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Sonntag, den 21. Oktober 1888.

5. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

prima! 100 -35 M.( Damen- Wi ben-, Burl Hten, goldm Salon- u Verwaltu

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Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

cint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement Mart. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit dem Sonntags- Blatt" 10 Bf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1888 unter Nr. 849.)

Redaktion: Beuthstraße 2.

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Insertionsgebühr

beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 25 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bel größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Bimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Burcaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Zimmerstraße 44.

Der heutigen Nummer liegt für unsere Abonnenten| Sozialistengefeßes können wohl zufrieden sein mit der 56 des Bonntags- Blatt" bei. ,, loyalen Handhabung", die vom Minister zugesichert

Ein Gedenktag!

Heute sind es zehn Jahre, daß der Deutsche Reichstag Geſetze zustimmte, welches für den Geschichtsschreiber Duelle unendlichen Staunens über das, was im neun­en Jahrhundert möglich gewesen, sein wird.

Ob die Urtheile und die Kritik, welche sich alsdann an Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebunaen der 30 Paldemokratie" knüpfen werden, unserer 3eit zum Ruhme chen werden, erscheint uns sehr zweifelhaft; eine spätere 40 wird nicht begreifen können, wie es möglich war, daß allmächtige Deutschland " einen so großen Theil seiner 45 ger der Polizeiwillfür überantworten und es zulassen

cben.

te, daß ohne richterliche Untersuchung und Feststellung 45 eine, 3eitungen, Versammlungen verboten und unter­ft, Personen, welche als Anhänger der verfehmten Partei 50nnt waren, in ihrer wirthschaftlichen Eristenz ruinirt und ihre Ausweisung von Weib und Kind getrennt +60 60 biling's ertönten, da bemühte man sich eifrig, und leider r erfolgreich, die Attentäter der Sozialdemokratie an die 60dschöße zu hängen, obgleich bekannt war, daß Hödel in rlin Mitglied des Stöcker'schen christlich sozialen Vereins be, nachdem er seiner moralischen Versumpfiheit wegen Leipzig aus der sozialdemokratischen Partei ausge offen worden war. Der Intimus und Busenfreund des prebigers Stöder, der Schneider Grünberg, hat es ges ben, daß Höbel in den Reihen der Stöder'schen Ge­en bis zum Tage des Attentats wirkte, und auch piling ist nach derselben Duelle Mitglied des christlich alen Vereins gewesen, nur verschwand in bisher unauf. ärter Weise nach seinem Attentat sein Name aus den en des Vereins.

Als im Sommer 1878 die Schüsse Hödel's und

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leid, in Mk 1,50ter

1.

r. 1,2, Tros biefer bereits damals feſtgeſtellten Thatfache und

I infolge der bekannten Depesche des Fürsten Bismarck,

1,80, the unitelbar nach dem Nobiling'schen Attentat nach

wurde.

Heute, wo wir auf eine zehnjährige Geltungsdauer des Gefeßes zurückblicken fönnen, verlohnt es sich schon der Mühe, einmal festzustellen, was Polizei und Gerichte als gemeingefährliche Bestrebungen" angesehen haben, und was man unter die Paragraphen des den gewaltsamen Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung" verhindernden Gesetzes gebracht hat.

Die namentlich unter dem Regiment des Herrn von Buttkamer vertretene und in dem bekannten Streikerlaß Erringung besserer Arbeits- und Lohnbedingungen gerichteten gipfeinde Auffassung hat es dahin gebracht, daß die auf die Bestrebungen der Arbeiter gehemmt, ja vielfach unmöglich gemacht wurden.

Verbot von Lohnkommissionen hat das Koalitionsrecht der Die Schließung zahlreicher Arbeitervereine, sowie das Arbeiter illuforisch gemacht; die Störung der gewerblichen und fachvereinlichen Bewegung hat die gesammte Arbeiters lasse schwer geschädigt, und in demselben Maße wie die Arbeiter an der Ausübung des Versammlungs- und Vereins­rechts gehindert wurden, fonnten die Unternehmer in 3ünften und Kartellen immer dreifter ihrer Profitfucht fröhnen.

So hat sich das gegen die gemeingefährlichen Bestres bungen der Sozialdemokratie" erlassene Gesetz zu einem mächtigen Kampfesmittel der Bourgeoisie gegen die Arbeiter­flaffe herausgebildet, und unter dem Vorgeben, Umsturz u. f. m." zu bekämpfen, hat man die bei der ersten Be­rathung des Sozialistengesetzes ausdrücklich ausgenommenen legitimen Bestrebungen" nach Kräften gehindert.

"

In den Dienst der Unternehmerllasse gestellt, hat das Sozialistengefeß den Arbeitern schwere wirthschaftliche Nachtheile zugefügt, eine große Anzahl mühsam errichteter Institutionen zerstört und die vorhanden gewelene Wider­standsfähigkeit der Arbeiter gegen Willkür und Ausbeutung der Unternehmer vielfach vernichtet.

Wie dies die wirthschaftlichen Folgen des Sozialisten gesetzes find, so ist es auch auf politischem Gebiet durch

seine Sandhabung zu einer schweren Schädigung ber dem

80 lin gelangte und Maßregeln gegen die Sozial- Arbeiter zustehenden Rechte geworden; wir erinnern nur ofratie" empfahl, ging man in rührender Ueber­an die unzähligen Verbote von Wahlversammlungen, Weg 0,2timmung daran, die Sozialdemokratie zum Sündenbocknahme von Flugblättern und Stimmzetteln und die daraus refultirende Beeinträchtigung der Wahlfreiheit.

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die Attentate zu stempeln, dieselbe durch das Aus­megefet wehr- und waffenlos zu machen, ihre soge= nten Umfturzbestrebungen zu unterdrücken und ihre Agi­on zu verhindern.

Wahrlich, an Eifer hat es nach dieser Richtung nicht hlt. Was Graf Eulenburg etwa noch versäumte, hat er Herr von Puttkamer besorgt, und die Väter des

brud verboten.]

Feuilleton.

Die Ritter der Arbeit. e Sous dem Amerikanischen des 30%.

ländische Franck.

iben, mache

Ueberfest von Natalie Liebknecht.

Kapitel XII. Bluster zu Hause..

[ 21

Aber noch eine andere Frucht hat das Sozialistengeset gezeitigt; die Geheimpolizei und das Spizelihum ist erst burch das Ausnahmegesetz zu der nachgewiesenen umfassenden Wirksamkeit gelangt; die Ihring- Mahlow, Naporra und deren Kollegen in Berlin , die Schröder, Haupt u. s. w. im Auslande konnten nur in einem Zustande, wie ihn das

Peleg Grinder und Rapitän Barnum, die dem Staatsmann einen Besuch abstatteten, waren damit beschäftigt, die Rebe durchzusehen, und der General felbft las Briefe, so daß man einige Seit nichts hörte, als das schwerfällige, müde Gekraße der angeftrengt arbeitenden Feder des Stenographen, bis es an die Thür klopfte und ein Rellner eintrat mit einem Teller, auf welchem Gläser und Flaschen standen. Das Kongreßmitglied wendete fich um zu dem Stenographen:

Halten Sie ein mit der Schreiberei. Gehen Sie herunter, lassen Sie sich ein Glas Bier auf meine Rechnung geben und warten Sie auf das Romitee der Ritter der

mein GeDie 3immer, welche General Bluster im Oriental­n Räumen el bewohnte, hatten ein geschäftsmäßiges Aussehen. Arbeit, das heute Abend zu mir tommen will.

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en, mit Altenmaterial gefüllt, andere zum Einpacken it und der Stenograph arbeitet wie ein Kohlengräber, Material liefernd. Die Wählerversammlungen stehen bevor und General Bluster versorgt seinen Wahlkreis Kriegsmaterial. Der große Staatsmann fümmert sich bie Interessen seiner Wähler.

zmitte lt!

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Das Hauptaftenstück, das zur Verbreitung vorbereitet be, war die Rede, welche der Geneeal zu Gunsten der ichtung eines Arbeitsbureaus gehalten hatte. Es eine großartige Leistung, darauf berechnet, Enthusias­unter den Arbeitern hervorzurufen, die bald zu ent ben hatten, ob ihr Vertreter wieder gewählt werden Bluster hatte die unbestimmte Idee, daß es die e Rede war, die er jemals gehalten, nein, die er te anfertigen laffen, denn er war von Wallstreet : Spefus onen viel zu sehr in Anspruch genommen, um sie selbst zuarbeiten, und feine Kongreßkollegen hatten ihn davon unden, fie vorzulesen, und ihm die Erlaubniß gegeben, Manuftript im ,, Reccord" abdrucken zu lassen ¹). Er te fich von seiner Wuth über den ,, verfluchten Miethling" olt, der das Manuskript nicht eher hatte herausgeben itbigen, als bis er dafür voll und ganz bezahlt war. 1) Der Kongreß fann seinen Mitgliedern den Drud unges ener Reben erlauben, was für beide Theile von Wortbeil ist: den Kongreß, der die Neden nicht zu hören braucht, und

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nitglieber die Mitglieder, die ihre Reben doch gedruckt sehen.

wünsche, daß Sie unbemerkt Ihren gewohnten Platz ein­Ich nehmen und das, was gesagt wird, stenographisch auf nehmen."

Der Stenograph war froh, weggehen zu können, und gehorchte schnell dem Befehl seines Herrn, worauf dieser fich zu seinen Gäften wendete und sie einlud, mit ihm im Verein dem Bacchus zu opfern.

Was für ein langweiliger Kerl Sie find, Barnum! eine lebendige Mäßigkeitsvorlesung," fuhr er fort, als unser Krieger es ablehnte, zu trinken. Wenn Sie in Ihrem Hause nicht so gut mit ausgezeichnetem Stoff vers wissen, Sie waren nicht immer in Theetrinfer." sehen wären, würde ich Sie vollständig aufgeben. Ich will

"

" Nein, General," antwortete bescheiden der Gaft. Es gab für mich, als ich bei der Armee war, eine Beit, wo ich fühlte, daß das Verlangen nach geistigen Getränken mich der Getränke ganz und gar zu enthalten. Kann ich bei mir zu start wurde; da dachte ich, das Sicherste wäre, mich aber auch des geselligen Glases nicht erfreuen, fo giebt es für mich andere verteufelt anziehende Lafter."

Ja," erwiderte Blufter, ich will beim Gürtel der Venus schwören, daß Sie irgend ein verflucht bezauberndes Lafter entdeckt haben und daß es ein geschworener Feind des trinkbaren Stoffes ift."

Der General hatte, ohne zu wollen, Barnum einen fleinen Treff gegeben. Bis jetzt war seine Opiumleidenschaft

Sozialistengesetz geschaffen, ihr nicht beneidenswerthes Ge werbe betreiben.

Wenn wir nun gegenüber der Unsumme von Rechtseina schränkungen und der materiellen Schädigung zahlreicher Ar­beiterverbindungen, der Zerstörung geordneten Familienlebens mit den unausbleiblichen Folgen von Noth und Elend fragen, ob das Ausnahmegesetz seinen 3wed erreicht, ob es der herrschenden Gewalt genußt hat, so brauchen wir nur auf die thatsächlichen Verhältnisse hinzuweisen, um diese Frage zu beantworten.

Noch niemals in der Geschichte der menschlichen Ents

wickelung ist es möglich gewesen, Ibeen und Ueberzeugungen

im Dienste der Kultur und der Gerechtigkeit kämpfenden Vertreter einer neuen, besseren Weltanschauung den Sieg

mit Polizeimaßregeln zu bekämpfen; noch immer haben die

über die an die bestehenden Verhältnisse sich anklammernden theidiger des Beſtehenden den vorwärts strebenden Idealisten" herrschenden Klassen errungen und stets mußten die Ver das Feld räumen.

So auch hier; trotz aller Anstrengungen und trotz aller Machtentfaltung ist es nicht gelungen, die Sozialdemokratie auch nur um eines Haares Breite von ihrem Wege abzus bringen; ziel und siegesbewußt zieht sie ihre Straße, unge­brochenen Muthes und hoffnungsfroh blickt sie in die Zu­funft, und mit gerechtem Stolze schaut fie zurück auf die hinter ihr liegenden zehn Jahre. Der sozialdemokratischen Partei hat das Ausnahmegesetz nichts geschabet; dadurch wird haft, daß dies unsere legte Besprechung desselben sein es allerdings nicht gerechtfertigt, und wir wünschten leb­fönnte.

Die kapitalistische Entwickelung geht ihren ehernen Bang; alles macht sie sich unterthan, bis sie auf dem Gipfel ihrer Macht angelangt zusammenbricht und einer neuen Gesellschaft die Schaffung befferer, ben Anforde lassen muß. rungen der Gerechtigkeit entsprechender Einrichtungen über­

Wir leben in der Beit der ,, Sozialreform"; dazu passen Absicht, die tiefe, gesellschaftliche Kluft zu überbrücken. aber Ausnahmegeseze" nicht; fie find schlechte Träger der

Unsere sozialen Baumeister" müssen solideres Material verwenden; zunächst sollte man den Stein des Anstoßes, und gewinnen. das Ausnahmegesetz, beseitigen und damit Vertrauen zeigen

Mit dem Ausschluß breiter Volksmassen von der Mits wirkung im öffentlichen Leben geht es nicht, das haben die letzten zehn Jahre bewiesen; die Arbeiter und die politische Vertretung derselben, die Sozialdemokratie, stehen fest. Mögen die heutigen Machthaber die entsprechende Lehre daraus ziehen.

noch ein Geheimniß, das er nur mit Li- Hung theilte, und er hatte sich hinreichend erfrischt, ehe er von Hause wegging.

Dem Brandy wurde von Bluster und Grinder start zugesprochen und dann begann Grinder:

General, ich hörte Sie sagen, daß so etwas wie ein Komitee der Ritter der Arbeit zu Ihnen tommen würde. Da es zwischen einigen dieser Burschen und mir etwas böses Blut gesetzt hat, so glaube ich, daß es sehr unange­nehm wäre, wenn ich bliebe."

"

Es ist keine Gefahr, daß sie vor einer Stunde hierher­tommen, und dann können Sie und Barnum, wenn Sie es

daß mein Bursche, Mac Kim, jedes Wort niederschreibt, wünschen, in der andern Stube bleiben. Sie werden finden, das gesprochen wird. Ich will aus dieser Geschichte etwas Ordentliches machen; es soll Aufsehen erregen in meinem Wahlkreis. Ich habe nämlich im Sinne, die Besprechung

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das heißt, meine Lesart der Sache in all meinen heimathlichen Beitungen zu veröffentlichen. Die Politik, meine Freunde, verlangt, daß alles, was uns in den Weg fommt, als gute Beute benutzt wird."

Kapitän. Rönnen Sie nicht auf irgend eine Weise schließ Was wollen diese Leute denn eigentlich?" fragte der lich doch mit ihnen fertig werden?"

Ja," fiel Grinder ein, wenn nichts geschieht, das diesen Leuten Einhalt gebietet, dann wird die Arbeit durch die Vereinigung der Arbeiter sich auf gleiche Machthöhe er­heben, wie unsere kapitalistischen Vereinigungen und Monopole. Aber, Ihr Burschen im Kongreß, scheint Euch Forderung der Ritter der Arbeit, ein besonderes Ar= gar nicht um uns zu fümmern. Da ist z. B. diese beitsbureau zu haben es ist das Erste, was die Arbeiter als Körperschaft die Stirne hatten zu verlangen. Und Ihr Burschen habt thatsächlich für diese freche Fordes rung der Arbeiter Lanzen gebrochen und schöne Reden ges halten. Da ist Ihre eine Rede, General; Sie flingt, als ob Ihre ganze Seele darin läge und der einzige Wunsch Ihrer Seele der wäre, den Wünschen der unvernünftigen Massen zu gehorchen.""

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