Gefühlen seinen Geist aus. Fast hat es den Anschein, als stehe man hier einer Wiederholung der unerwarteten Betehrung" Littré's gegenüber. Die Wahrheit wird man wohl erst nach der Ankunft der Familie Bert aus Tongling erfahren, welche die Leiche heimführt.
Die Verhaftung der beiden hervorragendsten irisch nationalistischen Parlamentsmitglieder hat die Natio nalisten vielleicht überrascht, aber keineswegs eingeschüchtert oder entmuthigt. Vor Allem muß erst in einem Gerichtshof die Frage entschieden werden, ob das Vorgehen der Dubliner Regierung gefeßlich war oder nicht; und da drei Viertel des irischen Voltes an der Verschwörung thätigen Antheil nehmen, ist ein den Angeklagten günstiger Wahrspruch der Geschworenen teine Unmöglichkeit. Im Uebrigen können die Nationalisten mit dem Beispiel der Regierung ihr eigenes Vorgehen rechtfertigen. Seit Monaten hat Sir Michael Hicks- Beach durch seine Agenten im Dubliner Schloß diejenigen irischen Landlords terrorifirt, welche thr Pfund Fleisch verlangten, und die irischen Nationalisten haben ihrerseits durch ihren Feldzugsplan einen Druck auf solche Grundbefizer ausgeübt, die sich den Vorstellungen der Regie rung nicht fügen wollten. Wenn das letztere Verfahren ungeseglich ist, so war es das erstere auch. Wie dem auch sei, die Regierung fann nicht halbwegs stehen bleiben, und man erwartet, daß die Hälfte der irischen Deputirten der Nationalpartei im Gefängniß ſigt, bevor die Parlamentssession eröffnet wird. Obschon der Feldzugsplan nur in etwa 12 Fällen angewendet wurde, so hat die agrarische Revolution so weit um fich gegriffen, daß auch diese Einkerferung ihrer Vertreter die Frländer nicht mürbe machen wird, doch ist zu befürchten, daß das„ Boycottiren"," Kapitän Mondschein" n. bgl., welche mit dem friedlichen Feldzug beinahe ganz verschwunden sind, wieder in den Vordergrund treten werden. In England freilich hat nicht nur Gladstone, sandern ein halbes Dußend seiner Genoffen die agrarische Verschwörung verurtheilt. Das hindert jedoch nicht, daß die Radikalen im Lande mit den irischen Pächtern offen sympathiftren, denn jeder Streich, der auf die Großgrundbefizer in Frland fällt, trifft auch die englische Junterpartei. Eine Rede Labouchere's in Birmingham bewies, daß die irischen Bächter in England viele Freunde haben.
Nach einer neueren Meldung soll sich Parnell gegen den Feldzugsplan" ausgesprochen haben. Das würde der Das würde der Toryregierung augenblicklich zweifellos ihre Stellung erleichtern, vielleicht aber auch zu einer Spaltung innerhalb der irischen Vertreter führen. Der Gegensatz zwischen Barnell und den Intransigenten war ja schon immer, wenn auch verdeckt, vorhanden.
Gerichts- Zeitung.
Rüstung durchgebrochen. Der Vorstand der Sektion I. der| Nordöstlichen Baugewerks Berufsgenossenschaft gewährte durch Bescheid eine Rente von der 14. Woche vom Tage des Unfalls an, vom 17. Februar bis zum 6. März d. J., lehnte aber die Rentenzahlung für einen weiteren Zeitraum ab. Gegen den Bescheid legte K. die Berufung ein. Das Schiedsgericht nahm mit demselben an, daß er dauernd durch jenen Unfall in seiner Erwerbsfähigkeit herabgemindert sei und sprach ihm eine Rente von 50 pCt. des bei völliger Erwerbsunfähigkeit zu zahlenden Betrages zu. Diese Entscheidung focht der Vorstand der genannten Berufsgenossenschaft mit dem Rechtsmittel des Rekurses und zwar mit Erfolg an. Das Reichsversicherungsamt hob das ergangene Urtheil auf und verwies den R. vorbehaltlich seines Rechtes für spätere Klageanstellung zunächst mit seinem Anspruch an den Vorstand der Genossenschaft. Es ging hierbei von der Erwägung aus, daß das Schiedsgericht, als es in dem Verfahren vor ihm flor zu Tage trat, daß es sich um eine dauernde Rente handelte, in der Sache nicht hätte entscheiden dürfen. Nach § 27 des Unfallversicherungsgesezes vom 6. Juli 1884 und dem Statut jener Genossenschaft sind die Vorstände der einzelnen Sektionen nur befugt, Bescheide zu erlassen, soweit eine für die Beit einer voraussichtlich vorübergehenden Erwerbsunfähigkeit zu gewährende Rate in Frage steht. Das Schiedsgericht hätte baber den Kläger zur ressortmäßigen Erledigung seines Anspruches an den Vorstand der Genossenschaft verweisen müssen. Dem Schiedsgericht fehlte die gefeßliche Unterlage für seine Entscheidung.
Sonderbarer Scheidungsgrund. Eine junge Frau in Frankfurt a. M., die erst vor wenigen Monaten sich verheirathete, kehrte zu ihren Eltern zurück und reichte gegen ihren Mann eine Scheidungsklage ein, weil derselbe ihr erklärt hatte, er jei Sozialdemokrat! Wir sind sehr neugierig, ob der Ge richtshof, wenn sich das amüsante Geschichtchen als wahr herausstellt, die Klage des biederen Frauchens annehmen wird. Im allge meinen führen die Sozialdemokraten ein ausgezeichnetes Ehe leben, an dem sich mancher aus der herrschenden Gesellschaft" ein Beispiel nehmen könnte. Ernsthaft tann man in der That nicht bleiben, wenn eine konservative Zeitung der obigen Nachricht mit großem Pathos folgenden Ausruf anhängt: Wenn sie es alle so machten, würde die Sozialdemokratie fchwerlich Buwachs finden. Diese Frau zog die Konsequenzen der sozialdemokratischen Lehren, war also gescheidter als tausend Staatstünstler." Sonach wäre ja das kleine Frauchen zu Frankfurt a. M. viel flüger im Kampfe gegen die Sozialdemokratie, als die Regierung selbst und die staatserhaltenden" Parteien. Man erziehe also die jungen Mädchen dahin, daß fie keine Sozialdemokraten heirathen und die Sozialdemokratie ist vernichtet, ohne daß man so grausame Mittel wie der Ver hängung des Belagerungszustandes anzuwenden braucht.
Krankenversicherungsgesetz fehlt es nicht an Fragen, welche eine einheitliche Entscheidung wünschenswerth machen. So wird in einem Fachblatte die Frage erörtert, ob die bei Bäckern häufig vorkommenden X- Beine als Krankheit zu betrachten sind. Ein Bäckerlehrling hatte bei seiner Beschäftigung X- Beine bekom men und verlangte Ueberweisung in ein Krankenhaus auf Kosten Der Ortskrankenkasse. Die Frage, ob die Kaffe die Kosten zu tragen habe, wird von jenem Blatte verneinend beantwortet, weil von einer Krankheit im Sinne des Gesetzes überhaupt feine Rede sein könne, der Lehrling auch nicht arbeitsunfähig geworden sei. Wie es scheint, find die Gerichte angerufen worden, die Frage zu entscheiden. Es ist kaum anzunehmen, daß fie fich der Anficht des Lehrlings anschließen werden.
Zum Krankenkassengeset. Gotha , 20. Dezember. Die Arbeiter der hiesigen Haupt- Eisenbahnwerkstatt haben an den Reichstag eine Petition gerichtet, in welcher um Abänderung des§ 6 des Krankenversicherungs- Gesezes dahin gebeten wird, daß bei Krankheiten, welche sechs Tage und länger dauern, auch für die ersten drei Tage und den in diefelben etwa fallenden Sonntag das Krankengeld gezahlt werde.
9184 Jnnungen waren nach der Freis. 3tg." Anfang 1886 in Deutschland vorhanden. Davon waren 1299 neu errichtet, 2891 reorganisirt, 4994 noch nicht reorganifirt.-Befanntlich ist durch das Jnnungsgesetz von 1881 die Reorganis sation der Jnnungen auf Grund dieses Gesezes bis zum Ablauf des Jahres 1885 vorgeschrieben gewesen. Jede Innung, welche bis dahin nicht reorganiftrt war, fann von der Regierung aufgelöst werden. Der Umstand, daß kaum die Hälfte der Innungen fich entschlossen hat, innerhalb vier Jahren ihr Statut dem neuen Geset anzupassen, beweist, daß diese Innungen überhaupt nur auf dem Papier vorhanden und nicht der geringsten Lebensäußerung fähig find. Es wäre intereffant, zu erfahren, wie viele unter jenen 4994 Innungen im Laufe des Jahres 1886 zur Abänderung ihrer Statuten nach Maßgabe des Gesetzes von 1881 gelangt sind.
Der Ottenser Maurer- Fachverein wurde bekanntlich auf Grund§ 8 des Vereinsgefeßes vom 20. März 1850 aufgelöſt, beschritt aber gegen diese Verfügung den Weg der Beschwerde bei der Regierung. Da den Reflamanten der Entscheid zu lange ausbleibt, haben fie fich mit der Bitte um Beschleunigung an die Regieruug in Schleswig gewendet.
Düsseldorf , 19. Dezember. Die Nachricht, daß die Arbeiten in dem vielbesprochenen Steinbruch der Provinzialvers waltung am Petersberge eingestellt worden seien, ist, nach dem " Düsseld. Anz." unbegründet. Der Betrieb des Steinbruchs wird nach wie vor weitergeführt.
Was für den Einen gut, ist für den Andern schlimm das ist ein altes Wort, welches aber seine Berechtigung immer noch hat. So war es für die Bauarbeiter und Landwirthe gewiß äußerst günstig, daß wir bis vor kurzem ein Wetter hatten, welches fast ausnahmslos die Arbeit im Freien
Der Buchbinder Herr A. Hoffmann, Naunynſtr. 25, Soziales und Arbeiterbewegung. gestattete. Ueber daffelbe Wetter aber jammern sämmtliche Be
3 Treppen, ersucht uns um die Mittheilung, daß er mit dem bei Gelegenheit des legten Arbeiterinnenprozesses erwähnten Buchbinder Hoffmann nicht identisch ist.
Das Reichs- Versicherungsamt beschäftigte sich in seiner zwölften( der legten diesjährigen) Spruchfizung u. A. mit fol gendem Falle: Der Maurer R. war hierselbst auf einem Neubau in der Großbeerenstraße am 17. November v. J. mit der
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Die Gesetze über die Arbeiterversicherung rufen eine Menge Streitfragen hervor. Für die dem Unfallversicherungsgeseze entspringenden ist durch die Errichtung des Reichsverficherungsamtes als höchster Instanz die Gewähr einheitlicher Entscheidungen gegeben; wenn man von den beiden Landesversicherungsämtern in München und Dresden mit ihrer sehr beschränkten Kompetenz absieht, für die Differenzen aus dem
theiligte der Wollwaarenindustrie, Unternehmer und Arbeiter; die ersteren über geringeren Gewinn, die anderen über gefunfenen Lohn, weil bei der gelinden Witterung die wollenen Tücher, Kapotten, Schneehüllen, Westen 2c., vor Weihnachten ungemein geringen Abgang erzielt haben und nach Weihnachten überhaupt in Wollwaaren nur ein schwacher Umschlag ist. Bes sonders wird in Apolda über diese Ungunst" der Witterung geklagt.
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Hieran eine Beilage..