erf die erst? en Zeil»
Beilage zum Berliner Bolksblutt.
Kr. 159.
Donnerstag, den 11. Inti 1889.
6. Jahrg.
Die SlerbliOel! in den verWedeuen Kerufsarteu in der KWelz. Aeber dieses Thema, mit besonderer Berücksichtiguna der Sterblichkeit an Lungenschwindsucht, hat Professor Dr. Adolf Vogt in Bern   kürzlich in der ,,Zeitschrrst für Schweizer Statl,tl� eine hochinteressante Arbeit veröffentlicht. Es stand ihm»eitens des schweizerischen Bureaus ein Matena! zu Gebote, das er als Unikum bezeichnet, und so wert nur wissen, m,t Recht. Es ist uns nicht bekannt, daß außerhalb der Schwerz lemals auf einem größeren Gebiet eine Berufszahlung stattgefunden hatte, die das Alter der Gezählten verzeichnete. Neben den Ergeb- nissen der eidgenössischen Volkszählung von 1880 standen Herrn Professor Vogt auch noch Angaben über die Zahl der Sterbe- fälle zu Gebote, in den verschiedenen Berufskategorien von 1879 bis 1882 stattgefunden haben. Dieses Material ist relativ ungemein reichhaltig, aber eben nur relativ, im Vergleich zu der Armuth an Daten, die auf diesem Gebiet in der Regel herrscht. Unsere soziale Statistik ist selbst in denjenigen Ländern noch eine gänzlich ungenügende, die ihr die meiste Aufmerksamkeit zuwenden. Die Mortalitätsstatistik für die einzelnen Berufe in der Schweiz   giebl nur die Daten für die erwerbenden männlichen Personen, obwohl die Zahl der enverbenden weiblichen Per- sonen eine bedeutende und stetig wachsende ist. Wie erheblich die Verschiebung des Verhältnisses zwischen männlichen und weiblichen Arbeitern in mancben Industriezweigen war, ersehen wtr aus folgenden Zahlen, die wir in der Abhandlung des
Die Sterblichkeit der Männer ist in einer Reihe von Ju- dustriezweigen nur ein ganz ungenügender Maßstab für die in demselben im Allgemeinen herrschende Sterblichkeit. Ebenso sehr, wie die Angaben für die arbeitenden Frauen- hat Professor Vogt die Trennung der innerhalb der einzelnen Berufszweige Arbeitenden nach ihrer sozialen Stellung vermißt. Der Proletarier der in einer Seidenweberei arbeitet und der Kapitalist, dem diese gehört, werden beide als Seidenweber ver- zeichnet. Es ist klar, daß die Sterblichkeit in den Reihen der Fabrikanten gerade nicht den besten Maßstab für die größere oder geringere Gefährlichkeit der in ihren Fabriken vor sich gehenden Arbeiten abgiebt. In der Großindustrie werden in- deß die für die Handarbeiter geltenden Zahlen durch die Zasammenwerfung von Hand- und Kovfarbeitern und Kapitalisten nur wenig verschoben, da die Zahl der Handarbeiter die bei Weitem überwiegende ist. Im Handwerk wieder stehen sich Meister und Geselle sozial ziemlich nahe. In den dem Handel und Verkehr dienenden Berufen richtet dagegen die Zusammenwerfung von Arbeitern, Beamten und Unternehmern eine solche heillose Konfusion an, daß die für diese Berufe sich ergebenden Sterblichkeitszahlen absolut unbrauchbar sind. Zu diesem und andern Mängeln, die hätten vermieden werden können, gesellt sich noch einer, der unvermeidlich war: die Kleinheit der Schweiz   und die Kürze des der Beobachtung unterworfenen Zeitraumes. Für manche Berufe sind in Folge dieser Umstände Zahlen von einer Kleinheit gewonnen worden, die sie für statistische Zwecke kaum brauchbar erscheinen lassen. Pros. Vogt hat derVergleichung wegen die Sterblichkeit in den ver- schiedenen Berufen und Altersklassen für je zehntausend Per- sonen berechnet(nicht für hundert, um den störenden Dezimalen zu entgehen). Da hat er z. B. gefunden, daß von je zehn- tausend Förstern und Forstaufsehern im Alter von 15 bis 20 Jahren 21 an der Lungenschwindsucht starben, dagegen von je zehntausend Arbeitern im gleichen Alter in chemischen Fa- driken nur 8 und in der Tabakfabrikation gar keiner an dieser Krankheit. Welche Wonne für die Fabrikanten! Da sieht man ja deutlich, daß Nikotin und giftige Dämpfe der Lunge viel zuträglicher sind als Waldluft. Sieht man aber im Urmaterial nach, so findet man, daß in der Schweiz 120 Förster oder Forstaufseher 1880 im Alter von 15 bis 20 Jahren standen. Während der 4 Jahre vou 1879 bis 1882 starb aus dieser Altersklasse einer an der Schwindsucht. Von den 333 Arbeitern derselben Altersklasse im chemischen Gewerbe starb in diesen: Zeitraum ebenfalls ein Schwind- süchtiger, von 416 Tabakarbeitern keiner. Bei einem einzigen Todesfall treten natürlich dle versönlichen und zufälligen Ver- Hältnisse so in den Vordergrund, daß es absurd wäre, daraus soziale Konsequenzen ziehen zu wollen. -n r m" �em gesammten ausgedehnten Material, das Herrn Prot. Bogt zu Gebote stand und das er gewissenhaft und ver- standig bearbeitete, ist daher nur weniges verwendbar. Jndeß sind die Zahlen für die sechs Gruppen, die Vogt aus den ein- »einen Berufen gebildet hat, doch groß genug, um sie wissen- schastlich verwerthen zu können, mit Ausuahme der Gruppe des Handels und Verkehrs, die wir schon envähnt. Professor Vogt fand, daß die jährliche Sterblichkeit auf je 10 000 männliche Erwerbende des betreffenden Benifes und der betreffenden Altersklasse betrug:
h? der Landwirthschaft und Urproduktion Be- allen Altersklasse» die geringste Sterblichkeit auf. .doch sie die alsTaglohner  " Verzeichneten, meist Leute ohne feste Beschäftigung, die an das Lumpenprole- tanat grenzen, wird Niemanden verwundern. Auffallend da- gegen ist eS, daß die Fabrikarbeiter gleich an mancher Stelle, uumittclbar nach Sennen, Winzern, Förstern und dgl. zu stehen kommen, und nach ihnen die.höher Gebildeten", Geistliche, Aerzte, Kunstler, Advokaten, höhere Beamte-c., sowie die Handwerker.
Einigennaßen mag dies durch die oben bereits berührte Zusammenwerfung von Berufsgenossen der verschiedensten sozialen Stellungen bewirkt werden: Die Lage der Fabrikarbeiter er- scheint günstiger als sie in Wirklichkeit ist, da die Fabrikanten und Fabrikbeamten zu ihnen gerechnet wurden, indeß die schlechtest situirten Arveiter, die weiblichen, außer Berechnung blieben, in manchen Industriezweigen, in denen die Frauen- arbeit überwiegt, dürfte die Mehrzahl der männlichen.Er­werbenden" in Fabriken aus Beamten und Unternehmern be- stehen. Wenn man nur die Männer in Betracht zieht, findet man da natürlich höchst günstige Sterblichkeitsverhältnisse. Umgekehrt erscheint die Mortalität der Herren Notare, Baumeister, Aerzte, Professoren-c. größer als sie ist, da auch das ungeheure Proletariat der Intelligenz, das Heer der Lohn- schreiber und Lohnzeichner, der Hauslehrer und Theaterchoristen u. s. w. mit ihnen zusammengerechnet wird. Immerhin bleibt die Differenz zu Gunsten der Fabrik- arbeiter eine auffallende und mit den Erfahrungen anderer Länder schwer zu vereinbaren. Sie dürfte wohl zum Theil den ausnahmsweisen Zuständen der Schwei» zuzuschreiben sein. Diese Bauernrepublik hat keine Großstadt, die ununterbrochen frisches Blut vom flachen Lande an sich zieht und sich dadurch verjüngt, indeß sie die Dörfer verödet. Der Bauer bleibt an seiner Scholle kleben und in den kleinen Städten bleibt diegeistige und finanzielle Aristokratie" stets auf die- selben kleinen Kliquen beschränkt; eine Blutmischung findet in den Kreisen derHöher Gebildeten" in diesen kleinen Städten seltener statt als in Großstädten, wie Paris  ; durch Generation Heirathen ein paar Familien immer untereinander, was weder »ur Verbesserung noch zur Erhaltung der Widerstandsfähigkeit der Rasse beiträgt. Anderseits liegeu in der Schweiz   die Fabriken vielfach auf dem flachen Land, in Thälern, mit gunstiger Wasserkraft. Die Fabriksarbeiter sind halbe Bauern, von den mancher ein Gutchen, fast jeder ein Gärtchen hat, das er bestellt. Der günstige Einfluß der Landarbeit ist ihm nicht völlig versagt. Vor allem aber ist zu bemerken, daß in der Schweiz   der elf- stündige Normalarbeitstag besteht und zwar nicht blos auf dem Papier. Ihm ist es sicher nicht zum min- besten zu verdanken, daß die Fabrikarbeiter der Schweiz   in Bezug auf Sterblichkeitsverhältnisse der landwirthschaftlichen Bevölkerung näher kommen, als die Erwerbenden aus anderen Kategorien. Eindringlich sagen uns die Zahlen der obigen Tabelle, daß die Ausdehnung des Normalarbeitstages auf alle Arbeiter- kategorien eine dringende Nothwendigkeit ist. Vor allem im Gebiete des Handwerks. Man schwätzt heute so viel von der Nothwendigkeit, das Handwerk zu erhalten: was uns damit erhalten wird, zeigt die obige Tabelle: die mittlere jährliche Mortalität der Fabrik- arbeiter beträgt 138 per 10 000, die der Handwerker 160; die der Landarbeiter 110. In Bezug auf die Sterblichkeit verhält sich also in der Schweiz   die ungeschützte Handwerks- arbeit zur gesetzlich geschützten Fabrikarbeit ungefähr in demselben Verhältniß, wie diese zur Landarbeit. Und dies Ver- hältniß verändert sich immer mehr zu Ungunsten des Hand- werks. Dieses fristet seine jämmerliche Eristenz nur noch durch die höchstmögliche Auspressung der Arbeitskraft des Arbeiters; man beschränke diese AuSpressung, wie maN es in der Großin- dustrie gethan, und man zieht dem Handwerk den Boden unter den Füßen weg. DieHebung" des Handwerks, d. h. die Verlängerung seines Todeskampfes bedeutet Beschleunigung des Ruins der Handwerker. Die Handwerker gilt es zu retten und nicht das Handwerk; ersteres kann nur geschehen auf Kosten des letzteren. Wie sehr die Verlängerung des Lebens des Hanwerks das Leben der handwerksmäßigen Arbeiter verkürzt, zeigt sich fast noch deutlicher, als in den allgemeinen Zahlen für die ganzen Gruppen, wenn man die speziellen Zahlen für einzelne Berufszweige giebl. Wir wählen solche Berufe, die einerseits für Großindustrie aber Handwerk typisch sind und von denen andererseits jeder so zahlreiche Arbeiter umfaßt mindestens 10000 daß die für ihn gewonnenen Zahlen wissenschaftlich verwerthbar sind. Es betrug die mittlere jährliche Sterblichkeit für je 10000 männliche Erwerbende Fabrikarbeiter Handwerken Sticker... 97 Schuhmacher. 143 Seidenspinner 115 Schreiner... Baumwoll- Bäcker... spinner«.. 130 Schneider.. Diese Zahlen sprechen wohl beredt genug. Allzuweit gehende Konsequenzen kann man freilich aus ihnen auch nicht ziehen. Sie zeigen gerade an, daß etwas faul ist im Staate Dänemark  , daß die Position der Handwerks- mäßigen Arbeiter eine viel ungünstigere ist als die der Fabrik- arbeiter. Eine Statistik der Sterblichkeit in den einzelnen Be- rufen, wie sie sein sollte, müßte uns jedoch noch mehr erkennen lassen, als das. Sie müßte neben der Sterblichkeit in den einzelnen Berufen, Altersklassen und Jahren auch die durch- schnittliche Arbeitszeit und den Arbeitslohn in diesen Berufen geben, um wenigstens einigermaßen erkennen zu lassen, wie weit der Arbeitsprozeß, wie weit die soziale Lage der Arbeiter ihre Sterblichkeit beeinflußt. Indessen lernt man in statistischen Dingen bald bescheiden sein und mit Geringem Vorlieb nehmen. Einstweilen, bis man daran gehen wird, das statistische Material auch in größerem Maßstabe nach wissenschaftlichm Grundsätzen zu sammeln, müssen wir herzlich froh sein, daß Staaten, wie die Schweiz  , mit ihren kleinen Mitteln wenigstens einige der auffallendsten Lücken der sozialen Statistik nach und nach auszufüllen suchen, und daß das so gefundene Material möglichst gut ausgenutzt wird, wie eS in vorliegender Arbeit geschehen, ohne Rücksicht auf etwaige, für herrschende Interessen unangenehme Kon- sequenzen.
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Locknlos. Di« Kerttner Ktadtoerordnetrn- Nersammtung hat eS bekanntlich abgelehnt, einige Arbeiter auf Kosten der Stadt nach Paris   behufs Studiums der Weltausstellung zu schicken. Dagegen hat in London   der Lord- Mayor eine Subskription eröffnet, damit 100 englische Arbeiter zu Studienzwecken die Weltausstellung besichtigen können. In Nordamerika   schickt ein Journalisten- Verband(die Scripps Cague  ) auf seine Kosten 50 Arbeiter nach Paris  . In Italien   findet ebenfalls eine Subskription statt, um 50 Arbeiter aus den verschiedenen Branchen zu einem zehntägigen Aufenthalte nach Paris   zu entsendeii..,. JUb«r die DaMpf-KtraKettbahn U-Uendorfplrch- Grunewald wird derVolks- Ztg." geschrieben:Dw Zu-
stände auf dieser Linie sind noch recht verbesseiungsbedürstig. Besonders ist die Aufstellung von Signalvorrichtuugen an den Biegungen zur Sichenma des Betriebes bringend wünschenS- werth. Schreiber dieses hatte am Sonntag Nachmittag Gelegen- heit, zu beobachten, wie zwei vollbesetzte Züge von je 3 Wagen auf der eingeleisigen Strecke unmittelbar hinter der Station St. Hubertus mit vollem Dampf sich begegneten und wie ein Zusammenstoß nur durch die Geistesgegenwart eines Passanten verhindert wurde. Die Bahn beschreibt an dieser Stelle mitten im Walde eine scharfe Biegung, so daß der Ausblick auf die weitere Strecke erst kurz vor der Ecke möglich ist. Da keinerlei Signalvorrichtung vorhanden, war es dem Zugführer des fahr- planmäßigen Wagens unmöglich, die ihm begegnenden Extra- wagen rechtzeitig zu bemerken. Ein folgenschwerer Zusammen- stoß war unvermeidlich, wenn nicht auf den Zuruf eines ge- rade an der Ecke befindlichen Herrn beide Wagen noch recht- zeitig gebremst und auf wenige Schritte Entfernung von ein- ander zum Halten gebracht iverden konnten, so daß die betr. Passagiere diesmal mit dem Schreck davon kamen. Hätte sich der Vorfall nach Eintritt der Dunkelheit ereignet, so war ein größeres Unglück höchst wahrscheinlich. Jedenfalls ist es Pflicht der Direktion, die auf jeder anderen Eisenbahn vorgeschriebenen ''''*- ihrer Bahn in Anwendung
öicherheitsvorkehrungcn auch auf ik u bringen, damit die Wiederholung
derartiger Vorkommnisse
Siä M unmöglich wird. Der Auoschutz der Studentschaft ist längst todt; aU seinem Grabe stehen aber jetzt noch klagend und jammernd nicht etwa die verwaisten akademischen Bürger, sondern die Herren Schuster, Schneider, Schwertfeger u. a., welche dem Ausschuß alle die Utensilien geliefert hatten, die bei den fest- lichen Aufzügen und Kommersen das Auge ergötzten. Da figuriren in den Rechnungen weiße Reithosen, farbige Schärpen, hohe Kanonenstiefel, blitzende Rapiere u. f. w. mit ganz an­sehnlichen Posten. Alle die oben erwähnten Handwerker können wegen der Auflösung des Allsschusses nicht sofort zu ihrem Gelde kommen. Die Säumniß ist aber keineswegs den früheren Vertretern der Studentenschaft zum Vorwurf zu machen, denn diese hatten ihrem Kassirer den Auftrag gegeben, alle schweben- den Geschäfte zu reguliren. Nun ist aber der Kassenwart in- folge von Krankheit augenblicklich nicht dazu im Stande, und vom Ausschusse selbst ist niemand mehr befugt, diese Zahlungen anzuordnen. So kommt es, daß von keiner Seite über das Ableben des Ausschusses mehr geklagt wird, als von dm zu. geduldigem Harren verurtheiltm Meistern. In Kpandaulwird jetzt das Haus abgebrochen, von dem Gottfried Kinkel   am 6. November 1850 um Mittemacht seine Flucht antrat. Dasselbe war damals ein Gasthaus, von welchem aus Karl Schurz   unter dem Namen Jühsen die schwierige Flucht seit August vorbereitet. Er war selbst badischer Insurgent; heute ist der amerikanische   Senator ein gern gesehener Gast in Berlin  . Vom Dache des Zuchthauses aus ließ Kinkel sich in finsterer Nacht an einem dünnen Seile auf die Straße hinab, wo seine Freunde ihn erwarteten. Ein Wagen stand bereit, der mit dem Befreitm über Hakenfelde  , Oranienburg   und Gransee   bis Fllrstenberg in Mecklenburg   jagte, wo umgespannt wurde, da die Pferde nicht mehr weiter konnten. Am nächsten TagelMittags 1 Uhr wurde in Strelitz bei einmi Freunde die erste Rast gemacht. Am Morgen des 8. November traf man in Rostock   ein, von wo Kinkel mit einem kleinem Schooner, der seine Ladung nicht einmal beendigen konnte, weil Gefahr im Verzuge war, nach England segelte. Dm Abschied vom Vaterlande hat Kinkel in seinem Gedicht besungen: In wenig Stunden fordert Der Bootsmann mich zum Strand, Durch meine Seele lodert Des Abschieds scharfer Brand. Die Lippe fragt so bange: Wie lang', ach, auf wie lange Meid' ich das Vaterland?" Gl« hiesiger GisenwaarenhänMer war von seinem Handlungsgehilfm, der ohne Kündigung aus dem Geschäft weggeblieben war, wegen rückständigen Lohnes verklagt wor- den. Er wollte dm fällig gewordenen Lohnbetrag kompensirm mit denjenigen Mehraufwendungen, die er infolge des niige- rechtfertigten Fortbleibens des Gehilfen hatte machen müssen, da dieser die gesetzliche Kündigungsfrist nicht innegehaltm hatte. In der mündlichen Verhandlung vor der zuständigen Ab- theilung des hiesigen Amtsgerichts behauptete nun der Gehilfe, »um sofortigen Verlassen des Dienstes berechtigt gewesen zu sein und zwar aus folgerndem Grunde; Der Pnnzival fei öfter m den Laden gekommen, wenn gerade viele Kunden da waren, und habe dann dem Gehilfen ganz merkwürdige Fragm vorgelegt,». B.: Haben Sie dm Wagen Drahtstifte schon ausgepackt? oder: Ist die Nachnahmesendung nach Stralsund  über 800 M. schon besorgt? und ähnliche Fragen. Der Gehilfe habe dann, da er von diesen Sachen gar nichts gewußt, mit einem etwas verwunderten Gesichtsausdruck diese Frage ver­neint. Dafür habe später der Prinzipal ihn geschimpft und namentlich ein Rindvieh genannt, der für ein Ladengeschäft nicht zu brauchen sei. Er, der Kläger  , habe dann begriffm, daß es sich bei diesen Fragm um eine Reilommisterei seines Prinzipals handelte, mit der er die anwesende» Kunden über den Umfang seines Geschäfts habe täuschen wollen. Thatsäch- sich seien weder Nachnahmcsendnngm in ähnlicher Höhe während der Dienstzeit des Klägers lemals im Geschäft deS Verklagten abgesmdet worden, noch sei dort jemals auch mir ein annähernd großer Vorrath von Drahtstiften eingegangm. Die aus diesem Anlaß gebrauchten Beleidigungen seien so ehrm- rührig, daß er sich berechtigt gehalten habe, das Geschäft sofort zu verlassen. Der Verklagte bestritt diese Behauptungen, hielt dieselben aber auch für linerhebsich, da sie keine sofortige Auflösung des Kontraktverhältnisses begründen würden. Das Gericht war in letzterein Punkte entgegengesetzter Meinung und beschloß die Beweisaufnahme über die Behauptung des Klägers. Die Heilige« der Heilsarmee suchm letzt mit Vorliebe die NachtkafeS im Zentrum der Stadt auf, um darin Krieger und Kriegerinnen für die Heilsarmee zu werben. Die>Sekte soll gerade in dm Kreisen, welche flir gewöhnlich Stammgäste der NachtkafeS sind, nicht unerhebliche Erfolge aufweisen; eS find derStaatsb.-Ztg." verschiedene Fälle bekannt, in denen weibliche Emissäre der Heilsarmee weibliche Reknitm au« der Schaar der die Nachtkafes frequcntirendenDamen  " geworben haben. Daß übrigens das Propagandamachen nicht immer mit Annehmlichkeitm verknüpft ist, bewies ein vor einigm Tagen in einem Nachtkafe geschehener Vorfall, welcher damtt begonnen, daß der Emissär an die Unrechte gekommen, und als er derselbm ihren sündhaften Lebenswanvel vorwarf, nach Verabreichung furchtbarer Schläge zur Thür hinausgeworfen wurde. Schade, schade«m de« schönen Punsch!" rief vor- gestern ein etwas angeheiterter Spaziergänger in der Leipziger- straße einem derben Rollkutscher zu, der seines Weges daher- fuhr. Anfangs achtete der Wagenlenker dieses in klagendem.