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Familie die Reise nach Hamburg angetreten, um von dort per Dampfer nach London zu fahren. Die liberalen Blätter haben für solche Ausweisungen von ihresgleichen stets sehr viel Mitleid; Sozialistenausweisungen, die oft noch ganz anderes Elend erzeugen, fümmern sie nicht.
Ausgewiesen wurden nach der Kieler- 3tg." von der föniglichen Regierung zu Schleswig drei Ausländer, Dänen, welche ,, lästig gefallen" waren.
Hamburg , 16. November. Zwei Maurer, welche geſtern in St. Georg Gelder für sozialistische Zwecke einsammeln wollten, wurden zur Polizei fistirt, indeß, da sie sich genügend über ihre Personalien zu legitimiren vermochten, bis auf Weiteres wieder entlassen. So meldet wenigstens die WeserBeitung."
Endlich ist der richtige Weg gefunden, um die Gefahren der Trunksucht wirksam zu bekämpfen. Ein Pastor ist natürlich der Entdecker. Die Lehrer sollen den Kindern das Lafter der Trunksucht des Defteren vorführen, um Abscheu gegen dasselbe zu erwecken. Das ist das ganze Geheimniß. Db durch dieses an die Wandmalen des Schnapsteufels" die Berführung nicht noch größer wird!- Ferner sollen die Schullehrer den Kindern und Erwachsenen das Vorbild der Mäßigteit geben. Die armen Schullehrer! Wäre diese Mahnung nicht beffer am Plage verschiedenen Herren Pastoren gegenüber, welche fette Pfründen befizen?
Die asiatische Cholera soll neuerdings wieder in Laibach ( Deutsch - Desterreich) große Opfer fordern. In dem dortigen Bwangs- Arbeitshause soll nunmehr diese schreckliche Krankheit zum vollen Durchbruch gekommen sein, während in dem benachbarten Brunndorf ein volles Drittel der beim Straßenbau beschäftigten Arbeiter an derselben erkrankt ist. Bis jetzt also find es nur die Aermsten unter den Armen, welche schwer betroffen worden sind.
Obligatorische Fortbildungsschulen. Tilsit , 15. Nov. Das Vorsteheramt der hiesigen Kaufmannschaft und die Handelsfammer in Insterburg haben sich, dem ,, Wolfsfr. f. Litt." zufolge, für Einführung obligatorischer Fortbildungsschulen für die Lehrlinge des Kaufmannsstandes ausgesprochen.
Rukland.
Die russische Presse äußert sich sehr unwirsch über Ralnoty's Rede Das halbamtwas vorauszusehen war. liche Journ. de St. Petersb." legt fich noch einigermaßen Baum und Bügel an, die panflawistischen Blätter dagegen beginnen bereits das Kriegsgeschrei. Darauf ist wenig Gewicht zu legen. Man weiß, daß es seit dem Regierungsanfritt des jezigen Kaisers eine russische Geflogenheit ist, trop der rechtlichen Unfreiheit der dortigen Preffe dieselbe in der Beurtheilung der auswärtigen Politik völlig gewähren zu lassen, und man rechnet demnach auch die unverschämtesten Forderungen und Drohungen derselben nicht der russischen Regierung an. Das Journ. de St. P." hebt Kalnoky's Aeußerungen gegenüber namentlich die besondere Stellung hervor, welche Rußland auf Grund seiner für Bulgarien gebrachten Opfer eins nehme."
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Die Frantf. 8tg." erfährt aus Brüffel, 14. November: Wie die Chronique" heute als unbedingt verbürgt mittheilt, hat der König soeben 350 wegen der Charleroier März Ereignisse Verurtheilten ihre Strafen gänzlich erlassen, dreihundert Anderen einen theilweisen Nachlaß ihrer Strafen gewährt. Was die beiden jüngst von Mons nach Löwen ge brachten Verurtheilten Falleur und Schmidt betrifft, so ist nicht blos nichts zu ihren Gunsten geschehen, sondern es wird auch nichts geschehen. Die zahlreichen an das Justizministerium gelangten Betitionen, welche für diese Beiden theils Begnadigung, theils vollständige Amnestie verlangt haben, find dem GeneralProkurator zur Prüfung vorgelegt worden. Derselbe sprach feine Ansicht dahin aus, daß es für die Regierung gefährlich sein würde, fich noch mit Falleur und Schmidt zu befassen; fie begnadigen, hieße das Land glauben machen, die Regierung Auch ein Grund, nicht gerecht zu sein! Die Arbeitseinstellungen im Charleroier Bezirk dauern fort und gewinnen sogar größere Ausdehnung. Freitag| Morgen erfolgte im Schacht des Pays- Bas der Kohlengruben der Trieu- Kaifin bei Chatelineau eine Arbeitseinstellung von durch einen Anderen, gerechter handelnden ersetzt wissen wollen. Ebenso weigerten sich in einem Schachte bei Lodelinsart die Arbeiter, in die Grube zu steigen. Diese verlangen 10 pCt. Lohnerhöhung, weil sie sonst nicht leben zu können behaupten.
habe Furcht".
den Theilnehmern am Zuge manifeftirend nach dem Bahnhofe begleitet hatten, in Arrest gebracht worden und harren ihrer Vorführung vor das Kriegsgericht.
Das italienische statistische Bureau veröffentlicht eine Ueberficht der italienischen Auswanderung aus den Jahren 1881 bis 1885. Laut derselben verließen ihr Vaterland, um ihr Glück in der Fremde zu suchen, im Jahre 1881 135 822 Perfonen, im Jahre 1882 161 562, im Jahre 1883 169 101, im Jahre 1884 147 017 und im Jahre 1885 157 193 Personen. Das größte Kontingent der Auswanderer lieferten die venetianischen Provinzen; diesen folgen die piemontesischen und die lombardischen Distrikte.
Balkanländer.
Der Pester Lloyd" erörtert heute die strategischen Bedenken, die sich einer Ottupation Bulgariens durch RußI and entgegenstellen. Bulgarien und Ostrumelien haben zusammen 99 872 Quadrat- Kilometer und 2 823 865 Einwohner. Die Armee ist einschließlich der Reserve und Landwehr zirka 100 000 Mann start, ihr Geist seit dem siegreichen Feldzug gegen Serbien ein gehobener. Es find durchaus widerstrebende Elemente, die Rußland in Bulgarien findet und die es mit Gewalt niederhalten muß. Um nun nahezu drei Millionen Einwohner und ein feindlich gefinntes Land mit einer zwar nicht großen, aber braven Armee zum Gehorsam zu zwingen, tommt man mit wenigen Truppen nicht auf. Das Minimum, welches Rußland mobilifiren müßte, um, unbekümmert um des Volkes Willen, in Bulgarien zu diktiren, wären ungefähr 8 bis 9 Infanterie- nnd 2 Kavallerie- Divisionen, eine Streitkraft von zirfa 150 000 Mann. Um diese Truppen südlich der Donau zu bringen, stehen zwei Wege offen: der eine durch Rumänien , der andere zur See, von Odessa durch Ausschiffung bei Varna oder Burgas . Der erste Weg ist wohl ausgeschloffen, denn Rumänien wird hoffentlich nicht mie 1877 fich freiwillig den Ruffen anschließen; es hat nun sein Biel , die vollständige Unabhängigkeit, erreicht, und jede Verlegung seines Gebietes fönnte jene ,, 5 Millionen Soldaten" auf die Beine bringen, vor deren Mobilifirung Rußland, sowie alle anderen Staaten mit Recht zurückschrecken. Es bleibt also nur der zweite, der Weg zur See, dieser aber ist an und für sich langwierig und bei der Beschaffenheit der Küste des Schwarzen Meeres schwierig. Mit der Ausschiffung von einigen Tausend Mann ist es jedoch nicht abgethan. Es würde bei dem Mangel an Eisenbahnen und den schlechten Kommunikationen mehrere Wochen erfordern, bis diese Armee, mit allen ihren Trains und Nachschubs Anstalten, die strategisch wichtigen Punkte des Landes: Sofia , Schumla, Tirnowa, Rustschut, Philippopel 2c. besetzen könnte. Es ginge somit eine geraume Zeit vorüber, bis Rußland das Land derartig besegt hätte, um jede Regung eines Widerstandes im Reime zu ersticken. Was inzwischen die europäischen Großmächte thun würden, ist eine Frage. Wir glauben, daß England kaum die ungestörte Landung gestatten könnte, ohne seinen Einfluß in Konstantinopel , auf Egypten und mittelbar auf Indien total preiszugeben. Auch Desterreich- Ungarn dürfte diesem Unternehmen feineswegs als passiver Buschauer gegenüber stehen." Diesen Mächten gegenüber hätte aber Rußland nach der Offupation 150 000 Mann weniger in's Feld zu stellen Grund genug, um sich vor einem unüberlegten Schritt zu büten.
Die„ Natztg." meldet: Sofia , 16. November. Die Regent schaft gedenkt die morgen ablaufende Frist des Kaulbars'schen Ultimatums antwortlos verstreichen zu lassen. Was wird dann seitens des beleidigten russischen Emissärs geschehen?
Die Brüder Kischalsky und Goranom, die Theilnehmer_an dem Komplot von Burgas , find auf einer griechischen Bark vor Varna angekommen und durch den griechischen Konsul an Bord des russischen Kriegsschiffes, Gedächtniß Merkurs" gebracht worden. Diese neue Ermuthigung von Räubern und Mördern durch Rußland giebt hier, so schreibt man der Köln . 3tg." aus Burgas , dem Glauben Nahrung, daß überhaupt fein Verbrechen mehr bestraft werden fann, so lange Rußland die Anstifter unter seine Fittiche nimmt.
Amerika.
Wie aus Galveston , Texas , berichtet wird, hofft man daselbst sehr stark, daß der Export von frischem Rind- und Hammelfleisch von dort nach England zunehmen wird. Gegenwärtig liegt im Hafen von Galveston das speziell zum überseeischen Transport von frischem Fleisch eingerichtete DampfSchiff Rowena". Das Fahrzeug, welches 1200 Tons Fleisch laden kann, wird zur Probe mit einer Ladung von 300 Tons Rindfleisch nach London exportirt werden. Man ist auf das Resultat der Experimente sowohl in Galveston als in ganz Texas
Der Streit der Bergleute bereits 14 Tage, begleitet von langen Bolemiten zwischen Direktor und Arbeitern in den Charleroier sehr gespannt. Blättern. Auch in einer Tuchfabrik in Verviers ist gestern ein Streit ausgebrochen. Angesichts der Winterszeit diese fast ununterbrochen fich fortseßenden Streifs, deren Ursachen wie
Brot find! In Charleroi find fünf Soldaten, welche am Tage nach der letzten großen Manifestation ihre Verwandten unter
Aus Kunst und Leben.
Ueber die Arbeiterkandidatur Henry George's spricht sich auch eine amerikanische Korrespondenz der Münchener Allg. 3tg." sehr günstig aus. Es heißt da:„ Der Arbeiterkandidat, Henry George , ein geistreicher Schriftsteller und Redner, hat die Wahlagitation auf die soziale Arbeiterfrage gelenkt. Die Stadtverwaltung New- Yorks war von jeher berüchtigt; die Steuern in New- York betragen dreimal so viel als in Berlin ;
viel Wasser einströmte, als ausgepumpt wurde. Es wurde deshalb ein Kettengang mit Eimern organifirt, und nach ange strengter Arbeit hatte man endlich kurz vor 3 Uhr Nachmittags den Schacht trocken gelegt und konnte die unglücklichen Arbeiter befreien, die selbstverständlich völlig erschöpft und nahezu be finnungslos waren. Sie hatten, als fie um 10 Uhr nach der Oberfläche zurückkehren wollten, das Wasser durch die nach dem Schacht führende Luke ficern sehen und diese wohlweislich nicht geöffnet, sondern sich bis zu ihrer Befreiung in der Vor fammer aufgehalten.
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Sieben Stunden unter Wasser. Eine der gefährlichsten Arbeiten ist bekanntlich der Bau der Pfeiler, welche in tiefem Waffer, in großen Strömen oder im Meerc aufgeführt werden. Die jest allgemein gebräuchliche Methode, derartige Pfeiler zu bauen, ist folgende: Man verſentt einen eisernen offenen 3ylinder( ca sson) von dem Umfang des zu errichtenden Pfeilers in den Strom, so daß er den Boden berührt, verschließt die obere, über das Waffer hervorragende Deffnung und preßt dann durch Einpumpen von Luft das im Bylinder befindliche Waffer heraus. In den Bylinder begeben sich dann die Arbeiter, um unter demselben das Erdreich fortzuräumen, bis festes Gestein getroffen wird und für den Zylinder, der später mit Bement ausgefüllt wird, eine feste Grundlage gefunden ist. Während dieser Arbeit wird die Luft im Bylinder auf mehreren Atmo= sphären Druck erhalten, um ein Eindringen des Waffers von unten her zu verhindern, und das Arbeiten unter solchem LuftNiemand länger als einige Stunden aushalten kann. Da es gefährlich ist, aus der zusammengepreßten Luft sofort in ges wöhnliche Luft zu treten, so ist über dem Sylinder stets eine Borkammer angebracht, in welcher sich die Arbeiter einige Beit aufhalten, ehe fie an die Oberfläche gehen. Auf dem Zylinder wird der Pfeiler aufgemauert, und die Schwere des Mauer werts hilft den Bylinder senken. In der Mitte des Mauerwerts wird ein Schacht gelaffen, welcher zu dem Sylinder und seiner Vorkammer führt. Bei Dhama baut gegenwärtig die Union Pazifitbahn eine zweite große Brücke über den Missouri , und bei dem Bau der Pfeiler wird auch die oben beschriebene Methode angewendet. Der Bylinder des Mittelpfeilers ist jetzt auf dem dem Strombett unterliegenden Felsen angelangt, und ist Thau als die freistehenden. Er schneidet ein Stück Boden
Neue Experimente über den Thau. Die älteste Theorie des Thaues spricht sich in den noch oft zu hörenden Worten aus: Es ist Thau gefallen", gleichsam als wäre der Thau ein feiner Regen, der vom Himmel herabfäme. Dem gerade_entgegengesezt war die Ansicht, der Thau entstamme der Erde, was durch Versuche von Gersten( 1733) in beachtenswerther Weise bestätigt zu werden schien. Doch geriethen dieselben zu Gunsten anderer Theorien wieder in Vergessenheit. Daß der Thau Wafferdampf ist, welcher sich auf solche Gegenstände niedergeschlagen hat, die durch nächtliche Ausstrahlung abgekühlt find, daran zweifelt jett Niemand mehr. Es fragt fich aber, woher dieser Wasserdampf stamme, ob er mit dem in der Atmosphäre vorhandenen Dampfe identisch sei, oder ob eine Mitwirkung der Bodenfeuchtigkeit nothwendig dazu gehöre, wie man es früher mit Gersten angenommen hat. Der englische Gelehrte Aitlen beweist nun, wie die Naturwissenschaftliche Rundschau" berichtet, durch mehrere ganz verschiedenartige Experimente, daß in der That in den meisten Fällen die lettere Anschauung die richtigere ist. Er legt flache Schalen über das Gras, mit der Höhlung nach unten; dieselben find immer auf der inneren Seite stärker benest, als auf der äußeren; auch die Grashalme zeigen unter den Schalen trop der geringeren Strahlung mehr
heraus, wiegt es genau und seßt es wieder in einer Pfanne an feine Stelle; es ist am anderen Morgen stets leichter geworden, trotz des Thaues, der nun darauf liegt. Er befestigt leine blante Metallflächen dicht auf der Oberfläche des Bodens und andere einige Boll darüber; die ersteren bleiben trocken, die oberen bededen fich mit Thau; die Oberfläche der Erde hat sich
füllen. Am 21. Ottober begab sich die Tagarbeitsschicht von 15 Mann um 8 Uhr Morgens hinunter; kurz bevor ihre Beit um war, etwas vor 10 Uhr Vormittags, bemerkte man plöglich, daß sich der zum Bylinder führende Schacht im bis dahin auf gebauten Pfeiler mit Waffer gefüllt hatte und dadurch den Arbeitern der Rückweg abgeschnitten war. Der Chef- Ingenieur also nicht unter dem Thaupunkt der Luft abgekühlt. Dem ent
Sprechend zeigt ihm ein Minimumthermometer dicht auf dem Boden im Grafe oft mehrere Grade( bis zu 10° C.) mehr als das in der Höhe der Halme angebrachte. Daneben wird geprüft, warum nadte Erde, Kieswege, Pflaster so viel feltener und
George A. Ledderlee und sein Gehilfe Ralph Madjeska wur Den schleunigst benachrichtigt, und eine Dampfpumpe wurde fofort nach dem Pfeiler geschickt, um den Schacht leer zu pum pen; aber nach einstündiger Arbeit stellte sich heraus, daß durch das Leck, dessen Lage man nicht feststellen konnte, fast ebenso schwächer bethaut find, als Gras. Es findet sich, daß dies nur
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in Folge des drückenden Landmonopols befindet sich eine Maffe Land außerhalb der Stadt New York , das wegen der enorm hohen Preise, welche die Spekulanten verlangen, nicht bebaut wird. Die Häuser in New- York werden daher in die Luft bis zu 10 Stockwerken erhöht; zu diesen Klaffen von Häusern gehören namentlich die sogenannten Tenementshäuser, in wel chen die armen Arbeiterfamilien wohnen. Henry George bes hauptet, daß, während in London 15 000, in den Arbeitervierteln der Stadt New- York 250 000 Bewohner auf die Quadratmeile tommen und daß in diesen Tenementshäusern 90 pCt. der Kinder sterben. Würde das unbebaute Land bei New- York mit einer hohen Steuer nach der Theorie von Henry George belegt, so würde es wie die Anhänger George's behaupten- bald verkauft und bebaut werden, so daß die Bevölkerung New Dorks freieren Ellenbogenraum und auch gesunde Wohnungen bekäme. Allein die bisherige forrupte Stadtverwaltung hatte ihre Aufmerksamkeit nicht auf das Wohl der Stadt, son bern auf ein förmliches Raubsystem gerichtet. Gegen viele Aldermänner, welche die gefeßgebende Gewalt der Stadt New- York bilden, schwebt jezt eine Kriminaluntersuchung wegen Bestechung; Hunderttausende von Dollars wurden an diese Aldermänner von einer Eisenbahn- Kompagnie zu dem Zwecke heimlich vertheilt, das Privilegium zum Bau einer Hochbahn in den Straßen New- Yorks zu erlangen. Auf die demokratische Partei von New- Yort, welche seit vielen Jahren im Besitz der Stadtverwaltung ist, fällt namentlich der Fluch der Korruption. Henry George fennzeichnet diese forrupten Politiker ganz treffend:" Wer sind die Männer, welche die Stadt regieren? Es find Leute, welche auf der tiefsten Stufe öffentlicher Moral stehen, die Stimmen und Aemter taufen und verkaufen, sie nehmen eine Stelle ein, wie die Prätorianer- Garden in Rom . Wer den Purpur tragen, den furulischen Stuhl einnehmen oder die Fasces vor sich her getragen haben will, muß nach dem Lager der Prätorianer gehen, ihnen Geschenke reichen und Versprechungen ertheilen. Diese Leute sind es, durch welche reiche Korporationen oder mächtige Geldinteressen begünstigt, durch welche die Legislatur- und Kongreßmitglieder, Richter und andere einflußreiche Beamte auf korrupte Weise gewählt werden." Bemerkenswerth ist es, daß der Arbeiterkandidat Henry George von den Journalisten, den Predigern, Professoren, Doktoren, Advokaten unterstüßt wurde, sowie daß die äußerst lebhafte Wahlagitation mit der größten Ordnung, ohne irgend eine öffentliche Störung geführt wurde. Henry George sagt mit Recht, daß es ein Kampf der Massen gegen die korrupte Klasse der Geldaristokratie war.
Aften.
Die zukünftige Sintfluth des russischen Petroleums unter diesem auffallenden Titel hat Charles Marvin, ein englischer Asien - Reisender, Verfasser einer Schrift Baku , die Petroleumstadt Europas ", ein neues Buch über die Delquellen des Kaspischen Bezirks veröffentlicht, um den englischen Handel nachdrücklich auf die Unermeßlichkeit und Unerschöpflichkeit ders selben aufmerksam zu machen, auf daß er bei weiterer Vernach lässigung des Kaspischen Petroleums nicht gänzlich vom Pes troleummarkt verdrängt werde. Marvin berechnet die Petroleumerzeugung von Baku im Jahre 1885 auf 19 Mill. Hektoliter und glaubt, daß dieselbe noch auf das Zwanzigfache vermehrt werden könne. Von 120 Fabriken daselbst wurden im Jahre 1835 fast 5 Mill. Hektoliter Lampenöl hergestellt, nach Marvin zum Preise von 2 Pfennig das Liter! Nach der Legung der geplanten Petroleumleitung von Baku nach Batum in einer Länge von 1200 Kilometer mit einem Kostenaufwand von 40 Mill. Mark wird sich unzweifelhaft mit der Ausfuhr die Erzeugung des Kaspischen Petroleums noch heben. Marvin empfiehlt seinen Landsleuten, damit sie sich das Frachtgeschäft nicht von den Deutschen aus der Hand nehmen lassen, die Ers bauung und Entsendung von Tant-( Bisternen) Schiffen, mit welchen die Verladung in Barrels nicht konfurriren fönne. Bereits verkehren auf dem Raspischen Meere über hundert solcher Dampfer. Marvin versichert, daß das amerika nische Petroleumgeschäft in Europa bald durch die russische Konkurrenz verdrängt werden würde. An Rohöl, Leuchtöl, Schmieröl, wie an Brennstoffen könne der Kaspische Bezirk unera meßliche Mengen liefern.
Gerichts- Zeitung.
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+ Unter der Anklage der Verbreitung verbotener Druckschriften stand gestern der Arbeiter Paul Lerch vor der 95. Abtheilung des hiesigen Schöffengerichts. Der Angeklagte war dabei betroffen worden, als er ein von dem Kgl. Polizci präsidium verbotenes Flugblatt, das mit den Worten beginnt: Arbeiter, Handwerker, Mitbürger!" in der Swinemünderstraße verbreitete. Der Angeklagte erklärte, von dem Inhalt keine Kenntniß gehabt zu haben. Ein Unbekannter habe ihm gegen Vergütigung die Blätter zum Vertheilen übergeben, und er sei der Ansicht gewesen, es handele sich um eine Geschäftsempfehlung Anpreifung billiger Butter oder eines Leihhausausverkaufs. Der Gerichtshof schenkte diesen Angaben aber feinen Glauben; er war vielmehr der Ansicht, daß der Angeklagte sehr wohl gewußt
scheinbar ist, daß man Thau nur nicht an der richtigen Stelle gesucht hat. Die untere Seite der Schollen und Steine wird, fo baldes thaut", stets naß sein, die obere meist trocken bleiben, wie man sich durch Umwenden der Steine oder durch eine über Nacht auf den Boden gelegte Schiefertafel leicht über zeugen kann; auch diese wird sich nur auf der unteren Seite benegen. Es folgt also aus den Aitken'schen Versuchen das zuerst parador flingende Resultat, daß auch in thaureichen Nächten die Atmosphäre erstens mehr Wasserdampf vom Boden aufnimmt, als fie an ihn abgiebt. Zweifellos ist freilich, und wird auch von Aitken nicht geleugnet, daß in manchen Fällen Ausnahmen eintreten. Zum Beispiel, wenn zugleich Nebel ent stehen, seien es auch nur Bodennebel, wie man sie über feuchten Wiesen häufig findet, so ist dies ein ficheres Zeichen, daß die ganze Luft, so weit der Nebel reicht, unter ihren Thaupunkt ge fühlt wurde, was wiederum nur dadurch geschehen kann, daß die Temperatur der Erdoberfläche mindestens ebenso weit herab gegangen ist. Ferner beobachtet man im Winter oft bei plöglich eintretendem Thauwetter Reifbildung auf Mauern und anderen guten Wärmeleitern, während der normale Thau und Reif, wie wir fahen, zumeist auf schlechten Leitern sich bildet. In diesem Falle find die betreffenden Körper vom vorausgegangenen Froste in der ganzen Maffe stark gekühlt und leiten nun schnell genug Kälte aus ihrem Innern an die Oberfläche, um den Niederschlag beständig zu erhalten. Am Schluß macht Aitken noch interessante Angaben über eine Art falschen Thaues. Er bemerkt, daß verschiedene Blattarten verschieden stark bethaut werden, und findet, was übrigens schon längst bekannt war, daß viele Pflanzen Feuchtigkeit in Form von Tropfen auszu scheiden im Stande find, auch wenn fie fich in trockener Luft befinden. Diese Tropfen sind vom eigentlichen Thau leicht an ihrer Größe und regelmäßigen Anordnung, je nach der Art des Blattes, zu unterscheiden.
Ein Schnell- Dramatiter. General Kaulbars kommt!" Unter diesem Titel wurde der Direktion des Theaters in der Josephstadt in Wien eine dreiaftige Poffe vorgelegt, in welcher die jeßigen bulgarischen Minister und General Kaulbars die Hauptrollen spielen. Die Direktion des genannten Theaters fand das Stück, vortrefflich", jedoch so, gefährlich", daß sie nicht einmal wagte, das Manuskript der Bensurbehörde vorzulegen, und es dem Autor retournirte. Der Verfaffer unterzog das Stück einer gründlichen Bearbeitung und will es nun auf einer anderen Bühne aufführen lassen.