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land", wäre es, die zu Wählenden einfach auspafchen oder die betr. Kandidaten Hölzl ziehen" zu laffen. Da gebe es keinen Parteihader und bliebe Frieden im Lande!

Wenn es etwa möglich wäre, daß die Demokraten in Mannheim   einem Nationalliberalen zum Siege ver helfen, so hätten sie damit ihr politisches Testament gemacht und könnten des Spottes nicht nur aller ernsthaften Politiker, sondern vor allem auch der Nationalliberalen selbst gewiß sein." -So schreibt die Frantf. 3tg." und daß sie das thut, be­weist jedenfalls, daß sie das Eintreten der bürgerlichen Demo­fraten für einen Nationalliberalen nicht für absolut unmöglich hält. Die Tage der süddeutschen Demokratie dürften damit allerdings gezählt sein.

Zur Frage der freiwilligen Sozialreform hielt vor einigen Tagen Herr Dr. Paul Wislicenus aus Berlin   einen Vortrag im faufmännischen Verein zu Halle a. d. S. Es waren im allgemeinen die bekannten Redensarten, die der geehrte Herr über Beschränkung des Vagabundenwesens und der Trunksucht, über Armenpflege, Arbeiterwohnungen, Knabenhorte und Kinder­heime, Pfennigsparkassen und Schwimmbäder losließ. Da zwischen wurde ja mancher gute, alte Gedanke hineingeworfen; aber Neues und Greifbares brachte der Redner nicht vor, ob­wohl er seine Mittel zur Hebung des Volkswohlstandes in eingehender Weise begründete. Nur in einem Puntte pflichten wir dem Herrn Redner bei. Derselbe verurtheilte nämlich die Unterstügung der Bettler durch Geld und trockenes Brod höchstens möge man denselben einen Teller warmer Suppe geben." Bravo! Das Wort höchstens" verstehen wir zwar in diesem Zusammenhange nicht, aber wir würden es geradezu als einen Segen für die Bettler und Vagabunden" betrachten, wenn ihnen täglich zwei bis dreimal ein Teller mit warmer, fräftiger Erbsen-, Bohnen-, Linsensuppe oder Fleisch­brühe angeboten würde. Vielleicht wäre dabei ein verlorenes Stückchen Fleisch oder Speck auch nicht vom Uebel. Auf die paar Pfennige und das Stückchen Brod würden die ,, Vagabunden" dann gewiß gern verzichten. Also" höchstens" einen Teller warmer, guter Suppe!

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Oesterreich- Ungarn. Sämmtliche Organe Tisza's beeinflussen plößlich die öffentliche Meinung zu Gunsten Kalnoky's, zu deffen Politik das Vertrauen im raschen Wachsen sei. Der Bester Lloyd" fonstatirt, daß zwischen Kalnoky   und Tisza feine Spannung bestehe, sondern daß letterer sich mit der Politik Kalnofy's und deren Endzielen wie Mitteln solidarisch erkläre und die Ver­antwortung mittrage. Damit scheint man die Opposition An­draffy's und seines Anhanges brechen zu wollen. Andrassy hat nach anderen Mittheilungen nicht die Absicht, die Stellung Kalnoty's zu erschüttern, sondern lediglich dessen Politik, mit deren Bielen auch er übereinstimmt, bezüglich der Mittel, in einigen Punkten eingehender zu fritifiren.

Dänemark  .

Die Arbeitslosigkeit, welche seit längerer Zeit in der dänischen Hauptstadt, sowie an anderen Orten des Landes herrscht, ist bis zu einem so hohen Grade angewachsen, daß die Regierung Veranlassung nehmen zu müssen glaubt, dieselbe auf administrativem Wege zu mildern. Dem Bernehmen nach be absichtigt dieselbe, dem Reichstage demnächst Gesezentwürfe vorzulegen, durch welche eine Anzahl von Arbeiten angeordnet wird, deren Ausführung im Stande ist, der nothleidenden Arbeiterbevölkerung mehr Beschäftigung und Verdienst zu ver­Schaffen. Von den Sozialisten ist bereits ein Antrag, be­treffend zinsfreie Darlehen an die Gemeinden zur Steuerung der Arbeitslosigkeit eingebracht, dem die liberalen Elemente des Dom Folkething zur Prüfung eingesetzten Ausschusses vorbehalt­los beigetreten sind, während die Anhänger der Rechten demselben mit unwesentlichen Modifikationen ebenfalls bei­stimmten.

Schweiz  .

Beit eine große Rührigkeit in der Wahrung und Förderung ihrer Intereffen an den Tag gelegt. Neuestens verfolgt sie den Plan, ein ständiges schweizerisches Arbeitersekretariat

Die schweizerische Arbeiterpartei hat in der legten

zu schaffen, d. h. ein Organ, welches alle an die Arbeiter her und zu begutachten und eventuell die Vermittelung zwischen den antretenden sozialen und wirthschaftlichen Fragen zu prüfen Arbeitern und den Behörden zu übernehmen hätte. Man ist im Bundesrathshaus gar nicht abgeneigt, ein derartiges Organ, hin hat der Bundesrath hierüber uoch keinen Beschluß gefaßt.

Belgien  .

Die Linte der Rammer hat beschlossen, an der bevor­stehenden Adreßdebatte nicht Theil zu nehmen, dagegen das Ministerium zur schleunigsten Vorlegung der angefündigten Arbeitergesetze aufzufordern.

Der König hat 630 Arbeiter begnadigt.

Frankreich  .

Freycinet zum Minister- Residenten von Tongking mit aus­gedehnten Vollmachten und hoher Dotation ernannt wurde, da erachtete man allgemein diese scheinbar so ehrenvolle Mission doch als eine Art Verbannung. Der ehemalige Arzt und her­vorragende Phyfiologe, der unter dem Ministerium Gambetta  das Portefeuille des Unterrichts innegehabt hatte, und in dem Hause der Deputirten noch einen großen Einfluß besaß, fing an, durch seinen fanatischen Haß des Klerikalismus der Regierung, obwohl er mit den meisten Mitgliedern derselben persönlich aufs Innigste befreundet war, in hohem Grade unbequem zu werden. Auch das Ministerium Freycinet wagte es nicht, durch Aufhebung des Kultusetats, die in dem Programm Paul Berts und seiner Gesinnungsgenoffen an der Spize steht, mit dem Vatikan   zu brechen. So war man herzlich froh, als sich der Verstorbene überreden ließ, den Posten in Ostasien  , den man ihm als eines ganzen Mannes würdig schilderte, anzunehmen. Ueber das Leben und die Thätigkeit Paul Berts schreibt die Kölnische 3tg." noch: Paul Berts Laufbahn zerfällt in zwei scharfe Gegenfäße: ge boren 17. Oktober 1833 in Aurerre, errang er sich im Fluge die höchsten Ehren eines genialen Naturforschers, erhielt im November 1869 den Lehrstuhl für Physiologie an der Fa­fultät der Wissenschaften in Paris   und 1875 dann noch für seine akademischen und physiologischen Arbeiten den großen Preis von 20 000 Frcs., den diese Akademie alle zwei Jahre verleiht. Der zweite Zeitraum beginnt mit dem 4. September 1870 der Politiker fliegt aus. Paul Bert  , mit Gambetta   ein Herz und eine Seele, wird Generalsekretär der Yonne uud am 15. Januar 1871 Präfekt des Departements du Nord, tritt aber zurück, als Gambetta   ſeine Dittatur niederlegt. Im Juni nachträglich in die Nationalversammlung gewählt, nachdem er in der Yonne, wo er regiert hatte, durchgefallen war, trat er in den republikanischen Verein; bei den Wahlen von 1876 für die Deputirtenkammer gewählt, zeichnete er sich als Gegner des Kabinets Broglie aus und war stets mit Reformvorschlägen bei der Hand. Zu seinem bleibenden Verdienste gehört die rast­lose Thätigkeit für die Verweltlichung der Volks schule, die kurz vor seinem Tode als Gesetz verkündigt

wurde.

Großbritannien  .

Man meldet aus London  , 11. November: Troß des poli­zeilichen Verbots haben die Sozialisten am Lordmayors tage auf Trafalgar Square   eine Versammlung abgehalten, in welcher mehrere Redner sprachen und regelrechte Beschlüsse gefaßt wurden. ,, Es ist ein großer Sieg", rief der Sozialisten­führer Hyndman   einem Berichterstatter gegenüber aus, ein Sieg, größer als wir gehofft hatten." Troß ihrer Wachsamkeit ist der Polizei eine Nase gedreht worden. Die Hauptführer der Sozialisten verstanden es, die Hauptmacht der Detektives an ihre Fersen zu heften, und während dessen hielten unter­geordnete und der Polizei völlig unbekannte Lichter der Partei die Versammlung ab. So wenigstens erzählt Hyndman  . Es tommt nun den Sozialisten noch darauf an, eine gerichtliche Entscheidung darüber herbeizuführen, ob die Polizei ein Recht hatte, die angekündigte Volksversammlung am Lordmayorstage überhaupt zu verbieten. Zu dem Ende hat man zuerst einen gewiffen John Ward vorgeschickt, der auf Trafalgar Square  eine Rede beginnen mußte, aber sofort verhaftet und unter Begleitung der ganzen bekannten Sozialistenschaar nach der Polizei geführt wurde. John Ward hatte sich deshalb gestern im Bowstreet- Polizeigericht wegen unordentlichen Benehmens" und thätlichen Angriffs auf die Polizei zu verantworten. Meh rere Polizisten, welche als Beugen auftraten, behaupteten, daß Ward bei seiner Verhaftung gesagt habe, daß er für seine Rede nicht halte. Ward hingegen erklärte, er habe gesagt: Ich muß Bezahlung bekomme und erschossen werden würde, falls er fie nicht halte. Ward hingegen erklärte, er habe gesagt: Ich muß hier reden und werde es thun, auch wenn man mich erschießen sollte."( Das klingt allerdings ganz anders!) Da der Ange­flagte noch mehrere Zeugen vorzuführen wünschte, wurde die Verhandlung fvertagt. Die Sozialisten wünschen, durch den Ward'schen Fall eine gerichtliche Entscheidung darüber zu er­langen, ob die Polizei ein Recht hatte, die Volksversammlung am Lordmayorstage zu verbieten.

Eine Londoner   Korrespondenz der Pol. Korr." bemerkt: Unter anderm sei die Möglichkeit nicht ausgeschloffen, daß Salisbury  , um die erwachte öffentliche Meinung des Landes zu befriedigen, Vorstellungen wegen des Vorgehens des Generals Kaulbars an das russische Kabinet selbst in dem Falle richten werde, daß andere Stabinete ihren Anschluß an einen solchen Schritt unter den gegenwärtigen Umständen nicht für angezeigt erachten sollten. Es ist selbstverständlich, daß diese Intervention lediglich akademischer Natur sein könnte, man glaube jedoch, daß diefelbe nicht verfehlen würde, Eindruck auf Rußland   zu machen, da sie den Ausdruck der öffentlichen Stimmung ganz Europas   bilden würde. England, das gegen einen Angriff Rußlands   beffer geschüßt sei als andere Mächte, hätte gewiß nichts zu besorgen, wenn es sich zum Dolmetsch diefer Stimmung machte und die Rolle übernähme, die ihm durch seine nationale Tendenz und politischen Traditionen natur­

Paul Bert, dessen in Tongling erfolgten Tod wir bereits gemeldet haben, hat seinen schwierigen Posten in Ost- gemäß zugewieſen erscheint. Aften nicht lange bekleidet. Als er vor faum Jahresfrist von

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3000 Eisengießer und Eisenarbeiter der Fa­laffen: Der deutsche Kanzler hat keine hohe Meinung vom

Donna Diana; Freitag, den 19.; Alessandro Stradella  , Deutsche   Märsche; Sonnabend, den 20.; III. Sinfonie, journalistischen Berufe, und die Aeußerung, welche er einmal Sonntag, den 21. Lohengrin  . Im Schauspielhause. Sonntag, den 14.: Der geheime Agent; Montag, den 15.: Ein Wintermärchen; Dienstag, den 16. Durch's Ohr, Kleine Mißverständnisse; Mittwoch, den 17.: Torquato Taño;

Donnerstag,

den 19.: Kurfürften.

den

Tilli;

18.: Ein Wintermärchen; Freitag, Sonnabend, den 20., neu einstudirt:

Graf Waldemar; Sonntag, den 21.: Das Testament des großen nüßeres Im Deutschen Theater wird heute, Sonntag, Der zwischen den Leuten und den Regierungen.

Schwarze Schleier", uud morgen, Montag, Ein Tropfen Gift" gegeben. Am nächsten Mittwoch, 17. b. M., geht neu eins studirt und mit theilweise neuer Beſegung, Fiesco" in Szene. Außerdem bringt das Repertoire dieser Woche noch Aufführun gen von Der schwarze Schleier"," Das Käthchen von Heil­bronn" und am nächsten Sonntag, 21. b. M., Bopf und

Schwert."

im Parlament machte, daß Journalisten Leute seien, welche ihren Beruf verfehlt haben, war nur der Auszug aus einem Urtheile, welches er im Jahre 1862 im Gespräche mit einem Schriftsteller fällte und welches vor Kurzem in einem Pariser  Blatte veröffentlicht wurde. Fürst Bismard äußerte sich da mals wie folgt:" Nach meiner Meinung giebt es nichts Un­als auf dieser Welt, bie Zeitungen. Sie dienen einzig und allein dazu, Unfrieden zu stiften Anstatt der öffentlichen Meinung ein Führer zu leiten zu ſein, fie dieselbe irre. Anstatt zukünftigen Geschichtsschreibern eine getreue Chronik von Ereignissen zu bieten, verbreiten fie falsche Nachrichten oder entstellen Thatsachen, indem fie dieselben in romanhafte Nebenumstände einhüllen. Und dies alles geschieht, weil die Journalisten eben nur eine Sache gelernt haben, nämlich gut zu schreiben; weil sie von der Welt nichts wiffen, und vor allem nichts von Politik der Absatz meines Stiefels versteht mehr davon als fie und welche wie ein Drafel Sprechen über Sachen, über welche fie in völliger Unwissenheit

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schränken, nur reine Thatsachen zu bringen. Ich würde ihnen jedwede Diskussion verbieten, oder ich würde sie ganz und gar unterbrüden, was noch beffer wäre." Ob das Kanglerblatt fich auch nur auf reine Thatsachen beschränkt?

Titel geht heute im Eden- Theater eine überaus originelle und Motrosenstreiche" unter diesem vielversprechenden sehr lustige Pantomime in Szene, welche von der vorzüglichen find. Wenn ich die Regierung wäre, ich würde sie darauf bes Gesellschaft Walton dargestellt wird. Die Handlung dieser tollen Burleste bewegt sich diesmal auf maritimem Boden und bietet eine Menge der beluftigendften Situationen. Außer dieser drastischen und humorvollen Schlußnummer bietet das reiche Brogramm die Produktionen der neuen Spezialitäten, so des Mr. Nizarras, der heute zum ersten Male das kaum sichtbare Drahtseil besteigen wird, und auf demselben Kunststüde auf­führen, die, französischen Berichten zufolge, noch von feinem

geführt worden sind; die Yokohama- Troupe, die unübertrefflichen Wirth, so ein elendes Bett wie bei Ihnen hab' ich all mein

Elbins, die Velozipedisten Bale 2c., deren Leistungen so außer bem großen Ballet, den komischen Kräften u. s. w. das Eden ordentlichen Beifall gefunden haben und die im Ensemble mit Theater zum beliebtesten und bes achtesten Spezialitäten- Theater

der Residenz gemacht haben.

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briken der Firma Dawely u. Horsehay in Glasgow   find wegen Mangels an Arbeit entlaffen. Die Fabriken find ge schloffen worden. Die Noth unter den Arseitslosen ist groß, es werden für dieselben Geldsammlungen veranstaltet.

Spanien  .

In Madrid   herrscht, nach der Voff. 3tg.", seit Donnerstag Mitternacht große Aufregung. Es werden außergewöhn liche Vorsichtsmaßregeln getroffen. Die Nachrichten aus Kata Ionien befriedigen wenig, obwohl die Ordnung noch nicht gestört worden ist. 700 Soldaton haben sich in Cadir   geweigert, fich nach Cuba einzuschiffen.

Ein empfehlenswerthes" Hotel. Ein amerikanischer Reisender erzählt folgende ergögliche Geschichte: Ich logirte in einem fleinen amerikanischen   Orte und redete bei der Abreise den Wirth folgendermaßen an: Aber hören Sie mal, Herr Ja, Sie haben Recht," sagte jener, Leben nicht gehabt." ,, an dem Bett ist nicht viel d'ran." Das Effen bei Ihnen war nicht zu genießen. Ihre Köchin scheint nicht viel zu ver­Ein ganz dämliches Thier ist sie," sagte der Wirth. stehen." ,, Und gar der Kaffee war zum Brechen." Mir fönnen Sie Geld zugeben, ich söff ihn nicht," sagte der Wirth.- Aber Wie können Sie hier auch einen gescheuten Thee ließ." verlangen," erwiderte der Wirth faltblütig.

Sehenswürdigkeiten Sehenswürdigkeiten von Rom eine große Anziehungskraft auf unser kunstsinniges Publikum aus, neben

Im Kaiferpanorama, Paffage, üben die intereffanten auch der Zhee war nichts werth, den ich mir darauf" geben

denselben gelangt die dritte Reise durch die Pyrenäen   zum ersten Herr Wirth, Sie verstehen von einem Hotel nicht übermäßig

Male

zur Ausstellung.

viel." Sagen Sie nur, ich verstehe gar nichts davon, wenn Sie die Wahrheit sagen wollen," sprach Jener ruhig. Bum

rh. Fürst Bismard über Journalisten, Der in London  erscheinende Weekly Dispatsch" bringt in einer seiner jüngsten Donnerwetter," schrie ich, so gebt doch das Geschäft auf!" Rummern unter obigem Titel eine Notiz, welche wir hier folgen dit schon geschehen, Herr- habe meinen Gasthof vorgestern

Balkanländer.

Das N. Tagbl." meldet aus Sofia  : Kaulbars pro­testirte gegen die Wahl des Prinzen Waldemar und erklärte dieselbe Namens der russischen Regierung für un giltig. Kaulbars äußerte gegenüber einem russischen Bericht­erstatter, daß die Geduld Rußlands   zu Ende sei und daß Rußland   nun beginnen werde, unter den bulgarischen Revolu tionären energisch aufzuräumen. An der oftrumelischen Küste freuzen nach derselben Meldung seit vorgestern fünf russie sche Kriegsschiffe und mehrere russische Minenbote.

Amerika.

Der Senat des Staates Vermont   hat die Frauen stimmrechtsbill verworfen. Das Repräsentantenhaus hatte fie bekanntlich angenommen.

Ein Massenstreit ist wieder unter den Zigarrenarbeitern in Havanna   ausgebrochen.

Soziales und Arbeiterbewegung.

Die Berliner Börse   scheint von einem wahren Taumel befallen zu sein. So find die Aktien einer chemischen Fabrik vormals E. Schering, seit einigen Wochen um 100 pět. im Preise gestiegen. Am Ende des Vorjahres wurden diese Aktien mit 244,75 pCt. notirt, neulich mit 545 pCt., also eine Steigerung um mehr als 300 pct. in einem Jahre. Diese Bewegung ist teineswegs vereinzelt. Die Aftien der Berliner   Maschinenbau- Aktien- Gesellschaft, vormals 2. Schwarzkopff, sind seit dem Schlusse des Vorjahres von 296,1 pCt. auf 419,5 pCt. gestiegen; die Aktien der Hamburger Dynamit- Gesellschaft zeigen in der gleichen Periode eine Stei­gerung von 118,4 pct. auf 215,1 pct., die Aktien der Aktien­Brauerei Gesellschaft Friedrichshöhe", vormals Pazenhofer, stiegen von 550,25 pCt. auf 800 pCt. An weiteren Beispielen ähnlicher Bewegungen fehlt es feineswegs. Welche Virtuosen in der Entbehrung müssen unsere Kapitalisten sein, um solche Entbehrungslöhne" zu verdienen! Und welcher Schlemmerei müssen sich unsere Arbeiter hingeben, daß für sie gar nichts abfällt!

Eine Arbeitseinstellung ist in Gernrode   auf der mechanischen Weberei der Nordhauser Firma Riemann einge treten. Bisher erhielt jeder Weber, wenn er 125 Weben fertig gestellt, für die Webe 50 Pf. mehr am Jahresschlusse. Diese Bulage sollte in diesem Jahre wegfallen. Die meisten Weber und Weberinnen hatten bislang zwei Stühle zu besorgen. Seit einiger Zeit wurde dies dahin geändert, daß nur einzelnen Webern zwei Stühle belassen wurden, außerdem war schon im Sommer der Lohn pro Webe um 50 Pf. gekürzt worden. Da die darüber der Firma gemachten Vorstellungen erfolglos ge blieben, haben gegen 200 Weber die Arbeit eingestellt.

An die Töpfer von Berlin   und Umgegend. Kollegen! Ihr wißt, daß wir schon längst eine Zusammenkunft gewünscht haben, aber leider ließ es fich nicht thun. Mithin seßen wir unser Vertrauen auf die Kollegenschaft, daß sie sich als Männer zeigt, und auch fernerhin voll und ganz aufrecht er halten werde, was die Innungsmeister uns geboten haben, aber leider nicht halten. Das ist ein Beweis, wie charakterfest die Innung früher und auch jest fich zeigt und wie sie stets dem Arbeiter entgegenkommt. Leider müssen wir bedauern, daß in der Titel'schen Ofenfabrik zirka 30 Mann als Ofenseßer ar beiten und das, was wir geschaffen haben, wieder illusorisch zu machen suchen. Kollegen, ein jeder reell denkender Arbeiter fucht darnach hinzuftreben, daß er im Schweiße seines An­gesichts soviel verdient, daß er sich und seine Familie redlich ernähren kann und auch sucht, dem Staat und der Kommune gerecht zu werden. Um das Vagabundenthum aus der Welt zu schaffen, Kollegen, ist es unsere Pflicht, dafür einzutreten, daß unversehrt erhalten bleibt, was uns die Meister schriftlich zugesagt haben. Fernerhin glaubt und hofft die Lohnkommission, daß die Licht­arbeit in unserem Gewerbe auf Seßen aus der Welt geschafft ist und bleibt, um nicht unsere Gliedmaßen schonungslos preis­zugeben. Sämmtliche Fragen in unserem Gewerbe sind nicht mehr an Dstar Wolff, sondern an H. Banschte, Müncheberger­straße 30, zu richten, indem D. Wolff sein Amt niedergelegt hat. Kollegen, welche vor mehreren Jahren und bis heute in unserem Gewerbe verunglückt sind, werden ersucht, sich bei mir zu melden und zwar Sonntags Vormittags von 9-11 Uhr, indem ich am 20. d. M. die Listen abschicken muß.( Siehe Nr. 20 des Baugewerkschafter".) Die Lohnkommission. J. A.: J. Banschke, Münchebergerstr 30.

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mit einer Sägemühle vertauscht und ziehe morgen ab. Euere Rechnung beträgt 4 Dollars."

Ein Volkstheater. Der Pariser Gemeinderath feierte vor einigen Tagen ein schönes Fest, die Eröffnung des Théâtre de Paris", welches der Stadt gehört und von ihren Bätern an eine Gesellschaft von Schauspielern unter sehr ans nehmbaren Bedingungen, aber mit dem Vorbehalte vermiethet wurde, daß darin nur Volksdramen gespielt werden dürfen. Als erstes Stück wird nun Jacques Bonhomme" gegeben, deffen Verfaffer Manjean, der ehemalige Rabinetschef des Kriegsministers Thibaudin und Herausgeber der ,, France libre", die Quinteffenz des Bauernaufstandes, der in der französischen  Geschichte den Namen la Jacquerie trägt, darstellt. Die Leiden der Bauern, der Hochmuth der Barone, der Edelfinn des Helden Jaques Bonhomme erregen das höchste Interesse des Bublikums, welches den Schauspielern großen Beifall spendet und seine Befriedigung über die Errichtung dieses Theaters ausdrückt.

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Der englische   Komiker Fischer, der bekannte Darsteller des Ko- Ko im Mikado", hat durch sein plögliches Erkranken in Wien   und das daraus entstandene falsche Gerücht, daß der beliebte englische   Komiker plöglich irrfinnig geworden sei, Anlaß zu einer Meinungsäußerung darüber gegeben, ob es zum Ver­rücktwerden sei, wenn ein Darsteller einige hundert Male die­felbe Rolle spiele. In der Pall Mall Gazette  " schreibt Henry Irving  : Ich glaube nicht mit Bestimmtheit diese Frage beant worten zu können. Ich persönlich habe dieselbe Rolle niemals häufiger als 300 mal gespielt. Diese Reihe von Vorstellungen hat fein einziges Mal meiner Gesundheit irgendwie geschadet. Aber wenn von tausend Aufführungen die Rede wäre, dann, wer weiß Uebrigens ist dies nur eine Frage des Tempe raments. Es giebt Künstler, welche beim Spielen ein wahres geistiges Vergnügen empfinden; nach Diderot   besteht die erste, efentielle Eigenschaft eines guten Künstlers darin, immer Herr über sich selbst sein zu können. Wer sich selbst beherrscht, wird nicht müde durch das lange Interpretiren derselben Rolle, denn er entdeckt in ihr immer neue Seiten, er vervollkommnet fich immer mehr und spielt jeden Tag in einer anderen Weise. Andere Künstler hingegen wiederholen gleich Papageien die Worte, die ihnen der Autor in den Mund legt. Es ist offen­bar, daß Leute folcher Art geistiger Schwäche anheimfallen, welche man ,, Verblödung" nennt. Mr. Fischer ist übrigens ja wiederhergestellt und spielt heute im Frankfurter Opernhaus die Rolle des Ko- Ko.