Verwaltung genannten Werkes erklärt, daß sie zur Schaffung von Wohlfahrtseinrichtungen veranlaßt worden ist durch die Erkenntniß, daß der Arbeiter eine soziale Besserung seiner Lage zu fordern berechtigt ist, und sein Streben nach vorwärts und nach oben unterstügt werden muß, wenn es sich in den Grenzen des Geleges hält und die bestehenden und nie ver­gehenden Standesunterschiede anerkennt, unterstügt werden muß grabe von der Seite, die werkthätig mit ihm zusammen­arbeitet, aus dieser Erkenntniß heraus und in der dem Herzen entspringenden Bethätigung chriftlicher Nächstenliebe und Humanität muß der Arbeitgeber, den Arbeitern als Mensch näher gerückt, von dem ihm traditionell gebührenden Rechten an jene das abgeben, was wie der Wochenlohn auf materiellem, so auf idealem Gebiete ihren Gewinnantheil bildet."

Um nun den Arbeiter vorwärts" und nach oben" zu bringen, hat die Verwaltung eine Institution ins Leben gerufen, welche sie Aeltestenkollegium nennt und welche das Fundament ihrer ganzen Wohlfahrtseinrichtungen bildet. Gedachtes Aeltesten­follegium besteht aus dreizehn Berfonen, welche von den Arbeitern ge­wählt werden. Wählbar ist jeder Arbeiter, der fich im Befit der bürgerlichen Ehrenrechte befindet und fünf Jahre hinter­einander auf dem Werke gearbeitet hat. Die Verwaltung hält die fünf Jahre für nöthig, um zu verhindern, daß nicht ein räubiges Schaaf, oder wie sie sich ausdrückt, ein Mann mit Lebenserfahrung und Weltkenntniß und anderen bestechenden Eigenschaften" in das Aeltestenkollegium gewählt werde. Offenbar ist die Verwaltung der Meinung, das ein derartiges daß gefährliches Individium fich innerhalb eines Zeitraumes von fünf Jahren auch anderweitig bemerkbar machen werde und dann unschädlich gemacht werden könne. Dank dieser Maß­regel besteht das Aeltestenkollegium nur aus Mitgliedern, welche mit der bekannten approbirten Milch frommer Dentart gefäugt find. An dieses Kollegium nun, welches nach dem Statut macht über Bucht, Sitte und Ehre unter allen Arbeitern des Werkes, innerhalb wie außerhalb desselben", hat die Ver­waltung, wie fie bombastisch erklärt, einen großen Theil der ihr zustehenden Gerichtsbarkeit abgetreten, wenn ihr auch naturgemäß die Abänderung derselben zufteht. Welcher Art diese Gerichtsbarkeit und die Ausführung derselben ist, werden mir später sehen; vorerst wollen wir einige der Wohl­fahrtseinrichtungen näher betrachten, die mit Hilfe des Kollegiums ins Leben gerufen wurden und von ihm überwacht werden.

Da wird zunächst angeführt die Einholung eines Heirath­fonfenfes von Seiten der jungen Leute. Die Arbeiter der Marienhütte dürfen bei Strafe der Entlassung nicht eher hetrathen, mögen auch sonst alle gefeßlichen Formalitäten erfüllt sein, bis das Aeltestenkollegium feine Einwilligung dazu er­theilt hat. Motivirt wird diese Einschränkung der persönlichen Freiheit damit, daß unter den jungen Arbeitern die Armuth im Allgemeinen sehr groß und das Verständniß für die Be deutung der Ehe gering fei.

Dann folgt die Einrichtung einer Arbeitersparkasse mit obligatorischer Beitragspflicht, um die Arbeiter mit Gewalt auf einen grünen Zweig zu bringen. Nach dem eigenen Geständ­niß der Verwaltung find die Erwerbsverhältnisse aber so traurige, daß zahlreiche Arbeiter bei den Krämern start ver schuldet sind, und die Frauen vielfach mit in die Fabrik gehen müssen, weil der Verdienst des Mannes fich als ungenügend erweist, die Familie zu ernähren. Die Sparkasse würde daher wenig Spareinlagen aufzuweisen haben, wenn die Verwaltung im Einverständniß mit dem Kollegium, nicht zu einem Zwangs­mittel gegriffen hätte. Jedem Arbeiter wird pro Woche ein Mindestbetrag von 10 Pf. vom Lohn abgezogen und der Spartaffe einverleibt. Das Verfügungsrecht über das Ge­sparte erlangt der Sparer erst dann, wenn er eine Summe von 600 M. zurückgelegt hat. Will er vorher irgend welche Verfügung über sein Vermögen treffen, vielleicht eine Summe erheben oder dergleichen, so kann dies nur unter Zustimmung des Aeltestenkollegiums geschehen. Die Verwal tung giebt zwar selbst zu, daß die Summe von 600 M. etwas hochgegriffen erscheine, behauptet aber, daß sie den örtlichen Verhältniffen angepaßt sei, und daß der Arbeiter erst dann, wenn er eine solche Summe fein eigen nenne, zur Verwaltung feines Vermögens befähigt sei. Leider vergißt die Verwaltung anzuführen, wie viele ihrer Arbeiter es schon zu einem solchen Reichthum gebracht haben, wie sie an anderer Stelle ebenfalls vergißt anzugeben, zu welchen Zwecken die zahlreichen und un­verhältnißmäßig hohen Strafgelder verwendet werden.

Ferner wird angeführt die Stiftung einer Fortbildungs­und Kleinkinderschule. Bei Besprechung der ersteren fällt, wohl fehr gegen den Willen der Verwaltung, ein grelles Schlaglicht auf das Volksschulwesen in Preußen. Billiger Weise follte man doch meinen, daß bei dem Volt der Denker, der Schüler der Volksschule nach Beendigung seiner Schulzeit, wenigstens perfekt im Lesen sei. Nach den in Kozenau gesammelten Er­fahrungen ist dieses nicht der Fall, vielmehr müssen in der Fort­bildungsschule noch Leseübungen abgehalten werden, weil es mit der Lesefertigteit meist noch sehr übel bestellt ift." Von der Kleinkinderschule wird mit heuchlerischem

Schäße zurückzustehlen. Auch ich war bei der türkischen ge­heimen Polizei. Nur so ein Nr. 10: ein durchgegangener falliter Kaufmann. Mir kam ein guter Einfall. Wie, wenn es mir gelänge, plötzlich auf Nr. 50 zu avanziren? Ich ging zum Pascha und entdeckte ihm das Geheimniß, daß auch er schon auf der Liste einer Anzahl reicher Personen stehe, welche die Minister als Verschworene wollen stran­guliren lassen, um dann ihre Schätze hübsch einzustreichen. Was er mir gebe, wenn ich ihn sammt seinen Schäßen rette? Ali Tschorbadschi versprach mir den vierten Theil seiner Schäße zu geben, wenn wir einmal an einen sichern Ort sein würden. Ja," sagte ich ,,, ich möchte aber erst wissen, wie groß das Ganze ist, denn mit verbundenen Augen geh' ich feinen Handel ein. Ich bin Familienvater, ich habe einen Sohn, dessen Loos ich sicher stellen will.' Hahaha! Der Alte sagte das so ernsthaft, daß ich noch jezt darüber lachen muß." Du hast einen Sohn?" fragte darauf der Pascha meinen Vater; das ist gut; wenn ich entfomme, gebe ich Deinem Sohne meine einzige Tochter, so bleibt mein ganzes Vermögen in der Familie. Schicke mir noch heute Deinen Sohn, damit ich ihn kennen lerne. ,, Alle Teufel, wenn ich damals gewußt hätte, daß jene schöne Dame mit dem reizend weißen Gesicht und den zu­fammengelaufenen Brauen mir bestimmt war! Hörst Du, Kamerad? Doch auf das muß ich eins trinken, um meinen Rummer zu vergessen. Du erlaubst doch, daß ich auf Deine Gnädige, die reizendste aller Damen, mein Glas Leere 8"

-

-

Der Galeerensflave erhob sich mit der Höflichkeit eines Räubers und stieß mit Timar an. Dann warf er sich in feinen Fauteuil zurück und zog einen schlürfenden Ton durch bie Bähne, wie Einer, der sich gütlich gethan. Mein ,, Mein Vater also ging auf diesen Handel ein. Wir einigten uns dahin," sagte der Alte, daß Ali Tschorbadschi seine werth vollsten Pretiosen in einen ledernen Sack thue, den ich auf ein englisches Schiff mit mir nehmen würde, das mich, als unverdächtiges Individuum, sammt meinem Gepäck nach Malta   bringen sollte. Dort sollte ich Ali Tschorbadschi erwarten, welcher mit seiner Tochter und ohne alles Gepäck, als unternähme er eine Spazierfahrt, Stam­

| Augenverdrehen gesagt, daß fie nothwendig sei, so lange die Induſtrie mit der bebauerlichen Thatsache zu rechnen habe, daß verheirathete Frauen neben dem Manne im Fabrifbetrieb mitarbeiten".

Dieser furze Ueberblick wird genügen, um dem Leser eine Vorstellung von dem Wesen der Wohlfahrtseinrichtungen" zu geben, mit denen die Arbeiter der Marienhütte be­glüdt find.

Nun noch einige Worte über das Weltestenkollegium, speziell über die Art und Weise, wie es seinen verschiedenen Aufgaben, als Verwaltungsbehörde, Gerichtshof u. f. w. ge­recht wird.

Vor dem Kollegium erscheinen dreizehn Lehrlinge, um freigesprochen" zu werden. Der Vorsißende ermahnt die jungen Leute mit warmen Worten, stets fleißig und gehorsam gegen ihre Arbeitgeber zu sein, auch mit allem Eifer und Treue fich in eine hohe Obrigkeit sowie in alle Staatsverordnungen zu fügen, daß sie in recht patriotischem Sinne das Vaterland unterstüßen sollen, und in allen Schicksalen des Lebens, wie fie der liebe Gott schicken mag, auch das Gebet nicht vergessen mögen."

Den Lehrlingen folgen eine Anzahl Arbeiter, deren Spar­einlagen noch nicht die Summe von 600 M. erreicht haben, und die daher unter der Vormundschaft des Aeltestenkollegiums stehen. Der Former S. bittet um 12 M., er hat längere Zeit geringen Verdienst gehabt und muß nun wegen Mangel an Arbeit ganz feiern. Der Former H. befindet sich in gleicher Lage, er ist wegen geringen Verdienstes mit der Miethe im Rückstand geblieben. Der Tischler S. bittet um 15 M., er will Feuerungsmaterial einkaufen und rückständige Miethe be­zahlen. Die Frau des Tischlers J. ist mit dem Wirthschafts­geld nicht ausgekommen, sie hat Schulden gemacht, die nun bezahlt werden müffen; er bittet ebenfalls um eine Rückzahlung.

Das Kollegium beschließt, sämmtliche Gesuche abzulehnen." Nun erscheinen der Arbeiter R. und der Former W., beide angeklagt, am Lohntage ein Wirthshaus besucht zu haben. Da die beiden Sünder geständig sind, wird jeder mit einer Mark Ordnungsstrafe belegt. Dann verhandelt das Kollegium gegen den Former N.; derselbe ist eines Kardinalverbrechens, der Mißachtung des Kollegium angeklagt. Das Kollegium beschließt, die Verwaltung gehorsamst zu bitten, dem Former N. zu fün­digen. Der Formerlehrling B. ist um 12 Uhr Nachts noch zur Tanzmusik gewesen; das Kollegium beschließt, ihn mit zwei Monaten längerer Lehrzeit zu bestrafen, und die Verwaltung gehorsamst zu bitten, die erkannten Strafen zu vollziehen.

So die Voten des Aeltestetenkollegiums, von denen die Verwaltung lobend sagt, daß fie fiar und treffend" seien. Sie sprechen in der That so für sich selbst, daß eine Kritik der= felben, wie der gesammten Wahlfahrtseinrichtungen", völlig überflüssig erscheint. Defto uneingeschränkter ist das Selbstlob, überflüssig erscheint. Defto uneingeschränkter ist das Selbstlob, das die Verwaltung ihren Einrichtungen spendet: Ein mili­tärischer Korpsgeist hat sich durch dieselben bei den Arbeitern herausgebildet, sie hängen mit größerer Liebe am eigenen Herd, an Weib und Kind, am ganzen Vaterland. Treue bewahren fie den Brotherren, den Geboten, den Gesezen, dem König. Achtung der Religion, dem wahren Fundamente echter Sittlich­feit. Wühlerei fonnte bei ihnen keinen Eingang gewinnen, fie bewährten sich als treu auch in den Zeiten, in denen die Wogen der Arbeiterbewegung hoch gingen. Getrost blickt daher die Verwaltung in die Zukunft und hofft, daß ihre Arbeiter stets fo gute Patrioten bleiben werden, wie sie es bisher ge= wefen."

Hoffen und Harren-

Politische Leberlicht.

Der Kohlenring und die Rhein- Westfäl. 3tg.". In ihrer legten Nummer fommt das Blatt der Kohlen­gewaltigen auf die ungeheuer gestiegenen Rohlenpreise und die Haltung der Preffe zu sprechen. Mit der diesem Blatte eigenen Ünverfrorenheit bespricht es die thatsächlich abnorme Preis­steigerung der Kohlen, die für Gerechte und Ungerechte" gleichmäßig fühlbar ist. Aber nicht die unerfättlichkeit der Kohlenbarone" wie sich das Blatt selbst ausdrückt, ist Schuld an dieser abnormen Preissteigerung, sondern der Kohlenmangel, und dieser ist hervorgerufen durch den Ausfall der Kohlen­förderung während des 4 wöchentlichen Streits der Bergleute, sowie durch den Wegfall der Ueberschichten. Ist das nicht der Gipfel aller Unverfrorenheit? Bugegeben, daß die Kohlen­förderung etwas nachgelassen hat, rechtfertigt dann dieser Um­stand die Preissteigerung bis zu 40 pCt.? Aber das Blatt giebt einige Zeilen weiter zu, daß giebt einige Zeilen weiter zu, daß es Niemand den Kohlen­gewaltigen verübeln fönne, wenn dieselben die Konjunktur" ausnuten. Die von dem Minister der öffentlichen Arbeiten er­

zu schneiden. Sie geht natürlich von freifinnig- freihändlerischer Seite aus und ist von denkenden Streifen als eine der vielen Thorheiten längst betrachtet worden". Also die Freifinniger." veranlaffen den Minister zu seinen Verfügungen. Was werden fich die Anhänger der freifinnigen Partei freuen, ob des Ein­flusses, der ihnen von dieser Seite vindizirt wird. Der Kohlen­ring besteht also nicht; gleich viel theilt dieses Blatt mit, dag es bei den gegenwärtigen, vom Kohlenklub vor 8 Tagen feft­gefeßten Preisen sein Bewenden habe. Möge man nicht höher hinauf gehen, verständiges Maß halten und den Versuchungen, die die noch immer sich überſtürzenden Angebote der Händler an die Zechen ohne Zweifel tragen, widerstehen." Was ist denn das für ein Ding, der Kohlenklub", der vor 8 Tagen den Preis feftgefeht hat? Wenn man das wenigstens erfahren fönnte! An men ist denn die Warnung vor dem allzu straff angespannten Bogen" gerichtet? Und dann die weitere War nung vor der Preistreiberei, wie sie uns jezt droht?" Wahr­lich, es ist ein sonderbares Handwerk, was die Nh.- West. 3tg." da treibt.

Das Invaliden- und Altersversicherungsgeseh als politisches Agitationsmittel zieht" nicht. Bei den Ersagwahlen in Oschah Wurzen( Sachsen  ) haben die Kartellparteien einen Aufruf Ein Wort an unsere Arbeiter" erlassen, in welchem es wörtlich heißt: Jedenfalls wird bald das pensionsfähig Alter herabgefeßt, die Rente aber erhöht werden." Noch äußert das Gefeß seine wohlthätigen Wirkungen" nicht, und schon diese Versprechungen auf Erhöhung der Renten 2c. Und das bei Landtagswahlen! Wie wird es da erst bei den Reichs­tagswahlen werden, die unter dem Zeichen der Sozialpolitit" vor sich gehen sollen.

Der jüngst erschienene Jahresbericht der Effener Handelskammer für 1888 tritt in eine Besprechung des Bergarbeiterstreits ein und äußert sich wie folgt:

Von Vielen, welche den Verhältnissen nahe stehen und objektiv denken, ist die Ansicht ausgesprochen worden, daß der Streit zu einem allgemeinen sich nicht würde entwickelt haben. wenn seitens Derjenigen, welche sich um eine Beilegung der Differenzen bemühten, insbesondere auch seitens einzelner Re gierungsorgane ein anderes Verfahren eingehalten worden wäre. Es ist verschiedentlich und zwar von Anbeginn der Be­wegung an, wie sich nachträglich wohl zweifellos flargestellt hat, insofern unrichtig verfahren worden, als bei Verhand lungen mit ftreifenden Bergleuten oder mit Vertretern folcher der Umstand außer Acht gelassen wurde, daß dieselben zu einem bestimmten Arbeitgeber in einem bestimmten durch Vertrag ge­ordneten Arbeitsverhältniß ftanden, und somit zunächst und ausschließlich auf den Weg der Verständigung mit ihrem Arbeit­geber, d. i. der betreffenden Zechenverwaltung, hätten verwiesen werden müssen. Statt deffen wurden die sämmtlichen sich aus den Belegschaften der einzelnen Bechen zusammenfeßenden Bergarbeiter als eine in fich geschloffene einheitliche Partei betrachtet, mit welcher als einem Ganzen verschiedentlich in Verhandlung ge­treten wurde. Dies untergrub das Bewußtsein, daß jeder Ar­beiter die Bedingungen seines Arbeitsvertrages zunächst mit feinem Arbeitgeber zu regeln habe und bewirkte eine fünftliche Scheidung der Arbeiter von ihrem Arbeitgeber. Dies ist eine bedauerliche Folge und zwar um so mehr, als Angesichts der Einwirkungen der sozialpolitischen Gefeßgebung Alles vermieden werden müßte, was geeignet sein kann, das persönliche, das individuelle Verhältniß zwischen Arbeiter und Arbeitgeber zu lockern. Solche Lockerung findet im Verfolg der gedachten Gefeßgebung ohnehin statt... Die sozialpolitische Gefeßgebung fekt dagegen eine gefeßliche Leistungspflicht größerer Berbände feft, welche das individuelle Verhältniß des einzelnen Arbeiters zu seinem Arbeitgeber vollständig außer Acht lassen und den Arbeiter die Benefizien der Gesezgebung sichern, ganz ohne Rücksicht auf seine Stellung zu seinem Arbeitgeber. Diefe Trennung des Arbeiters vom Arbeitgeber ist durch die Entwicklung, welche die Streifbewegung genommen hat, offenbar gefördert worden und diefer Umstand bedeutet einen nachhaltigen Schaden, welcher längere Zeit schr intensiver Einwirfung seitens der betheiligten Faftoren bedürfen wird, bevor das frühere Verhältniß wieder hergestellt sein kann. Bei den in anderen Gewerben vorkommenden Streits findet eine das Verhältniß der Arbeiter zu den Arbeitgebern direkt berührende Einmischung der Behörden, soweit hier bekannt g worden ist, nicht statt. Die Legferen beschränken sich darauf, Ruhe und Ordnung zu erbaiten, überlassen im übrigen aber eine Verständigung über die Bedingungen des Arbeitsvertrages dem ausschließlichen Uebereinkommen zwischen Arbeiter und Ar beitgeber. Wenn auch nicht verkannt werden soll, daß der große Umfang des Streits im Kohlenrevier und die Bedeutung deffelben für die allgemeine wirthschaftliche Lage des deutschent Baterlandes ein Verfahren nach anderen Gesichtspunkten und den Versuch der Herbeiführung einer Verständigung auf breiter Grundlage zunächst als angezeigt erscheinen laffen konnte, fo

laffene Verfügung, wonach die Verwaltungn der Staatsbergwerke hat der Berlauf des Streiks doch erwiesen, daß es beffer und

angehalten wurden, bei Bemessung der Kohlenpreise mäßig zu Werke zu gehen, paßt diesem Organ ebenfalls nicht in den Kram, denn derselbe ist nur geeignet, sich ins eigene Fleisch

-

-

bul verlassen, sich auf Umwegen nach dem Piräus   begeben und von dort auf einem Hydriotenschiff sich nach Malta  flüchten werde. Der Pascha erwies mir das größte Vertrauen. Er ließ mich ganz allein in die Schatzkammer, damit es nicht auffalle, wenn er selbst sich dahin begebe, und trug mir auf, diejenigen Gegenstände, die ich für die werth­vollsten halte, auszuwählen und in die dazu bestimmte Leder­tasche zu stecken. Ich vermöchte noch jetzt der Reihe nach die Kostbarkeiten aufzuzählen, welche ich eigenhändig auswählte. Die kunstvollen Kameen, die Schnüre voll echter Perlen, die Ringe und Agraffen; eine Achatdose, die ganz mit Dia­manten angefüllt war!" Konntest Du nicht einen davon manten angefüllt war!" bei Seite bringen?" frug ich meinen Alten. Du Schafs­topf!" fuhr er mich an, wozu hätte ich einen einzelnen Diamanten stehlen sollen Dieb Nummer 18 wenn es in meiner Macht stand, das Ganze zu stehlen?" Aha! Mein Alter war ein gescheidter Bursche?" Den Teufel auch war ich's. Ein Rindvieh bin ich gewesen. Ich hätte so thun sollen, wie Du gesagt. Ich stopfte meinen Leder­beutel voll und brachte ihn zum Pascha ohne irgend einen Verdacht zu erregen. Er steckte auch noch einige Rollen Louisd'or zwischen die Pretiosen. Dann verschloß er das Ganze mit einem künstlichen Schloß und befestigte an den vier Sackenden vier Plomben. Er schickte mich dann um eine Sänfte, damit ich in derselben unbemerkt mich entfernen könne. Keine Viertelstunde war verstrichen, als ich schon wieder da war. Er übergab mir nun den Ledersack mit dem englischen Verirschloß von Stahl und vier Plomben, ich nahm ihn unter meinen Mantel und schlich mich durch die Gartenthür zur Sänfte. Unterwegs betastete ich den Sack und fühlte darin die Agraffen, die Perlenschnüre, die Achatdose und die Goldrollen. Eine Stunde darnach war ich an Bord eines englischen Schiffes, die Anker wurden ge­lichtet und wir verließen das goldene Horn." Und mich nahmst Du nicht mit!" sagte ich im Tone kindlichen Vorwurfs zu meinem Vater. Vorwurfs zu meinem Vater. Wer sollte denn dann die schöne Tochter des Paschas heirathen?" Narr Du!" rief schöne Tochter des Paschas heirathen?" Narr Du!" rief der Alte. Ich brauchte weder Dich, noch Deinen Pascha und seine schöne Tochter. Fiel mir nicht ein, in Malta   auf Euch zu warten. Mit dem Geld, das der Pascha mir auf

-

einen nachhaltigen ruhigen Zustand bei Weitem mehr sichernd gewesen wäre, wenn jede Belegschaft ausschließlich auf die Ber ständigung mit ihrer Zeche verwiesen worden wäre, int Uebrigen aber die berufenen Organe sich darauf beschränkt

die Reise mitgegeben hatte, schiffte ich mich direkt nach Amerika   ein und auch die Ledertasche wanderte mit mir. Aber verflucht: als ich damit an einen sicheren Ort gekom­men war, nahm ich mein Taschenmesser und schlitzte damit die Ränder des Sackes auf, und was glaubst Du, fiel nun heraus? kupferne Knöpfe, rostige Hufeisen, und statt der mit Diamanten gefüllten Achatdose, ein Tintenfaß aus Stein­gut, in den Rollen aber waren statt der Louisd'ore lumpige Paras, mit denen die Korporäle den gemeinen Soldaten den Wochenlohn auszahlen. Der Schuft von Dieb hat sogar mich bestohlen. Das ist mir in meinen 133 Rubriten noch nicht vorgekommen. Dafür giebt es noch keine Nummer. Während ich um die Sänfte gegangen war, hatte der Dieb einen ganz ähnlichen Sack mit allerlei Plunder angefüllt und mich damit übers Meer geschickt. Unterdessen entfloh er in anderer Richtung mit den wirklichen Schäßen. Aber fiehe, es giebt noch Gerechtigkeit, nicht nur auf der Erde, fondern auch auf dem Wasser, denn der große Dieb lief einem noch größeren ins Neß, der ihn unterwegs ermordete und beraubte!" Und dieser außerordentliche Mensch, welcher den von einem Dieb verfolgten, einen Dieb bestehlenden Hauptdieb um Gut und Leben geprellt hat, bist Du, mein Herzensbrüderchen, Michael Timar Levetinczy, der Gold­mann!" sagte der Flüchtling, indem er aufstand und sich spöttisch verbeugte.

Timar entgegnete kein Wort.

,, Und jetzt wollen wir aus einem andern Ton mit ein­ander reden," sagte Theodor Krißtyan ,, doch immer auf drei Schritte Entfernung und ohne zu vergessen, daß das Flintenrohr auf Dich gerichtet ist."

Timar blickte taltblütig in die Mündung des Flinten­laufs. Er selbst hatte ihn mit Kugeln geladen.

,, Diese Entdeckung hatte mir die Galeerensflaverei gründ­Statt mir an lich verleidet," fuhr der Abenteurer fort. Ali's Schäßen gütlich zu thun, mußte ich mich jetzt auf dem stinkenden Seewasser herumschlagen. Und warum? Weil Michael Timar jene Schäße mir vor der Nas weg­die mir bestimmt waren, gekapert hat, und dazu auch noch das Mädchen, das ich hätte heirathen sollen, jenes wild aufgewachsene blonde kleine Ding, das auf der