laffen. Nun hat die Inspektion Sulzbach es gegenwärtig an der Zeit gehalten, wie die St.Joh. 3tg." meldet, einigen glück lichen Loosziehern ihres Bezirfes die Genehmigung zur Auszah lung der Prämien vorzuenthalten. Da die Leute in ihrer bei­nahe findlichen Vertrauensseligkeit so etwas auf staatlichen Grus ben nicht für möglich gehalten hatten, schlossen sie gleich nach Gewinnung des Baulooses und vor Mittheilung der Versagung deffelben fröhlich ihre kleinen Grunderwerbsverträge in der festen Erwartung des Zuschusses zur Bezahlung und stehen jezt vor der drohenden Frage: wie bezahlen? In der Verfügung des Direktor Leybold an sie heißt es aber wörtlich: Im Auftrage der Kgl. Bergwerksdirektion zu Saarbrücken   eröffnen wir Ihnen, daß in diesem Jahre Baudarlehen und Prämien an Bergleute, welche sich an dem jüngsten Ausstande betheiligt und die Ar­beit niedergelegt haben, nicht gewährt werden und daß Ihnen dieferhalb obwohl sie in der am 10. Mai d. J. stattgehabten Berloosung einen Treffer gezogen haben Darlehen und Prämie von der Königl. Bergwerksdirektion nicht zugesagt werden wird." Die St. Joh. 8tg.", welcher das Schriftstück im Originale vorlag, bezeugt ausdrücklich, daß die Betroffenen nicht etwa agitatorisch sich am Ausstand betheiligten, sondern einfach mit vielen Anderen die Arbeit niederlegten. Der fried­liebende Bürger unferer Gegend aber fragt sich mit Besorgniß, ob wir durch solche Dinge nicht belgischen Zuständen und Gährungen im Volfe zusteuern.

Die Beschlagnahme einer Nummer des Südwestdtsch. Voltsbl." ist durch den Landeskommiffar Siegel in Freiburg  wieder aufgehoben worden.

Oesterreich- Ungarn.

Brünn  , 1. Juli. Der Arbeiterausstand in der Textilindustrie gestaltet fich allgemein. Morgens ver­sammelten sich 6000 Arbeiter, um den Bericht des Obmannes bes Arbeiterfomitees entgegen zu nehmen; da die Fabrikanten eine Lohnerhöhung abgelehnt haben, beschlossen die Arbeiter, die Arbeit nicht aufzunehmen. Eine Arbeiterdeputation verfügte fich zum Statthalter und zum Gemeinderathe und erklärte, den gefeßlichen Boden nicht zu verlassen und beim Ministerium Schritte zu thun, damit die Bestrebungen der Arbeiter erfüllt werden. Der Statthalter ermahnte die Arbeiter eindringlich, fich aller Ausschreitungen zu enthalten, und diejenigen, welche fortarbeiten wollen, nicht zu hindern. Das Arbeiterkomitee fordert die Ausständischen auf, in Brünn   zu bleiben, wo für fie gesorgt werde. Die Behörde treffen umfassende Vorsichts­maßregeln, Infanterie und Dragoner halten die Arbeiterviertel besezt und durchziehen die Vorstädte. Die Fabriken sind ge= schloffen. Auch die Bäckergehilfen haben die Arbeit eingestellt. Unter den Bergarbeitern des Rofißer Kohlenreviers ist gleich­falls eine Ausstandsbewegung ausgebrochen. Näheres ist un­bekannt.

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Großbritannien  .

Oberhaus. Der Premier Lord Salisbury   er­flärt, die Regierung fandte, um jeder Zufälligkeit vorzubeugen, 3 Kriegsschiffe nach der Delagoa- Bay, welche start genug seien, um jeder Schwierigkeit zu begegnen. Die Handlung Portugals  fei anmaßend und seines Erachtens ungerecht. Die englische  Regierung werde sicherlich auf Verantwortlichkeit der portugiesi­schen Regierung für die Verluste der britischen   Kapitalisten(!) bestehen. Er fönne weitere Erklärungen erst dann abgeben, wenn alle Beweise vorlägen.

Unterhaus. Der Unterstaatssekretär Fergusson erklärt, die portugiesische Regierung sei benachrichtigt worden, daß dieselbe für alle Verluste, die den britischen   Unterthanen aus der Annullirung der Konzession der Delagoa- Eisenbahn erwachsen, verantwortlich werde gehalten werden. Die aus ber neuesten Aktion der portugiesischen Regierung entstande­nen rechtlichen Fragen seien jezt unter Erwägung. Die für die Sicherheit der britischen   Bewohner für alle Eventualitäten erforderlichen Maßregeln feien getroffen, jedoch gäben die neuesten Nachrichten zu der Hoffnung Anlaß, daß eine Inter­vention zum Schuße der britischen   Unterthanen nicht noth­wendig sei.

Die Erbitterung, welche die Unterdrückungsmaß= regeln der englischen   Regierung in Irland   bei der irischen Bevölkerung erzeugt haben, führt jezt beständig zu Zu­sammenstößen zwischen der gleich der deutschen   Gendarmerie militärisch organisirten irischen Konstablerei und dem Volke. So ist es wiederum zu einem Krawall in Irland   gekommen, über dessen Verlauf der Voss. 3tg." telegraphirt wird: Der Abgeordnete William O'Brien wurde in Corf verhaftet wegen Betheiligung an einem verbotenen Pächtermeeting in Clona­filty unweit Cort. Er widersetzte sich der Verhaftung, worauf die Polizei mit Knütteln dreinschlug, wodurch viele Personen verlegt wurden, darunter der Abgeordnete Patrick O'Brien. Abends wurde O'Brien unter starfer Militäreskorte nach dem Bahnhof gebracht, um nach Clonnel ins Gefängniß geführt zu werden. Auf der Reise dahin versuchte auf der Station Char­leyville eine große Volksmenge, die sich auf dem Bertone  fangenen begleitenden Gendarmen feuerten, wodurch zwei Personen verwundet wurden. Patrick O'Brien ist jener heiß­fpornige irische Abgeordnete, dem im Gefängniß, weil er feine Sträflingstracht anlegen wollte, die rohefte Behandlung ange­than worden war. Jezt hat ihn sein Mißgeschickt abermals zum Märtyrer der Volkssache gemacht.

Frankreich  .

Deputirtenfammer. Am Schluffe der Sigung kam es zu einer sehr erregten Auseinanderseßung anläßlich der in mehreren boulangistischen Journalen gegen Tirard und Rouvier gerichteten Angriffe. Ersterer stellte die ihm zur Last gelegten Thatsachen entschieden in Abrede. Die Kammer nahm schließlich mit 349 gegen 16 Stimmen eine Tagesordnung an, in welcher das System verlenmderischer Angriffe gegen die Regierung der Republik   entschieden verurtheilt wird.

Das französische   Handelsministerium hat unlängst eine Statistik über die in Frankreich   binnen der elf Jahr 1874-1885 stattgehabten Streifs veröffentlicht.

Die Statistik, welche ziemliche Lücken aufweist, scheidet die Ausstände nach verschiedenen Gesichtspunkten: ihrer Vertheilung auf die Monate, die Departements, nach ihren Ursachen, der Zahl der Arbeiter, welche an ihnen betheiligt waren. Die Dorliegenden Daten geben feiner Auskunft über die Zahl der verlorengegangenen Arbeitstage, die Art der Industrien in welchen gestreift ward, und über den Einfluß, welchen die Streifs auf die Arbeitsbedingungen ausgeübt haben.

Von 1874-1885 haben in Frankreich   804 Streiks statt­gefunden, die sich der Mehrzahl nach auf die industriellen De­partements vertheilen. Im Allgemeinen entfielen mehr Aus­stände auf die ersten, als auf die letzten Monate eines Jahres.

In den meisten Fällen war eine beabsichtigte Herabsezung bes Arbeitslohnes seitens der Arbeitgeber oder eine geforderte Erhöhung desselben seitens der Arbeiter Ursache der Streifs. Wegen verweigerter Lohnsteigerung brachen 44 pt. aller Streifs aus, die Drückung der Löhne bewirkte 22 pбt. der Arbeitseinstellungen, 11 pet. der Ausstände wurden ins Werk gesetzt, um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen überhaupt zu erzielen.

75 pбt. aller stattgehabten Streis dauerten weniger als zwanzig Tage; der längste Streit war derjenige der Pariser Sattler von 1877, welcher fünfzehn Monate lang dauerte.

Die Tertilindustrie hat die meisten Streifs, 39 pбt., zu verzeichnen, die metallurgische Industrie 17 pCt., Bau- und Möbelindustrie 15 pŒt.

Von den 804 Streifs ist nur für 753 der Ausgang be­kannt, davon sind 106 von den Arbeitern gewonnen worden, 120 haben mit einem Vergleich abgeschlossen und 427, also 57 pŒt. wurden von den Arbeitern verloren.

Schweiz  .

Weniger günstig stehe dagegen der Norden und Osten da. Dieser Umstand in Verbindung mit der Thatsche, daß selbst das Berliner Volksblatt" einen durchaus entstellten Bericht veröffentlicht habe, würde dahin führen, daß der Generalstreit nochmals verlängert werden müsse.

Es sei uns hier gestattet, eine fleine Einschaltung zu machen. Was hier von einem entstellten Bericht" gesprochen wird, soll wahrscheinlich Bezug haben auf die in der Versamm­lung gestellte und gefaßte Resolution, die allerdings so unbe­stimmt, ia geradezu zweideutig gefaßt war, daß sie entschieden dazu beitrug, die Leute irre zu führen. Die Resolution hatte, damit jeder noch einmal über dieselbe urtheilen kann, folgenden Wortlaut:

Der Landesausschuß der deutschen   Sozia Listen in der Schweiz   erläßt in mehreren Blättern einen Aufruf an die fozialistischen Partei- und Gesinnungsgenossen und an die Bevölkerung der Schweiz  , worin er an die be fannten Vorgänge mit dem deutschen   Polizeikommissär Wohl­gemuth erinnert, die deutscherseits sich daran knüpfenden Forde­rungen bespricht, die Anklagen, welche die deutsche   Regierung gegen die Handhabung des Asylrechts in der Schweiz   erhebt, als völlig grundlos bezeichnet und jede, auch die geringste Be­ziehung der Sozialdemokraten zu den Anarchisten, insbesondere zu Stellmacher, Kammerer, Kumißsch, Kennel, Etter u. a., des Entschiedensten in Abrede stellt. Besonders eingehend werden die Treibereien und Wühlereien der Lockspizel, eines Schröder, Haupt, Kaufmann, Peuckert und Konsorten, verfolgt und unter scharfer Beleuchtung aufgedeckt, wogegen die deutsch  - sozialdemo­fratische Partei gegen die Anschuldigungen, daß sie hoch- oder landesverrätherische Pläne gegen Deutschland   schmiede, in Schutz genommen wird. Zu solchem Verrath zeige sich bei der Partei weder Neigung noch Fähigkeit und wie immer die Haltung des früher in Zürich  , nun in London   erscheinenden " Sozialdemokrat" beurtheilt werden möge, zu hoch- und landes- richt irgendwie entstellt" zu haben. verrätherischen Unternehmungen, zu Attentaten auf gekrönte Häupter und mächtige Personen in Deutschland   habe derselbe nie, weder direkt noch indirekt, aufgefordert, im Gegentheil die Most' sche Freiheit", und andere anarchistische Organe bekämpft. Der Aufruf schließt, indem er auf die Endziele der deutschen  Politik hinsichtlich der Schweiz   hinweist und die Parteigenossen auffordert, nichts zu thun, was Deutschland   oder Italien   eine Handhabe bieten könnte, ihre Absichten gegen die Schweiz   zu verwirklichen.

Die heute tagende Versammlung der Maurer Berlins und Umgegend erklärt, am Mittwoch auf den Bauten die Arbeit aufzunehmen, wo die gestellten For­derungen bewilligt werden; sämmtliche Arbeitgeber, die geneigt sind, die Forderungen zu bewilligen, werden ersucht, bis zum Mittwoch dem Zentralbureau, Dres= denerstr. 116 Nachricht zu geben. Sollten eine nicht ge= nügende Zahl Meister bewilligen, so wird der General streif weiter geführt; sämmtliche Blätter werden um Auf­nahme dieses ersucht."

Balkanländer.

Einen intereffanten Einblick in den Zusammenhang zwi­schen Armenischem Räuberwesen und Englischer Frömmigkeit gewährt ein Bericht, welcher der Köln  . 3." aus Konstantinopel   zugeht. Der Gouverneur der Provinz Wan, Halil Bascha, meldet an der Pforte, daß bei Verfolgung von acht Räubern zwei derselben getödtet worden seien, und bei diesen habe man Schriftstücke gefunden, welche eine Ver­bindung der Räuber oder Revolutionäre mit englischen oder in England wohnenden armenischen Propagandisten darthun sollen. Zur Erläuterung bringt der Berichterstatter der Köln  . 3tg." nachfolgendes bei: Wir wird hier von hervorragender Seite gesagt, daß das Haupt der Armenischen Propaganda ein in London   ansässiger armenier, Namens Hagopian, sei. Der selbe ist jedoch weit davon entfernt, das Geschäft aus natio­naler, politischer oder religiöser Ueberzeugung zu betreiben, fon­dern lediglich des Wohllebens wegen. Es giebt in England eine Reihe sehr reicher Mitglieder der Staatskirche, die von der Ueberzeugung ausgehen, daß zwischen der anglikanischen und der armenischen Kirche   ein innerer Zusammenhang bestehe, und die fromm genug sind, ihrer Ueberzeugung und den daraus für sie selbst sich ergebenden Schlußfolgerungen alljährlich etliche tausend Pfund zu opfern." Wenn Hagopian einen großen Theil dieser Pfunde auch für sich verbraucht und anderes für die Traktätchen, welche die Annäherung der gläubigen Armenier an die Englische   Staatskirche befördern sollen, so fommt nach der Andeutung Eingeweihter doch wenigstens ein Theil des frommen englischen Geldes der Befreiung" der christlichen Brüder in Armenien   zu gute, welche in landesüblicher Weise durch Organisation von Räuberbanden eingeleitet wird. Un­möglich ist die Sache nicht.

Amerika.

Chicago  , 28. Juni. Die Polizei von Winnipeg   hat bei dem dort im Gefängniß ſizenden Burke einen Schlüssel zu einem Handkoffer gefunden, welcher ganz so wie der Schlüssel ist, welche die Handkoffer in dem Laden haben, wo Simonds einen faufte. Die Polizei glaubt nun, daß Cronin's Kleider, welche niemals aufgefunden worden sind, in diesen Handkoffer gethan wurden, um sie nach England zu schicken und mit ihnen eine entstellte Leiche zu bekleiden, die dann in die Themse   ge­worfen worden wäre. Die Verschwörer hätten auf diese Weise sagen können, daß Cronin nach England gereist sei, um als Beuge vor der Parnell- Untersuchungskommission aufzutreten und daß er dort als Spion ermordet worden wäre. Mittlerweile machen die Nachforschungen gute Fortschritte. Frau Carlsen hat in der Photographie Cooney's einen der Brüder Williams er­fannt, welche ihr Häuschen mietheten. Die Polizei kennt schon die Namen der sieben Leute, welche das Schwurgericht des Clan- na- Gaels gegen Dr. Cronin bildeten. Der Leiter des

Lagers Nr. 20, John F. Beggs, ist gefänglich eingezogen worden.

Die Mitglieder des Lagers stellen sich beim Verhör anfangs entseßlich dumm, rücken aber allmälig mit der Sprache heraus, wenn ihnen gesagt wird, Jemand habe die ganze Sache ver­rathen.

Gerichts- Beitung.

Eren, 28. Juni. In der heutigen Sigung des Schwur­gerichts bildeten die am Abend des 4. Mai d. J. in Gelsen­firchen zur Einleitung des Bergarbeiterausstandes vorgekom­menen Unruhen den Gegenstand der Verhandlungen. Ange­flagt waren die Bergleute Ad. Kaspared, 26 Jahre alt, Joh. Wippich, 23 Jahre alt, M. Hoderlein, 20 Jahre alt, H. Scholz, 25 Jahre alt, A. Nowozin, 20 Jahre alt, M. Konizka, 24 Jahre alt, und Aug. Rasch, 20 Jahre alt, sämmtlich aus Gelsenkirchen  . Nach der auf Grund der§§ 113, 115, 125, 130 2c. des Straf­gefegbuches erhobenen Anklage sollten die Beschuldigten an einer öffentlichen Zusammenrottung theilgenommen und den einschrei­tenden Bolizeibeamten in der rechtmäßigen Ausübung ihres Amtes Widerstand geleistet haben. Die Geschworenen bejahten die Schuldfragen nur mit Bezug auf Wippich und Rasch und billigten dem legteren mildernde Umstände zu. Der Gerichts­hof verurtheilte den Wippich wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt zu 6 Monaten Gefängniß und den Angeklagten Rasch wegen Landfriedensbruch und schwerem Aufruhr zu 9 Monaten Gefängniß.

Versammlungen.

Der Wortlaut dieser Resolution ist nach unserer Meinung gerade nicht dazu angethan, den Muth der Streifenden beson ders zu beseelen, und wir können für die Zukunft nur auf das Entschiedenste anrathen, Kundgebungen, die für die Deffents lichkeit bestimmt sind, mit größerer Präzision zu redigiren. Unser Berichterstatter verwahrt sich übrigens dagegen, den Be

Wir fahren in unserem Bericht fort.

Der am Montag gefaßte Beschluß ging nicht dahin, daß der Generalstreift aufgehoben sei. Die Arbeitgeber, welche die Forderungen zu bewilligen geneigt sind, wurden nur verpflichtet, dies bis heute, Mittwoch, dem Zentralbureau fundzuthun mit der Maßgabe, daß die Zahl der Gesellen, welche einzustellen sind, mit angegeben werden solle. Die heute, Mittwoch, Nach­mittag 2 Uhr in den Bürgersälen, Dresdenerstr. 96, stattfin dende Versammlung habe Todann das Weitere zu beschließen. Herr Grothmann schloß seine Rede mit der Versicherung, daß die Maurer nicht unterliegen werden, daß vielmehr eine Zeit kommen werde, wo die Maurer für die jeßigen Entbehrungen entschädigt werden würden.( Beifall.) Es sprachen sodann noch die Herren Wernau   und Fiedler, lepterer hob besonders hervor, daß durch die Annahme der gestrigen Resolution die Bewegung in feiner Weise geschädigt worden sei. Als ein Beispiel dafür, in welcher schamlosen Weise die auswärtige Bresse zum Verheßen und Verfeßern, zum Verleumden und Denunziren der hiesigen Maurerbewegung benutzt werde, diente ein von Herrn Fiedler verlesener Artikel der Königsb. 3tg.". Und dennoch klagten die Herren Unternehmer darüber, daß die Presse nur die Arbeiterinteressen wahrnehme! Die Frucht­losigkeit aller dieser Bemühungen werde verursacht durch die Energie der Maurer, welche Alles überwinde, auch noch eine längere Dauer des Streifs.( Lebhafter Beifall.) Redner war überzeugt, daß Viele wieder zurückkehren werden in die Reihen der Streifenden, indem thatsächlich Viele nur arbeiten, um der allergrößten Noth zu begegnen. Herr Lehmann wies mit Recht darauf hin, daß die Berliner   Hauswirthe bereits die Miethen in unverantwortlicher Weise gesteigert hätten- weil die Maurer mehr Lohn verlangen. Sie müßten also schon mehr bezahlen, ohne daß sie mehr erhalten. Deshalb sei an ein Burüd jezt unter feinen Umständen zu denken. Die Forderungen müßten zur Durchführung gebracht werden und würden es auch. Nach einigen theoretischen Ausführungen der Herren Karl Schmidt und Wernau   nahm Herr Grothmann das Schlußwort, die allgemeinen Arbeiterverhältnisse und die wirth schaftliche Lage unter dem lebhaften Beifall der Versammlung ein­gehend erörternd nnd beleuchtend. Hiermit war der erste Punkt Der Tagesordnung erledigt. Es fnüpfte sich hieran eine lebhafte Besprechung der Preßverhältnisse und wurde große Klage darüber geführt, daß nicht wahrheitsgetreue Berichte veröffent­licht werden und beschloß die Versammlung, in Zukunft nur einem bewährten Berichterstatter den Zutritt zu den Versamm­lungen zu gestatten. Des weiteren machte Herr Karl Schmidt das Zentralbureau für den gestrigen Versammlungsbeschluß, die Neubeschaffung von Streiffarten betreffend, verantwortlich und entspann sich anknüpfend hieran eine längere interne De­batte. Herr Karl Schmidt legte freiwillig sein Amt als Vor­steher der Filiale 2( Often) nieder und stellte es der Versamm­lung anheim, an Stelle seiner Person einen anderen zu wählen, stieß aber mit diesem Ansinnen in der Versammlung auf ener gischen Widerspruch und wurde Herr Karl Schmidt weiter als Vorsteher der Filiale 2 von der Versammlung bestätigt. Mit der Mahnung, nicht von den gestellten Forderungen abzugehen und mit einem dreifachen Hoch auf die gerechte Sache schloß Herr Grothmann die Versammlung.

Eine große öffentliche Versammlung der Klempner Berlins   und Umgegend tagte am Freitag, den 28. Juni, im Königstadt- Kasino, Holzmarktstr. 72. Auf der Tagesordnung stand: 1. Berichterstattung der Statutenberathungskommission. 2. Einzeichnung der Mitglieder. 3. Wahl eines provisorischen Vorstandes. 4. Verschiedenes. Nachdem das Bureau, bestehend aus P. Selchow als erstem, Köhler als zweitem Vorsitzenden, R Lemm als Schriftführer, gewählt war, machte der Vorsitzende der Versammlung die traurige Mittheilung, daß der Kollege Robert Wolf infolge eines Unfalls in seinem Beruf verstorben ist. Derselbe war ein zielbewußter Arbeiter und einer von den jenigen, die diesen Verein ins Leben gerufen haben. Die Ver Sammlung ehrte den Verstorbenen durch Erheben von den Plägen. Hierauf trat die Versammlung in den ersten Punkt der Tagesordnung: Berichterstattung der Statutenberathungs­Kommission, ein. Der Schriftführer verlas das Statut, welches. nach einer kurzen Diskussion von der Versammlung en bloc Der Vorsitzende sowohl wie Kollege angenommen wurde. Schulz forderten darnach die Kollegen auf, energisch einzutreten für das Zustandekommen und Gedeihen des Vereins; beide sprachen sich dahin aus, daß der Verein der Klempner vor Allem bilden den Zweck habe, seine Mitglieder zu und dem Bewußtsein ihrer traurigen Lage zu bringen, und ersuchten die Kollegen, sich recht zahlreich in die Mitgliederlisten eintragen zu laffen, zu welchem 3wed die Versammlung auf 20 Minuten vertagt wurde. Das Re Es ließen sich sultat war denn auch ein überraschendes.

zu

ca. 300 Klempner aufnehmen. Es wurde dann zur Wahl eines provisorischen Vorstandes geschritten. Aus dieser Wahl gingen folgende Kollegen hervor: G. Schulz, erster Vorsißen­der; W. Neumann, zweiter Vorsitzender; R. Lemm, erster Schriftführer; Kliche, zweiter Schriftführer; L. Förster, erster Kassirer; Bitschmann, zweiter Kassirer; M. Schmidt, F. Schnei der und D. Prasse als Revisoren. Beim 4. Punkt der Tagesord nung entspann sich eine lebhafte Debatte über das Verha ten einzelner Mitglieder des Metallarbeiter- Vereins, welche ver suchen, das Zustandekommen des Vereins der Klempner zu ver hindern. Die Versammlung protestirte entschieden gegen ein solches Vorgehen. Ein Antrag, zum Schluß eine Tellersamm lung zu Gunsten der streikenden Klempner Münchens   zu ver­anstalten, wurde vom überwachenden Beamten nicht gestattet. Dagegen fand eine von Kollege Schulz beantragte Tellersamm lung zur Deckung der Unkosten statt, welche 19,70 M. ergab. Zum Schluß forderte der Vorsitzende die Versammlung noch auf, eifrig auf das Berliner Volksblatt" zu abonniren und nicht Kapitalistenblätter zu unterstüßen. Nur einzig und allein das Berliner   Volfsblatt" wahre die Interessen der Arbeiter, und ist es deshalb Pflicht eines jeden Arbeiters, auf dieses Blatt zu abonniren. Um 12 Uhr schloß der Vorsigende mit einem dreimaligen Hoch auf das Gedeihen des Vereins die imposante Versammlung.

Die Maurer waren gestern Vormittag wieder sehr zahl­reich in den Bürgerfälen, Dresdenerstr. 96, versammelt zur Besprechung von Streifangelegenheiten. Das Bureau zur Leitung der Versammlung bildeten die Herren Grothmann, Fiedler und Silberschmidt. Herr Grothmann gab Eingangs seiner Ausführungen seiner Vermuthung Ausdruck, daß nach der gestrigen Versammlung verschiedene Kollegen die Arbeit aufgenommen haben in der fälschlichen Meinung, daß es mit dem Streit vorbei sei. Dies sei durchaus nicht der Fall. Die Verhältnisse seien den Maurern durchaus günstige. Während für 20 000 Maurer   Arbeit vorhanden sei, arbeiten noch nicht 4000. Am günstigsten seien die Stadttheile Süden und Westen. Im Süden arbeiten auf 70 Bauten nur 180 Maurer zehn Stunden täglich. Der Westen sei noch günstiger gestellt. Verantwortlicher Redakteur: R. Cronheim in Berlin  . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin   SW.. Beuthstraße 2.

Die Durchschnittszahl der Streifenden betrug pro Aus­Stand 323; während der größten Streiks, denen der Tischler von Paris   1882 waren 40 000 Arbeiter ausständisch, in den Kohlen­werken von Anzin   stellten 1884 10 150 Rohlengräber die Ar­beit ein.

Hierzu eine Beilage.