Gegenüber dem Pariser Stadidahn- Unter«nehmen nimmt der dortige Stadtrath eine ablehnende Hal-tung ein. Nngefichti deffen einigten fich. wie die„Voss. Ztg."cul Pari? meldet, die Arbeiter« und Ünternehmer-Eynditatezu einem Mafien-Bittgesuche, welches grofie öffentliche Arbeitenfür unerläßlich erklärt, wenn die seit vier Jahren bestehendeKrise die Arbesterdevölkerung nicht zu verzweifelten Hand-lunaen treiben sollen. Oer Stadtrath beschloß:„Alle Bau«stoffe müffen französtsch, von den zu beschästigenden Arbeiterndarf höchstens ein Zehntel Ausländer sein; in den V er-waltungirath wählen die Arbeiter drei Ver«t r e t e r; ihre PenstonStaffr verwalten fie selbst; wenn daSAttienkapllal über sechs Prozent trägt, so gehört ein ZehnteldeS UeberschusseS den Ardeitern; billige Arbeits-züge werdm eingerichtet.Italien«Pom 1. bis 2. Mittag find an der C h o l e r a in Codi»goro 5 Personen erkrankt und 1 Person gestorben, in Venedig2 Personen erkrankt und 2 gestorben, in Brindist 18 Personenerkrankt und 9 gestorben, in Latiano 105 Personen erkranktund 32 gestorben, in Lria 3 Personen erkrankt und 3 gestorben,in Frar caoilla 44 Personen erkrankt und 18 gestorben, in SinVito 26 Personen ertrankt und 7 gestorben: vom 2. bit 3.Mittag find in Venedig 2 Personen erkrankt und 1 Persongestorben, in Brindist 11 Personen erkrankt und 5 gestorben,in Lattano 79 Personen erkrantt und 23 gestorben, in Oria14 Personen erkrankt und 2 gestorben, in Francavilla 76 Per«fönen erkrankt und 23 gestorben, in San Dito 16 Personenerkrankt und 8 gestorben.Depretii mottvirte gegenüber Costa'S Interpellation überdie Sozialistenveryaftungen in Mailand dasVorgehen der Regierung durch die StaatSgefährlichkeit derArdeiterpropaganda und erklärt, die Regierung werde weiter sohandeln.Balka»lä»der.Nach amtlichen Angaben hat Serbien im letztenKriege nachfolgende Verluste gebabt: Gefallen find14 Osfiztere, 63 Unteroffiziere und 669 Soldaten; verwundetwurden 97 Offiziere. 418 Unteroffiziere und 4055 Soldaten.Der Gesammtverlust betrug 6957 Mann.Gegen Verpfändung deS SchulfondS in der Höhe vonzwölf Millionen Dinars wurde in Serbien eine Staats-sparkaffe angelegt, um ein Anleihen von acht Millionen aufzu«nehmen. ES erhebt sich dagegen eine starke Oppofilion inner»halb der Fortschrittspartei selbst.„Der'Marschall NuSret Pascha, von welchem kürzlich einerusfische Zeitung behauptet hatte, daß derselbe bei GelegenheiteineS Hoffestei in Teheran für die Vereinigung s ä m m t-licher islamitischer Staaten behufs Bekämpfung derchristlichm Einflüsse gesprochen habe, erhielt bei seiner Ankunftin TifliS den Befehl, sich sofort nach Erzerum zu begebenkunddort das Weitere abzuwarten. Man ist in Konstantinopel derAnficht, daß der alle Herr in der Verbannung bleiben wird.Hiermit würde wieder eine der europäerfeindlichen Persönlich«kellen au» der Umgebung de» Sultan» ausgeschieden. EinSohn NuSret Pascha'» steht beiläufig alS Lieutenant bei einemder preußischen Garderegimenter.» c m Amerika.Jo Hann Most scheint im ArbeitShause sehr schlecht de»Handell zu werden. Dasselbe befindet stch in dem zwischenManhattan und Long Island im Säst River gelegenen Black-wellS Island. In dem Arbeitshaus auf dieser schönen Inselfind zur Zeit 1157 Gefangene der verschiedensten Vergehenund Verbrechen wegen untergebracht. Weiberprüglerund Diebe, Trunkenbolde und Einbrecherarbeiten da neben dem Anarchisten Most für dieStadt New Uork. Man findet da Leute, die nur zehn Tage,und solche, die fünf, sechs Jahre abzufitzen oder vielmehr adzu-arbeiten haben. Ein Theil der Gefangenen wird in einemSteinbruch beschäftigt, andere müssen in der Schmiede, wiederandere in der Stellmacherwerkstatt und der Rest in der Schuh-fabril arbellen. In der Anstatt find nur 800 Zellen voihan«den, weShalb in vielen Zellen zwei Befangen« untergebrachtfind, obgleich so eine Zelle nur 7 Fuß tief und3�Fußbreit ist. Alle Gefangenen stehen da einandergleich. Sie tragen braun« und weißgefireiste Anzüge, habenMorgen» um 6 Uhr aufzustehen, um 6'/« Uhr ihr au» Brotund Kaffee bestehendes Frühstück einzunehmen und um 7 Uhran die Arbeit zu gehen. Mittag» giedt's Suppe und Fleisch,AbendS jedoch wieder nur Kaffee und Brot. In der Anstaltherrscht eiserne Disziplin. Die Gefangenen dürfen unter fichkein Wort wechseln. Monattich ein Mal ist e» ihnen gestattet,einen vriefzu schreiben und den Besuch Verwandter zu em«prangen. Most ist in der Schmiede beschäftigt, wo er baldOel in die Bohrlöcher zu gießen, bald ein Rad zu drehen hat.Most macht, seines Vollbarte» und seine» Haupthaares beraubt,mit dem entsetzlich entstellten Gesicht einen geradezu schrecklichen Eindruck. Seine Aufführung in der Anstalt wird aberals eine geradezu musterhafte bezeichnet, er hat noch nicht dengeringsten Verstoß gegen die Hausordnung begangen.,» ist beinahe so'was- aber thu« Sie mir de« Te»falle» und gehen Sie,'« ist wahrhaftig ei» gute» Werk!"„Und ich soll auch applaudire»?",Wa» Sie könne«: ziehen Sie nur keine Tlacöhand«schuh- cm, e» flappt besser."„Da» ist nicht Übel," lachte Roitack gerade au»;.da werbe» Sie mich also mit einem Freibillet zumKlaquiur?", r„Nennen Sie'», wie Sie wollen, aber haue« Sie nurtüchtig ein," rief der kleine unverwüstliche Bursche;„ichwirk« unten." �,„Traf Rottack schüttelte de« Kopf.„Tut, ZeremiaS,"sagte er endlich,.ich will gehen."„Bravo! Der erste Rang ist die Hauptsache."„Aber ich habe eine Bedingung zu stellen.".Stelle» Sie.".Sie find mtt vielen Leute« de» Theater» bekannt."Zeremras nickte.«Schön, so bitte ich Sie, genaue Nachforschungen zuhalten, ob jener Handor nicht wieder irgendwo aufgetauchtund wo er dann zu finde» ist.".Der ist Zh«e» wohl auch noch schuldig?" riefZeremia»..Ja, der hat Gott und dt« Welt an«gepumpt.'._„Da» nicht," lächelte Graf Rottack:„aber mir liegtsehr viel daran, seinen jetzige« Aufenthaltsort zu erfahren,und ich»ürde Ihne« unendlich dankbar sein, wenn Sie mirAutkunft darüber brächten."„Ja, was an mir liegt, mein lieber Herr Graf, dakönne» Sie fich fest darauf verlassen. Ich habe freilich»och nicht viel Bekannte, aber Pfesser kennt die ganzeTheaterwelt von A bis Z, und wa» der Ein« da nicht weiß,weiß der Andere. Irgendwo muß er ja doch wieder zumVorschew kommen."„Also verlasse ich mich auf Sie."„Da» können Sie, und wenn— Hurrjeh, da schlägt'«Sech»— mache« Sie, daß Sie hinüber komme«!" Und wieder Blitz war er zur Thür hinaus.Er hatte fich auch in der That nicht verhört; die«chloßuhr schlug gerade«och, als er vor die ThürE h t k a g o, 30. Juni. Heute fahren Güterzüge auf derLake Shore-Eisenbahn, all; jedoch mit polizellicherBedeckung. Bei der Abfahrt de» Zuge« lärmten und schriendie Stretker und warfen ganze Salven von Steinen. DieStreiker erklären, daß st« enschlossen find zu einem langen undhartnäckigen Kampfe._.Philadelphia, 30. Juni. Die hauptsächlilbfien Walz«werke in htefiger Stadt find heute geschloffen, da 1500 A r«beiter ihre Thä tigkeit eingestellt haben und eineLohnerhöhung beanspruchen.Gerichts-Zeiwng.Da» Erkeuvtniß im Münchener Lozialtste««Pro»tH.in.WaS nun die regelmäßigen Zusammenkünfte der Genoffenanlangt, so fanden solch« statt in den Wirthschaften deS GeorgBirk und deS Kart Blchteler. Es kann wohl keinem Zmcife»unterliegen, daß da» Vorgeben, e» fänden fich an bestimmtenWochentagen in diesen Wirthschaften jeweils ein Fachverein,oder der Ausschuß eine» FachveretnS, z. B. der Metallarbeiter,der Schneider und dergleichen zusammen, nur den Versuchbildet, die Zusammenkünfte stet» derselben Genossen al» un«verdächtig erscheinen zu lassen. Hierfür spricht die von meh-reren Zeugen, so Badette Ecker, Maria Walburga, GsöttnerKarl Bichieler und G. Lutz, bestätigte Gepflozenyell der Ge»nassen, ihre Unterhattung immer leise und mit gedämpfterStimme zu führen, so daß nur die an dem betreffenden be»sonderen Tisch fitzenden Personen, nicht aber uneingeweihteFremde von dem gefühlten Gespräche etwa» hören tonnten,namentlich die Zeugin Babette Ecker hat hervorgehoben, daßdie Leute immer sehr geheimntßvoll thatm und so leise zusam«men sprachen, daß selbst fie als diese Leute bedienende Kellnerinnie verstehen konnte» waS fie sprachen. Eine harmlose Fach«vereinSversammlung würde fich«inen in solcher Unterhaltungliegenden Zwang schwerlich auferlegen. Bei solchem Ver«fahren blieb aber auch den Zusammenkünften, obwohl fie inöffentlichen Lokalen stattfanden, immer noch der Charaktervon geheimen Zusammenkünften gewahrt, da fie unterfalschem Namen, sogenannter fremder Firma und derartstattfanden, daß die vesprechungSgegenfiände für drittePersonen Geheimniß bleiben— ein Verfahren, welche» voll«kommen geeignet war, daS Auffallende von Zusammenkünstenin Separatlokalen oder an geheimen abgelegenen Orten zu ver-meiden. Eine derartige Zusammenkunst hat nach Angabe derZeugen G- Lutz und Rudolph Bauer am dritten Pfingstfeier«tag 1885 bei dem Wirthe Birk stattgefunden und gewann Ru-dolph Bauer von dieser Zusammenkunft den Eindruck, al» obsein und deS G. Lutz Erscheinen den Versammetten unange-nehm gewesen sein, wenn er auch nicht wie G. Lutz beim Ein-tritt in dai Gastzimmer den Ruf:„Ruhig!" gehört hat. ESist noch auS den Angaben der Zeugin Elise Emmen hervorzu«beben, daß nach ihrem Wissen der Klub, dem der AngeklagteUrhan angehört, fich bei dem Wirthe Bichieler zu versammelnpflegte. Da» Stattfinden einer Klub< Versammlung in derPschorrschen Wirthschaft bekundet auch noch der Zeuge G.Lutz.Eine Klubversammlung hat ferner Elise Emmen noch belauscht,welche im Getergarten abgehalten wurde; fie hat hierbei beob«achtet, daß die Angeklagt« Gaigel- Urban»mschretbunarnmachte, Gelder einsammelte und schließlich den Tag und Ortder nächsten Versammlung bestimmte, und erzählte auch Ba«bette Gaigel- Urban in einem ihrer Briefe davon, daß EliseEmmen die Klubfitzung belauscht habe, daß ste au» Eifersuchtmll Anzeige drohte. waS lächerlich sei, da ste allein nicht»machen könne und Eifersucht der Anzeige zu Grunde liege.ES wurden aber auch größere Versammlungen der Ge-Nossen beobachtet- Ein« solche fand statt am 2. August 1885im Hirschpark bei Nywphendurg, an derselben nahmen etwa30 bis 40 Personen Theil, welche stch nach und nach in derdortigen Wirthschaft zusammen fanden. Dieselben saßen etwa»absell» von den übrigen Gästen. ES wurden von einigenTheilnehmern Reden gehalten, dann wurden kleine Zettel—offenbar Wahlzettel für eine Ver.inSwahl— vertheilt und einTheilnebmer— Urban— machte Aufschreibungen. Währenddieser Verhandlungen stand einer der Theilnehmer an demnahen EingangSthor, ging auch hin und her. unzweideutig al«Warner für den Fall de» HerankommenS polizeilicher Organe.Nach einiger Zell löste fich die Versammlung auf und er-schienen erst Frauen und Kinder der Theilnehmer. All' die»ergiebt fich au» den AuSsagm der Z.ugen Han» Kalb, AntonDeboi und Maria Hoffmann und wird der Angeklagte Löben«berg von beiden ersteren Zeugen, der Angeklagte Urban vomZeugen Deboi bestimmt alS Theilnehmer wieder erkannt.Endlich ist noch eine g:ößert Versammlung in d.-r Maffendach«schen Brauerei am 18. Ottoder 1885 durch den Zeugen HeinrichKlein festgestellt worden. Derselbe kam an diesemTage in die genannte Brauerei, fand das gewöhnlicheGastzimmer voll besetzt und wollte deshalb in demNebenzimmer Platz nehmen. AlS er deffen Thür öffnete,sah er in diesem etwa 20 Männer fitzen, welche über sein Er-scheinen— er ist PoltzeibezirkSrommiffar— sehr Überraschttrat, und er lief mehr al» er ging dem Theaterzu, um sich, dort angekommen, zu seinem Sperrfitz durchzu«arbeite»._(Fortsetzung folgt.)K«s Kunst und Zeven.Telephon und Telegraph. Bereft» in Nummer 153unsere» Blatte» berichteten wir, daß ein belgischer Ingenieurvan Ryffelberghe daS Problem gelöst hat, auf ein und dem«selben Draht zu telegraphtren und zu telephoniren. Die ameri«lanischen Telegraphengesellschasten luden den belgischen Erfin«der letzthin ein, eS mit seinen Apparaten einmal auf wirklichlangen Linien zu versuchen, und soeben ist der offizielle Berichthierüber erschienen. In demselben heißt»»: Nach«inigeneinleitenden Versuchen auf Linien von geringer Ausdehnung,die den Zweck hatten, zu ermitteln, od der Fernsplechoerkehrnicht den Verlehr mll dem Ouadruplextelegraphkn störe, welcheVersuche sehr günstig ausfielen, wurden zunächst die LinienNewyolk-Chikago und Baltimore- Chikago der Ballimore undOhio Telegraph C». zum Schauplatz der Versuche erkoren.Diese Gesellschaft besttzt auf der zweitgenannten Linie nureiserne Leitungen, und so kam eS, daß die Stimme nur aufeine Entfernung von 400 km drang. Auf elfterer Linie hatfie jedoch Kupferleitungen verlegt. Welchen Unterschied da»ausmacht, erhellt aus der Thatsache, daß man fich ohnewette? ei gleich beim ersten Versuche zwischen Fostoria undAldany(941 km) unterhielt. Den entscheidenden Versuch er-möglichte in deffen erst da» Sntgegenkomm n der United Line»Telegraph Co., welche zwischen Newv-nk und Chikago söge-nannte Kompounddrähte von 6 mm Durchmesser befitzt, d. h.Drähte auö einem Sern von Stahl, der mtt Kupfer umhülltist. Die betrcffenden Drahte haben eine Länge von 1625 km,welche, in eine verständlichere Sprache übersetzt, so viel de»deutet, wie die Bahnentfernung zwischen Eydtkuhnen und Baselüber Berlin, Nordhausen und Heidelberg, also die weitesteEntfernung, welche in Deutschland zurückgelegt werden kann.Die Drähte verrichteten während der Versuche zugleich denregelmäßigen Ouadruvlextelegrapbendienst. Der Berichterstatterfährt sodann fort:„Als die nöthigen Veranstallungen getroffenwaren, trat einer von un». Herr Mayer, mit einer gewiffenBeklemmung an da» Mikrophon, bracht« die Empfänger andie Ohre« und rief: Hallo! Chikago!— Hmrah! rief ergleich darauf auS. E» ist unglaublich! Er hatte nämlich so-eben die Stimme deS Ingenieurs Stewart in Chikago miterschienen. Zeuge erkannte unter den Anwesenden mehrerebekannte Sozialdemokraten, fragte, ob vielleicht daS Zimmerabonnirt sei. und glaubt auch eine bejahende Antwort gehörtzu haben. Nack kurzer Zelt verließen die Anhänger der sozial«demokratischen Partei, Viereck, Kopp, EoerSmann, da» Neben»lokal, dann kamen noch mehrere heraus, setzten stch zu ihren inden äußeren Gastlokalttäten anwesenden Frauen und Kindernund andere gingen in den Tanzsaal. Bei dieser Sachlage,insbesondere, daß Frauen und Kinder in den äußeren Loka-lttäten saßen, während die Männer fich in» Nebenzimmerbegaben, Hai fich dem Gerichte genügender Anlaß zur thai«sächlichen Feststellung ergeben, daß e» fich auch hier um eineVerttauenSmänner- Versammlung der in Frage stehenden Ver»bindung handelte.Ei gehörte ferner zu den Zwecken der Verbindung die Auf»bringung von Geldmitteln zur Bestreitung der Kosten undAuslagen für verbreitete Flugblätter und vergleichen— eS er«folgten solche Verbreitungen selbstverständlich auf Kosten derVerbindung; desgleichen waren Geldmittel aufzubringen fürda» Maffenabormement deS unter die Genossen verbreiteten„Sozialdemokrat"; endlich wurden, wie sich aus einer Rrihevon im„Sozialdemokrat" veröffentlichten Empfangsbestätigungenzur Gewißheit ergiebt, Gelddettäge von betrachtlicher Höheunter den Münchener Genossen gesammelt— unter demPseudonym„Feuerländer" M. 556, dann außerdem noch weiterM. 1162 für verschiedene Zwecke, al» Unterstützungen von an»geblichen Opfern de» Sozialistengesetze», sowie auch für stan»zöstsche Sozialisten. Daß diese Sammelgelder an eine Zentral»sammelstellr abgeliefert und deren Empfang im„Sozialdemo»krat" bestätigt worden ist, liefert zugleich einen unumstößlichenBeweis für die Thatsache, daß die Münchener Verbindung miteiner Zentralleitung zusammen hängt und naturnothwendig vonderen Befehlen abhängig, denselben unterworfen ist und in derThat diesen Befehlen auch Folge leistet, wie ja zum Ueber-fluff« auch verschiedenfache, im„Sozialdemokrat" enthalteneAufforderungen zur Einsendung der Sammelgelder darthun.Daß auch verschtevene Gegenstände und öffentliche Angelegen»Helten den Gegenstand der in der Verbindung stattge»babten Lesprechunaen bildeten, zeigt die im„Sozialdemokrat"Jahrgang 1385 Nr. 8 enthaltene hier beispielsweise auf»zuführende Erklärung:„Wir baden im Anschluß an dieZüricher Resolutton ur.S mit allen gegen eine Stimme gegendie Dawpfersudoention ausgesprochen. München, den 11. Februar1885. Die Münchener Parteigenossen."Die Verbindung beschäftigte fich desgleichen mit den Ver-Handlungen in der Streitsache der Parteigenossen Schönlankund Viereck, ebenso mit Anträgen über den Ausschluß vonFrauenspersonen auS der geheimen Organisation und Grün«dung eine» sozialdemokratischen FrauenvereinS, wie fich die»zur Genüge auS den Briefen der B. Gaigel- Urban ergiebt.Daß die Genossen fich verpflichteten und bestrebt waren, daSDasein der Verbindung vor der StaatSregierung geheim zuhalten, ergiebt fich schon genügend aus dem bisher Angeführten,,u welchem fich aber noch weitere Anhaltspunkte in dieserRichtung anfügen. Um Genossen nicht unnöthig einer Gefahr,verrathen zu werden, aui zusetzen, pflegte man fich zumeist nurmii Vornamen, oder wie in den Briefen der L. Gaigel-Ürdannur al» Genosse B. oder C., d. h. nur mit dem AnsangSbuch»staben zu nennen.Duisburg, 1. Juli. Am 26. Juni c. spielte stch vor derStrafkammer de» hiefiaen Landgericht» ein Prozeß ad. welcherverdient, wetteren Kreisen bekannt zu werden. Im Laufe de»letzten Winter» wurden auf der hiefigen Zuckerfabrik, Brockhoffund Komp., Arb.iterentlassungen und Lohnredukttonen inSrößerem Maßstabe vorgenommen; außerdem aber ein sehrrenge» Regiment von dem jungen Brockhoff, Sohn deS be«kannten VoiltwiithfchastSratheS Fr. B.'ockhoff, eingeführt. Be»sagtem jungen Herrn alfistirten mehrere von demselben auSBöhmen mitgebrachte Personen, welche alt Aufseher, Ober«magazinverwait« ic. angestellt waren. Schimpfworte»c. warenan der Tagesordnung, seit der Nachkomme deS verehrten Volks«wirlhschaftSrathe» daS Direktorium übernahm. Ei wurde denArbeitern begreifl-ch gemacht, daß die Arbeitskräfte demnächstau» Böhmen bezogen würden, fall» man nur mucken würde.Uns a» nun Viele die Arb-it in Folg- der schlechten Be«Handlung und der fortwährenden Lohnabzüge einzustellen ae>iwun-en waren, hat man in der That den Versuch mit Bömatengemacht. Dieselben haben aber nicht lange hier auSgehalten.indem ihnen die Behandlung tc. doch etwa» ,u„böhmisch"vorkam. Zur Zeit de» hohen Schnee», am 14. Januar d. I.hatten fich 6 zum Theil entlassene und zum Theil frei»willta ausgeschiedene Arbeiter in der Nähe der Zucker»fabrtk aufgestellt und vertrieben stch die Zeit mit Schneeballenwerfen und sehr bald fanden stch andere Leute ein, die stch andem Vergnügen btiheiltgten, wie denn überhaupt Jung undAlt zu der Zeit mit Schneeballen warf. Zwei der erwähntenböhmischen Aufseher, ein gewisser Schustern und einer Namen»Schoffcrath, kamen au» der Fabrik und wurdm nun ebenfallsmit Schneebällen beworfen. Dieselben fanden aber diesenSpaß mit ihrer sogenannten veamtenwürde nicht vereinbarund suchten mit richtigem Jnstintt in der nächsten Wirthschafteiner solchen Kraft und Deutlichkeit vernommen, daß erfich einbildete, sein Kollege st. he hinter ihm. in demselbenZimmer in New-Uork und nicht in einer Entfernung von1625 km. Ich ergriff meinerseits den Fernsprecher und warÜber da» Eraebniß in da» höchste Erstaunen oersetzt. DieStimme war klar und deutlich und von einer wunderbarenKraft. Ich verstand sogar daS Gesvrochene, alS ich die Tele»phone um 3-4 cm von meinem O,r entfernt hielt..." Da»mit ei nicht heißen sollte, eS bandele fich um Versuche vongeübten Technikern, wurde eine Wärters, au gerufen, die nie inihrem Leben ein Telephon gesehen hatte, und da« Ergebnißwar da» gleiche.„Ja, die Verständigung innerhalb der Ort»schast ist selten so bifriedtgend wie diejenige, weiche wir mttunseren Apparaten durch einen SttomlreiS von 3250 km er»zielten, d. h. einen KretS, der zwei Drittel der Entfernung»wischen den Küsten der alten und neuen Well entspricht.Wenn nun auch nicht gerade anzunehmen ist, daß da« Tele«phon den Telegraphen oalv ganz verd angen wird, so ist eSdoch ganz zweifellos, daß wir in Folge der Neu N orker Ver«suche einer bedeutsamen Umgestaltung auf diesem Gebiete ent»gegengehen.Eine Theatergeschichte. Vor fünfzig Jahren defand fichunter den Choristen de» Theater» zu Bergamo in Oder Italienein armer, sehr bescheidener junger Mann, den alle seine Kvmeraden ganz besonder» liebten und welcher, um seine armeMutter besser unterstützen zu können, gleichzettta Schneider«geselle und Chorist war. Eine« Tage» kam der Sanger Nazarizum Schneider und p-odirte ein paar Beinkleider an. DerGeselle kam ihm bekannt vor, er fragte und erfuhr, daß er aufder Bühne im Chor mttstnge.„Haft Du eine gute Stimme»fragte Nazari.„Sie ist nicht besonders," antwortete derSchneidergeselle,„ich bringe mit Mühe da» S herau».»Laßhören," sagte Nazari. Der Chorist begann und brachte mireiniger Mühe da« ö heraus.„Nan da? AI"„Herr, daSgeht nicht!"„Singe A. UngllWliwer!" Mit großer Anstren»gung gelang e» dem Choristen.„Nun da» E! rief Nazari.„Da, bin ich nicht im Stande."»Da, E sage ch. oder beiH fJfreudig auS.„Und nun sage ich Dir ein Wort, mein Sohn,wenn Du Dich fl-ißta üben willst, so wirst Du der erste Tenorvon Italien werden." Nazari hatte fi» nicht geint. D» armeChorist, welcher, um stin L«-en;u fristen, zugleich alSSchneidergeselle arbeitet-. besaß schließlich ein Vermöge» voneiner Million Lire; eS war der berühmte Opernsänger Rudini.