sind. Für die Chemie sei dies noch nicht«reicht, aber auch ibrc Zeit werde kommen, und wieder vereint mit ihrer älteren Schwester Physik werde sie dann den sicher gebahnten Weg zum aemeinsanien Ziele wandeln. Allgrmoinrn Unwille« hatte am Mittwoch Nachmittag bei den Passagieren eines Pferdebahnwagens der Linie Gör« litz« Bahnhof Zoologischer Garten das Benehmen eine« jungen Mannes erregt, der in der Wienerstrahe mitten auf dem Geleise stand und dem heftigsten Läuten des Kutschers zum Trotz dasselbe nicht verlassen wollte. Der Kutscher   glaubte, dafj der Mann, welcher dem Wagen den Rücken zugekehrt hatte, doch noch doS Geleise verlassen werde. Er schellte also noch einmal aus Leibeskräften, die auf dem Vorderperron stehenden Fahrgäste riefen, aber gegen alles Erwarten war der Mann stehen geblieben, und als nun der Kutscher   bremste, war es zu spät. Der Wagen konnte nicht mehr aufgehalten werden und riß den Menschen um, der eine Strecke mit fortgeschleift wurde und bewußtlos vom Pflaster hinweggetragen werden mußte. Man schaffte den Mann nach der Sanitätswache am Görlitz  « Bahnhof und dort ergab es sich, daß dn Verunglückte das Herannahen der Pferdebahn gar nicht hatte hören können, da er taubstumm war. Wie sich ferner ergab, waren die Räder des Wagens glücklicherweise nicht über ihn hinweggegangen, sondern halten den Taubstummen nur die Schienbeine ge- quetscht und ihn zahlreiche, aber nicht gefährliche Haut- abschürfungen beigebracht. Da der Ueberfahrene seine Adresse ausschreiben konnte, so ward«, nachdem er verbunden, den Seinigen zugeführt. Dem Kuisch« des Pferdebahnwagens trifft an dem Unglück keine Schuld, weil er Nichtwissen konnte, einen Taubstummen vor sich zu haben und annehmen mußte, daß der Mensch auf das Klingeln und Rufen zur Seite treten werde. Gin entsetzlicher Kannnsall hat sich gestern Morgen gegen£8 Uhr in der Kaserne der Artillerie-Schießschule in b« Scharnhorststraße zugetragen. Dortselbst erhielt ein Pferdestall eine neue Bedachung, welche in einer neuen Bauweise nach italienischer Art hergestellt wird. Die Bauarbeiten wurden durch den Baumeister Weiß geleilet; das gewölbte Dach wird in der Weise konstruirt, daß ein Drahtgeflecht über das ganze Gebäude hinübergezogen ist und dasselbe dann mit Zement be- deckt wird.- Im Ganzen wurden hierzu 400 Zentner Zement gebraucht. Um das Durchfallen dieses BedachungSmaterialS in weichem Zustande zu verhindnn, wurden Bretter von der Innenseite gegen das Drahtgeflecht gelegt. Seit drei Tagen ist die Zementiiung fertig gestellt und sollten heute Morgen um ZK Uhr die Bretier bereits wieder abgenommen werden; nun war natürlich in dielen drei Tagen die Masse noch nicht so weit ge- trocknet, und so kam es denn, daß, wie heute Morgen die Bretter von Arbeitern entfernt wurden, ein Theil der Decke in der Länge von etwa 4 Meter zusammenstürzte. Nun erfolgte eine furchtbare Szene, das Wehgeschrei der unter dem Zement Liegenden durchschallte bald die ganze Kaserne und alsbald eilten Mannschaften der Schießschule zur Hrlfe herbei. Mit fieberhafter Angst und Geschäftigkeit gruben die Soldaten unter Atsistenz der nicht verletzten anderen Arbeiter nach den Ver- schütteten und bald gelang es ihnen, die am Boden Liegenden herauszuholen. Schwer verletzt sind die Arbeiter Schütze, Heinze, Woblick, von denen der erstere eine erhebliche Verletzung an der Schläfe, sowie eine Kontusion des rechten Fußes, der zweite Bruch des Rückgrates und der dritte schwere innerliche Verletzungen erlitten. Ein vierter Arbeiter, dessen Namen wir nicht erfahren konnten, und der leichlere Verwundungen davon- getragen, wurde auf eigenen Wunsch mittelst Droschke nach seiner Wohnung geschafft, während die anderen drei Verletzten nach dem Garnison  -Lazarelh, wo ihnrn die erste Hilfe durch Militärärzte geleistet wurde, und von dort nach dem Auausta- Hospital mittelst Tragekörben üb«sührl wurden. Das Gebäude wurde sofort abgesperrt, zahlreiche Menschenmassen umstehen den Cii de» rktsetzfickm-Äauinnaüs. K»»nglich de« Schlächter» Werner, d« bei der er- mordeten Frau Vaneß gewohnt hat, theit dieAllge- meine FIeisch«zeitung" mit, daß derselbe bis vor zwei Jahren Engrosschlächter war, dann aber um einen Fachausdruck zu gebrauchen,abgeschnitten" (Bankerott gemacht) hat. Seit einiger Zeit ist Wnner, wie das genannte Fachblatt an Ort und Stelle ermittelt hat und von uns bereits früher mitgetheilt worden ist, als Abdeck««- aehilfe beschäftigt. In Friedrichsberg-Lichtenberg ging schon lange das Gerücht, das Fleisch von der Abdeckerei erhielt. In- folge dieses Gerüchts, daß Frau Vaneß, die einen schwunghaftn Fleischhandel betrieb, dessen Berechtigung ja wohl noch ge- prüft werden wird, hat Frau Vaneß in letzter Zeit viel Kunden verloren, trotzdem fie sehr reichliches Gewicht lieferte und die Preise von 1520 Pfennig für das Pfund billiger stellte als die Schlächter.... polizeillericht. Am 19. d. M. Abends wurde em Schlosserlehrling vor dem Hause Münzstr. 13 von einem Omnibus überfahren und erlitt so schwere Quetschungen beider Beine, daß er nach dem St. HedwigS-Krankenhause gebracht werden mußte. Am 20. d. M. Morgens stürzte in der Ka- ferne der Artillerie-Schießschule, in der Scharnhorststraße, ein Theil der im Pferdestall neu hergestellten Decke, anscheinend infolge zu großer Belastung, ein und wurden hierbei die drei Maurer Schütze, Heinze und Woblich zum Theil schw« verletzt. Sie wurden nach dem Augusta-Hospital gebracht. Tfierrter. Im Kerliner Theater wird am Sonntag, den 22. d. Ä-, wegen Heiserkeit Friedrich Basil'S derKauf- mann von Venedig  " statt des angekündigtenDemetrius" gegeben. Gcvirhls-Jteitung. Die anf wiederholten versuchten Giftmord lautende Anklage gegen den Kammttdiener Karl Wilhelm P r o ch n o w, deren Verhandlung schon einmal vertagt worden ist, beschäftigte heute wiedemm daS Schwurgericht hiesigen Landgerichts I unter Vorsitz des Landgerichtsdireklors H u m b e r t. Die An- klage vertritt Staatsanwalt Balke, dre Vertheidigung führt Rechtsanwalt W r o n k e r. Als Sachverständige sind Sanitäts. raih Dr. M i t t e n z w e i g und die Chemiker Dr. B i s ck o f f und Endruweit zur Stelle. Unter den Zeugen bcfindet sich die Frau des Angeklagten und der Sohn desselben, Wilhelm Prochnow, ein bescheidener, sorgsam gekleideter Junge. Auch der Untersuchungsrichter, Landaerichtsrath Hollmann, war als Zeuge aufgeführt, derselbe ist ober bekanntlich inzwischen gestorben. Vor Eintritt in die Verhandlungen bean- tragt der Staatsanwalt den Ausschluß d« Oeffentlichkeit  ; der Vertheidiaer widerspricht diesem Antrage, ebenso d« Angeklagte selbst, welcher erklärt, daß es ihm am liebsten wäre, wenn seine Sache in voller Oeffentlichkeit verhandelt würde. D« Gerichts- Hof beschließt, den Antrag des Staatsanwalts abzulehnen, da kein gesetzlicher Grund zum Ausschluß der Oeffentlichkeit vor- liege. T« Angeklagte, welcher 1845 zu Grenzin, Kreis ArnSwalde  , geboren ist, sieht bedeutend älter aus, denn sein «was spärliches Haupthaar ist schon stark ergraut. Er fitzt seit Februar dieses Jahres in Untersuchungshaft und wird beschuldigt, am 28. August und 5. November 1888 den V-rsuch gemacht zu haben, seine Ehefiau durch Beibringung von Gift zu tödten. Nach Vnlesung der Anklage be- ginnt der Präsident das Jnquisitorium.Angeklagter, Sie haben gehört, was Ihnen zur Last gelegt wird. Haben Sie das gethan, so weroen Sie gut thun, ein frei- und reu- müthiges Geständniß abzulegen und Ihr Gewissen zu ent- lasten. A n g e k l.: Nein, ich bin nicht schuldig, was ich ge- than habe, das habe ich s.üher schon zugegeben. Präs.: Da« sieht ja auS, als wenn Sie sich doch schuldig fühlten. Erzählen Sie etwas von Ihrer Vergangenheit. A n g e- k l a g t e r: Ich bin von 18rt7 1869 Soldat gewesen und dann bei dem Bankier Henkel bis zum Jahre 1871 im Dienst gewelen. Ich habe dann roch versch, ebene Stellungen iheils als Hausdiener, Iheils als Kammerdiener bekleidet, bis ich am 1. Febr. 1874 beim Baron v. Knorring, Gefandtschaftsattachee bei der russischen Botschaft, als Kamm«diener eintrat. Präs.: Wann haben Sie geheirathet? Angekl.: Am 9. Septbr. 1875. Präs.: Es war das damalige Dienst- mädchen Amalie Gräfe? Angekl.: Jawohl. P r ä l.: Wo haben Sie dieselbe kennen gelernt? Angekl.: Ich glaube, ich habe fie zuerst auf d« Straße getroffen und ihre Bekanntschaft gemacht. Präs.: Ihr Sohn ist vor d« Ehe geboren? Angekl.: Jawohl. Präs.: Sic sollen ge« heirathet haben, ohne daß Ihr Herr etwas davon wußte? Angekl.: Er hat es in den letzten Jahren wohl gewußt, aber« hat gethan, als wußte er es nicht. Präs.: Wo wohnte der Baron zuletzt? Angekl.: Magdeburger Platz 3. Präs.: Haben Sie stets dort oder in Ihrer Wohnung ge- schlafen? A n g e k l.: Stets in d« Wohnung meines Herrn. Präs.: Sie find in ein intimes V«häliniß zu einem Fräulein Heine getreten und haben ihr die Ehe versprochen? Angekl.: Die Ehe habe ich ihr niemals vnsprochen, sondern habe ihr immer gesagt, daß der Baron einen verheirathelen Diener nicht haben wollte. Präs.: Hat das Mädchen, welches sich als Plätterin ernährte, Sie nicht gerade im Jahre 1888 mehrfach gedrängt, Sie zu ehelichen? Angekl.: Nein, sie war ganz zufrieden mit dem Verhältniß. Präs.: Das Mädchen ist 27 Jahre alt und hat schon einmal ein Kind ge- boren?- Angekl.: Ja, im Jahre 1884. Präs.: Hat Ihre Frau Sie niemals mit d« Heine gesehen und hat sie nie Verdacht gegen Sie geäußert? A n g e k l.: Sie bat der- artiges nie gesagt. Präs.: Ist nicht einmal eine Wiege in Ihre Wohnung gebracht worden und hat da nicht Ihre Frau den Verdacht ausgesvrochen, daß Sie ein Verhältniß hoben? Angekl.: Die Wiege muß irrrhümlich in meine Wohnung gebracht worden sein. Präs.: Ihr eheliches Verhältniß war ein sehr schlechtes? Angekl.: Seit dem Jahre 1881 habe ich mit meiner Frau gar nicht mehr verkehrt. Präs.: Haben Sie Ihre Frau nicht auch gemißhandclt? Angekl.: Das ich nicht wüßte! BloS einmal, wo ich den Jungen wegen schlechter Schularbeiten züchtigen wollte und meine Frau da- zwischen trat und mich verhöhnte, habe ich fie mit einem Rohr- stock gezüchtigt. Präs.: Haben Sie fie dabei nicht an die Erde geworfen und gewürgt? Angekl.: Ganz bestimmt nicht; das ist eine Lüge von meiner Frau.   Präs.: Haben Sie nicht Ihrer Frau nahe gelegt, daß fie sich selbst morden solle? Angekl.: Das habe ich nie gethan. Ich habe ihr hlos einmal gesagt, daß fie sich scheeren solle, wenn sie nicht besser mit mir leben könne und sich nicht besser haltm wolle. Sie hat mir ab« erwidert, daß sie mich dann erst beseitigen und sich dann scheeren würde. Präs.: Hallen Sie das für erlaubt, daß Sie als v«heiratheter Mann alle Abend zu Ihrer sogenannten Braut gehen, welcbe keine Ahnung davon hatte, daß Sie v«hciralhct sind? Angekl: Ich habe mit mein« Frau eben nicht mehr ruhig leben können. Präs.: Wie viel Gehalt bezogen Sie von dem Baron? Angekl.: Zuerst monatlich 75 M., zuletzt 120 M. Präs.: Wie viel WirihschastSgeld hoben Sie Ihrer Frau gegeben? Angekl.: Monatlich 60 M., sie ist aber nie damit ausge- kommen. Präs.: Und was haben Sie der Heine gegeben? Angekl.: Dieselbe«hielt nur hin und wieder etwas von mir. Präs.: Sie sind nun angeklagt, zwei Mal versucht zu haben, Ihrer Frau Gift beizubringen, und zwar mit Strichnin, welches Si- einmal der Butler, das andere Mal dem Zucker beigemischt haben sollen. Angekl.: DaS ist nicht wahr. daS ist eine Lüge von mein« Fi au. Ich habe zu der Zeit gar kein Strichnin besessen. Präs.: Sie sind am 5. Februar ver- haftet worden und bei Ihr« Verhaftung hat man in Jhrcr Rocktasche Strichnin vorgefunden. Angekl.: Dasselbe habe ich am 27. oder 28. Januar von dem Förster Jeschonncck er- halten. Präs.: Es sollen 3 Pulver gewesen sein, es sind aber nicht nur 3 Pulver bei Ihnen voraefunden worden, son­dern ein viertes hatten Sie in eine kleine Flasche geschüttet. Was bezweckten Sie damit? Angekl.: Ich wollte das Pulver vor Vernichtung schützen. Präs.: D« Förster Jeschonncck list auch im Dienste des Herrn Baron. Letzterer hat in Burg bei Magdeburg die Jagd ge- pachtet und der Förster hatte, Ihrer Angabe nach, den Baron einmal(auf die Jagd noch Rußland begleitet. A n g e k f.: Das ist richtig. Präs.: Was wollten Sie denn eigentlich mit dem Strichnin? Angekl.: Der Förster Jeschonncck kannte Leute, welche den Baron v. Oubril früher auf die Jagd nach Rußland   begleitet ballen und hatte mir mitgelhciit, daß das Raubzeug, die Wölfe und Füchse mit Strichnin vergiftet würden. Da ich nun glaubte, daß ich meinen Herrn auch einmal nach Rußland   begleiten würde, habe ich Jeschonreck gebeten, mir Strichnin mitzubringen. Prä- sident: Außer diesem Strichnin find Sie also nicht im Be- sitze von Slnchnin gewesen? Angekl.: Nein. Präs.: Das wollen wir also genau festhalten und Sie nicht am Tage vor Ihrer Verhaftung in Ihrer Wohnung gewesen? A n- a e k l.: Ich weiß es nicht, glaube«s ab« nicht. Präs.: Der erste angebliche Gislmordversuch soll am 28. August verübt worden sein. Haben Sir nicht am Tage zuvor bei'Ihrer Frau zu Mittag gegessen? Angekl. Ja. Präs.: Sie haben Ihre Frau dann fortgeschickt, um Geld zu wechseln? A n- g e k l.: DaS bestreite ich, ich muß den Jungen geschickt haben. Präs.: Haben Sie sich nicht zu thun gemacht an dem Schranke, in welchem die Lebensmittel aufbewahrt wurden? Ä n g e k t.: Nein, das bestreite ich. Präs.: Haben Sie nicht bei Ihrer Festnahme bestritten, daß Sic überhaupt ein außerordentliches V«hLitnid unterhielten? Angekl.: Ge- leugnet habe ich es wohl nicht, ich habe nur gesagt, über diesen Punkt möchte ich schweigen. Präs.: Auch vor dem Unter- suchunpsrichter haben Sie dies beharrlich geleugnet, bis Frl. Heine Ihnen schließlich vorgestellt wurde. Angekl.: Anfangs wurde ich nur deftogt, ob ich ein Fräulein Brause kenne und dos konnte ich mit gutem Gewissen verneinen. Präs.: Dem Untersuchungsrichter haben Sie f. Z. mitgetheilt, daß Ihre Absicht dohm ging, Ihren Jungen einsegnen zu lassen und Ihre Ehescheidung inzwischen so weit zu betreiben, daß sie alsdann ziemlich beendet sein würde. Sie haben ferner zugegeben, daß Sie alsdann, wenn Ihre Ehescheidung rechts- kräftig geworden, das Mädchen Heirathen wollten. Angekl.: Nein, meine Absicht war es ja wohl, aber vonwollen" war keine Rede. Präs.: Sie bleiben also dabei, daß Sie dem Mädchen nicht die Ehe versprochen haben? Angekl.: Fest versprochen habe ich es ihr nicht, ich bin ihr imm« aus- gewichen und habe ihr gesagt, daß eS jetzt noch nicht gehe. Präs.: Halten wir ago immer daran fest: Sie behaupten, daß alles Strichnin, welches bei Ihnen vorgefunden worden, ausschließlich von Jeschonncck herrührt. Angekl.: Ja wohl, ich kann eS doch nicht anders sagen. Präs.: Wenn Ihnen nun ab« nachgewiesen wndcn würde, daß das Quantum Strichnin, welches bei Ihnen vorgefunden wurde, weit über da« Maß dessen hinaus geht, was Jeschonncck von dem Apotheker erhallen, und Ihnen gegeben hat? Angekl.: Herr Präsident, ich glaube, daß ein solch« Nach- weis sehr schwer sein wird. Präs.: Na, das wollen wir abwarten. Wirj haben Jeschonncck und auch den Apotheker hier und werden ja sehen, waS diese Leute sagen. A n g e kl.: DoS werden fie schwerlich sagen können. Präs.: Sie haben doch gewußt, daß Strichnin ein stark wirkendes Gift ist? Angekl.: Ja, das war mir ivohl bekannt. Präs.: Nuß  "' dem hat Ihnen doch sicherlich Jcschanneck gesagt, daß Sie sich mit dem Zeug sehr in Acht nehmen sollen und um so auisälligre ist eS, daß Sie mit dem Gift so leichtsinnig herumpeterv. Ana eil.: Ich glaube n-cht, daß es einem Menschen«twot 'chadct, wenn man es an die Fing« bekommt. Prall Bor dem Unl«suchungsrichter haben Sie seiner Zeit an- fänglich gesagt, daß Sie gar nicht wußten, waS Strichnin sei und daß dasselbe so heftige Wirkung habe. Angekl.: Ich glaube, ich habe erst auf der Polizeiwache er- fahren, daß es Strichnin sei. Präs.: Ich bin mir mrirti noch nicht klar, warum Sie das Pulver in die Flasche gc- schüttet und die letzt«« in den Tischkasten versteckt haben? r" Angekl.: Ich dachte, daß das Pulver in der Flasche besser aufgehoben sei, als in Papier.   Präs.: Dann hätten.Sle doch die ganzen Pulver auf einmal in eine Flasche schütte« können. Angekl.: Jck> wurde gestört, denn es klinge ue gerade und da mußte ich die Flasche wegstellen. Pratt Sie haben die Manipulation des UmschürtenS in Ihrer Stab« vorgenommen? Angekl.: Jawohl. Präs.: Na, d« ist cben ein Ort, wo Sie ganz ungestört waren. DaS Ver­hör deS Angeklagten ist hiermit geschlossen. Als erster Zeuge wird d« Kriminalkommissar Grützmachr vernommen. Derselbe hat das erste V«hör mit dem Angr- klagten vorgenommen. Der Verhaftete hat von vornherein«c- leugnet, als der Zeuge ihm ab« gesagt, daß er seine Ehest«« habe«morden wollen, da sei der Angeklagte so aufgeregt ge­worden, daß ihm Blut aus Nase und Mund quoll." Präsident: Machte eS Ihnen denn den Eindruck, daß der Angeklagte sich schuldig fühlte? D« Vorwurf, daß er*« Mörder sei, konnte ihn ja auch auflegen, ohne daß er J® schuldig zu fühlen brauche. Der Zeuge hat aus dem Bc- nehmen des Angeklagten auf dessen Schuldbewußtsein(fr* schlössen, ein Geständniß habe derselbe aber nicht ob' gelegt. Först« Jeschonncck, d« nächste Zeuge, bekunbcr Folg« des: Er habe seit vielen Jahren in den Dienste« des Barons v. Knorring gestanden, es sei ihm ab« 1. Januar 1888 gekündigt worden. Kurz vor Weihnachten st> er ,n Berlin   gewesen, und der Angeklagte habe ihn bei der Gelegenheit gebeten, ihm ein Quantum Strichnin miizubringe«- da er demnächst mit dem Baron v. Knoiring nack Rußlaub reisen müsse und dort v«suchen wolle, Wölfe zu vergiften. Der Zeuge hat ihm versprochen, den Wunsch zu erfüllen, ihm dabei aber eindringlichst auf die Seele gebunden, mit dem außc!- ordentlich scharfen Gift vorsichtig zu sein, was der Angeklagt auch hoch und theuer vnsprochen habe. Der Zeuge ging da«« später zum Apotheker Gieschar m Burg und lies sich dort sechs Dosen Strichnin zum Vergiften va« Füchsen, wie« es in jedem Winter bezogen, gebe«- Er eihielt die Pulver m einer Steinkruke, d"l derselben behielt er für sich und die übrigen drei nahm« ff* den Angeklagten nach Berlin   mit, als er am 1. Januar d. 0- seinem bisherigen Herrn Gewehr und die übrigen Sachen ob- zuliefern hatte. Apotheker Gieschar in Burg giebt eine Aussage ab, die sich über den Bezug des StrichninS im wesenk- lichcn mit der des Vorzeugen deckt. Förster Jeschonncck habe kurz vor Weihnachten einen polizeilichen Giftschein vorgezeigt und darauf sechs Strichninpulv« a. zwei Dezigramm erhalten- Präs.: Kann es nicht auch weniger wie zwei Dezi- gramm gewesen sein? Ter Chemiker wird uns nachher tagen, daß die Pulver alle leichter waren, str sollen nur 0,17 Gramm gewogen haben. Zeuge Man pflegt dnartigeS sehr genau zu wägen und meine Gift- waage ist hochfein. D« folgende Zeuge, Lehrer Hmtleib, bekundet, daß der Sohn des Angeklagten am 7. November v. I. sich weinen» darüber beklagt habe, daß snn Frühstück bitter schmecke. Der Zeuge hat Frau Prochnow besucht, dieselbe hat ihm die Bulter und bei einem späteren Besuche auch«ine Schale mit Zuck»* gezeigt. Auch der letztere schmeckte stark bitt«, und HStt«i sssd hiervon noch mehrere andere Personen überzeugt. Die Ehefla« Prochnow habe ihm häufig geklagt, daß fie eine so schlecht* Behandlung von ihrem Ehemann«dulden müsse und au? wiederholt der Befürchtung Ausdruck gegeben, daß ihr Man» fie bei Seite schaffen werde. Der Porti« des Hauses Magdeburg  « Platz. 3, in welchem der Angeklagte viele Jahre feine Privatwohnung inne gehabt, W dieBraut" des Angeklagten«st kennen gelernt, nachde« derselbe velhaftet worden war. ES sei ein junges Mädchen gekommen, das sich als die Braut des Prochnow voraestelss und ihre Verwund« ung darüber geäußert habe, daß sie aal einen Brief, den sie Tags zuvor an ihren Bräutigam gerichl«»- keine Antwort erhalten habe. Der Zeuge hat ihr mitgetheilt, daß Prochnow längst verheirathet und seit dem Tage vorher verhaftet sei, woraus das mme Mädchen vor Schreck in em* Ecke taumelte. Ueber das Verhältniß zwischen den Prochnow- schen Eheleuten weiß d« Zeuge etwas Wesentliches nicht mit- zmheilen. Die Tischlerfrau Nitschmann, welche alsdann al« Zeugin vorgerufen wird, wird von dem Angeklagten mit der Bemerkung empfangen: Das ist ja die Frau, gegen welche ich den Verdacht habe. Präs.: Ihr Verdacht geht uns vor- läufig noch gar nichts an; reinigen Sic sich nur erst von dem Verdacht, der auf Ihnen lastet. Die Zeugin ist seit fünfzehn Jahren mit der Frau des Angeklagten gut bekannt und de- kündet,.daß dieselbe häufig Angst vor ein« Vergiftung durck ihren Mann gezeigt habe. Sie habe dann hinzugesetzt, baß ß* sehr vorsichtig sei und alle Speisen«st sorgfältig koste. Ra- mentlich habe sie ihr einmal«zählt, daß ihr Mann sie ein«* Tages in auffälliger Weise weggeschickt habe, um ein Zwanzig- markstück zu wechieln. Als sie wieder zurückgekehrt, bade sie ihren Mann beim Küchenspind getroffen und als fie bald darauf Zuck« nahm, habe fie gefunden, daß derselbe einen ganz bitteren Geschmack gehabt habe. Ein andere« Mal habe sie dieselbe Erscheinung bei der Butter vorgefunden und als ihr Sohn einmal, als Rührkartoffeln gekocht wurden, den Zuckerlöffel ableckte, habe er sofort aufgeschrien, weil der Zucker wieder einen ganz bitteren Geschmack hatte. Die Zeugin hat dann der Frau Prochnow wiederholt g«a>hcn, die Sache doch untersuchen zu lassen, die Frau habe aber gesagt, daß ihr Mann ihr Ernähr« sei und daß sie eher sterben möchte, als ihren Mann zur Anzeige zu dringen. Sie zeigte aber«inen Abreißkalender vor und sagte, daß fie die einzelnen Vorkcmm- nisse genau notirt habe, für den Fall, daß ihr etwas pafftren sollte. Der Angeklagte sucht die Frau durch all«lei Ge'chichten aus der Vergangenheit zu verdächtigen und will es so dm stelle«, als ob diese Zeugin seiner Frau daS Gift gebracht habe, um ihn, nach einem vorher abgekarteten Plane, zu verderber- D« nächste Zeuge, Hoffchlächtermeist« Maaß, war der Wirth des. Angeklagten. Er ist einmal von dem Sohne desselben zur Hilfe gerufen worden, und als« in die Prochnow'tch« Wohnung kam. fand er den Angeklagten kniend auf der Frau und im Begriff, dieselbe zu prügeln. Als die Frau ihn ei« zweites Mal herbeirief, und ihm unt« Vorzeigung der Zucker- dose erklärte, daß ihr Mann sie zu vergiften trachte, hat der Zeuge die Anzeige veranlaßt. Die Zeugin Heine, ein ein- fach und solide gekleidetes, noch sehr jung aussehendes Mädchen, welches sich jetzt durch Schneiderei ernährt, sagt aus, daß sie den Angeklagten vor etwa 6 Jahren kennen gelernt und erst nach der Verhaftung des Angeklagten zu ihrem Ent- setzen gehört habe, daß derselbe verheirathet sei. Sie habe wiederholt darauf gedrungen, daß der Angeklagte fie heiraihe« solle, derselbe habe sie aber immer damit getröstet, daß dies mal sehr plötzlich kommen könne und daß er, wenn er beispielS- weise in der Lotterie gewönne, sie sofort heiralhen würde. D« Baron v. Knorring, welcher als Attachö der russische« Botschaft von dem Gesandten nicht die Erlaubniß«halte« fiht Prost keine auch Stelle d« iss   gehen, prit nach selbe das kl-gte soll ««n Unt ständniß «ükels, r Giftmord wurde.! welch« ledoch nt nagten sc antwortet ar bitter hat der( «armsacht Aerichtsil neidete Z Zögern e «zählt:! habe urft wurde es nagte mi Jungen schließlich ihm«i wartete kannst D «Handell �hescheid S-sagt: bann wc gehabt, i'sste gl ErneS genau o eines Zn aus der