Lokales.

Ein Schmerzensschrei aus der Borsig'schen Fabrik. Ein alter Arbeiter, der mehrere Jahrzehnte in dem Borsig'schen Etablissement beschäftigt war, schreibt uns: In verschiedenen Beitungen, namentlich im Berl. Tgbl." und in der Bolts­3tg.", war vor einigen Monaten viel von der Verlegung der Borsig'schen Fabrik und Entschädigung refp. Penfionirung der alten Arbeiter die Rede, und zwar sollte am 1. Oftober die Sache geregelt sein. Nun befinden wir uns bereits im November und diese gut unterrichtet sein wollenden Zeitungen sind auf einmal stille geworden. Soll die Sache todtgeschwiegen wer den? Nein, sie soll es nicht, im Gegentheil, es soll etwas dar über in die Deffentlichkeit gebracht werden. Als die Pflug'sche Fabrit liquidirte, erhielten die Arbeiter, welche länger als 20 Jahre in der Fabrik thätig waren, eine sogenannte Ab­findungssumme, mit welcher es manchem braven Arbeiter möglich gemacht wurde, einen Geschäftsteller 2c. zu erwerben. Verpflichtet war die Aftien- Gesellschaft dazu nicht, aber der Verwaltungsrath sagte sich, wir wollen nicht, daß die Arbeiter, welche so lange bei uns thätig waren, der Armendirektion zur Last fallen; sie haben uns in den Gründerjahren zu hohen Dividenden verholfen, mithin wollen wir bei der Auflösung etwas für sie thun. Die Verwaltung der Borsig'schen Fabrik macht die Sache etwas anders. Vor mehreren Wochen ging dort der Obermeister zu den älteren Leuten und fragte sie, wie lange sie im Geschäft thätig wären. Auf die Antwort: 36 und 38 Jahre, sagte er dann: Nun, dann lassen Sie sich pensioniren." Einer der von dem Obermeister auf diese Weise an­geredeten Arbeiter sagte zu ihm: Penfioniren will ich mich gern lassen, aber sagen Sie mir nur, wie ich das machen soll, da ich bis jetzt gesund bin?" Darauf hin blieb der Herr die Antwort schuldig. Invalide resp. Pensionär fann ein Arbeiter nur dann werden, wenn er ein Jahr frank und von zwei Aerzten für unfähig zur ferneren Arbeit befunden ist. Heißt das nicht einen Arbeiter verleiten, Simulant zu werden? Ist das die Fürsorge für den alten Arbeiter, von der das Berliner  Tagebl." seiner Zeit soviel erzählen konnte? In diesem Jahre waren ca. 72 Jubiläen von Beamten und Arbeitern. Das hat die Herren von der Verwaltung stußig gemacht. Man bemühte sich nicht genug, um Arbeit zu erhalten, und konnte nun wegen Mangel an Arbeit die Leute entlassen. Humaner hätte may gehandelt, wenn man Arbeit angenommen und die Leute we nigstens den Winter hindurch bis zum Frühjahr hätte arbeiten laffen. Gegen die Beamten handelte die Verwaltung humaner. Die älteren find pensionirt; ein Buchhalter, welcher 20 Jahre im Geschäft war, erhielt einen vollen Jahresgehalt; ein Ar­beiter, der ebenfalls 20 Jahre thätig war und mehr Schweiß­tropfen vergoffen als jener, erhält die Entlassung. Der ver­storbene Herr Borsig hat den Herren vom Kuratorium zu viel Rechte eingeräumt. So erhält der Kurator beim Eingehen der Fabrik vom Verkauf der Grundstücke 1 pCt., und wird da wohl eine ganz anständige Summe herauskommen. Außerdem erhält er so lange einer der Borsig'schen Erben minorenn ist, 15 000 m. pro Jahr. Die Arbeiter laufen herum und suchen vergeblich Arbeit, da vielen das Haar gebleicht ist und andere Fabriken selten einen Mann einstellen, der in den vierziger resp. fünfziger Jahren ist. Unwillkürlich fällt mir der Vers ein:

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Als ich noch jung an Jahren, Da fiel's mir nicht so schwer; Dem Mann mit weißen Haaren Giebt keiner Arbeit mehr!" Ein ehemaliger Borsig'scher Arbeiter." Trogdem in obigen Beilen Manches enthalten ist, was auf falschen Anschauungen beruht, wie z. B. die Ansicht von der Mildherzigkeit des Pflug­schen Verwaltungsrathes, wollten wir den ergreifenden Eindruck nicht abschwächen, den jene einfachen Worte des greifen Ar­beiters auf Jeden machen müssen, der noch ein Herz im Leibe hat. Der Mann, der den denkbar besten Eindruck macht, und der sich ein Menschenalter lang für Andere gequält hat, geht heute ruhig von Fabrikthor zu Fabrifthor, um Arbeit zu bitten. Das ist der vielgepriesene Dank der Borsig'schen Erben!

Von Herrn Rudolf Mosse   geht uns ein längeres Schrei ben zu, in welchem er die von uns in unserer vorgestrigen Nummer aufgestellten Behauptungen zu widerlegen sucht. Herr Moffe scheint nicht sehr start im Berichtigen" zu sein, denn vom Kladderadatsch" und vom Dtsch. Reichsblatt" sagt er in feinem Schreibebrief tein Wort. In Bezug auf das Berliner Tageblatt" schreibt Herr Moffe, daß die Auflage resp. Abon­nentenzahl dieses Blattes laut Nachweis der Bücher in den legten Jahren mehr als 65 000" betragen hat, so daß bei Schluß des Quartals, unter Anrechnung der bei jedem II. Quartals- Monat eintretenden Zunahme der Abonnenten, eine Auflage von ca. 70 000 Eremplaren erforderlich sein dürfte; ebenso ist aus den Büchern ersichtlich, daß höchstens einige hun­dert Eremplare über den wirklichen Bedarf für die Abonnenten gedruckt worden sind." Wir nehmen von dieser Erklärung um so lieber Notiz, als uns natürlich nichts daran liegt oder liegen fann, Herrn Moffe's oder die Erfolge des Berl. Tageblatt" irgendwie zu schmälern. Jm Uebrigen pfeifen das, was wir gesagt haben, in Berlin   die Spaßen von den Dächern. Außer­dem beehrt Herr Moffe in seinem Schreiben noch den Verleger des Lotal- Anzeiger" mit einigen Invektiven, die weder für unsere Leser noch für uns von Werth find.

Er schlug den Weg nach der Nue de la Paix ein und gegenüber dem Juweliergeschäft ging er auf dem Trottoir lange auf und ab. 3wanzig Mal wollte er über den Straßen­damm gehen und in den Laden treten aber immer wieder hielt ihn die Scham davon zurück.

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Aber der Hunger wurde immer größer, peinigte ihn immer mehr, und er hatte keinen Pfennig im Vermögen. So faßte er denn einen kurzen Entschluß, ging auf die andere Seite der Straße, eilte, so schnell er konnte um sich keine Zeit zu neuem Ueberlegen zu lassen auf das

Haus zu, in welchem der Juwelier wohnte und trat schnell

in dessen Laden.

Kaum hatte der Kaufmann ihn bemerkt, als er ihm mit großer Höflichkeit, aber dabei sonderbar lächelnd, einen Seſſel anbot. Die im Geschäft anwesenden Kommis tamen herbei, blickten Lantin von der Seite an und in ihren Augen, um ihre Lippen spielte das gleiche ironische Lächeln, wie bei ihrem Chef.

Ich habe Erkundigungen eingezogen, mein Herr," sagte der Juwelier ,,, und wenn Sie noch willens sind, das

Entschädigung. Der Wittwe des vor mehreren Monaten ohne eigenes Verschulden in der Zentral- Markthalle ums Leben gekommenen Schlächtermeisters Lippelt in Glienicke   ist nach den Potsd. Nachr." von der Markthallen Verwaltung als einmalige Entschädigung die Summe von 18 000 M. gezahlt worden.

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Von Herrn Reinhold Kühn erhalten wir folgendes Schreiben: Sehr geehrte Redaktion! In Folge der in letter Beit über meine Person in Ihrem geschäßten Blatte enthaltenen Notizen erlaube ich mir, Sie um Aufnahme nachstehender Be richtigung zu ersuchen. ad 1. Es ist unwahr, daß ich meinen Faktoren in der Woche vom 9. bis 15. Oftober 1880, oder in der folgenden Woche, einen Abzug für das Ausbleiben während eines halben Tages gemacht habe, welches durch die Theil nahme an einer Familienfeier verursacht sein

foll. ad 2. Es ist unwahr, daß ich den genannten Herren Geld zum Ankauf eines Fracks gegeben und später wieder ab­gezogen habe. Zum Beweise für obiges stelle ich Ihnen jeder­zeit gerne meine Geschäftsbücher zur Einsicht zur Verfügung. Um über den mir in Ihrem Blatte zugeschriebenen Kontraft mit den Hansaboten", welchen man mit Kriegsartikel" bezeich nete, das rechte Licht zu verbreiten, theile ich Ihnen mit, daß derselbe von den Herren Achilles und Andresen, den derzeitigen Direktoren der Sansa", persönlich mitredigirt worden ist.- Mir wurde derfelbe erst nach vollzogenem Druck zur Kenntniß vorgelegt.

Haussuchungen. Am 16. d. Mts., Morgens 9 Uhr, wurde in der Wohnung des Tischlers Emil Schmidt, Christinen straße 28, eine polizeiliche Durchsuchung nach verbotenen Schriften vorgenommen. Es wurde in vorläufige Verwahrung genommen: Ein Exemplar Die Reichstagsdebatte über den kleinen Be­lagerungszustand". Ein Exemplar Das Recht auf Faulheit". Verschiedene ältere Flugblätter. Ein Exemplar ,, Diskussion über Anarchismus oder Kommunismus" und eine Abrechnung. Ebenso wurden erfolglose Haussuchuugen bei dem Schriftseger Bachau und bei dem früheren Kassirer des Bezirksvereins der Oranienburger Vorstadt und des Wedding  , Paul Sillier, vor­genommen.

Ausweisung. Gestern Morgen um 7 Uhr wurde der Schloffer und Metallschleifer, Vorfißeuder des Fachvereins der Metallschleifer und Berufsgenossen, Herr Carl Schulze, als er im Begriff stand, seine in der Sorauerstr. 19 belegene Woh­nung zu verlassen, um sich nach seiner Arbeitsstätte zu begeben, von Beamten der Kriminalpolizei verhaftet und nach dem Moltenmarkt fiftirt, woselbst ihm eröffnet wurde, daß er Berlin  und das Gebiet des fleinen Belagerungszustandes bis zum Sonnabend Mittag 2 Uhr zu verlassen habe. Am Montag Nachmittag gegen 16 Uhr war bei Herrn Schulze gehaus sucht worden und wurden bei dieser Gelegenheit 30 Programme der sozialdemokratischen Partei beschlagnahmt. Herr Sch. ist verheirathet und Vater von drei Kindern. Seine Frau sieht in nächster Zeit wieder ihrer Entbindung entgegen. Unter den­Unter den felben Bedingungen wurde der Schloffer Herr Herrmann Benne­wiß, Wrangelstraße 50 II, ausgewiesen. Auch er ist verhei­rathet.

Daß der Gerichtsvollzieher manchmal die beste Ne­flame sein kann, ist leider in unserer wirthschaftlich so schwer leidenden Zeit eine nicht zu bestreitende Thatsache. Jeder drängt sich nach einem sogenannten, Gelegenheitskauf" und nur wenige fragen darnach, daß durch solche Gelegenheiten die soliden Verkäufer oft recht schwer geschädigt werden. Viel schaut bei solchen Käufen für den glücklichen Käufer auch gewöhnlich nicht heraus und daß der Vortheil für den Käufer oft nur ein ganz eingebildeter ist, beweist folgender Fall. Vor einigen Tagen kam auf einem hiesigen Bahnhof eine Lowry Preßkohlen für einen hiesigen Brennmaterialienhändler an. Während des Transportes war zwischen dem Absender und dem Empfänger eine Differenz wegen der Bezahlung oder aus ähnlichem Grunde entstanden, genug, als der Empfänger mit dem Entladen der Lowry beschäftigt war, erschien plöglich der Gerichtsvollzieher und belegte die Ladung auf Grund eines schleunigen Arrest befehls mit Beschlag. Die Nachricht von diesem Ereigniß wurde durch Die Arbeiter in der Umgegend des Bahnhofes fleißig verbreitet, denn man erwartete, daß die gepfändeten Breßfohlen bald gerichtlich verkauft werden würden und für diesen Fall wollten einige Kleinhändler doch die günstige Gelegenheit wahrnehmen. Die gepfändeten Kohlen wurden dann auch gar bald verkauft, zwar nicht gerichtlich, sondern privatim von dem Empfänger, der sich mit dem Absender bald geeinigt hatte, und er wurde nun die früher gepfändeten Kohlen reißend los, denn jeder glaubte, der Verkauf stehe im Zusammenhange mit der gerichtlichen Pfän­dung; der Preis war auch etwas niedriger, als der sonst wohl übliche, was sich sehr einfach aus dem Umstande erklärte, daß der Empfänger der Kohlen die Transportkosten nach seinem Lager plage sparte. In fürzester Zeit war das ganze, nicht un­bedeutende Quantum Kohlen verkauft, zum nicht geringen Aerger der Konkurrenten, von denen sogar erzählt wurde, der glückliche Verkäufer habe von seinem Lagerplate noch mehrere Fuhren Brestohlen herbeifahren lassen, um sie unter der günstigen Konjunktur in der Nähe der Ueberbleibsel eines früheren Gerichtsfiegels zu verkaufen. Vielleicht läßt nächstens Jemand seine Waarenvorräthe, wenn das Geschäft schlecht geht, zum Zwecke der Reklame vom Gerichtsvollzieher versiegeln.

Der im Prozeß Ihring- Mahlow freigesprochene Tischler Berndt ist wegen einer darauf bezüglichen Nieder­

da er

schrift zu vier Wochen Gefängniß verurtheilt worden. Berndt, der in Folge seiner politischen Gesinnung von vielen Arbeits gebern auf die schwarze Liste" gesezt worden ist, war infolge deffen wochenlang arbeitslos. Vor furzer Zeit war es ihm endlich geglückt, ein Unterkommen zu finden. Unter Darlegung dieser Sachlage und mit dem Hinweis auf die lohnende Weih nachtsarbeit reichte nun der Verurtheilte ein Gesuch um Straf aufschub ein. Befürwortet wurde es außerdem noch von dem Berndt beschäftigenden Meister. Eine gestern dem Genannten zugegangene Buschrift des ersten Staatsanwalts am Land­gericht weist jedoch das betreffende Gesuch als unbegründet und nicht erfüllbar zurück. Am legtvergangenen Montag wurde Berndt zwei Mal auf offener Straße polizeilich sistirt. Ge funden wurden bei ihm eine Anzahl Bons für die Familien der Ausgewiesenen" und verschiedene Briefschaften; letztere wurden Berndt am Dienstag wieder ausgehändigt.

Die Liquidation über den verbotenen Arbeiter- Bezirks­verein Süd- Ost" ist, wie das Polizeipräsidium bekannt macht, beendet.

Die Höhe der Kur- und Verpflegungskostenfäße, zu deren Zahlung bezw. Uebernahme der Berliner   Armenverband den Krankenhäusern gegenüber kontraktlich verpflichtet ist, bes tragen für einen Kommunalfranken pro Tag 1. in der tönigl Charitee: a) für einen Erwachsenen( förperlich Leidenden) 1,75 Mart, b) für ein Kind unter 12 Jahren 1,25 M., c) für einen Geisteskranken 3 M. Für die heilbaren ortsangehörigen Armen- Geisteskranken hat die kgl. Charitee auf eigene Kosten zu sorgen. Außerdem hat dieselbe nach einer Kabinetsordre vom 6. Juni 1835 der Berliner   Kommune 100 000 freie Ver pflegungstage, diefe jedoch nur für körperliche Kranke zu ge währen; 2. in der fgl. chirurgischen Universitätsklinik betragen die Säße a) für einen Erwachsenen 1,75 M., b) für ein Kind unter 12 Jahren 1,25 M.; 3. im Diakonissenhause Bethanien, 4. in der Dr. Brecht'schen und Prof. Dr. Hirschberg'schen Augentlinit, 5. im Lazarus- Krankenhause und im Augusta Hospital, 6. im Krankenhause Moabit   und 7. im städtischen allgemeinen Krankenhause Friedrichshain  , ad 3-7 wie ad 2, 8. im St. Hedwigs- Krankenhause und 9. im Elisabeth- Kranken­hause a) für einen Erwachsenen 1,75 M., b) für ein Kind unter 14 Jahren 1,25 M., 10. im Elisabeth- Kinderhospital für jedes Kind 1 M.

Eine der unbequemsten Pferdebahnhaltestellen ist zweifellos die am Leipzigerplaß. Bei jedem auf dem Potsdamer  Bahnhofe ankommenden Buge fahren zahlreiche Droschten von dort durch die Leipzigerstraße und so kann man fast stündlich das Schauspiel beobachten, daß an der erwähnten Haltestelle ein halbes Dußend und mehr Droschten zwischen dem haltenden Pferdebahnwagen und dem Trottoir hindurchfahren, die an der Haltestelle befindlichen Personen, wenn sie im Begriffe find, den Wagen zu besteigen, immer wieder zurückschrecken und namentlich Frauen und Kinder in die größte Aufregung ver setzen. Drei, vier Pferdebahnwagen halten dann hinter ein ander, aber feiner kann weiter fahren, weil die Passagiere weder ein- noch aussteigen können. Die beiden um den Platz herum führenden Straßen find natürlich von jedem Verkehr frei. G wäre doch in der That wünschenswerth, wenn auch sie zur Entlastung der Leipzigerstraße an der erwähnten Stelle stärker berangezogen würden.

sich das Lachen nicht mehr verbeißen konnte; ein Anderer zog sein Taschentuch und räusperte sich ge­räuschvoll.

Lantin war ganz roth geworden, aber er sagte doch mit

Die Canaria  ", Verein für Liebhaber und Züchter des Kanarienvogels in Berlin  , veranstaltet auch in diesem Jahre wieder eine große allgemeine Ausstellung von Kanariens vögeln und sonstigen auf Bucht und Pflege derselben Bezug habenden Gegenständen, vom 10. bis intl. 14. Dezember cr. in der 1. Etage des Hauses Leipzigerstraße 94. Mit dieser Aus stellung ist eine Lotterie von 400 guten Kanarienhähnen ver bunden, zu welcher 4000 Loose à 1 M. ausgegeben werden und ist der Generalvertrieb derselben dem Mitgliede Herrn Kauf­mann Hoffschild, Alexanderplatz   70, übertragen worden.

Der Inhaber eines Geschäfts in der Wallstraße hatte bemerkt, daß ihm in den legten Monaten von seinem Lager verschiedene Gegenstände, insbesondere Taschenbürsten abhanden gekommen waren. Er richtete den Verdacht gegen seinen Haus Siener und wurde in der Behausung des letteren bei der vor genommenen Durchsuchung eine ganze Sammlung der verschie densten Artikel, insbesondere Portemonnaies, Bigarrentaschen, Bilderbücher, Messer u, s. w. gefunden. Der ungetreue Haus diener hat eingeräumt, daß er in mindestens 300 Fällen seinen Prinzipal bestohlen und die entwendeten Gegenstände, deren Werth 1000 M. übersteigen dürfte, dem bereits wegen Dieb stahls und Hehlerei vorbestraften Hausdiener Lene verkauft hat. Beide sind verhaftet worden.

Verhaftet wurde ein ehemaliger Juſtizanwärter, welcher unter dem Vorgeben, fich behufs Erlangung einer Stellung im Reichstage vorstellen zu müssen, verschiedene Personen um Kleidungsstücke beschwindelt hat.

Bei einer, der Prostitution ergebenen, älteren Frauensperson, welche am 5. d. M. im angetrunkenen 3 stande aufgegriffen wurde, ist eine neufilberne Ankeruhr mit gelbem Rand und der Nummer 19", und defekter gelber Schlangenkette vorgefunden worden, über deren Erwerb sie sich nicht ausweisen konnte. Der eventuelle Eigen thümer kann sich bei dem Kriminal- Kommiffariat Bimmer 85 melden.

Polizeibericht. Am 16. d. M. früh wurde an dem Gitter des Hamburger Bahnhofs ein etwa 35 Jahre alter Mann er hängt vorgefunden und nach dem Leichenschauhause gebracht.

sich so leicht, so verjüngt

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er blickte zur Vendôme- Säule

auf und hatte nicht übel Lust, an ihr wie an einer Kletter stange emporzuklimmen.

Er frühstückte in einem sehr eleganten Restaurant großer Ruhe und Bestimmtheit:" Gut, ich werde sie Ihnen und trank dazu Wein, von dem die Flasche zwanzig Frants

bringen."

Er nahm einen Wagen und fuhr nach Hause, um die übrigen Schmucksachen zu holen.

Als er eine Stunde später wieder in den Laden des Juweliers trat, hatte er noch immer nicht gefrühstückt.

Nun wurden die einzelnen Gegenstände, Stück für Stück,

geprüft und nach ihrem Werthe abgeschätzt. Fast alle waren in diesem Juwelengeschäft gekauft worden.

Jetzt stritt Lantin schon, wenn ihm etwas zu niedrig abgeschäßt schien; jetzt ereiferte er sich, verlangte, daß man ihm die Verkaufsbücher vorlege und er sprach immer lauter, je größer die Summe wurde.

toftete.

Dann miethete er sich einen Wagen und fuhr spazieren. Mit einer gewissen Berachtung blidte er auf die Infaffen der Equipagen und bezwang mit Mühe sein inneres Ver langen, den Passanten zuzurufen:" Seht mich nur an!

tausend Franks!"

zu

Endlich dachte auch wieder an seinen Dienst im seinem Abtheilungschef und sagte: Mein Herr! Ich komme, um meinen Abschied zu geben. Ich habe dreimalhundert tausend Franks geerbt." Dann brückte er seinen bisherigen Die beiden großen in den Ohren getragenen Brillanten Kollegen die Hand zum Abschied und theilte ihnen mit,

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waren zwanzigtausend Franks werth, die Armbänder fünf­unddreißigtausend, Brochen, Ringe nnd Medaillons sechs­

welche Pläne er für die Zukunft habe.

Halsband zu veräußern, bin ich bereit, Ihnen die gestern zehntausend, ein Schmuck von Smaragden und Saphiren Tische saß ein Herr neben ihm, der ihm außerordentlich

dafür verabredete Summe zu zahlen."

Gewißgewiß," murmelte der Beamte.

Der Juwelier nahm an achtzehn große Banknoten aus seinem Geldschrank, zählte sie nach, reichte sie Lantin, der eine kleine Quittung unterschrieb nnd mit zitternder Hand das Geld in seine Tasche schob.

Als er schon an der Thüre war, wandte er sich noch einmal zu dem immer noch lächelnden Kaufmanne um, und, die Augen nicht vom Boden erhebend, sagte er: Ich ich habe noch noch andere Schmuckfachen fie haben alle denselben Ursprung. Würden Sie die ebenfalls faufen?"

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Der Juwelier machte eine zustimmende Verbeugung Gewiß, mein Herr!" Einer der Kommis mußte schnell in ein hinter dem Laden gelegenes 3immer gehen,

Im Café Anglais" nahm er das Diner ein; bei vierzehntausend, ein an goldener Kette hängender Solitär vornehm erschien und er konnte dem Verlangen nicht er ihm denn mit einer gewissen koketten Nonchalance Der Juwelier fonnte sich nicht enthalten, mit spöttischem mit, daß er soeben viermalhunderttausend Frants ge

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vierzigtausend Franks die Gesammtsumme belief sich auf hundertsechsundneunzigtausend Franks.

widerstehen, sich demselben anzuvertrauen.

erbt habe.

nicht im Theater und die Nacht verbummelfe er ebenfalls 3um ersten Mal in seinem Leben langweilte er fich

Lächeln zu bemerken: Na, das scheint von Jemandem her­zurühren, der seine sämmtlichen Ersparnisse in Brillanten und Schmuck angelegt hat." Lantin erwiderte mit Seelenruhe: Es ist auf recht amüsante Weise. schließlich eine Art, wie jede andere auch, sein Geld anzulegen." Dann ging er, nachdem Kaufmann verabredet, daß am nächsten Tage noch eine

gut

Sechs Monate später verheirathete er sich zum zweiten er mit dem Mal. Seine neue Gattin hatte einen trefflichen Charakter, Besichtigung und Abschäzung durch andere Sachverständige ihrer Tyrannei zu leiden, aber als sie starb, hinterließ fie war aber ein zänkisches Geschöpf und er hatte viel unter

erfolgen und daß dann der Kaufpreis ausgezahlt wer den solle.

Als er sich wieder auf der Straße befand, fühlte er

ihm keinen falschen Schmuck".

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