Beilage zum Berliner Volksblatt.
Nr. 300.
Der Bug der Infekten zur
I.
Flamme.
Die eigenthümliche Erscheinung, daß die meiſten Insekten von einem hellen Licht oder einer im Dunkeln brennenden Flamme unwiderstehlich angezogen werden, hat bis jetzt eine genügende wiffenschaftliche Erklärung nicht gefunden. Einen fehr interessanten Beitrag zur Lösung des Räthsels liefert ein türzlich veröffentlichter Aufsatz von Carus Sterne( Ernst Krause) in Berlin , dem wir so viele werthvolle Bereicherungen natur wissenschaftlicher Erkenntniß durch Popularifirung der Darwinschen Jdeen verdanken. Der Auffag lautet:
Wir kennen alle die eigenthümliche Erscheinung, daß eine an einem warmen Sommerabend mit in den Garten genommene Lampe oder Kerze bald von einer Menge der verschiedensten Nachtinsekten umschwärmt wird, die sich, wenn die Flamme unbeschüßt ist, unmittelbar in dieselbe hineinstürzen, oder, nachdem sie sich die Schwingen verbrannt haben, halb todt neben derselben niederfallen. In Gegenden, wo es der nächtlichen Insekten eine größere Ueberzahl giebt, wie z. B. in Indien , ist es zu gewiffen Beiten des Jahres, namentlich in Der Regenzeit, fast unmöglich, des Abends bei offenen Fenstern eine Kerze zu brennen, wenn man nicht Schaaren von Motten, Mücken, Wanzen und anderem Ungeziefer herbeilocken will. Sie stürzen sich schließlich in solchen Maffen und mit solcher Hast in die Flamme, daß sie dieselbe ersticken und zum Verlöschen bringen. Aus diesem Grunde war es auf der Insel Mauritius , wie uns Bernhardin de SaintPierre in seiner Reise nach Ile de France " erzählt, schon lange vor der Einführung der Lampenzylinder durch den Pariser Apotheker Quinquet üblich, die Kerzen mit einem Glaszylinder zu umgeben, um sie vor dem Auslöschen durch Nachtinsekten zu Schüßen.
Wir können etwas Aehnliches erleben, wenn wir uns an. einem der Augustabende, an welchem die Eintagsfliegen, namentlich das sogenannte Ufer- Aas( Palingenia horaria) in unzählbaren Mengen der Puppenhülle entschlüpfen, mit einer Fackel ans Ufer begeben, oder auch nur eine daselbst befindDie Wafferfliegen stürmen fiche Straßenlaterne beobachten.
dann in so großen Schaaren auf den Fackelfräger los, daß er wie im wildesten Schneegestöber steht und im Nu von den Inselten so dicht bedeckt wird, daß seine Kleidung weiß, wie die eines Müllers, erscheint.
Donnerstag, den 23. Dezember 1886.
im Finstern schwärmende Insekten damit anzulocken, und in manchen Gegenden Deutschlands , Böhmens , Ungarns und Frankreichs fangen die Fischer das oben erwähnte ,, UferDünger anzuwenden, indem sie an den betreffenden SommerAas" tahn und fuderweise, um es als Fischköder, Futter oder Dies ges
abenden Strohfeuer auf ihren Kähnen unterhalten. schieht in so großer Ausdehnung, daß sich, wie man erzählt, eines Abends eine berühmte Dame, die zur Zeit dieses Fanges auf einem Schloffe an der Elbe zu Besuch gewesen, mit tiefer Rührung bei dem Schloßherrn für die prächtige Illumination des Stromes mit Feuerfähnen bedankt haben soll, weil sie nicht daran zweifelte, daß Alles dies nur ihr zu Ehren veranstaltet worden sei. In den zahlreichen Ländern, in denen es üblich ist, die Heuschrecken als Nahrung zu benußen, fängt man dies felben haufenweis in Feuergruben, und auch die Krebse werden bekanntlich durch Fackelschein herangelockt und auf diese Weise mittelst des sogenannten„ Krebsleuchtens" gefangen. Das ist nicht weiter auffällig, denn die Krebse find bekanntlich Geschwisterkinder mit den Insekten. Fragt man aber, bis zu welcher Ausdehnung sich diese Vorliebe für helles Feuer noch sonst im Thierreiche erstrecke, so laffen sich ebenfalls noch die Fische anführen, von denen einzelne durch Feuerscheine angelockt werden, weshalb man auch vorgeschlagen hat, eine Glasfugel mit eingefchloffenem elektrischen Lichte in das Meer hinabzusenken, um die Fische damit ins Nez zu locken. Höhere Wirbelthiere verhalten fich ziemlich allgemein furchtsam gegen helles Feuer, und es ist bekannt, daß die Reisenden in der Wildniß während der Nacht große Feuer unterhalten, um die wilden Thiere von ihren Lagerplägen abzuhalten. Nur einzelne Nachtvögel werden von dem Lichte der Leuchtthürme
angezogen.
Wir kommen nunmehr zu der sehr schwierigen Frage, worin der eigentliche Beweggrund bestehen mag, der die niederen Thiere zum hellen Feuer treibt, und wir müssen eingestehen, daß die Forscher bisher dieser Frage ziemlich rathlos gegenüber gestanden haben. Die gewöhnliche Antwort lautet, daß es sich wahrscheinlich um eine Art Neugier handle, welche die Thiere heranlocke, um eine für sie so ungewöhnliche und glänzende Erscheinung aus nächster Nähe zu betrachten, und auch J. G. Romanes in seinem unlängst erschienenen Werke über die geistige Entwickelung im Thierreich schließt sich dieser Auffassung an. Eine derartige Erklärung würde allenfalls befriedigen, wenn es sich um geistig höher stehende Thiere han delte, etwa um Reptile, Vögel oder Säugethiere, deren geistiges Vermögen fich vielfach in Handlungen ausspricht, die man auf Neugierde und ästhetisches Gefallen zurückführen muß. Die schön blauen Eidechsen Capris werden beispielsweise von der dortigen Jugend in der Weise gefangen, daß man ihnen eine
Je heller das Licht und je weiter deffen Strahlen leuchten, um so größer wird natürlich der Bezirk, aus welchem die Infetten herbeigezogen werden, um so reicher gestaltet sich die ganze Erscheinung. Auch in dieser Beziehung übertrifft das elektrische Licht an Wirksamkeit alle anderen Lichtquellen, namentlich wenn seine Strahlen, durch einen hohlspiegelaarschlinge hinhält, welche ein farbenspielendes Flüssigkeits parallel gemacht, in weite Fernen geworfen werden. In den Lichtkegeln, mit welchen bei Sommerfesten die Fontänen elektrisch erleuchtet werden, fieht man bald zahlreiche Insekten Spielen, wie die Stäubchen im Sonnenstrahl, der durch das Astloch des Fensterladens in das verdunkelte Zimmer fällt.
häutchen umschließt. Allein den Insekten, deren geistiges Vermögen nur wenig über Instinttäußerungen hinaus geht, vermag ich eine derartige geistige Regsamkeit, wie sie die Neugierde voraussetzt, nicht zuzuschreiben.
Ein anderer Erflärungsversuch geht davon aus, daß es sich
3. Jahrg.
675 des Vorjahres. Troßdem hat die gezahlte Entschädigungsfumme nur die Höhe von 499 340 M. erreicht, während sie sich im Jahre 1884 85 auf 719 972 M. belaufen hat. Die Vers ficherungssumme der neuversicherten Gebäude betrug 83219700 M. Es beläuft sich der von der städtischen Feuer- Sozietät zu den Kosten des Feuerlöschwesens pro 1. Oftober 1885 bis 30. September 1886 zu leistende Beitrag auf 520 653 M. Die Verficherungssumme für sämmtliche bei der städtischen FeuerSozietät versicherten Gebäude beträgt 2369 Millionen 750300 M., von welcher Summe zur Deckung der Kosten einschließlich der Verwaltungskosten ein Beitrag von 4 Pfennig pro 100 M. eingezogen werden soll. Der Magistrat wird der Stadtverordneten Versammlung eine hierauf bezügliche Vorlage zugehen laffen.
M
* Für das städtische Arbeitshaus in Nummelsburg sowie für das Asyl für Obdachlose war bisher von der Ver waltung des Arbeitshauses, welcher beide Anstalten unterstellt waren, ein gemeinschaftlicher Etat aufgestellt worden. Da aber mit dem 1. Oftober t. J. das Asyl für Obdachlose mit seiner Ueberfiedelung nach der Prenzlauer Allee eine eigene Verwal tung erhält, so ist im Stadthaushalts Etat pro 1887 88 aud der Etat beider Anstalten getrennt. Der Etat für das Arbeitshaus in Rummelsburg schließt in der Einnahme, mit 91 296 M. ab, worin eine Summe von 74 970 M. als ,, Arbeitsverdienst der Häuslinge" enthalten ist. Die Ausgabe bes trägt 424 971 M., wovon etwa 292 100 M. auf die Verpfle= gung und Bekleidung der Häuslinge entfallen. Der Etat für das neue Asyl, welches bekanntlich den Namen Städtisches Obdach" führen soll, ist für das halbe Jahr vom 1. Oftober 1887 bis 31. März 1888 in Einnahme auf 31 000 M. und in Aus gabe auf 52 389 M. festgestellt.
Lokales.
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Herr Liebermann von Sonnenberg als Erfinder einer neuen Gesellschaftsordnung. Alles, was nicht zum Schweinefleisch schwört, was normal gemachsene Nasen und helles Haar hat, wird, wenn die Antisemitische Korrespondenz" nicht lügt, und das thut sie nie, ganz neu gegliedert und in ganz besondere Rangverhältnisse und Chargen eingetheilt wer den. Natürlich soll die so rangirte, christlich- germanische Ge sellschaft geschloffen gegen die Juden, die alles Ueble auf der Welt verschuldet, die das deutsche Volk und seinen edelsten Vertreter, Herrn Liebermann von Sonnenberg um Alles gebracht haben, legteren sogar um den Kredit. In einer Nummer der Antisem. Korresp.", welche der Freis. Zeitung" zugesandt wurde, macht Herr Liebermann von Sonnenberg allerlei Vors schläge, wie man am besten gegen die Juden agifiren soll. Nach dem Muster der Freimaurer und des Tugendbundes müsse man eine antisemitische Vereinigung auf Gegenseitigkeit in großem Stil zur Unterstützung der Mitglieder unter einander in allen erlaubten Dingen schaffen. Auch ein kurzgefaßtes antisemitisches Vademekum müsse herausgegeben werden. Herr Liebermann von Sonnenberg flagt hierbei darüber, daß die
Nicht nur winzige Mücken und Motten gligern wie weiße bei dieſer Unlockung nur um Nachtinsekten handle, deren für Opferwilligkeit der Wohlhabenden unter den Antisemiten von
Funken darin auf, sondern auch große Nachtfalter kommen herbeigestürmt und erstrahlen in dem intensiven Glanze, als ob fte aus weißglühendem Silber gepreßt wären. Es ist ein über alle Beschreibung reizvoller Anblick, bei welchem man unwillkürlich an die Pyrausta, Pyrigallis oder Pyrigona erinnert wird, von der die alten Naturkundigen, Aristoteles nicht ausgenommen, glaubten, es sei ein Insekt, welches mitten im Feuer geboren werde und lebe, aber sofort sterben müsse, sowie es aus der Gluth herauskomme. Man berief sich auf die Erzöfen von Cypern, in deren Gluth man fie flattern fähe, und vor deren geöffneten Thüren fie todt zu Boden stürzten, weil fie die kalte Luft nicht vertragen könnten. So fest hielt der Glaube an diese ihr Leben nur einer falschen Beobachtung verdankenden Wunderthiere, daß der erste Monograph des Insektenreiches, der Londoner Arzt Thomas Mouffet (+ 1599) in seinem Theatrum Jnsectorum ihrer Vertheidigung gegen die Zweifler mehrere Folioseiten widmet. Er will es nimmermehr glauben, daß das Feuer als Lebenselement dem Teufel vorbehalten sei.
Man fann fich die Entstehung dieses Mythus leicht er lären, wenn man die Sehnsucht, ja die Raserei beobachtet, mit welcher sich viele Insekten ins Feuer stürzen. Für manche ist die magische Anziehungskraft des bellen Feuers eine so unwiderstehliche, daß sie von dem tüdischen Menschen benutt wird, um die armen Feueranbeter dadurch in Menge zu ſeit fangen. Die Entomologen( Insektenforscher) haben lange Laternen und sogar pyrotechnische Mischungen anund seltene Nachtschmetterlinge andere gewandt,
um
Erdbeben und ihre Ursachen.
( Schluß.)
Von besonderer Wichtigkeit, namentlich auch bezüglich der Frage nach der letzten Ursache der Erdbeben ist die Untersuchung, von welchem Drte innerhalb der Erde die ErSchütternng ausgegangen. Verbindet man die Punkte der Erdoberfläche, welche gleichzeitig erschüttert wurden, durch Linien, so werden diese Kurven das Epizentrum konzentrisch umgeben und durch ihre Form einen Rückschluß auf die Form des Epizentrums selbst erlauben. Kreise weisen auf einen Punkt, oder doch Kreis( zentrale Erdbeben), Ellipsen auf eine Ellipse, oder Linie( lineare Erdbeben), als Epizentrum hin. Die Tiefe des Zentrums hat zuerst Mallet zu bestimmen versucht, indem er die Richtung der zahlreichen Risse und Spalten, welche das neapolitanische Erdbeben vom Dezember 1857 hinterließ, konstruktiv verband und den Durchschnittspunkt, der innerhalb Erde, berechnete. R. v. Seebach hat versucht, die Tiefe des Ausgangspunktes aus guten Beitbestimmungen des Eintrittes der Erschütterung auf der Erdoberfläche abzuleiten, eine Methode, die namentlich von v. Lassault aufgebaut und angewandt wurde. Hierbei fand man den Ausgangspunkt ziemlich flach unter der Erboberfläche liegen. So lag das Sentrum des rheinischen Erdbebens von 1846 39 Rilometer unter der Oberfläche, das bes neapolitanischen 1857 15 Kilometer, daß des mitteldeutschen Erdbebens 1872 in 14-21 Rilometer, das des Erdbebends von Herzogenrath 1873 und 1877 in 15
bis 27 Rilometer.
Die italienischen Forscher der neuesten Zeit, de Rossi, Palmieri und Serpieri 2c. scheinen übereinstimmend der Ansicht zu fein, daß sorgsame Beobachtung und Registrirung auch der schwächsten Erzitterungen des Bodens immer noch die meiste Gewähr für rechtzeitige Warnung vor größeren Erschütterungen biete. Es kommt also darauf an, solche Apparate zu kon
geringe Helligkeitsgrade eingerichtete Augen eben durch das grelle Licht geblendet würden. Es fann nun von vorn herein zugegeben werden, daß eine merkliche Blendung bei der Annäherung eintreten mag, allein ein blendendes Licht wird gemieden, und jedenfalls tann damit die Anziehungskraft desselben nicht erklärt werden. Auch scheint es mir unbegründet, zu glauben, daß nur Nachtinsekten vom Lichte angelockt würden, denn wenn lettere in Ueberzahl als Opfer dieser Neigung fallen, so läßt sich dies vielmehr so verstehen, daß fie eben während der Dunkelheit munter und für ihren Nahrungserwerb unterwegs find, während die Tagesinsekten dann in ihren Schlupfwinkeln verkrochen ruhen und das Licht, welches jene verlockt, gar nicht sehen.
Kommunales.
* Der Etat der Mieths- und Haussteuer schließt für 1887 88 mit einer Einnahme von 16 300 000 M. und einer Ausgabe von 16 000 M. ab, erzielt also einen Ueberschuß von 16 284 000.
* Der Etat für die von der Kommune zu zahlenden Zuschüsse zum gewerblichen Unterrichtswesen pro 1887/88 schließt mit eirer Summe von 122 906 M. Es entfallen hier von für die Fachschulen 87 036 M., für die Baugewerbeschulen 14 350 M. und für die Handwerkerschule 87 056 M.
* Im letzten Geschäftsjahre der städtischen Feuers Sozietät vom 1. Oftober 1885 bis 30. September 1886 belief fich die Zahl der entstandenen Gebäudeschäden auf 843 gegen
struiren, die entweder blos ein Schwanken des Bodens ertennen lassen( Seismographen) oder auch gleichzeitig die Möglichkeit einer messenden Verfolgung des ganzen Vorganges gewähren( Seismometer). Wir können hier die Vorrichtungen nicht aufzählen und beschreiben, bemerken aber, daß, obgleich kein geringes Maß von Scharfsinn an die Verfertigung brauchbarer Apparate dieser Art gesetzt worden, doch das Biel noch lange nicht erreicht ist.
Fragen wir nun nach der Ursache jener gewaltigen Katastrophen, so ist als größter Fortschritt, den die Neuzeit gebracht hat, anzusehen, daß man sich mehr und mehr gewöhnt, in den Erdbeben nur ein Symptom zu erblicken, welches verschiedene, ihrem Wesen nach weit auseinander liegende Ursachen haben kann. Gegenwärtig stellt man den vulkanischen die tektonischen, d. h. die aus dem Schichtenbau der Erbrinde entspringenden Erdbeben gegenüber. J. Roth kennzeichnet dieses klar mit folgenden Worten:" Nach dem heutigen Stande der Untersuchungen, die nicht als abgeschloffen zu betrachten sind, bezieht man das Eintreten der Erdbeben auf zwei Ursachen: Ein Theil steht im Verbande mit thätigen Bulkanen, ein anderer Theil wird zurückgeführt auf Ausgleichung der Spannungen, welche durch die fort dauernde Raumvermindering der festen Erdkruste, besonders ihrer tieferen Regionen bedingt sind. Die meisten Geologen, welche sich neuerdings mit der Erdbebenfrage beschäftigt haben, unterscheiden:
1. Die Einsturz- Erdbeben. Folgen unterirdischer Auswaschungen. Starke Wirkungen an den betreffenden Orten, aber dem gewöhnlich ganz flach liegenden Zentrum entsprechend kein großes Erschütterungsgebiet, sind der allgemeine Charakter dieser Erdbeben. Obgleich in einer sehr vulkanischen Gegend sich abspielend, werden auch die Erdbeben, welche Ischia 1881 und 1883 betroffen haben, auf Unterwaschungen durch Thermen zurückgeführt.( Palmieri,
v. Lasauly.)
zu vielen Seiten im Laufe der Bewegung in Anspruch genommen ist und dadurch nicht unbedeutende Summen ohne entsprechenden Erfolg in zusammenhangslofen Experimenten aller Art verzettelt worden seien, was dann Misstimmung und Unluft zu weiteren Opfern zur Folge gehabt habe. Vielleicht empfiehlt es sich, meint derselbe Artikel, einen deutschen Fecht bund zur Wiedereroberung des Vaterlandes" zu gründen mit Titeln, wie Knappe, Landsknecht , Ritter, Kom tur, ia Großmeister. Ordensschwestern mit entsprechen der Rangordnung müßten ebenfalls mitfechten dürfen!" Ein anderer Vorschlag des Herrn Liebermann geht dahin, eine Sammelbüchse in Form des goldenen Kalbes, welches ihm auf die Bunge gelegte Geldſtücke verschlingt", zu fonstruiren. Alle antisemitischen Statspieler im Reich müßten einmal im Monat zum Besten der antisemitischen Vereinigung spielen. Vor allem aber dürfte das gesammelte Geld nicht wieder ausgegeben were den. Alle Gesinnungsgenossen müßten es beherzigen, daß auf Jahre hinaus teine Geldforderungen irgend welcher Art an die Bentralitelle gerichtet werden dürfen." Der Hauptvo: schlag des Herrn Liebermann von Sonnenberg geht dahin ,,, aller Orten im Vaterlande Aergernißfommissionen", zu bilden, deren Mitglieder täglich planmäßig die jüdischen Zeitungen darauf hinwiesen, ob darin Vergehen gegen den§ 166 Strages.- B. enthalten find". Dieser Paragraph bedroht die Erreaung von öffentlichem ergerniß durch Beschimpfung von Einrichtungen oder Gebräuchen der christlichen Kirche. Die betreffenden Kommissionsmitglieder müßten es sich nun zur Aufgabe machen, stets mit gutem Gewissen bezeugen zu können, daß der bes
2. Den vulkanischen Erdbeben erkennt die neuere Schule nur eine geringe Bedeutung und einen durchaus lokalen Charakter zu, ausnahmslos geknüpft an thätige Vulkane und ihre nächste Umgebung, während in früheren Zeiten von allen Geologen, neuerdings immer noch von einigen, auf den Vulkanismus alle, oder doch die größte Anzahl der Erdbeben zurückgeführt wurden. Man sah in den Erdbeben die
Reaktion des Erdinnern gegen die schon erkaltete Kruste" ( A. v. Humboldt.) Namentlich hat Falb neuerdings die Hypotheſe eines innern gluthflüssigen Meeres, mit Gezeiten, durch Konstellation der Sonne und des Mondes mitunter zu Springfluthen gesteigert, ausgebaut. Die Fundirung dieser Hypothese durch die Statistik der Erdbeben ist aber eine mangelhafte. Bei wirklich gut untersuchten Erdbeben ist, wie wir fahen, der Ausgangspunkt ziemlich flachliegend ge= funden worden, so daß man in Verfolgung der Falb'schen Hypotheſe der Erdkruste eine sehr unwahrscheinliche geringe Stärke zuschreiben müßte, weil nur an der Grenze zwischen fester Krufte und flüssigem Kern der An schlagepunkt schlagepunkt der Fluthwellen und damit damit der Herd der Erdbeben liegen könnte. Man ist aber vielleicht, nachdem man sich einmal aus den Banden der exklusiv vule kanistischen Anschauungen losgerungen hat, etwas allzugeneigt gewesen, den Wirkungskreis der vulkanischen Beben zu be schränken. Wichtig genug bleiben dieselben auch dann, wenn man sich völlig auf den Boden der neueren Seismologie stellt. So hängen nach Razel im nordamerikanischen Westen die Erderschütterungen auf's Engste mit dem Spiele der dort thätigen oder auch vielfach nur schlummernden vulkanischen Kräfte zusammen, wie denn das große Erdbeben vom 26. März 1872 gerade in die Vulkanreihe am Ostfuße der Sierra Nevada fiel.
Auch unter den italienischen Erdstößen muß der Löwenantheil für die vulkanischen beansprucht werden. Sueß stellt für Sizilien und Ralabrien drei Kategorien von Erderschüttes