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Bewegung begann auf der Grube Belle et Bonne" und pflanzte fich blisschnell nach fast allen Gruben der Nachbarschaft fort. Sie begann ganz so wie jene vor drei Monaten im Charleroler Bezitte und fündigte fich auch durch einzelne Ausschreitungen an, die freilich in der Preffe, wie fich jetzt heraus. ftellt, bedeutend übertrieben worden find. Am Mittwoch Morgen rubte die Arbeit bereits in den Schachten des Flenu, des Rirur du Coeur, in Quaregnon und bei Jemappes. Trupps Unzufriedener erschienen an den Schachteingängen und über rebeten oder zwangen die noch Arbeitenden, sich ihnen anzuschließen und auch ihrerseits die Arbeit ruhen zu laffen. Die allgemeine Arbeitseinstellung" im ganzen Revier wurde als Mittel verkündet, um beffere Löhne zu erlangen. Man zog in Trupps von Hunderten von Grube zu Grube, von Fabrik zu Fabril, überall Arbeiter oder Fabritoirektoren nöthigend, bie Bahl der Streifenden au vermehren oder die Arbeit in den Etablissements ruhen zu laffen. Es wird erzählt, daß daß viele Trupps rothe und schwarze Fahnen mit fich führten und daß fich auch eine Menge Frauen unter ihnen befanden, welche als besonders erbittert und aufgeregt geschildert werden. Beffer sterben" riefen diese als so noch weiter leben; wir verlangen un bedingt Brod für unsere Kinder!" Feiglinge" wurden die jenigen Männer von ihnen genannt, die fich dem Streit an auschließen scheuten. An einzelnen Schadteingängen tam es zu Busammenftößen mit der von Mons gesandten Gendar merie, bei denen einige der Streifenden verwundet wurden. Auch find im Laufe des Tages eiliche zwanzig der Theil. nehmer an den Umzügen verhaftet worden, doch tam es au Teinem ernfteren Konflikte.. Am Mittwoch wurden zwei Schwadronen Lanziers nach den bedrohten Punkten gesandt, Die am folgenden Tage durch wel Bataillone Chasseurs aus Mons verstärkt wurden. Sehr ernst sah es am Donnerstag aus. An diesem Tage zog ein Haufe von etwa taufenb Streitenden, barunter viele Weiber, unter Führung eines Wächters der Grube St. Florent, der eine phrygische Müze auf dem Kopfe trug, und unter Borantragung einer schwarzen und rothen Fahne die Straße am linken Ufer des Kanals von Mons entlang, warf in den Schuppen bei Condé, die als Kohlendepots für die Gruben von Hornu und Wasmes dienen, alle Werkzeuge, Krahnen, Wächterhäuschen, Wagen, Ballen u. s. w., ins Waffer und lam bis Quaregnon und Jemappes, wo fie in den Walzwerten von Demerbes u. Co. Das verschloffen vorgefundene Thor einftießen und den Anschluß Der Arbeiter erzwangen. Auch die Glashütte von Crets wurde bedroht, doch fanden fie bald Widerstand an den Gendarmerie posten und Truppen, so daß fie zurückwichen. Von da an ift in der Bewegung eine bedeutende Abnahme zu bemerken, ob gleich die Bahl der streikenden Arbeiter auf 7-8000 angegeben wurde. Die ernsten Abmahnungen der ange febensten Führer der Arbeiter, die in Baturages, Quaregnon und anderen Drten in großen Meetings den Leuten das Un finnige ihres Beginnens darstellten, vielleicht auch das anhal tende ftarle Regenwetter der jüngsten Tage und bie planmäßigen Maßregeln der Bivil und Militärbehörden der Bivil und Militärbehörden scheinen den Streif inzwischen beinahe zum Stillstande gebracht zu haben. Wenigftens ist seit gestern in faft allen Gruben Die Arbeit wieder aufgenommen worden. Nur in Quaregnon und Jemappes feiern noch viele Arbeiter, doch sieht man bis nächsten Montag die allgemeine Rüdlehr zur Arbeit mit Sicherheit voraus. Dieser Streit ist lediglich die Folge der elenden Lage, in welcher sich die Roblenarbeiter des Borinage feit lange be finden; dieselben verdienen im Durchschnitt nur 1,50 bis 2 Frcs. per Tag bei meift 12-13ftündiger Arbeitszeit, ein großer Theil noch weit weniger. Da aber viele Gruben jest nur noch vier Tage per Woche arbeiten, so reduzirt fich der Wochenverbienft noch um ein Erhebliches. Dabei lönnen die Leute thatsächlich nicht mehr eristiren, und es ist nicht zu verwundern, daß fie aus Verzweiflung den Versuch einer allgemeinen Arbeitseinstellung machen. Arbeiter des Borinage werden im allgemeinen als sehr ruhige, fleißige und genügsame Leute geschildert, die trop rauber Sitten wenig Neigung zu Gewaltthätigkeit befigen, denen sogar eine berbe Gutmüthigkeit nachgerühmt wird.
Die
Der Graf von Paris bat fich von Frankreich nicht trennen lönnen, ohne sich durch ein Manifest dem lünftigen Wohlwollen des franzöftschen Volkes zu empfehlen. Er pro teflirt in dem Manifest im Namen des Rechtes" gegen die verübte Gewaltthätigkeit und weift auf seine Liebe zum Baterlande bin, beffen Gefeße er nie verlegt habe und deffen man ihn in einem Augenblid beraube, da er ein neues Band zwischen Frankreich und einer befreundeten Nation hergestellt babe. ( Diese Anspielung bezieht fich wahrscheinlich auf die jüngst ftattgehabte Bermählung der ältesten Tochter des Grafen mit dem Kronprinzen von Portugal .) Die Ausweisung sei die Rache für die 3 Millionen Stimmen vom 4. Oktober; man wolle Frankreich von dem Haupte einer Familie trennen, welche bie nationale Einheit bildete. Frankreich werde fich weder über die Ursache, noch über die Urheber der Schäden täuschen,
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Paffen Sie auf," rief Krüger, ich gebe Ihnen mein Wort, wenn er Sie in seiner nächsten Nummer richtig herunter macht und das thut er jetzt, darauf tönnen Sie Bift nehmen, bann rührt sich am nächsten Abend feine Hand, und was das Schlimmste ist, die Leute gehen viel leicht noch ein oder zweimal aus Neugierde ins Theater, wenn Sie spielen, aber nachher bleiben fie aus wie Röhr waffer."
" Ich muß es abwarten."
" Bedenken Sie doch nur," fuhr Krüger fort, einem böfen Hunde giebt man zwei Rnochen. Was haben Sie benn davon, wenn Sie Tag um Tag im Blatt herunter geriffen werden?"
Aber wie fann ich's hindern?"
Gleichen Sie's aus," rief Krüger rasch, Strohwisch ist tein Unmensch; mit Geld is Alles zu machen, und hier A propos, lieber Rebe, eh' ich's vergeffe, hier habe ich auch Ihr Spielhonorar für gestern Abend."
" Herr Direfior...
" Bitte mir's aus, bas stand nicht in ihrem Kontralt, und wenn mir Jemand gestern Abend das Messer auf die Bruft gesetzt hätte, würde ich mit Wonne das Vierfache bezahlt haben. Das dürfen Sie auch nehmen, Sie haben fich's ehrlich und reblich verdient, und mein Dank für Sie bleibt dabei immer noch derselbe."
Dabei legte er ihm fünf Friedrichsb'or auf den Tisch, und Reb'es Chrgefühl sträubte sich erst, so nothwendig er das Geld auch brauchte, bagegen, es anzunehmen, weil er gestern eben noch im Engagement gestanden. Allerdings war es ein außerordentlicher Fall gewesen, und Krüger, der, wenn er wollte, ganz liebenswürdig sein fonnte er wollte nur felten bewies ihm mit einer solchen Herzlichkeit, daß er ihn selber beleidigen würde, wenn er etwas verweigerte, was eine reine und einfache Schuldsache der Direktion set, baß er es endlich nicht länger ausschlagen konnte."
Und nun," sagte Reiger, wenn Sie meinem Rathe folgen, gehen Sie ohne Weiteres zu Strohwisch, Umstände brauchen Sie mit ihm nicht zu machen, und brüden ihm zwei bavon in die Hand. Sie sollen dann einmal sehen, was für eine Rezension morgen erscheint!"
unter welchen es leide. Es werde die traditionelle Monarchie anerkennen, denn diese allein lönne durch ihr modernes Prinzip und ihre Inftitutionen Hilfe gewähren, nur fie ver möge die politische und religiöse Freiheit zu sichern, die öffent liche Wohlfahrt herzustellen und der demokratischen Gesellschaft eine ftaile, allen zugängliche und über allen Parteien stehende Regierung zu bieten, deren Beständigkeit für Europa eine Mit Bürgschaft eines dauerhaften Friedens sein werde. Gottes Hilfe und unter dem Beistande seiner Freunde werde er seine Aufgabe erfüllen. Er vertraue auf Frankreich und werbe zur entscheidenden Stunde berelt sein.- Noch wird wohl viel Wafer die Seine berabfließen, bevor diese Hoffnungen des Hauptes der Orleans fich erfüllen. Die republikanischen Blätter sagen, das Manifeft rechtfertige die Ausweisung. Die monarchistischen Beitungen loben es, daß Der Graf als König gesprochen habe. Die heftige Sprache des Manifeftes, welches der Ausgewiesene, nachdem er seine werthe Person in England in Sicherheit gebracht, erlaffen hat, wird vielleicht der franzöfifchen Regierung den Anlas bieten, mit weiteren Maßregeln gegen die Anhänger des Grafen vorzu gehen, welcher offen erklärt, daß er mit Gottes Hilfe und unter dem Beistande seiner Freunde" auf die Zerstörung der Republik und die Errichtung der traditionellen" Monarchie in Frankreich hinarbeiten werde. Die Beschuldigung der Regie rung, daß die Prätendenten bei den legten Wahlen viel Geld zu Wahlzwecken ausgegeben haben, beantwortet der Graf von Baris mit einem höhnischen Hinweis auf die 3% Millionen Stimmen, welche zu Gunsten des monarchischen Prinzips ab gegeben worden find. Es dürfte nun nicht mehr lange dauern, baß man die Regierung zur Konfistation der Güter des Prinzen drängen wird. Es würden dadurch freilich, nachdem Die Republik vor Jahren unflug genug gewesen ist, die unter bem Kaiserreiche eingezogenen Güter der Dileans wieber berauszugeben, nur wieder neue Schwierigkeiten geschaffen
werden.
In dem Homerule- Meeting in der St. James Hall machte der Frländer Sexton intereffante Mittheilungen über die Ver bandlungen zwischen den Konservativen und Parnelliten vor den legten Wahlen. Ein hervorragender Tory, Howard Vincent , so erzählt Sexton, sei nach Dublin ge reift und zwar als Abgesandter der Tories, und habe unter redungen mit den Führern der irischen Partei gehabt. Er habe mit ihnen über die Bedingungen der Homerule verhandelt und fich mit ihnen so einig gefühlt, daß nicht nur das Prinzip, sondern die Einzelheiten einer diesbezüglichen Maßregel damals vereinbart wurden. Lord Carnarvon , deffen Eröffnungen gegen über Barnell befannt sind, habe vorher und nachher mit Lord Salisbury über die Angelegenheit gesprochen und legterer babe fich darauf in seiner Rede in der Guildhall bereit erklärt, Homerule für Jrland zu gewähren, soweit dies mit den Reichs intereffen verträglich sei. Die irische Bartel würde daher den Sieg der Konservativen durchaus nicht bedauert haben und er, der Redner, zweifle nicht im Geringften, daß fie in solchem Falle eine Homerule- Vorlage eingebracht haben würden. Jest Falle eine Homerule- Borlage eingebracht haben würden. Jest fielle Lord Salisbury die Homerule als etwas Fluchwürbiges bin und wolle so viel Irländer als möglich über den Dean fchaffen, während er für die Burückbleibenden eine 20jährige Bwang herrschaft zur Anwendung au bringen gedente. Ein von D'Connor in einer Versammlung zu Sheffield verlesener Brief des irischen Abgeordneten O'Brien theilt Einzelheiten über seine damaligen Berhandlungen mit Howard Vincent mit, welche die Mittheilungen Sexton's vollständig bestätigen.
Ein
Der Kriegsminister hat eine Kommission ernannt, welche Erhebungen über die Drganisation und Verwaltung der Fa brit Departements der Armee anftellen soll. Zu diesem Departement gehören die tgl. Wagenfabrik, bas tgl. Laboratorium, die tgl. Geschüßfabrit in Woolwich, die tgl. Gewehrfabrik in Enfield und die tgl. Pulverfabrit in Waltham Abbey. Die Hauptaufgabe der Kommiffion wird sein, au prüfen, ob irgend welche Verbesserungen behufs Erzielung größerer Wirksamkeit und Sparsamteit in den genannten An ftalten erforderlich find und was für welche. Fragen bezüglich des technischen Prozesses der Fabrikation find von der beab fichtigten Erhebung ausgeschloffen.
Der Schluß des englischen Parlaments bat vorgeftern Nachmittag 5% Uhr fiattgefunden, die Auflösung wird heute erfolgen. Vor dem nächsten Mittwoch lann teine förmliche Aufstellung von Kandidaturen erfolgen. Am Donnerftag lönnen die Wahlen in den Städten, am Freitag auf dem flachen Lande beginnen. In der am Schluß der Barla mentsseffton verlesenen Thron rede beißt es: Die Königin babe den Entschluß gefaßt, das Unterhaus aufzulösen, um die Meinung des Volles über die Frage der Errichtung einer Le gislatur in Irland für die Leitung der irischen Angelegenheiten fennen zu lernen. Die Toronrede weit mit Genugthuung auf das Aufhören bes serbisch bulgarischen Krieges hin und erwähnt ferner die Annahme der friedlichen Rathschläge seltens Griechenlands . Die gebefferte Lage Egyptens gestatte, die englischen Streitkräfte zu reduziren und dieselben in die Grenze des eigentlichen Egyptens zurückzuführen. Die Thron
Da schenkt' ich sie lieber dem ersten armen Menschen, ber mir begegnet, Herr Direktor," sagte Nebe.„ Ich bin fest entschlossen, mir meinen Weg zu erkämpfen; nur so kann ich mir selber genügen und Freude an der Sache behal ten. Im andern Falle müßte ich mich vor mir selber fchämen.
Das ist sehr schön und ehrenwerth von Ihnen," sagte ber Direktor troden, wird Ihnen aber hier den Hals brechen; Sie sollen sehen."
( Fortsetung folgt.)
Ans Kunst und Leben.
Das Deutsche Theater beschließt mit dem Ende dieses Mo nats seine dritte Saison. Es finden bis dahin nur noch fol gende vier Aufführungen statt. Heute, Sonntag: Die Welt, in der man fich langweili", morgen, Montag:„ König Lear". Dienstag, 29. D. Mis.: Das Kathchen von Helbronn" und Mittwoch, 30. b. Mis., zum fünfzigsten Male: Romeo und Julia". In der ablaufenden Saison gingen 17 Stüde neu in Szene, darunter 8 den Abend füllende Novitäten. denselben wurden„ Ein Tropfen Gift" 68 mal,„ Der BureauIrat" 11 mal, Die Lorelei" 10 mal, Der Herenmeister" und " Jungbrunnen" je 7 mal ,,, Gracchus der Voll tribrun" 6 mal, Die armen Reichen" und" Die Liebes Botschaft" je 5 mal
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Unter
dargestellt. Von den zur Aufführung gekommenen flafftfchen Studen erreichten die meisten Wiederholungen„ Das Käthchen von Heilbronn "," Romeo und Julia ", Nathan der Weise, Des Meeres und der Liebe Wellen"," Don Carlos" uud ,, Bring Friedrich von Homburg"." Der Widerspenstigen Bähmung" wurde 7 mal, Antigone " und Rönig Lear" je 5 mal,„ Die Räuber " 4 mal,„ Hamlet " 3 mal,„ Emilia Galotti"," Rabale und Liebe" und" Der Nichter von Balamea" je 2 mal, Richard III. " und Wilhelm Tell " je 1 mal gegeben. Von anderen Stücken erreichten die höchfte Bahl der Wiederholungen Der Reihe nach:" Der Königslieutenant",„ Das Urbild bes Tartuffe"," Der Weg zum Herzen", Die Welt , in der man fich langweilt"," Das Fräulein von Seiglière"," Der Hütten befizer" und„ Die Anne Life". Im Ganzen wurden an 300 Abenden 39 verschiedene Stücke aufgeführt. In den Monaten Juli und August bleibt das Theater geschloffen. Die Wieder eröffnung deffelben findet am 1. September statt.
Sperl"-Treptow. Nunmehr ist es definitiv entschieden, daß die Ausstellung nach diesem Terrain verlegt wird.
rede brüdt schließlich die Hoffnung aus, die mit Spanien abs gefchloffene Konvention werde nach erfolgter Genehmigung burch die Kortes die Einfuhr der Kolonialweine heben. Italien .
In Mailand wurden bei verschiedenen Führern der Sosialisten aussuchungen veranstaltet und hierbei gegen 10 Verhaftungen vorgenommen. Bugleich wurden durch ein Delret die aus Sozialisten bestehenden Gesellschaften Figli del lavoro"( Söhne der Arbeit), Partito Operaio" ( Arbeiter- Partei) und ,, Societa di Resistenza"( Gesellschaft des Widerstandes) aufgelöst. Unter den Verhafteten befindet fich auch ein Deutscher Namens Rerbs. Wie verlautet, fanden auch in anderen Provinzen Haussuchungen statt.
Das Mailänder Börsenblatt, Sole" veröffentlicht das dem Minister des Aeußeren überreichte Memorandum der beiden mehrgenannten afiitanischen Gesellschaften, in welchem barum gebeten wird, bie Niebermegelung des Grafen Porro und seiner Gefährten durch die Schaaren des Emirs von Harrar nicht ungeahndet au laffen. Die bezeichnendste Stelle des Schriftstückes lautet wörtlich: Man wird auf jebe andere kommersielle Expedition in Afrita verzichten müssen, wenn die Ermordung Borro's ungerächt bleibt."
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Im Gegensaße zu der neuerdings mehrfach auftauchenden Meldung, daß die belgische Regierung eine Zusammenkunft tarlistischer Führer auf ihrem Gebiete nicht dulden werde, steht eine dem Zemps" zugehende Depesche, in welcher gesagt wird, daß Don Carlos bereits gegen Ende dieses Monats in Brüffel eintreffen wird und die belgische Regierung der erwähnten Zusammenkunft tarlistischer Führer teinerlei Wider ftand entgegensezen werde. Eine Bestätigung dieser den fonftigen Nachrichten über diese Angelegenheit diametral ent gegenstehenden Meldung wird abgewartet weden müssen. Balkanländer.
Die europäischen Kapitalisten find unermüdlich. Aus Steiermart werden nächstens 40 Familien in Ronftantine opel ankommen, deren Häupter als Arbeiter in einer im vorigen Jahre von spanischen Juben gegründeten Glas. f.a brit zu Baicha bagdsche am Bosporus Verwendung fin den. Bis jest find etwa 50 Steyrer dort beschäftigt, und es ift bereits die Rede davon, nach Ankunft der obengenannten 40 Familien und Vergrößerung der Fabrikräume noch weitere 60 Familien lommen zu lassen. Und doch wird bis jest in dieser Fabrik nichts anderes hergestellt als Tintengläser für die türkische Tinte und Lampenzylinder, also die geringste Waare. Dieser Erfolg veranlaßte einige unternehmende Leute, auch die Gründung einer Porzellanfabrit zu versuchen, da an ver schiedenen Stellen die dazu nöthige Erde in mächtigen Lagern gefunden worden ist. Wie es heißt, find es Deutsche , welche diese neue Industrie ins Leben rufen wollen. Eine in Ga Iata anfäffige englische Firma bat endlich auch das Unmögliche zu Wege gebracht und auf 25 Jabre die Konzeffton zur Er zeugung von Eis erhalten. Der Eishandel war bisher eine Art Monopol des Sultans. Das betreffende Haus hat dem nach mit dem Minister der Bioilliste ein Ablommen getroffen, wonach lettere für den Entgang ihres aus der seitherigen Eis beschaffung von den Gletschern des Diymp und in legter Beit hauptsächlich Norwegens erhaltenen Bewinnes ent schädigt wird.
Die Lage auf der Ballanhalbinsel wird fortgesezt von der russischen Bresse behandelt, wobei fie unermüdlich best: gegen Bulgarien , die Pforte, Desterreich, Deutschland 2c., je nachdem es thr past.
Die Ddeffaer Behörde hat vor Kurzem den dort studiren den Bulgaren Gulubtschew, welcher im Verdachte der revolutionären Agitation stand, nach Sibirien verbannt. Die bulgari che Regierung rellamirte ihren Unterthanen, ohne jedoch einer Antwort gewürdigt zu werden. Der Fall bat in Sofia große Erbitterung hervorgerufen. Das Minifterium will nun Durch die Pforte die Netlamation wiederholen.
Die bulgarische Nationalversammlung nahm nach einer Meldung der offiziösen Wiener ,, Polit. Korrefp. vom Freitag in Beantwortung der Thronrede des Fürften Alexander eine Adresse an, welche fich für die Regierung ausspricht und im übrigen lediglich dem Wunsche Ausdrud giebt, Der Fürft möge die Union in der gegenwärtig fattisch bestehen den Gestalt aufrecht erhalten. Danach ist also der Unterantrag Der Dppofition, welcher die Wiederherstellung freundlicher Be stehungen zu Rußland , die Einberufung einer großen National versammlung und die Entlaffung des Ministeriums Rarawelow verlangte, gescheitert.
Amerika.
Der bekannte anarchistische Wirth Justus Schwab in
New York theilt seit einigen Tagen das Schiafal feines Busenfreundes Moster ist verhaftet worden. Allerdings nicht aus politischen Gründen, sondern wegen Uebertretung des Atzisengefezes, welches den Verlauf geiftiger Getränke in ge wissen Stunden verbietet. Er wird, wenn man ihm diese Uebertretung wird nachweisen können, au einem bis awei Mo naten Gefängniß verurtheilt werden.
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Dieses ist um so mehr mit Freuden zu begrüßen, als dadurch Der Sperl" und die hier debütirenden Ranfiler zur vollen Geltung gelangen. Hat doch der„ Sper!" e verstanden, bei ber Normirung eines ganz geringen Eintrittsgeldes Kunstgenüffe zu schaffen, welche auf feltener Höhe stehen. Man bente fich nur den indischen Jongleur Sidy- Said, dessen Probuttionen eine derartige Vollendung erreicht haben, daß man förmlich an übernatürliche Dinge zu glauben geneigt sein tönnte. Spielend vollführt derselbe die schwierigsten Tricks. Mr. Harris ift ein mufttalischer Klown, der mit technischer Fertigteit Virtuofttät und Komil verbindet. Die jugendlichen Blor bins, adonische Gestalten, find wirkliche Lieblinge des Publikums geworden. Die Evolutionen auf dem 100 Fuß hohen Thurmsell find in einer solchen Vollendung wohl taum hier gesehen worden. Der Zanshumorist Adolf Weber erfreut sich einer berartigen Popularität, daß diese Person schon allein eine eminente Bugtraft für den Sperl" bildet. Herr Geldner ist ein Charaktertomiter, der mit feinem Verständniß die Eigenbeiten der Menschen ablauscht und sie so reproduzirt, daß fte Intereffe, ja Bewunderung erregen. Im Vereine mit Fräulein Bachmann bildet diefer Künstler ein Duett, das überaus an sprechend ift. Frl. Clairmont ist eine reisende Soubrette, die ihre fröhlichen Weisen mit inniger Wärme erschallen läßt. Aus dem reichhaltigen Repertoir wollen wir noch den auf einer Kugel fich produzirenden Marmorbarsteller Bellager lobend hervorheben, sowie den Flufior.iften Prof. Hanlo, der bas Bublifum in angenehme Täuschungen zu wiegen versteht.
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Die interessanten Reifen im Kaiser- Banorama- Baffage werden täglich viel besucht, Jung und Alt reisen hier auf die denkbar bequemste Weise und verfolgen die herrlichen Naturaufnahmen, welche in wunderbarer Schärfe und Plastit erscheinen, von Woche zu Woche. Neben dem Syllus Amerila mit ben teleskopischen Mondaufnahmen wird eine Reise durch bas malerische Berner Oberland in dieser Woche ausge stellt sein.
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Bunte Welt." Die uns vorliegende Nummer 14 ber Bunten Welt" erscheint auch mit Bezug auf den illustrativen Schmud als bie glänzendste der bisher erschienenen. Außer Der farbigen Reproduktion von Wereschagin's sensationellem Gemälde Hinrichtung von Nihiliften in St. Petersburg " ent bält die vorliegende Nummer ein reizvolles Bild in diskreter Farbengebung Die Waise", sowie eine gelungene humoristische Stizze„ Es regnet". Die intereffante Nummer wird eine ge fällige Aufnahme finden.