gerabe eine umgekehrte Entwicklung zeigte, daß sich aber in die erste Hälfte fünf oder sechs Ausnahmefälle verirrt hätten, die bei dem summarischen Verfahren des Herrn St. natürlich die ganze Sache auf den Kopf stellen würden! Handelt es sich um eine wirkliche Regelmäßigkeit, so muß fie sich fortlaufend, wenn auch mit einzelnen Abweichungen, in der Lohn- und Mehrwerthsreihe des Herrn St. zeigen und davon ist auch nicht eine Spur zu entdecken.

Man nehme fich einmal die Mühe, für jeden einzelnen der 62 Produktionszweige, die Herr St. anführt, die Durchschnitts­rate der Ausbeutung zu berechnen. Hat Herr St. Recht, so müßten die höchsten Raten an den Anfang der Liste( Nr. 1 u. ff.) zu stehen kommen, die niedrigsten an das Ende, gegen Nr. 62 hin. Eher das Gegentheil trifft zu. Die höchste Ausbeutungs­rate( die Zahlen immer auf eine Dezimale abgerundet) finden wir z. B. bei Nr. 30, an der Grenze der zweiten Hälfte statt am Anfange; die zweithöchste Rate gar bei Nr. 61, ganz am Ende; die dritthöchste bei den Nr. 41, 46 und 60, statt am Anfang nahezu am Ende. Und so geht es weiter. Die nächſt­höchste Rate finden wir z. B. bei den Nr. 18, 48, 49, wiederum mehr am Ende wie am Anfang, die folgende bei den Nrr. 26 und 42. Nochmals: wo ist hier die Spur einer Regelmäßigkeit zu erkennen?

Wir faffen unsere Ausführungen dahin zusammen:

1) Herr St. fett voraus, was er beweisen will, indem er den Betrag für Amortisation bei den großen Anlagen zu hoch, den Mehrwerth also zu niedrig annimmt.

2) Herr St. fett voraus, was er beweisen will, indem er das Wachsthum der Weiber- und Kinderarbeit bei der Höher­entwicklung des Kapitalismus ignorirt und auch hier durch den Mehrwerth bei den großen Anlagen verringert. ( Der Leiter des arbeitsstatistischen Bureaus von Massachusetts  giebt z. B. für seinen Staat den Durchschnittslohn des Mannes auf nahezu 12 Dollars, den des Weibes auf nur 6 Dollars an!).

3) Auch aus der hiernach ganz willkürlich gearbeiteten Tabelle des Herrn St. ergiebt sich das behauptete Ergebniß nur, wenn man alle Regeln ernster Beweisführung bei Seite sept.

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ist demjenigen der sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten nicht ähnlich; vielmehr erscheint sein Auftreten als ein durchaus sachliches, und aus seinen gelegentlichen Reden und Abstim­mungen vermag Niemand den Schluß zu ziehen, daß er sozias listische Anschauungen vertritt. Ein weiteres nationalliberales Blatt meldet, daß das Auftreten des Herrn Mangner ein sehr taktvolles sei; derselbe wolle seinen Austritt aus der sozial­demokratischen Partei erklären. Wie man von anderer Seite vernimmt, haben die Sozialdemokraten in Weimar   und Apolda  jede Gemeinschaft mit Herrn Mangner nunmehr zurückge­wiesen.

Die Beschränkung des Wahlrechts für den Reichstag  , den meiningen  'schen Landtag und die Gemeindewahlen in diesem thüringischen Staate haben sich verschiedene Frauen in Hild­ burghausen   zur agitatorischen Aufgabe gestellt. Es sollen nur noch verheirathete Männer wählen und gewählt werden dürfen. Man hofft, daß nunmehr die jungen Männer schaarenweis zum Standesamt eilen werden, um ihr Wahlrecht nicht zu verlieren. Von demselben Gesichtspunkt aus ist auch die vielfach geplante Junggesellensteuer zu betrachten. Ja, ja, die Frauen, sie kennen die Mittelchen, wodurch man die renitenten Männer ins Ehejoch beugt.

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Uniformen. Die Bergleute in den Zwickauer   Kohlen­revieren sollen, wie wir gestern schon mittheilten, wieder uni­formirt werden, um sie den Einflüffen der sozialistischen   Agita­toren zu entziehen. Merkwürdig! Ein längst aus Deutschland  ausgewanderter, früherer sozialistischer Agitator versuchte die Arbeiter zu uniformiren, um fie für den Sozialismus zu ge= winnen. Die Uniformen der national gesinnten deutschen  Turner werden von unseren Beitungen oft gerühmt, während man in denselben Zeitungen von dem bunten Narrenkostüm" redet, welches die französischen   Turner fürzlich auf dem Feste im Hippodrom zu Paris  , wo Boulanger seine große Rede hielt, getragen hätte. Was doch die Uniformen den Menschen die Köpfe zerbrechen. Wenn die Zwickauer   Bergleute erst erfahren, weshalb fie eigentlich uniformirt werden, dann wird die Ar­beiterpartei dort sicherlich keinen Schaden erleiden.

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Die vereinigte Reaktion" nämlich die Demokraten, Liberalen und Klerikalen fiegten in Mainz   bei den Stadt­rathswahlen über die Arbeiterpartei.

Kandidatenlisten sind aufgestellt worden, nämlich von dem na­In Gera stehen die Gemeinderathswahlen bevor. Vier tionalliberalen Reichsverein, dem Kommunalen Wahlverein( ge=

Nach alledem kann es nicht mehr Wunder nehmen, wenn fich Herr St. in der Freude über seinen scheinbaren Fund noch zu weiteren theoretischen Frrthümern hinreißen läßt. So meint er auch in seinem neuesten Aufsatz wieder: für seine Behauptung fpreche der Umstand ,,, daß überall, wo die kapitalistische Produktions­weiſe herrscht, der Binsfuß in stetigem Sinken fichmäßigte Fortschrittler), dem Städtischen Verein( eigentliche befindet." Sinkender Zinsfuß und sinkende Ausbeutungsrate scheinen also für Herrn St. in einem nothwendigen Zusammen­hang zu stehen. Herr St. kann hier allerdigs die Zustimmung ber gewöhnlichen bürgerlichen Defonomen für sich in Anspruch nehmen Herr Dr. Barth vertheidigt mit Vorliebe seinen optimistischen Standpunkt mit dem Sinken des Binsfußes" ein ernster Sozialist sollte aber vor ähnlichen Trugschlüffen be­wahrt bleiben.

Nehmen wir z. B. an, der Binsfuß eines Landes sinke von fünf auf vier Prozent, die Summe aller gezahlten Löhne steige aber der Bevölkerungsvermehrung entsprechend etwa um zehn Prozent. Braucht damit irgend etwas zu Gunsten des gesammten Lohneinkommens, zum Schaden des gesammten Mehrwerthes geändert zu sein? Der Lohn betrug vielleicht früher zehn Millionen in dem Lande, er ist also in der nächsten Periode um ein Zehntel, auf elf Millionen emporgestiegen. Zu derselben Beit hat sich aber das in der Industrie und Landwirthschaft angelegte Kapital vielleicht verdoppelt( das Kapital der Ver einigten Staaten wuchs z. B. in den zehn Jahren zwischen 1860 und 1870 nach dem Zensus von 1010 Millionen Dollars auf 2118 Millionen!). Nehmen wir der Einfachheit halber an, es habe früher 200 Millionen betragen, so beläuft es fich jest auf 400 Millionen. Wenn es also früher, bei einem Zinse von fünf Brozent, 10 Millionen als Bins( soviel wie die gesammte Arbeiterschaft als Lohn) bezog, so bezieht es jetzt, wenn auch der Zinsfuß auf vier Prozent her abgegangen ist, nicht weniger als 16 Millionen, während der Arbeiterstand zwar auch mehr, aber nur 11 Millionen erhält. Das Verhält niß von Lohn- und Kapitalzins Einkommen fann sich also, trosdem kein einzelner Ar­beiter weniger erhält und troßdem der Zins fuß fintt, beständig zu Ungunsten der Arbeit verändern und in der gleichen Weise ist dies möglich im Verhältniß des Lohnes zum gesammten Mehrwerth, von dem ber Bins bekanntlich nur ein Theil ist. Wenn auch der Zins­fuß noch so sehr finkt, die Rente tann troßdem steigen und Darauf fommt es doch allein an.

Alles das behandelt Herr St., als ob es nicht vorhanden Mar Schippel. wäre!

Politische Uebersicht.

Der weimarische Landtagsabgeordnete Mangner, welcher in Apolda   gewählt ist und angeblich zur sozialdemokra tischen Partei gehört, wird von nationalliberalen Blättern ( Deutschland  ", Leipziger Tageblatt  " u. f. m.) hoch auf den Schild gehoben." Sein Verhalten, so schreiben genannte Blätter,

XIX.

In Thränen der bittersten Verzweiflung hatte Juanita die Schwester des Obergärtners gefunden, und länger als eine Viertelstunde hatte sie, neben ihrem Lager figend, zu ihr sprechen müssen, ehe es ihr gelungen war, sie einiger maßen zu ruhigem Nachdenken zu befähigen. Dann sagte Juanita:

Ihr Bruder und Ihr Geliebter haben jetzt Nieman­den, der es wirklich gut mit ihnen meint und der ihnen Hilfe und Rettung bringen kann, als Sie und mich. Darum bürfen Sie nicht klagen und verzweifeln, sondern Sie müssen mir behilflich sein und handeln. Es kommt vor Allem darauf an, zu beweisen, daß Ihr Bruder gestern Abend nicht im Brandensteiner Part gewesen ist. Er selber ver weigert es, irgend eine Auskunft darüber zu geben; darum müssen wir es statt seiner thun. Haben Sie eine Ahnung bavon, wo er fich aufgehalten haben kann?"

Mein Gott feine! Er ging nach Einbruch der Dunkelheit fort und kam erst ziemlich spät zurück. Er war schweigsam und niedergeschlagen, als er zurückkam, und ich wagte darum nicht, ihn zu befragen."

Aber es war nicht das erste Mal, daß er um diese Beit ausging ohne Ihnen zu sagen, wohin?"

Er pflegte es in der letzten Zeit sogar fast allabend­lich zu thun.

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So hat er ein Liebesverhältniß, von dem Niemand etwas erfahren sollte! Ist Ihnen denn gar nichts von seinen Berbindungen bekannt?"

Nichts, nichts! Aber, mein Gott, wenn er eine unglüdliche Liebe im Herzen trüge! Ja, ja, nur das fann es fein, nur das giebt mir eine Erklärung für sein räthselhaftes Benehmen! Und ich habe es gar nicht geahnt, ich habe ihn niemals angefleht, mir sein Vertrauen zu fchenten und sein Herz zu erleichtern!"

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Besser wäre es freilich gewesen, mein Kind; wir wür­ben uns alsdann nicht erst den Kopf zu zerbrechen brauchen, wo Ihr Bruder am geftrigen Abend gewesen sei."

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Sie meinen also wirklich

" Ich meine, daß nur die Rücksicht auf den guten Ruf eines Mädchens einen Mann davon abhalten kann, sich

Fortschrittler) und dem Allgemeinen Bürgerverein( Sozialdemo fraten). Der Städtische Verein soll auch diesmal den So­zialdemokraten ein Wahlbündniß vorgeschlagen haben. Daffelbe ist aber abgelehnt worden, eingedent der legten belle alliance. Während nämlich damals die Sozialisten ihrem Worte getreu stramm für die Fortschrittler stimmten, wurden sie von diesen im Stiche gelaffen, so daß alle Kandidaten der Arbeiterpartei durchfielen. Durch Schaden wird man flug.

Mainzer Stadtverordnetenwahlen. Von 4810 Stimm berechtigten wählten nach vorläufiger Schäßung 2352; davon gaben ab: die vereinigten Parteien unveränderte Zettel 715, ver änderte 420, die Unabhängigen 385 refp. 218, die Arbeiters partei 490 resp. 63, gemischte Bettel wurden 63 abgegeben. Gewählt find also 15 Kandidaten, welche die vereinigten Parteien und die Unabhängigen gemeinschaftlich haben, außerdem wahr übrigen Kandidaten steht fest, daß von der Arbeiterpartei keiner scheinlich Rudolf Bamberger und Dr. Gastell. Betreffs der

fich darunter befindet.

Zur Affäre des Landgerichtsraths France bemerkt die Frantf. 3tg." So haben wir also doch Recht behalten, als wir vor einigen Wochen die Freunde des Amtsgerichtsraths Francke mit der Hoffnung trösteten, daß diesem waderen Manne nichts widerfahren werde, was seinem ferneren Fortkommen hin­derlich sei. Strafverseßung und Herabminderung des Gehalts um 300 M., das ist Alles, und diese Strafe entspricht unge­fähr derjenigen, welche der auf demselben Gebiete und in dem­felben Wahlkreise berühmt gewordener Herr von Bennigsen­felben Wahlkreise berühmt gewordener Herr von Bennigsen­Förder durch seine Beförderung vom Landrath zum Gefängniß­direktor erfuhr. Ob solche Erfahruugrn wohl die Heißsporne der staatserhaltenden" Parteien abhalten werden, in der Wahl­I agitation bei Bekämpfung der oppofitionellen Kandidaten bis ans Aeußerste zu gehen und auch Konflikte mit dem Strafge setzbuch nicht zu scheuen! Wir kennen Rageburg nicht; nach der allgemeinen Vorstellung aber, die man von diesem Dertchen

hat, kann man sich eine Strafverfezung von dort sehr schwer denken; man wird wohl bis an die äußerste Grenze Posens oder Ostpreußens   gehen müssen, um ein Amtsgericht zu finden, welches gegenüber Rageburg als eine Straffolonie gelten kann. Man darf darauf gespannt sein, welcher Ort zur Freude seiner Einwohner und der dort amtirenden Richter für die zukünftige Wirksamkeit des Herrn Amtsgerichtsraths Francke ausersehen ist. Eine Herabseßung des Gehalts um 300 M. läßt sich recht schnell wieder einholen und wird wohl in ihrem schließlichen Effekt nur

fich über die Wahrung seiner von Regierung und Landtag nicht genügend gewahrten Interessen schlüssig zu werden. Dar aufhin hat sich die Oberleitung der Verkehrsanstalten veranlagt gesehen, an die sämmtlichen Dienstesstellen folgende Ents schließung zu erlaffen: Inhaltlich eines Erlaffes des bayerischen Staatsministeriums und des Aeußern vom 12. Nov. cr. soll am Donnerstag, den 18. November I. J., Abends halb 9 Uhr, im Saale des Löwenbräufellers dahier eine Versammlung der in München   domizilirenden Beamten und Bediensteten der bayeri schen Verkehrsanstalten abgehalten werden, in welcher über die bisherige Thätigkeit des eine Vertretung des Verkehrspersonals in der bayerischen Abgeordnetenkammer anstrebenden Komitee's Bericht erstattet, über die Stellungnahme des Verkehrspersonals zu den kommenden Landtagswahlen berathen und die Wahl eines Attionskomitee's in die Wege geleitet wers den soll. Im Auftrage des genannten Staatsministeriums wird den sämmtlichen der Generaldirektion für Staatseisen bahnen, sowie der Direktion für Poſt und Telegraphen unter­stellten Beamten und Bediensteten die Antheilnahme an dieser Versammlung aus disziplinären Rücksichten strengst ens untersagt. Die Theilnehmer sind dem Staatsministerium zur Kenntniß zu bringen. Daß diese Entschließung unbes rechtigt ist, daß sie dem bayerischen Vereinsgesetz vom 26. Febr. 1850, das allen Staatsangehörigen das Recht, sich friedlich zu versammeln, einräumt, zuwiderläuft, liegt auf der Hand. Aber abgesehen von seiner Ungefeßlichkeit ist der Utas auch ein Bes weis, daß der Staat seinen Angestellten gegenüber ein noch härterer, intoleranterer Brotherr ist, als viele Privatgesellschaften und Privatunternehmer.

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Zwischen gemäßigten und intransigenten Ultramon tanen scheint wirklich fein besonderer Friede zu herrschen. Der Bischof von Fulda  , der bekannte Kompromiß Kopp, hat in einer an die Germania  " gerichteten Erklärung von Auss laffungen unwürdiger Art" gesprochen, gegen die er sich nicht vertheidigen wolle. Diese Worte können sich nur auf den ihm in der Niederrh. Volksztg." gemachten Vorwurf beziehen, fich öffentlich mißfällig über die Politit des 3entrums ausges sprochen zu haben. Das legtgenannte Blatt hat sich aber das durch nicht einschüchtern lassen, es bleibt dabei, daß der bischöf liche Tadel über das Zentrum eine feststehende und öffentliche Thatsache sei und kann sich dabei auch auf den Westf. Mert." berufen, der dieser Tage bezeugt hat, der Herr Bischof habe fich im Spätsommer auf seiner Firmungsreise in Westfalen   sehr abfällig über das Bentrum geäußert. Weiter sagt dann die Niederr. Volkszta.":" Der Herr Bischof hat unzweifelhaft das Recht, über die Thätigkeit des Zentrums zu urtheilen, wie es ihm gut scheint; das Recht der fath. Preffe aber ist es auch, ja ihre Pflicht, wie die Dinge jett liegen, das von dem Herrn Bischof gefällte Urtheil öffentlich zur Sprache zu bringen, wie er es öffentlich ausgesprochen hat. Wenn aber der Herr Bischof von Fulda   die firchenpolitische Thätigkeit des Zentrums tabelt, so folgt doch daraus mit Nothwendigkeit, daß der hohe Herr in diesem hochwichtigen Punkte einen von dem des Ben trums abweichenden Standpunkt einnimmt. Dar über aber dürfte und darf nirgends Unflarheit herrschen, weil nur dadurch allein der drohenden Gefahr einer Spaltung der Gesammtpartei vorgebeugt werden kann. Was aber eine Spaltung der Bentrumspartei in diesem Augenblicke bedeutet, darüber brauchen wir unseren Gesinnungsgenoffen gegenüber gewiß kein Wort zu verlieren." Wer diese ebenso flare wie entschiedene Verwahrung liest, wird der Versicherung des fleri falen Blattes, daß es diese Dinge nicht auf seine eigene Autos rität hin zur Sprache gebracht haben würde, unbedingt Glauben schenken. Es ist eine höhere Autorität, die den Bischof in solcher Weise zur Ordnung ruft, und zwar diejenige, die fich in erster Reihe durch den gegen die Zentrumspolitik ausge sprochenen Tadel bedroht sehen mußte: Windthorst. Exzellenz contra Hochwürden so wird wohl das richtige Aktenzeichen dieser Auseinandersetzung lauten müssen.

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Bolenausweisungen. Wir theilten früber einen mer würdigen Ausweisungsfall aus Lautenburg   im Regierungsbezir Marienwerder mit. Der Handelsmann L. war dort mit feiner Familie ausgewiesen, weil er russischer Unterthan sein sollte. Die russische Regierung wollte ihn aber als solchen nicht aners kennen und schaffte ihn über die Grenze zurück. Da L. feine Mittel zur Reise in ein anderes Land besaß, lehrte er nach Lautenburg   zurüd. Der Landrath wies ihn abermals aus, ein Gesuch an den Regierungspräsidenten um Gewährung der Reisemittel bis an die Grenze eines anderen Landes blieb un beantwortet und da L. somit außer Stande war, der landräth lichen Verfügung zu entsprechen, wurde ihm 14tägige Bwang haft angedroht. Diese ist in der That an ihm vollstrect worden und die Kommune Lautenburg   hat während derselben die Familie unterhalten müffen. L.'s Lage war dadurch aber um nichts verändert und er hätte aufs Neue in Zwangshaft wandern müssen, wenn sein Schicksal nicht schließlich das Mit leid seiner israelitischen Glaubensgenossen erweckt hätte. Lettere

einer auf mehrere Jahre vertheilten ziemlich mäßigen Geldstrafe beriefen ihn nach Danzig  , statteten ihn und seine Familie mit

gleichfommen.

Das Personal der bayerischen staatlichen Verkehrs­anstalten wollte eine Versammlung in München   abhalten, um

mit einem einzigen Worte aus einer nahezu verzweifelten Lage zu befreien."

,, Aber was ist da zu thun? Sie glauben ja nicht, wie fest er in seinen Vorsägen ist! Wenn er den Entschluß gefaßt hat, nichts zu verrathen, so wird er sich auch durch alle meine Bitten nicht dazu bewegen lassen."

den erforderlichen Reisemitteln aus und verschafften ihm nad der Danz. 3tg." eine Reisegelegenheit über Hamburg   nach Am 15. November hat L. mit seiner zahlreichen

London  .

Doch, doch! Er legte sie in ein Fach seines Schreib­tisches; das einzige, das er stets verschlossen hielt!"

Gut, so soll uns dieses Bild die Auskunft geben, deren wir bedürfen."

Aber ist sagte Ihnen ja, das Fach ist verschloffen, llor, So werden wir es gewaltsam öffnen," fagte Juanita Wer sagt denn auch, daß Sie ihn bitten sollen? Nicht fühl. Wenn ein Menschenleben auf dem Spiel steht, was

an ihm, an dem Mädchen ist es, ihn zu retten?" An dem Mädchen, sagen Sie? So wiffen Sie also doch, um wen es sich handelt?"

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Nein doch, nichts weiß ich! Aber es muß ja heraus zu bekommen sein! Sie müssen nachdenken, mein Kind, müssen alle ihre Bekanntschaften an sich vorüberziehen lassen. So reich kann doch schließlich die Umgebung nicht

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fragt man da nach solchen Kleinigkeiten. Wo ist der

Schreibtisch?"

Dort und dieses ist das Fach! wirklich nicht, ob wir es wagen dürfen?"

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Aber ich weiß

irgend ein geeignetes Instrument bei der Hand?"

Ich nehme die Verantwortung auf mich! Haben Sie an jungen Mädchen sein, daß sich nicht eine einzige bestimmte und bestimmt, daß sich Elsbeth willenlos davon hinreißen Das Auftreten der Fremden war so ruhig, so überlegt Spur finden lassen sollte, und wenn es Noth thut, gehen ließ. Sie brachte einen Geolenstod ihres Bruders herbei, Elsbeth schüttelte traurig und ohne Hoffnung den lungen, das einfache Schloß der Schublade aufzufprengen. und nach kurzem Bemühen war es der Merikanerin ge

wir von einer zur andern!"

Kopf.

Wenn es wirklich vorhanden ist, wir werden sie

gewußt!"

,, Und erinnern Sie sich denn nicht, jemals etwas Ver­

nicht finden!" sagte sie niedergeschlagen. Ich weiß ja Charakters lag obenauf, und es schien fast, als ob bas nichts, gar nichts, was uns ein Fingerzeig sein könnte. Fach außer ihnen nichts Anderes enthielt. Da endlich, als Ach, hätte ich doch früher sein Vertrauen zu erwerben fie fast auf den Boden gekommen war, zog Inanita mit triumphirendem Aufblißen der Augen einen forgfältig in weißes Papier eingeschlagenen Gegenstand hervor, der sich rätherisches bei ihm gesehen zu haben, einen Brief vielleicht schon der Form nach als eine Photographie in der ge bräuchlichen Größe anzeigte. Mit athemlofer Spannung ,, Ein Bild? Ja ja! Vor wenigen Tagen trat ich ihr jene das Bild mit fragender Geberde entgegenhielt. blickte Elsbeth auf die Hände der Fremden, und Ent muthiguug und Hoffnung fämpften auf ihrem Geficht, als " Mein Gott, das ist Fräulein Helene von Ruggens und hatte ein Bild hagen  , die Tochter des Oberförsters," sagte fie zögernd. das ist fast undenkbar."

oder ein Bild?"

Mit einem Aufschrei fuhr Elsbeth in die Höhe.

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einmal in fein Bimmer, ohne daß er mich bemerkte.

Er faß in Gedanken verloren in der Hand

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eine fleine Photographie; und obwohl

er sie rasch versteckte, bin ich doch überzeugt, daß es das

" 1

Aber Sie und mein Bruder"

"

Bild einer Dame gewesen sei. Ich achtete damals nicht diesem Augenblic folgen können, und wir haben unter allen

weiter darauf, aber jetzt weiß ich, daß es ihr Bild gewesen sein muß!"

,, Und Sie sahen nicht, wo er die Photographie

verbarg?"

Umständen die Pflicht, dies zu thun." ( Fortsetzung folgt.)

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