Einzelbild herunterladen
 

Nr. 293.

Erscheint täglich außer Montags. Abonnements= Preis pränum.: Vierteljährlich 3,30 Mt., monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pfg. fret ins Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg., Sonntags Nummer mit illustrirter Sonntags- Beilage, Die Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 mr. pro Quartal. Unter Kreuzband für Deutschland   u. Desterreich Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 3 Mart pro Monat. Eingetragen in der Post Beitungs Preisliste für 1896 unter Nr. 7277.

Vorwärts

13. Jahrg.

Insertions Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Beretus- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inferate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Fest­tagen bis 9 Uhr vormittags geöffnet. Fernsprecher: Amt I, nr. 1508. Telegramm Adresse: " Sozialdemokrat Berlin".

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Vom Schlachtfelde der Arbeit.

Dienstag, den 15. Dezember 1896. Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3.

Getödtet wurden 1895 in den gewerblichen Betrieben 3644 67 von 10 000 Versicherten, in den landwirthschaftlichen Betrieben 18, in Staatsbetrieben 7, in Provinzial. und Kommunalbetrieben 2, im ganzen 6448 e= tödtete, welche 4185 Wittwen, 8366 Kinder und 249 Eltern zurückließen.

Die Nachweisung über die Rechnungsergebnisse der Berufs­genossenschaften, die dem Reichstag   soeben zuging, weist abermals eine Steigerung der Unfälle auf. Als die Unfall­versicherungs Geseze geschaffen wurden, wurde seitens der Re- Dauernd völlig erwerbsunfähig wurden 1895 in gierung hervorgehoben, daß diefelben nicht nur dem Verunglückten den gewerblichen Betrieben 780, in den landwirth= und seinen Hinterbliebenen eine Rente sicherten, sondern daß sich schaftlichen Betrieben 571, in den Staats betrieben 312, grade durch das System der Berufsgenossenschaften, auf dem sie be- in den Provinzial- und Kommunal betrieben 5, zu­ruhen, die Zahl der Unfälle vermindern würde, denn es liege ja von sammen 1706 völlige Krüppel. Dauernd theil: nun ab im ureigensten Interesse der Unternehmer, den Betrieb so weise erwerbsunfähig wurden in den gewerb sicher wie möglich zu gestalten und alle erforderlichen Schuß- lichen Betrieben 19 312, in den landwirthschaftlichen Be­vorrichtungen anzubringen, da jeder Unfall die Unternehmer trieben 19 529, in den Staatsbetrieben 1564, in den Bro. belafte, die ganz allein die Unkosten der Unfallversicherung trügen. Alle von unserer Seite gestellten Anträge, welche die Beaufsichtigung über die Unfallverhütung unparteiischen Organen, den Gewerbe- Aufsichtsbeamten, überweisen wollen, werden mit Hinweis auf jene Behauptungen zurückgewiesen.

vinzial- und Kommunalbetrieben 122, zusammen 41 052 theilweise Krüppel. Vorübergehende Erwerbs unfähigkeit traf in den gewerblichen Betrieben 9992, in den landwirthschaftlichen Betrieben 15 070(!), in den Staatsbetrieben 801, in den Pro vinzial- und Kommunalbetrieben 74, zusammen 26 321 vor übergehend Erwerbsunfähige.

Welche Summe von Schmerz und Elend melden diese 3iffern! Wie viel zerstörtes Lebensglück, wie viel Noth und Entbehrungen!

seit Bestehen der Unfallversicherungs- Geseze auch nur innerhalb des beschränkten Wirkungskreises derselben amtlich festgestellt! Man beachte nur die nachstehenden Ziffern über die versicherungspflichtigen Betriebe!

Und doch zeigen die Thatsachen, daß wir wieder einmal recht haben. Denn erstens ist seit Einführung der Unfall versicherung und der seitdem angeblich im eigenen Interesse der Unternehmer von ihnen gesteigerten Unfallverhütung" die Zahl der Unfälle nicht gesunken, sondern gestiegen, und zweitens tragen nicht die Unternehmer allein die Unkosten der Unfälle, Und welche Armee von Getödteten und Verkrüppelten find sondern die Arbeiter steuern durch die Krantentassen, deren Einnahmen zu 2/3 von den Arbeitern herstammen, ganz beträchtliche Summen dazu bei. Die Krankenkassen haben ja bis zum Ende der 13. Woche alle Unkosten zu tragen, und bei Un­fällen, die ohne dauernden Schaden verlaufen, sind sie es allein, welche in Mitleidenschaft gezogen werden. 1895 tamen von den 310 139 Unfällen 243 612 allein den Krankenkassen zur Laft, da die Erwerbsunfähigkeit der Verletzten weniger als 13 Wochen betrug. Leider fehlt jede Angabe darüber, wie viel Unkosten den Krankenkassen durch die Unfälle erwachsen. Es ist sehr wünschenswerth, daß die Orts Kranken­faffen eine solche Statistik vornehmen, damit dieselbe bei der Berathung der Novelle zum Unfallversicherungs- Gesez benutt werden kann.

Betrachten wir nun, welche Opfer an Leben und Gesundheit die Arbeiter auf dem Schlachtfelde der Arbeit darbringen mußten.

Zod

Vorüber Dauernde gehende Erwerbsunfähigkeit Erwerbs: völlige theilweise unfähigt.

1886 1887

2716

3 270

1778 3166

3 961

2085

8462

2 204

1888

3 645

2203

11 023

4186

1889

5 185

2882

16 337

1890

6.958

2 681

22.625

1891

6 346

2561

27 788

1892

5911

2 664

30 992

1898

6 336

2507

36 670

6615 10 166 13 812 16 087 17 216

1894 1895

6 361

1 784

39 487

21.987

1706

41 052

26 321

6448 53 176

23 932 288 397

Zahl aller Verlegten

100 159 115 475 137 447 273 785 198 706 224 057 236 265 264 130 282.982 310 139

120 679 2 143 145

,, Man täuscht sich, wenn dem zuverlässiger gewordenen Meldewesen zu große Bedeutung beigemessen wird. Die Zahl der Unfälle, für welche Anzeigen erstattet worden sind, steigerte sich von 27,42 in 1887 auf 87,21 in 1894 vom Tausend gerechnet, also um 35,7 pt.. Die Zahl der bei entschädigungspflichtigen Fälle, welchen jeder Zweifel an der Zuverlässigkeit der Angaben auss geschlossen ist, steigerte sich bei 1000 Personen. Von 4,14 in 1887 auf 6,54 in 1894, also um 58 p Ct. Hieraus darf gefolgert werden, daß das zuverlässiger gewordene Melde­wesen in der That nicht den Einfluß auf die Erhöhung der Unfallziffer haben kann, welcher ihm gewöhnlich bei­gemessen wird."

Wir werden auf die Ursachen der Unfälle noch später einmal zurückkommen und an der Hand der Berichte der Gewerbe- Aufsichtss beamten zeigen, wie es die Rücksichtslosigkeit des Unternehmerthums ist, welche die Unfälle steigert, weil schließlich der Beitrag zur Berufsgenossenschaft, auch wenn er durch gesteigerte Unfälle erhöht wird, geringer ist als die Unkosten, welche eine voll­tommene Unfallverhütung verursacht.

Hier wollen wir nur noch darauf hinweisen, in welchen Betrieben diese Rücksichtslosigkeit des Unternehmerthums am größten ist und die meisten Unfälle sich ereignen. Von je 100 000 versicherten Personen waren 1895 durch= schnittlich bei allen Betrieben verlegt 1687, bei den gewerb lichen Betrieben 3790, bei den landwirthschaftlichen Betrieben 656, bei den Staatsbetrieben 3392, bei den Provinzial- und Kommunalbetrieben 1254. Von den gewerblichen Betrieben waren die meisten Verlegten, nämlich von 100 000 Versicherten 15 283 Personen in den Rheinisch Westfälischen Hütten- und Walz= werken, denselben Unternehmungen, die auch das Koa= Iitionsrecht der Arbeiter am meisten mit Füßen treten. Dann folgen die ebenso arbeiterfreundlichen( nicht- staatlichen) Bergwerke, denn in den Knappschafts  : Berufs= genossenschaften sind von 100 000 Versicherten 9428 Ver lette. Hieran schließt sich die Süddeutsche Eisen Berufs= genossenschaft mit 9166 Verletzten, die Brauereis und Mälzerei Berufsgenossenschaft mit 8840, bie Staßenbahn Berufsgenossenschaft mit 7762, die Schlesische Eisen- und Stahl- Berufsgenossen= schaft mit 7680, die Nordwestliche Eisen Stahl Berufsgenossenschaft mit 7479, die Spe bitions, Speicherci und Kellerei Beruf3= genossenschaft mit 6615, die Berufsgenossenschaft der Gas- und Wasserwerke mit 5271, und der Rheinisch­Westfälischen Maschinenbau und Kleineisen=

=

A

und

Am 1. Januar 1885 trat das Unfallversicherungs- Gesetz vom 6. Juli 1884 in fraft, am 1. Januar 1887 die auf land und forstwirthschaftliche Betriebe ausgedehnte Novelle vom 5. Mai 1886 und am 1. Januar 1888 die Unfallversicherung der Seeleute. Die Zahl der Versicherten hat sich dadurch fast verfünffacht; sie betrug 1885: 3,7 Millionen, 1895: 18,4 Millionen. Also über 21/8 Millionen Arbeiter wurden verlegt, davon Industrie mit 5127. Die Bayerische   Baugewerks= Die Zahl der Verlegungen weist aber nur scheinbar 53 176 getödtet, 23 932 völlige Krüppel, 238 397 theilweise Berufsgenossenschaft mit 5196 auf 100 000 Versicherte hat eine Abnahme auf, indem durch Hinzuziehung der mit weniger Krüppel, 120 679 vorübergehend erwerbsunfähig! Und dabei weit mehr Unfälle als die übrigen Baugewerfs- Berufsgenossen­gefährlichen Maschinen arbeitenden Landwirthschaft die sind ja nicht alle Betriebe versicherungspflichtig! Handwerk, schaften; am nächsten kommt ihr noch die Hamburgische Baugewerks Berufsgenossenschaft mit 4328, die Unfallgefahr durchschnittlich verringert wurde; in den 64 ge Handelsgewerbe, Gesindedienst sind ausgeschlossen! werblichen Berufsgenossenschaften haben sich aber die Unfälle vermehrt.

Es betrug die Zahl der Verletzten in allen Berufsgen.

auf 1000 i. b. gewerbl. auf 1000 Versicherte Berufsgen.

=

1

Nun sagen die Vertheidiger der Unternehmerinteressen, die Nordöstliche Baugewerks Berufsgenossenschaft mit Steigerung der Unfälle rühre nicht von einer Vergrößerung der 4131, die Hessen  = Nassauische mit 3410, die Betriebsgefahren her, sondern davon, daß je länger das Gesetz Schlesisch- Posensche mit 3183, die Sächsische   mit befiche, um so mehr auch von dem Anspruch auf Rente Gebrauch 3126, die Südwestliche mit 2838, die Rhein  - West­Versicherte gemacht und jeder noch so winzige Unfall zur Anzeige gebracht fälische mit 2691, die Württembergische mit 2590, werde. Dem gegenüber genügt es darauf hinzuweisen, daß, nach die Sächsische   mit 2096, die Hannoversche mit 1786, dem von unserer Seite die Unrichtigkeit dieser Anschauung wieder die Magdeburgische mit 1373. holt dargelegt wurde, nun auch die Gewerbe- Aufsichtsbeamten sich unserer Anschauung anschließen. So erklärt im Bericht für 1895 der Gewerberath für Dauzig:

1886 100 159

27

1888 138 057

13

121 164

28

1889 174 874

13

139 549

29

1891 224 337

12

162 674

32

1895 310 139

17

238 727

44

144]

Rienzi.

2224

Der lekte der römischen Volkstribunen.

Roman von Edward Lytton Bulwer  .

-

Unter den landwirthschaftlichen Berufs genossenschaften übertrifft den Durchschnittssatz von 656 Verlegten auf 100 000 am meisten die Mecklenburg  = Auge und die bleichen Wangen bemerkte, die den Glanz und die Blüthe der Jugend verdrängt hatten.

Auf solche Vorwürfe antwortete der junge Mann immer mit denselben Worten:

Senator, ich habe ein heiliges Gelübde zu er= füllen," und bei diesen Worten lächelte er auf seltsamie Weise.

"

Ich weiß es."

lichen Widerwillen der Römer gern nachgebend, auf diese Weise die Nordmänner von aller Berührung mit der Stadt fern hielt, und, wie er sich rühmte, der einzige Herrscher in Italien   war, welcher nur durch seine Bürger in seinem Balast bewacht wurde. Troß seiner gefährlichen Lage, troz Wenn man das Benehmen Rienzi's   in dieser schreck- seines Mißtrauens und seiner Besorgnisse befleckte teine lichen Periode seines Lebens unparteiisch untersucht, so ist übermäßige Grausamkeit seine strenge Gerechtigkeitsliebe Einst sagte Villani, als er mit dem Senator allein war: es kaum möglich, ihm einen einzigen politischen Fehler Monreal   und Pandulfo di Guido waren die einzigen nachzuweisen. Seine früheren Fehlgriffe vermeidend, zeigte politischen Opfer, die er nicht verschonen konnte. Wenn Erinnert Ihr Euch, wie ich vor Viterbo   mich im Kampfe er feine übermäßige Pracht und überließ sich nicht jener nach der düsteren macchiavellistischen Staatskunft der Tod so auszeichnete, daß selbst der Kardinal Albornoz aufmert­reichen Einbildungskraft, welche mehr als die Eitelkeit den dieser Feinde unpolitisch war, so lag der Fehler nach den sam auf mich wurde?" dieser Staatskunst 11ur int der Art Tribunen zu glänzenden Aufzügen und äußerem Pomp Begriffen Ich erinnere mich Deiner Tapferkeit sehr wohl, Angelo, veranlaßt hatte. Er war mäßig, wachsam und vorsichtig. und Weise ihres Todes. Ein Fürst von Bologna   oder von aber weshalb die Frage?" Edler Herr, Bellini, der Hauptmann der Wache des Nie," bemerkte ein nicht unparteiischer Zeuge, sah man Mailand   würde die durch das Blutgerüst erregte Theilnahme einen so außerordentlichen Mann. Er vergaß kein einziges vermieden haben und das Erwürgen oder Erdolchen wäre Rapitols, ist gefährlich krant." der Bedürfnisse Roms, unermüdlich beschäftigt, sah und ein sicheres Mittel gewesen. Doch bei allen seinen wirk­untersuchte er alles selbst, in der Stadt, in dem Heere, lichen oder ihm angedichteten Fehlern unterstützte keine für den Frieden oder für den Krieg." Er wurde jedoch einzige Handlung jener schändlichen und hinterlistigen Politik, nur wenig unterstützt, und diejenigen, auf die er sich welche die glücklicheren Fürsten Italiens   zur Wissenschaft verlassen mußte, waren bei weitem nicht so thätig erhoben hatten, jemals den Ehrgeiz des letzten der römischen dient und aufopfernd als er. Seine Waffen begünstigte Voltstribunen. Was auch seine Mißgriffe gewesen sein Ein Kastell nach dem mögen, so lebte und starb er, wie es einem Manne ge= aber immer noch das Glück. andern, ein Ort nach dem andern unterwarf sich den bührte, den der eitle aber glorreiche Traum beseelte, er di " Ja, das ist wahr. Hast Du jemand vorzuschlagen?" Feldherren des Senators, und selbst der Uebergabe Bale- könne den Genius der alten Republik in jenem verderbten strinas sah man stündlich entgegen. Seine Gewandtheit und entarteten Bolte wieder beleben. Von allen, die den sagte der Senator lächelnd. Mich dünkt, Deine Einwürfe wurde immer besonders bemerkbar in schwierigen Verhält- Senator umgaben, war immer noch der am meisten be- deuten dahin." Edler Herr!" erwiderte Villani erröthend, ich bin nissen, wie dieses auch besonders aus der Art und Weise, günstigte Angelo Villani. Er war zu einer hohen Würde wie er das eiserne Joch seiner ausländischen Söldner ab- befördert worden und Rienzi   fühlte sich selbst wieder jung, vielleicht zu jung, aber der Posten erheischt mehr Treue, warf, hervorgeht. Diese räuberischen Krieger waren mit indem er glaubte, eine Person gefunden zu haben, die seiner als Jahre, und soll ich es gestehen, ich würde Euch lieber Schrecken erfüllt worden durch den Tod Monreal's und Wohlthaten würdig seier liebte den Jüngling mit mit dem Schwerte  , als mit der Feder dienen." durch die Einsperrung seiner Brüder. Von Rom   entfernt der Innigkeit eines Vaters. Villani( wich nie von seiner und unter Annibaldi gegen die Barone kämpfend, wurden Seite, außer wenn er die verschiedenen Anführer des Volkes diese Feinde durch fortwährende Beschäftigung und fort besuchte, und in diesem Umgange war sein Eifer un­währende günstige Erfolge abgehalten, sich gegen ihren ermüdlich und schien selbst an seiner Gesundheit| zu nagen, eigenen Herrn zu wenden, während Rienzi   dem natür- auch machte Rienzi   ihm oft Vorwürfe, wenn er das matte

" Wem könnt Ihr diesen Posten anvertrauen?" " Nur dem nächsten Offiziere, seinem Hintermann." Was, einem Manne, der unter dem Orsini   ge­hat?"

" Ja freilich. Gut, da ist noch Tommaso Filangieri." Ein vortrefflicher Mann, aber war nicht Pandulfo Guido sein Verwandter?"

"

Willst Du wirklich den Posten annehmen? Er bringt weniger ein, als das Amt, das Du jetzt bekleidest, und Du bist freilich für die hartnäckigen Bursche, die unter Deinem Befehl stehen würden, noch zu jung."

Senator, ich habe tüchtigere Bursche, als diese, in