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Nr. 270.
Donnerstag, den 18. November 1886.
3. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit der illustrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)
Insertionsgebühr
beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Naum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Bimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Redaktion: Beuthstraße 2.- Expedition: Zimmerstraße 44.
Die bulgarische Frage vor dem und des Zentrums den Mund wieder recht voll, aber von
3u Ende September brachten wir einen Artikel mit der Ueberschrift: Man muß das Eisen schmieden, solange es warm ist".
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Wir zeigten, welchen großen Fehler der Deutsche Reichstag gemacht habe, indem er während der letzten außer ordentlichen Session nicht in die Besprechung der bulgarischen Frage eingetreten sei, da ihm durch die Inter
einer besondern Interpellation will man wiederum absehen; eine günstige Gelegenheit biete sich ja bei der Berathung des Etats, um die politische Lage zur Erörterung zu bringen. Die Herren von der Opposition" wählen somit die denkbar mildeste Form, sie verzichten auf einen Antrag, auf eine Interpellation und in die milde Form der Besprechung werden sie wahrlich auch nur wässerige Neden gießen. Es fehlt den Herren an Muth und an dem Feuer der Ueberzeugung.
Das weiß auch der Reichskanzler. Er weiß, daß man die
Statis
PIRIZOS
Schließlich geht die ganze bulgarische Frage dem Deutschen Reiche gar nichts an( siehe Göthes Faust), die Knochen eines pommerschen Grenadiers sind zu schade, um sie dann: für derartige Albernheiten zu opfern und ,, Schwamm drüber!"
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Im September hatte das deutsche Volk viel mehr Interefse an den bulgarischen Angelegenheiten; damals hätte der Deutsche Reichstag eingreifen müssen, jetzt wird er kaltes Eisen schmieden.
pellation, welche die Sozialdemokraten einbringen wollten, einige Rebensarten, verbricht, und boch für bir Statposten Konzentration des Kapitals und Aus
die beste Gelegenheit dazu geboten wurde.
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Bekanntlich wurden die fehlenden Unterschriften, fünf an der Bahl, den Sozialdemokraten von den übrigen Fraktionen verweigert und so unterblieb die Interpellation. Als Gründe der Unterschriftenverweigerung wurden zunächst die kurze Zeit, dann das Fehlen des Fürsten Bismard und horribile dicta die noch nicht ge= nügende Entwicklung der bulgarischen Frage angegeben. So! Man mußte also erst abwarten, bis unser ,, Erbfreund", der Ruff, festen Boden in Bulgarien sich gekaulbarst" hatte, man mußte erst die Bulgaren so weit bringen, baß fie an auswärtiger Hilfe verzweifelten und die gefesselten Hände vor dem Russen um Gnade emporhoben, ehe man den Muth hatte, eine Interpellation zu stellen oder die Angelegenheit in irgend einer anderen Form vor dem Reichstage zur Sprache zu bringen.
Das ist die Bauderpolitik aller derjenigen, welche keine prinzipielle Stellung nehmen wollen, derjenigen, welche auf einen günstigen Bufall hoffen, der sie aus ihrer Verlegenbeit bringen foll.
Dieser Zufall ist allerdings nicht eingetroffen. Die bulgarische Angelegenheit hat sich so entwickelt, wie jeder mit fünf gefunden Sinnen begabte Mensch voraussehen konnte den Russen ist der Weg nach Konstantinopel weiter
geebnet worden.
Und wie stand denn die Frage vor der letzten Reichstagsfession?
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des Auswärtigen Amtes inklusive eines vierten Hilfsarbeiters, wenn er verlangt würde stimmt; deshalb hält er es auch nicht der Mühe werth, einer solchen Opposition Rede und Antwort zu stehen. Wenn diese Opposition wirklich den Muth hätte, gegen gewichtige Theile des Etats zu stimmen, so würde, da sie die Majorität hat, die Regierung einerseits und das Volk andererseits gezwungen, feſte Stellung zu nehmen auch in auch in auswärtigen Fragen. Sei es, daß die der Regierung Stimme des Reichstags Beachtung schenkte oder aber denselben auflöst, das Bolt Gelegenheit hätte, seine Meinung fund zu geben.-
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Der Reichstag hat es überhaupt kaum jemals gewagt, sich in die auswärtigen Angelegenheiten des Deutschen Reiches zu mischen; er hat so zu sagen den Fürsten Bismard einen guten Mann sein lassen", und wagte es einmal ein Abgeordneter, wie seiner Zeit der Klerikale Herr Jörg, die Unfehlbarkeit des Reichskanzlers in auswärtigen Fragen anzuzweifeln, so wurde der„ Opponent" in nicht mißzuverstehender Weise vom Reichstage behandelt, daß er das zweite Mal sich nicht wieder herantraute.
Die parlamentarischen Körperschaften der anderen großen Nationen sind nicht so zaghaft. Sie sagen sich, daß sie jährlich gewaltige Summen für Heer und Marine zu bewilligen haben, deshalb wollen sie auch genau die Stellung kennen, welche ihr Staat unter den übrigen maßgebenden Staaten einnimmt. Und meistentheils geben die Minister des Auswärtigen eingehende Antwort.
Das kennt man im Deutschen Reiche nicht. Daran aber hat in der That weniger die Regierung, als die
Die oppofitionelle Presse, besonders auch die des Freifinns und des Bentrums, hatte in heftiger Weise die auswärtige Politik des Deutschen Reichs angegriffen. Als der Reichstag zusammentrat, höhnte die Regierungspreffe die Energielosigkeit der Majorität des Reichstags Schuld. So beiden genannten Partei und forderte sie direkt auf, im Reichstage ihre Anschauungen zur Sprache zu bringen, dieselben würden dann schon die gebührende Antwort be
tommen.
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Hic Rhodus, hic salta! Aber die Herren Richter und Windthorst wagten das angebotene Tänzchen nicht. Seit einigen Tagen nimmt die Presse des Freisinns
abbrud verboten.]
Feuilleton.
Im Hause des Verderbens.
Kriminalroman.
Von Reinhold Ortmann.
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wird auch die Besprechung der bulgarischen Frage bei Gelegenheit des Budgets ziemlich im Sande verlaufen. Fürst von Bismarck ist, wie gesagt, nicht anwesend; Graf v. Bismard wird möglicherweise dringend am Erscheinen im Reichstag verhindert sein, so daß Herrn v. Bötticher wiederum einmal Gelegenheit gegeben wird, sich in seiner bekannten liebenswürdigen Weise mit dem Reichstage zu unterhalten.
,, Kaum einen Schritt von derselben entfernt!"
" Nun wohl, gerade das spricht dafür, daß es absichtlich dort niedergelegt worden ist. Aus so großer Nähe könnte der Schuß unmöglich abgefeuert worden sein, und wenn der Obergärtner wirklich die That vollbracht hätte oder bei deren Begehung zugegen gewesen wäre, so würde er doch sicherlich nach dem Fall des Barons nicht erst noch einmal an die Leiche herangetreten sein, sondern schleunigst das Weite ge=
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,, Ah, das sind Spigfindigkeiten! man kann mit der felben Berechtigung auch das Gegentheil annehmen."
Der Untersuchungsrichter, welcher schon gehen wollte, wurde durch die Sicherheit und unverkennbare Ueberzeugungs- sucht haben!" festigkeit, mit welcher Juanita sprach, doch stuzzig gemacht und wendete sich noch einmal zu ihr zurück. Angenommen nnn, daß ich wirklich Luſt hätte, Ihren Andeutungen irgend ein Gewicht beizulegen, was müßte denn nach Ihrer Ansicht zur Entlarvung des Schuldigen
gefchehen"
affen Sie zunächst, aber ohne Ramfeld's Vorwissen, ben Teich durchsuchen. Ich bin überzeugt, daß er die
geworfen hat."
, Und wenn nun der Beweis erbracht würde, daß sich der Übergärtner an jenem Abend an einem ganz anderen Ort befunden hätte, würde man ihn auch dann noch ver
dächtigen können?"
Der Untersuchungsrichter sann einen Augenblick nach. vann,„ so würde damit allerdings das weſentlichste Belaste er moment gefallen sein. Aber geben Sie sich keine Mühe! Wäre ein solcher Beweis zu erbringen, so würde doch sicherlich der zunächst Betheiligte, der Obergärtner selbst, nicht gezögert
Aber man hat dem Inspektor Holmfeld einen Revolver abgenommen, und er hat über die Gründe, aus denen er die Waffe zu sich geſtedt, ebensowenig eine genügende haben, ihn anzutreten." Auskunft geben können, als über die Ursache seines Erschei nens im Brandensteiner Park." Das ist ein Zufall, der dem wirklichen Verbrecher burchsuchen; denn wenn sich dort eine Waffe vorfindet, so unterziehen." burstatten tommt. Gerade deshalb müßten Sie den Teich ist gerade dadurch ein Beweis für Holmfeld's Unschuld
gegeben."
Leiche?"
" Ich hoffe, es wird sich herausstellen, warum er es nicht gethan. Aber die Gerechtigkeit muß den beiden armen Burschen noch mehr zu Hilfe kommen. Sie müssen die Effekten des Dr. Ramfelb einer genauen Durchsuchung
" Etwa auf Grund Ihrer vagen Vermuthungen? Nein, nein, daran ist absolut nicht zu denken! Wenn irgend ein bestimmter Verdacht vorliegt, so werde ich wissen, was ich zu thun habe, und werde danach handeln, ohne jede Rücksicht auf die Perſon. Vorläufig wäre nicht die geringste Berech
tigung zu einem solchen Eingriff vorhanden."
Und nachher würde es zu spät sein!" unterbrach ihn Juanita bitter und mit hervorbrechender Heftigkeit. ,, Gut
beutung der Arbeit.
II.
Wir wiesen im ersten Artikel darauf hin, daß die Voraus segungen, von welchen Herr Stiebeling bei der Zusammen stellung seiner Tabelle( Neue Zeit", 1886, Heft 11, Seite 484 u. 485) ausging, ganz irreführend sind, daß sich eine ganz andere Reihe von Lohn und Mehrwerth ergeben würde, wenn Herr Stiebeling nicht einflußreiche Faktoren außer Acht gelaffen hätte.
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Wir bestreiten nun aber weiter, daß man auch wenn man die aufgestellte Tabelle des Herr. St. gutheißen wollte auch das Ergebniß des Artikels der Neuen Zeit" anerkennen müsse. Die Beweisführung, auf der dieses Ergebniß beruht, ist vielmehr eine wissenschaftliche Ungeheuerlichkeit ungeheuerlichster Art.
Herr St. führt, wie unsere Leser wissen, 62 Industrien auf, zuerst diejenige Industrie, welche die niedrigsie Durch schnittsmaffe des festen Kapitals auf eine Wertstelle" hat, zulegt die Induſtrie mit der höchsten Durchschnittsmaſſe festen" Rapitals. Soweit ist das alles ganz schön. Nun gilt es aber, innerhalb dieser Reihe von 62 Produktionszweigen ein „ Gefeß", das Gesetz der sinkenden Ausbeutung der Arbeit Und nachzuweisen. wie macht das Herr Stiebeling? Er addirt auf der einen Seite einfach die Löhne und die„ Mehr
werthe" der ersten 31 Industrien und setzt den so erhaltenen
Gesammtmehrwerth in Verhältniß zum Gesammtlohn; er addirt auf der anderen Seite die Löhne und Mehrwerthe der anderen Hälfte und da sich im ersten Falle eine Ausbeutungsrate von 99 pCt., im zweiten von 72 pCt. ergiebt, so ist für Herrn St. sein Gesez" der sinkenden Arbeitsausbeutung bei steigender Kapitalsverdichtung" erwiesen! Ist das Ernst oder nur ein unbilliger Scherz des Herrn St.?
Auch dem ungeschultesten Leser muß es sofort einleuchten, daß eine wirkliche Regelmäßigkeit der Erscheinungen in ganz anderer Weise nachgewiesen werden muß, als daß man an einer beliebigen Stelle einer vielgliedrigen Reihe einen Einschnitt macht, nach rückwärts und vorwärts den Durchschnitt zieht und die erhaltenen zwei Bahlen als maßgebend für die es Wie leicht wäre ganze Reihe betrachtet. durch ein Beispiei die Sache zu veranschaulichen der größte Theil der der 62 Industrien möglich, daß
unt
Worte selbst, welcher einen eigenthümlichen Eindruck auf den Untersuchungsrichter machte.
Er sann einen Augenblick nach und sagte dann mit raschem Entschluß:
-
Nun wohl! Ich werde jetzt alles thun, was in meinen Kräften steht, um auch Ihnen Genüge zu thun! Ich werde den Teich durchsuchen lassen, obwohl ich von vornherein weiß, daß das ein aussichtsloses Bea ginnen ist." ,, Und die Effekten des Dr. Ramfeld?"
-
,, Das geht nicht! Dazu habe ich vor der Hand kein Recht!" Gut! Dann weiß ich, was mir zu thun bleibt, und ich erwarte von Ihnen nur das Eine, daß Sie den Dr. Ramfeld während dieser Tage heimlich beobachten lassen, damit er nicht im Stande ist, sich irgendwo hin zu begeben, wo er nachher für Sie nicht mehr erreichbar sein würde. Wenn es im Himmel noch eine Gerechtig feit giebt, so haben Sie in zwei Tagen die Beweise von seiner Schuld."
Ihr Aufstehen deutete an, daß ihr selber an einer Fortsetzung der Unterhaltung jeßt nichts mehr gelegen sei, und der Untersuchungsrichter verabschiedete sich mit einem
kurzen Gruße. Juanita sah ihm mit einem zornigen Blicke hatte, stampfte sie mit dem kleinen Fuße unwillig auf den nach, und als sich die Thür der Hütte hinter ihm geschlossen Boden.
Dieser fchwerfällige Deutsche," stieß sie in ihrer spanischen Muttersprache hervor. Er würde warten, bis Alles vorbei wäre! Statt die Beweise zu suchen, verlangt er, daß sie ihm entgegen gebracht werden! Nun wohl, ich wine b bringen, und die heilige Jungfrau wird mich in meinem Bes ginnen beschützen!"
Und der andere? Der Obergärtner? Warum verweigert er hartnädig, darüber Auskunft zu geben, wo er Medaillon, das er angeblich vor zwei oder drei Tagen an einer ganz anderen Stelle verloren haben will, neben die und dann mit Vorbedacht an jene Stelle gelegt haben, um zweier Unschuldigen und zur Entlarvung eines Verbrechers ihr Gesicht fast vollständig verbarg, und ging dann die Rönnte es nicht der wirkliche Verbrecher gefunden denn, wenn mir die Gerechtigkeit ihre Hilfe zur Rettung verweigert, so werde ich versuchen, allein zu handeln, und der Himmel wird mich unterstützen!"
-
ben Berbacht von fich auf einen Anderen zu lenten? Sie sagen, man habe es unmittelbar neben der Leiche ges
funben"
Abermals war es mehr der Ton ihrer Worte als diese
Sie nahm mit energischer Eilfertigkeit ihr Mäntelchen
Dorfstraße hinunter bis zu dem Hause, in welches Elsbeth Werner nach dem verhängnißvollen Verhör des heutigen Morgens zurückgekehrt war.