Kotmabend, de« 35» Fedr«ar 1888.

5 Jahrs.

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Der Arbeitsnachweis. '' verlautete, daß die Absicht bestehe, den Arbeits _ und die Arbeitsvermittelung, die sich jetzt fast 1? n privaten Händen befinden, staatlich zu orga- L Die Regierung soll die Absicht haben, die auf hLy* Unfallversicherungsgesetzes errichteten Berufs- L Nensch asten dazu heranzuziehen, während der �ur»Armenpflege und Wohlthätigkeit" vorschlug, tot Arbeitsämter für Arbeitsvermittelung zu Man glaubt damit wieder einen bedeutsamen weiter auf dem Wege derSozialreform" gethan * erscheint die Sache nicht besonders bedeutend. Man unserem Standpunkt aus die staatliche Regelung urdeitsvermittelung, wenn sie vom polizeilich- Mischen Beigeschmack ftei bleiben soll, an sich .'vBsn; doch muß man sich fragen, ob denn ."geren Fragen zur Lösung vorliegen, wenn den '""n°l Sozialpolitik getrieben sein soll �sten hatten den Arbeitsnachweis die Fach » r und Gewerkschaften der Arbeiter Mnisirt, in deren Herbergen noch die Tafel mit " nen Stellen aushina, wie eS in den alten Zunft- gleichfalls der löbliche Brauch war. Seitdem aber �/Wichen Verfolgungen gegen die Arbeiterorgani- Art sich so sehr gesteigert haben, hat auch der �Meis darunter leiden müsser. Viele Tausende ' g �n, namentlich in den großen Städten, sind ge- auf die ganz privaten Vermittelungsbureaux viflS? Arbeitsmarkt im Annonzentheil der Zeitungen ven Dabei haben sie viele Laufereien und Manches Stück Geld los, aber Arbeit mten und in vielen Fällen wird die

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Dabei Stück .... und in -ichen�er Menschen von angeblich menschen- eiitlj/"Vermittlern" noch recht schamlos ausgebeutet. fcinj M-nüber demGesinde" ist das der Fall, und Kia� w manchmal da vorkommen, könnten unglaub-

??Senüber dem !cheii>,'n Manchmal da ' wenn nicht die Beweise dafür vorlägen. Städten und Dörfern hat die Polizeibehörde Schweis in die Hand genommen und es ist den �Arbeitern verboten, sich selbst nach Arbeit i* Und m dieser Maßregel liegt eine ganz überflüssige Iis) bnÄmunbun9, denn ein Arbeiter weiß in seinem 'Mi* C Manches, was die Polizei nicht weiß, und ' dsi wan ihm es doch auch wohl gönnen, sich die in anzusehen. Es scheint oft, als halte b a�.'nen Kreisen die Arbeitslosigkeit für gleichbe-

Arbeitsschi

eu, womit man den Arbeitern aller-

Aeuilleton

Der Erbe. *toma» von Friedrich Äerstäcker ........

[46 (»»ch»r»« onl.lm.)

. t v was ist denn das, wenn ich einen Menschen ..Wopf nenne?"

öme cn .... vi-n����hung, Madame, einen gewöhnlichen Itigt. elleicht nicht, aber bedenken Sie, einen Rath! 'fSLWllV'ia§en �durch nicht allein den Mann, sondern den Ji d'- wohl nicht vor t" > loschen 1? die�Achseln.Wir dürfen es aber nicht Ä7 tom JQ9le»und Sie könnten in den Fall kommen AK?? llcher hinein daß Sie dem Herrn noch thun müßten." Madame

R*!

de»»r nennen Sie Gerechtigkeit?" rief 9 ''tiimmtri: en*t in die Seite stemmend.Der 'chend- 4-',c9' wenn er getreten wird, und eine arme, Fsuu die nichts hat als ihre Zunge, soll noch 'S.Schafskopf damit sagen dürfen?"_ c T was wollen Sie eigentlich klagen, Madame j*, Herr Rath hat behauptet, daß das Bild des R das Ihrer Tochter, sondern einer »«ih f?°ron von Wendelsheim wäre. Gut, das ist S" mm« keine Beleidigung, sondern nur em V\ C Baron hat ja gar keine Tochter, und er

* fcl wtnin("njt meinte, können wir Beide nicht wissen, T: das Gericht. Wir vermuthen allerdings, �as>r�"nen konnte; aber darauf läßt sich keine �Ste mir auch direkt auf den Kopf zu, ich umgetauscht."

dinaS ein Unrecht zufügt, das kaum wieder gut gemacht werden kann. DieRegelung deS Arbeitsnachweises" ist schon oft in die Hand genommen worden und mehr als einmal ist vor- geschlagen worden, in die Gewerbeordnung einige bezügliche Bestimmungen aufzunehmen. Aber darum handelt es sich für den Arbeiter gar nicht. Wenn Arbeitsgelegenheit vor- handen ist, so weiß er sie schon zu finden, dazu braucht nicht erst der ganze polizeiliche und behördliche Apparat aufgeboten zu werden. Das müßte doch mit sonderbaren Dingen zugehen, wenn an einem Platze Arbeitsgelegenheit vorhanden wäre und die Unternehmer könnten keine Ar- beiter, die Arbeiter keine Beschäftigung bekommen, weil sie eS nicht zu finden wüßten. Wozu sind denn die Zei- tungen und andere Publikationsmittel da? Wo aber keine Arbeitsgelegenheit vorhanden, da können weder die Berufsgenossenschaften, noch die neu vorgeschlage- nen Arbeitsämter helfen, und da liegt eben der Hund be- graben. ES bestehen in vielen Städten private Wohl- thätigkeitSvereine, die sich mit ArbeitSvermittelung befassen. Man lese ihre Jahresberichte und man wird regelmäßig wiederkehrend die Klage finden, dasi das Angebot von Ar- beitskräften die Nachfrage übersteigt. Di- großen kauf- männischen Vereine berichten jedes Jahr, daß sie sich be- züglich der Stellenvermittelung alle Müh- geben, daß sie aber Hunderte von jungen Kaufleuten beim besten Willen nicht unterbringen können. In der That stellen auch die Kaufleute ein nicht unbeträchtliches Kontingent zu den In- fassen der Arbeiterkolonien. Wer unsere ökonomischen Zustände nicht nur oberfläch- lich, sondern etwas aufmerksamer betrachtet, dem wird eS sehr bald klar sein, daß eineRegelung der Acbeitsvermittelung" von ganz geringer Bebeutung ist. Man beobachte bei unserer heutigen Industrie die Tendenz, möglichst billig zu arbeiten! Der Sporn dazu, der nimmermüde, ist die f r e i e K o n k u r r e n z", welche den einzelnen Unternehmer antreibt, die Produktionskosten so weit als möglich herab zu drücken. Das beste Mittel dafür ist die möglichste Ausnutzung der Kräfte des einzelnen Arbeiters. Der Einzelne wird so angespannt, als es überhaupt geht, dadurch werdenHände" überflüssig und zu den über- flüssigen kommen noch weitere, die durch die Maschinen und die technischen Verbesserungen überhaupt überflüssig gewor- den sind. Sie bilden die auf der Straße liegende große industrielle Reservearmee", welche die Löhne drückt und dem Unternehmer es möglich macht, die Arbeits- bedingungen nach Belieben vorzuschreiben. Da» Angebot von ÄrbeitSkräften übersteigt immer die Nachftage um ein Bedenkliches. Alte Leute, die sich in die neuen Verhältnisse nicht recht hinein denken können, glauben gewöhnlich, dieser Zustand

Das wäre allerdings eher ein Grund, um klagbar auf- zutreten; aber erinnern Sie sich noch ganz genau der Worte? Bedenken Sie wohl, so genau, daß Sie dieselben auch be- schwören können; denn es wäre ja wohl sehr leicht möglich, daß er eine Vertauschung behauptet und Sie dabei genannt habe, ohne gerade zu sagen, daß Sie die eigentliche Person wären, welche die Vertauschung bewirkt hätte. Auf das Setzen der Worte kommt hier alles an. Können Sie sich noch genau darauf besinnen?" »Ja, sagte Madame Müller, doch jetzt stutzig gemacht, eS sind nun zehn oder zwölf Tage darüber hingegangen den Sinn weiß ich noch genau, und der war so...." Wie Sie ihn nämlich verstanden haben." Nun natürlich aber die einzelnen Worte, wer kann die so lange und so genau im Kopfe behalten?" Und doch kommt gerade auf die Worte alles an," sagte Witte;wenn Sie die nicht genau vor Gericht be- schwören können, so fällt Ihre ganze Klage zusammen und Sie iverden abgewiesm. Rath Frühbach aber, der weit eher im Stande ist. seinen Schafskopf eidlich zu erhärten, dreht den Spieß nachher um, und Sie haben außer Ihren Laufe- reien auch noch Kosten und Unannehmlichkeiten." Das nehme mir aber kein Mensch übel," rief Madame Müller entrüstet aus,da hört doch die Gerechtigkeit auf, wenn sich eine arme, alleinstehende Frau sollte ungestraft be- leidigen lassen, blos weil sie nicht mehr genau weiß, was das Lumpenvolk gesagt hat! Denken Sie denn, daß man m einem solchen Augenblick, wo einem die Galle überläuft, auch auf jede Silbe so genau passen und sie gleich auf- schreiben kann? Und das glaub' ich auch nicht," setzte sie bestimmt hinzu, indem sie von ihrem Stuhl aufstand und einen Blick nach ihrem Schirm warf;das wollen wir doch erst noch einmal sehen."____ Wollen Sie mir die Sache überlassen, Madame Müller?" Qr t,. Dazu war ich von Anfang an hergekommen; aber wenn'Sie mir gleich von vornherein sagen, daß ich...." Erlauben Sie mir einmal, verehrte Madame Sie wollen doch nur Genugthuung für die angethane Beleidi- gung, nicht wahr?"

sei nur ein vorübergehender. Sie täuschen sich darin ae- waltig, denn dieser Zustand ist ein dauernder und wrrd dauern, so lange nicht eine energische Gesetzgebung der über- mäßigen Ausnutzung des Einzelnen entgegentritt. Die Herren, denen jetzt die ArbeitSvermittelung so sehr am Herzen liegt, thäten besser, sich darüber zu besinne«, wie Arbeit überhaupt zu beschaffen ist. DieVermittelung" käme dann mit Leichtigkeit ganz von selbst. Aber man liebt eS einmal, der Sache in ihrem Kern auszuweichen und sich mit Nebensachen zu befassen.

Triginllk-Korresponämzen. New- Kork, den 14. Februar. Endlich kann ich wieder einmal Erfreuliches über die amerikanische Arbeiterbewegung melden, nachdem mir vor Monaten der Unmuth die Feder aus der 5)and genommen. Herr Henry George hat mit unerwar- teter selbst für die neue Welt überraschender Schnelligkeit abgewirthschaftet und sucht seit Wochen nach irgend einem Rettungsfloß, auf dem er die Rudern seines Rufs unterbringen kann. Seine United Labor Party Vereinigte Arbeiterpartei ist ein Hohn auf ihren Namen. Jedes der drei Worte ihres Titels ist ein flagranter Widerspruch mit der Wirklichkeit. Es ist keine Partei, es sind keineArbeiter" drin und es ist nicht »vereinigt". Dieses Konglomerat von ehrgeizigen und konfusen Politikern, die noch nicht erkannt haben, wohin sie eigentlich ge- hören, hat unter den Arbeitern so gut wie keinen Anhang mehr und kann als abgethan betrachtet werden. Als es im vorigen Spätsommer zum Bruch mit den sozia- listischen Elementen kam, bildete ein Theil der Arbeiterorgani- sationen, welche von der United Labor Party absplitterten, die sogenannteFortschrittliche Arbeiter- Partei" Progressive Labor Party was nach jever Richtung hin ein großer poli« tischer Fehler war. Statt Klarheit zu schaffen, worauf es vor allem ankam, wurde die Konfusion nur noch vermehrt. Die Masse der Arbeiter begriff das auch. Die Reihen der Pro­gressive Labor Party lichteten sich zusehends und diese Fehlgeburt ist jetzt glücklich todt. Und das ist das freudige Er- eigniß, welches ich Ihnen in diesem Brief melden wollte. Die Reste der Partei, welche nicht über New- Nork und seine Um- gebung hinauskommen konnte, haben sich entweder der Sozia- listischen Arbeiterpartei schon angeschlossen oder sind im Begriffe es zu thun, so daß die Arbeiterpartei jetzt wieder eine einheilliche Organisation hat, und einheitlich handeln kann. Ucberhaupt geht jetzt wieder ein frischerer Luftzug durch die amerikanische Arbeiterwelt. Die niederdrückende Wirkung der Chikagocr Hinrichtungen, die von sämmtlichen auch den nicht sozialistischen Aroeitern als eine Herausforderung und Drohung an die Arbeiterklasse und alsdieAnkündigung reaktionärer Maßregeln aufgefaßt wurde, ist glücklich aufgehoben, die Feinde der Arbeiterbewegung haben sich in ihren Erwartungen getäuscht, und die Dinge nehmen ihre naturnothwendige Entwickelung. Der große Streik in Pennsylvanien hat Hundetttausende von Weiter nichts!" Also ist es Ihnen doch auch einerlei, ob Sie die vor Gericht oder privatim bekommen?" Das weiß ich nicht," sagte Madame Müller. Die Sache bleibt doch immer dieselbe, nur mit dem Unterschiede, daß Sie auf privatem Wege Ihren Zweck gewiß erreichen, aber auf gerichtlichem Wege nicht; und außerdem haben Sie auf ersterem gar keine Kosten." Hm und was wollen Sie thun?" Ich werde den Herrn Rath Frühbach und den Major von Halsen veranlassen, daß sie Ihnen schriftlich eine Ehren- erklärung geben, nicht gewillt gewesen zu sein, Sie zu be- leidigen." .Und daß Alles, was sie gesagt haben, lauter Lügen sind?" Das läßt sich Alles auf eine feine Art darin an- bringen, und daß die beiden Herren ferner bedauern, Sie durch irgend ein Wort und eine Andeutung gekränkt zu haben." Und von dem Schafskopf sagen wir nichts weiter?" Der bleibt unberührt." Und wenn sie's nicht thun?" Dann bleibt Ihnen immer noch die Klage offen, so gut als heute. Aber lassen Sie mich den Versuch machen und ich glaube, Sie werden davon befriedigt sein. Liebe Frau, ich habe ja doch wahrhaftig nichts dabei! Sie hören daß ich nicht einen Pfennig für meine Mühe verlange aber ich sehe daß Sie eine brave, rechtschaffene Frau sind und mochte Sie nicht in Ungelegenhetten bringen" Gut denn, Herr Advokat," sagte die Frau, in- dem sie ihm treuherzig die Hand entgegenstreckte;ich sehe. Sie meinen es wirklich ehrlich, und ich will Ihrem Rothe folgen." Aber eine Bedingung habe ich noch dabei," sagte Witte,daß Sie nämlich den Brief der beiden Herren nicht öffentlich herumzeigen. Die Ehrenerklärung ist nur für Sie bestimmt. Und was hätten Sie auch davon? Andere Menschen würden sich nur darüber lustig machen, denn die Welt liebt nichts so sehr als Skandal und Klat- schereren."