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Haucke'sches Krankenhaus) gebracht. Ich sah den Kranken 12 Uhr und gewann aus dem Allgemeinzustande die Ueberzeugung, daß es fich um einen Fall von asiatischer Cholera handele. Genaueres über die Vorboten, den Ort der Herkunft und Ansteckungsort fonnte ich nicht nicht erfahren, da der Kranke einerseits fehr theilnahmlos, andererseits der deutschen Sprache nicht mächtig war und wir keinen Dolmetscher zur Seite hatten. Das Krankheitsbild gestaltete fich in den nächsten Stunden zu dem schweren allgemein bekannten Bilde des asphyktischen Stadiums der aftatischen Cholera. Trotz aller angewandten Mittel erlag der Kranke schon nach 12 Stunden seinen qualvollen Leiden. In den Dejektionen fanden wir bereits die Koch'schen Bazillen; die Richtigkeit der Diagnose wurde auch später noch durch die von Prof. Dr. Bonfick vorgenommene Obduktion und nament lich durch die von Herrn Physikus Dr. Schmiedel und Pro­feffor Neißer vorgenommenen Plattenfulturen festgestellt. Er­wähnenswerth waren die nach dem Tode noch fast eine halbe Stunde andauernden frampfartigen Kontraktionen der oberen Ertremitäten. Trotzdem der Tod sicher eingetreten war, begannen sich die Finger bald zu heben, bald zu senken, die Arme bewegten sich ein wenig in toto, durch Beklopfen ließen sich die Muskeln in langsame starke Kontraktionen ver­setzen! An den unteren Extremitäten gelang es nur schwer, diese Bewegung hervorzurufen, an den Rumpf- und Gefichts­muskeln garnicht. Von Seiten der Behörden sind die um­faffendsten hygienischen Anordnungen getroffen worden, und gegenwärtig werden auf dem Territorium des Krankenhauses die noch fehlenden Desinfektionsapparate aufgestellt. Ob dieser Fall der einzige bleiben wird, erscheint zweifelhaft, so lange die aus Ungarn stammenden Auswanderer noch ferner unsere Stadt berühren."

Ueber einen Erzeß in der Oranienstraße, bei welchem der vor der Reichsdruckerei stehende Militärposten sich veranlaßt sah, von seiner Schußwaffe Gebrauch zu machen, berichtet eine hiefige Beitung folgendes: In dem Steller- Schanklofal von August Bug, Oranienstr. 100, waren gestern Abend nach 10 Uhr mehrere Gäste in Streit gerathen, der schließlich der­artige Dimensionen annahm, daß der Wirth fich veranlaßt sah, die Erzedenten aus dem Lokal zu weisen. Auf der Straße setzten diese den Streit auf dem Straßendamme und dem Bürgersteige vor der Reichsdruckerei fort und schließlich kam es zu einer großen Schlägerei, in deren Verlauf einer der Ruhe­störer dem vor der Reichsdruckerei stationirten Militärposten den Helm vom Kopfe stieß. Der Soldat schritt zu einer Arretirung des Erzedenten und stellte denselben in das Schilderhaus. Kaum war dies geschehen, als sich mehrere Genossen des Ver­hafteten auf den Soldaten stürzten und den Gefangenen zu be­freien fuchten. Der Verhaftete erlangte so die Freiheit wieder, während es dem Bosten gelang, einen der Befreier zu arretiren. Da der zuerst Verhaftete wegzulaufen versuchte, so gab der Militärpoften, nachdem eine dreimalige Aufforderung zum Stehenbleiben vergeblich gewesen war, einen Schuß auf den Davoneilenden ab. Die Kugel traf den Flüchtigen in den linken Unterschenkel, das Wadenbein durchbohrend. Infolge der Verwundung brach der Getroffene zusammen; es gelang dem durch den Knall und Lärm herbeigerufenen Reviernacht­wächter Zimmer, den auf der Erde Liegenden festzunehmen und behufs Anlegung eines Verbandes nach der in der Oranien­Straße belegenen Sanitätswache zu schaffen, während der zweite Arrestant nach dem Polizeibureau in der Oranienstraße über­führt wurde. Beide Arrestanten verweigerten sowohl auf der Bolizeimache, wie auch auf der Sanitätswache die Angaben ihres Namens und der näheren Details. Der Verwundete wurde nach Anlegung eines Nothverbandes in die königliche Charitee, der Nichtverwundete in das Polizeigewahrsam am Moltenmarkt geschafft. Wir haben ermittelt, daß der Ange­schoffene ein unter dem Spignamen ,, Kellner- Adolph" ziemlich übelberüchtigtes Individuum Namens Adolph Jahnke fei.

baares Geld auf Grund ihm übergebener Dokumente zu ent­locken. Donnerstag vor 14 Tagen hatte er ihn zum Notar be stellt und am Tage vorher war Gaede verschwunden. Die in diesem Monat fällig gewesenen Miethen hatte G. noch sämmt­lich eingezogen. Bis heute wissen die Miether noch nicht, an wen sie am fünftigen Ersten die Miethe zahlen sollen und an wen sie sich in Hausangelegenheiten zu wenden haben. Das feines Eigenthümers verwaiste Haus muß unter den obwalten­den Umständen unter Verwaltung der Stadt gestellt werden, da sich bisher Personen, welche berechtigte Ansprüche an das Haus haben( wohl wegen der starken Verschuldung) nicht gemeldet haben.

Die langen Abende und die früh hereinbrechende Dunkelheit geben unseren Langfingern bequeme Gelegenheit für ihre Lieblingsbeschäftigung. Zwei Mitglieder dieser edlen Bunft promenirten am Mittwoch Abend auf dem Trottoir der Mariannenstraße; da sie nichts Befferes zu stehlen fanden, so langte der Eine von der Ladenthür eines Porzellankellers einen großen Porzellantopf herunter, den er sodann seinem Begleiter reichte, worauf Beide nach den entgegengesezten Richtungen entflohen. Weit famen aber Beide nicht, denn ihre Spigbüberei war von einem Kriminalpolizisten bemerkt worden, der den Einen sofort abfaßte und auf den fliehenden Zweiten einen in der Nähe patrouillirenden Schußmann aufmerksam machte, der den Dieb mit dem gestohlenen Topf auffing.

So hat Berlin denn glücklich wieder zwei Privatpost­anstalten. Die Briefschaften, welche die Boten der neuen Dem Dansa" zu befördern haben, find noch recht spärlich. jungen Unternehmen wird es einstweilen doppelt schwer ge­macht: einmal hat es die verblichene Hansa ebenso wie der felige Lloyd glücklich dahin gebracht, daß das Zutrauen des Publikums zu den Privatbeförderungsanstalten überhaupt stark erschüttert ist, und für's Andere hat Hansa Nr. 2 mit einer jegt verhältnißmäßig mächtigen Konkurrenz zu kämpfen, denn die Packetfahrtgesellschaft sett alle Hebel ein, um durch schnellere Beförderung es der Reichspoſt gleichzuthun. Es bleibt die Frage, wer am längsten zuseßen kann, Hansa oder Packetfahrt. Bis dahin hat das Publitum den Vortheil, daß seine Briefe für billigeres Porto voraussichtlich prompt und gewissenhafter als bisher durch die Privatanstalten befördert werden.

Berlin bildet jeßt den Zentralpunkt der Artistenwelt; die bedeutendsten Künstlerspezialitäten ,, arbeiten" gegenwärtig in den hiesigen Variete und Rauchtheatern; da ist es denn auch erklärlich, daß die Direktoren auswärtiger Spezialitätenbühnen sich hier zusammenfinden, um die Attraktionen" kennen zu lernen und einander vor der Nase wegzuschnappen. Gegen­wärtig weilen hier der Direktor der Pariser Folies Bergère , Unternehmer aus Brüssel , Frankfurt a. M., Düsseldorf , sogar einer aus Konstantinopel . Die Preise, welche in Konstantinopel von den Künstlern" gefordert, von den Direktoren gegeben werden, find oft ganz kolossale und bilden den maßgebenden Kurs für alle anderen Pläße, in denen Unterhaltungen dieser Art dem Publikum zum Bedürfniß geworden sind.

Der in Breslau konstatirte Cholerafall beunruhigt namentlich auch die Bürgerschaft von Spandau , da bekanntlich die Auswanderer aus Desterreich, Galizien 2c. auch die Span­ dauer Bahnhöfe paffiren, daselbst nicht selten längeren Aufent halt haben und in größeren Trupps in der Stadt Einkäufe besorgen. Die Spandauer Behörden werden gewiß nicht fäumen, durch energische sanitätspolizeiliche Maßnahmen jeden Grund zur Beunruhigung zu benehmen.

Unsere Fischhändlerinnen. Vor dem Hause Anklamer­straße Nr. 10 fanden am Mittwoch Vorübergehende einen alten grauhaarigen Mann schluchzend stehen. Gefragt, was ihm denn fehle, antwortete er, es sei ihm sein Pferd gestürzt und habe fehle, antwortete er, es sei ihm sein Pferd gestürzt und habe das Bein gebrochen, und mit dem nun unbrauchbar gewordenen Pferd habe er durch 15 Jahre den Fischhändlerinnen am Ar­fonaplaz Waffer zugeführt und sich so sein Brot verdient. Die Angaben des Jammernden erwiesen sich als wahr und resolut veranstalteten die Fischhändlerinnen am Arkonaplag sofort eine Sammlung für den seines Ernährers" Beraubten und ver sprachen ferner, den, der sie seit 15 Jahren mit Wasser versorgt

Die liebe Eitelfeit zeigt sich nirgend so eifrig, wie bei den Herren Eltern", wenn es sich darum handelt, den lieben Sprößling bewundern zu lassen. An dem kürzlich abgehaltenen Abendtisch, den ein hiesiger Bezirksverein veranstaltet hatte, habe, nicht auf dem Trocnen" figen zu laffen.

nahm auch Herr F. Theil.

Tannte verstärkte Hauskapelle" ihre Weisen ertönen, indem neben dem üblichen Klavierspieler und Geiger auch noch ein Bläser mitwirfte. Das Programm war in Folge der gütigst zugesagten Unterstützungen von geschäzten Kräften" ein sehr reichhaltiges und zu den letzteren gehörte auch der zehnjährige Sohn des Kerrn F., der, wie das Programm ankündigte, ein Andante" von Spontini" auf der Violine zum Vortrage bringen wollte. Erhobenen Hauptes durchschritt Herr F. den Saal, während sein kunstbegabter Sprößling ziemlich betrübt auf seinem Plate saß und sich mit seinem eleganten Violinen­fasten zu schaffen machte. schiedenen Leuten vorgestellt, wobei einer der Nachbarn des Herrn F. die Tattlosigkeit beging, diefem zu sagen: Nachher, wenn es los geht, dann wischen Sie ihm man erst die Nase!" Das war natürlich nach F.'s Meinung der Ausdruck puren Neides, denn des Nachbars vierzehnjährige Grete spielte ebenso lange Klavier, als sein Sohn Geige, war aber noch nicht so weit, um öffentlich etwas vorzutragen. Als nun die Zeit heranrückte, da Spontini durch den kleinen F. zu tapelle vorsichtig das Instrument des jungen Virtuosen, aber, oer beschreibt seinen Schrecken, der Violinbogen war stark ein­gefettet. Der Herr Papa wird benachrichtigt und stürzt jählings aus allen seinen Himmeln. Das hat sicher der neidische Nach­bar gethan. Aufbrausend stellt ihn der ergimmte Vater zur

Das Wunderkind wurde auch ver­

Bioline" ein fräftiges Duett für Pauke" gegeben. Der Violin­Spieler von der Haustapelle lieh seinen Bogen dem jungen Virtuosen und dieser geigte sein Andante". Da auch der Herr Papa in seinem Aerger das Bravoklatschen vergaß, so wurde beschuldigte Nachbar suchte indessen die Ursachen der Violin­mitteln, daß während des Abends der junge Virtuose fich wie derholt mit dem Bogen zu schaffen gemacht und mit demselben war. Der

boshafte Nachbar aber meinte gelegentlich zu Herrn F.: Wenn Ihr Sohn sich seine Noten durch seinen Pomadenkopf streicht, nachher fann ich doch nicht dafür." Im Vollbewußtsein der fünstlerischen Leistung seines Sohnes hüllte sich Herr F. in

vernichtendes Schweigen.

Eine interessante Geschichte wird uns von einem Be­Berichterstatter auf Grund an Ort und Stelle eingezogener Der Eigenthümer des Hauses

Informationen mitgetheilt.

Linienstr. 248, Glasermeister Gaede, ein Mann Ende der 50er Jahre, hatte vor etwa einem Jahre den Tod seiner Gattin zu beklagen und nahm zur Führung seiner Wirthschaft die Dienste einer jungen, hübschen Frau, Namens Berger, an, welcher er nebst ihrem Manne und einem Kinde von ca. 6 Jahren dicht bei sei seiner Wohnung mehrere Räumlichkeiten zum Wohnen anwies. Seit etwa 14 Tagen ist nun der Hauseigenthümer mit jener jungen Frau und ihrem Kinde verschwunden, kein Mensch weiß, wohin. Man vermuthet indeß, daß sie sich nach Amerifa begeben haben, woselbst sich die Eltern der Frau Berger, einer Thüringerin, befinden. Dieselben haben sich vor mehreren Jahren im fernen Westen angekauft und betreiben dort eine blühende Landwirthschaft. Mit leeren Händen ist Gaede, der hier trop seines Eigenthums in sehr derangirten roar, nicht von Berlin fortgegangen. Er stand mit einem hie­Verhältnissen lebte und arg von Gläubigern bedrängt worden figen Kaufmann wegen Verkaufs seines Grundstücks in Unter­handlungen, welche bereits so weit gediehen waren, daß der notarielle Vertrag abgeschloffen werden sollte. Gaede hat es verstanden, dem neuen Käufer eine Anzahlung von 24 000 M.

In äußerst auffälligem Aufzuge spazierte gestern früh ein Herr in der Nähe des Hippodroms im Thiergarten auf und ab. Derselbe hatte nämlich trop eleganten Ueberziehers weder Beinkleid noch Stiefel an, machte außerdem aber durch sein verstörtes Aussehen bei einigen Passanten einen so eigenartigen Eindruck, daß sie denselben anhielten und nach der Ursache dieser wenig kourfähigen Toilette fragten. Die Antworten waren derartig, daß sich daraus auf völlige Geistesgestörtheit schließen ließ und so schaffte man den bedauernswerthen etwa 50jährigen Herrn nach der nächstgelegenen Polizeiwache in Charlottenburg , woselbst der Krante als ein in der dortigen Spreestraße wohnender Dozent einer Hochschule rekognoszirt wurde. Derselbe ist erst seit kurzer Zeit von außerhalb nach Charlottenburg verzogen.

Die Mode beherrscht die unscheinbarsten Dinge. So hat das Weißbierglas seit etwa 25 Jahren seine dritte Ver wandlung durchgemacht. Das alte schmale und hohe Weiß­bierglas eristirt nur noch an einer Stelle, in der Neuen Welt" am Wege nach Lichtenberg . Ihm folgte das breite niedrige. Glas, welches jetzt der handliche Pokal zu verdrängen beginnt. Am besten aber bewahrte das Mouffeur das alte hohe Glas, deffen Zeiten deshalb immer einmal wiederkehren können.

Feine Kundschaft. Vor einer Destillation in einer Seitenstraße der Jerufalemerstraße sieht man häufig elegante Herren in Droschte erster Klaffe, selbst in Equipage vorfahren. Die Fenster des Lokals find blind gemacht, so daß sie dem Vorübergehenden keinen Einblid gewähren. Es ist das Haupt­quartier der Berliner Zuhälter, welche hier ihre Börse haben. Ein Hinterzimmer ist durch einen geschickten Umbau so isolirt worden, daß eine plögliche Ueberraschung unmöglich ist. Die Karten regieren hier, und daß es nicht blos ein harmloser Stat sei, dem man hier obliegt, läßt sich glauben.

Einer, der nur" Draht flaut", d. h. nur baares Geld stiehlt, stattete am verflossenen Todtensonntag gegen Abend

einer Wohnung in einem Hause der Alexandrinenstraße seinen Besuch ab. Die Bewohner, zwei Damen, hatten sich um die angegebene Zeit zur Undacht begeben. Borher aber hatte die

Tochter des Hauses sämmtliche Schmucksachen, Werthpapiere und das Baargeld in die neben der Küche befindliche Kabuse getragen und alles dort in eine Kommodenschublade versteckt. Um dem Ganzen nun einen harmlosen Anstrich zu geben, wurde die Schublade halb herausgezogen lassen. Bei der Rückkehr der Damen war deren erster Gedanke die Kommode in der Kabuse. Die Pretiofen und die Werthpapiere im Betrage von 2000 M. wurden gefunden, das Baargeld aber, 230 M., war ver schwunden. In den vorderen Räumen ist der Dieb gar nicht gewesen.

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Stillstand bezüglich der Apotheken- Konzeffionen. Mit der erfolgten Ausschreibung der legten vier neuen Konzeffionen für Berlin soll in der Vermehrung der hiesigen Apothefen, wie die Pharm. 8tg." meldet, eine Pause eintreten, welche es ge­statten wird, die Wirkung der bis jeßt erfolgten Zunahme von Apotheken und die daraus fich ergebenden Zustände einer ge­naueren Beobachtung zu unterwerfen. Vor Jahresfrist dürfte feine neue Konzession für Berlin zu erwarten sein.

Polizei Bericht. Am 23. d. Mts., Abends, machte ein Mann in seiner Wohnung in der Megerstraße den Versuch, fich zu erhängen, wurde aber noch rechtzeitig abgeschnitten. Am 24. d. Mts., Vormittags, wurde in der Hafenhaide, in der Nähe des Militärkirchhofes, ein etwa 35 Jahre alter Mann, anscheinend Arbeiter, erhängt vorgefunden und nach dem

der Koppelknecht Hoffmann mit einer Klaffenden Wunde ant Kopf auf dem Bürgersteig liegend, und in der Megerstraße der Möbelpolirer Remme ebenfalls mit Verlegungen am Ropf vor gefunden und Beide nach dem Krankenhause am Friedrichshain gebracht. Lepterer gab in wenig glaubwürdiger Weise an, die Verlegungen durch Ueberfahrenwerden erlitten zu haben. Ersterer vermochte über die Veranlassung seiner Verlegung gar keine Auskunft zu geben. Nachmittags fiel durch die Fahrlässigkeit eines Steinträgers aus dem 4. Stockwerke des Neubaues York­straße 70 ein Stein herab und dem auf dem benachbarten Neubau beschäftigten Maurer Trippke auf den Kopf, so daß derselbe schwer verlegt nach dem Elisabeth- Krankenhause ge bracht werden mußte. Ebenfalls am Nachmittag zersprang in der Gummiwaarenfabrik von Müller, Neue Känigstraße 89, in Folge eines Fehlers am Sicherheitsventil, ein Dampfent wickler. Dabei wurden die Arbeiterinnen Wiedefeld und Daubiz durch Verbrühen, der Werkführer Daubig, der Arbeiter Lademann und die Arbeiterin Kister anderweitig, theilweise schwer, verlegt. Abends nach 11 Uhr wurde vor dem Ge bäude der Staatsschulden- Verwaltung, Oranienstraße 94, ein etwa 22 Jahre alter Mensch, welcher mit einigen anderen Mannern in Schlägerei gerathen war, vom Militärposten verhaftet, und als er entfliehen wollte und troß mehrmaligen Haltrufens nicht stehen blieb, durch einen Schuß in den Unter­schenkel verwundet. Nach Anlegung eines Nothverbandes wurde er in die Charitee gebracht. Er verweigerte bisher hartnäckig die Angabe seines Namens und jede Auskunft über seine Person.

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Gerichts- Zeitung.

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+ Ueberversicherung. Unter der Anklage des versuchten Betruges stand gestern der Fabrikant Karl Queißer vor der vierten Straffammer des hiesigen Landgerichts 1. Der Ange­flagte hatte vor vier Jahren von dem Kaufmann Friedländer, bei dem er Werkführer gewesen war, eine mechanische Weberei in der Alexanderstraße 26 für den Preis von 850 M. gekauft. Er versicherte diese Weberei, in der neun mechanische Webstühle und eine Spulmaschine gingen, bei der München Gladbacher Feuerversicherungs- Gesellschaft in Höhe von 5000 M. In der Fabrik brachen verschiedene Brände aus und durch den letter, der am 26. Juni d. J. stattfand, wurde ein erheblicher Schaden verursacht. Queißer rechnete einen Verlust von 4000 M. heraus und verlangte von der Gesellschaft Ersatz. Der Gesellschaft er schien dieser Betrag zu hoch und von beiden Seiten wurden Sachverständige gestellt, die den Werth der durch das Feuer versicherten Gegenstände erheblich niedriger, auf 824 M., feft stellten. Mit dieser Entschädigung war Queißer einverstanden, sie wurde jedoch vorläufig nicht gezahlt, da inzwischen eine Voruntersuchung wegen vorsäßlicher Brandstiftung gegen ihn eingeleitet wurde, die jedoch nicht zur Eröffnung des Hauptverfahrens führte. Aus der Zeugenvernehmung ist be sonders die Aussage des Kaufmanns Friedländer intereffant, die das Weberelend" unwillkürlich vor Augen führt. Der Herr erzählte, daß er seinem Werkführer, dem Angeklagten, die Fabrik unter der Bedingung verkauft habe, daß derselbe aus­schließlich für ihn produzire. Deshalb habe er seine Fabrit ihm sehr billig verkauft, die Webstühle fast zum Preise alten Eisens angerechnet, um ihn anzuleiten, geringere Löhne den Arbeitern festzusetzen"(!) und billiger zu arbeiten, als es vorher möglich war. Zur Sache selber sagte der Zeuge aus, daß er seine Fabrik bedeutend niedriger versichert habe, als der Angeklagte; doch sei er in dieser Beziehung etwas nachlässig gewesen. Der Versicherungsbeamte der Gesellschaft, an den sich der Angeklagte gewendet, als er Entschädigung verlangte, gab an, daß bereit derselbe schließlich gewesen sei, sich mit der Entschädigung von Entschädigung von 824 M. zu begnügen. Daß der Angeklagte sich zur Beit in Noth befunden habe, gehe daraus hervor, daß der Vermiether auf die 824 M. Beschlag gelegt habe, um sich für Miethsschulden zu decken. Es waren drei Sachverständige geladen, von denen zwei in ihren Gutachten übereinstimmten, während der dritte entgegengesetter Ansicht war. Der Staatsanwalt stellte anheim, den Termin zu vera tagen und eine schriftliche Aeußerung der beiden Sachverstän digen über dieses dritte entgegengesette Gutachten einzufordern. Der Gerichtshof entschied sich in diesem Sinne und vertagte den Termin.

+ Unter der Anklage der Majestätsbeleidigung stand gestern der Maschinenmeister Beckmann vor der zweiten Straf kammer des Landgerichts 1. Die Verhandlung wurde unter Ausschluß der Deffentlichkeit geführt. Wie aus der Publitation des Urtheils hervorging, hatte der Angeklagte mit seiner Frau in einem Stadtbahnwagen ein Gespräch geführt, das an die Ausweisung des Reichstagsabgeordneten B. Singer anknüpfte. Er kam hierbei auf die Apanagen der Mitglieder des königlichen Hauses zu sprechen und hierbei fiel die Majestätsbeleidigung und die Beleidigung von Mitgliedern der landesherrlichen Familie. Der neben dem Angeklagten im Koupee fißendende Polizei­wachtmeister v. Schick fing diese Aeußerung auf und veranlaßte die Sistirung des Angeklagten. B. wurde in Untersuchungs haft genommen, weil er vor einer Reihe von Jahren bereits einmal wegen Majestätsbeleidigung verurtheilt worden war. Das Urtheil lautete auf vier Monate Gefängniß. Bei der Ab messung der Strafe ging der Gerichtshof davon aus, daß der Angeklagte ein Mann zu sein scheine, der sich die Tragweite seiner Worte nicht überlege. Auf die Vorstrafe sei deswegen weniger Gewicht gelegt worden, weil bereits eine geraume Zeit seit ihr verstrichen sei und weil sie in eine politisch sehr bewegte Zeit falle.

Der Prozeß wegen Ermordung der Frau Päpfe gab indirekt den Anlaß zu einer Anklage wegen verleumderi scher Beleidigung, die gestern in der Berufungsinstanz vor der sechsten Straffammer des hiesigen Landgerichts I gegen die Als Wittwe Ernestine Pauline Blaßmann verhandelt wurde. das Urtheil gegen Kowalski gesprochen war, erklärte die Ange flagte zu einer Frau Lemke, sie wisse, daß der Verurtheilte un schuldig und wife auch, wer der wahre Mörder sei. Bekannt lich sei die Postkarte, welche der Sohn der Frau Päple am Tage des Mordes an seine Mutter gerichtet habe, später nicht mehr aufgefunden worden; sie habe die Karte aber vor ihrem Hause gefunden und an sich genommen. Auch konnte die Wittwe genau den Inhalt der Postkarte angeben. Sie erzählte weiter, daß ihr die Postkarte ebenfalls wieder auf unerklärliche Weise abhanden gekommen und daß ein Arbeiter Bernsdorf thr am Tage nach dem Morde eine filberne Taube als Broche und eine filberne Medaille der Moabiter Schüßengilde ge zeigt habe. Merkwürdiger Weise ist die Taube aber, die bei dem Päpke'schen Morde von dem Mörder mitgenommen wurde, bereits zwei Stunden nach der That bekanntlich aufge funden worden. Frau Lemke glaubte ein Unrecht zu begehen, wenn sie die wichtige Nachricht, die sie von der Wittwe Blaßmann erhalten hatte, nicht sofort der Polizei mittheile. Behördlicher seits wurde eine Untersuchung veranstaltet und dadurch erhielt Bernsdorf Nachricht von der Schreckensgeschichte, welche die Wittwe über ihn verbreitet hatte. Er stellte den Strafantrag und das Schöffengericht verurtheilte die Wittwe, welche den Beweis für die Wahrheit ihrer Behauptungen schuldig blieb, zu einem Monat Gefängniß. Gegen dieses Urtheil hatte fie Berufung eingelegt; fie erreichte jedoch kein anderes Resultat Nachdem die Beweisaufnahme dasselbe Ergebniß wie in der Vorderinstanz geliefert hatte, bestätigte der Gerichtshof das erst richterliche Urtheil.

Leichenſchauhauſe geſchafft.- Um dieſelbe Zeit wurde in der Vereine und Versammlungen.

Weinmeisterstraße der Händler Krause durch einen Postpacket­wagen erfaßt, so daß er zur Erde fiel und innerliche Verlegun­gen erlitt. Gegen Mittag wurde in der Prenzlauer Allee

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Die Vereinigung deutscher Stellmacher( Mitgliedschaft Berlin ) hielt am 22. d. M. in Heise's Lokal, Lichtenbergerstr. 21. eine Versammlung ab, in welcher zunächst die Lohnkommiffien