Nr. 249.
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Sonntag, den 24. Oktober 1886.
111. Jahrg
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Fefttagen. Abonnementspreis für Berlin fret in's baus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Bf. Boftabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Bf. Sonntage- Nummer mit der illuftritten Beilage 10 f. ( Eingetragen in der Postzeitungspreislifte für 1886 unter Nr. 769.)
Insertionsgebühr
beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Bf Sel größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmttag in der Expedition, Berlin SW., Simmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaug, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Redaktion: Beuthstraße 2. Expedition: Zimmerstraße 44.
Das Reichsgericht zu Leipzig .
Sm nächsten Jahre soll mit dem Bau eines neuen Reichsgerichtsgebäudes zu Leipzig begonnen werben. Dem bald zusammentretenden Reichstage wird die erste Baurate zur Bewilligung vorgelegt werden.
Bis jetzt hatten die Leipziger noch vielfach Angst, daß threr geliebten Stabt der Titel: 3weite Reichshauptstadt" noch in letter Stunde wieder entzogen werde, da man mit bem Bau des neuen Reichsgerichtsgebäudes so lange zögerte, trobem der oberste Gerichtshof des Deutschen Reichs in geradezu primitiven, unzulänglichen Räumen schon über ein Dezennium fich hinschleppen mußte. Vielfach war die Meinung vorhanden, baß bie obersten Reichsbehörden noch immer ben Wunsch hätten, das Reichsgericht in Berlin zu haben.
Das Leipziger Tageblatt ", welches seinem Domizil ben Ramen:" 3weite Reichshauptstadt" giebt, erinnert dabei an die Rämpfe, die seiner 3eit im Reichstag und in der Preffe entbrannten, als es fich darum handelte, ben Sitz des Reichsgerichtes zu bestimmen, Rämpfe, bet benen bie verschiebenartigsten Inters effen die Triebfebern waren. So muß es xun mehr boppelt angenehm berühren, daß bie Frage ein für alle Mal endgiltig entschieben ist und alle die Grünbe, welche gegen Leipzig ins Feld geführt wurben, fich als nicht stichhaltig erwiesen und feinen Erfolg erzielt haben."
Die angeführten Gründe gegen Leipzig gipfelten haupt fächlich darin, daß die Mitglieder des Reichsgerichts in einer wirklichen Großstadt mehr geistige und gesellschaftliche Anregung hätten, als in bem spießbürgerlichen Leipzig und baß fie teine geeignete Wohnungen finden würden. Sonst wurde eigentlich speziell gegen Leipzig nichts besonderes vorgebracht.
Für Leipzig und gegen Berlin traten in erster Linie die Sachsen und die Partikularisten in die Schranken; bie letzteren hätten noch Iteber bas Reichsgericht nach München verlegt, um es bem preußischen Ein flusse" zu entziehen.
Aus nationalen Gründen ist das Reichsgericht nicht nach der Hochburg des Nationalliberalismus" gelegt worben, sondern aus partikularistischen Erwägungen.
Aber auch die ganze Opposition stimmte für Leipzig , weil sie glaube, daß das Reichsgericht außerhalb Ber Iins- ob Leipzig, Hamburg gewählt wurde, war ihr gleichgiltig nicht so abhängig, befonders in politischen Sachen von den herrschenden reaktionären Strömungen fet, als in Berlin .
Rachbeud verboten.]
Feuilleton.
Im Hause des Verderbens.
etwa erhobenen
Kriminalroman.
Bon Reinhold Ortmann.
Darin hat sich die Opposition getäuscht, wie seiner 3eit einfichtsvolle Parlamentarier voraussagten.
Da es einmal feststeht, daß auch der höchste Richter ein Mensch ist, der ebenso gut in eine gewiffe Abhängigkeit von der herrschenden Strömung geräth, wie jeber andere, So entscheibet hier nur, ob die geiftige Abhängigkeit von der in den höheren Berliner Kreisen herrschenden tonfervativen Richtung schlimmer ist, als die von einem nationalliberalen, behenden Spießbürgerthum? Und nicht allein ent fcheidet biese Frage. Sondern es brängt fich bie weitere Frage auf, ob die geistige Abhängigkeit ber in Leipzig fun girenden Richter von der Strömung, welche in hohen Bers liner Kreisen herrscht, nicht iroß der lokalen Entfernung vor handen ist und fich noch dazu mit der philifrösen Leipziger nationalliberalen Dentweise gepaart hat?
Bejaht man diese Frage, so wäre die Opposition durch ihre Abstimmung für Leipzig von dem Regen in die Traufe gelommen.
In Berlin befindet sich doch kein politisch ferviles Bürgerthum wie in Leipzig . Die Arbeiterbewegung mag in beiden Städten verhältnißmäßig gleich groß sein; doch kommt biefelbe bei dieser Frage nicht in Betracht, weil die Herren vom Reichsgericht selbstverständlich durch dieselbe nicht berührt werden und deshalb auch nicht in geistige Ab hängigkeit von berselben gelangen fönnen. Aber von ber bürgerlich freieften Partei wird Berlin in vier Reichs tagswahlkreisen vertreten, während in Leipzig neben der Ar beiterpartei nur der verkommenfte Nationalliberalismus herrscht.
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Die obige Frage aber, ob ber Ronservatismus in hohen Kreisen zu Berlin fich mit der in Leipzig herrschenden nationalliberalen Dentweise gepaart habe zur indirekten po litischen Beeinflussung der Reichsgerichtsmitglieder, fann man gewiß nicht bejahen dazu fehlen die notorisen Beweise. Aber ausgefchloffen ist diese Paarung feines wegs, denn ein noch so sehr ben reaktionären Einflüssen zugängliches Reichsgericht in Berlin würde sicherlich in poli fischen Sachen gar nicht anders geurtheilt haben, als das angeblich solchen Einflüssen entgangene Reichsgericht zu Leipzig .
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Wenn die Opposition im Reichstage, soweit sie nicht partikularistisch geftant is, nochmals vor die Frage, Beipaig ober Berlin , geftellt würde, wir glauben, fie befanne fic feinen Augenblick und stimmte für Berlin . Sie hat fich eben, wie wir schon anbeuteten, in ihren Voraussetzungen getäuscht.
Daß der Sit des Reichsgerichts eigentlich gar nicht nach Wetzlar - parbon, nach Leipzig gehört, liegt auf ber Hand. Daß man ihn von des Reiches Hauptstadt fern
Als der alte verdrießliche Diener Gurt und den Doktor einließ, erhob fich Holmfeld höflich, aber ohne die eilfertige [ 8 Haft bemüthiger Unterwünfigfeit und warte die gegenseitige Vorstellung ab. Der Waidmann , der auch etwas schwer hörig zu sein schien, wurde erst dadurch aufmerksam gemacht. Er legte langfam sein Beitungsblait nieber und warf einen fragenben Blid auf den Baron. Dieser wendete fich in seinem Lehnstuhl mit halbem Rörper um, ohne aber fein Geficht in den Lichtkreis der Wachsferzen zu bringen.
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Auf des Doktors Rath hatten bie beiden Gäßte ihr Tr. fcheinen um ein Geringes verspätet, denn Ramfeld folgerte Ah, ganz recht, Oberförster," sagte er in nicht überebenso einfach als richtig, baß der Gutsherr feinem Neffen mäßig höflichem Lone, ich vergaß, Ihnen mitzutheilen, daß fowerlich eine Szene machen würde, wenn bereits anbere wir heute Abend Gäßte haben. Mein Neffe Curt und sein Personen anwesend feien. Es hatte gegen Gurt bie Mah- Freund, ber Herr Dottor Ramfelb, haben sich zu meiner nung, unbefangen und gefaßt zu erscheinen und auf jeben großen unb- hm angenehmen Ueberraschung ent stood ethnot en Borwurf mit lächelnder Stirne zu antworten, schlossen, eine kurze, wahrscheinlich eine sehr kurze Zeit in noch einmal wiederholt. Wenn ihm auch beim Hinabgehen diesem weltvergeffenen Wintel zuzubringen. Ich habe ben bas blaffe Geficht und bie unsichere Haltung seines 3öglings beiben Herren bereits vorhin mit der Offenheit, die hier einige Beforgriß etageflößt, fo fab er doch mit Genug von jeher Sitte gewesen ist, erklärt, daß fie fich auf bethuung, daß Cart nach dem glüdlichen Verlaufe der ersten fondere Unterhaltung nicht gefaß: machen dürfen, und fie bangen Minuten und namentlich beim Anblick der am seit werben es uns barum feineswegs übel nehmen, wenn wir wäris Rehenden Cheetisch thres Amtes waltenden Elsbeth uns nicht den mindestens 3wang auferlegen und in keinem feine Leichtigkeit und Sorglosigkeit fast vollständig wieder Punkte von unseren Gewohnheiten abweichen.- Herr Ober förßer außer Dienft von Nuggenhagen," fügte er, auch jett ohne aufzuftehen ohne aufzustehen, vorstellend hinzu, und Herr Obers inspektor Holmfeld. Welcher von jenen beiden Herren mein Neffe ist, wird Ihnen vielleicht Sie Familienähnlichkeit verrathen."
gewann.
Außer bem alten Baron, der in fo großer Entfernung von dem Speisetisch und den dort strahlenden Wachskerzen faß, daß sein gelbes Geficht faft vollständig bestattet blieb, waren nur ein alter weißbärtiger Herr in waibmännischem Anzuge, der Oberinfpeltor Holmfeld und Elsbeth anwesend. Die Unterhaltung war vor dem Eintritt ber beiben jungen Herren teine sehr lebhafte gewesen, denn während Herrn von Brandenstein's Augen regungslos an dem dunklen Ge täfel ber Dede hafteten, hatte sich der Waidmann , der offens bar hier teine besonderen Rüdfichten zu nehmen brauchte, angelegentlicht in ein Beitungsblatt vertieft, bei der mangel haften Beleuchtung und feiner unverkennbaren Weitfichtigkeit etwas ziemlich Schwieriges. Holmfeld aber fand in der Bes trachtung von Elsbeth's schlanker geschmeidiger Gestalt, die fich ihm gegenüber mit unbewußter und barum nur desto reizenderer Anmuth bewegte, volle Entschädigung für den Mangel eines Gesprächsstoffes zwischen ihm und seinen beiden männlichen Gesellschaftern.
Der alte Oberförster, ber bie Vorstellung feinerseits mit furzem Aufstehen und einem steifen Neigen des Hauptes ab gemacht hatte, sah die beiden skömmlinge prüfend an und fagte bann in einem etwas polternden Zone:
Rann Familienähnlichkeit nicht entdecken, Baron! muß mich schon auf's Rathen verlassen! Aber so dunkel fann ein Branbenstein unmöglich gerathen sein! Werbe wohl bas Rechte getroffen haben, nicht wahr? Willkommen, junger Herr Baron!"
Damit schüttelte er mit einer Art von väterlicher Treuherzigkeit Gurt bie Hand und setzte sich, ohne Ramfelb, ber fich auf die Lippen biß und ihm einen zornigen Blick zu fandte, weiter zu beachten.
" Sie haben es getroffen, Oberförster," sagte der alte
| hielt, erinnert an die angebliche frühere Abficht bes Reichs fanglers, den Reichstag nach Raffel zu verlegen.
Die Jfolirung der Reichsgewalten ist immer ein Zeichen der Schwäche und geht nur darauf hinaus, einen ungefunden Partikularismus beizubehalten.
So ist die Verlegung des Reidsgerichts nach Leipzig , da alle babei gehegten Erwartungen unerfüllt geblieben finb, burch feinerlei verständige Gründe mehr zu rechtfertigen, und wir würden gar nichts dagegen einwenden, wenn dasselbe noch in letter Linie bahin, wohin es eigentlich gehört, nach der Hauptstadt des Deutschen Reiches zurückverlegt
würde.
Politische Uebersicht.
Bom Reichstage. Wie es scheint, soll die Hauptthätig leit des Reichstages erst nach Nujabr beginnen. Die Beit nach Neujahr wird nämlich, wenn der Etat erft fertig gestellt ist, in Der Hauptsache durch die zu erwartenden Militärvor. lagen ausgefüllt werden. Von dem Schidial derselben wird auch das des Reichstags abhängig sein, denn es unterliegt teinem Zweifel, daß eine Ablehnung oder aus nur eine me fentliche Abschwächung der Forderung für militärische Bwede eine Auflöjung des Reichstags nach fich stehen wird. Die Regierung wird fich wahrscheinlich in diesem Punkte sehr wenig nachgiebig zeigen, um fo weniger, als mar derli Anzeichen darauf bindeuten, daß ihr eine Auflösung des Reichstags aus Anlag der Militärfrage gar nicht unerwünscht sein würde. Sie er bielte bamit nach ihrer Meinung die befte Barole für die Neuwahlen, und die Steuerprojekte würden dann in der Wahlagitation möglichst in den Hintergrund treten. ift unter solchen Umständen begreiflich, daß von größeren Bor lagen, die dem Reichstage außerdem noch zugeben sollen, nichts
Derlautet.
Zur Erklärung der sozialdemokratischen Fraktion be merti die Frantf. Btg":" Bet der Besprechung des Freiberger Urtheils gegen die Reichstagsvertreter der Sozialdemokratie tamen wir zu dem Schluffe, daß eigentlich jeder Sosial demokrat des Bergebens angellagt werden könnte, deffen Bebel und Genoffen schuldig befunden worden feien, des Bergebens nämlich, einer Verbindung anzugehören, beren Bwed oder Thätigkeit die Verbreitung des verbotenen Blattes " Sozialdemokrat" fei. Das Gericht hatte erklärt, des Nach weises, daß die Angellagten jenes Blatt felbft verbreitet hätten, bebürfe es gar nicht, es genüge, daß daffelbe als the offisielles Bartetorgan von ihnen anerkannt und als folches behandelt und empfohlen worden sei. Das trifft aber genau so wie für die neun in Freiberg Verurtheilten für Die Hunderttaufende zu, die fich offen als Sozialdemokraten belennen, zum Mindesten für alle Abgeordnete der Partei, sowie für diejenigen, die fich an der Wahl der Delegtrten für die Rongreffe zu Wyden und Kopenhagen betheiligt haben. Sache der Sozialisten war es nun, die Konsequenzen aus dem durch
Baron, und es lag etwas beinahe Sarkastisches in dent Klang feiner schnarrenden Stimme. Es ist mir intereffant, baß Sie auch keine Familienähnlichkeit entbeden töanen,- ha, ha, es ist mir wirklich sehr interessant!"
Wenn der Empfang der beiden Gäfte weniger herzlich und selbst weniger höflich gewesen war, als fte es trop ber eigenthümlichen Lage ber Dinge erwartet hatten, und wenn fie fich das von dem Gutsherrn und bem alten Oberförster gefallen lassen mußten, ohne ihrem Unmuth den leiseften Ausbrud zu geben, so glaubten fie fich doch in ihrem Be
nehmen gegen ben fimplen Inspektor besto ditchisiofer rächen zu dürfen. Curt hatte ja diefen jungen Mann, ohne thn gefeben zu haben, schon gehaßt, fettbem er vernommen, baß er Elsbeth's Berlobter fet und Ramfelb bedurfte in feiner ohnmächtigen Wuth über die erluttene Demüthigung
eines Gegenstandes, dem er die von Anderen empfangene
Beleidigung entgelten laffen konnte.
Die höfliche Verbeugung Holmfeld's blieb barum von Beiben unbeachtet und ohne jebe Er siberung. Curt schob ben von dem Diener näher gebrachten Stuhl mit Absicht lichkeit so in Elsbeth's Nähe, daß er nicht nur diese bem Blid ihres Verlobten faß aanz entzog, fondern daß er aud Holmfeld felbft voll den Raden zuwenbete. Dofior Ram felb aber gab sich den Anschein, diesen gar nicht zu sehen uab begann ein oberflächliches Gespräch mit den beiden alten Herren, bei welchem er sich mit jeder Bemerkung fo birekt an einen von ihnen wendete, daß einer vierten Person bie Betheiligung an der Unterhaltung ohne eine gewaltsame Einmischung unmöglich gemacht wurde.
Holmfeld hätte ein viel weniger ausgeprägtes 3arte gefühl befizen müssen, um diefe Burüdießung nicht als eine schwere und wohl berechnete Beleidigung zu empfi den. Er war einen Augenblick fest entschlossen, die Gesellschaft unter irgend einem Vorwanbe zu verloffen und morgen bie beiden Fremben zur Rede zu stellen; aber wie zufällig bog gerabe jest ber alte Herr von Brandenstein feizen Repf ein wenig vor, so daß sein Geficht von dem Schimmer der Wachslerzen beleuchtet wurde; in bem Blid, welchen er feinem Jafpettor suwarf, glaubte dieser etwas Ermuthigendes zu lesen. Ein weiterer Grund, der ihm zum Dableiben bestimmte, war bas Benehmen Cari's gegen Esbeth, die ist an den Speisetisch