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3. 14. Jahrgang.

Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Dieußag, 5. Januar 1897,

Chronik für das Jahr 1896.

ember.

Hers Blum, der Sohn Robert Blum's  , in Leipzig   aus dem Lechtsanwaltsstande ausgeschlossen.

Brdent- Dervillers, sozialistischer Abgeordneter für Paris  , ge­prben.

Au das Landgericht bestätigt die Rechtsgiltigkeit der Bäckerei­verordnung des Bundesraths.

Jn 25 Städten Deutschlands   Versammlungen der Schneider und Näherinnen, um deren Forderungen an die Gesetzgebung zu besprechen.

Hamburger Verfassungsreform beendet. Das Bürgerrecht und damit das Wahlrecht kann von solchen erworben werden, die fünf Jahre hinter einander 1200 m. verfteuert haben. 3. Zum Präsidenten der Vereinigten Staaten   wird William Mac Kinley, zum Vizepräsidenten Garret A. Hobart gewählt. Vor Gericht Mißhandlungen von Streifenden durch Schußleute und Beschimpfungen( Lümmel, warum streitst Du?") fon­statirt.

4. Der Bakteriolog Dr. Edington in Kapstadt   hat die Rinder­pest erzeugenden Mitroben entdeckt.

5. Reichstagswahl in Mainz  . Genosse David in Stichwahl.

In der französischen   Deputirtenkammer Interpellation wegen der durch die Polizei veranlaßten Ruheftörungen in Carmaux. 6. Jn Brandenburg Genosse Peus in den Reichstag   gewählt, 7. Internationale Eisenbahn- Konferenz in St. Petersburg  . 8. Preßkonferenz der sozialdemokratischen Zeitungen in Berlin  . Wunderdoktor Volbeding vor Gericht. Vier Jahre Ge­fängniß.

9. Tas in Washington   tagende Schiedsgericht über die venezola nischen Streitfragen beendete seine Arbeiten. Künftige Streitig teiten sollen ebenfalls, wie vertragsmäßig festgestellt, auf schiedsgerichtlichem Wege beigelegt werden.

10. Prozeß Auer und Genossen( Auflösung der Partei­

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leitung 2c.) vor dem Reichsgericht. Das erste Urtheil wird aufgehoben und zur nochmaligen Berhandlung zurückgewiesen. Es soll geprüft werden, ob die Sigungen des Parteivorstandes als Vereinsversammlungen" zu betrachten sind. Eröffnung des Reichstags. Gerichtsverfassungs- Gesek. Pereira übernimmt die Präsidentschaft der Republik   Brasilien. Auf Bitte des Papstes erklärt sich Menelit von Abessynien bereit, die italienischen Gefangenen freizugeben; doch hindere ihn die drohende Haltung Italiens   daran.

11. Der oldenburgische Landtag wiederholt sein Mißtrauensvotum gegen die Regierung.

Die Regierung von Transvaal   verlangt von der Chartered Company   als Entschädigung für den Jameson'schen Einfall

1 Million Pfund Sterling. 12. Prozeß Witte Stöder. Stöcker wegen Berleumdung ver­urtheilt.

18. General Weyler auf Ruba giebt Befehl, alle Zeitungs­forrespondenten, die sich auf dem Kriegsschauplah zeigen, niederzuschießen.

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Der Fall Bading" wegen des dolus eventualis fommt endlich zur wohlverdienten Ruhe, nachdem er dreimal vor der Straftammer und dreimal vor dem Reichsgericht war. Das letztere wies heute die Revision des Staatsanwalts gegen das legte freisprechende Urtheil zurück.

14. Der Rongreß von Bolivia erklärt die tubanischen Aufständischen als friegsführende Macht an.

15. Friedenspräliminarien von Menelik   und Major Nerazzini unterzeichnet. Darin die Unabhängigkeit Abessyniens aus­gesprochen.

Konferenz der Arbeiter- Beisiger an deutschen   Gewerbegerichten in Halle.

Schweizerischer sozialdemokratischer Parteitag in Winterthur  . 16. Jm Reichstage Interpellation über Bismarck's landesverrätherische Enthüllungen.

3. Oberst Liebert zum Gouverneur von Ostafrika   ernannt. Das Kaiserhoch auf dem Iltis" und der Hamburger Streit im Reichstag. Herrn von Marschall's Flucht in die Deffentlichkeit". In Hamburg   streiten 17 000 Hafenarbeiter. Generalstreit pro­flamirt.

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Maceo, der Führer der kubanischen   Aufständischen, auf einem Marsch gegen Havana gestorben, wie es heißt, durch Meuchel­mord der Spanier.

Abgeordnetenhaus nahm Mindestgehalt der Lehrer mit 900, das der Lehrerinnen mit 700 M. an.

7. Kriminalkommissar v. Tausch wegen Meineids verhaftet. Leckert und v. Lützow   zu je 18 Monaten Gefängniß ver­urtheilt.

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2500 Handelsangestellte beschließen, Reichstag   und Bundesrath um Einführung des Achtuhr- Ladenschlusses zu ersuchen. Feier des 25jährigen Bestehens der Deutschen Bühnengenossen­schaft in Weimar  .

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regiments, sowie infolge der beabsichtigten Uebersiedelung di Königin Augusta   Garde Grenadierregiments Nr. 4 von Spandau  nach Berlin   behufs Unterbringung dieser beiden Regimenter mit zwei Kasernements bebaut werden. Aus diesem Anlaß ist für die angrenzenden Straßen eine Abänderung der Fluchtlinien nothwendig geworden, für welche der Magistrat jetzt einen Plan aufgestellt hat

Lokales.

Arbeiter Bildungsschule. Den Mitgliedern zur Nachricht, daß am heutigen Tage der Unterricht in beiden Schulen wieder beginnt. Auch für Nicht- Mitglieder ist der Quartalsanfang eine günstige Gelegenheit zum Eintritt. Lehrplan fiehe im Annoncen­theil. Ferner machen wir auf das am nächsten Sonnabend den 9. Januar im Lotale von Hoffmann, Alexanderstr. 27c, stattfindende in be 6. Stiftungsfest aufmerksam. Billets werden nur schränkter Anzahl an Mitglieder und deren Angehörige ausgegeben. Der Vorstand.

Ueber Bauwesen und Bauschwindel läßt sich die von

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Botschaft des Präsidenten Cleveland   an den Kongreß, in der den Spaniern gerathen wird, Kuba   die Autonomie zu gewähren. Der Zustand in Armenien   könne nicht mehr lange Seinrich Fränkel herausgegebene Jahresübersicht über Grundbesit geduldet werden. Statistiker Ernst Engel   in Dresden   gestorben. Früher und Hypotheken der Stadt Berlin   vernehmen. Die Bauthätig Direktor des preußischen statistischen Bureaus und von Bis- teit innerhalb des Berliner   Weichbildes zeigt sich danach von marck aus dem Amt chikanirt. Oktober zu Oktober in 342 Neubauten( 267 in 1895) mit einem Dampfer, Salier   des Bremer Lloyd mit 276 Menschen unter- Versicherungswerth von 110 401 100 mm.( 89 731 400). Die Anzahl gegangen. Angeblich während des Bremer   Hafenarbeiter- aller bebauten Grundstücke betrug am 1. Oktober 1896 23 307 mit einem Gesammt- Versicherungswerthe von 3 615 602 700 M. Hervor­ftreits von Streifbrechern geladen und schlecht verstaut. In Berlin   fechs Massenversammlungen zu gunsten des Hamragend betheiligt waren an dem Zuwachs nur der Osten, Nordosten, burger Streits. Norden und Nordwesten der Stadt. Durch die Furcht vor dem

Die höchste Zahl im Hamburger Streit, 18 000 streifende Hafen­

arbeiter, wurde erreicht.

In Barcelona   wieder eine Dynamitbombe. Nobel, Erfinder des Dynamits, gestorben. Sinterläßt ein Vermögen von 50 Millionen. Der im französischen   Banamaprozeß schon einmal wegen Be ftechung zu Gefängniß verurtheilte Minister Barhaut ist aufs

neue verhaftet worden. Studentenunruhen in Moskau  .

gesetz an.

haftet.

Kommission des Abgeordnetenhauses nahm das Lehrerbesoldungs­ Sächsische Arbeiter- Zeitung" konfiszirt. Der Redakteur ver­Explosion von Acetylengas   in einem Berliner   Laboratorium. 4 Todte, darunter auch ein Genosse. In Berlin   Einweihung des neuen, vom Asylverein für Obdach lose gegründeten Asyls für Obdachlose. Beschwerde des Königs Stumm über die evangelischen Geist­lichen vom Konsistorium in Koblenz   als unberechtigt zurück­gewiesen. Die Justiz Novelle gescheitert. Der preußische Staat hat tein Geld für die ordentliche Besehung der Richterkollegien. Der Kongreß der Vereinigten Staaten   von Nordamerika   hält eine außerordentliche Session ab. Es werden die fubanischen Angelegenheiten erörtert. Eine Liga zur Förderung des tubanischen Aufstandes hat sich in Amerika   gebildet. Die Prozesse, die der Margarinefabrikant Mohr gegen zirka 400 Zeitungen anstrengt, beginnen. General- Amnestie des Sultans für Armenien  . 84 zum Tode Berurtheilte sind ausgenommen, die zu Freiheitsstrafen gnadigt werden. Bertagung des Reichstages bis zum 12. Januar.

H

Inkrafttreten der Umsatzsteuer war der freihändige Befizwechsel im Jahre 1895 auf 2400 Verkäufe gegen 2050 im Jahre 1894 ge= ftiegen. Wie berechtigt diese Furcht war," so heißt es im Bericht, zeigt sich dadurch, daß im abgelaufenen Jahre 1896. nach au verlässiger Schäßung nur noch rund 1800 freihändige Befitwechsel zu verzeichnen sind." Trotz dieses Rückganges ist aber vor kurzem die Erhöhung der Umsatzsteuer von 1/2 auf 1 pt. der Kauffumme beschlossen worden. Es fostet also der Ankauf eines Grundstücks in Zukunft rund 2 pSt. an Steuern. Als einzigen Lichtpunkt dieser Ver­fehrserschwerung muß man sich die Hoffnung vorstellen, daß der Stand der Hausbesitzer wieder wie vordem seßhaft gemacht werden soll. Bezahlung des Kaufstempels und der Gerichtskosten vor der laffung wirkt zwar häufig genug noch für den Uneingeweihten blüffend, aber für die Solidität des Hausbesitzerstandes sehr seg reich, indem eben die früher so leichten und berüchtigten Verschiebunge der leer stehenden Wohnungen hat sich troß großer Bau­von Grundstücken an Strohmänner aufgehört haben." Die Anzahl thätigkeit von 33 800 im Januar 1895 auf 26 000 im Frühjahr 1896 vermindert. Die Miethspreise sind zum theil gestiegen.

Die von Oktober bis Oktober durchgeführten 3wang3­per steigerungen von Grundstücken innerhalb des Bezirks des Amtsgerichts I Berlin   betrugen 384 gegen 388 in der gleichen Periode 1894/95 und 440 in 1893/94. Die Zahl von 384 im abgelaufenen Jahre würde, wie der Bericht sagt, eine bedeutend geringere fein, wenn es nicht einzelnen Großspetulanten gelungen wäre, fich mit ihren 30 bis 40 einzelnen Realitäten bis zu diesem Jahre durch­zuschleppen. Durch Schiebungen schlimmster Art wurden die Schuldenlaften aber immer größer und der künstlich aufgehaltene Busammenbruch ließ es nicht zu, daß sich die Zahl der dies­be- jährigen Versteigerungen verminderte. Angesetzt waren von Oktober bis Oktober im ganzen 536 Zwangsversteigerungen, durchgeführt aber nur 384, sodaß 152 gleich ca. 30 pet. vor den Terminen auf­gehoben wurden. Die infolge Zwangsversteigerung ausgefallenen Hypotheken erreichten im verflossenen Etatsjahr wieder die statt­liche Höhe von rund 44 Millionen Mark gegen 40 Millionen in 1894/95 und 58 Millionen in 1893/94. Recht interessante Zahlen liefern auch die Zwangsversteigerungen der Vororte und ein­zelner anderer Gemeinden, z. B. Charlottenburg 184( gegen 214 im Borjahre), Weißenfee 73( 82), Rigdorf 39( 41), Schöneberg   44( 91). lit 19( 16), Zehlendorf 4( 3), Lichterfelde   37( 18), Tempelhof 1( 5), Pankow   37( 19), Wilmersdorf   27( 40), Friedenau   12( 14), Steg­Breslau 82( 84), Görlig 26( 22), Magdeburg   151( 181), Halle 54( 93), Potsdam   10( 11), Brandenburg   13( 23), Stettin   39( 83), Hannover   77( 79).

In Desterreich soll der Zeitungsstempel für nicht öfter als dreimal wöchentlich erscheinende Blätter vom 1. März 1897 ab wegfallen.

17. Der Kaiser empfiehlt die Koalition aller Arbeitgeber gegen streitende Arbeiter. In Washington   befürwortet das Senatskomitee für auswärtige Angelegenheiten die Anerkennung der Unabhängigkeit Kuba's  . Ebenso beschränkt der Senat die Einwanderung Fremder. Roften des tubanischen Aufstandes für Spanien   bis jetzt Kubaner sind von den Beschränkungen ausgenommen.

17. Neue bedeutende Mezeleien werden aus Ewerek( Kleinasien  ) gemeldet. 3000 Armenier sollen das Leben verloren haben. Debut des neuen Kriegsministers im Reichstage. Er vertheidigt 18. den Mord des Lieutenants Brüsewiß als" Nothwehr". 18. Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen Deutschland   und Japan  ratifizirt.

19. Grubenexplosion in Recklinghausen   in Westfalen  . 32 Mann ge­tödtet.

Delegirtentag der deutschkonservativen Partei in Berlin  .

20. Der preußische Landtag wurde heute eröffnet.

21. Streit der Schauerleute in Hamburg  . Etwa 3500 im Streit.

23. Rongreß der National Sozialen( Naumann) in Erfurt   und

Gründung des National- Sozialen Vereins".

Streit der Lithographen und Steindrucker beendet.

24. Eine Novelle zum Unfallversicherungs- Gesetz erscheint.

25. Eröffnung des Reichstages in Budapest  .

3000 Ewerführer legen die Arbeit nieder.

Dr. Jameson vorläufig aus dem Gefängniß entlassen.

19.

480 Millionen Mart.

Die Hungersnoth in Indien   nimmt bedeutende Ausdehnung an. Der Hamburger Senat räth den Ausständigen, die Arbeit auf zunehmen. Nachdem will er versuchen, Mißstände zu be­feitigen.

Die Hamburger Hafenarbeiter lehnen in fünf Versammlungen den Vorschlag des Senats ab. Parlamentsfeffion in Frankreich   geschlossen, nachdem die Dringlichkeit eines Antrages auf allgemeine Abrüstung ab­gelehnt war.

20. v. Carstenn- Lichterfelde gestorben.

21. Ju Sofia   Prozeß wegen der Ermordung Stambulow's. Desterreich- Ungarische Handelsvertrag perfekt.

22. Georg v. Bunsen, liberaler Parlamentarier, gestorben.

26. Der Volksraad der südafrikanischen Republit beschränkt die Ein- 23. Ein Utas beſtätigt das Statut der Ostindischen Eisenbahn- Gesell­

wanderung.

Konsumvereine im Reichstage.

Tom Mann zum zweiten Male aus Hamburg   ausgewiesen.

27. Hamburger Streifende 12 000.

Im österreichischen Abgeordnetenhause Debatten über Straf­bestimmungen zum Schuße des Vereins-, Versammlungs- und Petitionsrechts.

Im preußischen Abgeordnetenhause Ronduitenliste für Lehrer fritisirt.

28. Der Schweizerische Bundesrath beschließt Einführung eines ein­heitlichen Zivil- und Strafgesetzes für die Schweiz  .

29. Neue Standale in Carmaux.

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30. In Hamburg   ftreiten 14 000 Hafenarbeiter. Der Hamburger Senat   erklärt den Arbeitern und Rhedern seine Geneigtheit fund, zu vermitteln.

Die Zurückziehung der Handwerkervorlage wird bekannt. Das italienische Parlament eröffnet.

Die liberalen Gemeinderäthe von Wien   beschließen, den Sigungen des( antisemitischen) Gemeinderaths vorläufig fernzubleiben. Jin Monat November wurden Sozialdemokraten von deutschen   Gerichten verurtheilt zu 3 Jahr, 5 Monat, 3 Wochen Gefängniß, sowie 5856 M. Geldstrafe.

Dezember

1. Die Mörder des Justizraths Levy, Werner und Grosse, je zu 15 Jahren Gefängniß, der höchst zulässigen Strafe, ver­urtheilt.

Einführung des Proportional Wahlsystems für den Züricher Kantonsrath verworfen. 2. Prozeß gegen den Bertrauensmann der politischen Polizei", v. 2üßow, und den diplomatischen Rechercheur" 2ect ert beginnt. 7101 Petitionen um Beseitigung des Duellunwesens in der Armee und Beschränkung der Militärgerichtsbarkeit im Reichs­tage eingegangen. Der Appellations Gerichtshof verurtheilte die egyptische Re­gierung zur Rückzahlung der für die Dongola   Expedition ge­währten 500 000 Pfund nebst Zinsen und Prozeßkosten. Zwei Massenversammlungen der Hamburger Streifenden nehmen das von Senator Dr. Hachmann 2c. vorgeschlagene Schieds: gericht an. Die Unternehmer lehnen es ab. Es streiten

ca. 15 000.

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3. Das österreichische Abgeordnetenhaus fordert die Regierung auf, bei internationalen Streitigkeiten die Lösung im Wege des Schiedsgerichts zu versuchen.

schaft zur Erbauung einer russischen Bahn ist Ostasien   auf chinesischem Gebiet.

25. In Rom   erscheint das erfte sozialistische Tageblatt, der Avanti", d. h. Vorwärts".

27.

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gestorben.

26. Es wird bekannt, daß der von Peutert und Theodor Reuß  verrathene John Neve vor mehreren Wochen im Buchthaus gestorben ist. Du Bois Reymond, berühmter Berliner   Naturwissenschaftler, Die Berliner   Parteigenossen verbreiten eine Agitationsnummer Rongreß der sozialistischen Gemeinderäthe in Brüssel  . des Vorwärts" in 100 000 Exemplaren. Die Börfianer verlassen die Berliner   Produktenbörse, um das Börsengesetz zu umgehen. Die Summe der im Monat Dezember von deutschen   Ge­richten über Parteigenoffen verhängten Strafen ist noch nicht bekannt. Stellen wir den sich aus den übrigen 11 Monaten ergebenden Durchschnitt von 6 Jahren 6 Monaten Gefängnißstrafe und 2825 M. Geldstrafe ein, so ergiebt sich für das Jahr 1896 eine im Kulturftaat" Deutschland   über unsere Genossen ver­hängte Gesammt Gefängnißstrafe von 78 Jahren, 7 Monaten, 2 Wochen und 5 Tagen, sowie eine Gesammt- Geldstrafe von 33 898 Mart. Damit werden die Machthaber ja zufrieden sein.

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Kommunales.

110 Millionen Mark im vergangenen Jahre geschäßt; die Gesammit Die Neubelastung des Berliner   Grundbesiges wird au belastung beträgt etwa 4/4 Milliarden Mark.

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ver

zweiten Sypothefengläubiger" im modernen Die Rolle, welche die nominellen Grundstücksbesizer und Bauwesen spielen, wird humoristisch in folgenden Worten erklärt: erstklassigen Institute nur wenig betheiligt. Um so auf­An der Beleihungsarbeit des vergangenen Jahres waren die fallender wurden aber die erststelligen Beleihungen besprochen, welche in der That den Verkaufswerth des Grundstückes erreichten und auch überschritten, so daß den eingetragenen Besitzern nur noch die Rolle eines durch den Ueberschuß manchmal gut aber auch manchmal schlecht dotirten Berwalters erfahrenen für eine zweite Hypothet gesucht, oder das hoch bleibt. Selbstverständlich wird dann noch nach I n= belastete Grundstück wird gegen ein mäßig belastetes vertauscht. Zweite und fernere Eintragungen zu erwerben wird von Jahr zu Jahr gefährlicher und kann kaum noch ohne sachverständiges Gutachten kaufmännischer Berather von Privaten ausgeübt werden. An diesen, den Bauschwindel und Wucher klassisch charakteri­firenden Bericht schließt sich mit origineller Logit die Prophezeiung: " Der Berliner   Grundbesig geht den nächsten Jahren mit allen besserer Rente wird für die Mühen und Sorgen der letzten Jahre Hoffnungen auf erneuten Aufschwung entgegen, und ist den Besitzern nur anzurathen, an ihrem Besitz festzuhalten und die Zeit reichlich entschädigen." Auf Kosten der kleineren Miether natürlich!

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Den braven staatserhaltenden Bäckermeistern ist es von Beit zu Zeit ein Bedürfniß, sich ihrer Gesebesübertretung zu rühmen. Sie gleichen in diesem Punkte den gleichfalls staats­erhaltenden Duellferen; wie diese sich um ihrer Lumpenehre villen dem geschriebenen Gesetze und allen menschlichen Ehrbegriffen zum Hohn gegenseitig niederknallen, so suchen auch die übermüthigen Innungsbrüder gefliffentlich zu Ehren der heutigen Ordnung der Dinge dem Gesetze ein Schnippchen zu schlagen. Eines der Blätter, deren Arbeiterfeindlichkeit ebenso notorisch ist, wie ihre Gesetzes liebe, die Voss. 3tg." nämlich nimmt mit Behagen von folgender Meldung Kenntniß:

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Zu den eben vergangenen Weihnachtstagen fand die erste Festtags- Bäckerei unter dem Marimal- Arbeitstage statt. Wie das Berliner   Bäckerinnungs- Organ schreibt, dürfte es in Berlin   feine Die städtische Deputation für Kunstzwecke hat gestern unter Bäckerei geben, in der die achtstündige ununterbrochene Ruhezeit dem Vorsitz des Oberbürgermeister Belle ihre erste Sigung im neuen eingehalten werden konnte, und in ganz Deutschland   dürften Jahr abgehalten. Zwei Angebote von Kunstwerken( die Gruppen Ausnahme der Meister, die ohne Hilfskräfte arbeiten- noch nicht Freunde" von Ende und Kugelspielerin" von Schott) mußten zur 5 pet. sein, die diese Bestimmungen nicht übertreten hätten. Demi­Zeit abgelehnt werden, da der Etat( jährlich 100 000 M.), der der Depu- nach müßten, wenn es nach dem Buchstaben der Verordnung ginge, tation zur Verfügung steht, durch die bereits vorgenommenen Ankäufe mehr als 50 000 deutsche Bäckermeister auf die Anklagebant, weil und Bestellungen vollständig erschöpft bezw. überschritten ist. Ueber sie dem Publikum den erforderlichen Fefifuchen geliefert haben. zwei an der Monumental- Bank auf dem Andreasplay anzubringenden Wenn die Bäckergesellen, meint das Jnnungsorgan, jetzt der Wahr­Marmorgruppen aus dem Arbeiterleben wurde definitive Bestimmung heit die Ehre geben und in ihren Versammlungen ebenso sprechen getroffen. Für die auf dem Koppenplay zur Aufstellung gelangende wollten, wie sie es bei Gelegenheit der Festtagsbäckerei in den Back­Gruppe Ballspiel" ist Sandstein als Material bestimmt worden. Stuben thaten, nämlich, daß es eine Unmöglichkeit sei, die Be­Bon weiteren Beschlüffen ist noch hervorzuheben, daß die Deputation ftimmungen über den Marimalarbeitstag einzuhalten", dann würde bei den Kommunalbehörden die Bewilligung von 12 000 M. zu Ehren man in Regierungskreisen doch wohl etwas stuhig werden." preisen der Stadt Berlin   für die diesjährige Kunstausstellung bean- Es ließe sich über die Nothwendigkeit von Gesetzesübertretungen tragen wird. ja reden, und wir Sozialdemokraten, die wir auf Bismarck   und sein

er bisherige Pionier Uebungsplan foll infolge der noth- Sozialistengeset bekanntlich gepfiffen haben, sind am allerwenigsten Senen Verlegung der Kaserne des Garde Küraffier- von der Art, die stramm parirt. Aber über die fittliche Verwerflich­

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