der Often, v. Polczynski, v. Puttkamer - Plauth, v. Rauchhaupt,| v. Reinbaben, v. Saldern- Plattenburg , v. Schliedmann, von Schöning, v. Seydewiß. v. Sperber, v. Steinrüd, v. WaldowReißenstein, v. Wedell- Malchow, v. Wedell- Piesdorf, v. Wrisberg, v. Wurmb. Die bürgerlichen Herren Ackermann, Ampach, Baumbach- Altenburg, Bergmann, Bod- Minden, Böckel, Cegielski, Delbrück , Delius, Dieße- Barby, Gamp, Günther Sachsen, Hahn, Hartmann, Hegel, Holy, Hultsch, Kersting, Klemm, Dr. Kropatschek, Kurz, Leuschner, Magozinski, Maubach, Menzer, Müller- Marienwerder, Reich, Saro, Dr. Scheffer, Seyfarth, Staudy, Stephanus, Stöcker- Siegen, Uhden, Weyrauch, Wichmann. Es haben also somit für die Verdoppelung der Roggen- und Weizenzölle gestimmt: 1 Herzog, 2 Fürsten , 3 Prinzen, 10 Grafen, 10 Freiherren , 46 adlige Herren, 36 Bürgerliche, unter legteren 9 Rittergutsbefizer, 3 Gutsbefizer, 5 Landräthe. Im ganzen also 72 Adlige und 36 Bürgerliche. Nach den Fraktionen gehören von jenen 108 Herren 73 der deutschkonservativen, 19 der freifonservativen Partei, 11 der Fraktion der Polen , zwei der nationalliberalen Partei( Brand und Leuschner) und drei( Böckel, v. Hornstein, v. Wedell- Piesdorff) keiner Fraktion an.
Von den absurden Lebensmittelzöllen spricht das nationalliberale Rhein. - Westfälische Tgbl." und lobt den Abg. Haarmann, daß er im Gegensatz zu anderen Kollegen den Geist der industriellen Wahlkreise besser erkannt und sich nicht um die egoistischen, engherzigen Interessenpolitiker gekümmert habe, welche die Zustimmung für die Erhöhung der Kornzölle verlangten." Jede Zeile zu Ehren des Abg. Hartmann in diesem Artikel prallt zurück zu Ünehren der nationalliberalen Abgeordneten der industriellen Nachbarkreise, Dortmund und Hamm - Soeft. Die nationalliberalen Vertreter der letzteren, Kleine und Smiths, haben bekanntlich für die Erhöhung der Kornzölle gestimmt.
Die Volksbildung in Preußen. Nach den Zusammenstellungen der Ersatzkommission bei der Aushebung waren unter den beim Militär eingestellten Mannschaften ohne Schulbildung.
in der Provinz
1871 72 1872/73 1877/78 1886 87 Prozent Prozent Prozent Prozent
Preußen
9,28
12,49
7,83
4,29
0,65
1,60
0,41
0,40
Pommern
1,16
2,30
0,94
0,39
Bosen
15,49
18,90
11,20
3,86
3,34
5,16
2,22
0,82
Sachsen
0,55
0,97
0,29
0,05
0,72
0,98
0,41
0,05
0,40
1,09
0,42
0,20
Westfalen
1,33
1,79
0,53
0,20
Heffen- Nassau
0,52
1,03
0,17
0,22
Rheinprovinz
0,80
1,23
0,32
0,13
0,00
0,40
0,00
0,00
0,00
1,93
im Staate
3,42
4,58
2,48
1,14
Die Tabelle beweist einen erheblichen Fortschritt der Volksbildung; manches aber im Verhältniß der einzelnen Provinzen untereinander und der einzelnen Jahrgänge bedarf einer näheren Aufklärung.
Ans Sachsen , den 2. Januar. Ein kleines Zeichen der Zeit: In Leipzig giebt es eine Firma, welche ein sehr großes sogenanntes Versandtgeschäft, d. h. Trödelgeschäft en gros hat und außerdem eine Wäschefabrit. Diese Firma, welche May und Edlich" heißt, hat ein Geschäftszirkular erlassen, in welchem ste 1) ihren ,, christlichen" Charakter betont und 2) mittheilt, daß von der Firma kein Jude beschäftigt werde. Die Christlichkeit der Herren May und Edlich wird beiläufig, von der christlichen Judenhag abgesehen, in praxi dadurch illustrirt, daß fast blos weibliche Arbeitskräfte, und diese zu den denkbar niedrigsten Löhnen, beschäftigt werden". Unter solchen Umständen ist es eigentlich als eine Bevorzugung der Juden anzusehen, daß diefelben von den Segnungen dieses ,, christlichen" Geschäfts ausgeschlossen sind. Uebrigens scheint die Firma auch bei vielen Juden christliche" Gesinnung zu vermuthen nigstens verschickt sie ihre Geschäftsreklamen auch an Juden. Als Kuriosum sei erwähnt, daß das„ einflußreichste" Organ der sächsischen Kartellbrüder, das Leipziger Tageblatt ", welches in fartellbrüderlicher Weise Kriegsangst nach Noten zu erzeugen sucht, hinten im wirthschaftlichen Theil ehrlich erklärt: Die Beitungsschreiber thäten das das Alarmmachen- blos, weil es ihr Geschäft" sei; wahr seien die Alarmnachrichten nicht. Also zu lesen in der Neujahrsnummer genannten Blattes. Eine solche Offenherzigkeit dürfte ziemlich vereinzelt dastehen und verdient entschiedene Anerkennung.
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we
Den Revolverjournalisten Morgenstern, der aus Bayern ausgewiesen wurde, versuchen verschiedene hiesige Blätter des Deutschfreisinns der Sozialdemokratie an die Rockschöße zu heften. Bei diesem edlen Unternehmen vergessen ste ganz, daß sie selber ihren Lesern den Verlauf des Beleidigungsprozesses,
Aus Kunst und Leben.
Ueber eine tödtliche Nachwirkung der Chloroforminhalationen hat der Privatdozent Dr. E. Unger in Bonn in der Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medizin" Mittheilungen veröffentlicht, die namentlich für die gerichtsärztliche Praris von Bedeutung find. In einer großen Reihe von Versuchen an Kaninchen und Hunden, welche stundenlang mit Unterbrechungen chloroformirt gehalten wurden, fand Dr. U. eine mehr oder minder ausgesprochene, auffallende Veränderung wichtiger Organe. Die Herzmuskulatur erschien durchgehend in hohem Grade fettig Degenerirt; auch das Endokard, die innere Fläche des Herzens, zeigte vielfach fettig entartete Stellen. Die Epithelien des Kehltopfes, der Luftröhre, sowie die der Bronchien und Lungenalveolen ließen eine deutliche und starke Fettmetamorphose erkennen. Ebenso boten Milz , Magenschleimhaut und Darm das charakterische Bild der fettigen Degeneration( Entartung). Durch diese Versuche ist jedenfalls, wie Dr. Unger weiter ausführt, der Nachweis gebracht, daß auch das auf dem Wege der Inhalation( Einathmung) in den Organismus gelangte Chloroform destruktive( zerstörende) Veränderungen zum Fortbestande des Lebens wichtiger Organe, und zwar eine fettige Degeneration derselben herbeiführen kann. Auf Grund dieses Resultats seiner Untersuchungen hält sich Dr. U. nicht nur zu der Annahme einer erst Stunden, ja Tage nach beendigter Chloroformirung tödtlich werdenden Wirkung des Chloroforms berechtigt, sondern er spricht auch den Satz aus, es fönne sogar, ohne daß das Individuum in der Zwischenzeit irgend welche, auf einen schädlichen Einfluß des Chloroforms hindeutende Erscheinungen zu zeigen braucht, tagelang nach anscheinend glücklich beendeter Narkose als eine Folge der Chloroformwirkung, ohne daß vielleicht noch einige Minuten vorher irgend etwas auf die drohende Gefahr hingewiesen hätte, bei anscheinend gutem Allgemeinbefinden des Individuums plöglich der Tod eintreten. Eine rasche Lageveränderung, eine Gemüthsaufregung 2c. fönnten die Gelegenheit abgeben, daß ein in Folge der Chloroformirung entartetes Herz den momentanen, auch nur um ein Geringes gesteigerten Ansprüchen nicht mehr genügen fann und plößlich erlahmt. Die Berücksichtigung Die Berücksichtigung diefer Möglichkeit könnte gelegentlich dem Gerichtsarzt Auf flärung über einen Todesfall geben, deffen unerwarteter und rascher Eintritt sich auf andere Weise nicht erklären läßt oder gar zu leicht einer anderen Ursache zugeschrieben wird. Jedenfalls dürfe der Umstand, daß der Tod nicht während oder unmittelbar nach der Chloroformnarkose, sondern erst stunden-, ja
der zur Ausweisung M.'s führte, mitgetheilt haben; fie haben also aucht nicht verschweigen können, daß sich hauptsächlich Herr L. Viereck, der frühere sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete, ein Verdienst um das Aufdecken des Treibens M.'s er worben hat.
Unschuldig verurtheilt. Infolge von Personenverwechselung ist auf Requifition der Staatsanwaltschaft in Zwei brücken ein Deutscher, Peter Lang, am 3. Dezember in Ant werpen als angeblicher Mörder Georg Jost's verhaftet worden, in dem Augenblick, wo er auf einem Dampfer nach New- York absegeln wollte. Nach nahezu vierwöchentlicher Saft ist erst jezt die Verwechselung aufgeklärt und der Verhaftete in Freiheit gesezt worden.
"
Sozialistenprozeß in Freiburg i. Br., 30. Dezember. Vor der hiesigen Straffammer wurde heute ein Sozialistenprozeß verhandelt. Angeklagt waren Schuhmacher Haug, Schreiner Fuchs, die Arbeiter Fluck und Böhle und die beiden Bremser Boll und Jörger wegen Verbreitung sozialistischer Schriften, Haug und Fuchs außerdem wegen Theilnahme an einer verbotenen Verbindung(§ 129 R.-St.-G.). Seit Spät herbst 1886 schmuggelten die beiden Bremser sozialistische Schriften, namentlich den Sozialdemokrat", die ihnen jeweils in Basel von einem Restaurateur Mößner in den sog.„, langen Erlen" übergeben worden waren, über die Grenze, lieferten ste hier an aug und später an Fuchs ab, die sie dann hier und nach auswärts weiter verbreiteten. Um halb 7 Uhr Abends wurde das Urtheil verkündet. Die Angeklagten wurden im vollen Umfange der Anklage für schuldig erklärt und Haug zu 8, Fuchs zu 5, Boll zu 4, Jörger zu 3, Fluck und Böhle zu je 2 Monaten Gefängniß verurtheilt unter Anrechnung der seit dem 15. November v. J. verbüßten Untersuchungshaft.
Oesterreich- Ungarn.
Ein neues Hausir gefeß steht in Aussicht. Dasselbe geht von dem Grundsaße aus, daß der Haufirhandel auf das unzweifelhafte Bedürfniß der Verkäufer und der Käufer beschränkt werde. Der Begriff Haufirhandel ist im Entwurfe als Feilbieten von Waaren, im Hin und Herziehen von Ort zu Ort, von Haus zu Haus ohne feste Verkaufsstätte bezeichnet. In Ortsgemeinden mit mehr als 20 000 Einwohnern und in Kurorten soll der Hauftrhandel ganz verboten werden können. Haufirbewilligungen sollen nur mehr an Leute gegeben werden, welche 35 Jahre alt, österreichische Staatsbürger und unbescholten find. Gleichzeitig wird ihnen die Pflicht auferlegt, mit fremdländischen Waaren nicht zu hauftren und deswegen stets mit einem Ausweise über den Bezug ihrer Waaren sich zu versehen. Mit solchen reaktionären Beschränkungen sucht man in Desterreich die soziale Frage zu lösen.
Das Sekretariat des schweizerischen Gewerbevereins in Zürich hat eine Schrift über die Organisation und Wirksamkeit der gewerblichen Schiedsgerichte im Auslande und in den schweizerischen Kantonen herausgegeben. Wir ersehen daraus, daß der Kanton Genf als der erste im Jahre 1883 die Institution des gewerblichen Schiedsgerichts in der Gestalt des Conseil de Prud'hommes eingeführt hat. Der Kanton hat für diese Gerichte eine jährliche Ausgabe von 12 000 Fr. budgetirt. Die Zweckmäßigkeit der Institution ist in Genf von feiner Seite mehr bezweifelt. Die Nothwendigkeit und Nüglichkeit einer raschen und abschließenden Entscheidung von Streitigkeiten trat bei Anlaß des eidgenössischen Schüßenfestes im Sommer 1887 recht deutlich hervor. Da hatte der Gerichtsschreiber der Prud'hon mes für den 9. August nicht weniger als 144 Vorladungen zu erlaffen. Die größte Bahl der der verhandelten Fälle betraf Anstände zwischen den Festwirthen und deren Angestellten u. dgl. Die Mehrzahl der Streitigkeiten wurde in der ersten Verhandlung durch gütlichen Ausgleich erledigt. Die Schiedsrichter waren genöthigt, in sieben verschiedenen Zimmern zu verhandeln und sich in zwei Gerichtshöfe zu theilen, von denen der erstere von 5-8, der zweite von 8-10 Uhr Abends vollständig zu thun hatte. Dem Beispiele von Genf ist der Kanton Neuenburg in so weit gefolgt, als in dem Verfassungsgefeße von 1885 die fakultative Einführung des Instituts in industriellen Ortschaften vorgesehen ist. In Ausführung dieses Gesetzes hat zuerst die Gemeinde Chaurdefonds die Einführung der Prud'hommes: Gerichte beschlossen. In den Kantonen Waadt , Bern , Solothurn , Baselstadt , Aargau , Thurgau , Zürich wird schon seit längerer Zeit die gefeßliche Einführung von Gewerbegerichten irgendwelcher Art angestrebt, und es ist wohl anzunehmen, daß in näherer oder fernerer Zukunft von dem einen oder anderen Kanton ein derartiges Institut in das Leben gerufen wird. In jüngster Beit haben sich eine größere Anzahl von Seftionen des schweizerischen Gewerbevereins mit der Anficht seines Vorstandes einverstanden erklärt, welche dahin geht, es sei die Errichtung von gewerblichen Schiedsgerichten oder Einigungsämtern als das richtigste Mittel zu betrachten, um den Arbeitseinstellungen vorzubeugen oder solche rasch zu beendigen.
Wie Freeman's Journal", ist auch„ United Fre land", das Organ der Parnelliten, nicht zufrieden mit der
tagelang nach derselben erfolgt, den Gerichtsarzt nicht veranlaffen, die Möglichkeit eines Busammenhanges zwischen der Chloroformirung und dem tödtlichen Ausgang ohne weiteres auszuschließen. Nur ausnahmsweise werde freilich der Gerichtsarzt, wenn zwischen Beendigung der Chloroformnarkose und dem Ableben Stunden oder Tage relativen Wohlbefindens liegen, in der Lage sein, sich mit Bestimmtheit dahin auszusprechen, daß der Tod eine Folge der Chloroformirung sei. Der Möglichkeit einer tödtlichen Nachwirkung der Chloroforminhalationen zu gedenken und gegebenen Falles in seinem Gutachten auf diese Möglichkeit hinzuweiseu, möge der Gerichtsarzt nicht unterlaffen.
Elektrische Beleuchtung der Eisenbahnen. Vor einiger Zeit verlautete, daß von seiten einer preußischen Staatsbahn ein Versuch mit elektrischer Beleuchtung von Eisenbahnzügen gemacht werden sollte, doch hat man seitdem nicht wieder etwas über diesen Gegenstand vernommen. Dagegen wird aus England über ein Vorgehen in der gedachten Hinsicht berichtet, und zwar sollen gegenwärtig auf der unterirdischen Stadtbahn in Glasgow mit einem selbstthätigen System der elektrischen Beleuchtung von Zügen Versuche gemacht werden, bei welchem die Lampen der Wagen beim Eintritt des Zuges in den Tunnel erglühen, beim Verlaffen des Tunnels aber wieder erlöschen. Zu dem Zwecke ist auf der ganzen Tunnelſtrecke inmitten der beiden Schienenstränge eine dritte, mit einer Donamomaschine in Verbindung stehende Schiene gelegt und auch eine weitere Drahtverbindung zwischen der gedachten Maschine und den Fahrschienen hergestellt. An jedem Wagen hängt ein aus Gußstahl bestehender, scheibenförmiger Kontaktapparat herab, welcher während der Fahrt durch den Tunnel mit der dritten Schiene in Berührung kommt, so daß, da von dem Apparat Drähte zu den Lampen führen, die letteren erglühen. Betreffs der Kosten sollen sehr günstige Resultate erzielt wor
den sein.
Ein Meteor. Aus Paris wird geschrieben: Ein Meteor fiel in der Gemeinde Grazac am 10. Auguſt 1885, 4 Uhr Morgens, unter heftigem, donnerähnlichem Getöse nieder; das Meteor schreckte Menschen und Vieh aus dem Schlaf auf und steckte einen Getreideschober in Brand. Von dem Meteor konnten 20 Stücke gesammelt werden, welche sich auf etwa 2 Kilom. Entfernung verstreut hatten und deren größtes etwa 600 Gramm wog. Einzelne Stücke wurden hierher zur Untersuchung gefandt, wo sie allerdings wegen ihrer Bruchigkeit schlecht erhalten antamen. Es wurde zunächst, nach der Naturwiss. Rundsch.", festgestellt, daß die Meteormaffe zu den sehr seltenen tohlehaltigen
neuesten Ermäßigung der gerichtlich festgesezten Pachtzinse in Frland. Eine durchgängige Ermäßigung von 25 pet., meint das Blatt, würde, obwohl dieselbe immer noch ein langer Weg von strikter Gerechtigkeit sein würde, die Pächter vielleicht bewogen haben, ihren Frieden mit den Gutsherren zu schließen.
Als bei Edgeworthsthown in Irland eine Treibjagd abgehalten werden sollte, frat den Jägern ein Haufe von 1500 Landleuten entgegen und befahl ihnen, die Jagd aufzugeben, und die Jagd fand wirklich nicht statt. Einige Jäger wurden mißhandelt. Die Nationalliga hatte den Jagdklub schon vor einiger Zeit gewarnt, die Jagd abzuhalten.
Der im Gefängniß von Clonmel fizende irische Abgeordnete Sheehy weigert sich noch immer, die Sträf lingskleidung anzulegen. Kürzlich wurde er mit Gewalt von den Wärtern in eine solche gesteckt. Kaum waren die Wärter aber fort, so entledigte sich Sheehy seines Bebra - Kleides. Frankreich .
Bekanntlich hat das französische Ministerium die neue Veranlagung der Wohn- und Kopfsteuer, die vom Pariser Gemeinderath aufgestellt war, genehmigt, was einen neuen Sieg des Gemeinderathes bedeutet und dessen Wiederwahl fichert. Bisher waren die Miethen unter 400( in Wirklichkeit 5-600) Franks steuerfrei, fortan werden sie es bis 500( b. h. 6-800) Franks sein. Die Zahl der steuerfreien Miether steigt von 450 000 auf 625 000, besonders da der Gemeinderath noch weiter geht. Er befreit auch die 67 000 selbst ständigen Gewerbtreibenden mit weniger als 500 Franks Miethe von der Kopf- und Wohnsteuer. Außerdem sett er fest, daß die Gewerbtreibenden mit 500-1200 Frants Miethe in Anbes tracht der schlechten Verhältnisse Erleichterungen genießen sollen. Dafür steigert er die Kopf- und Wohnsteuer der übrigen Einwohner bis 11,50 pCt., wenn die Miethe unter 1200 und mit 12,70 pCt., wenn sie darüber beträgt. Es ist also der sozia listische Grundsaß der mit dem Vermögen steigenden höheren Besteuerung der Befizenden, nebst Steuerfreiheit der Befiglosen, in diesem Falle auch der weniger Befizenden. Der Gemeinde rath führt an, daß die weniger Befizenden schon genugsam durch die städtische Verbrauchsteuer getroffen find. Tausende von kleineren und mittleren Betrieben find zurückgegangen oder ganz verschwunden. Die Ueberlebenden kämpfen um ihr Dasein, müssen aber dieselbe Steuer zahlen wie früher. Die Riefengeschäfte, deren Umsatz 20 bis 200 Millionen beträgt, zahlen nur eine lächerliche winzige Steuer, selbst in der höchsten Stufe der Gewerbesteuer. Dadurch gehen Millionen verloren, während sie anderweitig förmlich herausgeschunden werden. Leider hat der Gemeinderath sich der Gasgesell schaft gegenüber nachgiebiger gezeigt, als es gut war, sonst würde er die Verlängerung der Berechtigung dieser Gesellschaft auf weitere dreißig Jahre von 1895 ab, nicht um das Linsens gericht der Ermäßigung des Gaspreises von 30 auf 27 Cen timen( den Raummeter) bewilligt haben. Hätte er auf seinem Schein bestanden, so würden sämmtliche Gaswerke binnen abs fehbarer Zeit der Stadt anheimfallen, welche nur 30-40 Millios nen Entschädigung zahlen, dafür aber eine jährliche Mehreineinnahme von 18-20 Millionen haben würde; also eine schöne Hilfe, um den Ausfall der Verbrauchsteuer zu decken. hat er aber einen anderen, äußerst arbeiterfreundlichen Beschluß gefaßt. Einer seiner jüngsten Beschlüsse lautet dahin, daß die Regierung aufgefordert werden solle, eine Rates gorie von Inspektoren, lauter Arbeiter, zu schaffen, die, reichlich besoldet, die Aufgabe erhalten, sämmtliche Untersuchungen an zustellen, sämmtliche Werkstatten des Staates, der Kommunen und der Privatindustrie zu besichtigen, um jeden Mißbrauch, jede Kontravention festzustellen. Bravo!
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Dafür
Vor einigen Tagen machte der Präsident der Re publik seinen ersten amtlichen Ausgang und besichtigte, von seinen Offizieren begleitet, das über 4000 Krante und Sieche beherbergende Spital Salpêtrière ," sowie das Militärkranken haus Val- de- Grace. In ersterer Anstalt, vom Direktor der Parifer Armenpflege empfangen, erklärte Herr Carnot, er habe gefliffentlich feinen ersten Besuch gemacht, um diefer großartigen Leiſtung der vereinten menschenfreundlichen Anstrengungen des Pariser Gemeinderathes, der Männer der Wissenschaft und des Beamtenpersonals seine Anerkennung zu zollen. Der Präsident verlieh mehreren Beamten die Ehrenlegion, darunter einer seit 35 Jahren im Dienste befindlichen Krankenpflegerin, Fräulein Nicolle. Im Militärhospital überreichte Carnot gleichfalls mehreren Beamten den Orden und einer Anzahl kranker Soldaten die ihnen zukommende Tongking- Medaille.
Kleine Mittheilungen.
Altenburg , 31. Dezember .( Verunglückt.) Der Hilfs weichenwärter Zwicker, welcher auf der hiesigen Station das Abnehmen der Signallaternen mit zu besorgen hatte, ist heute dabei um das Leben gekommen. Bei dem Herunterlassen der Laternen riß nämlich eine Kette und die Laterne stürzte Zwicker auf den Kopf, daß er bald nachher eine Leiche war. Der Ver unglückte hinterläßt eine Frau mit sechs Kindern.
gehörte, wie ähnliche z. B. bei Drgueil und am Kap nieder gefallen find. Außerdem aber ergab die Untersuchung ver schiedene merkwürdige und auffallende Eigenschaften, welche hinreichen, den Meteoriten von Grazac zu einer neuen Gattung in der Gesteinskunde zu machen.
Bolastatistik. Nach den Aufstellungen des Verlegers Charpentier in Paris find Bola's 14 Romane, welche die Serie Rongon- Macquart" bilden, zusammen in nahezu achtmal hunderttausend Exemplaren verbreitet, was einem Durchschnitt von über fünfzigtausend Exemplaren für jeden Roman gleich fommt. Die Zahl von 50 Auflagen haben seit L'Assommoir" sämmtliche neuere Zolaromane überschritten, mit Ausnahme von La Joie de Vivre", welche es nur auf 40 brachte. Dafür ist " Nana" an der 150. und L'Assommoir" an der 111. Auf lage, zunächst kommen Bot- Bouille" mit 75 und Germinal" mit 72 Auflagen, während Au Bonher des Dames" noch nicht über das 55. Tausend gekommen ist.
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Der Bettler als Erbe. Dem Boten für Tyrol" wird aus Fügen geschrieben: Der hier nur von Unterstüßungen lebende 65 Jahre alte Andrä Rainer tam ganz unverhofft in den Befit einer Erbschaft von 12 000 fl., welche ihm ein ver storbener Verwandter in Belfort hinterließ. Nachdem nun dieser Mann dadurch seiner Noth enthoben war, bedachte er sofort die hier zahlreich ansässigen armen Haustrer mit der Summe von 2000 fl."
Aerzte ohne den„ Doktorgrad". Die Neigung, den ,, Doktorgrad", der an den verschiedenen deutschen Universitäten mit verschiedenen Kosten verbunden ist, zu erlangen, ist bei den Aerzten im Abnehmen. Im Prüfungsjahr 1886 87 bestanden in Preußen 505 Mediziner die Prüfung; nur 150 find darunter akademische Doktoren; Bayern weist 405 neue Aerzte auf mit nur 22 Doktoren; Sachfen 27 neue Aerzte ohne Doktor; Würt temberg 24 Aerzte mit 1 Doktor; Baden 97 Aerzte ohne Doktor; Heffen 11 Aerzte mit 2 Dottoren; Mecklenburg- Schwerin 19 Aerzte; die sächsischen Herzogthümer 37 Aerzte; Elsaß- Lothringen deren 33 ohne Doktorgrad.
Der versteinerte Körper eines Mannes wurde in einem Tuffsteinbruch im Tauberthale gefunden. Der Fund wird eingehende Nachforschungen in jener Gegend zur Folge haben.
Wurst wieder Wurst. Die Keeley- Brauerei- Gesellschaft in Chikago will feine Gerste mehr faufen, welche in Jowa und Kansas gewachsen ist, weil in jenen Staaten die Herstellung und der Ausschank von Bier verboten ist. Man glaubt, daß sich andere Brauereien diesem Vorgehen gegen die Prohibitionsstaaten anschließen werden.