chlagiumme gelegen war. Ueber den neuesten Heiratheichwin bel des Herrn Grafen" lesen wir in österreichischen Blättetn folgendes:
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In den aristokratischen Kreisen von Beft macht eine An gelegenheit um so größeres Aufsehen, da durch dieselbe die Familie des Barons Labislaus Podmaniczky in Mitleiden schaft gezogen erscheint. Der Fall ist nach polizeilicher Dar Hellung olgender: Ein junger Mann, der fich Graf Ernst Dito Rédey( derselbe ist in Berlin der Polizei sehr wohl belanni) nannte, war in jüngster Beit als Adjunkt auf der Kapostas. Meggerer Beftzung des Grafen Alexander Karolyi angestellt. Is folcher machte er die Bekanntschaft der Baroneffe Aranta Podmaniczky, die, von den gewinnenden Umgangsformen des jungen Diannes gefeffelt, denselben in furzer Beit lieb gewann. Die Eltern mollien anfangs von der Verbindung ihrer Tochter mit dem angeblichen ,, Grafen Rédey" nichts w fen, gaben aber schließ lich doch ihre Einwilligung. Bald nach der Verlobung erfuhren bie Eltern des Mädchens, daß der präsumtive Gatte ihrer Tochter bereits in Berlin eine rechtsträftige Ehe eingegangen war. In Folge deffen verboten die Eltern ihrer Tochter jeden ferneren Umaang mit dem jungen Manne und im Anzeigen theile des Befter Lloyd" erschien auch eine hierauf bezügliche, Dom Baron Bodmaniczky unterzeichnete Erklärung. Rédey wollte jedoch nicht nachgeben, und erklärte vor Polonyi, daß er wohl verheirathet gewesen, aber von seiner Gattin rech Blräftig geschieden set. Bum Beweise dafür zeigte er das Urtheil in bem Scheidungsprozesse. Polor yi ftel bet Durchficht des Schrifts ftudes auf, daß an einer Stelle der Name ,, Ernst Otto Rédey", an einer anderen Stelle dagegen der Name" Ernst Graf Rédey" Dorlam. Bei näherer Prüfung zeigte fich, daß auf dem Dolu ment das Wort Dito" in Graf" gefälscht worden war. wurde weiter ermittelt, daß der junge Mann fic in Berlin als Braf aufgegeben und von einer Frau 9000 M. als Preis da für erhalten hatte, daß er fie ebelichte. Bald nach der Heirath wurde Frau Rédey" jedoch wegen Dokumentenfälschung einges zogen und rechtsträftig au 2% Jabren Rerters verurtheilt. Rédey ftrengte gegen seine Gattin den Scheidungsprozeß an, der auch zu seinen Gunften aus fiel. Der junge Mann tam sodann nach Ungarn und fand hier in der Gang'ichen Fabril in der elettro- technischen Abtheilung eine Anstellung. Polonyi ferderte von Rédey die Rüdgabe der Briefe, welche feine gewesene Verlobte an ihn gerichtet hatte, welchem Verlangen Rédey nur nach Bahlung von tausend Gulden zu willfabren erilärte. Unter diesen Umständen wurde die polizeiliche Hilfe in Anfpruch genommen, welche zur Verhaftung und Ausweisung Rebry's führte. Dieser Darstellung ist nach Mittheilungen bes. Ll." hinzuzufügen, daß Baroneffe Aranta Boomanicily, welche, nebenbei gefagt, bereits mündig ist, trot Allem von ihrem Berlobten nicht laffen mag. So rief fte, als Bolizei rath Gelly dem jungen Manne nach teffen Bethaftung die Berliner Polizeinote vorwieß und ihn fragte, ob es richtig sei, baß er wegen Diebstahls verurtheilt wurde, ihrem Verlobien zu: Geftebe Alles ein, sage zu allem ja, ich bleibe Dir treu unter allen Umständen." Auch Rédey wies die Sumutbung, auf die Hand der Baroneffe Podmanicy zu verzichten, zurüd. Der Bruch der Baroneffe mit ihren Eltern ist ein vollstän biger; fie befindet fich außerhalb des elterlichen Hauses bei einer the befreundeten Familie. Das Mädchen läßt durch ihren Rechtsfreund die entsprechenden Reisekosten für Rében aus. sablen und wird ihm nachfolgen, um mit ihm im Auslande Die Ehe zu schließen.
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Ueber den zur Zeit viel besprochenen Aus- und Einbrecher Adolf Krüger, deffen Stubm" dem eines Rinaldo Rinaldini gleicht, erhalten wir folgende intereffante Mittbet lungen: Krüger ist von Jugend auf ein sehr intelligenter Menfch, der fich der franzöflichen und englischen Sprache gleich ber Muttersprache zu bedienen vermag. Sein feines Geficht imponirt Jedem, der mit ihm in Berührung gelommen ist, Chevalerester, als Krüger, dürfte fich wohl selten ein so ver wogener Berbrecher bewegt haben. Und ein Simulant war er, wie felten einer, so daß die Aerzte der Strafanstalt von Blogensee ftets im Untlaren waren, ob Riüger wirklich geiftes fant gewesen oder nicht. Krüger lag tagelang ohne einen Tropfen Waffer oder sonst etwas zu fich zu nehmen im Lazareth, alle Anstrengungen der Lazarethbeamten, ibn aur Einnehmung von Nahrung zu bewegen, blieben erfolglos, furz, er schien bereits dem Tode verfallen su sein, ba forderte er plöglich Belllartoffeln mit bering!" Es vergingen einige Tage und auf Krügers Anjuchen um Arbeit wurde er in die Buchbindereiwerkstätte für Bogel und Jensen als Mnlleber angeftellt. Hier entwidelte er aum Erstaunen feiner arbeitenden Mitgefangenen in jeder Hinsicht eine Geschicklichkeit, welche muftergiltig war. Auch fonft galt er als Beispiel eines guten Gefangenen und er erwarb fich nicht nur die Eympathien feiner Leidens gefährten, sondern auch der Vorgesezten. Für Diejenigen, welche ihre Strafe wegen nur fleinerer Bergeben abzudüßen batten, hatte er verächtliche Blide, dagegen hielt er eng zu benen, welche bereits im Buchtbause gewesen waren, und hier ging feine Berehrung" so weit, daß er oft mit ihnen feine Large Roft heilte, nur um hinter die Schliche der höheren Berbrecherwelt zu lommen, denn sein stets prahlerisches Be Tenntniß war: Wenn ich einst' raus tomme, wird die Welt Großes von Adolf Krüger sprechen."- Mit welchem Mit welchem Raffinement er feinen ersten Fluchtversuch aus dem Gefäng. nig am Blogenfee unternahm, erzählt einer seiner ehemaligen
nuscript, das heute gekommen und das er schnell bei Seite geworfen, das wollte er doch mitnehmen und gelegentlich burchblättern, es hatte nicht schlecht ausgesehen. Er tastete mit der Hand nach dem offenen Papierforb, es lag oben auf. Er entfaltete es einen Augenblick und las den Titel:
" Das Geheimniß", Erzählung von Sylvia Bergen. Sylvia" wie ein Blig flog es ihm durch die Seele. Sollte sie selbst aber nein, fie sprach ja nicht einmal gerne von neuen Büchern, doch vielleicht eben deshalb! Sylvia! Hatte er nicht gerade Aehnliches geträumt!? Und diese Schrift, diese klare, leicht fließende Handschrift! Nur Sylvia fonnte so schreiben, o, es war gewiß, das war bas Geheimniß" zwischen ihnen, nicht Anderes. Und inmitten all' dieser bunten, schwebenden Gedanken las er bie fleine Novelle.
Noch niemals, seit er sich der fühl abwägenden Kritik ergeben, hatte er etwas mit so viel heißer Begierde in fich aufgenommen. Er las wie ein neugieriges, glückliches Rind. Dabei entging ihm nicht, daß die Ausdrudsweise flar und gut und der Inhalt der Erzählung originell und anziehend war. Es war eine einfache Liebesgeschichte, aber was drum und bran hing, war so fein beobachtet und ein warmes Herz pulfirte in jeber Beile. Ihr Herz! Es war ihm, als erfenne er in jebem Wort die leisen Züge ihres Wesens, und als er endlich das Heftchen zusammenfaltete, da klang ihm ein Jubelruf von den Lippen. Nun war sie sein, nun wußte er, daß fie für einander geschaffen waren. Und ein füßer Sturm von Glück und Sehnsucht trieb ihn hinaus in die fühle, mondhelle Nacht
Am nächsten Morgen blieb sein Tisch vereinsamt. Als er wiederkam, war er mit Sylvia verlobt.
8wei Tage später stand Sylvia's Novelle in der Beitung und vier strahlende Augen ruhten auf dem denk würdigen Blatt...
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Mitgefangenen. Es war im Auguft 1883, als in der Barade von Vogel u. Jensen ein großer Leimofen abgeriffen wurde. Die bierzu verwendeten Gefangenen machten bei eintretender Dunkelheit Feierabend und in der Buchbinder Barade waren Die Effenleffel angetragen worden. Mann binter Mann standen die Gefangenen mit ihren Näpfen in der Hand und empfingen Dom Ralefattor ihre Abendration. Da auf einmal ein Boltern, Steine fielen von der Innenseite des baibabgeriffenen Dfens und sofort wurde bem Gefangenenauffeber Giese llar, Daß einer feiner thm Anvertrauten fis auf die Flucht begeben batte. Hinausflügen: Poften schießen!" war sein erster Ruf, doch vergebens. Der Flüchtling Krüger war esbatte den gewaltigen Eprung vom Dach, wohin er gelangt war, gewagt und als gewandter Turner eine Hafelbecke ge nommen" und fich lühn nach einem am Ufer des Ranals liegenden Kahn begeben, wo er mittelft eines Nachschlüffels eine Schifferlajüte öffnete, dieser ein wollenes Hemd und eine Müße entrabm und nun moblgemuth den Ranal bis zum Rottbuser Thor entlang ging. Natürlich waren sofort sämmt liche Polizeireviervorstände und die Ditspolizeibehö: ben von der Flucht Krügers in Kenntnis gefegt worden und eber, als dem serwegenen Flüchtling lieb gewesen, gelang feine Festnahme in der Gneisenauftrage, woselbfi er in einem Shantiotal mit einem ibm unbekannten Manne in Streit gerathen war, wil er seine Beche nicht bezahlen fonnte und dem hinzugekommenen Sout mann eine Legitimation nicht vorzuzeigen vermochte. Efannt, wurde er nach Blögensee gefchloffen zurüdtransportirt und, man möchte faft fagen, mit fchuldiger Hochadtung" behandelt.
Das Velosiped im Dienste der Post bat ficher noch eine Bukunft. Die Anregung zu einem solchen Fortschritt hat ber Landbriefträger Hendel zu Hoppegarten gegeben, ber auf dem Zweirad, das er auf eigene Roften fich beschafft hat, feine ziemlich umfangreiche Tour besorgt. Die Boft fommt gewiß nicht zu fura dabei, ebensowenig die Adresaten.
Ueber ein Pistolenduell, das am 4. b. Wits. im Grune wald ftattgefunden bat, weiß eine biefige Korrespondenz zu berichten, daß einer der Duellanten, ein Student Namens Gerlach , ein geborener Thüringer , von der Rugel feines Gegners, eines Difiziers, getödtet worden sei. Die Herausforderung soll in Folge eines Wirthshausstreites erfolgt sein. Bei der großen Diskretion, mit welcher von Seiten der Betheiligten die Affäre bebandelt wird, find weitere Einzelheiten nicht zu ermitteln ge wesen. Vorstehende Mittheilung wird durch folgende, halb amtliche Meldung beftätigt: am Morgen des 4. Oftobers b. J. wurde der bir fige Student G. im Grunewald bei einem Biftolenduell erschossen."
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Der Ranbmörder Keller hat durch seinen Bertheidiger, Juftigrath Frenzel, bis jetzt eine Reviston gegen das ihn ver urtheilende Erlenntniß des Schwurgerichts noch nicht anmelden laffen. Da die Frift hierzu mit morgen abläuft, so ist wohl laum anzunehmen, daß dies überhaupt geschehen wird.
Ein Meffer- Erzeß verursachte gestern gegen Mittag am Schönhauser Thor einen umfangreichen Auflauf. Eine aus vier Röpfen bestehende Gesellschaft, der Bunft der Louis" an gehörend, flürzte auf der Alien Schönhauserstraße über einen Des Weges lommenden Mann ber und verarbeitete denselben mit ihren gezückten Messern. Der über und über blutende Angegriffene fuchte unter dem Ausruf: Sch bin mit dem Meffer geftochen" sein heil in der Flucht, die Angreifer Itefen hinterbrein. Ein Mann, der dem Flüchtling zurief, ftehen au bleiben, da er bei dem fich ansammelnden Publikum Hilfe finden werde, wurde von den Unholden ebenfalls mit dem Meffer bearbeitet, ohne daß ihm von irgend einer Seite Beis ftand geleiftet wurde. Erft ein augelommener Schußmann unter Affiftens eines Dienfimanns befrette den Wermsten aus ben Klauen der Erzedenten; doch gelang es dem Beamten leider nur, den einen derselben festzunehmen und zur Wache au transportiren, bie brei anderen batten fich in der Menschenmenge verloren. Die beiden überfallenen Personen find übel mitgenommen, und ist dem einen davon auch eine schmerzende Bigwunde in der rechten Hand beige bracht worden. Der nach der Wache gebrachte Mefferheld versuchte unterwegs mehrere Male, fich aus der Gewalt bes Schußmanns zu befreien, wurde aber von dem dem Transport folgenden Bublifum, welches jest Anstalten machte, an dem Arrestanten Lynchjuftig zu üben, baran verhindert.
In eine bedeutliche Lage gerieth gestern bie Frau des Fuhrherrn K., Thurmfrage wohnhaft, als diefelbe auf einem Fouragewagen die fistalische Straße in der Nähe des Moabiter Kriminalgerichts pa fi te. Von Krämpfen befallen stürzte plög lich die Frau vom Wagen herab auf das Straßenpflaster und blieb unmittelbar auf den Pferdeeisenbahngeleisen liegen, auf welchen furs zuvor ein Pferdebabnwagen vorbeigefahren war. Die Frau erlitt bet dem jähen Sturz auf das Pflaster erheb liche Verlegungen am Ropfe. 3vei Schusleute hoben die Be bauernswerthe, nachdem der Krampfanfall vorüber, in eine berbeigerufene Droschle, mittels deren die Frau in Begleitung eines Schumanns nach ihrer Behausung geschafft wurde.
Einen hartnäckigen Einbrecher ettappte am Dienstag Abend ein Bewohner des Hauses Nikolai Kirchgasse 4. Die Hausbewohner batten an der Eingangsthür zu einer im genannten Hufe 2 Treppen hoch belegenen Wohnung, deren In haber vom Hause abwesend, ein verbächtiges Geräusch bemerkt, wie wenn Jemand mittelft falfchen Slüffels den Versuch mache, eine Thür zu öffnen. Man rief bem Einschleicher au, daß Niemand zu Hause fei, worauf der Mann fich entfernte. Nach einer Weile erschien er jedoch abermals vor der begeich neten Wohnung und machte fich an der Doppelthür daselbst zu Schaffen. Er hatte die Thür, nachdem er vergebens versucht, mittelft eines Weffers das Schloß auszuschneiden, bereits aus den Angeln gehoben, als man ihn hierbel ertappte. Nun wurde Der Einbrecher festgehalten und nach dem nahebelegenen Bolizei bureau abaeführt.
Selbstmord Statistit. Der Frantf. Btg." wird ge schrieben: Das preußische Statistische Bureau bat fürzlich eine Entbedung gemacht, aus welcher die Lehre gezogen werden ficht und weitgehendem Borbehalt benügt werden sollten. Seit muß, daß auch amtlich ermittelte Bablen immer nur mit Bor Dem Jahre 1868 wird in Preußen eine Statifit der Selbst morbe und Unglücksfälle geführt, welche auf den von den Ortspolizei, Eisenbahn , Berg und Militärbehörden aus gefüllten und dem Statistischen Bureau eingesandten Bähl farten berubt. Es fonnte faum einem Zweifel unterliegen, bag bas Material äußerst ladenbait war, ba ben genannten Bes hörden sehr viele Unglüdsfälle mit tödtlichem Ausgang, namentlich wenn dieser erst nach längerer Rranlbeit eintrat, gar nicht bekannt wurden, und die Drtspolizeibehörden, besonders diejenigen des flachen Landes, flachen Landes, die ihnen belannt geworbenen Fälle durchaus nicht immer aur Renntniß Des Statistischen Bureau's brachten. Das letztere selbst bat fich nie der Einsicht verschloffen, daß die auf diesem Wege geführte Statiftil mangelhaft sei. Es bat deshalb neuer bings die von den Standesamtern für das Jahr 1883 einge Heferten Bähllarten, auf welchen die Tobekurfache eines jeben Verstorbenen, soweit die Standesbeamten dazu im Stande laufenen Bäbitarten der obenbezeichneten Kategorie einer ver waren, angegeben ist, und die für denselben Beitraum einge gleichenden Brüfung unterzogen und ist dabei zu einem Re fultat gekommen, welches die bisherige Statistil der Selbstmorde und Unglüdsfälle fait wertblos macht. Von den Dris c. Behörden waren für das Jahr 1883 im ganzen 8342 Zobes fälle durch Berunglückung und 4984 Selbstmorde angegeben fälle durch Berunglückung und 4984 Gelbstmorde angegeben worden; aus den Karten der Standesbeamten ergaben fich aber nicht weniger als 12 881 Ungladsfälle mit töbt lichem Ausgang und 6171 Gelbstmorde, also 4539 der erfteren und 1187 ber legteren mehr. Namentlich aus der Bahl der Selbstmorde find von den sogenannten Moral Statistilern in den lesten Jahren sehr viele Folgerungen ge
zogen worden. Eo bat man Heffinnige Betrachtungen darüber angestellt, daß im Königreich Sachsen eine ungemein bobe Bahl von Selbstmorden jährlich verzeichnet wird; jest stellt fich heraus, daß nach der vervollfändigten Statistil des Jabres 1883 in der preukis fchen Broving Sachsen obne die Militärbevölkerung 35,5 Glbstmorde auf 100 000 Einwohner entfallen, während im Rönigreich Eadsen mit der Militärbevöllerung diese Babl 39 beträgt. Man darf also annehmen, daß das Königreich Sachsen eine vollkommenere Statiftit der Selbstmorde besessen hat, als Breußen. Auch die Ermittelungen aus den Karten der Standesämter geben noch zu sehr erheblichen Bweifeln Anlaß. Berechnet man die auf die einzelnen Brovingen entfallenen Bablen, so steht Sachsen mit 35,5 obenan, und faft die gleiche Söbe weisen Schleswig Holstein , die Stadt Berlin und die B.oving Brandenburg auf; die übrigen Provinzen haben viel niedrigere Bablen; in viffen Naffau sollen 21 Gelbstmorde, in der Rheinproving nebft bohenzollern gar nur 10,2 und in Bofen nur 10,1 Selbfimorde auf 100 000 Einwohner vorge tommen fein. Die großen Unterschiede in den einzelnen Bro vingen und die Uebereinstimmung in awei ihrem ganzen Cha ratter nach so verschiedenen Provinzen, wole Rheinland und Bofen, find gar zu auffallend.
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Gemäß den Veröffentlichungen des kaiserlichen Gefundheitsamts find in der Beit vom 19. bis 25. Septbr. cr. von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als geftorben gemeldet: in Berlin 32,3, in Breslau 32,3, in Rönigs berg 32,1, in Köln 32,6, in Frankfurt a. M. 19,5, in Wies baden 18,8, in Hannover 36,8, in Raffel 17,0, in Magdeburg 38,5, in Stettin 29,8, in Altona 35,3, in Straßburg 36,6, in Met in München 36,2, in Nürnberg 30,8, in Augsburg 21,4, in Dresden 28,4, in Leipzig 27,5, in Stuttgart 19,6, in Karlsruhe 28,1, in Braunschweig 26,9, in Hamburg 32,3, in Wien 20.8, in Beft 34,4, in Prag 26,0, in Trieft, in Kratau 27,5, in Basel 19,1, in Amsterdam 23,4, in Brüffel 30,6, in Baris 20,2, in London 16,0, in Glasgow 19,1, in Liverpool 27,5, in Dublin 24,7, in Edinburg 16,6, in Ropenhagen 36,5, in Stockholm 22,7, in Chriftiania 20,6, in St. Petersburg 24.3 , in Warschau 28,7, in Odeffa 39,5, in Rom, in Turin 20,9, in Benedig-, in Madrid -, in Alexandria 48,9. Ferner in der Zeit vom 28. Aug. bis 7. Sept. cr.: in New Dort 26,9, in Philadelphia 20,4, in Baltimore 19,1, in San Fransisko, in Kalfutta 20,8, Bombay 22,6, in Madras 37,0.
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Die Sterblichkeitsverhältnisse geftalteten fich in der Bes richtswoche in den meisten Großflädten Europas wieder etwas günftiger. Nur wenige Städte, wie Köln , Barmen, Machen, Darmstadt , Karlsruhe , Leipzig , Magdeburg , Hannover , Altona , Brüssel, Kralau u. a. melben größere Sterblichleitsjablen, als in ber vorangegangenen Woche. Insbesondere haben in Folge Des Eintritts tablerer Witterung Darmlatarrhe und Brech burchfälle in den meisten Städten abgenommen, wenn auch bie Bahl der durch fie veranlaßten Todesfälle noch immer in vielen berselben eine bedeutende blieb. Nur wenige Städte, wie Hannover , Straßburg , Barmen, Altona , Karlsruhe , Basel , Büffel, Warschau , jeigen eine Steigerung der Todesfälle an Darmiatar hen. Der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblich leil roat, wenn auch noch immer ein großer, so doch im Vergleich aur vorangegangenen Woche ein verminderter. Bon je 10 000 2: benden ftarben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 163, in München 216 Säuglinge. Auch afute Ent ündungen der Athmungsorgane zeigten in vielen Drten eine Verminberung der durch fie hervorgerufenen Sterbefälle. Bon den Infektionstrantbeiten erfuhren Masern und Boden cine Abnahme, während Scharlach, Diphtherie, typhöse Fieber und Keuchhuften mehr Todesfälle veranlagten. Todesfälle an Masern waren in Berlin und St. Petersburg vermindert, in Baris vermehrt; im Regierungsbezirt Rönigsberg lamen weniger, im Regierungsbezir? Schleswig mehr Erkrankungen aur Anzeige. Das Scharlach fieber hat in Berlin , Hannover , Danzig , London , St. Petersburg mehr, in Hamburg , Ron, Ddeffa, Best, Warschau weniger Sterbefälle hervorgerufen: Erkrankungen an Scharlach waren in Breslau , Edinburg , Kopenhagen , Chriftiania nicht selten. Die Sterblichkeit an Dipbiberie und Rroup war in Berlin , Hamburg , München , Breslau , Dresden , Leipzig , Hannover , Nürnberg , Magdeburg , Altona , Chemnit, Wien , St. Petersburg , Warschau , Ddefa eine gefteigerte, während fie in Danzig , Baris, Kopenhagen und Beft eine geringere wurde. Im Regierungs besirt Saleswig traten Erkrankungen wieber etwas häufiger auf. Typböse Fieber lamen vielfach häufiger aum Vorschein, so besonders in Berlin , Paris , Doeffa, Best, Lyon , St. Petersburg . Erkrankungen an Flediyphus wurden aus dem Regierungsbezitt Aachen 3, aus den Regie rungsbezirlen Düffelborf und Marienwerber je 1 gemeldet. Aus St. Petersburg famen 1 Todesfall und 5 Erkrankungen an Rudfalls fieber und 1 Todesfall in Folge von Rostrantheit zur Mitbeilung. Aus Berlin wird 1 Ertrantung an epide mischer Genidftarre berichtet. mischer Genidftarre berichtet. Sterbefälle an Rindbetifieber waren in Baris häufiger, Erkrankungen an rosenartigen Ents sündungen des Bellgewebes der Haut in Paris und Berlin nicht selten. Die Zahl der Sterbefälle an Keuchhuften war in Berlin , Paris , London , Glasgow und St. Petersburg eine efwis aeficigerte. Sterbefälle an Boden tamen aus Ham barg, Wien , Brag je 1, aus Paris , St. Petersburg und Alexandria je 2, aus Warschau 5, aus Beft 35 sur Anzeige; Erkrankungen aus St. Petersburg 3, aus Wien 8, aus Bef 99. Die Nachrichten über die Cholera lauteten in den legten Tagen etas günstiger. In Beft baben in den legten Zagen Des September Erkrankungen sehr erheblich nachgelaffen. Vom 26. bis 30. September entrantten dafelbft 125 Bersonen, von benen 56 starben; in Triest in derselben Beit 19. von denen 5 ftarben; in Flume tam nur 1 Ertranfung in derselben Belt zur Melbung. In der Flumer Bizegespanschaft tamen um Mitte September nur wenige Erkrankungen aur Meldung Desgleichen aus Raab und dem Raaber Romitat. In des Proving Venetien sowie in der Stadt Venedig selbst ist gleic falls ein bedeutender Umschlag au fonstatiren; in den Bro ergriffenen Drte beschräntt, in einigen Orten der Broving Ber vinzen Pavia, Como und Mantua blieb die Epidemie auf die gamo zeigte fte fich jedoch neuerdings. Auch aus den Nord provingen Jtaliens lauten die Mittheilungen günftiger, bo famen noch in vielen Drien Cholerafälle por. In der Un gegend von Neapel ( bes. in Torre Annunziata und Caftella mare) zeigten fich zu Ende September wieder Cholerafälle. Zarent famen vom 19. bis 23. September 36 Elrantung und 15 Todesfälle vor.
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Marithallen Bericht von J. Sandmann, Rädtisce Berlaufsvermittler, Berlin , Bentral Markthalle, den 6. D tober 1888.
Butter. Das Buttergeschäft ist in den lesten Tagen etwa burch Ersatz der Butter im Ronfum durch Schmalz und Mu flauer gewesen, was durch die vermehrten Bufuhren wie aud begründet war. Nur für feinfte und frische Waare ift bet übrigens etwas vermindertem Ronsum ber Breis noch erhöht worden; geringe Sorten find sehr vernachläfftigt. Frische feinfe Tafelbuiter sc. 124-130, feine Butter L. 115-122, II, 100-112 III. fehlerhafte 85-95, Landbutter I. 95-100, 1, 85-80 Breife feft. Balleliche und andere geringste Gorten 56-72. per 50 Stilo
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L
nach
Rafe. Die Nachfrage nach fettem Sahnenkäse und Lime welger weniger hervortritt. Eater Emmenthaler 73-80 burger ift größer geworden, während die große Nachfrage Schweizer enpreußischer Schweizerläſe 1 66-63 R., II. 50-55 III. 46-48 R., Quadrat Badstein 1. fett 22-25 II. 12-18 M., Limburger L 80-85 DR., II, 20 bis 25 R., rheinischer Holländer Räse 45-58 M., II. Baate 35 M., echter Holländer 65 M., Edamer L 60-70 II 56-58 D., franzöflicher Neufchateller 16 R. per 100 tid,
Roquefort 1,20-1,50 pr. Bib.