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die Steuerquittungen und Marken für das Jahr 1887 noch nicht zur Bahlung vorgelegt sein sollten, wollen sich rechtzeitig an die Buchhalterei für die Erhebung der Hundesteuer im Berlinischen Rathhause Zimmer 23 zur Entgegennahme zur Entgegennahme der Marken gegen Zahlung der Steuer wenden. Die Bug hunde, für welche Freischeine gewährt find, müssen mit den für fie bestimmten Marken versehen sein. Diese Marken schüßen aber die Zughunde vor dem Aufgreifen nicht, wenn dieselben frei umberlaufend getroffen werden. Wir machen auf die Strafbestimmung des§ 28 des Hundesteuer Regulativs vom 27. Juni 1867 noch besonders aufmerksam, wonach Derjenige, welcher fich durch Verheimlichung eines Hundes der Steuer zu entziehen sucht, mit dem dreifachen Betrage der defraudirten Steuer bestraft wird. Außerdem soll die defraudirte Steuer von ihm eingezogen werden.
Zur Warnung vor einer Schwindlerin. In einem in der Neuen Friedrichstraße belegenen Wäschegeschäft erschien vor etwa acht Tagen eine Frauensperson und bat die Direktrize unter Vorlegung von Probearbeiten um Beschäftigung. Nach dem die Unbekannte zum Zweck ihrer Legitimation einen Miethskontrakt, vollzogen von der Eigenthümerin des Hauses Gartenstr. 163 und dem Schmied Förster, vorgelegt hatte, er= hielt fie ein Dußend zugeschnittene leinene Damenhemden im Werthe von 12 M. zur Anfertigung, welche am 16. d. M. abgeliefert werden sollten. Als die Arbeiterin sich bis zum 20. d. M. in dem Geschäft nicht blicken ließ, wurden nähere Erfundigungen im Hause Gartenstr. 163 eingezogen, welche ergaben, daß der Miethskontraft gefälscht und die Direktrize einer Schwindlerin in die Hände gefallen war. Leptere ist etwa 35 Jahre alt, von mittlerer, schmächtiger Ge stalt und hat dunkelblonde Haare und blaffe Gesichtsfarbe.
Ein Mitglied der Berliner Verbrecherwelt ist einer aus Kassel nach Berlin gelangten Mittheilung zufolge seit einigen Tagen im dortigen Gerichtsgefängniß inhaftirt. Trop aller Nachforschungen der Behörden war über die Person und das Vorleben des Verhafteten nur soviel zu ermitteln, daß dieser allem Anscheine nach längere Zeit ein Mitglied der Ber liner Verbrecherwelt gewesen. Der etwa 22jährige Verhaftete nennt sich Karl Lutsum oder Lurum, will in Mayen geboren, und seines Zeichens Mufit- und Physikkünstler sein. Der Ge fangene, der neben dem Berliner Dialeft die Zigeunersprache gewandt spricht, ist 1,70 Meter groß, schlanker Figur und hat hellblonde Haare. Am rechten Unterarm hat er eine starke Stichnarbe. Ueber dem Ellbogen hat er ein Herz blau eintätowirt. Bewiesene Lokaltenntnisse deuten auf seinen Aufenthalt in süddeutschen Städten, wie in den Provinzen Pommern , Ditpreußen und der Mark Brandenburg hin. Aus dem ganzen Wesen des Verhafteten spricht sich Furcht vor Ermittelungen über sein Vorleben aus. Die Staatsanwaltschaft zu Kassel bittet um etwaige Angaben zu den Akten J. I. 1389 86.
Ein sehr schönes junges Mädchen, Choristin am Friedrich- Wilhelmstädtischen Theater, mußte gestern, weil vom Ferfinn befallen, aus ihrer in der Charlottenstraße belegenen Wohnung nach der Charitee überführt worden. Die Beklagens werthe hatte längere Zeit ein Verhältniß mit einem Offizier, der verheirathet sein soll, unterhalten und war plöglich von diesem verlassen worden. Gram und Verzweiflung hierüber haben dem armen Mädchen das Herz gebrochen. Das ist das alte Lied!
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Auf schreckliche Weise verunglückte am verflossenen Sonncbend in der Weinhandlung von Lutter u. Wegener der dort selbst beschäftigte Arbeiter Ernst K. aus der Bimmerstraße. Derselbe war mit Kochen eines großen Topfes Lack zum Verschließen der Flaschen beschäftigt, als er plöglich ausglitt und mit dem Geficht und mit den Händen in die heiße Masse hineinfiel. Auf den Schmerzensschrei eilte sofort Hilfe herbei und wurde K. nach seiner Wohnung transportirt. Da in diesem schweren Fall die häusliche Pflege auch wieder nicht ausreichend war, wurde gestern seine Ueberführung nach der Charitee angeordnet.
Der Maurer Finger, welcher in der Nacht vom 25. zum 26. Oftober d. J. in seiner Wohnung, Belforterstr. 6, seine Ehefrau durch Schläge mit einem Nachtgeschirr vorfäßlich getödtet und auch sein Kind tödtlich verlegt hat, ist außer Ver folgung gesezt und aus der Untersuchungshaft entlassen worden, da er nach dem Gutachten der Gerichtsärzte zur Zeit der That geistig gestört und daher nicht zurechnungsfähig war. Von ciner Ueberführung des Finger in die Frrenanstalt hat Abstand genommen werden müssen, da derselbe jetzt von den Aerzten als nicht geisteskrant bezeichnet wird.
Polizeibericht. Am 21. d. M. Vormittags wurde auf dem Wochenmarkt in der Andreasstraße die Handelsfrau Schröder von einem Schlaganfall betroffen und verstarb auf der Stelle. Anscheinend aus gleicher Veranlassung starb am Nachmittag in der Herberge von Fürst, Alte Jakobstraße 31, ein unbekannter, etwa 30 Jahre alter Mann, welcher furz vorher das Lokal betreten hatte. Die Leiche wurde nach dem Leichenschauhause gebracht. Ebenfalls am Nachmittag gerieth ein Knabe, als er mit einem Handschlitten auf dem Oranienplat umberfuhr, durch eigene Unvorsichtigkeit unter einen vorüber kommenden Wagen und erlitt durch Ueberfahren einige Verlegungen am rechten Oberschenkel und an der rechten Hüfte. Am 21. d. M. fanden in dem Posamentierwaaren- Laden Dranienburgerstraße 9/10 und in einer Küche des Grundstücks Neanderstraße 5 unbedeutende Brände statt.
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Gerichts- Zeitung.
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schnelles Ende. Anfang Oktober d. J. aus der Strafbaft entlaffen, verübten fie bereits am 20. deffelben Monats ein Stück chen, das ihre sofortige Wiederverhaftung und ihre Verurthei lung, die gestern durch die erste Straffammer des hiesigen Landgerichts 1 erfolgte, zur Folge hatte. Lewandowski wohnte in Weißensee und forderte seinen Bekannten Ponto auf, bei ihm zu wohnen. Der 20. Ottober war ein bedenklich fühler Tag, und so war es sehr erklärlich, daß sich Ponto vorher erkundigte, ob die Wohnung auch geheizt sei. Das war fie nicht und weil Lewandowski erzählte, daß er fein Heizungsmaterial habe, mußte die nächste Sorge sein, solches zu be schaffen. Beide begaben sich in den Neubau Georgenkirchstr. 1, der verlassen war, und standen eben im Begriff, fich jeder einen tüchtigen Balken aufzuladen und die Straße wieder zu gewinnen, als fie von einem Schußmann, der ihre Unternehmung beobachtet hatte, für verhaftet erklärt wurden. Ponto faßte die Sache zuerst von der gemüthlichen Seite auf, war bereit, dem Beamten zur Wache zu folgen, lud aber vorher den Schußmann Beamten zur Wache zu folgen, lud aber vorher den Schußmann ein, mit ihm zusammen einen Schnaps in der nächsten Destillation zu genehmigen. Als diese Einladung abgeschlagen wurde, zeigte er sich störrisch, suchte zu entwischen und leistete beim Transport Widerstand. Lewandowski, der bereits mit fünf Jahren Buchthaus wegen Straßenraubes vorbestraft ist, regte fich nicht so wie sein Gefährte wegen einer solchen Kleinigkeit auf, sondern ließ sich mit stoischer Ruhe verhaften. Aehnlich war sein Benehmen vor Gericht. Während Ponto allerlei Ausflüchte vorbrachte, verschmähte er es zu lügen und gab alles zu. Er wußte wohl, daß ihm das Zuchthaus doch sicher sei. Das Urtheil lautete für Lewandowski auf ein Jahr Zuchthaus, für Ponto auf ein Jahr Gefängniß. Für die Abmessung der Strafe waren die Vorstrafen maßgebend gewesen.
+ Ein Kapitel aus den Freuden eines Chambregarnisten" war die Verhandlung, die gestern vor der 93. Abtheilung des hiesigen Schöffengerichts stattfand. Angeklagt des
stündiger Verhandlung über Reuter und Seibt eine Busatstrafe von je drei Jahren Zuchthaus und schickte den schon am meisten vorbestraften Radeck auf vier Jahre ins Buchthaus. Ueber alle drei Angeklagte wurde auch entsprechender Ehrverlust und Zulässigkeit der Polizeiaufsicht ausgesprochen.
In dem Verkauf verkortter und versiegelter Fläschchen mit Liqueuren hat nunmehr auch die fünfte Straffammer hiesigen Landgerichts I in der Berufungsinstanz einen Kleinhandel mit Branntwein oder Spirituosen erblickt, zu dessen Betrieb eine Konzession erforderlich ist. Diese Entscheidung ist gegen den Konditor F. ergangen, welcher alljährlich furz por und während des jüdischen Osterfestes sein Gebäck und daneben einen Handel mit jüdischen Osterwaaren betreibt. Der Ver theidiger, Redakteur J. Fraenkel, hatte ausgeführt, daß Kleine handel ein eng begrenzter Begriff der Art des Handels und nicht identisch sei mit Handel mit kleinen Quantitaten. Unter Kleinhandel werde der Verkauf in offenen Gemäßen zum alsbaldigen Gebrauch verstanden und sei, da hierbei leicht Mißbräuche geschehen können und die Trunksucht ge fördert werde, die behördliche Aufsicht erforderlich. Anders liege die Sache bei dem Verkauf verschloffener und ver fiegelter Behältnisse, durch welche jede Gefährdung des Publifums, so weit thunlich, ausgeschlossen sei. Sein Mandant und auch die übrigen Verkäufer jüdischer Osterwaaren, zu denen osterlich zubereitete Liqueure gehören, würden, da fie das be treffende Geschäftslokal großentheils erst kurz vor der Eröffnung mietheten, auch gar nicht in die Lage tommen, eine Konzession. zu erhalten, da zwischen Gesuch und Ertheilung zumeist vier Wochen liegen. Der Gerichtshof erachtete den Begriff Kleinhandel für identisch mit handel mit kleinen Quantitäten und verurtheilte deshalb den Angeklagten, der den Kleinhandel mit Branntwein als Nebengewerbe nicht besonders zur Gewerbesteuer angemeldet hatte, zu 48 M. ev. 6 Tagen Haft.
Hausfriedensbruches und der gemeinschaftlichen Körperverlegung Vereine und Versammlungen.
waren drei Personen: eine sechsundfiebzigjährige Frau, die Wittwe Karoline Schulz, ihr Schwiegersohn und ihre Tochter, Herr und Frau Hahn. Herr Hahn, der Maler ist, wohnt mit seiner Frau bei seiner Schwiegermutter in der Lüßomstraße. Am 15. Juli d. J. vermiethete er im Einverständniß mit Frau Schulz ein kleines möblirtes Zimmer an den Kandidaten der Philologie, Otto Mohnice, gegen 10 M. monatlicher Miethe. Herr M. hatte tein Glück bei seinen Wirthsleuten; er verstand es nicht, sich bei ihnen in Gunst zu setzen und nun begann eine systematische Verfolgung gegen ihn. Zuerst waren es nur Nadelstiche, denen er ausgefeßt war; sein Schuhwerk wurde nicht mehr gesäubert und er war genöthigt, es sich selbst zu reinigen; er bekam anzügliche Rebensarten zu hören, die sein spätes Nachhauskommen und sein spätes Aufstehen betrafen; er mußte fich sein Waschwasser selbst holen und mehr der gleichen, mie es die liebenswürdige Phantasie Phantasie einer erzürnten Wirthin auszufinnen im Stande ist. Allmälig stieg die Spannung, bis es endlich zu einem Knalleffekt kam, der zu der oben genannten Anklage führte. Es handelte sich um den Hausschlüffel, der dem Kandidaten der Philologie widerrechtlich weggenommen werden sollte, denn freiwillig gab er ihn nicht heraus. Am 22. Juli d. J. wurde der Chambregarnist zwischen 3 und 4 Uhr Morgens durch ein Poltern an der Thür seiner Wohnung geweckt. Seine Wirths leute verlangten Einlaß und Auslieferung des Schlüssels. Er öffnete nicht und nun holte Hahn ein Beil herbei, schlug die Thür ein und drang mit der geschwungenen Waffe auf den Kandidaten ein, der im Bette lag; hinter ihm wurden die Gestalten der beiden Frauen sichtbar, die übermäßig auf den Chambregarnisten schimpften. Mohnice sprang aus dem Bette, wies vergeblich die Eindringlinge aus dem Zimmer und mußte sich schließlich gegen Hahn vertheidigen, der nicht übel Lust zu haben schien, ihm den Garaus zu machen. Es gelang dem Kandidaten, der zu seinem Glück über ziemliche Körperkräfte verfügte, dem Maler das Beil zu entreißen und es unter das Bett zu schleudern; nun erst zogen sich die Eindringlinge zurück. Das Gericht hielt eine strenge Strafe für diesen Erzeß gegen die Wirthsleute für angemessen und verurtheilte Frau Schulz und Frau Hahn zu je 10 Tagen Gefängniß, während Herrn Hahn 10 Wochen diftirt wurden.
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Drei schwere Jungen" von der Sorte, wie sie Dickhoff ,, an der Hand" zu haben pflegte, standen vorgestern unter der Anklage des schweren Diebstahls vor der vierten Straffammer hiesigen Landgerichts 1. Es waren dies der Schloffer" Johannes Reuter, der Mechaniker" Robert Gustav Seibt und der Ar beiter" Karl Ernst Raded, welche eine Spizbuben- Genoffenschaft zu bilden scheinen. Im Jahre 1884 find fie wegen eines gemeinsam verübten Gelddiebstahls in der Lüßowstraße zu längerer Gefängnißstrafe verurtheilt worden. Am 2. Oktober find dann die beiden ersten Angeklagten wieder vor Gericht gewesen und wegen versuchten Einbruchs zu je 2 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Damals hatten sie es auf die Privat wohnung einer Gastwirthin abgesehen. Sie hatten angefangen, mit der Wirthin und ihrem Töchterlein zu Kneipen und während Seibt durch Galanterien aller Art die letteren zu feffeln wußte, hatte sich Reuter heimlich nach der Privatwohnung der Wirthin begeben, um dort in aller Gemüthsruhe aufzuräumen. Nur der zufällige Umstand, daß die Wirthstochter etwas an ihrer Garderobe in Ordnung bringen wollte, führte dieselbe noch so rechtzeitig in die Wohnung, um die Rumpane festnehmen zu lassen. Jezt hat das Kleeblatt wieder bei einem Einbruch zusammengearbeitet", der in der Nacht zum 29. September c. in das Bronzewaarengeschäft von Sattrup, Brandenburgstraße 25, verübt wurde. Als das Ge schäftspersonal am 30. Septbr. im Geschäftslotal erschien, fand man sofort deutliche Spuren der Anwesenheit von Einbrechern. Die Eingangsthür war geöffnet, andere Thüren trop vor
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+ Fahrlässige Tödtung. Ein trauriger Unglücksfall, der fich am 15. Juni d. J. in der Mohrenstraße an der Kreuzung der Charlottenstraße ereignete und das Leben eines Menschen foftete, bot das Material zu einer Anklage, die gegen den Droschkentutscher Gustav Hohensee gestern vor der ersten Strafgelegter Sicherheitsketten erbrochen, sämmtliche Bulte mittelst tammer des hiesigen Landgerichts verhandelt wurde. An dem cenannten Tage herrschte ein äußerst lebhafter Verkehr an dieser Straßenstelle, der zu einer Stockung der Wagen führte. Die Pferdebahnwagen flingelten, ein schweres mit Steinen beladenes Lastfuhrwerk wollte rasch vorüber und eine Reihe von Droschken fuchten sich durch das Gewühl einen Weg zu bahnen. Einige Minuten lang war für die Paffanten der Straßendamm ge Sperrt nnd fie mußten zu beiden Seiten Halt machen. Nur ein Mann, der Arbeiter Corinth, versuchte trop der Versperrung noch rasch hinüber zu kommen. Als er gerade vor dem Pferde Der Droschke, die von dem Angeklagten Hohensee geführt wurde, war, zog das Pferd an und der Scheerbaum stieß den Corinth so unglücklich in die Seite, daß er zu Boden geworfen wurde. Unglücklicherweise hatte sich in demselben Augenblick auch der mit Steinen beladene Lastwagen in Bewegung gesegt und sein Hinterrad, vor welches Corinth gerollt war, ging dem Armen über die Bruft. Der Bristlasten und seine Organe wurde Döllig zerquetscht und als die entsegten Zuschauer der Szene den Körper des Verunglückten hervorzogen, machten sich nur noch schwache Lebenszeichen an demselben bemerkbar. Corinth wurde in ein Krantenhaus gebracht, wo er bald dar auf feinen Verlegungen erlag. Der Staatsanwalt hielt die Anklage gegen Hohensee a: frecht; zwar sei das Verschulden des Angeliagten gering, aber doch vorhanden; derselbe hätte in einer so gefährlichen Situation seine Aufmerksamkeit verdoppeln müffen. Der Gerichtshof konnte jedoch dieser Ansicht sich nicht anschließen. Er faßte die Tödtung des unvorsichtigen Baffanten als das Resultat einer Reihe zufälliger böser Umstände auf und hielt ein individuelles Verschulden des Angeklagten für nicht erwiesen. Hohenfee wurde deshalb von Strafe und Kosten freigesprochen.
+ Eine Bekanntschaft, die sie in Plößensee geschlossen, fetzten zwei vielfach vorbestraftr Personen, Julius Lewandowski und Paul Ponto auch in der Freiheit, in Berlin fort. Ihrem gemeinschaftlichen Wirken bereiteten fie jedoch selber ein sehr
Nachschlüffels geöffnet und auch der eiserne Geldschrank stand offen da. In dem Komtoir brannte noch das Gas und es zeigte fich, daß die Epißbuben auch den Tresor im Geldschrank durch funstgerechtes Anbohren zu öffnen verstanden hatten. Ihre Arbeit war ihnen allerdings erleichtert worden, denn der Lehrling batte den Hauptschlüssel zum Geldschrank, der seiner Obhut anvertraut war, in seinem Bulte aufbewahrt, so daß die Spiz buben bequemes Spiel hatten. Aus dem Geldspinde fehlten 240 m. baar, eine Riste mit Bigarren und außerdem noch mehrere Wechsel und sonstige Werthpapiere, welche für die mehrere Wechsel und sonstige Werthpapiere, welche für die Diebe nicht verwendbar waren. Leptere waren denn auch so großmüthig, diese Wechsel und Werthpapiere einige Tage darauf fein fäuberlich einkouvertirt mittels Bost wieder zuzusenden. Die kunstgerechte Anbohrung des Geldschrankes bewies deutlich, daß Männer von Fach hier ihr Wesen getrieben und die Polizei warf sofort einen unbestimmten Verdacht auf die beiden Angeklagten, die als Schloffer refp. Mechaniker mit der Eröffnung von Geldschränken sehr gut Bescheid wußten. Dazu tam, daß Seibt eine Zeit lang in einer Fabrit von Eisenbohrern beschäftigt war. Der Verdacht sollte sehr bald vollauf bekräftigt werden, denn die Bolizei erhielt durch einen ihrer Vigilanten ganz ausführlichen Bericht über die Einzelheiten des Einbruchs, ja der Vigilant hatte den Spizbuben selbst den Liebesdienst erwiesen, die unverwerthbaren Papiere dem Bestohlenen zurückzusenden. Durch diese Notizen erfuhr die Polizei aber auch gleich zeitig, daß, während die beiden ersten Angeklagten die Arbeit" im Innern verrichteten, der Angeklagte Raded draußen Schmiere" gestanden hatte, und nun erfolgte die Festnahme aller drei Rumpane. Diefelben verlegten sich im vorgeftrigen Termin aufs Leugnen, beschuldigten den Vigilanten felbst der Thäter schaft und traten mit dem üblichen Alibibeweis hervor, der wenigstens den Zweck hatte, die Verhandlung zu erschweren und zu verschleppen. Die Kunststüde verfehlten aber auch hier ihren Zweck, denn der Gerichtshof verhängte nach mehr als fünf
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Zur Beachtung. Alle diejenigen, welche dem aufgelösten Arbeiter: Bezirksverein der Oranienburger Vorstadt und des Wedding " Bücher geliehen haben, können dieselben bei Herrn Wilhelm Reinice, Sochstr. 32B, of 1I links, zurückerhalten.
Der Tischlerverein veranstaltet zum Besten seiner franken, hilfsbedürftigen Mitglieder am ersten Weihnachtsfeiertage, Abends 6 Uhr, in dem neu renovirten Saale des Herrn Keller ( Hasenhaide), Bergmannstr. 52, eine Festlichkeit, bestehend aus Konzert, Vorträgen und Ball. Billets à 30 Pf. find nur vorher zu haben bei den Herren: Nothe, Prinzenstr. 80; Birke , Boffenerstr. 41; Winter, Elisabethufrr 55; Seibel, Schüßenstraße 30; Meißner, Wrangelstr. 116 und Kreuschner, LaufizerStraße 45.
Wissenschaftlicher Vortrag. Am 1. Weihnachtsfeiertage, Vormittags 10 Uhr, hält der Schriffteller Herr Ludwig Schwennhagen im oberen Saale der neuen Gratweil'schen. Bierhallen, Beuthstr. 8 1 Tr., einen öffentlichen Vortrag über Göthe's Faust. Eintrittskarten à 15 Pf. sind vorher zu haben in der Bigarrenhandlung des Herrn Ochs, Lindenstraße 59. Damen haben Zutritt.
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Allgemeine Kranken- und Sterbekaffe der Metallarbeiter, Filiale Berlin 7. Der bevorstehenden Feiertage wegen werden die Beiträge am Freitag, den 24. und Freitag, den 31. Dezember in den Zahlstellen Lindowerstr. 23 und Chauffeestr. 74 entgegengenommen. Nach Neujahr sind die Bahlstellen wieder wie bisher, Sonnabends, geöffnet.
Zentral- Krankenkasse der Sattler, örtliche Verwaltung Berlin . Der Feiertage wegen bleiben die Zahlstellen Schwedters straße 8, Lüßomstraße 7, Neustädtische Kirchstraße 15 am 25. d. M. und 1. Januar 1887 geschloffen. In den übrigen Bahlstellen werden die Beiträge wie gewöhnlich entgegengenommen.
Allgemeine Kranken- und Sterbekasse der Metallarbeiter( E. H. 29, Hamburg ), Filiale 5. Die Beiträge werden am dritten Feiertage Neue Schönhauserstr. 17 von 9-12 Uhr entgegen genommen.
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Gesang, Turn- und gesellige Vereine ic. am Donners tag. Männergesangvererein ,, Lätitia" Abends 9 Uhr in Bettin's Restaurant, Veteranenstr. 19. Männergesangverein Jugendlust" Abends 9 Uhr bei Bester, Große Hamburgerstraße 4. Schäfer'scher Gesangverein der Elfer". Abends 9 Uhr bei Wolf und Krüger, Stalizerstraße 126, Gesang. Turnverein Hafenhaide"( Lehrlings Abtheilung) Abends& Uhr Dieffenbachstraße 60-61. Berliner Turngenoffenschaft"( 7. Lehrlings- Abtheilung) Abends 8 Uhr in der städtischen Turnhalle, Brißerstr. 17-18. Verein ehemaliger Dr. Döbbelin'scher Schüler", Abends 9 Ühr im Restaurant 3um Anhaltiner", Tempelhofer- Ufer, Ecke der Möckernstr. Musik- Dilettantenverein Glocke Abends 8 Uhr Friedrichsbergerstr. 10. Roller'scher Stenographenverein Alt- Cölln" Abends 9 Uhr Wallstr. 20 bei Leonhardt." Verein Ziehlte'scher Tanzschüler Tirolienne" Abends 9 Uhr im Restaurant Poppe, Lindenstraße 106.- Rauch flub, Kernspiße" Abends 8 Uhr im Restaurant Holzmarktstr. 44. Rauchflub Arcona" Abends 9 Uhr bei Brandt, Forsterstraße, Ecke der Reichenbergerstraße.
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Kleine Mittheilungen.
Magdeburg , 21. Dezember. Der gestrige starke und anhaltende Schneefall hat vielfache und erhebliche Störungen im Eisenbahnbetriebe zur Folge gehabt. So traf, wie die ,, Magd. 3tg." schreibt, der gestern Mittag von Leipzig um 1 Uhr fällige Bug erst Abends 6 Uhr 30 Minuten ein, andere Züge wurden zwischen Halle und Köthen überhaupt zurückgehalten, und die Passagiere wurden zurückbefördert. An manchen Steller zwischen Schönebeck und Halle hat der Schnee 2 Meter hoc gelegen. Auf der Linie Leipzig- Bitterfeld- Berbst- Magdeburg t heute früh 9 Uhr seit gestern Abend 6 Uhr der erste Rig wieder angekommen. Auch auf den anderen Linien der hier mündenden Bahnen find wesentliche Verspätungen der Süge. eingetreten. Der gestern von Leipzig über alle fällige Bug ist endlich heute Mittag hier eingetroffen. Weitere Züge von Leipzig fönnen heute und bis morgen Mittag vorausfihtlich nicht ankommen. Es gehen heute nur Lofalzüge zwischen Magdeburg und Köthen . Mit Leipzig ist jede Verbndung augenblicklich noch abgeschloffen, über alle sowohl me über Berbst- Bitterfeld. Bur Beseitigung der Schneemaffen bat Niem berg und alle sind heute Abend Ablösungsman fchaften ( Soldaten) abgeschickt worden.
Blauen i. V., 22. Dezember. 22. Dezember. Seit Mon ag früh herrschen hier Schneestürme. Post- und Bahnverlindungen find nach allen Richtungen unterbrochen. Der Schneefall dauert fort.
Gotha , 21. Dezember. Der Bahnverkehr ist wegen des starken noch immer andauernden Schneefalles seit vergangener Nacht eingestellt.
Köln , 21. Dez. Die erste Post von Londor, vom 20. d. Vormittags, ist ausgeblieben. Als Grund wird angegeben: Bugverspätung in Belgien wegen starken Schneetreibens.
Köln , 22. Dez. Die englische Post vem 21., Morgens, ist ausgeblieben, weil das Schiff in Ostende wegen ungünstiger Witterung nicht herangekommen ist.
Landsberg a. d. W., 22. Dezember. Der Verkehr auf der Linie Breslau - Posen ist durch starke Schneefälle geSperrt.
Leipzig , 21. Dez., 6 Uhr Abends. Der Bahnverkehr ist auf den hier einmündenden Bahnen gänzlich unterbrochen. Bur Freimachung der Geleise wurde Militär aufgeboten.
Eisenach , 21. Dezember. Wegen Schneewehungen ist der Eisenbahnverkehr auf der Staats- wie auf der Werrabahn hier unterbrochen. Die Züge liegen bei Fröttstedt , Arnstadt und Salzungen fest.