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Sonnabend, den 4. Dezember 1886.
3. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Intereffen der Arbeiter.
Das„ Berliner Volksblatt"
erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mark, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit der illustrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)
Insertionsgebühr
beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 f. Bet größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Bimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Redaktion: Beuthstraße 2. Expedition:
Zum neuen Militärgesetz.
Vor kurzem schon erklärten wir, daß wir an die Auflösung des Reichstags nicht glaubten, da sich ein großer Theil des Zentrum für die neue Militärvorlage entscheiden würde. Diese Auffassung wird immer mehr bestätigt, wenn man in parlamentarischen Kreisen sich weiter erkundigt.
Bisher aber war man wenigstens in Bezug auf die freifinnige Partei allgemein der Ansicht, daß sie das Septennat einmüthig ablehnen würde.
Wie man nun aber hört, befinden sich auch in dieser Partei in Bezug auf die Militärfrage allerlei schwankende Gestalten", welche vorläufig noch keine bestimmte Stellung eingenommen haben. Dies wird auch durch einige Artikel der„ Vossischen Beituna" bestätigt.
A
Dies Blatt vertritt die gemäßigte Richtung" in der deutsch freisinnigen Partei, oder besser der schwankenden Richtung. Dasselbe ist so recht nach dem Herzen der Herren Rickert und von Fordenbeck geschrieben, welche eine bestimmte Stellung zum neuen Militärgesetz ablehnen.
Die Boff. 3tg.", welche noch vor kurzer Zeit eine ziemlich scharf ablehnende Stellung in der Militärfrage angenommen hatte, ist nun zu einer bessern Einsicht gekommen und bemerkt, daß es Pflicht eines jeden Patrioten sei, die Vorlage ernsthaft auf ihren Inhalt zu prüfen, das Annehmbare anzunehmen und nur diejenigen Punkte durch Ablehnung auszuscheiden, welche nach reiflicher Erwägung dem Lande nicht zum Vortheil gereichten. Welche Punkte dies find, davon redet die Voss. 3tg." vorläufig nicht.
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Sie deutet nur darauf hin, daß sämmtliche Boltsvertreter, die es mit dem Vaterlande wohl dafür Sorge tragen müßten, daß das Deutsche
meinen
Reich jetzt, wo von allen Seiten Stürme drohten, nicht wehrlos daftehe.
Ganz dasselbe aber sagen die nationalliberalen und konservativen Blätter, ganz dasselbe wird man bei den Berathungen des Militärgesetzes von der Ministerbank hören, von der aus natürlich die Annahme des ganzen Gesetzes verlangt wird.
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Einige konservative Blätter erklären die Vorlage auch lediglich aus der düsteren politischen Situation. Darauf allerdings bemerkt die Bos. 3tg." mit Recht, daß die militärischen Folgen des neuen Gesetzes erst in einigen Jahren eintreten fönnten, während, wenn man augenblicklichen Feinden gegenüber stehe, eine ganz andere Vorlage gemacht werden müsse. freifinnige Blatt in Alle Patrioten
So
sich das befindet sich
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einem sehr bedenklichen Widerspruch: für Theile der Vorlage ftimmen,
müssen
[ Radbrud verboten.]
Feuilleton.
um
[ 8
Ernst hatte inzwischen eine alte 3igarrenfifte mit Putzzeug hervorgezogen, um seine Stiefel zu reinigen. Er spuďte in die Wichsschachtel, hantirte mit den Bürsten herum und schwitzte bei seiner Arbeit. Es war zum Verzweifeln, kein
rettender Gedanke wollte ihm einfallen.
Hatte Anna etwa die Absicht gehabt, bei ihm zu bleiben und mit ihm zusammen zu wohnen. Er kam erst jetzt auf die Möglichkeit eines solchen Planes. Aber sie hatte ja nichts davon gesprochen und mit Vermuthungen wollte er sich nicht quälen. So verständig war sie sicherlich selber, um einzusehen, daß es im wirklichen Leben nüchterner zu= gebe, als in Romanen und Feengeschichten. So dumm fonnte sie nicht sein, um nicht zu wissen, daß er niemals eine Anstellung als Pastor später bekommen würde, wenn er in wilder Che mit ihr lebte! Wovon sollten sie auch existiren? Sollte er sein Studium an den Nagel hängen? So egoistisch konnte Anna nicht sein, um eine solche Forderung zu stellen, denn wenn er sie erfüllte, so würde er Schreiber werden müssen, oder sonst so etwas und sein Lebelang würde er zusammen mit ihr hungern. Hungern!... Bum Hungern hatte er gar kein Talent und das durfte Niemand von ihm verlangen. Daß er sich überhaupt
Es fonnte ihm ja
mit solchen Vermuthungen quälte!. genügen, daß sie kein Wort davon gesprochen hatte. Es diesem
-
Bimmerstraße 44.
Man sieht also, daß das neue Militärgesetz gar nicht an denjenigen Patriotismus appellirt, welcher das Vaterland schützen soll, sondern an denjenigen, welcher durch immer größere Armeeentfaltung der reaktionären Strömung, in der wir uns leider befinden, zu Diensten steht.
die
Daß ein fortgesettes Septennat aber der Reaktion bient, liegt weil dadurch auf der Hand, Macht der Volksvertretung geschwächt, die Macht Regierungsgewalten aber gehoben wird. Der Reichstag Reichstag giebt wiederum sein Budgetbewilligungsrecht in der wichtigsten Frage auf sieben Jahre preis und liegt förmlich gefesselt zu Füßen der verbündeten Regierungen. Dadurch wird sein Ansehen in der That nicht erhöht und er sinkt immer mehr herab von einem gefeßgebenden Körper zu einer reinen Sprechmaschine.
er
das Vaterland außer Gefahr zu bringen; die Folgen der Pflicht, das Vaterland zu schüßen, bewußt sei, die Vorlage sehr Vorlage aber treten erst nach Jahren in Kraft." schnell in einer Kommissionsberathung erledige und dieselbe noch vor den Ferien entgiltig zum Gesez zu erheben und dieses dem deutschen Volke als Weihnachtsgeschenk in die Heimath mitbringen werde. Auf den Kriegsminister folgte Herr Eugen Richter mit einer zwar sehr langen, aber um so inhaltsloseren Rede, als deren Sinn man annehmen darf, daß die deutschfreifinnige Partei nur etwas Zeit gewinnen will, um dann Wo war die die Vorlage anzunehmen. Frische des Redners geblieben? Dede und bleiern machte den Versuch, den Rückzug seiner Partei zu mastiren, und die Furcht, bei den bevorstehenden Wahlen dem niederschmetternden Vorwurf, das" Vaterland wehrlos zu machen", zu erliegen, flang aus den Worten des Redners deutlich heraus. Die Militäroorlage wird das Grab werden, in welches die deutschfreisinnige Partei ihr Restchen politischen Muthes feierlich einsargt und alle Redensarten vom ,, Volksrecht, der Nothwendigkeit jährlicher Feststellung der Friedenspräsenzstärke" werden zerschellen an dem kleinlichen Gedanken, die Mandate um jeden Preis halten zu müffenAuflösungsfurcht braucht Niemand mehr zu haben, Herr Eugen Richter und seine Mannen sorgen schon dafür und die Regierung wird nur bedauern, daß fie statt 41 000 Mann mehr Militär nicht die doppelte Anzahl gefordert, und an dem Aeternat" nicht festgehalten hat. Alles in Allem, es war die schwächste Rede, die Herr Richter jemals gehalten hat; die Deutschfreifinnigen marschiren in flottem Tempo ihrem eigent lichen Ziel der Reaktion" tapfer 31. Nach dem deutschfreifinnigen Redner bestieg bestieg ein Kavallerie- Oberst das Roß, pardon die Tribüne und tommandirte: ,, Vorwärts! Ios!" nicht lange befinnen, annehmen. Die Vorlage wird an eine Kommission gehen; dort wird geredet, vielleicht auch eine Kleinigkeit abgehandelt werden und vom 1. April nächsten Jahres an fingen 41 000 Bürger mehr das schöne Lied:", welche Lust, Soldat zu sein", und das deutsche Volk zahlt dafür jedes Jahr die Kleinigkeit von 24 Millionen Mart.
Aber es liegt auch in der Stärkung des Militarismus überhaupt schon ein großes Stück Reaktion. Die Werke des Friedens und des gesunden Fortschritts gedeihen schlecht in so schwerer Kriegsrüstung, die Finanzkraft des Landes wird brach gelegt und das Volk selbst seufzt unter schwerem brach gelegt und das Volk selbst seufzt unter schwerem Druce.
Dafür aber hat die Majorität des gegenwärtigen Reichstags keine Empfindung.
Schon das eine Wort: Auflösung treibt ihn in die Arme der Reaktion, als ob er das Volk fürchte.
So wird sich das bejammernswerthe Schauspiel wiederholen, wie bei den letzten Berathungen über das Sozialistengesetz, daß zuerst von der Opposition fräftige Reden gehalten werden, die aber bei den Schlußabstimmungen in eitel Rauch aufgehen.
Die Fraktion des 3entrums wird sich sicher spalten und von der deutschfreisinnigen Partei werden Theile abbröckeln, die dann dem Militarismus zu einem großen Siege über die Freiheit und das Volkswohl verhelfen.
Politische Uebersicht.
Aus dem Reichstage. Heut wurde die Debatte der Militärvorlage durch eine längere Rede des Kriegsministers eingeleitet. Derselbe malte grau in grau, wenngleich er auch betonte, daß eine augenblickliche Kriegsgefahr nicht vorliegt. Aber Vermehrung der Präsenzstärke im Friedensstande sei nothwendig, weil die Nachbarländer ebenfalls ihre Heere vers stärkt hätten und bei der keine Garantie auf dauernden Frieden bietenden Situation erwarte er, daß der Reichstag sich seiner
Bist Du fertig?" sagte Anna und rieb sich wie schlaf= trunken die Augen, während sie aufstand. Wie häßlich und trübe ist es hier in Deinem Zimmer," und sie schauderte zusammen.
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,, Ach, die Wohnung ist doch ganz angenehm hier," meinte Ernst, für zehn Mark kann man nicht mehr verlangen."
Anna hatte sich in seinen Arm gehängt und so schritten sie die knarrenden Treppen hinab, Ernst mit dem Wäschebündel in der Hand und im Herzen die geheime Furcht, daß irgend ein Hausbewohner ihnen jetzt begegnen würde. Er athmete auf, als sie sich auf dem Bürgersteige befanden und gleichgiltig über die Richtung die Straßen entlang schritten.
Das Pflaster war feucht; aus seinen Rigen quoll der Schmutz als flebrige, zähe Masse hervor, in welcher der Fuß ausglitt. In dem dichten Nebel, der die Luft füllte, hing die glanzlose, rothe Scheibe der Sonne, einem Herb
feuer ähnlich, das zum letzten Mal auffladert, bevor es von den Rauchwollen erstickt wird.
Als Anna und Ernst eine 3eit lang gewandert waren, nahm er allen Muth zusammen und begann ihr auseinanderzusehen, wie falsch es sei, zu verzweifeln und finsteren Plänen nachzuhängen. Der nächtliche Auftritt sei ein Wendepunkt gewesen, nach dem sich ihr Verhältniß zum Vater ge= wiß besser gestalten würde.
Da Anna seinen Redefluß garnicht unterbrach, so nahm er ihr Schweigen für Zustimmung, oder doch wenigstens für ein 3eichen, daß sie ruhiger zu denken angefangen habe. Um die Wirkung seiner Worte zu verdoppeln, wiederholte er seine ganze Nebe.
Nun, Aennchen, was sagst Du dazu?" fragte er zum Schluß gespannt. Ein halbes Lächeln flog wie ein Sonnenstrahl über ihr danke auf, er fühlte ihren festen Händedruck und sie sagte: Du guter Ernst, das sagst Du nun alles nur, weil Du mich prüfen willst; aber nicht wahr, das fiehst Du doch ein," und die Thränen traten ihr in die Augen ,,, wir beide können nicht anders glücklich werden."
baß er sich selber belüge und daß Anna sicherlich habe Gesicht, in ihren Augen blißte es wie ein fröhlicher Gebei ihm bleiben wollen. Seine innere Unruhe wurde noch größer, es schien ihm, als sei die Luft in dem 3immer schwer und als trage fie einen Ansteckungsstoff der Aufregung ihm zu, der von Anna ausging. Er mußte ins Freie, wenn er Haren Ropf behalten wollte.
Ein Börsengewitter sammelt sich über dem Haupte des Finanzministers v. Scholz, der neulich den großen Kapitalisten bekanntlich Defraudation der Börsensteuer vorwarf. Heute meldet der Börsen Courier" wieder:" Der Rückzug, den Herr v. Scholz in der vorgestrigen Reichstagsfizung bezüglich seiner Aeußerungen über die Börsensteuerdefraudation anzutreten ver suchte, hat in den Kreisen der Interessenten keineswegs befries digt, weil trotz der Abschwächung, die Herr v. Scholz seinen ersten Auslaffungen zu geben versuchte, der Kern derselben, daß
Auf diese unerwartete Antwort vermochte Ernst nichts zu erwidern. So war alles umsonst? fragte er sich. Nein, nein! Er mußte sie hindern; sie mußte vernünftig
werden.
Der Nebel hatte über die Sonne gefiegt, fie war ganz verschwunden und Dunst und Schatten herrschten überall. Graue Wolken deckten den Himmel und ein feiner, durch dringender Regen rieselte nieder. Ein früher Herbst," sagten die Leute und spannten die Schirme auf.
Anna und Ernst hatten die eigentliche Stadt verlassen; die Stadt mit ihren grauen, eingefchachtelten, spießbürger lichen Häusern, mit ihren Straßen, die so eng und wintelig waren, wie die verzwickte Seele eines rechnenden Klein= främers; mit ihrer Universität, die keinen Hauch frischeren Lebens in ihre Mauern getragen hatte, mit ihrem mittelalterlichen Rathhaus und ihren vielen Kirchen, deren spizze Thürme in dem Nebel- und Wolkenschleier verschwanden. Die Vorstadt that sich auf, und als das Paar in eine Seitengasse einbog, erschien in der Ferne eine Brücke vor ihnen, die den Fluß überspannte, der die Stadt durchschnitt. Es war sehr einsam in den Straßen, die zu dieser Brücke führten. Der Regen verscheuchte alles; nur wenige Arbeiterfrauen tamen aus den Hausthüren mit Rörben am Arm heraus, in denen sie ihren Männern das Mittagessen zutrugen; sie zogen die Umschlagtüchter fest über den Kopf zusammen und liefen eilig in den Regen hinein, der immer dichter niederfiel.
Eng an einandergeschmiegt gingen Anna und Ernst bahin. Er zermarterte sich den Kopf nach einem rettenden Gedanken und das Stillschweigen war ihm unheimlich, in bem Ste fich befanden. Doch hatte er ben Muth nicht, es zu unterbrechen. Anna war in sich versunken und dachte fortwährend an jene Dämmerstunden, in in denen Ernst ihr auf der Treppenstufe feine Märchen erzählt hatte. Er war wieder strahlende Helb, der Gott, zu dem sie bewundernd auffah. Ihre schwärmerisch angelegte Natur versenkte sich in eine Art von Verzückung bei dem Gedanken, mit ihm zusammen zu sterben, mit ihm, der von allen Schlacken gereinigt, für sie das Ideal eines Mannes war. Bergessen hatte sie, daß
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