es, ihre wirkliche Anwendung gegen die Schuldigen zu provo ziren. Und dazu ist in erster Linie nothwendig die sorgfältige und genaue Feststellung des Sachverhalts, womöglich durch zuverlässige Zeugen. Dann wende man sich mit der Angabe der ftrafbaren Handlung unter Mittheilung der Beweise an die zu ständige Staatsanwaltschaft, deren Pflicht es ist, die Unterfuchung zu eröffnen. Selbstverständlich ist darauf zu bringen, daß der betreffende Wirth selbst zeugeneiblich vernommen werde in Betreff der Beschuldigung, von Polizeibeamten zur Verweigerung des Lokals bestimmt worden zu sein.
In dem Falle, daß ein Wirth das zugesagte Lokal im legten Augenblicke verweigert, strenge man gegen ihn eine Zivilflage auf Entschädigung an. Zur Entschädigungssumme gehören hauptsächlich: Die Ausgaben für Annonzen, Plakate 2c. und für den zum Vortrag bestellten Referenten; die Vergütung der Zeitversäumniß, welche die Arrangeure gehabt haben; die Vergütung gewiffer anderer Verluste, welche der Einzelne oder die Körperschaft erleidet.
Wo man nicht ganz sicher ist, daß der Wirth die gegebene Busage hält, da sollte die Abmachung betreffend die Benuzung des Lokals, wenn nicht schriftlich, so wenigstens vor zu= verlässigen Beugen geschehen, deren Aussage gegenüber ein etwaiges Leugnen des Wirthes nichts nutt. Abgesehen von der Entschädigung hat eine derartige Ziviltlage noch den Vortheil für den Geschädigten, daß sie gelegentlich der münd lichen Verhandlung bei geschickter Vertretung gar leicht zur Er mittelung der Schuldigen hinter den Koulissen und zur Feststellung des Amtsmißbrauches führt.-
Es ist hohe Beit, daß gegen dieses Unwesen einmal mit aller Entschiedenheit vorgegangen wird. Grundsäglich sollten die Arbeiter nicht die geringste gegen fie gerichtete Gefeßesverlegung behördlicher oder beamtlicherseits ruhig hinnehmen, son dern alle nur irgend verfügbaren Rechtsmittel dagegen in Anwendung bringen. Jn diesem Punkte sind die Arbeiter seither viel zu gleichgiltig gewesen! Nur so konnte es tommen, daß hier und da beamtliche oder behördliche Uebergriffe geradezu Usus und Gewohnheit geworden find. Allerdings, wo in solchen Dingen tein Kläger ist, da ist auch kein Richter, und schließlich wird auf diese Weise das Unrecht zum„ Recht". Dem Einreißen gewiffer Mißbräuche und verkehrter Rechtsbegriffe fann nur dadurch begegnet werden, daß man mit allen gefeßlichen Mitteln gegen sie ankämpft und nicht eher ruht, bis sie von kompetenter Seite als Mißbräuche und Verkehrtheiten ausdrücklich erkannt und verurtheilt sind. Wir meinen, mit der Machtfülle, welche die Gefeße, insbesondere die Vereins- und Versammlungsgefeße vom Sozialistengefeße ganz zu schwei gender Polizei verleihen, sei es gerade genug.
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Politische Uebersicht.
Zur Begründung der Verlängerung des Belagerungszustandes für Berlin führt der dem Reichstag soeben zugegangene Rechenschaftsbericht das Folgende an:
Seit dem Herbste v. J. war die sozialdemokratische Be wegung in den Arbeiterkreisen Berlins eine überaus lebhafte und hatte in derselben die radikalere Partei richtung fast ausschließlich die Oberhand, so daß die Agitation häufig einen unverkennbar provokatorischen Charakter zu Tage terten ließ. Als Agitationszentren dienten vorzugsweise die Arbeiterbezirksvereine und zahlreiche Fach vereine. In einer sehr großen Anzahl von öffentlichen Versammlungen wurde auf die Arbeiterschichten eingewirkt. Während der Reistagssession griffen die sozialdemokratischen Abgeordneten in die Bewegung ein und beeinflußten fte mit ihrer Autorität als Leiter der Gesammt partei. Die Abgeordneten waren eifrige Theilnehmer an den Versammlungen, referirten in denselben und betheiligten sich an der Distusfion. Mit jedem Auftreten derselben wuchs die Er regung und Fanatisirung der Maffen. Mehrfach machten ihre Reden die Auflösung der betreffenden Versammlungen nöthig. Vom 1. April bis 15. Mai allein verfielen 20 Ver fammlungen in Anlaß aufreizender Reden der Auflösung. In einigen Fällen hatte diese Maßregel tumultuarische Auftritte auf den Straßen und thätliche Angriffe gegen Polizeibeamte in Ausübung ihres Dienstes zur Folge. Im Hinblick hier auf erging die seiner Beit dem Reichstage vorgelegte Bekanntmachung des Königlichen Staatsministerum 11. Mai 1886, mittelst deren in dem ganzen Ansnahmebezirke für Versammlungen, in welchen öffentliche Angelegenheiten erörtert oder berathen werden sollen, die vorgängige polizeiliche Genehmigung erfordert wurde. In Anwendung dieser Vorschrift ist in der Zeit von Mitte Mai dieses Jahres bis Mitte August die zur Abhaltung von 1150 Versammlungen nachgefuchte Genehmigung in 124 Fällen wegen Verdachts sozialrevolutionärer Bestrebungen ver sagt worden, während eine Auflösung von Versammlungen iunerhalb dieses Beitraums noch in 10 Fällen stattfinden mußte. Von der Ermächtigung zur Versagung des Aufenthalts wurde vorzugsweise gegen Agitatoren von Profession,
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seiner Sittlichkeit gerathen, wozu hatte Anna ihn gemacht? Seit vier Wochen war er nicht mehr zum Tische des Herrn getreten, um das Brot zu brechen und den Wein zu trinken. Sie hatte ihn verführt, Anna war Schuld, daß er sündigte und zweifelte.
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Oder glaubte er nicht mehr? Ein Schauer durchrieselte Ernst, als er sich diese Frage vorlegte. Aber er beantwortete sie nicht. Unklar und verworren, schreckte er davor zurück, in die Tiefen der eignen Seele zu steigen und sich selbst zu prüfen. Ein anderer Gedanke fam ihm, der ihn mit einem Schlage von aller Zerknirschung befreite und fein Selbstbewußtsein wiederherstellte. Er wollte auf Anna warten, ihr die Sünde, welche sie beide begehen wollten, vor die Augen führen und auf immer Abschied von ihr nehmen. Auf immer! Diese Episode seines Lebens mußte beendet werden, so beschloß er, er wollte zur Arbeit und zur Frömmigkeit zurückkehren und sich jeden weltlichen Gedanken aus dem Kopf schlagen.
Nach diesem Entschlusse begann seine Phantasie sich wieder mit Anna zu beschäftigen. Die Absicht, welche sein heuchlerischer Geist als Ausflucht gesucht hatte und die sein Bleiben und sein Warten auf die Geliebte entschuldigen sollte, verschwand vor dem natürlichen Triebe seiner Natur. Er war sinnlich, er bebte vor Verlangen nach ihr. Seiner Liebe fehlte jede Keuschheit. Seine Schüchternheit war eine Maske, hinter der er die Wallungen seines Blutes, die lüfternen Bilder seiner Einbildungskraft verbarg. Anna, Anna" flüsterte er wieder und nun stand ihre Gestalt, durch kein Glaubensphantom gestört, vor seiner Seele, herrlich, schön und geschaffen, ihn zu beglücken. Er hielt sie in den Armen, er fühlte den Hauch ihres Mundes, er füßte sie. Und ihre Augen schimmerten in Dunklem Glanz und geheimnißvoller Tiefe und verspotteten feine Vorfäße mit der siegenden Kraft ihrer Schönheit.
Die Erwartete war gekommen. Sie stand vor dem Ueberraschten, der ihr Nahen nicht bemerkt hatte und streckte ihm beide Hände entgegen. Ernst fuhr aus seinen Träumereien auf, erhob sich, nahm ihren Arm und beide Schritten die Promenade entlang.
Hab' ich Dich lange warten lassen, lieber Ernst?..."
welche, ihrer Berufsart entfremdet, die Mittel zum Unterhaltenthaltsversagungen in Kraft. Hamburg , Altona und
aus der sozialdemokratischen Parteikasse oder aus gewerkschaftlichen Streiffaffen bezogen, Gebrauch gemacht. In der Zeit von Anfang Ottober v. J. bis Mitte August wurden im Ganzen 10 Personen von dieser Maßregel betroffen. Aus früheren Jahren standen Mitte August 172 Aufenthaltsver sa gungen in Kraft. Nach wie vor ist Berlin durch sozialfagungen in Kraft. Nach wie vor ist Berlin durch sozialrevolutionäre Agitationen und anarchistische Be= st rebungen mit Gefahr für die öffentliche Sicherheit bedroht, und konnte daher von der Erneuerung der erlaffenen Anordnungen nicht abgesehen werden. Zu einer Abänderung der Gebiete, für welche die Ausnahmemaßregeln bestanden haben, lag feine Veranlassung vor."
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Soweit der Rechenschaftsbericht, der deutlich die Geringschätzung wiederspiegelt, welche die Regierung dem Reichstag entgegenbringt. Ein fich seiner Kraft bewußter Reichstag würde für die einschneidensten politischen Maßregeln auch die eingehendste Begründung verlangen, der heutige Reichstag ist aber offenbar zufrieden, wenn man ihn mit ein paar Brocken abspeist. Und dürftig genug sind dieselben ausgefallen. So spricht die Rechtfertigung sehr knapp und kurz über gefährliche anarchistische Bestrebungen", ohne zu sagen, wo diese festzustellen waren und worin sie bestanden. Wir wissen nichts davon und auch die hochweisen Mitglieder des Reichstages dürften von den ganz Berlin bedrohenden Gefahren nicht viel gewahr geworden sein. Uns find nur einmal anarchistische Bestrebungen entgegengetreten und zwar im Prozeß Jhring- Mahlow; aber hier war es durchaus nicht die Polizei, welche fie verhütete! Von der Charakterifirung der Bezirks- und Fachvereine wollen wir heute absehen, da sie in derselben Weise regelmäßig wiederkehrt. Auch die Behauptung, daß die Abgeordneten die„ Massen fanatisirt" hätten, entspringt wohl nur dem Wunsche, künftig feinen Arbeitervertreter mehr in öffentlicher Versammlung zum Worte kommen zu lassen, und speziell die Ausweisung des Abg. Singer noch nachträglich zu beschönigen. Alles das find wir gewöhnt. Dagegen ist es uns neu, in einem Rechenschaftsbericht der Regierung auch Leistungen aus dem Gebiete der höheren Komik zu finden. Dazu gehört aber unbedingt die Rechts fertigung der 20 Versammlungsauflösungen zwischen 1. April und 15. Mai, welche lautet: In einigen Fällen hatte diese Maßregel ( der Auflösung) tumultuarische Auftritte uud thätliche Angriffe zur Folge." Für einen gewöhnlichen Sterblichen würde es darnach gewiß besser erscheinen, nicht aufzulösen, um solche Folgen zu vermeiden. Folgen zu vermeiden. Nach der Logik der Regierung wird nun erst recht aufgelöst! Eine ähnliche Logik zeigt sich freilich auch an anderen Stellen. So hat die schärfere Handhabung des Sozialistengeseßes, indem fie bei den Arbeitern ein allgemeines Gefühl der Hoffnungslosigkeit weckte, zweifellos die radikale Parteirichtung" gestärkt. Nun muß der größere Ra bifalismus wieder dazu herhalten, um eine schärfere Handhabung zu begründen. So geht die Schraube ohne Ende weiter, ohne daß sich unsere neunmalweisen Gesetzgeber im Reichstag darum fümmern, in was für Zustände wir immer rascher hineintreiben.
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Bezüglich der Verlängerung des Belagerungszustan des in Hamburg heißt es in dem Rechenschaftsbericht: Die Propaganda für die Sozialdemokratie in der Arbeiterbevölke rung von Hamburg , Altona und Harburg , sowie der Nachbarorte ist bis in die neueste Zeit eine äußerst rührige. Vor Allem find es zahlreiche gewerkschaftliche Vereine und Verbände, welche der Verbreitung sozialrevolutionärer Tendenzen dauernd Vorschub leisten. Die Zahl der Fachvereine ist allein in Altona von 10 im vorigen Jahre auf 18 gestiegen, obwohl inzwischen der Altonaer Maurer Fachverein mit zirka 400 Mitgliedern durch gerichtlich bestätigte Schließung in Wegfall gekommen ist. Die an Mitgliederzahl stärksten Vereine, die Reise Unterstüßungsvereine deutscher Tabaksarbeiter zu Altona und Ottensen , haben in Anlaß der Beerdigung eines Bigarrenarbeiters am 4. Juli d. J. ihren Charakter als sozialdemokratische Drganisationen ohne Scheu offen an den Tag gelegt. Das nach Tausenden zählende Leichengefolge war zumeist mit den Abzeichen revolutionärer Bestrebungen versehen. Die Stadt Dttensen ist die Stätte eines umfangreichen Grschäftsbetriebes für die Verbrei tung verbotener Preßerzeugnisse, namentlich des Sozialdemokrat", geworden. Die Untersuchung gegen den Bigarrenarbeiter Rüdelhahn und Genossen hat ergeben, das im Jahre 1885-86 während 6 Monaten durchschnittlich jede Woche von Ottenseu aus nach anderen Orten große Mengen verbotener Druckschriften, unter anderen der Sozialdemokrat"," Die Frau in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" von Bebel und Bu Schutz und Trup" von Liebknecht, in Kisten versendet worden sind. Der Haupthäter hat wegen fortgesetter Zuwiders handlungen gegen den§ 19 a. a. D. eine Strafe von 3 Jahren handlungen gegen den§ 19 a. a. D. eine Strafe von 3 Jahren Gefängniß zu verhüßen. Auch nach Abschluß dieser Unterfuchung find von Ottensen aus größere Sendungen verbotener Druckschriften u. A. nach Berlin abgegangen. Der Aufenthalt in dem Bannbezirk ist von Anfang Oktober v. J. bis Mitte August insgesammt 9 Personen versagt worden, von denen 5 in Hamburg und 4 in Altona und Umgegend wohnhaft waren. Aus früheren Jahren standen bis Mitte August 233 Auf
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plauderte Anna, während sie sich vertraulich an ihn schmiegte. Ja, weißt Du, Vater fam erst spät nach Hause vom Bier und Mutter hatte viel zu thun,... ich half! Wie bin ich glücklich, jetzt bei Dir zu sein.. fieh nur, wie ich gelaufen bin... Aber, was hast Du denn solange gemacht?"
Ernst erzählte, daß er Pflaumen und Weißbrot ge geffen habe.
Und Du hast mir nicht einmal etwas aufgehoben?... Das ist doch sehr häßlich!"
Ernst lächelte. Ihr natürliches unbefangenes Wesen wirkte auf ihn und beruhigte seine schwülen und heißen Wünsche.
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Hier habe ich noch einige." sagte er und zog die Pflaumendüte aus der Rocktasche. die Pflaumendüte aus der Rocktasche.„ Ich habe sie Dir aufgehoben."
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Wie artig von Dir!" rief fie. Aber wir müssen fie zusammen verzehren,... sonst, weißt Du, will ich sie
nicht."
Und in unbewußter Roketterie biß sie mit ihren weißen 3ähnen die Hälfte einer großen Pflaume ab und reichte die andere. So verzehrten sie die Früchte, während sie auf der Promenade weiter schritten.
Der Weg war dunkel; hohe Bäume, deren Blätter der nahende Herbst zu färben begann, bestanden ihn zn beiden Seiten; in ihrem Schatten waren Bänke, die Liebespaare trugen.
( Fortsetzung folgt.)
Aus Kunst und Leben.
Harburg , sowie die Nachbarorte find fortdauernd durch revolu tionäre Bestrebungen der Sozialdemokratie mit Gefahr für die öffentliche Sicherheit bedroht und konnte daher von der Fort dauer des bestehenden Ausnahmezustandes nicht abgesehen wer den. Der Erlaß weitergehender Anordnungen als über Ber sagung des Aufenthalts war zur Zeit nicht erforderlich. Die Abgrenzung des Bannbezirks hat sich bewährt und lag zu seiner Abänderung keine Veranlassung vor." Diese Rechtfertigung ist fast noch weniger umständlich als die für Berlin , auch athmet fie eher noch einen größeren Haß gegen die Fachvereine. In Berlin find bis jest 172 Personen ausgewiesen, in Ham burg, der freien Hansestadt, und Umgebung 233! Vielleicht begründet die Regierung die nächsten Berliner Ausweisungen damit, daß man nicht hinter Hamburg zurückbleiben dürfe.
Zitate. Nur eines möchte ich betonen: Die Ausbildung einer flaren, tonsequenten, spezialisirten Fabrikgeseßgebung und die Schaffung felbst ständiger Organe, welche dieselbe handhaben. Die neue Gewerbeordnung hat nur die schüchternsten Anfänge hierzu; ihre Bestimmungen über Inspektionen, gesundheitliche Vorrich tungen u. s. w. sind meist so vag, daß sie entweder gar nichts oder Alles sagen. In den Händen unserer gewöhnlichen lokalen Polizeibehörden find fie nicht viel mehr als ein todtes Stüd Papier . Die meisten gegnerischen Reden im Reichstage zeigten den vollständigsten Mangel an Verständniß für die ideale und weitgreifende Bedeutung einer derartigen Fabrit gesetzgebung, brachten nur einen furzsichtigen Doktrinarismus und die egoistischen nächstliegenden Interessen der Unternehmer flaffe zum Ausdruck."( Bur Geschichte der deutschen Kleins gewerbe im 19. Jahrhundert. S. 694.) So schrieb der Unis verfitätsprofeffor Schmoller im Jahre 1870. Er forderte damals aufs Entschiedenste die Errichtung eines deutschen Fabrikinspektorats nach englischem Muster, er plädirte für eine Fabrifgesetzgebung nach Art der englischen. Wir haben jegt zwar Gewerberäthe, Dant vor Allem dem unermüdlichen Kampf der Arbeitervertreter für diese Institution, aber wir sind noch weit davon entfernt, solche Aufsichtsbeamte zu befizen, wie das britische Inselreich. Wer's nicht glauben will, mag die englischen und die deutschen Fabrikinspektorenberichte einer Ver gleichung unterziehen. Auf jeden Fall aber haben wir bis heute noch keine Arbeiterschußgefeßgebung, und vor der Hand ist auch feine Aussicht vorhanden, daß dieses dringendste Bedürfniß befriedigt wird. Fürst Bismard, der bekanntlich die Klinke der Gefeßgebung in der Hand hat, ist ein Gegner des Marimak arbeitstages, und da für zwei Drittel der Herren Reichsboten der Wille des Reichskanzlers maßgebend ist, so muß das deutsche Volk warten, bis die Beiten sich bessern. Das heißt, es muß dafür sorgen, daß die nächsten Wahlen eine Reichstagsmehrheit schaffen, die wahrhaft voltsthümlich gesinnt ist und nicht vor jeder durchgreifenden sozialen Reform zurückschreckt. Haben unsere Fabrikanten und Bankiers, unsere In genieure und Unternehmer nicht ihr spezifisches Klasseninteresse, und tritt das nicht allzu oft und grell in ihren politischen Maßnahmen und Doktrinen hervor? Mastiren fle nicht oft mit dem schönen Worte der wirthschaftlichen Freiheit nur, was ihrem Geldbeutel und ihren Spekulationen ausschließ lich Gewinn bringt? Unsere Konservativen dürfen nichts sagen. Der Großgrundbesig trägt in allen Steuers fragen, in der ländlichen Arbeiterfrage seinen wirthschaftlichen Egoismus noch nackter und naiver zur Schau... Gesündigt wird auf beiden Seiten, und die Rüdwirtung davon trifft beides Mal die arbeitenden, die unteren Klassen." Ich habe nicht jene fleinliche Furcht vor jeder Maßregel, die irgendwo das bestehende Eigenthum und seinen Werth berührt. Sind irgendwo die Klaffen- und Besigverhältnisse durch wirth schaftliche oder andere Ursachen so abnorm geworden, daß da durch die ganze Zukunft des Staates und der Gesellschaft bedroht ist, und greift dann eine hochherzige Regierung auf gefeßlichem Wege ein, stellt die Maßregeln nach genauen fungen fest, läßt sie geordnet ausführen, so werden imme Privatintereffen verlegt werden, so werden die Verlegten über Vergewaltigung immer flagen, so werden einzelne darüber z Grunde gehen, aber der unbefangene Historifer einer späteren Beit wird die Maßregel nicht als unheilvoll fozialistisch vers dammen. In einem Staate der allgemeinen Wehrpflicht, in einem Staate, welcher das Recht hat, das Leben seiner Bürger jeden Augenblick fürs Ganze zu fordern, wie lächerlich ist da eine Eigenthumstheorie, welche das fleinste Opfer für das Ganze als irrfinnigen Sozialismus bezeichnet.... Ift nicht heute noch das Herz jedes Edeldenkenden auf Seiten Solon's wenn er die Schuldverhältnisse der unteren Klaffen Athen ordnet, ihre Schulden reduzirt; find wir nicht heute noch alle auf Seiten der landfordernden Plebejer in Rom. ? Waru schuf man durch gewaltthätig ins Eigenthum eingreifende G seße unseren deutschen Bauernstand? Halt seze unseren deutschen Bauernstand? Halt wird man fagen -da galt es verrostete, veraltete, durch Gewalt entstandene Bustände zu beseitigen. Ja, ist denn heute jede Gewalt abs wefend? st die Lage, ist die Bildung unserer untern Klaffen nicht auch eine Nachwirtung
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Wintermärchen; Donnerstag, den 2.: Adrienne Lecouvreur ; Freitag, den 3.: Tilli; Sonnabend, den 4.: Minna von Ba helm; Sonntag, den 5: Fesivorstellung.
Im Deutschen Theater wird heute, Sonntag, Dottor Klaus" und morgen, Montag," Der schwarze Schleier" gegeben.
am
Mittwoch, 1. Dezember, statt. Am Donnerstag, 2. Dezember, tritt Fräulein Pospischill zum zweiten Mal als Gast in bet
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Titelrolle von" Donna Diana" und am Sonntag, den 5. b. M. zum dritten Mal als„ Clarisse" in" Der Hüttenbefizer" auf. Außerdem bringt das Repertoir dieser Woche noch Wieder bolungen von Doftor Klaus" und" Der schwarze Schleier." Im Eden- Theater werden heute die lustigen Waltons, deren tolle Pantomime Ranko" das Publikum wochenlang so sehr amüfirte, am legten Sonntage ihre übermüthigen Matro fenstreiche ausführen, Der„ legte Sonntag" ist heute auch für die Original- Yokohama- Troupe, die so außerordentlich funfl fertigen Japaner, deren phänomenale Leistungen stets jeden Buschauer verblüfften, und für die waghalsigen Ringturner Mr. Nizarras, der allabendlich stürmischen Beifall fand. Das Auf treten dieser genannten Kräfte und die Mitwirkung der viel seitigen Familie Elbin, der Riegel'schen Balletgesellschaft, des Mr. Regon, der Duettisten Tellheim, des vorzüglichen Humo risten Bocher, sowie aller anderen engagirten Mitglieder, werden diese Sonntags- Vorstellung zu einer der intereffantesten und
unterhaltensten gestalten.
Kaiser- Panorama
Paffage
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Die malerischen Landschaften von Schottland im in ihrer wunderbaren Schärfe und Plastik werden außerordentlich viel besucht und auch noch diese Woche zu sehen sein, daneben gelangt eine Wanderung
Abenteuer einer Schauspielerin in Südamerika . Wie die Blätter von Buenos- Ayres melden, wurde eine am dortigen Stadttheater engagirte Schauspielerin aus Triest , die einen großen Kreis von Verehrern und Anbetern in dieser Stadt ges über den La Plataftrom nach dem gegenüber gelegenen Monte funden hatte, nächtlicherweile aus ihrem Quartiere entführt und video gebracht, wo fie fich nun in Gefangenschaft befindet. lobung bei der Laterne, Deutsche Märsche; Dienstag, den 30.: Einige Blätter meinen, die Gefangene sei gar nicht unzufrieden tag, den 2. Fra Diavolo; Freitag, den 3.: Die lustigen erst jüngsthin zurückgetretene Bräfident diefer Republik, Herr
Projettirtes Repertoir der föniglichen Schauspiele vom 28. November bis 5. Dezember 1886. Jm Opernhause. Sonntag, den 28.: Fra Diavolo; Montag, den 29.; Die VerFidelio; Mittwoch, den 1. Dezember: Donna Diana; Donners
Im
Weiber von Windsor; Sonnabend, den 4.: Siegfried. Schauspielhause. Sonntag, den 28.: Ein Wintermärchen: Montag, den 29.: Christoph Marlow; Dienstag,
mit ihrem Lose, denn ihr Entführer sei kein Geringerer als der
Santos, auf den vor einigen Wochen ein Attentat im Theater
verübt worden ist.
Ein naturwissenschaftlicher Streit. In der Wärme den 30.: Graf Waldemar; Mittwoch, den 1. Dezember: Ein dehnen fich die Körper aus, in der Kälte ziehen fie fich au
PRYSESAATAU ESA DESA
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