>r. 209. Donnerstag, den 6. Keptemder 1888. 5. Jahrg. MimVMW Brgan für die Interessen der Arbeiter. 4 Da»B erliaer«olksblatt« Meint täglich Morgen« außer nach Sonn- und Festtagen. WonnementSpreit für Berlin   frei «jfcaus vieiteljcbr'uh 4 Merl, nwnatlich IIS Mari, wöchentlich SS W. Postabonnement * Mark. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags-Nummer mit dem.SonntagS-Blatt" 10 Pf. (Eingetragen in der Postzeitungs Preisliste für 1688 unter 3h. 849.) Jnfertionsaebühr beträgt für die 4 gespaltete Petitzeil« oder deren Raum 25 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen boßer Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uta Nachmittag» in der Expedition, Berlin   SW., Zimmerstraß« 44, sowie von allen Annoncen-Bureaux, ahm Erhöhung des Preises, angenommen. Kedaktio«: Keuthstraße 2. Grpeditio«: Zimmerstraße 44. ihr« Kooperativ Genossenschaften. Von Zeit zu Zeit kommen aus Belgien   inter  - TOe Mittheilungen über die Thätigkeit und das Wachs- Mm der Kooperativ. Genossenschaften, welche die belgischen Arbeiter gegründet haben. In Gent   ist daS Zentrum meser Genossenschaften, die eine große, über das ganze Mud verzweigte Organisation bilden. Haupisächlich Backe- keien, Schlächtereien und Apotheken haben sich die bei» Wchen Arbeiter eingerichtet, um sich Brot, Fleisch und Medikamente billig zu verschaffen; doch werden an größeren Jurten von den Genossenschaften auch Kleidungsstücke, Monialwaaren, Kohlen und andere nothwendige Lebens- sidürfniffe beschafft. Sodann haben sich die A den Genoffenschaften befindlichen Arbeiter in Verbindung mit den Verkaufs- und Geschäftslokalitäten auch eigene Wirthschasts-, Speise-, VergnügungS- und Ver- lainmlungSlokale geschaffen, wo sie ungestört zusammen- touimen können und sich gute Speisen und Getränke für billigen Preis selbst beschaffen. Diese Genoffenschaften be- ßnden sich in einem blühenden Zustande und der Ueber- iMß wird theils an die Mitglieder in Gestalt von Waaren aller Art abgegeben, theils wird er an einen großen Fonds abgeführt, welcher den Arbeitern bei großen Arbeits- Umstellungen zur Unterstützung dienen soll. Es ist nicht zu verkennen, daß diese Genoffenschaften auf daS öffentliche und private Leben unter den Ar» beitern einen großen Einfluß ausüben. Man wird in diesen Verbindungen gewiß keine endgiltige Lösung der sozialen Fragen suchen wollen; andererseits wird man aber auch nicht verkennen, daß sie den Arbeitern einen kräf- Rückhalt gewähren. » Man kann fragen, wie eS kommt, daß bei uns in J�chlaad fast alle solche Unternehmungen verunglücken °kr unbedeutend bleiben, während sie in Belgien   floriren? Nun, an Versuchen hat eS bei uns nicht gefehlt. WaS "a» größeren Produktiv- Genoffenschaften gegründet wurde # sich auf Selbsthilfe stützte, ist alles wieder zu Grunde �gangen. Eingetragene Genossenschaften, die indessen nicht asi reine Produktiv- Genossenschaften bezeichnet werden m&nen, da die Mitglieder gewöhnlich nicht auch Jja Produzenten der Genossenschaft sind wie z. B. bei Mchdruckereien hat eS genug gegeben, die auch florirt �aben. Aber sie gingen nicht über daS Niveau der Konsum- sareine hinaus und befaßten sich mehr mit Handel, als mit ksr Waarenproduktton selbst. Wir wissen, daß bei dem �4 verstorbenen ehemaligen Abgeordneten Geib in Hamburg   der Plan bestand, eine umfassende Organisation a°n Genossenschaften, ähnlich wie sie jetzt in Belgien   be- zu begründen, die ihren Sitz in Hamburg   haben und M von da aus über ganz Deutschland   ersttecken sollte. An et Ausführung dieses Planes wurde Geib durch den Tod Nkw Ieuilleton. [80 Ihre Tochter �Minal-Roma«»ach dem Französische  » vo» K. D e l r i« g. Scanne war bereits au» der Droschke gestiegen, und ? untram, der allein geblieben war, sah sie jetzt und kam Hort auf sie zu. ,Ich war auf dem Wege zu Dir," sprach er.Zch !°sute mir schon denken, daß Du mich erwartetest. ES ist Hr aber sehr lieb, daß ich Dich hier treffe, denn ich hätte "Gegenwart Deiner Tochter nicht rückhaltSloS reden können, N ich habe ernste Nachrichten für Dich. Weißt Du, wer Herr war, von dem ich mich soeben verabschiedet?... »Kärlich   weißt Du eS nicht, aber Du kannst auS Kg, Aussehen errathen, daß eS ei» Engländer reinsten Ein Engländer!" wiederholte Zeanne;ein Engländer T e» sein?... Ist eS etwa gar... aber nem... hast ihm ja die Hand gereicht." »Und e Untram...........,, £.er, um mir gefällig zu sein, die Reise von London   nach iiw unternommen. Wir wollten heut gemeinsam de- i�ren, aber sein Dienst ruft ihn zurück, und da seine ».Wesenheit hier für mich nicht mehr nöthig ist, so wall er den Kourierzug. der MtttagS abgeht, benutzen. Es ist .Francis Garnham, Hauptmann m der Leibwache der Nun, und?" fragte Zeanne. feif:%%% ich that e« mit großem Vergnügen," erwiderte ;r ist ein vollendeter Gentleman, und zudem Pirt-.... S.;« sPrtifa nnty«rtA behindert, und wir zweifeln nicht, daß eS seinem organisatorischen Talent gelungen wäre, den Rahmen für eine solche Verbindung zu bilden. Ob sie von Dauer gewesen sein würde, darüber wagen wir nicht zu urtheilen. Wenn solche Organisationen von Dauer sein sollen, so muß der G e- m e i n g e i st unter den Mitgliedern ungemein entwickelt sein, wie es jetzt in Belgien   thatsächlich der Fall zu sein scheint. Wenn die Arbeiter sich verpflichte», ihren Bedarf an Waaren nur an einer bestimmten Stelle zu entnehmen, so ist die Blüthe des Geschäfts an dieser Stelle gesichert. Aber die Verlockungen, welche die Konkurrenz bietet, sind ungemein groß; wenn eine Waare an einem anderen Orte nur um ein paar Pfennige billiger geboten wird, so kostet eS bei dem dermaligen Stand des Volkseinkommens die Hausfrauen eine begreifliche schwere Ueberwindung, einem Prinzip zu liebe auf die Annehmlich- keit billigerer Preise zu verzichten. DaS Großkapital hat in dem heutigen Konkurrenzkampfe die Mittel, die ihm zu Gebote stehen, noch nicht erschöpft. Wenn solche Genossen- schaften anfingen, ihm gefährlich zu werden, wenn sie auf dem Waarcnmarkt ihm hemmend in den Weg treten wür­den, so würde bald die ganze Macht und Ueberlegenhett sich fühlbar machen, welche das Großkapital im Konkurrenz- kämpf entfalten kann. Ob die Genossenschaften im Stande wären, dieser auf die Dauer zu widerstehen, bezweifeln wir. So stark scheint uuS die Selbsthilfe nicht. Aber man kann, von rein prakttschen Gesichtspunkten ausgehend, nichts dagegen einwenden, wenn sich die Arbeiter die nothwendigsten Lebensmittel zu verbilligen und zu ver- bessern suchen. Nur hüte man sich, darin eine Lösung der sozialen Fragen zu suchen. Dagegen wird es von ganz vortrefflichen Folgen sein, wenn die Arbeiter lernen, selbstständige Geschäfte zu ver- walten und wenn sie die praktischen Erfahrungen sammeln, die dazu erforderlich sind. ES scheint, daß die romanischen Volksstämme zäher und ausdauernder im Zusammenhalten sind, als die germanischen. Wie unsere Geschichte eine lange Periode trauriger staatlicher Zerrissenheit aufweist, so scheint es bei uns auch nicht so leicht zu sein, größere Massen zu einer festen und unauflöS- lichen Interessengemeinschaft zu vereinigen. Es kommt unS vor, als ob wir in Deutschland   hauptsächlich berufen seien, die theorettsche und Denkarbeit in der großen Arbeiterbewe- gung zu verrichten und ihr den Geist einzuflößen, der nach dem großen Ziel: der allgemeinen Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen, hinstrebt. ES würde dieS auch dem Naturell des deutschen   Volkes entsprechen. Im Uebrigen schadet es uns nichts, wenn wir uns mit praktischen Problemen befassen, sofern dieselben nur wirklich praktisch sind. Doch soll dies, unserer Meinung nach, der Initiative der Arbeiter selbst überlassen sein. Und der in seiner Antwort Dir mittheilte, eS existire ein gewisser William AtkinS...?" Za, und eben weil er diesen Menschen kannte, habe ich ihn gebeten, nach Paris   zu kommen. Und das war ein sehr glücklicher Einfall, denn Sir Francis Garnham half uns aus einer argen Klemme. Ohne ihn wäre ich vielleicht zur Abdankung gezwungen worden, von anderen noch ernsteren Unannehmlichkeiten ganz zu schweigen." Sprich deutlicher, erkläre mir doch, ich verstehe Dich nicht." Ja richtig!... Zch fange ja mit meinem Bericht vom Ende an... DaS kommt aber davon, weil er so lang ist, und ich kann Dir wirklich hier auf dem Boulevard nicht alles erzählen. Gehen wir inS Sprechzimmer des Hotels.. um diese Zeit ist es ganz leer, und wir können in aller Bequemlichkett plaudern." Zeanne ging auf den Vorschlag ein, und in der That befanden sich in dem Salon des Hotels nur einige Fremde, die in die Lektüre der Zeitungen ihrer Länder vertieft waren. Gunttam nahm mit seiner Freundin auf einem Eck- divan Platz, wo sie niemand hören konnte, und leitete das Gespräch mit einer Bemerkung ein, die Frau von LorriS zusammenfahren ließ. Sag' mir offen," so begann er,Deine Tochter liebt Herrn von Randal nicht? Sie wollte ihn nur aus Aerger heirathen, um Andreas von Elve» dafür zu bestrafen, daß das Frauenzimmer zu ihm kam?"_, r Zch glaube, ja," erwiderte Zeanne.Weshalb ftagst Du mich?", Und was hälft Du von Deinem zukünftigen Schwieger- söhne?" Wenn ich eS Dir sagte, würdest Du laut Ein- spruch thun." Durchaus nicht. Genire Dich gar nicht. Ich möchte gern Deine Meinung hören, mag sie nun lauten, wie sie will, und ich habe meine Gründe, Dich so zu ftagen." Wohlan!... Der Mann flößt mir Schauder ein." Griginak-Konesxonämzeu. Münch««, den 3. September. Ein Defizit scheint dieses Jahr bei allem herauszukommen, was in München   inszenirt wurde und wird. Die Centenarfeier hat für mehrere der Fest« gruppm in Gestalt von mehreren tausend Marl   Schulden einen recht bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Das Judiläumsschietzen des bayerischen Schützenbundes hat ein Minus von ca. 20 000 M. ergeben und bei der Kunstausstellung wird das Defizit heute schon auf mindestens 300 000 M. veranschlagt. Die Herren GaranttefondSzeichner machen bereits ein sehr saures Geficht, und je länger das regnerische Wetter, das wir jetzt wieder haben, nachdem auf die sechs wöchentliche Regenperiode des Juli und August ein paar schöne Tage gefolgt waren, anhält, desto länger werden auch die Gefichter der Herren von den diversen Aus» stellunaskomitecs. Ein solcher Reinfall ist aber auch schon arg. So mancher hatte gehofft, in Verbindung mit den Ausstellungen ein brillantes Geschäft zu machen, und nun ist buchstäblich alles zu Waffer geworden und nur die eingegangene Verpflichtung für den GarantiefondS bleibt als wenig erfreuliches Endergebniß übrig. Die Zahl der Verehrer und Anhänger von Ausstellungen dürfte durch diesen Ausgang nicht vermehrt werden. Auch für den Gemctndesäckel hinterläßt die Ausstellung ein sehr kostspieliges Andenkm. Ein in der Nähe der Ausstellung und mit derselben in Verbindung stehendes, auf städtische Kosten erbautes Restaurant kostet, nachdem jetzt die Abrechnungen vorliegen, genau um die tz ä l f t e mehr, als in dem von dem städtischen Bauamt aufgestellten Voranschlag angenommen war. Nach demVoranschlag war der Bau auf 147000 M. berechnet, jetzt stellt sich heraus, daß dieser Anschlag um genau 150 000 M. über­schritten worden ist. Eine solche Ueberschrettung eines Voran» schlags dürfte denn doch einzig dastehen, und man kann es den Stadtvätem nicht verargen, wenn sie anaestchts einer solchen Unfähigkeit auf Seiten des städtischen Bauamtes von einer Ausführung städtischer Bauten in Regie nichts mehr wissen und dieselben auf dem Submisfionswege vergeben wollen. Beinahe 1600 Schulkinder der hiesigen Volksschulen find, wie settens des Schulraths festgestellt wurde, während der Mittagspause fich selbst überlassen. Die gute Hälfte davon wird in den städttschen Suppenanstalten abgefüttert, 22 l bekommen von ihren Eltern 10 Pf. mit, für die sie fich Brot kaufen, und 175 Kinder sind ohne alles Mittagsbrot. Diese Zahlen werfen ein düsteres Bild auf den auch hier herrschenden Nothstand. Dabei definden wir uns jetzt noch im Sommer, und über eigentliche Arbeitslofigkeit kann nicht aeklagt werden. Um wie viel schlimmer mag es erst wieder im Winter werden, wenn der Schnee auf den Straßen liegt und die Arbeit stockt! Die hier in Viereck's Verlag erscheinendeMünchener Post" hat mtt dem 1. September aufgehört täglich zu erscheinen und wird nur noch als Wochenblatt herausgegeben. Der Verleger motivirt diese Umwandelung damit, daß in den hiestgen Ar- beiterkreisen vielfach Versuche gemacht wurden, das Blatt zu diskredittren, und daß von Sellen der Behörden die Verbreitung des Blattes systematisch erschwert würde. Für die letztere Behauptung werden drastische Beleg« beigebracht. So wurde ein Plakat, das zum letzten Wirklich? Du hast ihn doch aber freundlich em- pfangen." Weil Du ihn mir vorgestellt hast... Aber vom ersten Tage an flößte er mir einen Widerwillen ein, de» ich nie ganz loswerden konnte,... und doch würdest Du, wenn Du wüßtest, woher meine Antipathie kommt, mich auslachen." Mir ist gar nicht zum Lachen zu Muthe. Rede nur." Seine Stimme macht mich schaudern." Seine Stimme?... Dieser herrliche, tiefe Tenor!" Za, denn sie erinnert mich an eine Stimme, die ich bei Valentine gehört... an die Stimme des Mörders der Alice Avor." Ich verstehe, daß sie Dir dann nicht gefiel. Aber weshalb hast Du mir denn nichts davon gesagt?" Werl   ich mich zu irren glaubte... Und doch... ich sah an seinem Finger einen Ring... einen große» Siegelring, wie der Mörder einen trug... und als mich seine Hand berührte, war es mir, als hätte ich diese Be- rührung schon einmal gespürt, als mir der Mörder die Augen zuhielt;... aber das ist ja alles unmögliches, un- sinniges Zeug, ich weiß es ja, aber ich kann mir nicht helfen... Schon zehnmal wollte ich zu Theresen sagen: Nimm Dein Wort zurück... die Heirath wird Dein Un- glück sein... Aber immer fehlte mir der Muth dazu." So würdest Du also, wenn Du hörtest, daß Deine Tochter ihn nicht heirathen wird, nicht gerade unttöstlich sei», und sie noch viel weniger?" So zieht er sich also zurück," rief Frau von Lorris. New. Aber er ist todt," erwiderte Gunttam ruhig. Tobt!" Und Er fiel im Duell.... vor vier Tagen. ahnest Du, durch wen?" Durch Dich?" Nein; ich war sein Zeuge. Durch den Baron vo» Elve»!" Wegen Theresen'S!" Zm Grunde, ja. Aber Andreas fand eine« Vorwand.