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gegen das deutsche   Bier sehr schwer durchzuführen." Das ist alles recht gut und schön. Aber man handelt in Frankreich  nach dem altbewährten Grundsatz: Wie Du mir, so ich Dir. Deutschland   zwingt mit seiner starren Schutzollpolitik die an­beren Staaten zu schroffen Gegenmaßregeln, und so erhalten wir die endlose Schraube der Kampfzöllnerei. Wenn ferner der deutsche Ordnungsmichel nicht fortwährend in nationali tätenhegendem Chauvinismus machte, wenn nicht ewig die Erbitterung der Massen gegen den Erbfeind im Westen" ge­schürt würde, dann wäre die soziale" und politische Situation etwas anders. Die Völker wollen den Frieden.

Das Spremberger Bürgerthum hat mit dem Belage rungszustand noch nicht genug, es will auch seine Garnison haben. Am 9. d. hatte Bürgermeister Wirth und Beigeord­neter Schittke in der Angelegenheit Audienz beim Regierungs präsidenten v. Heyden- Cadow in Frankfurt   a. D., welcher, der " Bost" zufolge, das Gefuch zu befürworten versprach. Wenn das so fortgeht, wird Spremberg   noch eine der berühmtesten Städte werden, mindestens ebenso berühmt wie Schilda.

Zu den Russenausweisungen. Der Posener 3tg." schreibt man aus Warschau  , 7. Dezember: Wie der Kur. Warsz." in Erfahrung gebracht hat, find gestern hier zwei aus Preußen ausgewiesene russische   Studenten, Brüder, die bisher ihren medizinischen Studien an der Berliner   Uni versität obgelegen hoben, eingetroffen, nachdem alle Versuche, dem Schicksale der Ausweisung zu entgehen, fich als fruchtlos erwiesen hatten. Das genannte Blatt fügt hinzu, daß dies die legten beiden russischen Unterthanen der Berliner  Hochschule gewesen sind, die der unbeugsame Wille des eisernen Kanzlers verdrängt hat."

Oesterreich- Ungarn.

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Mit wahrer Leidenschaft tritt das Wiener   feudal fleritale Organ für die Arbeiter ein, und dicke Thränen werden jedesmal vergossen, wenn von den Benach­theiligungen gesprochen wird, welche den Arbeitern von liberalen Fabrikanten zugefügt werden. Nun liest man in der letzten Nummer der Wiener Buchdrucker- Zeitung Vorwärts" Erbau­liches über das Verhältniß der Seger des Vaterland" zu diesem Organe. Es giebt ein einziges Tagblatt in Wien  , dessen Druckerei ihren Arbeitern den tarifmäßigen Lohn vorenthält, und dieses einzige Blatt ist das Vaterland"! Ueber diesen Gegenstand verhandelte denn am 5. Dezember der Ausschuß des Klubs der Zeitungsseßer, und die geladenen Arbeiter aus Der Druckerei des Vaterland" machten hier bemerkenswerthe Mittheilungen. Darnach hätten Dr. Eicke, der Administrator, und Herr Inthal, der Herausgeber des Blattes, erklärt, es liege nicht in ihrer Macht, eine Aenderung zu schaffen; es sei dies Sache der Norbertus- Druckerei, mit welcher das Vaterland" einen Druckvertrag befige. Die Leiter dieser frommen Druckerei hingegen versichern, sie seien von dem besten Willen beseelt, jedoch können sie ohne die maßgebenden anderen Persönlich­feiten des ,, Vaterland"" nichts thun. Mit einem gewissen Humor meint denn der Vorwärts":" Vaterland" und Norbertus­Druckerei erklären feierlich, den Wünschen des Personals, res spektive des Klubs entgegenkommen zu wollen, aber vom Zahlen wollen beide nichts wissen. So sieht die Sozial­reform aus, wenn sie von Junkern und Klerikalen praktisch geübt wird!

Schweden   und Norwegen  .

Ein intereffanter Beitrag dazu, wie die freie Kon furrenz immer mehr durch Monopole und Kartelle durch­löchert wird, liegt heute auch aus Schweden   vor. Die schwedischen Brauereibefizer scheinen dem Beispiele der Sägewerksbefizer folgen zu wollen, welch' lettere vor einiger Zeit zum Zwecke der Verhütung einer Ueberproduktion eine Konvention geschlossen haben, um die Holzwaaren preise auf ihrer bisherigen Höhe zu erhalten. In Folge der sich über das ganze Land verbreitenden Nüchternheitsbewegung, vielleicht aber auch in Folge der schlechten Zeiten ist der Branntweinverbrauch in den lezten Jahren etwas zurück­gegangen und das über die Nachfrage hinausgehende Angebot bat ein Fallen der Preise bewirkt. Die Brennereibefizer hielten bereits mehrere Versammlungen ab, auf welchen eine 20prozentige Verminderung der bisherigen Produktion als nothwendig er achtet wurde. Durch die Einmischung des großen Branntwein­Exporteurs 2. D. Smith hat diese Angelegenheit indessen nach den Hamb  . Nachr." eine ganz neue Wendung genommen. Das Bestreben desselben geht darauf hinaus, eine Vereinigung zu bilden, welche die gesammte schwedische Branntweinbrennerei, die gesammte Spritveredelung und den gesammten Partieverkauf übernähme. Um dieses Projekt durchführen zu können, sollen in erster Reihe die Etablissements der Schoone'schen Sprit fabriks- Aktiengesellschaft zu Christianstad, Malmö  , Stockholm  und Gothenburg  , sowie die für den inländischen Absatz berech neten Etablissements der Karlshamner Spritveredelungs- Attien gesellschaft zu dem Zwecke angekauft werden, und zwar zu dem Breise, welchen die gegenwärtigen Befizer selbst dafür gezahlt. Auf die Kaufsumme, für welche die Verkäufer Aktien in der großen Gesellschaft erhalten sollten, würde eine jährliche Divi­dende von 12 pCt. zu garantiren sein. Da L. D. Smith der

gang zum Buschauen mit anstoßenden Buffetsaal. Diese Räume werden im Sommer als Erholungsräume benußt. Der Vorraum zu den Ställen ist im Sommer Gymnastiksaal; die Ställe sind dann Aufbewahrungsräume, wahrscheinlich für die Wintereinrichtung. Das Becken enthält 1200 Rubikmeter Waffer. Es wird zunächst mit Bumpen aus einem 80 Meter tiefen Brunnen gefüllt, welcher das Wasser mit einer Temperatur von 12 Grad C. liefert. Im Winter erfolgt die Erwärmung auf 23 bis 24 Grad C. durch das Kondensations­wasser der Maschinen, welche das elektrische Licht erzeugen. In einer Stunde fließen 50 Rubikmeter Waffer zu, was eine voll ständige Erneuerung des Waffers in einem Tage gestattet. Das Rondensationswasser wird zunächst in zwei Bottichen dadurch von dem in den Maschinentheilen aufgenommenen Fett ge reinigt, daß diese Gefäße die oberste fetthaltige Wafferschicht überlaufen laffen. Der Ausfluß nach dem Schwimmbecken bin befindet sich im Boden der Bottiche. Wiewohl diese Entfettung für genügend erachtet wird, hat doch noch Das große Schwimmbeden ringsberum einen Ueberlauf, welcher das Entweichen blos der obersten Wafferschicht gestattet. Im Sommer, wenn das Bad den ganzen Tag geöffnet ist, wird mit Dampfwaffer gewärmt, welches über der Mitte des Schirms springbrunnenartig in das Becken tritt und dort das Wasser auf 24 Grad C. erhält. Besonders bemerkenswerth ist die ein fache Art, wie man in diesem so viel warmes Waffer enthal­tenden Raum eine unbequeme Kondensation der Wasserdämpfe verhindert. Man erreicht dieses durch eine so ausgiebige Lüftung, daß jeder Niederschlag vermieden wird. In den Saal von 15 000 Rubikmeter Inhalt werden stündlich 40 000 Stubikmeter frische Luft eingeblasen. Ein Ventilator von 2,25 Meter Durch messer drückt die reine Luft im Winter in die Kaloriferen, aus benen fie in einen um das Wafferbecken herumlaufenden Kanal tritt, von wo sie dann mit 40 Grad C. Temperatur im Saal unter den Sigen anlanat. Durch diese Anordnung wird auch einer Abkühlung des Waffers entgegengewirkt. Die schlechte Luft entweicht durch stellbare Deffnungen in der Kuppel. Die Saalwärme ist ohne Schwierigkeit auf 18 bis 20 Grad C. zu erhalten. Im Sommer, wenn nach Entfernung der Eigreihen eine größere Wafserverdunstungsfläche freigelegt ist, werden Stündlich 60 000 Rubikmeter frische Luft eingeblasen. Chinesische   Gasthöfe auf dem Lande. Oberst Unter­berger giebt in den Abhandlungen der russischen Geographischen  Landgasthöfen. Bei größeren Entfernungen, in heißt es daselbst, zwischen Städten und Dörfern findet man einzeln stehende

hauptsächlichste Befizer der vorhin erwähnten Spritveredelungs­hauptsächlichste Befizer der vorhin erwähnten Spritveredelungs| fabriken ist, so läßt sich die neuere Abficht dieses Projekts leicht durchschauen. Um aber einen solchen Ertrag zu erzielen, wie er gewährleistet werden soll, müßten die Konsumenten, d. h. vorzugsweise die Arbeiter, einen bedeutend höhern Preis als bisher zahlen. Die Branntweinausschant- Gesellschaften zu Stockholm   und Gothenburg   entnehmen allein jährlich zirka fünf Millionen Liter, und es liegt da wohl nahe, daß dieselben die zu Gunsten eines solchen Privatmonopols der Branntwein­brenner projektirte neue Branntweinsteuer nicht so ohne weiteres über sich ergehen lassen würden.

Rußland  .

Die in Kiew   erscheinende Zeitung ,, Sarja" ist auf Grund des Preßgesetzes durch einen Beschluß des Ministeriums ver­boten worden.

Die russische   Regierung hat dem in Sofia   zurückgeblie benen Sekretär der russischen   Agentur, Somoff, befohlen, sich zur Abreise bereit zu halten.

Frankreich  .

Dem neuen Ministerium Goblet in Frankreich   fehlt es noch immer an einem Minister des Auswärtigen. Vor der Hand hat Goblet dieses Reffort interimistisch selbst übernommen, gleichzeitig aber bei dem französischen   Botschafter Decrais in Wien   angefragt, ob er zur Uebernahme des Ministeriums des Auswärtigen bereit sei. Am Sonnabend verlas Goblet in der Deputirtenkammer eine Erklärung des neuen Ministeriums, in welcher es heißt, daß dasselbe hinsichtlich der auswärtigen Politik die von dem vorigen Kabinet eingeschlagene, von der Kammer gebilligte Richtung einhalten werde. Die innere Politik anlangend, so würden die gewünschten Reformen in der Session von 1887 vorgelegt werden. Das Ministerium werde übrigens bemüht sein, das Vertrauen der Kammer weniger durch zahl­reiche Besprechungen zu erreichen, als es sich zur Aufgabe machen werde, jede Zusage mit Gewissenhaftigkeit zur Aus­führung zu bringen. Die Kammer möge ihr Vertrauen zu dem neuen Ministerium dadurch an den Tag legen, daß sie demselben die provisorischen Zwölftel der Jahreseinkünfte bewillige. Goblet beantragte hierauf die Vertagung der Kammer bis Dienstag, um alsdann diese provisorischen Kredite zu bewilligen. Die Kammer beschloß demgemäß. Die Aufnahme der ministe riellen Deklaration war aber sonst höchst kühl, im Senat etwas wärmer. Die Presse ist durchweg dem Kabinet Goblet un­freundlich gesinnt.

Großbritannien  .

Die Voff. 8tg." erhält aus London  , 10. Dezember, die folgende intereffante Korrespondenz: Vom agrarischen Kriegs­Schauplay in Jrland ist ein eingehender Bericht eingelaufen über die Belagerung und Einnahme von Saunders' Fort", der besser als alle Reden homerulerischer und homerulefeind licher englischer Staatsmänner das Verständniß für die erbit­terte Feindschaft der irischen Bauern gegen ihre Großgrundbefizer erschließt. Saunders' Fort ist der in Folge jener Belagerung volksthümlich gewordene Name für die Farm eines Pächters Namens Saunders in

dem Don

ihre Mitte geschleudert und die wüthenden Insekten stürzten fich aus dem Innern dieser sonderbaren Handgranate heraus und trieben durch ihre Stiche die Angreifer auseinander. Vers geblich bringen sie wieder vor, das Vertheidigungsmaterial ist unerschöpflich; sie können nicht an die Mauern heran, um fich mit Stemmeisen einen Eingang zu erbrechen. Schließlich find fie genöthigt, zerstochen, verbrüht und mit ver brannten Kleidern den Rückzug unter anzutreten Triumphgeschrei drr vierundzwanzig Vertheidiger wie " Saunders' Fort", die Behausung fort Ganz hin nach diesem siegreichen Rampf genannt worden ist. Woodford war außer sich vor Freude und die ganze Nacht wurde gearbeitet, um durch Verrammlung der Thüren und Fenster und Heranschleppung von Feuerungsmaterial zum Wasserkochen die Festung uneinnehmbar zu machen. Aber auch der Feind war nicht müßig. Man griff auf die Kriegskunst der alten Römer zurück, um die Erſtürmung zu ermöglichen. Von dem Bau eines Sturmbalkens mit Widderkopf nahm man zwar Abstand, da dabei das ganze Gebäude in Trümmer hätte gehen fönnen. Aber man erbaute, vermuthlich gestützt auf Cäsar's. Kommentare, eine richtige Testudo, ein schiebbares Schußdach, unter dem die Sturmtolonne ficher vor Wurfgeschoffen bis an die Mauer vorrücken konnte. Mit Sturmleitern sollten die Exekutorgehilfen dann das Dach erklettern. Als dieser alter­thümliche Apparat acht Tage später heranrückte, schleppten die Vertheidiger schleunigst schwere Steine in das Haus, mit dem fie das Schutzdach zu zertrümmern gedachten. Die Angreifer gebrauchten nun die Kriegslist, mit dem Schutzdach an Sie Mauern heranzudrücken und dort zum Schein Brech versuche zu machen. Wiederum flogen Bienenkörbe, Eimer kochenden kochenden Waffers und schließlich schwere Feldsteine herunter, aber die Testudo erwies fich den letteren gewachsen, so daß sie nicht zertrümmert wurde. 3wei Stunden lang wurde auf solche Weise operirt, bis die Belagerten ihre Mus nition verworfen hatten, dann rückten die Polizeisoldaten mit den Sturmleitern heran, erklommen bas Dach und brachen von oben in das Haus ein. Die Besagung ergab sich und die grüne Flagge Jrlands wurde vom Schornstein nieder­geholt. Das ist die Geschichte der Eroberung von Saunders' Fort. Aehnlich, wenn anch nicht mit so langem. Erfolg, vertheidigen sich die Farmer auch an andern Orten. Da werden Ermisfionen schließlich ein zu kostspieliges Unters nehmen.

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Balkan   länder.

Die Stimmung in Bulgarien   beruhigt und befestigt fich ersichtlich. Obwohl die Zankowisten sich noch keineswegs überwunden geben und die Hände nicht in den Schoß legen, glaubt man in bulgarischen Regierungsfreisen, was die Er­haltung der Ordnung und Rube betrifft, voller Zuversicht in die Zukunft blicken zu können. Die finanzielle Lage ist erfreu lich, die Steuern gehen mit überraschender Regelmäßigkeit ein, so daß die Befriedigung der laufenden Bedürfnisse auf keinerlei Schwierigkeit stößt. So berichtet man wenigstens der Wiener  " Polit. Corr."

jenem dem Marquis von Clanricarde gehörigen Gutsbezirke Soziales und Arbeiterbewegung.

Woodford, in dem der erbittertſte Streit zwischen dem ab­wesenden Großgrundbefizer und seinen Pächtern tobt. Saun­ders tam vor etwa 17 Jahren aus Amerika   zurück, wo er sich ein kleines Vermögen von 600 Lstr. erworben halte, das sich durch seine Heirath um baare 100 Lstr. vermehrte. Er pachtete die Farm mit ihren 34 Afres schlechten, sumpfigen Landes und verwandte sein ganzes Kapital dazu, um brauchbare Gebäude zu errichten und das Land durch Drainirungen in beffern Zu­stand zu versetzen. Der Werth der von ihm errichteten Bau­lichkeiten wird auf 200 Lftr. geschäßt. Die ganzen 17 Jahre hindurch hat er seinen Pachtzins pünktlich bezahlt. Da er sich an dem auf dem Gütern Clanricarde's ausgebrochenen Bacht­streif betheiligte, wurden er und noch drei andere Pächter, um ein Erempel zu statuiren, von dem Landagenten als erste Opfer der Ausweisung ausersehen. Zwei Tage waren erforderlich, um die ersten beiden Farmen mit Hilfe der bewaffneten Mannschaft in Befiz zu nehmen; am dritten Tage gelang es ziemlich frühzeitig das Haus eines gewissen Brodwick durch einen Bajonnetangriff zu nehmen und die Besagung von 27 Mann zu Gefangenen zu machen. Man glaubte am Nachmittag noch Zeit zu haben, um auch Saunders zu ermittiren. Unter dem Schuß von 500 be waffneten Polizeisoldaten rückte der Cheriff mit seinen Erefutor gehilfen gegen die Farm heran. Die Aufforderung zur Ueber­gabe wurde mit Hohngelächter von dem verschanzten Wohn­hause aus empfangen, und eine grüne Flagge mit der Inschrift Gott schüße Irland" flog an einer auf dem Schornstein an gebrachten Stange in die Höhe. Die Erekutorgehilfen rückten vor; eimerweise werden sie mit kochendem Wasser begoffen. Rochendes Waffer, das zuweilen durch den gefährlicheren sieden­den Kalt ersetzt wird, ist in Galway   das übliche Vertheidi­gungsmittel der Bächter gegen Ermissionen. Aber außer dieser landesüblichen Waffe hatte der geniale Saunders noch ein be sonderes Vertheidigungsmittel erfonnen. Wo die Erekutor­gehilfen am dichtesten standen, ward ein Bienenkorb in

Gasthöfe, in welchen die ärmeren Reisenden kurze Rast zu halten pflegen. Ein solcher Gasthof besteht gewöhnlich aus einer großen Küche, einem kleinen Gelaffe für die Familie des Wirthes und einem großen Beltdache für die Gäste, welches mit Tischen und Bänken aus Lehm versehen ist. Um die Mittagszeit sammelt sich hier eine große Menge Reisender an, und es entwickelt sich eine gesteigerte Thätigkeit der Köche und Diener. Die einen bereiten auf großen hölzernen Brettern füße Brete, die gedämpft werden, oder eine Art Fleischkuchen oder Nudeln, die eine Lieblingsspeise der Chinesen bilden; andere besorgen das Kochen derselben und vertheilen die Portionen in Thonschalen. Es fammeln sich immer mehr Menschen, die Pläße an den Tischen werden immer mehr gefüllt; die neu hinzugekommenen drängen sich um die Herde, um die verlangten Speisen zu erhalten, und hocken dann auf dem Boden, wo sie gerade Plaz finden, den Durst mit warmem Thee stillend oder Makkaroni und Fleischkuchen mit start gewürztem Gemüse verzehrend. Nachdem das Mahl be endet und die Pfeife angeraucht, legt sich ein Theil auf den Boden zur Ruhe; ein anderer begiebt sich in die Küche über dem warmen Herd, um sich dem Genusse des Opiumrauchens hinzugeben; ein dritter endlich sammelt fich zu fleineren Gruppen, um fich die Beit mit Kartenspiel und Würfeln zu vertreiben. Wein wird gewärmt aus Metallbechern und in der Regel nur in geringer Quantstät genoffen, dagegen werden Starten( faft ausnahmslos Hazard-) Spiele leidenschaftlich ge­spielt. So mäßig der Chinese in Allem zu sein pflegt, so maßlos ergiebt er sich der Leidenschaft des Hazardspieles. Diese Leidenschaft und das Rauchen von Opium enthalten die Keime zum fittlichen Verfalle der Bewohner des Reiches der Mitte. Nachdem fie der Ruhe gepflegt, entfernen sich die Reisenden allmälig. Der Gasthof wird leer, um am folgenden Tage einer neuen Menge Reisender Obdach zu geben.

Das Papier der Alten. In den Mittheilungen über den Papyrus Rainer, deren Redaktion Profeffor Karabacek besorgt, findet fich u. A. ein vorläufiger Bericht von Julius Wiesner  über die bisherigen Resultate seiner Untersuchung der Papiere von El- Fajum. Aus demselben geht die interessante Thatsache hervor, daß die mikroskopisch untersuchten Papiere, welche frühestens aus dem 8. oder 9. Jahrhundert stammen, in die Kategorie der sogenannten gefilzten oder geschöpften Beschreib stoffe gehören, also Papier im modernen Sinne find. Alle wurden durch eine Art Leimung beschreibbar gemacht; die besser erhaltenen tönnten sogar jegt noch mit Tinte beschrieben wer­den. Die mikroskopische Untersuchung hat ergeben, daß diese

Nochmals die Ritter der Arbeit". Bezüglich dieser amerikanischen   Arbeiterorganisation, welche unzweifelhaft berufen ift, eine große Rolle zu spielen, schreibt man der Hamburger Bürger- 3tg." aus New York  : Ueber den Orden der Knights of Labor wird so viel Widersprechendes geschrieben, daß ich nochmals die Feder ergreifen muß. Sind die Knights of Labor eine politische Organisation oder nicht? Sind fie eine sozialistische Organisation oder nicht? Und wie starkt sind sie? Was ist ihre Zukunft? Diese Fragen will ich in möglichster Kürze beantworten. Als solcher ist der Orden" tein politischer Verein- ebensowenig wie die Trades- Unions, von denen er sich nur dadurch unterscheidet, daß er Arbeiter der verschiedensten, ja aller Gewerke aufnimmt und sogar über die Reihen der Lohnarbeiter hinausgreift. So sind namentlich viele Journalisten und Beamten Mitglieder des Ordens der Arbeitsritter. Aber die Mitglieder des Ordens treiben selbst­verständlich Politik, und ebenso selbstverständlich ist, daß die gemeinsame Organisation auch eine gewisse Gemeinsamkeit des politischen Strebens bedingt. So traten bei den lezten No­vemberwahlen in New- York   und an anderen Orten die Arbeitsritter notorisch geschloffen geschloffen für die Arbeiterfan­didaten ein. Der Orden" selbst verhält sich aber neutral; und würde der Präsident, mit sammt dem Erektivausschuß, offiziell eine bestimmte politische Attion vorschreiben, so wäre das ungeseßlich und folalich für die Mitglieder nicht bindend. Ob die Knights of Labor fozialistisch sind oder nicht? Ja und nein! Es giebt sozia= listische Arbeitsritter und es giebt unsozialistische. Wie die Mischgestaltigkeit seiner Elemente es mit sich bringt, ist der " Orden" fein homogenes, gleichartiges Ganze; er umfaßt die zum Theil sehr Blüthe der amerikanischen   Arbeiter, und alle

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von einander abweichenden Strömungen und Anschauungen der amerikanischen   Arbeiter spiegeln sich in ihm wieder. Wir haben Arbeitsritter, welche auf dem rein gewerkschaftlichen Boden

Papiere ausnahmslos aus Hadern( Lumpen) bereitet sind, und zwar in der Hauptmaffe aus Leinenhadern. Die Fajumer Papiere sind die ältesten Hadernpapiere, die man fennt. Alle Fajumer Papiere find mit Stärkekleister geleimt. Es ist also der Stärketleister ebenfalls im Widerspruche zu den bisherigen Annahmen, das älteste bekannte Material, um Papier be­schreibbar zu machen. Auch unterliegt es keinem Zweifel, daß Stärke zur Füllung" des Papiers angewendet wurde, zu einer Operation also, welche von vielen als eine Erfindung der Ma­schinenpapierfabrikation angesehen wurde. Wie fich nun zeigt, haben schon die Araber die Stärke zur Veredelung des Papiers verwendet und fie find mithin als die Erfinder der Füllung" zu betrachten. Die auf den Fajumer Papieren befindlichen Schriftzeichen rühren theils von einer der Tusche vergleichbaren Kohlen oder Rußtinte, theils von einer Flüssigkeit her, deren färbender Bestandtheil in gerbsaurem Eisen bestand.

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Schloffer's Weltgeschichte auf dem türkischen Index. Aus Konstantinopel   kommt die Nachricht, daß Schloffer's Weltgeschichte" tonfiszirt sei und daß dieselbe auf Buchhändler­wegen nicht mehr in das Land der Moslem eingelaffen werden soll. Was die türkischen Staatsmänner veranlagt hat. diesem Werke jegt bei der 20. Auflage die Thore zu verschließen, dürfte schwer zu ermitteln sein. Anerkennen muß man jeden­falls die Bedachtsamkeit, mit der die Nachfolger Mohamed's dabei verfahren find, indem fie erst 20 Auflagen in's Land gehen ließen, ehe fie fich zu dieser großen Staatsaktion ent schloffen haben.

Eine fromme Betrügerin. Aus Perugia   wird unterm 7. b. berichtet:" Der Umstand, daß in legter Zeit hier zahl­reiche falsche Banknoten in Umlauf waren, hatte die Polizei zu größter Wachsamkeit angespornt. Gestern endlich gelang es, die Verbreiterin des falschen Geldes in der Person einer gut ge fleideten, älteren Dame zu verhaften. Dieselbe hatte nämlich in allen Kirchen der Stadt und Umgebung für ihren angeblich verstorben Mann zahlreiche Seelenmeffen lesen laffen, die sie dann bezahlte, indem sie sich meist auf Hundert- Lire- Scheine, welche gefälscht waren, herausgeben ließ. Man fand bei der frommen" Dame eine ungeheure Menge täuschend nachgemachter Hundert- und Tausend- Lire- Scheine."

Ein weiblicher Forschungsreisender. Eine Frau Kosa­towa, die in Deutschland   Naturwissenschaften studirt hat und iegt in St. Petersburg   lebt, steht im Begriffe, aus eigenem Antriebe und mit eigenen Mitteln eine Forschungsreise nach Bentralasien anzutreten, deren Dauer auf zwei Jahre be rechnet ist.