per
lin S.W
Beilage zum Berliner Voltsblatt.
171.
Follo
ahrs- Senes aus dem Bereich der Technik
auf.
Elemente nennt die Naturwissenschaft diejenigen Stoffe, he fte mit ihren gegenwärtigen Hilfsmitteln nicht weiter in hiedenartige Bestandtheile zerlegen tann. Es geht hieraus or, daß die Bahl der als Elemente anerkannten Stoffe mit Fortschritt in der Ausbildung der Scheidekunst sich ändert: rend man im Jahre 1847 deren 59 zählte, hat man in letter 66 Elemente angenommen. Mancher früher als einbeitangesehene Körper hat sich eine weitere Berlegung gefallen n müssen, manche als neu erklärte find identisch mit schon nnten befunden worden, z. B. das von Rose so benannte ppium mit dem Niob; andere dagegen find der Zahl der nente beigetreten, und wenn die Beobachtungen der schwe en Chemiker Krüß und Nilson fich als richtig erweisen, beint eine neue beträchtliche Zunahme bevorzustehen. Die annten wollen nämlich die Metalle Yttrium, Erbium und ym, welche in einigen seltenen schwedischen Mineralien schon
Stoppim elt
bree
t75 längerer Beit entdeckt wurden und bisher für Elemente ge
en haben, mit Hilfe der Spektralanalyse in etliche zwanzig
her1,20 Grundstoffe zerlegt haben. Man hat hierbei, wie wir der
äa" entnehmen, auf eine merkwürdige Analogie zwischen der chichte der Planetenfunde einerseits und der allmäligen Ents
rüher 1elung unserer Kenntnisse von den chemischen Elementen hin
fel
ite en fri
tesen. Wie es Leverrier möglich war, die Anwesenheit und cüher 2 voraus zu bestimmen, so gelang es dem Ruffen Mendelejeff, Be eines damals noch unentdeckten Planeten, des Neptun , Existenz und die Eigenschaften mehrerer Elemente vor zu verkünden, von denen drei, das Skandium, Gallium Germanium, bereits entdeckt find und seine Voraussetzungen uf bestätigt haben. Noch auffallender ist die Analogie schen den Planetoiden im Sonnensystem und gewiffen Elentgruppen im periodischen System der Elemente. Bekannt Thatten die Astronomen in der Entfernung vom Sonnenper, wo ursprünglich nur ein Planet zu erwarten war, deren r, die sog. Asteroiden gefunden, und ebenso stellten sich an
ere
reit einen Bunten des natürlichen Syſtems, wo eigentlich nur
Aus
r 1.
Stam
Sto
Element zu erwarten war, deren mehrere ein, wie einerseits athenium, Balladium und Rhodium, anderseits Platin, Os um und Fridium. Bei fortschreitender Verbesserung der lfsmittel und Methoden zeigte sich nun aber den Astroomen die Thatsache, daß jene Asteroiden weit zahlreicher
nd
es find 268 bekannt, wenn
-
der unermüdliche Salisa nicht in den lezten Tagen wieder einige neue Watdeckt hat und ebenso scheinen nun an Stelle des Yttriums nd Erbiums ganze Gruppen von Elementen aufzutauchen. Bielleicht geht die Analogie noch weiter, und es gelingt, wie an die Asteroiden als zersprengte Theile eines Planeten erklärt, e verschiedenen Elemente auf einen gemeinsamen Grundstoff rückzuführen und damit zugleich der Frage nach der Einheitbleit des Stoffs einen Schritt näher zu fommen.
olam
Serrald
Pf.
offen 2
nklei
Während diese Erweiterung unserer Kenntnisse von den rundstoffen mehr theoretischen Werth befist, haben andere pricher ihren Fleiß auf die praktische Verwerthung einer Reihe igit bekannter metallischer Elemente hingelenkt. Es sind dies Metalle der altalischen Erden, vor allem Magneftum und Alu
nium. Die Herstellung des Magnesiums bildet ein Problem, Jen Lösung mit mehr oder weniger glücklichem Erfolg von len Seiten betrieben wird, weil das Metall eine ausgedehnte ttische Bedeutung erlangt hat. Noch größer aber find die trengungen, welche zur Gewinnung des Aluminiums, des talls der Thonerde, gemacht werden und in Anbetracht der chtigkeit des Gegenstandes sei es aestattet, hier etwas näher auf einzugehen. Die bezüglichen Vorgänge bieten zugleich ein isches Bild der heutigen technischen Entwidlung: ein seit langer t befannter Gegenstand gewinnt, nachdem er bis dahin nur den Studirsluben von Interesse war, durch den momentanen and der Produktion auf einem scheinbar vielleicht fernliegenden biete, vergrößerte Anwendbarkeit, er wird zum Bedürfniß, und ort machen fich an allen Enden der zivilifirten Welt Gelehrte Ungelehrte, Theoretiker und Braftifer an die Arbeit, feine seugung auf die beste und vortheilhafteste Weise mit allen fbaren Hilfsmitteln und auf den verschiedensten Wegen ins
Wollicle
O Ma n francoert au seßen; die so bestimmt gestellte Frage muß ihre Bes
tes
-
twortung in fürzester Frist finden was vor kurzem noch geftaunter Lurusartikel, wird bald Gegenstand des täglichen trauchs und seine Stelle als Ziel der Erfinder wird in rascher Ige von einem schon harrenden Nachfolger eingenommen. er das moderne Getriebe nicht blos wundernd an fich vorüberben läßt, sondern in der Erscheinungen Flucht den ruhenden
mmer- suchen will, wird in solchen Vorgängen etwas mehr als die
ung)
traße
amor
Ibe Tag uerftraße
hle
röpfte Ha
Lobn
gd nach dem Gewinn erkennen.
Im Jahre 1827 gelang es Wöhler, das metallische Alunium in fleinen Mengen in einem Probierröhrchen herzuen, nachdem Davy schon 1807 seine Eristenz als Metalle ital der Thonerde erkannt hatte. Es ist also ein Hauptbe notheil der häufigsten Mineralien, des Thons, Feldspaths , immers, ebenso des Rubin, Saphir und Korund, somit einer 16 am meisten auf der Erdoberfläche verbreiteten Grundstoffe, des ist wunderbar und bezeichnend genug, daß es erst unserem
reppe. bihundert gelang, feine Existenz zu entdecken, es von seinen Verbindungen abzuscheiden und sozusagen von Angesicht fernen lernen. Aber noch ein weiter Weg war von der Entdeckung öblers uns zurückzulegen; das von ihm erhaltene graue ulver erhob lange feinen Anspruch auf praktische Verwenung. Bunfens Darstellung deffelben in kompaktem Bu and durch Elektrolyse( 1854) machte erst auf seine hohe chnische Bedeutung aufmerksam, und bereits seit 1855 betrieb peville mit Unterfügung der franzöfifchen Regierung die fabrit äßige Erzeugung durch Schmelzen mit Natrium. Die ver hiedenen Weltausstellungen bezeichnen eben so viele Etappen in er neuen Technit, aber der hohe Preis verhindert immer die Allgemeine Nachfrage. Erst als in den legten Jahren, infolge es immer mehr zur Geltung kommenden Strebens, für jeden wed das paffendste Material auszusuchen, der hohe Werth des luminiums als Busatz zu anderen Metallen sowohl wie auch men, da erhob fich gebieterisch das Bedürfniß, den so lange beachten Stoff in beliebigen Mengen zu billigem Preise zur and zu haben. Seitdem hat das Problem nicht geruht und rd nicht mehr ruhen, bis es befriedigend gelöst ist; Beweis d die Patentlisten aller Länder. Die Methoden, welche zur ewinnung des Metalls benutzt werden, laffen sich in zwei uptgruppen theilen: Die Berfegung seiner Verbindungen tch Alkalimetalle und durch den elektrischen Strom. Beide ethoden scheinen ihre neueste Vervollkommnung in Amerita er ren zu haben. Frishmuth in Philadelphia , ein Schüler öhlets, verwendet anstatt des theuren Natriums tohlenfaure falien und Kohle, d. h. also die Alfalimetalle im Entstehungs. tande, und es soll ihm geglückt sein, das Kilo Aluminium für M. herzustellen, während der Preis 1884 noch 80 Mt. betrug. e elettrometallurgische Darstellung, welche in den von Siemens alle Beiten vorgezeichneten Bahnen wandelt, betreiben in Bem Maßstab Cowles und Mabery in Lockport bei New
Heine besonderen Eigenschaften als reines Metall zur Würdigung
les perlang
enfiraße
46
hin
Dienstag, den 24. Juli 1888.
York , und zwar fertigen fie Legirungen von Kupfer und Aluminium. In einen Ofen onn röhrenartiger Form, deffen Wände mit Kohlenpulver gefüttert sind, treten zu beiden Seiten starte Kohlenelektroden ein. Um fie wird die Beschickung ges lagert, welche aus 12 Kilo Demantspath( fast reines Aluminiumoryd, in Nordgeorgia gewonnen), 6 Kilo zerstoßener Kohle und 24 Kilo granulirtem Kupfer besteht; Luftlöcher laffen die entstehenden Safe abzieben. Die Elektroden werden einander mit telst einer Nebenschluß- Vorrichtung durch den Strom selbstthätig genähert, wenn durch die fortschreitende Reduktion der innere Widerstand wächst. Der Ofen soll auch zu kontinuitlichem Be triebe eingerichtet werden. Der elektrische Strom, welcher die erforderlichen hohen Temperaturen erzeugt, wird durch eine Dynamomaschine von Brush von riesigen Dimenfionen hervor gebracht; mit einer bewegenden Kraft von 300 Pferdekräften fann bei 600 Umdrehungen in der Minute ein Strom von 32 Ampère Stärke und 80 Volt Spannung geliefert werden. Die Produktion eines Ofens soll im Tage 100 Kilo Aluminium in Legirung mit Kupfer erreichen. Reines Aluminium fonnte mit diesem Verfahren noch nicht erhalten werden. Dieselbe Firma hat übrigens auch eine Fabrit in Antwerpen errichtet und hofft den Preis auf 4 M. für das Kilo herabsetzen zu können. In Deutschland wird, ebenfalls auf dem Wege der trockenen ElektroInfe( Patent Gräbel) reines Magnesium und Aluminium von einer eigenen Fabrit in Bremen hergestellt, doch scheint hier die fritische Periode noch nicht überwunden zu sein. Da es bei dieser Methode hauptsächlich auf große und billige Betriebskraft antommt, werden starke Wasserkräfte bevorzugt werden; so war beabsichtigt, am Rheinfall bei Schaffhausen eine derartige Fabrik anzulegen, die Erlaubniß ist aber nicht gewährt worden, um der landschaftlichen Schönheit des Falles keinen weiteren Abbruch zu thun. Ehe ein Weg gefunden ist, um aus der in unerschöpflicher Menge vorhandenen Thonerde das Aluminium zu gewin nen, benutt man in Amerika den oben schon genannten Korund oder Demantspath, in Europa hauptsächlich Kryolith ( Fluor- Aliminium von Grönland ) und Alaun. Die Eigens schaften, welche dem Aluminium seinen hohen Werth verleihen, find sein geringes spezifisches Gewicht( 2,6), also nicht größer als das des Glases, seine Härte, Feftigkeit, Bes ständigkeit an der Luft, schöne filberähnliche Farbe; es läßt sich leicht gießen, schmieden und löthen und wird von Säuren ( außer Salzsäure) nicht angegriffen( aber von Altalien). Die wichtigste Legirung ist die mit Kupfer im Verhältniß 1.9 Aluminiumbronze genannt, welche für bestimmte Zwecke ganz vorzüglich geeignet ist, besonders wo es auf größte Festigkeit antommt. Die Legirung mit Silber wird vielleicht für Münzen adoptirt werden, weil sie größere Dauer verspricht, als die von Silber und Kupfer; namentlich auch für die Instrumentenfabrifation bietet unser Metall und seine Legirungen große Vortheile. Es ist leicht möglich, daß es das Kupfer, Bint, Meffing für viele Verwendungsarten vollständig verdrängen wird, sobald seine zahlreichen Vorzüge noch allgemeiner bekannt werden.
-
Jahrzehnte die Zahl der angewandten und angepriesenenIm Anschluß hieran sei darauf hingewiesen, daß die legten Metallmischungen ins Ungemessene haben steigen sehen, so daß schon fast ein eigenes Studium dazu gehört, aus der Menge das jeweils Baffendste heraus zu finden. Den uralten Legirungen des Kupfers mit Binn und Zint, der Bronze und dem Meffing ist eine Riesenfamilie von Geschwistern erwachfen! Besonders ist es die erleichterte Herstellung so vieler Stoffe, welche hierzu die Unterlage geliefert hat, man denke nur an die Einführung des Phosphors, Siliciums, Chroms , Wolframs in die verschiedenen Mischungen. Erst in jüngster Beit hat das Mesfing wieder eine Verbefferung für bestimmte Verwendungen gefunden, indem seinen Bestandtheilen als Dritter noch Eisen zugefügt wurde; die erhaltene Rompofition hat nach dem Annung Deltametall bekommen und zeichnet sich durch große Be fangsbuchstabens des Namens ihres Erfinders, Dick, die BezeichFarbe aus, so daß bereits die verschiedensten Dinge daraus ver ständigkeit, Festigkeit, Gieß- und Schmiedbarkeit bei goldähnlicher fertigt wurden, unter anderen ein ganzes Schiff für den Kongo, wo der Stahl dem zerfressenden Einfluß der tropischen Atmo sphäre allzubald erliegt.
Auf dem Gebiete der organischen Chemie ist eine neue Reihe erfolgreicher Synthesen zu verzeichnen. Die künstliche Herstellung von zusammengesezten Verbindungen, welche der Stoffwechsel der lebenden Wesen gebiert, hat den Charakter der Neuheit so sehr verloren, daß sich fast Niemand mehr darüber wundert, alle möglichen Körper aus ihren Bestandtheilen oder aus dem unerschöpflichen Steinkohlentheer dargestellt zu sehen; bei näherem Zuschauen wird man sich aber doch der Bewunderung nicht verschließen können, über den Aufwand an Scharfsinn und feiner Berechnung, der zum fünstlichen Aufbau so äußerst fompliziter Stoffe gehört, wie fte z. B. die Alfolorde find. So bat
Ladenburg neuerdings das das Koniin, bas giftige Brinzip des Schierligs, fünftlich dargestellt. Wird nun auch bald der große Wurf gelingen, nämlich die Synthese des Chinins , an welcher in so vielen Laboratorien still und emfig gearbeitet wird?
Die fünstlichen Arzneimittel erhalten fortwährend mei teren Zuwachs. Neue Schlafmittel find das Methykal Methytal und das Amylenhydrat. Eine der merkwürdigsten dem Theer abgewonnenen Substanzen ist jedenfalls das Succharin, ein fünftlich füßendes Mittel, mit dem Bucker in feiner Art ver wandt und denselben an Süßkraft 250mal übertreffend, dem Ors ganismus durchaus unschädlich.
Daß die Reihe der Theerfarben immer weiter wächst, braucht nicht erst besonders erwähnt zu werden; bereits zeigt sich ein fühlbarer Mangel an Uebersichtlichkeit auf diesem Felde, dem auch die zahlreichen Lehr- und Handtücher nicht mehr abhelfen fönnen, weil sie im Entstehen schon wieder von Dußenden neuer Entdeckungen überholt find. Es kann übri gens nicht fehlen, daß die Praxis über kurz oder lang selbst Klarheit schafft, indem fte mit rauher hand die Spreu vom Weizen sondert.
Lokales.
H. M.
Wohl dem kleinsten Theil der Berliner Einwohner dürfte das Haus bekannt sein, welches am Ende der Greifs walderstraße liegt und welches sich gewissermaßen verschämt hinter den großen Anlagen der Gasanstalt versteckt. Man schreibt uns darüber: Der Vorübergehende, den sein Weg viel. leicht nach Weißensee hinausführt, der dort ein paar frohe Stunden verbringen will, hat wohl faum eine Ahnung, wieviel Jammer und Elend dies rothe Haus birgt, das wenige Schritte von der Straße in modernem Kasernenstyl sich erhebt. Es trägt die Firma„ Städtisches Asyl" und ist dazu bestimmt, Familien, die in momentane Noth gerathen find, einstweilen zu be herbergen, auch soll denselben zur Erlangung weiteren Unterkommens die unbedingt nöthige Unterstüßung an Geld gewährt werden, d. h. die erste monatlich vorauszubezahlende
-
Info siur
5. Jahrg.
Miethe, in der Regel bis zu 15 M., also für eine leere Stube. Nun sollte man meinen, daß man es, wenn man dies Moment nach allen Seiten hin erwägt, mit einem Institut zu thun hat, das von der Humanität in's Leben gerufen, also fonsequenter Weise auch in diesem Sinne geleitet und vers waltet werden müßte; doch weit gefehlt! Der Berliner Bürger, der seit Jahren seine Steuern hat bezahlen müssen, die doch auch ein fleiner Bruchtheil von dem Gelde sind, mit dem dieses Haus gebaut worden, hat, sobald ihn die Noth in dies Asyl treibt, teine Rechte mehr, er ist nur noch, um einen landläufigen Ausdrud zu gebrauchen, Almosenempfänger und wird auch als solcher behandelt. Es ist ja natürlich, daß es in einem so großen Gemeinwesen wie Berlin auch Leute giebt, die das Asyl in einer Weise ausnuten, wie es von der betreffenden Verwaltung wohl faum vorhergesehen worden oder gestattet werden kann, aber dennoch muß man sich fragen: Ist es human, entspricht es dem Endzweckt, den ein solches Institut anstrebt, oder doch anstreben soll, wenn beispielsweise eine Frau mit 3, 4 oder mehr Kindern während der Tage, die sie dort zuzubringen gezwungen ist, zu alle den Hilfeleistungen, die gerade die Stunde erheischt, als Waschen, Scheuern, Kartoffelschälen, Geschirre reinigen 2c. angehalten wird, während ein anderes 5 oder 6jähriges Kind inzwischen mit der Aufsicht über die Kleinen betraut wird? Ein Kind, das selbst noch der Beaufsichtigung dringend benöthigt ist, soll also 3 oder mehr andere Kleinen hüten, von denen etwa eins ein Säugling, die andern infolge mangelhafter Ernährung mehr oder weniger frank_find! Ist es da nicht eine harte Bumuthung, eine solche Mutter au nöthigen, ihre Kleinen auf 2 Stunden und länger der Obhut eines Kindes überlassen zu müssen, das denselben im erforderlichen Fall doch nicht im Geringsten helfen fann?! Und erwäge man ferner, daß die meisten dieser Armen durch Er misfion aus ihrer Wohnung vertrieben wurden, daß ihnen also in den weitaus meisten Fällen die Möglichkeit fehlte, fich mit den, namentlich bei fleinen Kindern, so nöthigen Wäschestücken zu versehen und solche auch dort bei vorübergehendem Aufent halt wohl faum verabfolgt werden dürften, wenigstens haben wir keinen Fall erfahren fönnen, wo dies geschehen wäre. In welche Lage somit eine Arbeiterfamilie geräth, wenn die Noth fie zwingt, die städtische Wohlthätigkeit in Anspruch nehmen zu müssen, fann man sich aus Vorstehendem leicht aus malen Wie schon gesagt, find die Familien, die dort Aufnahme suchen müssen, fast ohne Ausnahme wegen rückständiger Miethe ermittirt. Die erste Monatsmiethe wird ihnen, sobald fie durch Bescheinigung des Vermiethers ein Unter fommen nach weisen fönnen, je nach der Stärke der Familie bis zu 15 M. ausbezahlt. Nun sollte man also meinen, daß das Aufsuchen eines solchen Unterkommens als die erfte und bringendste Pflicht einem Jeden ans Herz gelegt und ein Jeder dazu angehalten, ja menn nöthig gezwungen wird, fich um eine Wohnung zu bemühen! Ja, da denkt eine hochweise Verwaltung ganz anders: Wer sich nicht unter dem Vorwande, auf Arbeit zu gehen, ganz früh, etwa bis 6 Uhr hinauslügt, hat überhaupt keine Aussicht, vor 8 oder 8 Uhr die Anstalt verlassen zu können, d. h. bevor nicht das alltäglich fich wiederholende naffe Aufwischen der Fußböden 2c. besorgt ist. Wenn man nun bei der ungeheuren Ausdehnung, die Berlin hat, bedenkt, daß ein Arbeiter, der bei spielsweise in der Nähe des Görliger Bahnhofs oder in der Gegend von Moabit bisher gewohnt und gearbeitet hat, der naturgemäß die bekanntere Gegend der weniger bekannten vo zieht, um sich wieder emporarbeiten zu fönnen, und wenn man ferner bedeckt, daß Arbeitsucher de schon in den frühesten Morgenstunden, Wohnungsuchende ebenfalls schon rechtzeitig fich auf den Weg machen, so ist es geradezu unerfind geführt worden ist. Dazu kommt noch, daß Familien, die länger lich, zu welchem 3wed wohl diese wunderbare Bestimmung einals eine Woche in dem Asyl Aufnahme gefunden haben, dem Arbeitshause in Rummelsburg und deren Kinder entweder dem städtischen Waisenhause, oder der Privatpflege übergeben werden. Es wird demnach einfach gefolgert: Der Mann hat in einer ganzen Woche feine Wohnung gemiethet, also er will auf Kosten des Stadtfäckels gefüttert werden also er ist arbeitsscheu!!
11
und für solche Leute gehört sich das Arbeitshaus. Punktum! Nun noch über Einiges einen Bunft von größter Wichtigkeit. Jedermann wird es selbstverständs lich finden, daß in einer solchen Anstalt ein Arzt ist. Wie viel Unheil fönnte z. B. entstehen. wenn eine Familie mit 3 bis 4 fleinen Kindern einzöge, die die" mörderische Diphtheritis oder eine andere ansteckende Krankheit dort hineinschleppten! Man wende uns nicht ein, daß das Bad, das jeder 811 ziehende nehmen muß, oder die Desinfektion der Kleidungs stücke diesem vorbeugen fönnten. Dazu ist nur eine gründliche ärztliche Untersuchung im Stande. Und wie oft tann es vor Tommen, daß einer diefer abgezehrten Gestalten über Tag etwas Menschliches zustößt! Ja gewiß! ein Arzt ist da. Und zwar wird jeder Neuhinzugekommene am Tage nach seiner Aufnahme Morgens früh um 8 Uhr zum Arzt geführt," d. h. Mann, Weib und Kinder, begaben sich mit der entsprechenden Begleitung in das Wartezimmer vor der Doltorstube. Auf das gegebene Zeichen tritt die ganze Familie zugleich hinein. Auf die Frage des Arztes, ob Jemand trant sei, wird ihm natürlich mit einem aanz bestimmten Nein geantwortet. Damit ist die ärztliche Untersuchung" beendet. Der Arzt füllt ein Formular aus und nach einer halben, höchstens einer ganzen Minute trollen fich dann die beiden Häupter dieser terngefunden Arbeiter familie wieder 4 Treppen aufwärts, wo der Mann seine liebe Last auf die Bant neben Muttern niedergleiten läßt. Dann empfiehlt er den Kindern mit furzen Worten artig zu sein", ein kurzer Händedruck der Frau und dann muß er sich in den andern Flügel des Hauses„ Für Männer" begeben. Die Sittlichkeit muß gewahrt werden!! Sollte jedoch tagüber Jemandem einfallen wollen, frant zu werden, so ist ein Arzt in dem Asyl einfach nicht da! Auch eine Sanitätswache befindet sich weder im Asyl noch in der Nähe des selben. Die ärztliche Untersuchung findet, wiege fagt, bei allen Obdachsuchenden nur einmal und zwar am Tage nach der Aufnahme statt; demnach wird als selbstverständlich angenommen, daß bis zu seiner Entlassung Jeder einfach gesund zu bleiben hat. Man erfieht aus dem Vorstehenden, wie herrlich weit die bürgerparteilichen und fortschrittlichen Männer solches Institut, das gerade dem ärmeren und ärmsten Bürger es in ihrem Humanitätseifer bringen können, so daß selbst ein ein Rettungsanfer in der größten Noth sein soll, ihm gewiffer maßen zum Strafaufenthalt wird. Oder soll auch hier zur größeren Ehre des Liberalismus die Abschreckungstheorie zur Geltung kommen?
-
Wenn Kapitalisten krachen gehen, dann hilft im buchstäblichen Sinne des Wortes Gott und die ganze Welt. In einem uns freundlichst zur Verfügung gestellten Unternehmerblatt der Pianofortebranche lesen wir folgendes recht bes zeichnende Exposé über die hiesige Weidenslaufer'sche Pianofortes fabrit, welches wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Es heißt da:
Seitens des Kuratoriums des Weidenslaufer'schen Kon