Beilage zum Berliner BolNlatt. »». 166 Dienst-«, de  « 30.|«H 1886. III MEr>: Da» FMKiisxektiklt i» Gkstttmch. Dat Institut de» FabMnspektorat» ist in O<stnreich noch «eu, e» wurde durch Gesetz vom 17. Juni 1883 eingeführt, hat aber in den wenigen I ihren seines BestehinS unter der stich. Ilgen DbtiUUung de» Mintsterialrath» Dr. v. Migerka so er« Neckliche Fortschritte gemacht, daß e» sowohl an fich, als namentlich mit Rückficht auf unsere deutschen, sehr viel zu wünschen laffenden Verhältniffe der Mühe verlohnt, einen Blick auf den soeben erschienenen Bericht der I. k. Gewerbe« Jnspeltoren über ihre AmtlthSttgleit im Jahre 1885 zu Wersen. D« diesjährige Bericht unterscheidet stch äußerlich sehr «on seinem Vorgänger. Er umsaßt 568 Seiten, während der vor jähr ize deren nur 340 aufwies. Schon au» diesem rein äußerlichen Umstände ersteht man da» Wachsen der Auf» gaben und der Thätigleit de» Institut», dem da» neue öfter« «ichische Gemerbegesetz vom 8. März 1885 eine Anzahl neuer Aufgaden zugewiesen hat, während die früheren fich naturgemäß mit der tieferen Durchdringung derselben immer weiter ausgestalten. Die Einleitung zu dem Berichte, den ich in mehreren Artileln zu behandeln gedenle, erwähnt diese» Ge» setze», da», wie fie sagt, eine Reihe neuer, vom sozialpolitischen Standpunlt au» betrachtet höchst bedeutsamer Bestimmungen getroffen hat. Mit Recht erscheint dem Verfaffer der Ein. lettung besonder» inhaltreich der§ 74 diese» neuen Gesetze», der«S den Gewerbeinhadern zur Pflicht macht, alle ,um Schutz des Lebens und der Gesundheit ihrer Arbeiter erfor« sSKW-SSW-- £ÄT?«Ä und deren kostbare, Material, die mensch. licht ArdeitSlrast, werden muß- jede Industrie ist in ihrem Bestände gefährdet, die eS unterläßt, nicht allein auf einen sortdauernden Schutz» sond:rn auch auf eine fortdauernde Hebung diese» Materiale» Bedacht zu nehmen, liegt klar auf der Hand und sehr zutreffend bemerkt in dieser Hinsicht da»lebetholt genannte Verfaffer:Das reiche Material, welche» die zur Handhabung diese« inhaltsschweren Grund­satze» berufenen Organe im Laufe der Zeit sammeln werden, wird auf die in Bezug auf Gesundheitspflege im Gewerbe« vieles dessen, wa» heute Forderung der Wiffenschaft ist, zur That machen." Da» neue Gewerbegesetz enthält noch andere Bestimmungen, die in ihrer Ausführung dem Fablikinspektorat weitere neue segensreiche Aufgaben stellen. Co enthält e», wie die Einleitung slizzirt, Bestimmungen, welche den Zweck verfolgen, den Arbeiter gegen Ueberanstren« gung und gegen über ein gewiffe» Maß hinausgehende In« anspruchnahme seiner physischen Kräfte zu schützen, namentlich ober durch Kinder» und Frauenschuh den Krästeverfall der hiU anreifenden, beziehungsweise einer kommenden Generation zu verhindern. Man stthi, der Verfaffer stellt stch hier auf den rein praktischen Standpunkt, und da» ist bei dem Kampfe de» Arbeiter« gegen den Arbeitgeber, um deffen gesetzliche Gründung e» fich handelt, außerordentlich praktisch. In dieser Beziehung sei nur gestattet, eine weiter in dem Be« richte konstaltrte Thatsache vorweg zu nehmen. Der allge« meine Thetl deffelben hebt eine sehr erfreuliche Umgestaltung der Gewerbebetriebe nach hygienischen Grundsätzen hervor und sagt darüber:Da die Motive oder Veranlaffungen, welche dieser erfreulichen Umgestaltung zu Grunde lagen, hier nicht vom Sittlichkeit» standpunkte au» zu beurtheilen find, ist «» anaestchtS der befriedigenden Erfolge gleichgillig, ob die durch Beispiele geweckte Initiative de» Unternehmers ober die alleinige Einwirkung seitens des GewerbeinspektorS oder end» lich da» Einschreiten der zur Hilfe gerufenen Verwaltung». behörde all Erklärungsgrund der vollzogenen Wandlung zu bezeichnen ist. Bei solch gesetzlichen Kautelen und bei so praktisch ver nünftiger Anschauung der faktischen Verhältniffe werden auch Dl» Ewlrskst imSchühellköliz". Eine Zugenderinnerung. I» B., der Hauptstadt einer preußische« Provinz, welch' letztere stüher die Kornkammer Preußen» genannt wurde, ah e» vor beinahe 40 Zahre« nicht so elegant au« als heut. Ei« schwarzer, träg dahin fließender Fluß durch- schnitt die Stadt in ihrer ganze« Ausdehnung und sandte seine nicht«ach Rosenwasser duftende« Ausdünstungen gen Himmel. Sowohl die an dem Flußgestade etablirte» Ger  « bereie» al« auch die Abflüsse aus denjenigen Häusern, welche ihre Hinterfront dem Flusse zuwendete«, trugen nicht wenig dazu bei, daß namentlich im Sommer diejenige« Stadttheile, j die in der Nähe de« Flusse  « lagen, nur mit dem Taschen« tuch vor der Nase passtrbar waren. Heut« ist da» fteilich ander« geworden. Da« Flußbett ist zugeschüttet; die Mün­dung de« kleinen Flusse« in de» die Stadt B. mitte» durch« theilende» Hauptstrom, die stüher am entgegengesetzte« Theile der Stadt, in der Nähe der große» städtische« Kranken« anstatt gelegen war, ist verlegt. Diese Fluhmündung de« findet sich jetzt an dem Theile der Stadt, wo der kleine Fluß früher in die Stadt eintrat. Da« ganz die Stadt durchschreitende Flußbett ist zugeschüttet und zu Straße» «mgewandett worden. Auch die Vorstädte haben«in ganz andere» AuSseh«« bekomme», da die Bevölkerung der Stadt mittlerweile sich wehr al« verdoppelt hat. Nur die Vorstadt, in der unsere iseschichte fich zugetragen, hat von ihrem früheren Aussehe« wemg«ingebüßt. Der dicht an die Altstadt angrenzende Therl der Hauptstraße der Vorstadt war auch zu jener Zeit schon mit große».herrschaftlichen" Häuser« besetzt. Der andere Theil dieser Straße, vom Kloster derBarmherzige« Brüder" einer Krankenanstalt, in der sowohl Bewohner der Stadt, al« auch der Provinz liebevolle Aufnahme finden bis hinaus, wo diese Straße auf die Chaussee mündet, ist, bis auf weniae Neubauten, der alte geblieben. Zu jener Zeit war dieser Straßevtheil theil« mit Fa- brike», theil» mit Ackerbürgerhäuser« befiedelt. Einer der Fabnkbefitzer war imtollen" Zahre 48 auf vierundzwanzig die bereits erwähnten weiteren Bestimmungen de? Gesetzes vom 3. März 1885 ihren Zweck nicht verfehlen. Wir slizziren dieselben kurz.§74» verlangt Ruhepausen, 75 schreibt vor. daß am Sonntag alle gewerblichen Arbeiten feiern sollen, 94 verbietet die Verwendung der Kinder unter 12 Jahren zu r-gel. mäßiger gewerblicher Beschäftigung auch im Kleingewerbe, be schränkt die 12-14jzhrigen auf leichtere Arbeiten und höchsten» 8 Stunden, faßt die Möglichkeit in» Auge, daß in größeren Betrieben die Verwendung von Frauen und Kindern überhaupt für unzuläsfia erklärt wird. 95 schließt die Zeit von 8 Uhr Abend» bi» 5 Uhr Morgen» au». 90 schreibt die Eintragung von Strafen in«in d-r Behörde und dem Arbeiler zugäng. lichei Verzeichniß vor und erkennt letzterem daS Recht der Be- sch werbe»J{jflemrine mit Genugthuung hervor, daß, nachdem stch im ersten Jahre die Thätigkeit der Inspektoren naturgemäß mehr auf Ida« Studium von gewerblichen Unter. nehmen erstreckt, es im abgelaufenen Jahre neue Acb-itizeb ete gab. die mit großer Jnlenfiät gepflegt wurden. AlZ solche Arbeitsgebiete erscheinen die Theilnahme an den durch gewerb. liche Neuanlagen, Um- und Zubauten veranlaßlen kommt fio. nellen Verhandlungen, die Erhebung der den Unfällen in Ge- werbebetrieben zu Grunde liegenden Vorkommniffe, die Mit. Wirkung in Bezug aus Arbeitsordnungen, Krankenkaffen u. dergl., die von Industriellen feiten» der Gewerbeinspektoren erbetene Unterstützung in Bezug auf SicherhettSvorkehrungen. Wohl. fahrlSeinrichtungen u- dergl., die Vermittelung zwischen Arbeit. gebern und Arbeitnehmern, endlich die Unterstützung der Ver. waltungibehörden in der Durchführung und Handhabung der Gew?rbeordnuna. ES wurden inspizirt: 2661 Betriebe mit 225 863 Arbeitern, 773 Inspektionen fallen auf da» Kleingewerbe. 333 Etabliffe. mmt« wurden wiederholt inspizirt; in den beiden Jahren wur. den 5225 Betriebe mit 753783 Arbeitern, 871 Betriebe wieder­holt inspizirt. Im letzten Jahre wurden Anordnungen getroffen zur Reinhaltung der ArbeitSräume 287, zum Anbringen von Geländern an Treppen, Paffagen, Gängen»c. 338, zur strengen Absonderung der Räume, in welchen feuergefährliche Gase zur Entwicklung kommen, von solchen Räumen, in denen Feuerungen vorhanden 13, zur günstigeren Aufstellung der ArbettSmaschinen, um anstrengende Haltung, ungesunde Beleuchtung, Zug für die Arbeiter zu vermeiden 17, zur Anbringung bezw. Verbeff-rung von VentilationSeinrtchtungen 935. Andere Anordnungen beweisen daneben, wie nothwendig daS Gewerbeinspektorat ist. so Aenderungen zum Anbringen von Geländern an den Schwungrädern der Dampfmaschine 496, dann Anordnungen zur Sicherung der Transmissionen 1577, dazu wäre erst da» Anbringen von Selbstölern, die Benutzung von Riemenauflegern und ähnliche Vorrichtungen zu zählen, die im Ganzen in 922 Fällen angeordnet wurden. Andere» nicht minder Wichtige, aber mehr Anerkannte über- gehen wir um de» Räume» willen, nur au» den Schutzvor- richtungen in gesundheitlichen Beziehungen will ich noch einige sehr bezeichnende und beachtentwerthe Anordnungen hervor. heben. E» wurde angeordnet Schutz gegen strahlende Wärme bei ArbettSmaschinen in 7 Fallen, Vorrichtungen behuf» Ver- Minderung de» bei gewiffen ArbeitSprozeffen sich entwickelnven Staube» in 109 Fällen, Jsolirung von Arbelllräumen, in wel» che» gesundheitsschädliche ArbettSprozeffe vorgenommen werden, in 67 Fällen, die Setzerkästen in Druckereien von Bleistaub reinigen und dies« Arbeit nicht von jugendlichen Hilssar- beitern oder Frauen verrichten zu lassen in 12 Fällen u. s. w. u. s. w. Jeder, der da» gewerbliche Leben kennt, wird au» der Art der Anordnungen erkennen, mit welcher Umsicht in Oesterreich   gearbeitet wird, den Nutzen und die Nothmm digkeit dieser Arbeit bewfist die Zahl der Anordnungen zur Genüge._ Kommunales. Etadtverordneten-Vorsteher Büchtemau« ist am Sonntag in Friedrichtroda gestorben. Stadtverordneten-Wählerltste. Die Liste der stimm. fähigen Bürger ist nach Vorschrift der§§ 19 und 20 der Stäbteordnung vom 30. Mai 1853 berichtigt und wird nun« mehr in der Zeit vom 15 bi» einschließlich den 30. Juli d. I. täglich von 9 Uhr Vormittag» bi» Stunden Minister geworden und dessen Krau oder Mutter ist, wie der Abgeordnete Rickert bei der Polendebatte im Reichstage mittheilte, mit einer AuSweisungSordre beglückt worden. Ja dem mächtigen Gehöft« eine» anderen Fabrikanten haben fich«unmehr eine ganz« Anzahl kleiner und größerer Handwerker etablirt, da die ftüher dort betriebenen Fabri- kationSzweige feit Anfang der 50« Zahre in B. überhaupt nicht mehr betriebe» werde«, weil die Industrie England» in diesem Industriezweige Sieger auf dem Weltmarkte ge. bliebe» ist. Der Name de« Fabrikanten, auf dessen Grund« stück sich«unmehr eine Anzahl selbstständiger Handwerker bemühen, der Konkunenz Stand zu halte«, ist al» Titel einer früher gern gesehene« Gesa«g»posse*) benützt worden, und e« ist zweifelhaft ob viel von dem große» Vermöge  «, da» der Man« einst besessen, an seine Nachkomme« ge« kommen ist. Zn de» Wohnräume« de«Herrschaft«hause«" de» einstige« Millionär» ist jetzt eine meist von Arbeiter« frequentirte Restauration eingerichtet. Z« dem Speisesaal de» Hause«, in dem früher sehr, sehr gut getafelt wurde, nehme» jetzt die m der Nähe wohnenden und arbeitenden kleine« Leute ihr frugale» Mittag, oder Abendessen ei«. Auf derselben Straßenseite und'am Ende derselbe« stand ei« alte», aber gut renommirte« WirthShau« zum. Schützen- könig" genannt. Zm Laufe der Zeit ist da« Wirthshaus verschwunden, und auf der Stelle, wo sonst eitel Lust und Freude herrschte, stehe« eine Anzahl Gebäude, in denen e« im Gegensatz zu früher sehr still, ach ja! sehr still zugeht. Auf diesem Grundstück ist eine Krankenanstalt:Bethanien" entstanden, und al« ich jüngst einen Krankenbesuch in dieser Anstatt, die alle« Lob verdient, zu mache« hatte, mußte ich unwillkürlich daran denke», daß ich vielleicht grade an der Stelle, wo der Krankensaal sich befindet, einst al» Kind, um meine Neugierde zu befriedigen, de» sich im Tanze drehende« junge» Leute« der Vorstadtbewohner vom Garte« au» zugesehen habe. Wie bekannt, find die Eindrücke von Erlebnisse» in der Kinderzeit diejenigen, welche der Mensch nie oder oder selten *) Otto Pöhlmann? D. R. 1 Uhr Nachmittag» im Wahlbureau de» Magistrat», Breitestraße 20a, 2 Treppen öffentlich ausliegen. Während dieser Zeit kann jede» Mitglied der Stadt» gemeinde gegen die Richtigkeit der Liste Einwendungen er» Heden. Dieselben müssen in der gedachten Zeit schriftlich bei dem Magistrat eingebracht werden; später eingehende Ein- sprüche können nicht derückfichttat werden. Di« l. Abtheilung besteht au» denjenigen Wählern, welche mindesten» einen Steuerbetrag von 1530,80 Mark zahlen, die Ii. Rbtheilung beginnt mit dem Steuerbetrage von 1530,70 Mark und endiat mit 331,80 Mar! und den Namen mit der AnfangSstlbePar", während die in. Abtheilung mit dem letzteren Steuerbetrage und den Namen mit der AnfangSstlbePaS" beginnt. Wir machen hierbei auch noch darauf besonder» aufmerk» sam, daß bei Berichtigung der Wählerlisten in Betreff de» WohnfitzeS der stimmberechtigten Personen in Berlin   die von denselben zu erstattenden An- und Abmeldungen berückstchtigt werden und daß demnach auch dikjenigen Personen, welche nur votübergegend verreist find, diesen Umstand auf ihrer Ab- Meldung aber nicht vermerkt, sondern stch einfach al« von Berlin  verzogen abgemeldet haben, in der Wählerliste gestrichen war» den sind._ Lokales. Einen Preis von 5000 Mark hat die Berliner Akade» mie der Wiffenschaften ausgesetzt für die beste erschöpfende Arbeit über die sogenannte Vererbung» Theorie. Diese be» merkenswerthe PretSauSschrelbung hat folgenden Wortlaut: Die Frage nach der Vererbbarkeit erworbener Eigenschaften der Lebewesen, mögen diese Eigenschaften von äußeren oder inneren Ursachen herrühren, ist für die Abstammungslehre eine der wichtigsten. Obwohl schon von HippokrateS   erwogen, ist ste noch so unentschieden, daß Einige mit Darwin   solche Vererb« barkeit in gewiffen Fällen für zweifellos bewiesen annehmen, Andere ste bis auf Weitere» überhaupt leugnen. In neuerer Zeit ist fie zum Gegenstande bestimmt darauf gerichteter Ver» suche gemacht worden, welche im Allgemeinen für die Streb. barkeit sprechen, in ihrer Vereinzelung und zum Theil wenig nachhaltiger Durchführung jedoch noch keine volle Ueoerzeugung zu erwecken vermochten. Durchdrungen von der Bedeulung dieser Angelegenheit, wünscht die Akademie, daß einem für die Wiffenschaft so unerfteultchen Zustande womöglich ein Ende gemacht werde. Sie verlangt daher eine folgerichtige, nach Verfahrungsarten und Versuchigegenständen hinlänglich ver» mannigfachte, nach der Lage der Dinge erschöpfende experimen» tale Untersuchung über die Vererbbarkeit erworbener Eigen» schaften bei Thieren und Pflanzen. Der Beschreibung der neuen Versuche und ihrer Ergebniffe ist eine möglichst vollstän» dige und quellenmäßige, geschichtlich kritische Darlegung de» Stande  » der Frage vorauf zu schicken. Die Bewerbung». schristen find bis zum 31. Dezember 1890 unter den üblichen Formalitäten einzuliefem. Sie können in deutscher  » lateinischer, franzöfischer, englischer oder italienischer Sprache verfaßt sein. Die Verkündigung de« Urtheil» der Akademie und eoent. die Er« thiilung de» obenerwähnten Preise» erfolgt im Laufe de» Jahre» , Der verflossene Sonntag hatte Berlin   in hohem Maße MMUsMUO und neues junges LebenSglück fühlte jeder Berliner durch Nero und Adern rinnen. Die heitere Sonntagistimmung trat auch sehr sichtbar in die Erscheinung, denn jeder, der nur irgend konnte, hatte fich aufgemacht, um den schönen Sonntag draußen" zu verleben und in vollen Zügen de» Sonntag« kurze Freuden zu genießen,- ein jeglicher nach setner Art. So drängte stch denn auch schon vom frühen Morgen an ein gewaltiger Strom sonntäglich geputzter Spaziergänger durch die Straßen, zum großen Tbeil mit süßen Bürden. Kobern   und Taschen, fast alle aber mtt Regenschirm und vommerpaletot belastet, ein Zeichen, daß fie gesonnen waren, den Tag im ,u verbringen, indessen doch dem verheißungsvollen Lächeln de» Sonnengottes nicht recht trauten und fich für alle vergißt. Ei« solcher mir unvergeßlicher Eindruck ist mir auch von einem Erntefeste, da» während meiner Kinder» jähre imSchützenkönig" stattfand, im Gedächtniß ge» blieben. Meine Elter« wohnten in der gedachten Vorstadt in einem niedrige«, im Hofe stehenden Häuschen. Der Hof war eine sehr große Rasenfläche, in deren Mitte ein guter, sehr klare» Trinkwasser spendender Brunnen stand. An der Sttaßenftont de» Hofe« befand fich ei« ebenso kleine» Häuschen, in welchem ei« Sattler   und ei» Seiler ihr Hand­werk betrieben. Die beide« Seite» de» Hofe» wurde» von Fabrik-Grundstücken begrenzt, da« eine davon gehörte dem Manne, welcher da« Glück gehabt hatte, 24 Stunde« lang eine» preußischen Ministersessel einnehme» zu können. Zede«. fall« war der Mann nicht au» dem Holze geschnitzt, au« dem sonst Minister gemacht werde». Kurz und gut, wir Kinder hatte« durchaus nicht« gegen de« spätere« Minister und oerwunderte» un» nicht schlecht, al« dem Manne anno 48 mehrere Abende hintereinander Katzenmusiken gebracht wurde«. Zu un« war der Man« nämlich immer gut. Den« e« kam nicht selten vor, daß er un» in seinem Garte» antraf, wen» wir seinem alten Gärtner beim Gieße» der Blumenbeets behilflich waren und wir dafür Blume«, Beere« oder Obst un« «ach Beliebe« pflücke« dursten. Gr zeigte un« wohl auch ?ii«r und da an, wa« wir nehme« oder nicht nehme» durste«, a er ließ e« auch geschehen, daß wir, denen oft das Hemd an verschiedene« Stelle« au« de» Hose» hervorguckte, mtt seinen Kinder«, die nie ohne Gouvernante oder Hauslehrer im Garten erschiene«, un» herumtummeln durften, während wir die Grundstücke der andere« benachbarten Fabrikanten nicht betrete« durfte», wenn wir nicht mtt der Peitsche un« liebsame Bekanntschaft mache« wollte». Zch erinnere mich auch, daß der Man» mtt seiner dünnen Fistelstimme eine» Tage», al» er von Berlin   zurückgekthct war, seinem Gärtner, bei dem ich mir au« den oben mitge- theilte» Gründe» gern zu schaffe» machte, erzählte, daß die Preßfreiheit bewilligt sei, unb ich, sei e», daß schon in den Kmder» jähren der Teufel de» Kommumsmu« mich gepackt.beidem Worte Preßfreiheit de» erste» Anfangsbuchstaben P al« F ver- hört hatte. Bei Kinder», die fast rmmer Appetit habe«, ist