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Sonntag, den 19. September 1886.
III. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
Das„ Berliner Volksblatt"
facint tiglie Morgens aufer nach Sonn- und Fefttagen. Abonnementspreis für Berlin frei la Daus siesteijährit 4 art, monatli 1,85 Mart, wöchentlich 85 f. Boßlabonnement 4 Bart. Gingeine Nummer 5 Bf. Sonntags- Rummer mit ber illukesten Beilage 10 B. ( Gingetragen in ber Bozeitungspreisliste für 1886 unter Rs. 780.)
Redaktion: Beuthstraße 2.
Gleiche Bildung für Alle."
Unsere sogenannten Sozialökonomen machen es fich ungemein leicht in der Bekämpfung des Sozialismus.
So reben sie von einem Bulunfts Musterstaat, in wel welchem absolut gleiche Bildung für Jeber mann herrschen solle. Diesen Musterstaat" schieben fte in aller Gemüthsrube den Sozialisten zum Ausbrüten unter und sagen bann hochmüthig: solches Brütwett tanu doch nur eine dumme Gans unternehmen.
Diefe Herren Sosial - Dekonomen machen es genau fo, wie Herr Dr. Max Hirsch in seinem neuesten, wiffen fchaftlichen Wert, in welchem er ben Sozialdemokraten rebenb einführt, bemfelben allerlei mögliches und unmögliches Beug in den Mund legt und ihn dann von einem bieberen Gewerkoereinler abthun läßt.
In derselben Weise manovrirt auch die Sozial- Corre frondenz" bes Geheimen Raths und geheimen Sozial Dekonomen Herrn BViktor Böhmert, die von dem Ideal Raat ber Sostaliften fabelt, in welchem gleiche Bildung für Axe eingeführt werden soll.
Wir find nun auch ein klein wenig bewandert in der fozialistischen Literatur, haben aber eine solche Forderung nirgends gefunden. Und wenn dieselbe wirklich von irgend einem„ fosialistischen" Uliopisten gestellt worden wäre, so ist boch dafür nicht der Sozialismus verantwortlich au machen, ber nicht gleiche Bildung für Alle, fondern bie e legenheit für Alle fordert, fich das höchste, in der Gefellschaft vorhandene Maß der Bildung aneignen zu
toanen.
Diefe Gelegenheit ist ja jetzt schon de jure vorhanden, fie fehlt nur de facto.
Jebem ist es gestattet, bie Gymnafien und Hochschulen zu besuchen babet giebt es nur ein„ Wenn"; nämlich, wenn er bas nöthige Gelb bazu hat. Das„ nöthige Gelb" ist aber für die große Masse des Boltes das unübersteigliche Hinderniß zu einer höheren Ausbildung.
Diefes Hindernis wenigstens in etwas zu beseitigen, bazu soll die unentgeltlichkeit des Unterrichts und der Bil bungsmittel dienen.
Dies Berlangen aber ist doch ungemein verschieben von bem Verlangen nach gleicher Bildung Aller.
Wenn man für die gesammte Jugend jest fast überall ben Turnunterricht eingeführt, so geht man felbstverständlich von der Ansicht aus, ben Kleinen eine möglichst harmonische Ausbildung des Körpers zu geben; Niemandem aber fällt ein, die Forderung babei zu stellen, daß gleiches Maß der Rörperkraft, ber Gewandtheit für Alle zu erzielen fei.
Es genügt aber, ben Kleinen die Gelegenheit zu bieten, burch den betreffenden Unterricht ein möglicht großes Maß
Rafbrud verboten.
Feuilleton.
Ein Brillantenhalsband.
Ariminalnovelle von Ferdinand Herrmann.
Insertionsgebühr
beträgt für die 4 gespaltete Betitzeile oder deren Raum 40 Bf. Arbeitsmarkt 10 Bfennige. Bel größeren Aufträgen buber Rabatt na Uebereinkunft. Inserate werben bis 4 s Rasmiltags in der Expedition, Berlin SW., Bimmerftraße 44, sowie von allen Annonce Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Expedition: Zimmerstraße 44.
von Kraft und Gewandtheit, von harmonischer Körperaus bilbung zu erreichen.
Und so soll auch der gesammten Jugend Gelegen. heit geboten werben, ein möglichst großes Maß von geistiger Ausbildung zu erlangen. Nennt man eine solche Forderung im Gegensate zu den Institutionen ber heutigen Gesellschaft fozialistisch so möge man dies ber Abschreckung halber thun. Wir erkennen in einem solchen Verlangen nur eine schöne menschliche Idee.
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Was sollen denn sonst all' die Phrasen heißen, bie man über die Bedeutung der Bildung für das Leben gebrechselt hat, wenn man bem Volte die Bildung Bildung vorenthalten will? Bildung macht frei!"- fchafft Wohlstand!"
Gewiß find das schöne Worte. Aber fie sind heut zu Tage eine Unwahrheit. Die große Bildung Einzelner macht biefe zu Herren über die Masse bes Bolles, fie bringt nicht bie Freiheit für alle, sondern die Abhängigkeit der Mehr zabl. Die große Bilbung Einzelner fchofft diesen allerdings vielfach großen Wohlstand, aber doch immer nur auf Roften ber Nebenmenschen, der großen Zahl des Volkes, dessen Lebenshaltung eine minimale ist.
Von wem aber der große" Sozialökonom Herr Dr. Böhmert in dieser Frage seine Weisheit bezogen hat, bavon seht er ſeine Leſer ſelbſt in Kenntniß. Wolfgang Menzel , ber reaktionäre Geschichtsschreiber und" Franzosen . freffer", mie ihn Börne nannte, fagte nämlich echt flaffisch freffer", mie ihn Börne nannte, fagte nämlich echt klassisch vor einigen Dugend Jahren: Wenn die Böller nach dem feht berischenden Nivellirungssystem sich alle werden ver mischt haben, so daß der flare Geist oben mit dem trüben Eat unten durcheinander gerührt und zum Wein der Ge bilbeten das Bier der Philifter, ber Schnaps ber Wähler und der Effig bes Fabritelends hinzugekommen sein wer ben, bann wird nach einer starken Ethikung die Masse in faulige Gährung übergehen."
Diese Menzel'sche Phrase setzt der Sozialöekonom Dr. Böhmert der angeblichen sozialistischen Forderung: Gleiche Bildung für Alle", entgegen. Was ber Herr fich babei gebacht hat, ist uns und auch wohl ihm nicht recht flar geworben. Der Menzel'sche Sah sollte auch lediglich nur bei abergläubischen und schwachen Gemüthern ein Grausen hervorrufen.
Im Uebrigen aber kämpft hier Herr Dr. Böhmert, wie weiland ber ehrenhafie Ritter Don Quixote de la Mancha, gegen Windmühlen .
Eingeständnisse.
§ mit welchem Sohn hat die bürgerliche und insbesondere die gouvernementale Breffe feinerzeit einige der ausbal
ausgeftredten spinnenartigen Hände feines Bekannten legte. Da der Rothblonde babei beharrte, daß nicht er, sondern [ 3 ber unsichtbare Wirth der Käufer fei, und ba er fich fogar noch einmal auf eine furze 3eit entfernte, angeblich, um bas Gekaufte abzuliefern, fab fich Bernhard genöthigt, ihm von dem geringen Erlös obendrein noch eine erhebliche Vergütung für seine Mühewaltung zu zahlen, und es waren erklärlicher Weise nichts weniger als Gefühle der Dant barkeit, welche er gegen den bienfiwilligen Helfer in ber Noth empfand.
Es ist, wie ich Ihnen fagte, mein Herr! Er will fich auf das Geschäft nicht einlassen, weil es ihm zu gewagt ist. Gin so werthvolles Brillantenhalsband, meint er, fällt Niemandem vom Himmel, und wer sich im rechtmäßigen Befit eines so tostbaren Schages befindet, der wartet nicht er bis ihm das Messer an der Rehle fitzt, um es dann weit unter dem Werthe zu verschleubern. Und daß er es felbst im günstigsten Fall nur weit unter dem Werthe laufen würde, baraus machte er mir gar kein Behl!"
O, wie abscheulich!" tonnte sich Bernhard trok all' feiner Selbstbeherrschung sun doch nicht enthalten auszurufen. Man beschuldigt mich also geradezu, diesen Schmud auf eine unrebliche Weise erworben zu haben, nur um meine Notblage auszubeuten und einen Drud auf mich aus Juüben. Das ist ein schändliches Manöver."
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Aber warum ereifern Sie sich benn, mein Herr? Sie find ja nicht gezwungen, ben Borschlag meines Bekannten anzunehmen. Ich glaubte, Ihnen einen Dienst Bu erweisen, nichts weiter, und ich hätte meine Ueber rebungskunst bei dem Wirthe sparen lönnen, wenn ich gewußt hätte, daß ich damit so wenig Dank ernten würde!" Der Unbekannte wußte sehr wohl, daß es für den be bauernswerthen jungen Mann feixe andere Möglichkeit mehr gebe, bas lofibare Kleinob zu verwerthen, und eine halbe Staube später hatte et es,- angeblich im Auftrage feines Freundes, bes Schankwirths
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Jener aber schien an seiner neuen Bekanntschaft desto größeres Wohlgefallen gefunden au haben, benn er ließ es sich auch jetzt nach dem Ver laffen der Schänke- nicht nehmen, Bernhard noch nicht nehmen, Bernhard noch ein Stud Weges zu begleiten und mit allerlei Fragen, Bemerkungen und Anerbietungen in ihn zu bringen. Hätten Sie vielleicht Neigung, heimlich nach Amerika oder Australien zu gehen," fragte er plöglich ganz unver muthet und geradezu, als er erfannte, baß seine verftedten Anspielungen weber Verständniß noch Beachtung zu finden schienen. Es wäre zwar nicht so leicht an bewerkstelligen, aber wenn man so viel Geld in der Tasche hat, wie Sie, ist es doch wohl möglich zu machen."
Diesmal verhielt fich Bernhard zwar viel vorsichtiger und refervirter, aber auch diesmal fonnte er nicht verbergen, baß es allerdings sein sehnlichster Wunsch set, mit irgend einem Schiff aus dem Hafen zu kommen, ohne burch die Aufmerksamkeit der Polizei belästigt zu werden.
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tung 3 budgets überschüttet, welche als das Ergebnis aller Anstrengungen und Einschränkungen einer Arbeiterfamilie ein ijährliches Defisit feststellten! Das sollte nicht möglich sein in der beften aller Welten, wo auch der Arbeiter noch Schäze sammeln und fis mit Fleiß und Sparsamkeit zum Sta pitalisten emporschwingen tann!
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Jest veröffentlicht der Gewerbeinspektor zu Leipzig einige Busammenstellungen über Ausgaben und Einnahmen von Ar wie ausdrücklich be beiterfamilien seines Bezirks und zwar merkt wird Don ordentlichen Leuten", welche haushalten Tönnen und bei denen teine unzuverlässigen oder unzutreffen ben Angaben zu befürchten find. Und was finden wir hier? Bon 16 Fällen weisen nicht weniger als 11 ein Burüdbleiben der Einnahmen des Familien. bauptes hinter den unbedingt nothwendigen Ausgaben für seine Familie auf. Wir er fahren da:
1) Ein Former einer Eisengießerei, ter in einem Vorstadt
dorfe Leipstas wohnt, verbraucht mit Frau und awet Rindern fährlich 1364 M. und verdient in dieser Belt bet regelmäßiger Arbeit 1320., er schließt mit einem Fehlbetrage von 44 Mart ab.
2) Der Aufseher in einer Spinnerei in der Broving bat Frau und 5 Kinder zu ernähren, feine Einnahme begiffert fich auf 1155 M, die Ausgabe dagegen auf 1291 M. Dies ergiebt einen Fehlbetrag von 136 M. jährlich.
3) Ein Schloffer in Leipzig , der nur für fich und feine fo
Frau zu( o gen bat, Rinder aber nicht befist, verblent im Jahre 1014 D. und giebt aus 1092 M.; Felbetrag 78. M.
4) Ein Spinner, der in der Provinz auf dem Dorfe are bettet, und seine Frau, deren Vater und 4 Rinder zu ernähren bat, nimmt unter Einrechnung von 234 M. Koft und Logis geld, bezahlt vom Großvater, im Jahre 1130 M. ein und braucht 1188., so daß er einen Fehlbetrag von 58 M. pro Jahr zu verzeichnen bat.
5) Ein anderer Spinner erzielte eine Einnahme von 806 M. una giebt bei der Unterhaltung seiner Frau und feiner 6 Kinder 936 M. aus, so daß ein Fehlbetrag von 130. Det bleibt.
6) Der Feuermeifter einer Gasanftalt, der in Leipzig wohnt, verheirathet ist und 2 Kinder befigt, hat eine Einnahme Don 1154. bei einer Ausgabe von 1209 M. Sein Haushalt
ergiebt fonach einen Fehlbetrag von 55 Dt.
7) Ein in Leipzig wohnhafter, in einer Fabril ununter brochen beschäftigter Handarbeiter, verbeiratbet und Vater von 4 lebenden Kindern, hat ein jährliches Einkommen von 983 bei einer Ausgabe von 1403 R. Sein haushalt ergiebt fo nach einen Fehlbetrag von 420 M. im Jahre.
8) Ein ebensolcher Handarbeiter, der indessen außer feiner Frau nur zwei Kinder zu ernähren hat, verdient 1019 M. und braucht 1460. Der Fehlbetrag berechnet sich somit auf 441 M. im Jahre.
9) Cin in einer Vorstadt wohnender Former einer Eisen gießeret, der verbeirathet ist und 5 Kinder befigt, braucht für fich und seine Familie im Jahre 1654. bei einer Einnahme
machen fann und auch diese wenigen sind verteufelt schwierig. Wollen Sie mir bie Sache überlassen, mein Herr?
Bernhard zögerte zwar mit der Antwort, denn ber Gebanke, mit diesem Menschen noch länger in irgend einer Verbindung bleiben zu sollen, bereitete ihm einen un fäglichen Efel; aber es mochte wohl die Erinnerung an eine andere theure Person sein, welche ihn boch endlich be
stimmte, zu sagen:
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Es mag darum fein! Ich werde Ihnen erkenntlich fein, wenn Sie mir die Möglichkeit verschaffen, in einigen Tagen auf einem Schiffe unbemerkt nach irgend einem trans atlantischen Plage abjureisen."
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Und wo würde ich Sie finden, wenn es 3eit wäre, Sie von dem Erfolg meiner Bemühungen zu benach richtigen?" Im Gasthause zur Stadt Lübed," war die- aleich Antwort. falls erst nach wenigem 3aubern gegebene Hoffentlich kann ich auf Ihre Verschwiegenheit rechnen und fehe mein Vertrauen nicht getäuscht!"
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Der Rothblonde erschöpfie fich in Betheuerungen und Berficherungen, daß er treu sei wie Gold und baß es viels mehr bie Theilnahme für seinen neuen Bekannten als ber Wunsch nach einem Verdienst set, welcher ihn bestimmte, fich in dieser Weise anzunehmen. Die Gefahr, in welche er felbft sich damit begäbe, wäre ja viel zu groß, um burd bie offaung auf einen verhältnißmäßig fo fleinen Gewinn aufgewogen zu werden.
Mit solchen Versicherungen und mit dem Bersprechen, Aber," fügte er zögernd hinzu, als ber Rothblonde baß er schon nach wenigen Tagen von sich hören lassen schon den Mund zu einer beruhigenden Versicherung öffnen werbe, verabschiebete sich endlich ber Unbekannte vo wollte, ich bin nicht allein, und bie Dame, welche mich be jungen Manne, und der letztere rief eine gerabe vorüber gleiten müßte, ist augenblidlich sehr leidend, so baß fie laumfahrende Droschle an, um so schnell als möglich nach bem an eine weite Reise benken darf, noch dazu unter Um Gasthause zur Stadt Lübed zurückzugelangen, das er schon um die Nachmittagszeit, also vor einer ganzen Reihe von theils in allerlei abgegriffenen Roupons und anderen, wenig eine Flucht erscheinen laffen. unbert Thalern erworben, bie er theils in baarer Münze, fänden, welche biefe Reife in ihren Augen febenfalls wie Stunden, verlassen hatte. Bertrauen erweckenden Papieren auf den Tisch gezählt hatte. Umstäden erst einige Lage verstreichen laffen, um ihr Zeit zu Der gezahlte Preis stand in ber That in gar feinem Bergeben, fich zu erholen." hältniß zu dem wirklichen Werthe bes Rolliers, und es war
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Gewiß! Und von heute auf morgen wäre es auch ohnebies nicht zu machen geweſen; benn es giebt nicht zu unterbrüden, als er bas Kleined in die gierig viele Schiffstapitäne, mit denen man solche Geschäfte
Dieser Gasthof zählte ohne 3weifel zu ben am wenighten eleganten und bequemen Logirhäusern, welche die alte Hafenstadt aufzuweisen hatte. Wenn er sich schon in feiner äußeren Geſtalt ſehr wenig anheimelnb und erlaben er sentirte, so entbehrte er in seinem Innern vollends aller