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Beilage zum Berliner Voltsblatt.
Nr. 229.
Das Ende der Bunttbewegung.
Zu den gebäffigsten Gegnern jeder irgendwie selbstständigen Arbeiterbewegung gehören unzweifelhaft die Bünftler und Jnnungsbrüder. Gewiß bringen der Arbeiterbewegung auch die Verbände der organisirten Großbourgeoifte Tein Wohlwollen entgegen, aber dieser Gegner weiß wenigstens, was er will, und wenn er auf der einen Seite auch jeder selbstthätigen Aktion der Arbetter abbold ist, so verschließt er fich anderseits doch auch nicht der Einsicht, daß, wenn aus den Arbeitern nach wie vor Profit berausgeschlagen werden soll, diesen wenigstens die minimaisten Bedingungen zum Leben eingeräumt werden müssen. Ein gut eingearbeiteter Arbeiterstamm gehört zum profitablen Betriebe eines großen industriellen Etablissements aber so nothwendig, mie cine beftimmte Summe Betriebslapital. Wenn deshalb die Großindustriellen in Beiten geschäftlicher Krisen in Handels, Tammerberichten und ähnlichen für die Deffentlichkeit bestimmten Attenstüden oft erklären, daß fie ohne Verdienst arbeiten, ja fo gar eher zuseßen und daß fie den Betrieb nur in Rücksicht auf ihre Arbeiter nicht einstellen, so weiß jeder mit dem wirklichen Sachver halt Bertraute, was dies zu bedeuten hat. Jede Industrie bedarf eben eines gewissen Arbeiterstammes und muß derselbe des balb unter Umständen vorübergehend auch mit Opfern erhalten werden. Man fann eben die benne nicht zu Grunde geben laffen, welche die Aufgabe hat, später wieder die goldenen Eier zu legen.
Der Umstand aber, daß die Großinduftrie eines Arbeiter flammes bedarf, bat zum Gefolge gehabt, daß die Inhaber der großen Industrie Etablissements, gleichgiltig ob dies Aktiengesellschaften oder Private find, im gewiffen Sinne Vorsorge für thre Arbeiter treffen. Ein Krupp in Effen hat ganze Stadtviertel mit Arbeiterwohnungen bebaut, er hat Fabrikschulen ein gerichtet, mit dem Wert find Invalidentafsen verknüpft, und lange ehe der Staat daran dachte, auf diesen Gebieten einzu greifen, waren die Arbeiter der Krupp'schen Werke schon gegen Unfall und Krankheit versichert. Großartige, vom Werk ange legte Schlächtereien, Bäckereien 2c. liefern den Arbeitern verhält nißmäkige billige und durchwegs gute Lebensmittel. Aehn liche Einrichtungen, wie bei Krupp, findet man in allen großen industriellen Etablissements. Wir überschäßen nun Die Wohlthaten" dieser Einrichtungen für die Arbeiter ganz gewiß nicht; wir wissen ganz genau, daß dieselben ausschließlich nur den Bred haben, die Arbeiter durch per sönliche und wirthschaftliche Interessen an's Werk zu feffeln, die Freizügigkeit für dieselbe auf indirettem Wege wieder aufzu beben und unsichtbare, aber um desto stärkere Fesseln zu bilden, mit denen der Arbeiter an den Arbeitsplay geschmiedet wird. Das Bestreben der Großindustrie gebt eben darauf hinaus, wenn auch nicht rechtlich, so doch thatsächlich, das Verhältniß, Das zwischen dem Hörigen und dem Grundherrn der Feudalzeit herrschte, auch für unsere Industriearbeiter wieder zur Anwen dung zu bringen. Das Mittel dazu soll aber die scheinbare Fürsorge für die Intereffen der Arbeiter sein. Man benügt Die durch die geringe Löhnung herbeigeführte Rothlage des Ar beiters, um unter dem Scheine der Wohlthätigkeit das zum Theile wieder zu geben, was man an Lohn widerrechtlich zurück
behält.
Dieser Schachzug des Kapitals ist gewiß nicht hübsch, allein schließlich tommt der Arbeiter dabei doch wenigstens halbwegs zu feinem Theil; im Handwerk dagegen find die Löhne min Deftens ebenso schlecht, wie in der Industrie, nicht selten sogar noch schlechter; die Aussicht auf Dauer der Arbeit ist dagegen burchgehends geringer; alle fene Institute aber, welche die Großindustrie geschaffen hat, um den Arbeiter in Nothfällen zu unterſtüßen, fte fehlen vollständig. Der Handwerksgeselle ist also zweifellos im Durchschnitt schlechter gestellt, wie der Industriearbeiter.
Während aber die Handwerksmeister in teiner Weise irgend welche Vorsorge für ihre Arbeiter treffen, ja diese Vorsorge bet ihrer Kapitalarmuth und dem geringen Umfange ihres Gefchäftes thatsächlich gar nicht treffen lönnen, erheben fie ande rerseits genau dieselben Ansprüche auf Bevormundung der Ar beiter und wollen dieselben ebenfalls in das Verhältniß des Knechts zu seinem Herrn herunter brüden, wie es die Großin Duftriellen anstreben und mit Hilfe der ihnen zu Gebote stehen Den sozialen Machtmittel thatsächlich auch hie und da bereits er reicht haben. Das Mittel zu dieser Knebelung der Arbeiter foll für die Handwerker die Innung sein. Während die Großindustrie den Arbeitern, um fie an die Fabrik zu feffeln und das Verhältniß des Hörigen erträglich zu machen, gewiffe wirth. faaftliche Vortheile bietet, ihnen zum Beispiel billige Wohnun gen verschafft und für den Fall des Alters und der Arbeits unfähigkeit eine fleine Rente in Aussicht stellt, bietet das Handwerk gar nichts derart, denn die Innung ist für den Arbeiter rein werthlos. Alles, was die Innung su bieten vermag, Krankenkaffe, Arbeitsnachweis, Regelung des Herbergswesens, Fachschule c., fönnen entweder die Arbeiter unter fich selbst viel beffer ordnen, oder Gemeinde und Staat baben die Angelegenheit bereits in die Hand genommen, wie 3. B. das gewerbliche Schulwesen.
Die Jnnung fann aber auch schon um deswillen teine Anlebungskraft auf die Arbeiter ausüben, weil diese innerhalb Derselben thatsächlich gar teine Rechte haben. Während inner balb der alten Bünfte die Gesellen genau umschriebene Rechte und in ihrem Altgesellen ein Organ hatten, das den Meistern bollständig ebenbürtig gegenüber stand, beachtet unsere neuere Jnnungsgesetzgebung den Gesellenstand gar nicht und giebt fte denselben dem Belieben der Meister vollständig preis. Das Degan, welches nach dem Innungsgesetz die Gesellen zu ver treten berufen ist, der Gesellenausschuß, hat für die Gefellen haft gar teine Bedeutung, denn seine Befugnisse sind gleich Rull; und ferner wird dieser Ausschuß nicht aus der Gesammt beit der Gesellen, sondern nur von demjenigen Bruchtheil gewählt, der bei Jnnungsmeistern beschäftigt ist.
Sonnabend, den 29. September 1888
Kommunales.
Aus der Magiftrats fihung am Freitag. Von hiefigen Magistrat, ist im April dieses Jahres an den Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg und von Berlin , Staatsminister Dr. Achenbach der Entwurf eines Drtsstatuts für ein gewerbliches Schiedsgericht in Berlin mit dem Ersuchen eingereicht worden, ihm über denselben eine Meinungsäußerung zukommen zu laffen. Der Oberpräsident hat jest den Magiftrat dahin be schieden, daß die Genehmigung des Statuts vorerst nicht in Aussicht gestellt werden könne, weil die für diesen wichtigen Gegenstand erforderlichen eingehenden Prüfungen noch nicht zum Abschluß gelangt feien.
Die jezige Breite der Kommunikation am Neuen Thor ist seitens der Stadtgemeinde im Februar d. J. von 30,1 Meter auf 24 Meter herabgesezt worden. Zur volls ständigen Regulirung der angegebenen Straßenstrecke ist aber noch ein den Dorotheenstädtischen und Friedrich- Werder'schen Kirchgemeinden gehörigen Kirchhofslandstück an der Kommunikation, bas nicht mehr zu Begräbnißstätten Verwendung findet, erforder lich. Die von dem Magiftrat eingeleiteten Ankaufsverhand lungen mit den angegebenen Kirchengemeinden haben jegt ihren Abschluß erreicht und der Magistrat wird nun nach seinem heutigen Beschlusse bei der Stadtverordneten Versammlung bes antragen, daß das betreffende ca. 1200 Quadratmeter um faffende Kirchhofsterrain mit der Maßgabe angekauft werde, daß die darauf befindlichen Erbbegräbnisse und sonstigen Grabstätten und Denkmäler von den Kirchengemeinden auf ihre Kosten beseitigt und anderweitig untergebracht werden. Die Erwerbungskosten für das betreffende Kirchhofslandstück belaufen fich auf 50 000 m., während die andere Einrichtung die Summe von 10 689 M. erfor bere, so dak im Ganzen für die Regulirung der Kommunis tation am Neuen Thor die Summe von 60 689 M. nöthig ift.
Die Entschädigungsprozeffe gegen die Stadtgemeinde Berlin , welche wegen Beseitigung der Privatschlachthäuser bei Gelegenheit der Einführung des Schlachtzwanges angestrengt waren, find nun beendet. Von den anfangs gestellten 239 Entschädigungs. ansprüchen find 22 zurückgewiesen werden. Von den nunmehr verbliebenen 217 Sachen find 169 durch Vergleich, 36 durch Resolut der Oberpräsidenten erledigt worden, während 12 durch richterliches Erkenntniß zum Austrage gebracht worden find. Die Gesammtentschädigungssumme mit Einschluß der Sinsen und Kosten beträgt 1 132 745,62 M.
Für die zu errichtenden neuen Wafferwerke hatte der Ma giftrat bei dem Minister die Genehmigung zur Entnahme des für dieselben nöthigen Waffers aus dem Müggelsee nachgesucht. Der Minister hat nun die Genehmigung unter der Bedingung ertheilt, daß bei dauernder Wafferentnahme der Betrieb der Werke bei Stralau eingestellt werden müffe. Bur Errichtung der erforderlichen Baulichkeiten für die neuen Werke, sowie über die Erlaubniß zur Durchlegung der Doppelrohre durch die Staatsforst werden die Verhandlungen mit den Staatsbehörden wieder aufgenommen werden. Das erforder liche Land zu den Bauten, welches erworben werden muß, bes trägt etwa 32% peftare, für welche in runder Summe 600 000 Mark gefordert werden.
Lokales.
Mit dem am 1. Oktober in Kraft tretenden Winterfahrplan der Eisenbahnen wird unter anderem auf der Linie Berlin Hamburg ein Nacht Expreßzug von Berlin und ein Mittags Expreßzug von Hamburg eingelegt. Beide Züge führen nur 1. und 2. Wagentlaffe. Der Bug von Berlin( Lehrter Bahnhof ) geht 12 Uhr Nachts ab und kommt 4.50 früh in Hamburg an, der Bug von Hamburg geht dort Mittags 12.15 ab und langt 4.56 in Berlin an. Der Nachtzug schließt, wie die D. Vert. 3." hervorhebt, in Berlin an den Abendzug aus Görlig, an den Nachmittags- Personenzug aus Stralsund Neubrandenburg und an den Kurierzug, welcher Morgens aus Wien, Nordbahnhof, Nachmittags aus Prag , Abends aus Dresden abgeht und bisher nur über Leipzig Magdeburg Wittenberge Anschluß nach Hamburg gewährte. Der Nachmittags von Hamburg in Berlin eintreffende neue Bug schließt an die Übendzüge nach StettinStargard, nach Frankfurt - Sorau , nach Cottbus Börlig, nach Berlin Leipzig , hauptsächlich aber an den um 5 Minuten später gelegten Expreßzug nach Dresden - Tetichen- Wien , der in Riesa auch Anschluß nach Chemnitz hat. In den Berlin Hamburger Fahrplan find auch, um den Anschluß an die Abkürzungslinie Fahrplan find auch, um den Anschluß an die Abkürzungslinie Schwarzbed Kiel ohne besonderes Anhalten in Schwarzenbed zu ermöglichen, Anschlußzüge von Büchen über Schwarzenbed nach Kiel und umgekehrt eingeleat worden.
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Der Verkauf von Wechselstempelmarken durch die Postanstalten begünstigt augenscheinlich den vielfach vor fommenden Firthum, bet Wechseln, namentlich über geringere Beträge, statt der vorgeschriebenen Wechselstempelmarken andere, gleichwerthige Postwerthzeichen und besonders Portomarken zu verwenden. Es gehört zu den fast täglichen Erscheinungen bet unseren Gerichten, daß derartige Postwerthzeichen auf Wechsel geklebt find, die dem Gericht vorgelegt werden und für welche Der Inhaber den Stempel in diefer gefeßlich nicht zulässigen Form entrichtet hat, so daß in solchen Fällen die hohe Steuerfirafe für Wechselstempel Hinterziehung verhängt werden muß. Aus Anlaß der gegenwärtig stattfindenden Erörterungen über die Herstellung neuer Formen für die Postwerthzeichen wird nun auch in hiesigen geschäftlichen und kaufmännischen Kreisen wieder die Frage ventilirt, ob es nicht durchführbar sei, die gewöhn lichen Postwerthzeichen auch zur Verwendung als Wechselstempel zuzulaffen. Es dürften schon in nächster Beit hierauf bezügliche Gesuche dem Staatssekretär des Reichspostamtes zugehen.
In der amtlichen Statistik über die Strafmandate, die seitens der städtischen Schulverwaltung vom 1. April 1887 bis zum 31. März 1888 gegen Eltern wegen unerlaubter Schulversäumniß ihrer Kinder eilaffen werden mußten, beträgt die Zahl nicht weniger als 4 pCt. unserer Kommunalschüler überhaupt. In den Gemeindeschulen der Stadt wurden insgesammt 158 956 Kinder unterrichtet, während die Summe der Strafmandate die Bahl 6429 mit einem Geldbetrage von 40474. erreicht hat. Hiervon find indeffen nur 1249 Strafen mit 3413 M. bezahlt worden, während in 1196 Fällen die Familienhäupter die Verbüßung durch Gefängnißhaft vorgezogen haben. Bei weitem die Mehrheit aller Mandate ist nachträglich aufgehoben worden, nämlich 3984, darunter 2402 durch freie Entschließung der Bes hörde, während in 1562 Fällen dem Widerspruch der Betroffenen ohne weiteres Folge gegeben wurde. In nur 20 von 94 Fällen ist die Beschwerdeführung von der vorgesezten Behörde als gerechtfertigt angesehen worden. Zum Internationaler Amerikanisten- Kongres. ersten Male erscheint demnächst in der Reichshauptstadt eine
Was Wunder also, wenn die Arbeiter fich überall weigern, an der Wahl dieser Gesellenausschüffe fich au betheiligen, und enn fie die Wahrung ihrer Intereffen in ihren Fachvereinen fuchen, wo jeder Arbeiter Stimmrecht hat, einerlei, ob er bei einem Innungsmeister arbeitet oder nicht! Die Arbeiter und peziell die Handwerksgefellen find den Innungen Feind, weil diefelben alle jene Ansprüche auf Bevormundung des Arbeiters erheben, welche die Großindustrie auch in ihrem Programm führt. Buderbrot forgt, wollen die Sünftler nur herrschen und die Ge sellen unterdrüden. Die Folge davon dürfte wohl sein, daß, je mehr die Jnnungsbrüder mit ihren maßlosen Forderungen durchbringen, desto mehr fich die tüchtigen Arbeiterelemente vom Handwerk weg und der Industrie zuwenden. Das Bestreben urbebung des Handwerks", wie es die Bünftler verstehen, dürfte somit ein ftcheres Mittel mit dazu werden, den Unter gang des Handwerks noch mehr zu beschleunigen, als dies nach Dem Laufe der wirthschaftlichen Entwickelung so wie so der Fall Versammlung von Gelehrten, deren stilles Wirken fich bisher
fein wird.
der größeren Deffentlichkeit entzogen hat, der Amerikaniſten- Rongreß. Die Aufforderung zum Besuch dieses Kongresses, mit der
5. Jahrg:
Profeffor Virchow jüngst einen Vortrag in der Naturforscher versammlung in Köln einleitete, lenkt noch besondere Aufmerk famkeit auf den Gelehrtentag, der demnächst in unseren Mauern abgehalten werden soll. Durch Beschluß des im September 1886 zu Turin abgehaltenen sechsten internationalen Amerikaniſten Kongresses wurde Berlin zum Sit der fiebenten Zusammenkunft bestimmt; diefelbe soll in den Tagen vom 2. bis 5. Oftober 1888 ftattfinden. Der internationale Amerikanisten Kongreß will die auf Amerika bezüglichen Studien fördern, besonders diejenigen, welche fich auf die Beit vor der Entdeckung der neuen Welt durch Columbus beziehen; er verfolgt namentlich den 3wed, die persönliche Bekanntschaft der mit diesen Studien bes schäftigten Gelehrten zu vermitteln.
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Aus dem Programm wollen wir hier einige Stellen folgen laffen: Mitglied des Kongreffes kann ein Jeder werden, der an dem Fortschritte dieser Studien Antheil nimmt und den auf zehn Mart( zwölf Frants) festgefepten Beitrag zahlt. Die Herren, welche am Kongreß theilzunehmen wünschen, tönnen thren Beitrag dem Schatmeister, Herrn General Konful W. Schönlant, Berlin SO., Röpniderstr. 71, einsenden. Kein Vors trag soll länger als 20 Minuten dauern. Abhandlungen, deren Verlesung mehr als 20 Minuten beanspruchen würde, tönnen in den Verhandlungen" zum Abdrud gelangen; daher wird gebeten, in den Sigungen fich auf einen furzen, Inhalt und 3wed angebenden Auszug zu beschränken. Die Herren Vor tragenden werden dringend gebeten, ihre Arbeiten nicht abzus lesen, sondern in freter Nede den Inhalt furz mitzutheilen. Bücher, Manuskripte und andere dem Kongreß gewidmete Gegene stände werden Eigenthum der wissenschaftlichen Institute Ber lins; über die endgiltige Zuweisung solcher Geschenke an eine zelne Anstalten entscheidet das Organisationskomitee nach Schluß Der Versammlung."
In Uebereinstimmung mit dem Vorstand der Turiner Vers sammlung schlägt das Organisationskomitee eine große Reihe von Gegenständen dem Kongreß zur Diskussion vor: Wir wollen hier aus der langen Liste nur einige Punkte hervor heben:
Ueber den Namen" Amerika "( Berichterstatter Herr Cora).
Neueste Forschungen über Chriftoph Columbus, sein. Leben und seine Reisen.( Berichterstatter: Herr Gelcich).
Veröffentlichungen der auf Christoph Columbus und seine Beit bezüglichen Schriften und Beichnungen bet Gelegenheit der vierhundertjährigen Feier der Entdeckung. Ameritas( Berichterstatter: Herr Cora).
Liefern die Architektur und die Artefatte des präko dublumbischen Amerita, insbesondere die Stein( Jadcit) und Thongeräthe, irgend welchen Beweis für eine direkte Verbindung der Alten und Neuen Welt in jener Beit Berechtigen die in neuester Beit in Costa Rica ge amfundenen Alterthümer zu der Annahme, daß diese von einem Kulturvolte herstammen, welches zur Zeit der Er doberung bereits ausgestorben war?( Berichterstatter: Herr Two Polakowsky und Herr Peralta).
Religiöse und fymbolische Bedeutung der verschiedenen Jdole, Statuetten und Figuren, welche in den peruanischen Gräbern gefunden wurden.
Anthropologische Klaffifikation der wilden Stämme des präfolumbischen und des heutigen Amerika . Kraniologis scher Atlas.( Berichterstatter: Herr Virchow .)
Die Frage nach der Einheit oder Vielheit der ameri tanischen Eingeborenenraffe, geprüft an der Untersuchung thres Haarwuchses.( Berichterstatter: Herr Fritsch.)
Ueber die fünftliche Deformation des Schädels bet den alten Indianerstämmen, im Vergleich mit den bek den Völkern Europas , Aftens und der Südsee ge bräuchlichen Deformationen.( Berichterstatter: Herr Virchow .)
Der erste Tag wird der Geschichte der Entdeckung der Neuen Welt, der Geschichte des präfolumbischen Amerika und der Geologie Ameritas, der zweite Tag der Archäologie, der dritte Tag der Anthropologie und Ethnographie, der vierte Tag der Linguistik und Paläographie gewidmet ſein. Ehrenpräfident des Kongreffes ist Kultusminister von Goßler, Vize- Ehren präsidenten find Staatssekretär Dr. v. Stephan und Ober Re gierungsrath Dr. Schöne, Generaldirektor der Königl. Museen, Profeffor Curtius und Profeffor Auwers. Vorfißender ist Dr. Reiß, Präfident der Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.
Im Aquarium treffen demnächst einige flügellahm ge schoffene und zahm gewordene Steppenhühner von Helgoland ein. Ein paar ausgestopfte find inzwischen ausgestellt. Von Helgoland tommen auch vier Eiderenten, die von zahmen Enten ausgebrütet wurden. Die schwarzgrauen Vögel liefern die bes rühmten Daunen. Unter zahmen Enten aufgewachsen, haben fie fich der Fischnahrung gänzlich entwöhnt; fte freffen mit Vor liebe Gerfte und sind dabei sehr mobil. Aus Bengalen hat das Aquarium einen halbaffen, einen Lori mit saugendem Jungen erhalten. Der Anblick des die Mutter umflammernden Kleinen ist ein allerliebster. Eine äußerst zierliche Erwerbung endlich find drei brasilianische Todtenkopf Aeffchen mit oliven grünen Rücken, orangefarbenen Bhoten und schwarz- weißen Gefichtern. Die Thiere find in Europa sehr selten, weil fte gewöhnlich schon auf dem Transport zur Küste eingeben. Die dret Eremplare des Aquariums find sehr beweglich und äußerst zutraulich.
Der Handel mit mageren Gänsen in unserem Vororte Rummelsburg dürfte gegenwärtig seinen Höhepunkt erreicht haben. Die meisten der auf dem dortigen städtischen Terrain zur Aufbewahrung der Gänse errichteten Einfriedigungen find mit den beständig laut schnatternden Vögeln angefüllt und vor dem Bretterzaun steht der Händler mit dem langgeftielten Hafen, der zum Ergreifen einer bestimmten Sans benutzt wird. Fortwährend werden die großen Gänsewagen beladen, die nach allen Richtungen, außer nach Often, in die Umgegend fahren, während neue, vom Güterbahnhof herangetriebene Heerden die freigewordenen Bläge sofort ausfüllen. In der Richtung nach Often find die Landleute bereits mit mageren Gänsen versorgt; auf allen Stationen der Ostbahn werden Heerden dieser Thiere, die aus Pommern , Posen, ja sogar aus Ungarn und Rußland hierhergebracht worden, ausgeladen, von den Landleuten getauft und gemäster. In einzelnen Dörfern, namentlich im Oderbruch, soll fich die Zahl der also gemästeten Gänse auf viele Tausende beziffern. Thatsache ist, daß beispielsweise auf dem Baunhofe zu Wartig im vorigen Jahre über 100 000 Gänse ausgeladen wurden, die sämmtlich in die dortige Umgegend tamen und zweifellos zum weitaus größten Theile später im gemästeten Buftande nach Berlin verhandelt worden find. Bereits im nächsten Monate ftellen sich dort die Berliner Händler ein, schließen mit den Bestzern thre Lieferungsverträge und nach einiger Beit er scheint dann der jüdische Kultusbeamte, der im Auftrage bes stimmter Lieferanten die Dörfer bereift, um das rituelle Schächten der Gänse zu bewirken. Sein Erscheinen verkündet den Beginn des Gänseschlachtens, das in vielen Dörfern in solchem Ume