bagegen ist die Schulbehörde außer Stande, fich für die abge gebenen Lehrmittel durchwegs bezahlt zu machen; 1885 hatte fte einen Ausfall von 2200, 1886 einen solchen von 1856 r., welche Abschreibungen fie einer Schenkung gleich erachtet. Von den Gemeinden Wiedikon und Wipkingen wird bemerkt, daß jene für die weibliche Arbeitsschule das Rohmaterial gratis ver abfolgt, diefe zu der Materialanschaffung einen Beitrag leistet. Für die Sekundärschule baben seit 1887 zwei Schulgemeinden, Enge und Neumünster , lettere aus Rissbach, Hottingen und Hirslanden bestehend. die Unentgeltlichkeit der Lehrmittel einges führt und es fegte Neumünster dafür einen Betrag von 5400 Frants ins Budget, hofft aber, nach den ersten Anschaffungen mit ungefähr der Hälfte auszukommen. Die anderen Ges meinden verabreichen die Lehrmittel unentgeltlich an bedürftige Schüler oder vertheilen an solche Stipendien. Letzteres thut Neumünster über die Unentgeltlichkeit hinaus. Jm Jahre 1886 murden von den 11 Gemeinden für Stipendien 1834, für Lehrmittel 3811 Fr. ausgegeben. Der Entwurf eines neuen Schulgefeßes für den Kanton Zürich nimmt, wie ich schließlich beifügen will, die Unentgeltlichkeit für die Volts- und für die Sekundärschulen des ganzen Kantons in Aussicht; doch ist zu fagen, daß die Anhänger der letteren nicht in gleichem Maße zahlreich find, wie diejenigen der ersteren.
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Einem foeben vom Bergwertsingenieur Joftrand veröffent lichten Bericht über die Kohlenindustrie des Hennegaues im Jabre 1887 entnehmen wir folgende statistische Daten und Sonstige Mittheilungen: Der durchschnittliche Gesammtlohn des Arbeiters betrug in genanntem Jahre 786 Frts., d. t. 26 Frks. oder pet. mehr, als im voraufgegangenen Jahre. Jm allge meinen befferte fich das Loos gegen Ende des Betriebsjahres, und zwar lediglich infolge der regelmäßigen Wiederaufnahme der Kohlenförderung; im Anfang des Jahres waren die meisten Bechen genöthigt gewefen, die Förderung einen oder 2 Tage per Woche einzustellen. Der durchschnittliche Gesammtlohn ist übrigens feit 1878 nach anfänglichem Steigen beinahe fort während gefunken; er betrug im Jahre 1878: 836 1879: 805 Fcts., 1880: 917 Fris., 1881: 926 Fris., 1882: 968 Fris., 1883: 1007 Frts., 1884: 911 Frls., 1885: 796 Fits., 1886: 761 Frls., 1887: 787 Frts. Die Zahl der in den Kohlengruben des Hennegaues beschäftigten Arbeiter be trug 75 322 Bersonen. Die Verwendung von Frauen zu den Arbeiten im Innern der Gruben nimmt seit Einführung des Reglements von 1884, das die Arbeit der Mädchen unter 14 Fabren untersagt, von Fahr zu Jahr ab. 1886 wurden im Inneren der Gruben 3285 Frauen und 1092 Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren beschäftigt; diese Biffern fanten 1887 auf 3018, beziehungsweise 1010, Das heißt die Verminderung betrug bet Den Frauen 267, bet den Mädchen 82. Das Verhältniß der Bahl der in der Tiefe beschäftigten Frauen zu der Gesammtzahl der Arbeiter der Schachte ist heute nur noch 5.4 pCt., das der Mädchen 1.8 pCt., während dasselbe 1883, d. h. vor Anwendung des Reglements, noch 7 pet. bei den Frauen, 4.4 pCt. bei den Mädchen betrug. Die Gesammtzahl der Kohlengruben des Hennegaues beträgt 122. Die tiefften in Betrieb befindlichen Schachte sind die folgenden: Schacht Nr. 3 der Vereinigten Kohlengruben de P'Agrappe( 863 Meter); die Schachte du Vierney der Zechen von Carnières Süden und Viernon( 658 Meter); der Lüftungs Schacht hat eine Tiefe von 1007 Meter. Der Schacht SaintAndré der Beche du Poirier ferner ist 970 Meter tief. Die Bahl der vorgekommenen Unfälle betrug für das Becken von Mons 50 mit 208 Opfern, wovon 189 Getödtete und 19 Ver wundete. Für das Kohlenbecken des Centre belief sich die Ge fammtzahl der Unfälle auf 43, wobei 34 Arbeiter den Tod fanden, 9 verwundet wurden; für das Beden von Charleroi auf 47 Unfälle, die den Tod von 36 und Verlegungen von 13 Arbeitern verursachten. Das Verhältniß der Bahl der Ge tödteten auf je 1000 Arbeiter betrug in den genannten drei Kohlenrevieren; Mons 7.08, Centre 1.45, Charleroi 1.42. Das Jahr 1887 ist, was Unfälle betrifft, seit lange eines der mörde tischsten gewesen; es zählt insgesammt 259 Todte und 41 Ver wundete, während das Unglüdsjahr 1879, im Laufe deffen fchlagende Wetter in der Beche de l'Agrappe eine große Ratastrophe herbeiführten, 258 Toote und 56 Verwundete aufweist. Holland.
Nach Brivatberichten aus dem östlichen Theile von Java, die bis zum 19. Auguft reichen, hat unter der europäischen Bes völkerung verschiedene Tage lang Angst und Schrecken geherrscht. Man befürchtete nämlich einen allgemeinen Aufstand der inlän dischen Bevölkerung, der durch Hadschis hervorgerufen werden follte. In Soerabaya hatte die Bürgerwehr Befehl erhalten, auf das erste Alarmfignal, drei Kanonenschläge aus dem Fort, fofort unter die Waffen zu treten; die Europäer, die außerhalb der Garnisonpläße wohnten, haben alsbald fich und ihre Fas milien dabin in Sicherheit gebracht, die Gefängnißwachen wur den überall verstärkt und die Läden, in welchen Waffen feilgeboten wurden, waren im Nu ausverkauft. Es fielen zwar nirgends Ruheftörungen vor, aber die eben geschilderte Panik beweist doch, daß die Europäer ihr bisher unerschüttertes Ver
gesehen zu werden, und wenn fie fich überzeugt haben, daß das Spiegelglas der Kutschenfenfter gut abgeftäubt ist, daß die Bigaretten und Bündhölzchen auf ihrem Blaze find, daß die Chokoladen Grême oder Nugat frisch vom Konditor und der Blumenstrauß wohlttechend und schön ist, dann machen sie es fich in den schwellenden Seidenliffen bequem, entwinden fich ihrer babarah" und setzen fich zurecht, um möglichst bequem angegafft zu werden. Der dünnste der Waschmals" bedeckt die rothesten der Lippen, und die schwarz ummalten Augen erwidern mit fedem Leuchten die Grüße der Vorübergehenden. Die Trabfahrten der Schubra und der Gezire Avenue find für Kairo das, was für Rom der Korso ist, und alle jungen Beys und Paschas tummeln sich hier, im höchsten Wichs natürlich, auf ibren bäumenden Arabern umber oder fahren gar im Zuge der Haremsdamen mit. Möchte eine Dame Blumen, Billets oder Bigaretten austauschen, oder gar eine Unterhaltung anknüpfen, so ist von dem schwarzen Wächter auf dem Bock kaum ein Hinderniß zu erwarten. Doch muß eine Unterhaltung durchaus heimlich geschehen, und für Alles, was über ein hinüberfliegendes Kompliment hinausgeht, muß ein Seitenweg oder sonst ein abgeschloffener Ort ausgesucht werden.
Ein
trauen auf die Treue der inländischen Bevölkerung verloren baben. Daß die Befürchtungen derselben nicht grundlos waren, scheint nach den spärlichen Veröffentlichungen der Regierung über eine auf Mittel und Ostjava geplante Verschwörung ziem lich ficher festzustehen. In der Residentschaft Surakarta fanden an verschiedenen Plägen geheime nächtliche Versammlungen statt und es gelang der Regierung, fich einiger der Haupträdelsführer zu versichern, welche denn auch offen bekannten, thr Ziel sei die Stiftung eines neuen javanischen Reiches gewesen; in andern Residentschaften, wie Kediri , Madiun , Pasuruan, hatte man die Letter der Verschwörung ebenfalls zeitig genug hinter Schloß und Riegel gebracht, im Klatenfchen( Vorstenlanden) wurden die Verschwörer bei einer ihrer nächtlichen Zusammenkünfte von der Polizei überrascht. Es gelang, zwölf derfelben gefangen zu nehmen, und bei einer Haussuchung fand man bereits das fertige Staats. ftegel von Mangku Negoro IV.", wie der Herrscher des neuen ievanischen Reiches fich nennen sollte. Jn Bantam, wo neulich fich nennen der Aufstand wüthete, ist ein Krondrätendent aufgetreten, der fich für einen Angehörigen der frühern Sultansfamilie ausgab und als Pseudo- Hadschi einen großen Anhang fand.
Aum
ap
Bur Unterfuchung des gegenwärtigen Bustandes des Volksschulwesens in England war auf Antrag der Regierung ein parlamentarischer Ausschuß niedergesetzt worden, der zu Schlüffen und Empfehlungen gelangte, die darauf hinzielen, den firchlichen Einfluß auf die englischen Schulen neuerdings zu stärken. Gegen diefe der Herausbildung eines fonfeffions lofen Schulwesens feindliche Strömung haben bereits verschiedene liberale Bolitiker und Körperschaften Stellung genommen. Auch Uebergriffe der Hochkirche auf ihrer ut find und deshalb eine die Diffidenten verschiedenster Färbung, die stets gegen die werthvolle Bundesgenossenschaft der liberalen Partei bilden, haben ihre Unzufriedenheit mit den reaktionären Plänen der Torypartei im Schulwesen fundgethan, so daß der Kampf um die Schule" voraussichtlich eine wesentliche Rolle in der nächsten Wahlbewegung spielen wird. Der gegenwärtige Bu stand des englischen Schulwesens beruht auf dem Kom 1870, promiß von bas in dem Forster'schen Geseze Ausdrud gelangte. Bis zu jener Beit war der Unterricht der Kinder der weniger bemittelten Klaffen Die ausschließlich privater Fürsorge überlaffen geblieben. Folge war, daß laum die Hälfte aller Kinder ordentlich Schulunterricht genoß, und diese Hälfte fast ausschließlich in den von der Geistlichkeit der Hochfirche geleiteten Kirchspielschulen ihre recht mangelhafte Elementarbildung empfing. Das neue Gesetz brach keineswegs völlig mit diesem alten System. Es ermöge lichte nur durch die Schaffung der Schulämter( school boards), welche innerhalb der Gemeinden und größerer Verbände aus Wahl der Gemeindefteuerzahler hervorgingen, die Begründung von fonfefftonslosen Schulen. Diese nach den fie leitenden Be hörden Amtsschulen( board schools) genannten Anstalten wer den nur zum geringen Theil durch ein Schulgeld, hauptsächlich durch die von den Schulbehörden ausgeschriebenen Schulfteuern erhalten. Alle Volksschulen aber, sowohl die Amtsschulen, wie die Kirchspielschulen und Privatschulen jedweder Art, haben je nach ihrer Leistungsfähigkeit Anspruch auf einen Buschuß aus Staatsmitteln. Die überall im Lande, besonders in den grö
Beren Städten entstandenen Schulämter haben im Laufe der 18 Jahre ihres Bestehens so segensreich gewirkt, daß jest unter richtslose Kinder in England zu den Ausnahmen gehören. Es Laben sich bei ihren Anstalten allerdings auch erhebliche Mängel herausgestellt, als deren schlimmster neuerdings die sche matisch auf die Erzielung günstiger Prüfungsergebnisse binarbeitende Unterrichtsmethode erkannt ist. Diese Mängel find indeß feineswegs Folgen der Konfeffionelosigkeit der Amtsschulen; fte haften den Unterrichtsanstalten der Geistlichkeit eben so wohl an. Trogdem hat die torystische Mehrheit der parla mentarischen Kommission es für gut erachtet, die günstige Ge legenheit zur Förderung der Kirchenschulen auszunußen, indem fie empfieh t, daß die Ortsbehörden( Gemeindevertretungen und Kreisvertretungen) ermächtigt werden sollten, den Kirchenschulen Buschüffe bis zu 10 Shilling( 10 Matt) jährlich für jedes schulbesuchende Kind zufließen zu laffen. Die realtionäre Bedeutung einer folchen Maßregel liegt auf der Hand. Während bisher langfam aber ficher die Amtsschulen der Geistlichkeit das Volts schulwesen abrangen, würde dieser natürliche und für den fon feffionellen Frieden sowohl wie für die Voltsbildung heilsame Prozeß gehemmt, wenn nicht gar in vielen Fällen auf dem platten Lande rückgängig gemacht werden. Obendrein würde die Verwirrung anstiftende Vielgestaltigkeit des englischen Volts, schulwesens noch vermehrt und fonfeffioneller Haber in die Ge meindevertretungen hineingetragen werden, da nur die überall vertretene Hochkirche von jener Bestimmung Nußen zu ziehen versuchen tönnte. Bis eine solche Maßregel Gesez werden fönnte, ist es zwar noch weit hin, aber daß fie überhaupt in Anregung gebracht wurde, zeigt, mit welchen Hoffnungen die Tories fich tragen.
Aus Sanfibar find jetzt freilich aus englischer Quelle, ge nauere Mittheilungen über den Ursprung des Konflikts zwischen
Von meiner Mutter habe ich nie wieder etwas gehört. Nach dem der Handel abgefchloffen, setzte sich die Karawane mitten durch die Wüste in Bewegung, unsere Herren saßen auf den Rüden der Kameele, während wir mühsam den Weg zu Fuß zurücklegen mußten. Die Stlavenhändler machten sehr selten auf dem Marsche Halt, wenn fte es thaten, so verzehrten fie einen Hammel oder eine Biege ihrer Heerde; uns warfen fie die Knochen zu, und glücklich waren auch diejenigen, die fte erwischen konnten. Nach Verlauf von zwei Tagen fiel meine Schwester, welche die Strapazen des Marsches nicht ertragen fonnte, erschöpft zu Boden; ich blieb an ihrer Seite, während die die Karamane ihren Marsch fortsette. Als aber einer von den Sklavenhändlern uns be mertte, fam er auf uns zu und schlug uns unbarmherzig mit einer Beitsche, um uns vorwärts zu treiben. Meine Schwester brach in heftiges Schluchzen aus, benn fte konnte nicht weiter gehen. Da nun der Händler sah, daß er feinen Vortheil von Dieser vier Jahre alten Stlavin ziehen konnte, so schlug er fie vor meinen Augen todt; ich fab meine arme Schwester, die mein einziger Trost hier auf Erden war, sterben; hiernach drohte man mir mit dem Tode, wenn ich nicht die Karawane wieder einholte, und ich wurde so lange mit der Peitsche geschlagen, bis ich wieder in die Reihen meiner Stlavengefährten einge treten war. Nach einigen Tagen erreichte die Karamane ihr Reiseziel; die Händler führten uns zum König der Bambas. Dieser faufte ungefähr 100 Neger. 50 von ihnen wurden dazu be ftimmt, lebendig verbrannt zu werden, um den bösen Geiſt" au ftimmt, lebendig verbrannt zu werden, um den bösen Geift" au besänftigen, welcher dem Fürsten ein Fieber zugefügt. Ich wurde mit anderen für ein Pferd verkauft und wurde Sklave des
Königs der Bambas. Nachdem ich sechs Monate bei den Bambas zugebracht, wurde ich an die Araber verkauft, deren Karawane ich folgte. In derselben waren die Sklaven in Banden von 40-50 Neger eingetheilt von jedem Alter und jedem
Die Abenteuer des Negers Farraght. Ein junger Neger im Alter von 19 Jahren, Farraght, der mit einem Miffionar in Afrika aus seiner Gefangenschaft befreit worden, bat dem Sekretär des Antisllavenvereins in Brüffel in nach folgender Weise seine Erlebnisse während seiner Gefangenschaft gefchildert: „ Eines Tages," sagt Farraght, begab sich meine Mutter mit meiner Schwester, mir und einigen anderen Be wohnern unseres Stammes in ein benachbartes Dorf von Staffruan, als wir uns plöglich von Sklavenhändlern umgeben fahen, die uns durch das Rücken ihrer Dolche Schrecken ein jagten. Ein Neger, der sich bei uns befand und um Hilfe ſchrie, wurde sofort zu Boden geworfen und getötet. at Stamm aus dem Bentrum Afritas. Da mehrere Sloven Greis, der sich zu vertheidigen wagte und einen Pfeil, den er bei fich trug, gegen die Sklavenbändler absandte, erregte die Wuth der legteren in solchem Grade, daß ste seinem Leben mittelit Dolchstichen ein Ende machten. Endlich wurden wir alle von diesen Stlavenhändlern, welche diejenigen, welche Hilferufe ausgestoßen, maffatrirt hatten, nach dem Stamme der Bambas abgeführt. Die Araber fauften diejenigen von uns, welche fte für die Stärksten hielten. Meine Mutter, die ihnen für sehr brauchbar erschien, wurde sofort in den Dienst geschickt. Ein Araber entriß uns unsere arme Mutter, ohne daß wir von ihr Abschied nehmen lonnten. Ich blieb allein mit meiner fleinen Echwester, die vier Jahre alt war, zwei Jahre älter als ich.
Fluchtversuche machten, so band man um den Hals eines Stla ven einen starten eisernen Ring, an welchen man eine lange Kette befestigte, die alle Neger an einander band und deren Bewegungen beherrschte, um jedweden Fluchtversuch zu verhin dern. Da die Zeit drängte, so trattirte man uns mit Peitschenhieben und Ochsenziemern. Entsetzliche Szenen spielten sich auf diesem Marsche ab. Als einer der armen Negerfilaven seine Kräfte verloren und nicht mehr weiter marschiren fonnte, haute man immer von neuem auf ihn ein, die Stiaventreiber fonnten in wenigen Minuten die Kette loslösen, an welche der arme Sllave gebunden, aber die Minuten wurden ihm zu Stunden.
den Deutschen und den Eingeborenen eingegangen. Die for melle Einführung der Agenten der Deutsch Ostafrikanischen Gesellschaft in die Verwaltung der Küfte fand am 16. Auguft statt. Am Abend vorher hatte der Vertreter Englands dem Direktor und den Agenten der Gesellschaft ein Bankett gegeben, auf welchem viel schöne Worte über gemeinsame Arbeit ges sprochen wurden. Gleich darauf ging der Streit an. Der Walt von Bagamoyo meldete, daß die Deutschen ihm befohlen hätten, die Flagge des Sultans niederzuholen, was fich der Walt zu thun weigerte, weil er feine bisbezüglichen Instruktionen befah und die Eingeborenen der Umgebung gedroht hätten, die Start niederzubrennen, falls des Sultans Flagge niebergeholt werde. In der Konzefftonsurkunde soll außerdem ausdrücklich stehen, daß die Geschäfte der Gesellschaft unter des Sultans Flagge geführt werden müffen. Bald darauf traf die deutsche Korvette ,, Möme" ein und landete 50 Mann, welche des Sultans Flagge nieder bolten und diejenige der Gesellschaft hißten, nach einigem Bögern jedoch auch die Flagge des Sultans. Die Deutschen behaupten, daß sie bei ihrer Ankunft zwei Flaggen nebeneinander wehend vorgefunden und um kein Mißverständniß über die wahre Autorität im Lande auflommen zu laffen, verlangt hatten, daß die Flagge am Hause des Walt entfernt, dann aber gleichzeitig mit ihrer eigenen aufgezogen werde. Nicht ste, son dern der Walt selbst habe auf ihr Ersuchen die Flagge niedergeholt und ihnen übergeben, wobei die Soldaten von der Möme" präsentirten. Die Verzögerung im Hiffen der Flagge bes Sultans sei nur dadurch veranlaßt worden, daß die Fahnens stange verfault war. In Bangani landete die Korvette„ Carola" 100 Mann, welche die Truppen des Sultans entwaffnet haben und in so energischer Weise vorgegangen sein sollen, daß der erschreckte Wali ins Gebüsch entflob. Es scheint demnach, als ob die Agenten der Deutsch Ostafrikanischen Gesellschaft es an der nöthigen Klugheit haben fehlen laffen.
Vereine und Versammlungen.
Verein für naturgemäße Gefundheitspflege und arzneilose Heilkunde Dienstag, 2. Oftober, 8 Uhr, Kommandantenstr. 72. Herr Lehrer Schumann , Chemnitz , morrhoidalleiden und deren naturgemäße Behandlung."
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Gesang-, Turn- und gesellige Vereine am Dienstag. Gesangverein Gutenberg" Abends 8 Uhr im Restaurant Quandt , Stralauerstraße 43. Gesangverein Alpenglühen" Abends 9 Uhr im Restaurant Hildebrandt, Brinzenstraße 97. Schäfer'scher Gesangverein der Elfer". Abends 9 Uhr bet Wolf und Krüger, Staligerstraße 126, Gesang. Männer gefangverein Gartenlaube" Abends 9 Uhr im Restaurant Firt, Rottbuserstraße 22. Männergefangverein Steinnelfe" Abends 9 Uhr im Restaurant Schulz, Stettinerstraße 56 57.
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Gesangverein Harmonie" Abends 8 Uhr in Neutam's Bierhaus, Große Frankfurterstraße 49. Männergesangverein Echo" Abends 9 Uhr im Restaurant Bum Flügel" Loth ringerstraße 60. Gesangverein„ Sängerhain" Abends 9 Uhr im Rest. Kaiser Franz Grenadierpl. 7. Gesangverein Hoffnung Moabit" Abends 8 Uhr Wilsnackerstraße 63, im Restaurant Jlges. Gefangverein Felicitas" Abends 9 Uhr im Restaurant Nebelin, Langestr. 108- Gesangverein Liederlust" Abends 9 Uhr im Restaurant Lehmann, Naunynstr. 44. Männergesangverein Accordia" Abends 9 Uhr bei Brademann, Markusstr. 7. Bitherklub Amphion" Abends 9 Uhr in Triebel's Restaurant, Hoher Steinweg 15.-Turnverein Froh und Frei"( Minnec Berliner Turngenossenschaft( V. Männerabtheilung) Abends abtheilung) bends 8 Uhr Bergstraße Nr. 57. 8 Uhr in der städtischen Turnhalle, Wafferthor straße Nr. 31. Turnverein Hasenhaide"( Männer
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Abtheilung) Abends 8 Uhr Dieffenbachstr. Nr. 60 61. Verein ehemaliger Schüler der 37. Gemeindeschule Abs. 9 Uhr im Rest. Kinner, Köpniderstr. 68.- Verein ehemaliger Schüler der 44. Gemeindeschule Abd. 9 Uhr im Restaurant ,, Albrechtsgarten", bund" Abends 8 Uhr Brunnenstraße 129 a. Aread'scher Wilhelmstraße 105. Arends'scher Stenographenverein Apollos Stenographenverein Abends 8 Uhr im Restaurant„ Bum eisernen Kreuz, Lindenstraße 71. Deutscher Verein Arends'scher Stenographen Abends 8 Uhr in Randel's Restaurant, Brunnen straße 129 a.- Verein" Rose" Abends 8 Uhr im Restaurant Elze , Alexandrinenstr. 99. Unterhaltungsverein Harmonie" Abends 8 Uhr Wrangelstr. 136, im Restaurant Schimple. Vergnügungsverein Mollig" Abends 9 Uhr im Restaurant Reinide, Gipsstraße" 3, jeden Dienstag nach dem 1. und 15. - Bitherklub„ Amphion" Abends 9 Uhr im Münchener Hof" Spandauerstr. 11-12. Rauchflub Bum Wrangel" Abends 8 Uhr bei Herschleb, Adalbertstraße 4.- Rauchklub Deutsche Flagge" Abends 8 Uhr im Restaurant Händler, Wrangelstr. 11. Rauchklub ,, Deutsche Hauchklub Friedrichshain" Abends 9 Uhr im Nestaurant Ripping, Landsbergerstr. 116a. Rauchklub Lustige Brüder" Abends 8 Uhr bei Grothe, Fürstenbergerstraße 2. Ver gnügungsverein Fröhlichkeit", Grüner Weg 29. Große Gesell schaftsstunde, verbunden mit Vorträgen. Gäste willkommen. Entree frei.
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Und was geschah? Man schnitt dem Sklaven ganz einfach den Kopf ab und nun konnte die Bande unbehindert weiter marschiren.
Die Helgoländer. In einer Feuilletonplauderet der " Frtf. 8tg." lesen wir: Vor einigen Jahren erregte eine öfter reichische Aristokratin durch ihre tollkühnen Segelfahrten die Aufs merksamkeit nicht nur der Fremden, sondern auch der Schiffer. Sie ging beim stärksten Sturm hinaus und wußte die Schiffer durch reiche Bezahlung zur Begleitung zu veranlaffen. Endlich riß den Leuten die Geduld und fte beschloffen, die Gnädige Au furiren. Sie führten fte bei stürmischem Wetter in die Wellen hinein und ließen fte gottsjämmerlich zusammenschütteln und so ausgiebig burchnäffen, daß fie halb tobt, aber völlig geheilt den Strand betrat. Derartige Beispiele von Gerieben heit und Verschmigtheit findet man bei den Helgoländern über aus häufig, und derjenige, der diese Naturmenschen" für naiv fauft, wird bald den Schaden befeheu. Man braucht nur zu beobachten, wie sie fich im Fährboot über die Fremden belustigen; zum Glücke ist die friesische Mundart, deren fie fich bedienen, für uns nahezu unverständlich, wir würden sonst gar oft wenig schmeichelhafte Urtheile über uns vernehmen. Ueberhaupt ist Mißtrauen und Burückhaltung dem Fremden gegenüber vorherr schend, zumal wenn der Helgoländer sieht, daß er es mit müßi ger Neugierde zu thun hat. Andererseits habe ich gefunden, daß er redselig und mittheilsam wird, wenn man ihm näher tritt und Verständniß für sein Leben und Schaffen zeigt. Drollig find zuweilen die kurz angebundenen Antworten, die er für müßige Fragen hat. Eine Dame, erinnere ich mich, hatte in Dieser Beziehung besonderes Unglüd. Als fte eines Tages bei unferem Steuermann über verschiedene innere Angelegenheiten der Schifffahrt fich Raths erholte, antwortete diefer anfangs auch durchaus höflich, schließlich aber drehte er fich furz um und bemerkte gleichmüthig:" Weiber brauchen nicht alles zu wiffen." Ein andermal fragte fie bei einem Spaziergange auf dem Ober land, wo einige Hundert häßliche Schafe angepflöckt find. um das magere Gras fich einzuverleiben, einen biederen Infels bewohner, warum denn diese Thiere so jämmerlich blökten. Der fab fie mißtrauisch an und sagte:„ Ja, Fräulein, wahrscheinlich, weil sie es nicht beffer gelernt haben." Jch richtete eines Tages an unseren getreuen Steuermann die Anfrage, ob denn nicht das Boot eigentlich zwei Schwerter haben müffe, da ja eines doch wohl einmal brechen fönnte. Worauf mir die Antwort wurde: Bisher ist bei Helgoland noch keines gebrochen." Gegen diesen Empirismus läßt sich nichts einwenden. Denn auf ihm beruht die ganze Kunst und Weisheit des tapferen Völlchens!