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Nr. 277.

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Freitag, den 26. November 1886.

3. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin   frei in's Haus viertelfährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Poftabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit der illustrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)

Redaktion: Beuthstraße 2.

Die Gerichtsverhandlungen

in Cottbus  

über die Spremberger   Krawalle geben zu ernstem Nachdenken Beranlassung.

Bunächst brauchen wir nicht besonders zu betonen, daß wir solche Verfälle auf das Lebhaftefte beklagen, da dies felben der Arbeiterbewegung nur Schaden zufügen können. Was soll es heißen, wenn faum erwachsene Jungen mit rothen Schnupftüchern Unfug treiben, sogenannte sozial­bemokratische Lieder singen und allerlei alberne Drohungen ausstoßen.

Bu erklären ist ein solches Benehmen auch nur aus der Trunkenheit, die sich einer größeren Anzahl dieser Jungen an dem Gestellungstage bemächtigt hatte.

Daß der Krawall selbst mit der Sozialdemokratie nichts zu thun hatte, ist durch die Verhandlungen er­wiesen; daß aber aber auch die jugendlichen Erzedenten gar nicht wußten, was Sozialdemokratie iſt, wurde durch den Vorsitzenden des Gerichtshofes bestätigt.

Die Erzedenten waren mmtlich Arbeiter. Diese Thatsache allerdings genügt, daß dieselben von einem großen Theile der Presse den Sozialdemokraten an die Rock­schöße gehängt werden. Dagegen können sich diese kaum wehren, da fie in der That in Deutschland   allein die Ar­beiterinteressen ernsthaft vertreten und somit sämmtliche Arbeiter mehr oder weniger, bewußt oder unbewußt, der Sozialdemokratie angehören.

Aber die sozialdemokratische Agitation hat keinerlei Schuld an den Spremberger   Krawallen, das ist zur Genüge erwiesen und darauf kommt es für uns bei Besprechung der Wir stehen den­

Berichtsverhandlungen hauptsächlich an.

felben

deshalb ganz unbefangen gegenüber und können

somit in aller Ruhe vom strafgesetzlichen Standpunkte aus einige Punkte aus den Verurtheilungen hervorheben. Es mußte auffallen, daß die wegen geringerer Ver­gehen und Verbrechen Angeklagten zuerst zur Aburtheilung vor das Landgericht zu Cottbus   gebracht wurden, be­fonders die wegen Aufruhrs bezichtigten. Und später, nachdem über diese Aufrührer" das Urtheil ge= die Führer beim Aufruhr" vor dem Schwurgericht zu Cotibus verhandelt

sprochen war,

worden.

über ist erst

So ist das merkwürdige, die öffentliche Meinung ver­wirrende Urtheil entstanden, daß das Landgericht eine größere Anzahl der Erzedenten nach§ 115 des Strafgesetzbuches wegen Aufruhrs verurtheilt hat, während das Schwurgericht die sogenannten Rädelsführer" bei den Exzessen, welche doch mindestens das Gleiche verübt hatten

[ Nachbruc verboten.]

"

Feuilleton.

Ein Sprung.

Novelle von Curt Baake  .

I.

Insertionsgebühr

beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., Bimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Zimmerstraße 44.

wie die Aufrührer", von der Anklage des Aufruhrs| richtsverhandlungen wurde derfelbe 3euge freigesprochen hat.

Daß das Rechtsbewußtsein im Volke durch solche sich widersprechenden Urtheile nicht gehoben werden kann, liegt auf der Hand.

Sehr bedauerlich war es, daß bei den Verhandlungen vor dem Landgericht zu Cottbus   die Angeklagten feinen Ver­theidiger hatten. Wir wissen ja wohl, daß in dem vorlie­genden Falle Niemanden dafür die Schuld trifft, als die Angeklagten selbst. Wenn nämlich gewandte Vertheidiger, wie fie bei den Schwurgerichtsverhandlungen zugegen waren, ebenso wie dort auch bei den Verhandlungen des Land­gerichts 3wischenfragen an die 3eugen gestellt hätten, so wäre schon damals die Glaubwürdigkeit verschiedener der wichtigsten Belastungszeugen derart in Frage gekommen, daß wahrscheinlich das Richterkollegium sich einer milderen Auf­fassung des ganzen Vorfalls zugeneigt haben würde.

Auch der Herr Vorsitzende des Gerichtshofes beim Land­gericht hat auf uns den Eindruck durch die Form der Stellung der Fragen an die einzelnen 3eugen und die ein zelnen Angeklagten gemacht, als ob er im Voraus von der Schuld der Mehrzahl der Angeklagten überzeugt gewesen sei, während bei den Schwurgerichtsverhandlungen die Fragen feitens des Herrn Vorsitzenden mit viel größerer Objektivität gestellt wurden.

Ob hieran die Anwesenheit der Verheidiger, die theil­weise in sehr geschickter Weise durch eigene Fragestellungen an Zeugen und Angeklagte in die Verhandlungen eingriffen, Schuld war, können wir selbstverständlich nicht behaupten den Eindruck aber hat es bei uns beim Lesen der Ge­richtsverhandlungen gemacht.

So ist es denn auch vorgekommen, daß dieselben 3eugen bei dem Landgerichte anders, belastender für die Angeklagten sich ausgedrückt haben, als vor dem Schwur­gericht.

Und dies ist in ganz hervorragendem Maße bei dem Hauptbelastungszeugen, bei dem SergeantenHubrich der Fall.

Dieser Herr sollte vor dem Krawalle verschiedene an­

gehende Rekruten, die sich unter den Angeklagten befanden,

mit allerlei sonderbaren Rosenamen belegt haben, wie: Affe"," Schafskopf" ,,, Lump" u. f. w. Affe", Schafskopf"," Lump" u. f. w. Daraus wurde die große Erregung der jungen Leute gefolgert, welche in den Exzessen zu allerdings ungehörigem Ausdruck kam. ganze Sache erschien aber dann, wenn die Heßereien des Polizeisergeanten auf Wahrheit beruhten, in viel milderem

Lichte.

Die

Bei den Landgerichts Verhandlungen leugnete der 3euge Hubrich mit aller Entschiedenheit, daß er folche Ausdrücke gebraucht habe, bei den Schwurge

Leben war allein in den Augen des Mädchens. Schwarz und glanzvoll versenkten sie sich in die Abend­[ 1 schatten, die aus den Ecken und Winkeln der Stube hervor frochen, sich über die kahlen Wände verbreiteten, langfam an der weißgetünchten Decke vorrückten und allmälig die ganze Umgebung verhüllten.

Heute überarbeiten Sie sich auch nicht grade, Anna," fagte eine falte, unangenehm klingende Stimme. Und was machen Sie denn da? Die Spike muß ja mindestens einen Finger breit tiefer sitzen. Trennen Sie nur alles wieder auf! Das hat aber den Kopf voll mit anderen dummen Gedanken und liefert eine Arbeit, daß es eine wahre Schande ist!"

Die hagere, schwarz gekleidete Frau schleuderte entrüstet bas Seidenfleid auf den Schoß des vor ihr sigenden jungen und dann langsam zusammenfiel. Mädchens zurüd, daß der Stoff sich knitternd aufbauschte

Die Gescholtene hielt demüthig den Kopf gesenkt und troiberte nichts. Minutenlang herrschte vollkommene Stille des fintenden Apriltages dalag. in bem großen 3immer, das in der bleichen Dämmerung

Plöglich fiel eine Scheere flirrend zu Boden und das Geräusch war eine Erleichterung.

die sich vom Druck des Sturmes aufrichten und ein erlösen­Fünfzehn Mädchen hoben die Röpfe empor wie Pflanzen, bes Lächeln flog über die Gesichter. Die hagere Frau in

Anna liebte diese Dämmerungsstunde mit ihrer träume­rischen Ruhe.

Sie war eine geheimnißvolle Bauberin, die mit Dunst und Nebel alles verschleierte, die mit weichem Fittig die harten Formen des Tages bedeckte und sie dem Blicke halb zeigte, halb entzog, die allen Gegenständen jenes Unbe­ftimmte und Ungewisse verlieh, das den unklaren Vor­ftellungen des Mädchens und den verworrenen Wünschen Das war die 3eit, in der ihres Herzens entsprach. die Wirklichkeit, das harte Sollen und böse Müssen zu ver­schwinden schien. Es stiegen dann die Feen und Prinzen

durch die bestimmten Aussagen anderer von den Verthei­digern provozirter 3eugen gezwungen, einzugestehen, es sei möglich, daß er die betreffenden Schimpfworte ge= braucht habe.

Ja, dieser 3euge erklärte dann auf scharfe Anfragen des Herrn Präsidenten, daß er zugebe, in der Auf­regung wohl eins oder das andere Schimpfwort bei der Aushebung ausgestoßen zu haben.

er

Hierdurch hat der Beuge Hubrich gerade das Gegentheil von dem gesagt, was vor dem Landgericht be schworen hat! Wie nennt man ein solches Gebahren in der Rechts­pflege? Wird der Staatsanwalt sich des Falles annehmen? Müßte, im Falle einer Verurtheilung dieses 3eugen, das ganze Beweisverfahren gegen die vor dem Landgericht wegen des am 30. April stattgehabten Krawalls Verurtheilten nicht wieder aufgenommen werden? Und würde dann, unter Bus ziehung von Vertheidigern, das Urtheil nicht viel milder ausfallen, als das kürzlich ausgesprochene?

Das sind Fragen, die sich vom Standpunkt der Rechts­pflege unwillkürlich aufdrängen.

Und wir glauben, daß eine bündige, zustimmende Bes antwortung derselben sicherlich dem Ansehen unserer Gerichts­höfe nur nüßlich sein könnte."

Traurig genug aber ist es, daß der Dummejungen­streich" zu Spremberg   so ungemein viel Staub und zwar recht ekelhaften aufgewirbelt hat.

Mögen wir in Deutschland   von ähnlichen Exzessen und von ähnlichen Gerichtsverhandlungen verschont bleiben.

Kaulbars.

Die Mission des Herrn von Kaulbars, dieses Rosacken in Generalsuniform, ist vorläufig zu Ende. Sie hat den erwar teten Erfolg nicht gehabt. Man wird in der ganzen Welt­geschichte faum eine Situation finden, bei der so viel Unver­schämtheit aufgewendet worden ist, um ein Volf zu provoziren, und bei der andererseits bei den Provozirten so viel Kaltblütigkeit und Besonnenheit zu bemerken war.

Die Mission des Generals war an sich schon eine echt russische und wurde in echt russischer Weise ausgeführt. Kein Mittel wurde unversucht gelassen. Als Drohungen und Bestechungss versuche nicht zum Ziele führten, da zettelten die russischen Agenten jene Wahlfrawalle an, bei welchen bulgarische Kans didaten verwendet wurde. Auch gelang es ihnen da und dort, die bulgarischen Bauern zu Krawallen zu verleiten. Wollte man dem Kaulbars glauben, so hatte Rußland   feine andere Ab ficht, als die Freiheit der Wahlen" zu verbürgen. Nettere Demagogenstreiche sind wohl niemals in Szene gesetzt worden, als bei dieser Kaulbars'schen Mission. Was weiß denn ein ruffischer General von Wahlen überhaupt? In Rußland   hat

aus dem Elende ihres armen Lebens zur Sonnenhöhe der Freude und des Genusses emporgerissen werden. Sie erwartete ein Ereigniß.

Und dieses Ereigniß war endlich gekommen. Als sie heute ein Kleid abliefern ging, war sie von einem jungen Manne schüchtern gegrüßt und angeredet worden. In der ersten Ueberraschung hatte sie ihn nicht sogleich erkannt. Erst als er einige Worte weiter gesprochen und in großer Verwirrung mit der einen Hand durch die glatten, blonden Haare ge­fahren war, während die andere noch immer frampfhaft den Hut hielt, war diese Bewegung ihrem Gedächtniß zur Hilfe gekommen und ihr Gesicht hatte ein helles Lächeln der Freude über dieses unerwartete Wiedersehen überstrahlt.

Anna hatte Ernst Bender, ihren Jugendgespielen, wie­bergetroffen; nach vierjähriger Trennung war er als Student zurückgekehrt und blieb hier, um Theologie zu studiren. Ihre

Gedanken flogen unaufhörlich um seine Person herum. Die Meisterin hatte Recht, wenn sie schalt; Anna fand selber, daß sie heute unaufmerksamer und langsamer als je arbeite. Aber es schien ihr so füß, in Erinnerungen zu versinken, die sich unmerklich mit Zukunftsträumen verbanden, und während um sie herum die Mädchen die kurze Dämmerstundepause verplauderten, stieg ihr fleines, ereigniß­armes Leben vor ihr auf und sie sah ihre Vergangenheit von der Zeit an, als Ernst ihr Kamerad geworden war.

aus der Märchenwelt ihrer Kindheit wieder zu ihr hernieder, bann kämpften fühne Ritter mit starken Riesen um ihren Befit, fie fuhr in glänzender Karosse zu einem gläsernen Balaste, der schönste Tänzer tanzte mit ihr, und sie saß an reicher Tafel in prächtigem Gewande, als Königin des Festes. Alles, was fie des Abends sah, wenn sie durch die Straßen nach der Wohnung der Eltern ging, das Leuchten der Sei­benstoffe in den Schaufenstern der Modemagazine, der schim­mernbe Blig ber Ebelsteine und der rothe Schein bes Goldes in den Juwelierläden, die stolzen Equipagen, die an ihr vorbeibrausten und sie mit Schmut bewarfen, und die weiter schelten solle, murmelte eine böse Bemerkung Menschen, denen sie begegnete, die reichen, glücklichen, Der die leichthin im Wohlergehen zu leben großen, männlichen Schritten aus dem 3immer, dessen Thür schienen,-bas alles war ihr von unergründlicher, uner­fie übellaunig ins Schloß warf. meßlicher Schönheit, ein einziges, großes, herrliches Wunder. Wieder war eine Zeit lang kein Wort zu hören. Bald Aber zuweilen padte fie Verzweiflung, daß sie von dieser aber erhob sich hier eine leiſe Stimme, bort ein Geflüster, Welt hundertfältigen Glüces ausgeschloſſen ſei. Und sie fragte sich, ob fie nie in dieses Paradies eindringen und das Nur Anna plauderte nicht mit. Sie hatte die Hände erleben werde, was sie bisher nur erträumte. Sie erwog müßig liegen, die sie unter den strengen Augen der Meisterin jedoch niemals, was sie selber thun müsse, diese verschlossene in mechanischer Haft vorhin bewegt hatte, und ihre weißen, blutleeren Finger ruhten wie leblos auf dem dunklen, schwers darüber nachdachte, als müsse alles ohne ihr 3uthun bleicher, langer Junge von fünfzehn Jahren an ihr vorüber

faltigen Stoffe.

in Erfüllung gehen, und als werde sie plötzlich

Anna Riemann wußte den Tag noch, an dem sie Ernst zum ersten Male gesehen hatte. Es war mitten im April, kurz nach ihrem zwölften Geburtstage. Die Wohnung neben der ihrer Eltern war von einem Eisenbahnassistenten ge= miethet worden, der von außerhalb hin versezt worden war. Ein großer Möbelwagen stand vor der Thür, an dessen grüner Leinwanddecke der Wind zerrte, als wolle er durch­aus den niederklatschenden Regen auf die Möbel werfen. 3wei Ablader fluchten und stritten sich mit einer bicken Frau herum, die mit zorngeröthetem Gesicht im Hausflur stand und mit den Händen durch die Luft fuchtelte. Es war Frau Beladen mit einer schweren Kiste keuchte ein und streifte sie unabsichtlich. Du Latsch  ", schrie sie auf