Beilage zum Berliner Volksblatt.
Nr. 234.
Kommunales.
w. Die Suotommiffion der Gesundheitspflege Deputation zur Prüfung des Bauprogramms für die neue Babtische Firenanstalt und die Anhalt für Epileptische sc. hat am Dienstag eine Sigung abgebalien, in welcher das com Medizinalrath Dr. Sander unterbreitete Bau- und Verwaltungs programm zu einer neuen Feren 2c. Anftalt geprüft und vor behaltlich der Spezialdiskussion im Brinzip angenommen wurde. Bum Bauterrain find mehrere Güter in Aussicht genommen, beren Befchtigung demnächst erfolgen wib.
w. Durch das Impfgesetz vom 8. April 1874 wird im§ 3 bestimmt, daß eine Smprung, wenn fie erfolglos ge blieben, spätestens im nächsten Jahre und falls sie auch dann erfolglos bleibt, im britten Jahre wieder bolt werden muß. Auf den zu den Impfscheinen vorgeschriebe nen grünen Scheinen steht auf der Rückseite eine Bemerkung aba b udt, nach welcher eine Impfung, die erfolglos war, spätestens im nächsten Jahre zu wiederholen ift. Diese Be merfung ftimmt also mit der Vorschrift des Gesetzes insofern nicht überein, als Darin die Worte: unb, falls fte aud bann erfolglos bleibt, im dritten Jabre" feblen; fte wird aber sowohl von den betreffenden ersten als auch von den beibeiligten Eltern als maßgebend angefeben werben, weil bem Laien das Geses selbst nur selten zur and ift. So lommt es denn aus, daß die erfolglosen Impfungen in vielen Fällen nur einmal wiederholt werden, weil man nach ber Vorschrift auf dem Impfschein mit Recht att nehmen darf, bak eine Wiederimpfung im im britten Sabre nicht erforderlich ist. Die Sanitäis Kommission fordert die betreffenden Bater Dann auf, den Nach weis zu führen, daß das Kind mit Erfola wieder geimpft ift, widrigenfalls er eine Gelbftrafe bis zu 50 Mart oder Haft bis au 3 Zagen zu gewärtigen babe. Was soll nun der aime Water anfangen? Sein Kind ist nach der Borschrift auf dem Impfschein Formulate zweimal geimpft, aber erfolglos. Der Bater glaubt der gefeglichen Pflicht genügt zu baben, er bat ber Sanitätstommission die groeimalige erfolglofe Jmpfung nachgewiefen, und steht nun der Aufforderung gegenüber rath Los ba. Wie soll er auch den Erfolg einer Jmpfung nach weisen, die erfolglos war? Im Intereffe des Bubiitums wäre es wünschenswerth, wenn Seitens ber Sanitäts lommission Ber anlaffung genommen würde, für eine forrettere und flarere Faffung in den beiden Schriftftüden, sowohl in der Bemertung auf dem Jmpfichein Formular als auch in den Strafandrohungsfchreiben au forgen.
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Lokales.
In der Angelegenheit des Sa warzen Grabens erhält ble Rat. Big." folgende mwichtige Muheilung: Berlin , den 15. September 1886. Jn Folge der Beschwerden von n wohnern der Gegend am Boologischen Garten wird folgender Bescheid des fönigl. Landrathsamts des Kreises Teltow von Intereffe sein: Euer Wohlgeboren erwidere ich auf die ge fällige Buschrift vom 14. b. t. ergebenft, taß die aus dem Buftande des Schwarzen Grabens erwachsenen und wie Euer Wohlgeboren mit Recht hervorheben unerträglichen Ueb lände von mir und den beibeiligten Lolalbehörden in vollem Umfang gewürdigt werden. Ueber die Mittel zur Beseitigung dieser Uebelftände baben lange und eingehende Erhebungen wie Bes rathungen stattgefunden. Lestere haben im September 1885 infofern au einem Abschluß geführt, als unter Mitwirkung der reffortmäßig betbeiligten Ministerialinstangen die Umwandlung bel offenen Grabenlaufes in eine bededte Ranalleitung als ein mirljames Mittel zur Behebung der Misstände anerkannt wurde. Daneben blieb es die Aufgabe der betheiligten Ge meinden, durch allmälige Herftellung einer anderweiten Ent wafferung ibrer Hausgrundfiüde den Schwarzen Graben von benjenigen Buleitungen au entlaften, welche an dem gegen wärtigen Zustand des Grabens die Schuld tragen. Während In legterer Beziehung insbesondere die Gemeinde Schöneberg bereits den Anfang gemacht hat, burch v rtragsmäßige Berein barung mit der Stadtgemeinde Berlin den Anschluß weiter Säuserfomplere an die Berliner Schwemmlanalisation au fichern, ift bie daneben unerlägliche und im sanitären Jntereffe unauf fchlebbare Bebedung des offener Grabenlaufes Daburch gefördert worden, daß von berufener technischer Seite ein Projekt für
Aus dem Papierkorb.
Stizze von Sophie von Khuenberg. [ Nachbruck verboten.]
Die Redactionsftube ist endlich leer geworden. Nein, noch nicht ganz. Dort in der Ede am Leberbian liegt der junge Redefteur lang hingestreckt und erwartet mit verdrießlich schläfrigen Augen die letzten Depeschen. Die Lampe it tief herabgeschraubt, nur ein matter Schimmer leuchtet burch die dunftige Rauch- Atmosphäre, die fich wie Blei über die Stirne des Ruhenden legt.
Auf den Straßen ist Mitternachts- Stille, nur vom Hintergebäude flingt das dumpfe Schnarren der arbeitenden Maschinen leise herüber. Die verstaubten Schreibtische mit den hochgestapelten Zeitungen, der grüne Büche faften im Hintergrund, die steifen Robrsessel an der Wand, über benen eine große Landkarte hängt in verblichenen Farben, -Alles bas streift der junge Mann mit einem einzigen, müden Blid. Ach, wie genau er fie fennt, diese stummen Seugen feiner nächtlichen Thätigkeit. Am Tage freilich, ba überfieht er fie gänzlich, aber zweimal wöchentlich verbringt er die langen Abendstunden in ihrer Gesellschaft und fie ftören ihn nicht in seinen Gedanken, die oftmals bem fritischen Ernst entschlüpfen, wie die Rinder der Schulftube, und in fröhlicher Thorheit hinüber und herüber
flattern.
Heute freilich find fie nicht ganz so hell, wie sonst. Sie beschäftigen fich nicht mit dem freundlichen Lächeln der fleinen Sängerin, bie er neulich so gelobt hatte, nicht mit ben stolzen Plänen seiner litterarischen Bukunft, nur mit einem jungen Mädchen, einem ganz gewöhnlichen, jungen
Mädchen.
Er hatte fie auf ein paar Bällen getroffen; fie war hübsch, geschmackvoll gekleidet und er hatte viel mit ihr ge tanzt. Sie war weber schüchtern noch folett; ihr einfaches, natürliches Wesen sprach ihn an.
Ihren Namen hatte er nicht erfahren können, fie war noch nicht lange in G. Nur einmal hörte er, wie bie Mutter fie Sylvia rief. Sylvia er wiederholte fich den
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Donnerstag, den 7. Oktober 1886.
III. Jahrg.
um so heller ftrahlt fein Bollmon Bantlig. Fragt ihn ein Migoergnügter beim Hinausgehen schließlich mürrisch:„ Na, Sie haben wohl gewonnen?" fo erwidert der behäbige Bhilosoph des Biebungsscales mit überlegenen Schmunzeln: Jawohl- Denn ich babe überhaupt nicht gespielt!"
tiese Kanallegung ausgearbeitet worden ist. Das Projekt ist| beit glänzt. Um so sänger die Gefichter ings um ihn werden, im Ditober 1885 den Herren Refortminißern zur Genehmigung vorgelegt worden. Sobald diese Genebmigung ertheilt sein wird, werde ich es mir angelegen sein laffen, auf die schleunige usführung beffelben hinzumirfen."- Alo die unhaltbaren Bustände, die in jener Gegend herrschen, werben bier unum wunden zugegeben, leider ftebt die amtliche Behandlung ber Angelegenheit in leinem Berhältnis zur Dringlichkeit der Sache.
Von der Lotterie. Gestern Morgen um 8 Uhr bat in dem öffentlichen Biebungssaale des Lotteriegebäudes in der Saltenftraße die Biebung der ersten Klaffe 175. preußischer Riaffenlotterie ihren Anfang genommen. Das Einjählen der fämmtlichen bundertundneunzigtausend Loosnummern und der achitaufend Gewinne ist schon vorgeftern Nachmittag e: folgt. Wie Viele find gestern Vormittag nach dem Tempel Fortunas gepilgert, um zu sehen, ob die laurische Gö in thnen lächelt oder schmollt. Wie ber paffionirte Hazardioteler am grünen Tische mit gierigem Blide das Rollen des Elfenbeinkügelchens in der Roulette verfolat, um zu erspäben, auf welcher Nummer, ob auf Rouge oder Noir fte baften bleibt, so wendet der ein gefletschte Lotteriespieler nicht die Augen von dem Waisen Inaben, welcher mechanisch in die Loostrommel greift und gemächlich ein Südchen Papier nach dem anderen beraus holt und aufrollt. Liegt doch in der Hind dieses armen Burschen, welcher in dem Inappen, dunklen Wamms des Waisenhauses, in der Uniform der Armuth, einen recht trübseligen Eindruc macht, die Entscheidung, der langentbehrte Reichthum, das beißerfehnte Süd. Merkwürdig genug ist es übrigens, Daß gerabe die Unglücklichen, die Elternlofen, die bereits auf ber Schwelle thres Daseins Noth und Entbehrung finden, für einige Stunden als die Handlanger Fortunens fun giren müffen. Leider werden diese Knaben, welche für ihre Beschäftigung nur ein geringes Entgelt erhalten, felbft in den Fällen, wo ihre Hand den Reich hum ausftreut, von den undanibaren Gewinnern höchft selten oder in sehr unge nügenber Weise becacht. Wir glauben nicht, daß ein Waisen Inabe, der einen größeren Gewinn gezogen, dafür eine ent Spremende Stemuneration erhalten hat. Wenn man bei uns zu Lande glüdlicherweise nicht jene Spielgter tennt, welche in Italien z. B. selbst die Wermsten dazu treibt, thre legten vaar Heller dem Lotto su opfern, so verbreitet doch ein Biebungstag in Berlin in weiteren Kreisen eine gewisse Aufregung und läßt viele Herzen erwartungsvoll böher schlagen. Es ist na türlich, daß namentlich die fleineren Spieler, die Laokantbeil Befizer, dem Tage, wo das Glückstad furrt, mit besonderer Spannung entgegensch n. Wie viele Hoffnungen werden auf ten gebaut, wie viele Träume gerplagen beute wie schillernde Seifenblasen, welche gegen die Wand fliegen. Der gemein schaftlich spielenden Looslompagnien giebt es in der Haupt Stadt unzählige. In den Ateliers der Modiftinnen und Bus macherinnen steuern die jungen Arbeiterinnen von ibrem müb fam genug verdienten Gelde dem Loosfonds bet. The Traum ift, fich selbstständig zu etabliren, oder wenigftens eine bübsche fieine Mitgift zu erzingen, damit fte dereinst- entseglicher Gedanke nicht etwa alte Jungfern werden. Auf dem Bau gerüft fammein bie Maurer und Simmerleute, in den Werkstätten die Tischler und Schlossergesellen, um For tunas Gunft erproben au fönnen. Selbst die Dienstmädchen eines Hauses bholen ein paar Mark aus der untersten Schublade ihrer Kommode berbei, und vor einigen Jahr n ereignete es fi fogar, daß auf ein Droschtenfuischer Ronsortium einer Haltestelle ein Gewinn entfiel. Die Roffelenter hatten in einer glücklichen Stunde zufammen ein Loosth il genommen. Wenn man regelmäßig den öffentlichen Biebungssaal an ben Siebung. tagen besucht, wird man daselbst taft immer dieselben Gefichter finden. Auch die Lotterie Vorstellungen haben ihr treues Publikum. Daß es in denselben an Originalen nicht fehlt, fann man fich wohl denten. Da ist. B. das alte Mütterchen, welches bereits seit langen Jahren spielt und doch nie ,, beraus gelommen" ift, trozdem aber in der glücklichen Ueberzeugung lebt, fie werde einen Glüdstreffer machen. Hier findet man ferner den rabtaten Spieler, welcher erzählt, daß er in dem und dem Sabre beinahe das große Loos gewonnen hätte, wenn nicht die beiden legten Biffern seine: Nummern abweichend ge wesen wären. Es tann auch wohl voctommen, daß man im Dichtesten Gedränge einen runden, jovialen Herrn eingeklemmt flebt, non defien breitem rothen Geficht die glücklichste Zufrieden.
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Namen und nahm sich vor, die Heldin seiner nächsten Erzählung so zu nennen.
Nur Eins verdroß ihn an ihr. Sie plauderte ver ständig und gut, aber sie schien wenig Sinn für moderne, litterarische Tagesfragen zu haben. Wenn er von einem neuen Buch sprach, von diesem oder jenem Boeten, so wurde sie einfilbig und spielte mit ihrem Fäger. Manchmal lächelte sie auch dazu und er wußte nicht, was das zu be deuten hatte. Und dennoch schien sie ihm so um vieles tiefer und beffer, als alle die Andern. Ihre Augen hatten einen so ehrlichen, klugen Blick und ihr rother Mund sah so blühend aus, wenn er mit ihr scherzte, daß er auf ben Gedanken tam, es müsse ein seliges Gefühl sein, ihn zu küssen.
Ja, er war allen Ernstes daran, fie heiß zu lieben. Aber er wagte noch nicht, es ihr zu sagen. Wie ein leises, brüdendes Geheimniß lag es zwischen ihm und ihr. Er fühlte, daß fie etwas vor ihm verbarg- und das verschloß auch ihm die Lippen. Er sagte ihr nichts von seinem Dichten und Schaffen, er trug nur den frohen, wißigen Gesellschafter zur Schau, nichts weiter. Und so liebten sie einander und glaubten nur, daß sie sich unterhielten.
Der junge Schriftsteller that einen so tiefen Seufzer, daß die oberste Zeitung, die vor ihm auf dem Tischchen lag, davon zu Boden geblasen ward. Er dachte an ihren lieben, davon zu Boden geblasen ward. Er dachte an ihren lieben, bunklen Kopf und die schlanke, ideale Gestalt.... Mit diesem Bild schlummerte er ein.
Da raschelt es im Papierkorb, wie wenn unsichtbare Hände brin wühlten..
" Hinaus, hinaus, ich erstice! Wer hat das Recht, mich" hier einzukerkern, mich, die Botschaft der Freiheit! Ich bringe neue Jbeen in die verrottete alte Wirthschaft, Ich bringe neue Jbeen in die verrottete alte Wirthschaft, ich bin bas ert eines deutschen Bola!" Und ein did blättriges Manuscript tollert über den Rand des Rorbes
zu Boden.
Daß man deinesgleichen nicht aufnimmt, ist recht und billig, aber mich, ein unschuldiges, lyrisches Gedicht, von teuscher Mädchenhand geschrieben"
Die Hite und Trockenheit des September bat den Blätter schmuck der Bäume fübjeitig gebräunt und theils zu Fall gebracht; die Fluren gewinnen ein berbftliches Ansehen. Die Kartoffelernte in den Umgebungen ist fast beendet; der Beschaffenheit nach ift fte zufriedenfieller d, aber der Menge nad gering, denn die Füchle find llein ausgefallen. Für die Wintersaat hat der Pflug bereits überall seine Furchen ges sogen und mit gesättiger hand streut der Säemann bas befruchtenbe Korn auf die wohlbereiteten Flächen. Bald wird das neue Grün die eintönige Ebene bebeden, bis Der Winter mit seiner weißen Dede dem Wachsthum Ruhe gebietet.
Die Zaubenbefizer Berlins hört man ist wieder viel über die Verfolgungen flaaen, denen ihre Ledlinge durch Habichte ausgesetzt find. Nicht selten fommt es vor, daß mehrere dieser gefiederten Räuber der Lüfte auf einmal Jagd auf einen Schwarm Zauben machen, welche bann fiets einem oder anderem dieser Thierchen das Leben loftet. Die Habichte aeben auf ihren Räubereien in einzelnen Fällen so frech zu Werte, daß fie auf die dicht vor dem Schlage figenden Zauben chießen und fich eine Beute holen. Eine Verminderung ber Habichte ist nur schwer zu bewirken, da man nach ihnen nicht iteßen darf und fie fich büten, vergiftete Tauben zu be rühren, welche die Taubenbefiger als Röder auf die Dächer legen.
Wer Riesenkohlköpfe bewundern will, muß jest eine Bromenade durch die Kohlfelder hinter Rigdorf unternehmen. hier auf dem Boden des alten Epreetbales, der rob zum großen Theil Wiele und Urboden ist, gedeiht der Rohl au wahrhaft üppiger Größe, ohne gebunsen zu sein, wie der von Den Rieselfeldern. Rgdorf tonlurrirt auch als Fabrikationsort des Sauerkohls mit dem altberühmten Magdeburg .
Wie die Amerikaner Reklame maden. Die amerita nischen Reger, die bei den Aspbaltirungsarbeiten in der Lardi bergerstraße ftets große Baufen Shauluttiger um fich sammelten, find, nachdem fte fammt ihrem blaßgefichtigen" Ingenieur und ber Dampfwalge die sorgeschriebene Arbeit in fabelhaft furger Beit mit amerikanischer Firigkeit vollendet, am Dienstag Abend mit einem Separat Kourierzug von 3 Badetwagen, einer Glees ping Car und Lotomotive nach Paris abgebam pit eine recht anftändige Beförderung, wenn man bedenkt, daß die amerikas nische Gesellschaft das fleine Sammchen von 80 000. am feste, um die genannte Straßenede fertig au ftellen, nur um für ihren westindischen Asphalt Reklame zu machen. In Barts wird gleichfalls eine Probeasphaltirung vorgenommen, um dem Asphalt der Gesellschaft neue Absatzgebiete zu schaffen.
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Sraf Redey. In österreichischen und deutschen Blättern macht ist eine Geschichte die Runde, die in der That geeignet ist, berechtigtes Aufieben zu erregen. Bevor wir den Sach verhalt felbt llar legen, wollen wir hier gleich brtonen, daß der Held jener Geschichte eine in manchen Berliner Arbeiter freisen wohlbelannte aber wahrscheinlich nicht sehr geschäßte Persönlichkeit ift. Dito Reben, oder wie er fich lieber nennen bört, Graf Redry," arbeitete früher in dem Etablissement von Siemens und Halste. Er war eigentlich Rechantler, er fonnte jedoch auf seine Fachkenntnisse nicht besonders stols sein. Da er aus diesem Grunde in der Werkstatt felbft nicht gut vers wendet werden fonnte, wurde er von der Firma als Monteur nach Belgien geschickt, von wo er jedoch, aub ohne besondere Lorbeeren geerntet au baben, zurücklehrte. Wenn wir recht unterrichtet sind, probitte er nach seiner Rückkehr aus Belgien hier in Berlin ben ersten Heirathesch vindel und zwar mit der Tochter eines sehr bekannten Waffenfabrikanten. Die Sache betam ihm jedoch schlecht, denn als er die Firma mit in den Schwindel hineingleben wollte, indem er fte zu einer ihm günfiigen falschen Angabe über seine Behaltsverhältniffe au veranlaffen suchte, wurde er furaweg entlaffen. Er heirathete bann später unter dem Pfeudonyn Graf Reory" eine auch nicht im beftem Leumund stehende Frauensperson, von der er sich jedoch sofort wieder scheiden ließ, well es ihr nur auf den Grafentitel", unter welchem sie ihre Schwindeleien leichter auszuführen boffte, anfam, und dem fauberen Ehemann nur an der üb
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noch! Der echte, blühende Humor ist das einzig Statthafte in diesem Elend! Ich trage ihn in mir, diesen goldig deuts schen Saft! Freilich, sie haben ihn nicht herausgefunden, die flüchtigen Beitungsschreiber!"
Ihr Alle seid aus seichtem Stoff gemacht! Die Ge schichte, die Politik, das sind die Grundvesten einer gedies genen literarischen Richtung. Ich bin aus einem großen Hirn entsprungen; langfam bin ich entstanden, unter vielem Grübeln und mit Hülfe großer, ftaubiger Bücher, in Schweins leber gebunden, aber darum bin ich auch was Drdentliches geworden, Ihr sollt sehen, man holt mich nochmals her vor, es kann nur aus Versehen geschehen sein, daß sie mich zu Euch da hinein geworfen..
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Da erhob fich ein anderes wohlflingendes Stimmchen aus einem nieblichen Heftchen: Was ärgert Ihr Euch so sehr? Mir ist es auch nicht gleichgültig, daß ich dazu be stimmt bin, den großen Dfen zu heizen, anstatt gebrudt zu werden, denn die mich schrieb, hat ihre ganze schöne Seele hoffend hineingelegt. Aber ich bente mir, es wird mir nicht überall so ergehen. Es muß fich Einer einmal finden, der mich eine hübsche keine Erzählung nennt und dann will ich recht sauber in den Spalten stehen und meiner lieben, jungen Schöpferin, recht viel Ehre eintragen..
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Da lachten fie Alle über den bemüthigen Dptimismus der kleinen Novelle. Aber sie verstummten gleich, denn der junge Journalist war aufgewacht und hatte sich rasch erhoben. Er hatte geträumt. Einen recht albernen hübschen Traum. Sylvia war zu ihm hingetreten, mit einem Lorbeerkränzlein im Haar und hatte ihm ein Buch in die Hand gegeben. Das folle er lesen und dann wolle sie ihn lieb haben und füssen, aber er bürfe ihr den Krang nicht wegnehmen, der sei ihr sehr lieb. Und dann hatte er fie gefragt, was in dem Buche stehe, und da hatte sie zu tanzen angefangen und war lachend brim Fenster hinaus
geflogen....
Er rieb sich die Stirne, dann trat er an seinen Schreib tisch, brehte die Lampe höher auf und sah nach der Uhr. So spät schonba war seine Pflicht langft gethan und er fonnte gehen. Er wollte nur noch Ja, eben darum! schl chte Verse, die zum tausendsten ja was wollte er Mal den blauen Himmel und die Rosen besingen, das fehlte denn? Ach ja, beinahe hätt' er's vergessen, das kleine Ma
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