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abzuhalten, hat in Berlin bekanntlich in gewisser Art Nachahmung gefunden. Einige Pastoren, die von der Ansicht ausgehen, daß der gesunkene Glaubensmuth am besten durch Gottesdienste im Freien" wieder aufgefrischt werden tönne, veranstalten von Zeit zu Zeit für ihre Gemeinden fromme Zusammenkunfte unter freiem Himmel, und feine Behörde hat etwas Dagegen. Auch der Herr Pastor Witte gehört zu den geistlichen Hirten", welche welche auf dieses Mittelchen nicht ver zichten und so hielt er am 5. September dieses Jahres für die Mitglieder der„ Golgathagemeinde" eine solche Versammlung ab. Mitten in seinen erbaulichen Worten wurde der Redner plöglich gestört; aus dem offenen Fenster des ersten Stockwerks eines Nachbarhauses tamen Töne., drang Mufit. Aber es war fein Sphärengesang, teine Engelsmufit: die lustigen Weisen eines Wiener Walzers wurden durch die Tatte eines gerade beliebten Gaffenhauers abgelöst. Der geistliche Herr und seine weibliche und männliche Zuhörerschaft nahm ein Aergerniß und
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reicht werden. Nachdem noch einige Redner in ähnlichem Sinne gesprochen hatten, erfolgte der Schluß der Versammlung unter ochrufen auf die Einigkeit der Arbeiter.
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Fachverein der Rohrleger. In der legten Vereinsversammlung hielt der Vorsitzende des Vereins eine Ansprache an die Mitglieder, in welcher er auf die Thätigkeit des Vereins im legten Jahre hinwies. Er theilte mit, daß der Verein zur Zeit 71 Mitglieder zählt. Hierauf erstattete der Kassirer den Kaffenbericht; demnach beträgt der jeßige Kaffenbestand 123 M. Bei der alsdann vollzogenen Vorstandswahl wurden gewählt die Herren Becker und Frisch zu Vors fißenden; Recker und Kockel zu Schriftführern; Krebs und Hirsch zu Kassirern und Tolksdorf, Glave und Linke zu Revi foren. Ferner wurden zu Kommissionsmitgliedern gewählt die Herren Voigt, Schuster, Kupplich, Neumann, Rosemann, Krohn und Hauf. und Hauf. Das Arbeitsnachweisebureau befindet sich jetzt Dresdenerstr. 48 im Lokale des Herrn Genrich. Fachverein sämmtlicher im Drechslergewerk beschäf Dienstag, den 23. November, Abends 8 Uhr, im Lokale des Herrn Wohlhaupt, Manteuffel straße 9, Mitgliederversammlung. Tagesordnung: 1. Bericht des Vorstandes betreffend die Antwort der hiesigen Drechslerinnung auf die im Fachverein am 7. Oktober d. J. gefaßte Re solution. 2. Die Fachkommission und deren Werth zur Erzielung befferer Arbeitsbedingungen. 3. Wahl der Knopfarbeiter Fachkommission. 4. Wahl von zwei Vorstandsmitgliedern.. 5. Verschiedenes und Fragekasten. Aufnahme neuer Mitglieder. Gäste, durch Mitglieder eingeführt, haben Zutritt. Der Vorstand ersucht alle Mitglieder, die Agitation für den Verein rege zu betreiben, für Anwerbung neuer Mitglieder nach Kräften zu wirken und die Vereinsversammlungen regelmäßig zu besuchen. Bur Entgegennahme von Beiträgen ist der Kassirer Herr Buchmann jeden Sonntag Vormittag von 10 Uhr an im Lokal Naunynstr. 78 parterre anwesend.
den Spieler, einen Bankeleven B. bei der Staatsanwaltschaft. Dieselbe sah in dem Klavierspiel bei offenem Fenster während des Gottesdienstes einen groben Unfug" und deshalb stand gestern der Liebhaber der Strauß'schen Melodien vor dem Richter. Er vertheidigte fich auf einfache Art: er sagte, er hätte keine Ahnung von der frommen Feier in seiner Nähe gehabt. Da ihm das Gegentheil nicht bewiesen werden fonnte, so sprach ihn der Gerichtshof frei. Dieser merkwürdige Kriminalfall" gehört jedenfalls auch in das Register der Beitgeschichte.
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Reichsgerichts Entscheidung. Leipzig , 19. November. Der Reichstagsabgeordnete Bebel beschäftigte gestern wieder das Reichsgericht und zwar handelte es sich um die bekannte Mannheimer Angelegenheit. Mitte Juli v. J. war Bebel nach Mann heim gekommen und hatte vielfach Verkehr mit den dortigen Sozialdemokraten gehabt. Da auch weitere Kreise der sozialisti schen Partei den Abgeordneten Bebel zu hören wünschten, aber befürchtet werden mußte, daß die Polizei einer Versammlung in einem Lokale Schwierigkeiten bereiten werde, so wurde beschlossen, daß am Sonntag, den 19. Juli, ein Spaziergang nach der von Mannheim etwa eine Stunde entfernten Neckarpige, einer ziemlich versteckt liegenden Wiese stattfinden solle. Dies geschah denn auch und die 80-100 dort zusammenge tommenen Sozialdemokraten ließen sich von Bebel über die Stellungnahme seiner Partei zu der Dampfersubventionsvor lage, über die Bollpolitik u. f. re. Vortrag halten. Auch andere Herren traten noch als Redner auf. Später wurde diese Versammlung der Polizei bekannt und es wurde gegen Bebel, Dreesbach, Willig und Reichert Anklage auf Grund der§§ 10 und 13 des badischen Vereinsgesetzes erhoben. Dieses Gesetz gleicht im allgemeinen den in anderen deutschen Staaten bestehenden Vereinsgefeßen, wie sie die Zeit nach 1848 gezeitigt hat, nur macht es einen Unterschied zwischen einfachen Versammlungen und Volksversammlungen. Danach können Versammlungen von Jedermann und überall ohne Erlaubniß der Polizei einberufen werden, zu Volksversammlungen aber, namentlich auch zu solchen unter freiem Himmel ist die Erlaubniß der Polizei erforderlich. Das Landgericht nahm nun zwar an, daß Bebel und Dreesbach als Veranstalter, Leiter und Redner, die anderen beiden Angeklagten nur als Redner thätig gewesen waren, sprach sie aber frei, weil die Versammlung nicht als Volksversammlung anzusehen gewesen fei. Der Staatsanwalt legte dagegen Revision ein, die vom Oberlandesgerichte Mainz , als oberstem hessischen Gerichtshofe für begründet erachtet wurde, indem dasselbe ausführte, die fragliche Versammlung sei eine Volksversammlung gewesen, weil wenigstens 80 Personen daran theilgenommen und weil der Butritt nicht nur ganz bestimmten Versonen freigestanden habe. Daraufhin verurtheilte dann das Landgericht Mannheim Bebel und Dreesbach zu 50, die übrigen Angeklagten zu 26 M. Geldftrafe. Die Revision' sämmtlicher Angeklagten, welche gestern ben ersten Straffenat des Reichsgerichtes beschäftigte, rügte in Der Hauptsache prozessuale Mängel, was allein die Zuständigkeit des Reichsgerichtes begründete. Indirekt wurde auch Verlegung des Begriffes Volksversammlung" gerügt. Die Ausführungen des Oberlandesgerichts waren jedoch nach Anficht des Reichs anwalts so flare, daß er die Revision als unbegründet bezeichnete. Die prozessualen Rügen wurden, ebenso wie die materiellen, vom Reichsgerichte für unbegründet erachtet und es verwarf
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deshalb die Revision.
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frankheiten und Diskussion, nicht stattfinden und wurde zu Puntt 3: Verschiedenes geschritten. Nach den Ausführungen mehrerer Redner macht es sich immer bemerkbarer, wie nothwendig ein festes Busammenhalten der Berufsgenossen ist. Ein Redner theilte mit, daß in der Werkstatt von Biedermann und Cernikow 15 M. Lohn pro Woche gezahlt würde und bei einer 13stündigen Arbeitszeit die tüchtigsten Gehilfen 21, ausnahmsweise 24 m. verdienten. Troßdem sei den Arbeitern eine Lohnreduzirung von 20 pCt. in Aussicht gestellt worden. Es wurde beschlossen( da fich die Gehilfen diese Lohnreduktion nicht gefallen laffen werden), falls die genannte Firma Arbeiter durch Zeitungsinserate zu engagiren versuchen sollte, eine Gegenannonze einrücken zu lassen. Daß aber auch in mehreren anderen Werkstätten sehr glänzende" Bustände herrschen, bewiesen die Ausführungen einiger Redner. So wurde mitgetheilt, daß z. B. bei Bonsac 14 Lehrlinge und keine Gehilfen beschäftigt find. Bei Schiebeck und Plenz Plenz follen seit einiger Zeit die Gehilfen auf" Mitnahme" untersucht werden. Sehr gerügt wurden noch die in verschiedenen Werkstätten eingeführten sehr hohen Strafgelder", welche bei der Firma Naglo bis 1 M. betragen sollen. Es wurde darauf aufmerksam Naglo bis 1 M. betragen sollen. Es wurde darauf aufmerksam gemacht, dafür zu sorgen, daß diese Strafgelder nur im Inter effe der Gehilfen verwendet werden. Alsdann wurde gerügt, daß in der Werkstatt von Krüger leider bis 10 Uhr Abends gearbeitet würde, statt die leeren Pläge beseßen. Zu bedauern sei es, daß einige Kollegen selbst aus eigenem Antriebe die Arbeitspreise so weit wie möglich herunterbringen. Die Beschlußfaffung über den von einem Mitgliede gestellten Antrag: Im Norden Berlins eine Wanderversammlung abzuhalten", wurde bis nach Weihnachten vertagt. Ferner wurde beschloffen, nach Weihnachten möglichst Mitglieder zu fachwissenschaftlichen Vorträgen heranzuziehen. Die irrige Angabe der Deutschen Metallarbeiter- Zeitung", den hiesigen Fachverein als Bahlstelle des Verbandes aufzuführen, beantragte Herr Schramm zu be richtigen, da der Verein ein selbstständiger Fachverein sei und hierselbst außer dem Verein eine Zahlstelle des Verbandes eristire. Herr Salbach machte auf das am 4. Dezember stattfindende erste Stiftungsfest aufmerksam und bat um recht rege Betheiligung der Kollegen an demselben. Nachdem der Fragekasten erledigt, schloß der Vorsitzende, Herr Spieß, die Versammlung um 12 Uhr.
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Der Fachverein der Steindrucker und Lithographen hielt am Donnerstag, den 18. d. M., bei Gratweil, Kommandantenstr 77-79, eine gut besuchte Versammlung ab, in welcher der Vorsitzende des Vereins einen mit Beifall aufgenom menen Vortrag über einen von Herrn G. Blunt verfaßten, in der Lithographia " Nr. 27 und 28 abgedruckten Artikel" hielt. Dieser Artitel enthielt in seiner Einleitung folgendes:" Es ist erquidend, in einer Zeit, wo der Herd der Streits fortwährend durch die sogenannten Fachvereine mit sozialdemokratischer Schablone gehörig geheizt und anstatt Versöhnung steter Unfrieden zwischen Arbeitnehmer und Geber in efelhaft gehäffiger Weise gefäet wird, wieder einem Fefte zu begegnen u. f. m." Dieser Artikel war anläßlich der Feier eines 50jährigen Steindruckerjubiläums geschrieben. Der Herr Vortragende entledigte fich seiner Aufgabe in durchaus sachlicher Weise und wies dar auf hin, daß man sich eigentlich nicht zu wundern brauche, wenn ein ehemaliger Apostel der Hirsch- Dunder'schen Gewerkvereine die Gelegenheit benußt, zu einer Zeit, wo man von allen Seiten ein scharfes Augenmerk auf die Fachvereine hat, diese zu denunziren. Wer heizt denn den Herd der Streits? fragt Redner. Doch nicht etwa die Arbeiter oder die Fachvereine. Nein, die heutige Produktionsweise und ihre schädliche Einwirkung auf die soziale Stellung der Arbeiter ist Ursache des Streifs. Der Arbeiter wisse sehr wohl, daß ein Streik ein zweischneidiges Schwert ist und erst als legtes Mittel zu betrachten sei. Der Arbeitslohn regele sich nach Angebot und Nachfrage. Man könne doch dem Arbeiter nicht zumuthen, daß er seine Arbeitsfraft um jeden Preis losschlägt; ein Börsianer gehe auch nicht zur Börse, wenn ihm der für seine Papiere gebotene Preis nicht günstig erscheint. Der aufgeklärte Arbeiter ist überzeugt, daß durch einen Streit, wenn er auch noch so günstig für den Arbeiter ausfällt, die Nothlage der arbeitenden Bevölkerung nicht dauernd gebessert werden kann. Er ist aber ferner überzeugt, daß durch Einführung eines gefeßlichen Normalarbeitstages, welcher Produktion und Konsumtion regelt, dem Arbeiter sehr geholfen werden kann, weil dadurch die Arbeitslosigkeit gelindert und Arbeitsgelegenheit geschafft wird. Bei Lohnabzügen weise man den Arbeiter immer darauf hin, daß die Konkurrenz auf dem Weltmarkt dies erfordere. Man möge aber auch einmal ernstlich daran denken, ob dieses beliebte
Soziales und Arbeiterbewegung. Konturens auf dem Weltmarkt dies erfordere. Man möge
die in der Buchdruckerei des Herrn Professor G. Langen Sur Buchdruderbewegung. Am 1. November stellten scheidt, Halleschestr. 17, beschäftigten Seßer und Maschinenmeister die Arbeit ein, da der betreffende Prinzipal den neuen Tarif nicht in allen Punkten anerkennen wollte und dem Ersuchen, fich der allgemeinen Regelung der Arbeitszeit an zuschließen, ein ffategorisches Rein" entgegenstellte. Herr L. hat in seinem Geschäfte die sogenannte englische" Arbeitszeit eingeführt, und zwar von 7 Uhr früh bis 5 Uhr Abends, bei Stunde Frühstück und Stunde für Mittag. Die vom Berliner Gehilfenverein angenommene englische" Arbeitszeit ist von 7-5 Uhr, bei ¼ Etde. für Frühstück und Stde. für Mittag. Herr L. weigerte sich, diese Seit einzuführen, da er dadurch täglich Stunde per Arbeiter verlieren würde. Daß die eng lische Arbeitszeit anstrengender ist, als die gewöhnliche, dies be streitet Herr L. Man schlug ihm dann vor, die gewöhnliche
Mittel nicht endlich zum Ruin der Induſtrie führen muß.
Das Märchen von der sozialdemokratischen Schablone" charafterisire den Herrn Artikelschreiber am besten; er will dadurch glauben machen, die Fachvereine treiben Politik. Erst hätte er doch die Nase in die Statuten der Fachvereine stecken sollen; bei letteren sei es nicht so, wie bei den hirsch- Duncker'schen Gewerkvereinen. Im Statut sei ertra darauf hingewiesen, daß Politik vollständig ausgeschlossen sei. Dem Fachverein ist jeder Kollege angenehm, ob er antisemitisch, sozialistisch oder deutschfreifinnig gefonnen. Es handelte sich einfach um die Interessen der Gewerkschaft; hier sei ein Jeder berufen, mitzuarbeiten. Referent schloß mit den Worten: Lassen Sie uns auf ruhigem, gesetzlichem Wege suchen, unsere Interessen zu vertreten und die Schmußkonkurrenz zu beseitigen.( Lebhafter Beifall.) In der Diskussion, an der sich mehrere im des
Arbeitszeit, das heißt mit einer Mittagspause von 1-2 Stunden, tragenden betheiligten, wurde auf die sogenannte armonie einzuführen. Da erwiderte er, daß er dann Abends zu viel zwischen Kapital und Arbeit" noch besonders hingewiesen, welche
Gas verbrennen würde. Da Herr 2. jede weitere Unterhandlung ablehnte, legten vier Sezer und zwei Maschinenmeister die Arbeit nieder; zwei Seger und ein Korrektor blieben stehen;
oftmals darin besteht, daß man die älteren Arbeiter einfach entläßt und durch junge Arbeitskräfte ersetzt. Hierauf gelangte folgende Resolution einstimmig zur Annahme: Die heute tagende Ver
einer der stehen gebliebenen Seger ist Nichtvereinsmitglied, fammlung des Fachvereins der Steindruder und Lithographen"
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protestirt ganz entschieden gegen die dem Verein in der„ Litho graphia " Nr. 27 und 28 durch Herrn G. Blunt unterschobenen Tendenzen und erblickt darin eine grundloſe Verdächtigung. Die Kollegen Berlins werden nach wie vor unentwegt zu dem Fachverein halten, indem sie nur hierin eine Förderung ihrer Intereffen erblicken." Hierauf wurde mitgetheilt, daß der unentgeltliche Arbeitsnachweis des Vereins sich bei Splettstößer, Weinbergsweg 15 b, befindet. Ferner wurde beschlossen, im Monat Februar ein Winterfest zu feiern. Nach Erledigung einiger Fragen wurde die Versammlung geschloffen. Die nächste Versammlung findet am 16. Dezember in demselben Lokale ftatt.
während sämmtliche Ausgetretene und auch die anderen zwei stehen gebliebenen Arbeiter dem Unterstüßungsverein deutscher Buchdruder angehören. Herr L. verklagte nun die sechs Arbeiter beim hiesigen Gewerbegericht wegen Nichteinhaltung der tontrattlich bedungenen achttägigen Kündigungszeit auf einen Schadenersatz von 20-30 M., je nach dem achttägigen Durchschnittsverdienste der Betreffenden. Fünf der Beklagten waren erschienen, dem Sechsten fonnte die Vorladung wegen Un auffindbarkeit nicht zugestellt werden. Der den Termin leitende Beamte schlug eine Strafe von 10 M. pro Mann vor, womit wäre ihm nicht um das Geld zu thun, sondern er wolle sein Recht haben. Die Verklagten erklärten jedoch kurz und bündig, daß fie fich darauf nicht einlaffen wollen. Dieselben wurden daher zum Schadenersaß und Tragung der Kosten des Ver fahrens verurtheilt, wogegen fie jedoch Berufung beim fönigl. Amtsgericht eingereicht haben. Bezeichnend für die Geschäftstattit des Herrn L. dürfte es sein, daß in seinem Geschäft auf Sechs Setzer a cht Lehrjungen entfallen. Als einer dieser Lehrlinge am 1. Oftober seine Lehrzeit beendet hatte, erklärte ihm der Sohn des Prinzipals, daß er ihn nicht freisprechen könne, da er noch nicht genug gelernt habe! Er stellte ihm die Alter native entweder noch zwei Monate nachzulernen, oder aber er würde ihn freisprechen und gleich entlassen. Der junge Lohnkommiffion vollzogen und die Gewählten ermahnt, mit
Mann, wahrscheinlich aus Furcht, keine Stelle zu finden, er= tlärte sich bereit, sich zwei Monate länger ausnußen zu
Vereine und Versammlungen.
gischer und anderer Instrumentenmacher hielt am Mittwoch, Der Fachverein der Mechaniker, Optiker, Uhrmacher, chirur ben 17. November, eine sehr zahlreich besuchte Mitgliederver sammlung in Nieft's Restaurant, Kommandantenstr. 71 72 ab.
Charlottenburg , 17. November. Eine öffentliche Versammlung der Maurer Charlottenburgs und Umgegend tagte hier am 15. d. M. im Lokale des Herrn Megelin, Wilhelmsplat 1. Zunächst erstattete die Lohnkommission ihren Rechenschaftsbericht. Hiernach betrugen die Einnahmen 445,50 M. Hiervon wurden verausgabt: an die Bimmerer Berlins 100 M., an die Töpfer Berlins 50 M., für die Agitationskommission 100 M., sonstige kleinere Ausgaben 7,10 M. In Summa 257,10 M. Der Kaffenbestand beträgt demnach zur Zeit 188,40 AlsMart. Dem Saffirer wurde hierauf Decharge ertheilt. dann wurde die Neuwahl einer aus 7 Mitgliedern bestehenden demselben Eifer ihres Amtes zu walten, wie ihre Vorgänger. Darauf sprach Herr Grothmann über die Arbeitsverhältnisse im Maurergewerbe in der Vergangenheit und Gegenwart. Er forderte auf, die Arbeitszeit so viel als möglich zu verkürzen, um den vielen Arbeitslosen Arbeitsgelegenheit zu verschaffen. Herr Blaurock aus Berlin sprach in demselben Sinne; er fritifirte alsdann die heutigen Innungsbestrebungen und sprach über die Ursachen der in lezter Zeit so häufigen Hauseinstürze. Er führte u. A. aus, daß die Schuld hieran nicht allein auf Seiten der Arbeitgeber liegt, sondern die Arbeiter selbst hieran mits
Wegen Richtanwesenheit des Herrn Dr. Arndt tonnten die schuldig seien. Durch festes Zusammenhalten der Arbeiter im beiden ersten Punkte der Tagesordnung: Vortrag über Berufs- Baugewerbe könnte viel zur Verhütung dieser Uebelstande er
* Unterstützungsverein deutscher Schuhmacher. Montag Abend 8 Uhr Versammlung bei Säger, Grüner Weg 29. Tagesordnung: 1. Vortrag des Herrn Dr. Benkendorff über Galileo Galilei . 2. Die Fachschule. Gäste find willkommen.
Vereinigung deutscher Stellmacher. Montag, den 22. No vember, Abends 8 Uhr, Versammlung in Heise's Salon, Lichtenbergerstraße 21. Tagesordnung: 1. Abrechnung des Unterstüßungsfonds. 2. Wahl eines Schriftführers. 3. Ver schiedenes und Fragekasten.
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Die öffentliche Tischlerversammlung, welche in der Sonnabendnummer angekündigt wurde, findet am Montag Abend 8 Uhr, in Sanssouci ", Kottbuserstraße 4a, bestimmt statt. Zentral- Kranken- und Sterbekasse der Tischler c. heute( Sonntag) Nachmittag 4 Uhr Versammlung im Lokale des Herrn Knorr in Mariendorf . Tagesordnung: 1. Abrech nung. 2. Erläuterung des Kranken- und Hilfskaffengesetes. 3. Welche Kaffen sind für den Arbeiter und Handwerker die geeignetsten. Jedermann hat Zutritt.
In der freireligiösen Gemeinde spricht heute, Sonne tag, Vormittags 10 Uhr, Rosenthalerstraße 38 Herr Schäfer über das Thema:" Eine Lebensbetrachtung zum Todtenfest". Zutritt steht Gästen frei. Zutritt steht Gästen frei. Am Montag Abend 8 Uhr findet Niederwallstraße 20 eine geschäftliche Versammlung der Mitglieder statt.
Unterstüßungsbund der Hausdiener Berlins . Montag, den 22. November, Abends 9 Uhr, bei Nieft, Komman bantenstr. 71-72, Versammlung. Tagesordnung: 1. Mit theilungen. 2. Der gegenwärtige Stand des Bundes und seine nächste Aufgabe. Referent: Oswald Grauer. 3. Wahl eines Beisigers. 4. Aufnahme neuer Mitglieder, Fragekasten. Gäste willkommen.
Verein der Einsetzer( Tischler). Außerordentliche Generalversammlung Sonntag, den 21. d. M., Vormittags 10 Uhr, Neue Friedrichstr. 44.
Zentral- Kranken- und Begräbnißkasse für Frauen und Mädchen( E. H. Nr. 26). Deffentliche Versammlung Montag, den 22. November, Abends 8 Uhr, Oranienstr. 180, in Klein's Restaurant. Vortrag des Herrn Stadtv. Gördi: " Unsere Krantenfassengesetzgebung." Herren haben als Gäste Butritt.
Ortskrankenkasse der Korbmacher. Generalversammlung am Montag, den 22. November, Abends 7 Uhr, Adalbertstraße 21, bei Otto. Tagesordnung: 1. Wahl. 2. Statutenänderung(§ 13). 3. Verschiedenes.
Verein zur Wahrung der Interessen der in der Hutfabrikation beschäftigten Arbeiter. Montag, den 22. Novbr., Abends 8 Uhr, im Lokal des Herrn Jacob, Bartelstr. 1, Ver sammlung. Tagesordnung: Vortrag, Diskussion, Verschie denes, Fragekasten.
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Gesang- und gesellige Vereine am Sonntag. Männergefangverein Firmitas". Abends 6 Uhr in der Urania ", Wrangelstr. 10: Vokal und Instrumentalfonzert. Verein " Lebensfreude". Abends 7 Uhr Unterhaltungsabend in Keller's Salon, Koppenstraße 35.
Gesang, Turn- und gesellige Vereine 2c. am Montag. Gesangverein Männerchor Linde" Abends 8 Uhr Naunyn straße 70 bei Stab. straße 70 bei Stab.-Männergesangverein Schneeglöckchen" Abends 8 einhalb Uhr im Restaurant, Naunynstr. 78. Turna verein Hasenhaide"( Lehrlingsabtheilung) Abends 8 Uhr Dieffenbachstr. 60-61. Bitherklub Amphion" Abends 8 eins halb Uhr im Kurfürstenkeller", Poststr. 5.
Kleine Mittheilungen.
Trier , 18. November. Auf den von Saarbrücken kommen den um 11 Uhr hier einlaufenden Personenzug wurde beim Baffiren einer Brücke kurz vor der Station Trier geschossen. Die Kugel durchbohrte beide Fenster einer gut besetzten Wagenabtheilung.
Hauseinsturz. Köln a. Rh., den 17. November. Zu unserer gestrigen Mittheilung schreibt uns ein Leser ausführ licher: Schon wieder hat die neue billige Baukunst ihre Opfer gefordert. Heute Nachmittag 3 Uhr stürzte in der Neustadt ein neuerbautes Hinterhaus zusammen. Dasselbe war vier Stock hoch und bereits soweit fertiggestellt, daß die Zimmerleute am andern Tage das Dach anfstellen sollten. Ich war zufällig dicht dabei beschäftigt. Mit einem Male höre ich ein donnerartiges Getöse, ich dachte erst, daß ein schwerer Steinfarren tippte. Da hörte ich auch schon, wie Einer sagte, daß ein Haus eingestürzt wäre. Ich begab mich sofort dorthin. Der Anblick war gräßlich; ein Chaos von Steinen und Brettern, weiter war nichts zu sehen. Ein Maurer wurde von Anderen fortgeschleppt, und unten im Grunde lagen noch ein paar Andere, von denen einem der Arm an der Schulter sozusagen abge brochen war. Mehrere lagen noch unter den Trümmern. Es standen nur noch die Kellermauern, alles Andere war eingestürzt. Die Maurer waren, wie ich hörte, eben dabei gewesen, die Roll schicht oben aufzuseßen. Die Feuerwehr war sofort zur Stelle und begann die Nachsuchungen. Abends 6 Uhr wurde der legte Todte, ein Schreiner, der schon am Fußbodenlegen war, herausgeholt. Sechs Mann sollen ihren Tod gefunden haben. Die Maurerarbeiten sind, wie ich erfahre, vom Maurer - oder Baumeister( wie die Herren fich gerne nennen hören) Boden heim ausgeführt. Es ist überhaupt ein trauriges Wesen mit der Bauarbeit in Köln . Die Arbeiten werden zu den allerniedrigsten Preisen angenommen und dann zurecht gepfuscht. Wenn hier die Woche fünf Bimmerleute verunglücken, so möchte man noch von Glück sagen, daß es nicht mehr waren. Denn Rüstung ist bei einem Zimmermeister ein Wort, das in seinem Lerikon nicht zu finden ist. Wenn man sich nicht von den Maurern ein paar Dielen erbetteln kann, so muß man beim Dachaufstellen auf den nackten Balfen herumspringen, die alle nur halbhölzer und zum Theil so geschnitten sind, daß sie mitunter taum 4 Zentimeter volle Kante haben. So traurig steht