Nordhausen , 21. Dezbr., 12 Uhr Mittags. Seit gestern wüthen hier furchtbare Schneeböen. Sämmtliche Eisenbahnzüge find auf den Strecken liegen geblieben. Zeitungen und Briefe fehlen seit gestern. Der Frankfurter Kourierzug wurde mittelst vier Maschinen befördert, ist aber dennoch liegen geblieben.
Mainz , 21. Dezember. Gestern Abend 3 Uhr 35 Min. stieß auf Bahnhof Koblenz der Kölner Personenzug mit einer Maschine infolge falscher Weichenstellung zusammen. Vier Paffagiere und drei Beamte wurden verlegt und außerbem Material beschädigt. Das Geleise war mehrere Stunden lang gesperrt.
Botschappel( Sachfen), 19. Dezember. Auf der SchmalSpurbahn Botschappel- Wilsdruff hat sich am 18. d. M., Nach mittags, ein größerer Unfall zugetragen. Bei einem Gefälle von 1:30 zwischen Kesselsdorf und Niederhermsdorf ging der aus Maschine, drei Personen- und fieben Güterwagen bestehende gemischte Zug durch und bei der rasenden Fahrt thalabwärts sprangen in einer Kurve die drei Personenwagen aus dem Ges leise. Zwei davon blieben auf der Böschung, der dritte überschlug sich und blieb mit den Rädern nach oben am Fuße der Böschung liegen. Der übrige Bug fuhr, einen entaleisten Güterwagen mit sich schleppend, noch bis zur Station Nieder hermsdorf, wo er zum Stehen gebracht werden konnte. Die Bassagiere famen bis auf einige leichte Verlegungen mit dem Schrecken davon.
Sorau , 21. Dez. Ein kaum glaublicher tragischer Vorfall wird aus Groß- Selten, einem dicht an der Sorauer Kreisarenze belegenen schlesischen Dorfe, hier erzählt. Die 13 resp. 8 Jahre alten Knaben eines dortigen Zimmermanns belustigten fich in Abwesenheit der Eltern mit Pistolenschießen innerhalb der Wohnungsräume; von einem aufmerksam gewordenen Nachbar wurde ihnen dies untersagt und mit Strafe gedroht; dar über geriethen die Knaben derart in Angst, daß ste beschlossen, fich das Leben zu nehmen. Rasch waren Stricke zur Hand, der ältere half dem jüngeren, worauf ersterer sich selbst auf Inüpfte; dies geschah in Anwesenheit fleinerer Geschwister. Bei Heimkunft der Eltern waren die Knaben todt.
Brieg , 19. Dezember. Die von dem Apothekerlehrling Puls gegen seinen Lehrherrn Werner und dessen ganzen Hausstand versuchte Maffenvergiftung wird zu gerichtlicher Verhandlung nicht fommen. Der Thäter hat im Gefängnisse einen Selbstmordversuch begangen, an dessen Folgen er, trop sorgfamster Pflege im Krankenhauſe, verstorben ist. Die Art der Ausführung ist ebenso ungewöhnlich und von einem starken Willen zeugend, wie das versuchte Verbrechen. Puls hat den ihm zum Verzehren der Gefangenenkost übergebenen Blechlöffel an den Steinen seiner Zelle zu einem spigen Werkzeug ge schliffen und sich damit die Pulsadern geöffnet. Der Wärter fand ihn nach einiger Zeit schon besinnungslos in einer großen Blutlache liegend. Der Verbrecher hat noch einige Tage im Krankenhause gelebt, ehe er der Verlegung unterlag.
Thorn, 18. Dezember. Gestern Abend gegen 10 Uhr brach in den Maschinenräumen der Zuckerfabrit in Neu- Schönsee. ein Feuer aus, welches sämmtliche Maschinenräume bis auf das Reffelhaus vernichtete. Die Maschinen sind zum größten Theile unbrauchbar geworden, der entstandene Schaden wird auf. 300-400 000. geschäßt. Ueber die Entstehung des Brandes ist bisher nichts bekannt.
Elberfeld , 20. Dezember. Auf die Wohnungsnoth in hiefiger Stadt haben wir schon zu wiederholten Malen hingewiesen, wir mußten über haarsträubende Fälle von Obdachlosigkeit berichten, wir wiesen nach, daß die Errichtung eines Asyles für Obdachlose im Interesse der Humanität dringend geboten erscheine. Dazu aber fehlt der reichen Stadt Elberfeld , welche 150 000 M. zehn volle Jahre zinfenfrei ausleihen kann, das Geld! Jede Nacht bevölkert sich der Polizeigewahrsam mit Obdachlosen, arme Teufel, welche im Freien fampiren, werden. dugendweise aufgegriffen, ganze Familien lagern auf freiem Felde müßte nicht für diese traurigen Zustände erst Abhilfe geschaffen werden, ehe man Vergnügungsvereinen in so auffälliger Weise aus dem allgemeinen Stadtsäckel Unterstüßung gewährt?
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Budapest , 20. Dezember. ( Eine blutige Schulweihe.) Aus Füskut wird dem„ Südung. LI." gemeldet: Unsere Gemeinde war am 14. d. M." der Schauplaß einer blutigen Megelei. An dem bezeichneten Tage wurde die Kommunalschule eingeweiht und die Feier, wie dies üblich, mit einem ,, Aldomás" be schloffen. Abends erschien die Gemeinde- Vorstehung und die männliche Bevölkerung im großen Wirthshause, wo munter gezecht wurde. In der Weinlaune kam es zwischen Mitru Rißta und dem Gemeinderichter Vafilie Velni zu einem Wortwechsel, welchem eine Schlägerei folgte. Als der Geschworene Theodor Andras für den Richter Partei nahm, ergriffen mehrere Rumänen ihrerseits Partei für Rißta und im nächsten Augenblicke lagen fich Gemeinde- Vorsteher und Bevölkerung in den Haaren. Die Erzedenten machten von Meffern, Knütteln und Flaschen Ges brauch. Bei der Megelei wurden zahlreiche Personen, nament lich der Richter Velni mit seinem Geschwornen Andras und die Einwohner Nikolaus Illia, Georg Deßpu, Riſta und Lazar Gyorgye schwer verlegt. Von dem Erzefse wurde die Straf anzeige erstattet. Die Untersuchung wurde eingeleitet.
Verviers , 22. Dezember. Die englische Post vom 21. Abends ist ausgeblieben. Grund: Unwetter im Kanal.
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London , 18. Dezember. In Weymouth landete am Don nerstag das deutsche Kriegsschiff, Albatroß" die Mannschaft der Barke Euphony", welche der Albatroß" am 10. b. Mts. 500 Meilen von Lands End aufgenommen hatte. Die„ Eu phony" war mit einer aus Zucker und Rum bestehenden Ladung non Demarara nach London unterwegs.Am 24. November verlor fte während eines fürchterlichen Sturmes den Kapitän und zwei Mann und die übrige Mannschaft hatte schreckliche Entbehrungen auszustehen; ein Mann trug eine schwere Verlegung am Kopfe davon, ein anderer verlor einen Finger und einem dritten wurde das Handgelenke fast durchchnitten. In diesem Zustande brachten fie mehrere Tage an den Pumpen zu und das Schiff war im Sinten begriffen, als dr Albatroß fie sammt einem Passagier aus ihrer traurigen Lige befreite.
Sydney , 17. Dezember. Die Regierung von Neu- Südwaes hat entschieden, daß von den 9 jungen Leuten, die wegen veribter Nothzucht an einem Dienstmädchen in einer Vorstadt Syiney's zum Tode verurtheilt worden waren, 6 gehängt wer den sollen. Die übrigen 3 wurden zu lebenslänglicher Gefängs nißstafe begnadigt.
Vermischtes.
Od auf See. Seit dem Bericht des Kapitän Chetwynd an die Royal National Lifeboat Institution vom 30. September 884 find die Versuche mit Del zur Beruhigung der See bedeutend erweitert worden. Die Experimente zeigen, daß die Anwendung von Del unter verschiedenen Umständen eine fehr ausgedehnte und einfache ist. Die englische Admiralität hat es daher für wünschenswerth gehalten, die Resultate zu veröffentlichen, damit dieselben allgemeine Beachtung finden. Hauptsächlich sollten sich die Führer von Schiffen mit diesem wichtigen Hilfsmittel vertraut machen, durch welches in fleinen Mengen und mit Geschick angewendet, viel Unglück und Verlust auf See, hauptsächlich für fleinere Fahrzeuge und Böte, serhindert werden kann. Die hauptsächlichsten durch den Gebrauch von Del gewonnenen Resultate laffen sich furz wie folgt zusammenfiellen: Auf freien Wellen, d. h. Wellen in tiefem Waffer, ist die Wirkung am größten. In einer Brandung, wo die Wellen fich an einer Barre brechen, oder mit anderen Worten, wo eine Menge Waffer auf niedrigen Stellen in wirtlicher Bewegung ist, ist die Wirkung des Dels unbestimmt, da
nichts die größeren Wellen hindern kann, sich unter diesen Umständen zu brechen; dennoch ist hier das Del von einigem Nußen. Die schwersten und dickflüssigsten Dele find die wirk samsten; raffinirtes Petroleum ist von nur geringem Nußen; rohes Petroleum ist in Ermangelung eines anderen Dels immerhin ganz brauchbar; dagegen find alle animalischen und vegetabilischen Dele, wie z. B. das verbrauchte und wieder aufgefangene Schmieröl von Dampfmaschinen die wirksamsten. Eine kleine Menge Del genügt, wenn es so angewandt wird, daß es nach der Luvseite ausgebreitet wird. Es ist sowohl für Schiffe und Böte nüßlich, wenn fie beigedreht haben oder schwer arbeiten. Jn kaltem Waffer, durch welches das Del infolge der tälteren Temperatur verdict wird und sich daher nicht so frei vertheilen kann, wird sein Effekt sehr reduzirt. Die beste Methode für die Anwendung an Bord in See scheint in Säcken aus Leinewand, welche 1 bis 2 Gallonen Del faffen und durchlöchert find, zu bestehen, indem man dieselben über Bord hängt. Das Del dringt leicht durch die feinen Löcher und vers theilt sich rasch über die Wasserfläche. Die Lage dieser Delfäcke variirt je nach Umständen. Läuft das Schiff vor dem Winse, so hängen sie zweckmäßigst über jedem Bug, so daß sie ins Waffer tauchen können. Bei seitlichem Winde scheint die als unter Wirkung geringer irgend welchen anderen Verhältnissen zu sein, da das Del in diesem Falle nach achtern läuft, während die Wellen seitlich kommen. Bei beigedrehtem Schiffe ist der Bug der Luvseite oder etwas mehr mittschiffs die beste Stelle zum Aushängen der Säcke, dieselben müssen mit genügend langen Leinen versehen sein, damit sie windwärts gezogen werden fönnen, während das Schiff treibt. Beim Paffiren einer Barre bei Fluth scheint es das Beste zu sein, Del über Bord zu gießen, so daß während es wieder mit der Brandung zurückschlägt, außerdem noch ein Delsack Delsack in Schleppe genommen wird. In solchen Fällen kann man jedoch nicht immer auf ficheren Erfolg rechnen. Beim Paffiren einer Barre bei Ebbe scheint die Anwendung von Del keinen Werth zu haben. Beim Heranfahren an ein Wrad wird empfohlen, das Del luvwärts desselben über Bord zu gießen, bevor das Boot längsseite geht. Die Wirkung muß in diesem Falle hauptsächlich von der Strömung und den Wasserverhältnissen abhängen. Liegt ein Boot bei schwerem Wetter vor einem Treibanker, so empfiehlt es sich, den Delsack an einer Leine zn befestigen, welche durch einen Block auf dem Treibanter läuft. Hiers durch wird das Del weit genug vor dem Boote vertheilt und der Sack kann zum Zwecke des Füllens bequem an Bord geholt werden.
Eine eifersüchtige Alte. Die sechszigjährige Wittwe Cäcilia Palmer in London verliebte sich im legten Sommer in den zweiundzwanzigjährigen Studenten der Medizin Horace Seymur. Der junge Mann empfing die Huldigungen der Dame mit größtem Spott, bis endlich die Wittwe ihm einen direkten Heirathsantrag stellte. Der junge Mann, dem das Studiren sehr lästig war, forderte Mrs. Palmer auf, ihre Bedingungen zu stellen, und nachdem sich die Wittme bereit erklärte, ihm 12 000 Pfund Sterling zu verschreiben, ließ er sich mit ihr trauen. Das neuvermählte Paar miethete ein im Garten stehendes Häuschen in Putney, allein seit dem 12. September, an welchem Tage die Trauung stattgefunden, bekam Niemand den neuen Ehemann zu sehen. Seymur hatte seinem Vater, der in die Heirath nicht willigen wollte, versprochen, für seine unvermählte Schwester Peckie ein Heirathsgut von tausend Pfund Sterling herzugeben; und als fast drei Monate vergingen, ohne daß eine Nachricht von Horace eintraf, fuhr der alte Herr selbst nach London . Noch am Tage seiner Ankunft begab er sich nach Putney; die Schwiegertochter, die ihm das Thor öffnete, sagte, ihr Mann sei nicht daheim und wolle überhaupt nicht mit seiner Familie verkehren. Der alte Herr, dem die Geschichte unheimlich wurde, machte die gerichtliche Anzeige von dem Verschwinden seines Sohnes; eine Kom mission drang in das Haus und fand den Studenten im Schlafzimmer mit Stricken, die ihm tiefe Wunden verursachten, an das Bett gebunden. Seymur meinte wie ein Kind und erzählte, seine Gattin habe ihn am Morgen nach der Hochzeit, während er in Folge des genoffenen Champagners fest schlief, hier gefesselt; fie habe ihm wiederholt geschworen, daß sie ihn aus Eifersucht niemals freigeben werde. Seymur wurde in eine Heilanstalt gebracht, seine Gattin erhielt dieser Tage wegen ihrer Gewaltthat 18 Monate schweren Kerkers zugesprochen. Bu gleicher Zeit sprach der Richter die Trennung der Ehe aus.
Ueber eine schwere Seereise berichtet die. B. H. ": Die Brig Guvernör", Esbensen, aus Fredrikshavn, lag im Juni d. J. mit einer Besagung von 7 Mann in Allem im Hafen von Sherbro an der Westküste von Afrika , um eine Ladung Palmnüsse und Palmferne nach Marseille einzunehmen. Der Platz ist fumpfig und in Folge dessen sehr ungesund, doch hielt sich der Gesundheitszustand am Bord der Brig ziemlich gut, bis man in See gekommen war. Am 30. Juni segelte der Guvernör" von Sherbro ab und bereits am 5. Juli ertranfte der Koch, so daß er zur Koje gehen mußte. Das Wetter war unbeständig, mit Regen, Donner und umlaufender, meist südöstlicher Kühlte, mit welcher die Brig sich vom Lande abarbeitete. Am 7. Juli meldeten fich 2 weitere Leate frant, ein Matrose und ein Jungmann, und am 8. Juli waren 4 Mann bettlägerig. Am 11. Juli waren 5 Mann dienstuntauglich und am 14. ging auch der lezte Mann frank zur Koje, so daß nur noch Kapitän Esbensen auf dem schwimmenden Hospital der einzige arbeitsfähige Mann war. Er sollte somit ganz allein nicht nur die 6 kranken Lrute pflegen, sondern auch das Schiff steuern und manövriren, pumpen, Ausgud halten, furz alles thun. Unter diesen Umständen beschloß der Kapitän, nach Porto Praya auf St. Jago, Kap Verde 'sche Inseln, abzuhalten und er seẞte deshalb, da der Wind füdöstlich war, alle Segel bei; jedoch bereits in der nächsten Nacht sprang der Wind nach Westen um, mit schweren Böen, so daß Kapitän Esbensen die leichten Segel wieder bergen und festmachen mußte. Der bedauernswerthe Mann befan natürlich Tag und Nacht keinen Augenblick Ruhe und aus dem Journal hat fich ergeben, daß die Brig gleichzeitig auch Waffer machte, so daß öfter gepumpt werden mußte, was selbstverständlich für den einzelnen Mann eine außerordentlich anstrengende Arbeit war, namentlich im heißen Klima. Bis dahin hatte Kapitän Esbensen noch insofern an dem Steuermann eine kleine Stüße gehabt, als er sich mit demselben besprechen und berathschlagen fonnte, aber am 15. Juli Nachmittags fing derselbe an zu phantafiren, zu rasen und mußte unter schärferer Aufsicht gehalten werden. Am nächsten Tage wurde der Zustand des Steuermanns etwas beffer und der Kapitän mußte zugleich Arzt und Krankenpfleger sein, Medikamente verabreichen, Krantentoft tochen und sein Schiff manövriren. Am 16. Juli starb ein Matrose und es gelang dem abgespannten Kapitän nur mit der größten Anstrengung, den Todten aus dem Logis auf Deck zu bringen, in Segeltuch einzunähen und nach Seemannsweise zu bestatten. Im Journal heißt es an diesem Tage: Steuermann wieder von Verstand und meine eigenen Kräfte nehmen so ab, daß die Ausfichten auf Rettung nur noch gering find, doch habe ich die Pumpen noch lenz bekommen." Bumpen noch lenz bekommen."
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mehr, als er ab und zu nach dem Ruder laufen mußte. Wenn die Brig nicht besonders gut gesteuert hätte, wäre diese Arbeit unmöglich zu Stande gekommen. Unter Landschraalte" der Wind und der Guvernör" mußte über den anderen Bug gelegt werden; auch dies brachte der Kapitän noch zu Stande, als er dann aber an das Ruder zurüdkehrte, wurde er ohnmächtig und brach zusammen. Als er wieder zu sich kam, strich die Brig gerade auf nur 50 Faden Entfernung an der Almedias flippe vorbei. Durch eine Dofis Hoffmannstropfen unterstützt, raffte fich Kapitän Esbensen so weit wieder auf, daß es ihm gelang, auch die Steuerbordanferkette einzuschäteln" und jept wurde der Kurs auf Kap Emanuel gesezt, wo der Kapitän sein Schiff glücklich mit 30 Faden Kette ca. eine Seemeile von der Küfte vor Anker brachte. Die oberen Segel wurden jetzt fest gemacht und die Pumpen gepeilt", hiermit waren aber auch die Kräfte des Kapitäns erschöpft und doch mußte der fich wie gerädert fühlende Mann bei dem noch immer rasenden Steuers mann und den übrigen Kranken Wärterdienste versehen. Am 20. Juli Morgens starb ein zweiter Matrose, worauf der Kapitän die Nothflagge aufzog; es tam jedoch keine Hilfe. Er rief ferner mehrere Fischerböte an, doch auch diese tamen nicht heran, und und blieb dem ermatteten Mann somit schließlich nichts anderes übrig, als ein Boot zu Waffer zu lassen und zu versuchen, ans Land zu kommen. Es gelang dem Kapitän, so unglaublich es tlingt, auch dieses schwere Srück, und er hatte bereits die Hälfte des Weges zur Küfte zurückgelegt, als er ein Boot auf die Brig zus steuern fah. Es war der Hafenmeister der französischen Insel Goree , doch wollte derselbe keinen von seinen Leuten an Bord laffen, bis der gestorbene Matrose von dem Kapitän über Bord gesetzt war, worauf vier Neger an Bord kamen, mit deren Hilfe der Guvernör" nach Goree gesegelt wurde, wo die Kranken ans Land gebracht wurden, um im Hospital Aufnahme zu finden. Die Brig mußte dann weiter vom Lande ablegen. In dem Hospital starb der Steuermann und noch ein Matrose, es wurde die Brig deshalb 26 Tage in Quarantäne gelegt, während welcher Zeit Kapitain Esbensen wieder etwas zu Kräften fam. Endlich konnte er mit nur noch zwei von seinen alten Leuten, welche indeß noch schwach waren, und vier Negern, jedoch ohne Steuermann, die Reise fortsetzen, und kam schließlich glücklich in Marseille an.
Briefkasten der Redaktion.
Bet Anfragen bitten wir die Abonnements- Quittung beizufügen. Briefliche Antwort wird nicht ertheilt.
H. K., Grüner Weg. Den in Sachsen Inhaftirten ist Selbstbeköstigung erlaubt, ebenso Vollmar in München . Frohme in Frankfurt erhielt die Erlaubniß nicht. Freie Beschäftigung ist allen gestattet.
H. P, M. Das halten wir für unmöglich.
A. S. Die Sigungen der Stadtverordneten- Versammlung finden regelmäßig Donnerstags statt. Auf der Tribüne haben auch Damen Zutritt.
Markthallen- Bericht von J. Sandmann, städtischem Verkaufs- Vermittler, Berlin , den 22. Dezember 1886.
Wild. Troß großer Zufuhr ging die Waare zu guten Preisen fort. Hasen, ausgeworfen, ohne besondere Verpackung, auf Stangen von 10 Stüd 3,60 bis 4,00 pr. Stüd, Kaninchen, ausgeweidet 55 bis 60 Bfper Stüd. Rehe ausgeweidet fa( junge, feiste, gut ge schoffene) 60-70 Pf., Ila( sehr starke und sehr fehlerhaft zerschossene) 50-60 Pf. pr. Pfd. Rothhirsche, la 40-55, I a 32-45, Dammwild 150-70, I a 38-50 Pf. per Pfund. Wilds schwein 40 bis 50, fleine 50 bis 65 Pf. pr. Pfund. Fasanenhennen 3,00-3,50, Fasanenhähne 4,25-5,00.. Krametsvögel 30-36 Pf. per Stück. Die Wildauktionen wer den täglich im Bogen 4 um 6 Uhr Nachmittags abgehalten.
Geflügel. Größere Bufuhren von fettem Geflügel, besonders fette Gänse und Puten, sehr erwünscht. Gänse, 8-10 Pfd. schwere, 50-54 f., über 10-15 Pfd. 52-62 Pf., Fettgänse über 15 Bfd. schwer sehr rar und gut bezahlt 60 Pf. und mehr per Pfd. Junge Enten 1,50-2,50, fette Enten 60-65 Pf. per Pfund, über 10 Pfund schwere fette Puten 69-80 Pf. per Bfd., Hühner 0,55 bis 0,80 und 1,20-1,70 M., Tauben 30 bis 40 Pf., Poularden 4,50-8 M. Mageres Geflügel schwer verkäuflich. Lebende Gänse zum Mästen 2,00-3,00 M., lebende Enten 0,90-1,50 M. Auftion täglich im Bogen 4 um 6 Uhr Nachmittags.
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Um qute Preise zu erzielen, sollen Gänse unter dem Halse geschnitten, vollständig gerupft, Flügel und Füße auf den Rücken gebunden, nicht gebrüht und nicht gefengt sein. Enten, Puten und Hühner sollen am Halse geschnitten sein; der Kopf, die Flügel und Schwanzfedern werden nicht abe genommen.
Fleisch. Nach Errichtung der Fleischschau in der Markt halle wird es möglich, mit Beginn des nächsten Jahres den Verkauf von geschlachtetem Vich hier zu vermitteln. Den Interessenten gebe ich gern jede nähere Auskunft. Der Fleischkommissionshandel in unserer Markthalle dürfte für viele Landwirthe und Schlächter von weittragender Bedeutung sein. Vorläufig find unverlangte Fleischsendungen nicht anzurathen, da die Fleisch- und Viehpreise hier niedrig und durch die Zus fuhr von Wild und Geflügel sehr gedrückt werden.
Geräucherte und marinirte Fische. Die bedeutenden Bue fuhren schwedische Bücklinge drücken den Preis auch für beffere Waare herab. Der Ersparniß wegen find nur Frachtgutsen dungen rathfam. Engros Auktion täglich um 5 Uhr Nach mittags im Bogen 4. Bratheringe per Faß 1,25-1,50 größere 2,50 M. Russische Sardinen 1,50-1,60 M. Rheinlas 2,50-2,90, Wefers und Ostseelachs 1,20-1,60, Flundern, fleine 2,50-5,00 M., mittel 7,50-16 m., große 18-27 Heringsbücklinge 0,80-1,50, Büdlinge I. 1,20-2,00 M. per 100 Stüd. Sprotten 45-80 Bf. per Kiste. Kieler Sprotten 15-20 Pf. pr. Pfd. Rauchaal 0,80-1 M. per Pfd. Nur bei andauernd regelmäßigen Sendungen ist den Absendern der Berliner Markt von Nußen, weil die guten Preise in Inapper Beit die gegenwärtigen schlechten Preise wieder ausgleichen.
Fische. Hechte 30-40 M. per 3tr. Karpfen 35-64 et 55-75 M., Bleie 20-21 M. per Str.
Eier 3,20 m. pr. Schod.
Butter. Der Konfum ist auch für geringe Qualitäten steigend. Frische feinste Tafelbutter ac. 120-125, feine Tafel butter I. 110-118, II. 96-106 III. fehlerhafte 80-90, Land butter 1. 90-96, II. 70-85, Galizische und andere geringste Sorten 55-72 M pr. 50 Ro.
Räfe. Emmenthaler 70-75, Schweizer I. 56-63, 11. 50-55 III. 42-48, Quadrat- Backstein 1. fett 20-25, I. 12-18 Limburger 1. 28-32, 11. 18-22, Rheinischer Holländer Käfe 45-58 M., echter Holländer 60-65 M., Edamer 1. 60-70, II. 56-58 M.
Betnner. Apfelfinen, Valencia 12-20 M., Feigen 20-40 M pr. Bentner. Bitronen, Malaga 20-25 M. Böhmische Bad
Obst und Gemüſe. Größere Zufuhren sehr erwünscht Der Vermerk im Journal Birnen 10-20 M., feinste Sorten 20-40 M., Nepfel endet an diesem Tage mit den Worten: Der Steuermann 6,00-9,00 M.. Tafeläpfel 10-20 m., feinste Sorten außer Verstand, die anderen Leute schwer frant."- Am nächsten 20-36 M., Wallnüße 20-30 M., geringe 12-15 M.- Tage, den 19., war der Wind NW , es schrieb der Kapitän an diesem Tage in sein Journal: Septe mit Hilfe von Taljen alle Segel bei, um womöglich noch Land zu machen und Schiff und Ladung zu bergen, ehe ich umfalle, da ich von Tag zu Tag hinfälliger werde." Endlich fam in SSD Land in Sicht und es wurde Kurs auf dasselbe gefeßt. Jegt aber kam die schwere Arbeit, die Retten in die Anfer einzuschäkeln und dies überstieg doch beinahe die Kräfte des einzelnen Mannes, um so
flaumen 10-13 M.
Weißfleischige Speisekartoffeln 3,00-3,60, rothe 2,80-3,00 blaue 2,80-3,20 per 100 Ro., groß Sellerie 7-10 R., tiein 3-7 M., Meerrettig 7-12 M., Bwiebeln 4,50-6-8 Blumenkohl 30-40 M. pr. 100 Stüd, Kohlrüben 1,50-2,00 M
per Zentner.