamte mit zahlreicher Familie besonders berüdfich tigt würden; auch das ist nicht der Fall. Es ist vorgelommen, daß auf einer und derselben Station ein linderloier, nicht einmal besonders tüchtiger Betriebssekretär mit 2550 M. Gehalt eine solche Beihilfe erhielt, während der Stationsvorsteher, der neun Kinder erzogen hat und ein tüchtiger Beamter ist, leer ausging. Solche Misstände erregen Neid und Haß unter den Beamten und fördern den Servilismus.
Ueber die Einführung einer gefeßlichen Unfallentschädigung für Polizeis, Grenz- und Steuerbeamte, welche im Dienst einen Unfall erleiden, werden gegenwärtig, wie offi siös berichtet wird, im preußischen Staatsministerium Er wägungen gepflogen. Wir tönnen die Ausdehnung der Unfall versicherung, welche von Reichswegen bereits für Betriebsamte des Reiches eingeführt ist, auf die vorgedachten Kategorien nur für durchaus berechtigt ansehen.
Zu den Aften der Polenausweisungen geht der ,, Bresl. Morgenstg." folgende intereffante Mittheilung zu. Seit langen Jahren betrieb Kaufmann B. in Groß Glogau , wo er fich allgemeiner Achtung erfreut, ein umfangreiches Geschäft. Er war aus Polen gebürtig, in Preußen nicht naturalifirt, erwarb aber in Gotha voriges Jahr das Bürgerrecht unter Fort führung seines Glogauer Geschäfts als Bweig- Niederlassung. Als nun die Ausweisungen polnischer Ausländer in Schwung famen, wurde B. trozdem mit einer Ausweisungsordre seitens Des Glogauer Landraths bedacht; gleichzeitig wurde ihm seitens der toburg gothaischen Regie. rung eröffnet, daß seine Aufnahme in den dortigen Staatsverband annullirt set, weil fte blos zu dem Bwede erschlichen worden, um der ihn be drohenden Ausweisung vorzubeugen, und nicht in der Abficht, um in Koburg Gotha seinen Wohnfis zu nehmen resp. bort Bürger zu werden. P. Klagte im Verwaltungs- Streitverfahren gegen dies Vorgehen, und hat am 23. Juni vor dem Ober verwaltungsgericht, vertreten durch Hrn. Rechtsanwalt Kirschner, ein obftegendes Erkenntniß erftritten. B. bleibt toburg gothaischer Unterthan und als solcher berechtigt, im ganzen Deutschen Reich, also auch in Glogau , fich aufzuhalten und dort Geschäfte zu treiben.
In Wien ruft es große und gerechtfertigte Aufregung hervor, daß ein Gemeinderath- W. Pfister is des Edlen Name- einen Friseur wegen einer vor Jahren be gangenen Majestätsbeleidigung zur Anzeige brachte. Der Denunzirte wurde zu sechs Monaten schwerer und ver schärfter Ketterstrafe verurtheilt. Die Wiener Blätter find jämmtlich entrüftet und machen ihrem Unwillen über den An geber in scharfen Worten Luft. Leider befigt die Gemeindevertretung fein Mittel, solche Leute aus ihrer Mitte auszu schließen, dagegen ist anzunehmen, das die Wähler des Herrn Pfister demselben ein sehr deutliches Mißtrauensvotum geben werden.
Ueber die belgische Arbeiterbewegung schreibt man der Frankf. Stg." aus Büffel, 19. Junt. In den lesten vier Tagen haben die alarmirenden Nachrichten aus dem Kohlenrevier des Borinage einige Aufregung hervorgerufen. Ganz plöglich und unerwartet haben die Arbeiter in ben Gruben der Société Générale" bie Arbeit eingestellt. Die
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Ich gab ihm zu verstehen," sagte Rebe, während ihm das Blut in die Schläfe stieg, baß ich ihn, wenn er fich nicht gutwillig entfernte, die Treppe hinunterwerfen würde!"
" Da haben wir's!" rief der Direktor aus, indem er wie beseffen von seinem Stuhl emporsprang und im 3im mer herumlief. Unglüdseliges Menschenkind, wissen Sie benn nicht, daß Sie ber Rezensent- mit Respekt zu mel ben da wir doch unter uns find hier todt machen fann und auch wirklich todt macht?"
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" Durch sein Schimpfen?" sagte Nebe. Mein lieber Herr Direktor, wenn ich mir dadurch meinen Platz am Theater wahren könnte, daß ich einen dieser erbärmlichen Lohnschreiber bezahlte, um mich zu loben, dann würde ich noch heute der Bühne, an der ich mit ganzer Seele hänge, den Rüden fehren."
Aber ändern Sie einmal die Welt," rief der Direl tor; das Publikum glaubt nun einmal, was es gebruckt fieht."
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Und wer schreibt denn überhaupt all' diese Rezens fionen?" fuhr Rebe fort. Gehen Sie all' unsere Reititer burch, und unter den Taufenben, die davon leben, haben Sie taum fünfzehn oder zwanzig ehenwerthe und füchtige Männer, die auch wirklich selber etwas schaffen können. Die Anderen find lauter heruntergekommene ober noch nie oben gewesene Literaten, bie, nicht im Stande, etwas Selbft ständiges zu arbeiten, sich nun auf's hohe Pferd setzen unb an uns armen Schauspielern, wenn wir ihnen nicht das Blutgeld zahlen, oder an anderen Schriftstellern ihr Gift und ihre Galle auslaffen!"
" Aber was hilft Ihnen das? Es ist einmal so, unb gegen den Strom fann fein Mensch schwimmen." dings etwas langsamer, aber es geht." „ Odoch, Herr Direktor," lächelte Rebe; es geht aller Fangen Sie mit dem an," rief Krüger, der scheut fich vor leiner schmutzigen Arbeit!"
Das glaube ich Ihnen, bas thun alle biefe Herren nicht; aber ich bezweifle doch, daß er das Publikum so in seiner Gewalt hat, um über einzelne Individuen nach Be lieben zu bisponiren."