Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 229.

Lokales.

Dienstag den 1. Oktober 1889.

6. Jahre.

für den Weltpostverkehr geschaffen werden. Nach den Aus­führungen einer Denkschrift, die desfalls von einigen französ fifchen Ausstellern an die Oberpostbehörde in Paris gerichtet worden ist, soll diese neue Briefmarke in allen anderen Län dern des Weltpoftvereins gelten. Dieselbe könnte zu einem etwas höheren Preise, als ihr Nennwerth ist, verkauft werden und könnte zur Zahlung von kleinen Beträgen dienen, wenn Gläubiger und Schuldner in verschiedenen Ländern wohnen. Eine solche Briefmarke wäre in einer Unzahl Fällen verwend bar. Es ließen sich damit beziehen: einzelne Zeitungsnummern, Flugschriften, fleine Gegenstände von geringem Gewicht und Werth u. dgl. m. Herr Hancod empfiehlt in seiner Zuschrift an die ,, Times" den erwähnten Vorschlag Herrn Hennifer Heaton zur Berücksichtigung. Lekterer ist Parlamentsmitglied und Austra lier von Geburt und weit und breit bekannt als Verfechter des überseeischen Pennyportos. Herr Hancock ist der Ansicht, daß das Publikum in England fich der Sache energisch annehmen sollte, um den in dieser Beziehung sehr schwerfälligen Regie rungsapparat in Bewegung zu sehen. Jedenfalls verdient die Anregung Beachtung.

Anzahl von Gelehrten Vorträge über Fragen, die Tuberkulose | Postwerthzeichen, oder fürzer ausgedrückt, eine Weltbriefmarke in einzelnen Fällen betreffend, angekündigt worden. Man vers anlaßte nun, daß dieselben gewissermaßen als Theile eines Ganzen betrachtet, und daß über dieselben im Zusammenhange debattirt würde. Unsere Leser find ja genügend über den Standpunkt derjenigen Forscher unterrichtet, melche in der Tuber­fulose eine durch einen ganz bestimmten Krankheitserreger den Koch'schen Tuber telbazillus- entstandene Krankheit er­blicken, die nicht blos durch diesen Bazillus übertragen werden fann, sondern auch auf unzählige Weise überallhin übertragen wird. Unsere Leser wissen ferner, zu welchen Abwehrvor schlägen die Untersuchungen Cornets geführt haben, und wie bie praktischen Hygieniter auf die Einführung gewiffer Schutzmaß­regeln dringen. Diesen Vertheidigern der Ansteckungslehre, den Contagionisten( von contagium" Ansteckungsstoff ist diese wissenschaftliche Parteibezeichnung hergenommen) stehen alle Diejenigen gegenüber, welche die Anficht vertreten, daß die Frage der Uebertragbarkeit und der dadurch hervorgerufenen Ansteckung durch den Koch'schen Bazillus trok aller an= scheinend zwingenden Versuche noch immer nicht ganz außer Zweifel gestellt fei, daß zahllose Fälle von zweifelloser Tuberkulose in einer Weise verlaufen, daß man unmöglich an die Einwirkung eines Ansteckungsstoffes" denken könne, wäh­rend umgekehrt in sehr vielen Fällen feine Spur von Ueber­tragungen fich zeigen, wo die Verhütung einer Ansteckung ge­rabe ausgeschloffen ist. In der einfachen Uebertragungsmöglich feit dieses Bazillus erblicken alfo die Gegner dieser Auffassung nicht die alleinige Ursache der Verbreitung der Tuberkulose, sie nehmen vielmehr gewiffe, vorläufig noch nicht ganz genau er­flärte, andere Ursachen, als da sind die Einflüsse der Erb­lichkeit, gewisse allgemeine Verhältnisse in der Konstitution eines Menschen an, welche auf die Entwickelung jener Krankheit von nicht zu unterschäßender Bedeutung sind. Die Kliniker, welche die fast unübersehbare Bielgestaltig feit in dem Verlauf der Tuberkulose aus ihren Erfahrungen am Krankenbette fennen, bescheiden sich trotz des Tuberkelbazillus in ihrem Bekenntnisse des wir wissen nicht"; d. h. die An­nahme der Ansteckung durch einen Bazillus löft die vielfachen Räthsel auch noch nicht, welche uns diese Tubertelfrankheit nach ihrer Entwidelung innerhalb eines bestimmten Individuums, nach ihrem Verlauf und Ausgang noch immer zu rathen auf­giebt. In diesen fritischen Zweifeln werden die Kliniker viel­fach durch, die sorgfältig angeftellten Untersuchungen der patho­logischen Anatomen unterstüßt, welche durch ihre Forschungen das Vorhandensein von Tuberkeln in den Fortpflanzungs organen der Eltern nachgewiesen haben, so daß kein Zweifel mehr an der Wirksamkeit des Erblichkeitsmomentes bestehen fann. Zwischen diesen beiden Bolen mogt der wissenschaft­liche Streit hin und her. Die Contagionisten sind die Sanguinifer unter den Aerzten. Sie werfen sich mit einem wahren Feuereifer auf diesen Glaubenssaß von der un­bedingten Verbreitung der Tuberkulose durch die llebertragung des Koch'ichen Bazillus, und folgerecht erwarten fie alebann von der Durchführung gewiffer Maßregeln, welcher ihrer An­ficht nach die Verbreitung jenes Bazillus nach Möglichkeit er­schweren oder gar verhindern, eine Verminderung der Tuber­fulose unter den Menschen und auch unter den der mensch­lichen Ernährung dienenden Thieren. Die Kliniker und die mitroftopischen Forscher hingegen, das sind die bedächtigen Zweifler. Sie verkennen feinenfalls die ungeheure wissenschaft­liche Bedeutung der Koch'schen Entdeckung und den gewaltigen Fortschritt für die Erkenntniß dieser Tuberkelfrankheit durch die Koch'sche Lehre. Allein auch diese Lehre löft eben alle Räthselfragen feineswegs, und es wird daher gut sein, bei Beiten die Hoffnungen der Hygienifer ein wenig herabftimmen Au lassen, damit nicht später eine bittere Enttäuschung eintrete. Das Endurtheil in dieser Tuberkulose- Streitfrage ist noch immer nicht fällbar, die Angelegenheit ist noch immer nicht spruchreif; das war der wenig tröstliche Inhalt auch dieser Heidelberger Tuberkulose- Debatte. Sie war die erste nicht und wird die letzte nicht sein. Dies verzweifelt richtige Wort gilt auch für die vorliegende Frage nur zu sehr.

Die Berliner Fleischschau, die so gut sein soll, wird. wedlos, falls auf der Abdederei Zustände möglich find, wie fi: gelegentlich des Mordes der Frau Vaneß zufälliger Weise Au Tage treten. Kommen Rinder, Kälber, Schweine und Hammel nach unserem Viehmarkt, so werden sie zunächst von den Kreis und Polizeithierärzten unter Leitung des Departements­Thierarztes untersucht, damit die Seuchenübertragung verhindert wird, wobei insbesondere auch die Ursprungszeugnisse der Rin­Der geprüft werden. Thiere mit Krankheitserscheinungen wan­dern nach dem Seuchenhof und in den Observationsstall des Polizeifchlachthauses, und nachdem sie unter amtlicher Aufsicht gefchlachtet find, wird das Fleisch, falls es fich genießbar zeigt, bem Eigenthümer zurückgegeben oder, wenn es frant ist, der Abdeckerei überwiesen. Hierauf tritt die städtische Fleischschau ein, welche es nur mit denjenigen Thieren zu thun hat, die von ber Veterinärpolizei als anscheinend gefund entlassen und von Berliner Schlächtern angekauft find. Bei diesen Thieren fann es fich zumeist nur noch um solche Krankheiten handeln, die fich in der äußeren Erscheinung des lebenden Thieres, überhaupt nicht oder doch nicht auffällig genug zeigen. Der städtische Oberthierarzt und seine 17 Thierärzte nehmen jekt die genannte mikroskopische Fleischschau vor, sowohl vor als nach dem Schlachten, worauf bie 14 Stempler das gesund befundene Fleisch mit einem Stempel versehen. Die mitroffopische Untersuchung des Schweinefleifches auf Trichinen und andere Mikro Organismen beforgen 194 Mikroskopiker in 6 Abtheilungen unter je einem Vorsteher; ihnen werden die Broben von den Probenehmern vorgelegt, die alsdann das für Defund erklärte Fleich bestempeln. Nun wird aber von den Berlinern auch von außerhalb eingeführtes frisches Fleisch in ebeblicher Menge verzehrt, und dieses wird auf 6 Unter­fuchungsstationen geprüft, von denen drei bei Bahnhöfen und die anderen drei in den Markthallen oder in ihrer Nähe er­richlet find. Das mit der Bahn eintreffende Fleisch muß fofort nach Ankunft des Zuges auf die Station gebracht werden. Was hilft aber diefer ausgezeichnete Organismus für die Fleischverforgung der Reichshauptstadt, wenn von der bbederei aus im Geheimen ein schwungvoller Handel mit bem verdorbenen Fleisch betrieben wird, dessen Genuß Krar theit und Tod gerade in die arbeitenden Klassen der Be vo'ferung tragen tann? Man bedenke, daß nach dem leßten Bericht über die Gemeinde- Verwaltung der Stadt Berlin " im Jahre 1888 seitens der städtischen Thierärzte allein 1558 Rinder, 6313 Schweine, 118 Kälber, 192 Hammel zurückge­micfen wurden, während die Gesammtfumme der beanstandeten Drgane und Theile 68 487 betrug. Dazu kommen nun noch Dre Thiere, die von der Veterinärpolizei als verseucht nach der Abdeckerei wandern. Der Schuldige, der cs von der Abdeckerei aus verkaufte, ift einfach entlassen worden, hoffentlich ereilt ihn, ba er so unabsehbares Unheil anstiften fonnte, noch eine erem­plarische Strafe. Das alte Berlin war darin sehr ffreng; nach ber Fleischordnung von 1591 durften die Schlächter von Berlin umb Rölln nur in den öffentlichen Schlachthäusern schlachten. Nach der Neuwahl des Rathes, die alljährlich stattfand, mußte das Fleischergewerk demselben zwei Schlächter namhaft machen, welche von ihm vereidigt wurden und darauf zu sehen hatten, bab tein ungesundes Vieh in die Verkaufsstätten, die Scharren oder Scharnen, tam. Die Wurftmacher waren einer ganz be onderen Auffidt unterworfen, indem sie nur auf dem Berlini­ichen und dem Köllnischen Wursthofe ihr Gewerbe treiben durften. Roch 1563 war gegen den Fleischer Georg Klaufener peinlich serfahren und die Entscheidung des Schöffenstuhles in Branden­bara eingeholt, welche Strafe ihn dafür, daß er unreines und frantes Bich geschlachtet hatte, treffen müffe, und 1672 ward in der Fleischordnung für den Friedrichswerder festgestellt, daß berjenige, welcher ein fianiges Fleisch schlachtet, neben demselben öffentlich ausstehen folle. Wie ftrafbar in den Augen der Mit­merter und des Publikums dergleichen Personen erschienen, ght daraus hervor, daß 1685 der Rath einem Schlächter, der em frantes Schwein geschlachtet hatte und dafür bestraft worden mar, einen Schußbrief gegen die fortwährenden Beschimpfungen ertheilen mußte, die er selbst auswärts zu erdulden hatte. Nach ter Terordnung von 1623 durften Kälber unter einem Brutto­newicht von 36 Pfund nicht gefchlachtet werden und wurden leichtere zu den Thoren eingebracht, wo man sie in den Wäge- gestaltung der genannten zwei nördlichen Vorstädte Berlins ift tuben won, fo verfielen fie der Beschlagnahme und kamen dem Armen- Spittel zu Gute. Brachen Biehkrankheiten in der Um­gegend aus, jo mukten an sämmtlichen Thoren fachverständige Nathsdeputirte darüber wachen, daß kein Thier in die Stadt gelangte, welches nicht als vollkommen gesund befunden wor­

ben war.

Angesichts der gegenwärtigen hohen Fleischpreise dürfte eine alte Tagordnung von Interesse sein, die der Nath von Berlin im Jahre 1623 erließ, um einer damals gleichfalls brohenden Fleischvertheuerung vorzubeugen. Durch diese Ver­ordnung wurde der Preis eines Pfundes guten Rindfleisches auf 10 gute Pfennige festgefeßt, die Eingeweide wurden be­fonders gewogen und besonders bezahlt. Eine Ochsenzunge foftete 31 Pfa. Das Pfund vom schlechten" Rindfleisch kostete mer 9 gute Pfennige und gutes Kalbfleisch 7 Pfennige. Das Bfund Schweinefleisch mußte für 1 Silbergroschen, Hammel fleisch von Weihnachten bis Pfingsten für 10 gute Pfg. und von Bringsten bis Weihnachten für 9 gute Big. verkauft werden. Kälber water einem Bruttogewicht von 36 Pfd., so bestimmte die Ver­Figuna ferner, durften nicht geschlachtet werden. Wurden leich­tere Kälber zu den Thoren bereingebracht, so wurden fie fon­fiszirt urd in das Armenhospital zum Verbrauch eingeliefert.

Die Tare batte jedoch zur Folge, daß die damit nicht zu­Friebenen Schlächter überhaupt nicht mehr schlechteten. Der Berliner Nath aber wußte fich zu helfen. Er erlaubte nämlich den Schächtern der Umgegend, frisches und gesundes Fleisch rach Berlin und Rölln zu bringen und zu der angeführten Tage zu verkaufen. So fam das konsumirende Publikum aus jeber Berlegenheit. Allerdings war das damals im Jahre 1623 und der Geldwerth ein durchaus anderer, als heute.

Die Stube", heißt das alte, jekt dem Abbruch geweihte Siebelhaus an der Ecke der Fischerstraße und des Köllnischen Fischmarktes im Stadtbuch. Es war die Badstube von Kölln. Der Grund und Boden war städtisch, denn das Haus rechnet im Stadtbuch zu den Buden. So hießen alle Häufer auf hädtischem Grund und Boden, im Gegensatz zu den Eiben der Bürger. Die Buden zahlten an die Stadt einen Grundpreis, bie Badstube den höchsten, ein Schock Grofchen; die Neben binfer bezahlten nur 7-14 Groschen. Daß in den Bad Ruben mancherlei vorging, wiffen wir aus der Affäre des Sefre fars des Erzbischofs von Magdeburg , Konrad Schüße, den die Berliner föpften, weil er eine Berliner Bürgersfrau zum Be­juh ber Babitube eingeladen hatte.

Die Tuberkulose. Aus den Verhandlungen des Natur­Forschertages find die Debatten noch bedeutungsvoll, die über be Langenschwindfucht in der Abtheilung für pathologische Anatomie ftattgefunden haben. Es waren nämlich von einer

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Endlich. Seitens der Eisenbahn- Direktion Berlin ist der Verirag, betreffend die Verlegung der Berlin- Stettiner Eisen­bahn im Wedding und Gesundbrunnen , soeben unterschriftlich vollzogen dem Magiftrat zurückgesendet worden. Für die Um

seit deren Einverleibung in Berlin im Jahre 1860 feine so wichtige Entscheidung ergangen, wie die hier vorliegende. Die lettere wird daher die Betheiligten mit großer Genugthuung erfüllen, wenn auch nicht die Wünsche Derjenigen, welche eine gänzliche Entfernung des Stettiner Bahnhofes von der Invalidenstraße verlangten, voll erfüllt worden find. Zwecks Ausführung des gemeinschaftlichen Vertrages werden, wie bas Berl. Tgbl." hört, alsbald fommissarische Verhandlungen ein­geleitet werden.

Einen ergöhlichen Beitrag zur Frage der Apotheken­Nachtglode liefert folgende aus intereffirten Kreisen stammende Mittheilung: N. hat Nachtdienst in der Apotheke. Mehrere seiner Kollegen und Bekannten fißen nebenan in der Weiß­bierkneipe und dreschen Stat. Plöglich fagt X: Wißt Ihr, Rinder, es ist doch ein schlechter Zug von uns, unseren N. nebenan so troden fißen zu laffen. Er leidet doch am chroni schen Durst, wir wollen ihm doch durch Frizz eine große Weiße fchicken." Jm gegenseitigen Einverständniß wird nun Frik be­auftragt, eine große Weiße zu Herrn N. herum zu tragen. Frig läßt sich eine große Weiße einplumpen, geht zur nebenan liegenden Apotheke und klingelt. N. öffnet die kleine Lute und fragt: Wer da?"' n Abend, Herr N.", sagt Friß, Herr R. läßt schön grüßen und schickt Ihnen hier' ne große Weiße!" N verdugt und gewöhnt, eine große Weiße mit beiden Händen zu faffen, stedt beide Hände durch die Klappe und hält die große Weiße trampfhaft feft. Friz entfernt sich, nachdem er fomit feinen Auftrag erledigt hat. Aber, o Schreck, die große Weiße bezw. das Weißbierglas ist größer, als die Deffnung der Klappe und geht nicht hindurch; er hält fie nach rechts, er hält sie nach links, befommt sie aber nicht hindurch; er ver­fucht, die Weiße draußen laffend, den Mund an den Glas­tand zu bringen, um zu trinken umfonft! Die beiden in ter Deffnung befindlichen Arme verengen die freie Stelle der art, daß das Trinken zur Unmöglichkeit wird. Was thun? Die Weiße fallen laffen und verloren geben? Unmöglich!- da- halt Schritte nahen, Hilfe kommt. Ach, Sie," ruft N. halten Sie doch' mal die Weiße so lange, bis ich die Thür aufgemacht habe." Gewiß!" fagte braußen eine vertrocknete Kehle. N. öffnet die Ladenthür etwas mühsam

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und

fieht links das leere Glas stehen! Der Sie" hatte Durst ge­habt, in aller Eile die Weiße ausgetrunken und war sodann ausgefniffen. Tableau!

Eine Weltbriefmarke. Der bekannte englische Advokat Hancock hat an die Times" ein Schreiben gerichtet, in welchem er mittheilt, daß auf der Weltausstellung in Paris seine Auf­mertfamfeit auf nachstehenden Vorschlag betreffs einer pofta­lischen Reform gelenkt worden sei. Es soll ein internationales

logische Muſeum von H. Präuscher ist für die Wintermonate Das reichhaltige anatomische, pathologische und ethno­in den geräumigen Sälen des ersten Stockwertes Romman ersten Male wieder für das Publikum geöffnet. Diejenigen, dantenstraße Nr. 80/81 aufgestellt worden und war gestern zum welche diese gediegene Sammlung schon früher besucht haben, werden sie um wichtige Nummern bereichert finden, welche ebenso wie die älteren Sachen bis auf die kleinsten Einzelheiten naturgetreu mit künstlerischer Vollkommenheit ausgeführt find. Von besonderem praktischen Werthe für die Laien Welt find unter den neuen Nummern eine Anzahl vorzügliche Kunstprä­Rrankheitserscheinungen in den Phasen des Entstehens und parate, welche die durch die Diphtheritis hervorgebrachten äußeren der vollen Entwickelung darstellen. Von den neuen Nummern in der chirurgischen Abtheilung verdienen wegen ihres praktischen belehrenden Werthes vor allem ein Paar Präparate erwähnt zu werden, an benen man sehen legungen die ersten Hilfeleistungen vollzogen werden müssen. fann, wie bei einigen durch Unglücksfälle veranlaßten Ver Da ist z. B. ein Präparat, das uns zeigt, wie man bei einem einfachen Beinbruch einen Nothverband anzulegen hat, um den Transport des Verlegten zu erleichtern und weiterem Schaden möglichst vorzubeugen; ein anderes Präparat belehrt uns über die verschiebenen Stabien von Brandwunden und deren Bes handlung. handlung. Die Ausführung schwieriger chirurgischer Opera­tionen, wie der Exartikulation des Fußes und der Erartikulation des Unterschenkels am Kniegelent, hat gleichfalls unter den neuen Nummern des Museums Darstellung von funstgewandter Hand gefunden, desgleichen mehrere Knochenresektionen. Zum Schluß dieser furzen Besprechung sei noch der trefflichen parate erwähnt, welche dem Besucher des Museums die Krant heitserscheinungen der orientalischen Best zeigen.

Die Pferdebahnlinie Dönhoffplak- Lichtenberg wird wahrscheinlich schon mit Beginn des Winterfahrplans der Neuen Berliner Pferdebahn- Gesellschaft eine Abänderung erfahren und zwar soll diefe Linie, mit Aufhebung ber Strede Spittel markt Dönhoffplak, vom Spittelmarkt an durch die Beuth und Kommandantenstraße bis zur Brandenburgstraße geführt bahn- Gesellschaft werden seitens des diese Linien benuzenden werden. Bezüglich der Fahrpreise der Neuen Berliner Pferdes Publikums ernsthafte Klagen laut. So z. B. foftet auf ber Linie Moltenmarkt- Weißensee die Strecke zwischen Linienstraßes Verbindungsbahn 10 Pf., steigt man jedoch 100 Schritt vor der Verbindungsbahn auf und fährt nur die um Vieles fürzere Strede bis zum Königsthor, so fostet diese Fahrt 20 Pf. Als während des Umbaues auf dem Spittelmarkt der Fahrpreis von Kuriofum in Bezug auf Fahrpreise wollen wir nachweisen, daß der Kl. Frankfurterstraße- Dönhoffplatz mit der Linie Spittel plaz- Viehhof bez. Lichtenberg 15 Pf. toftet. markt Bentral Viehhof 10 Pf., und der Linien Dönhoff­

Die Ausgrabung des großen Fenn behufs Um­wandlung deffelben in einen See stößt auf unerwartete Hindernisse. Während bisher das Ausheben des moorigen Torfbodens durch eine Anzahl Torfmaschinen erfolgte, fönnen diese faft gar nicht mehr, so wenig wie die Baggermaschinen gebraucht werden. An den Stellen, an denen die Arbeiten jezt angelangt find, liegt der Grund des Fenns so voll alter Baumstämme, daß die Maschinen gar nicht mehr angewendet werden können, ohne Gefahr zu laufen, fie sämmtlich zu zer­brechen. Die Stämme, theils eichene, theils fieferne, liegen fogar schichtenweise übereinander und ihre Herausschaffung vera ursacht ungeheure Arbeit und ganz bedeutende Kosten. Gleiches Interesse nimmt gegenwärtig das Fenn in Anspruch, in welches der aus dem See ausgehobene Boden durch eine Eisenbahn geschafft wird. Hier hat die Laft des abgeladenen Bodens das unter der Oberfläche befindliche Torfnet durchgedrückt, so daß daffelbe neben der Aufschüttung hervorquillt und zu Hügeln an­schwillt, wo früher Wasser stand.

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Heber den Stand der Berliner Brückenbauten macht die D. Bauztg." einige Mittheilungen, aus welchen zu ersehen ist, daß auf diesem Gebiete im nächsten Jahre eine außerordentlich rege Thätigkeit in Aussicht steht. Abgesehen von der Moltke- Brüde sind noch mehrere Brüdenbauten im Gange. Für die Fußgängerbrüde im Zuge der Neu­städtischen Kirchstraße sind die Gründungsarbeiten auf dem linken Spreeufer vollendet und wird mit dem Aufbau des Widerlagers in den nächsten Tagen begonnen werden. Die Verkleidung desselben erfolgt in Granit aus der Nähe von Passau . Die Eisenkonstruktion ist dem Werke Lauchhammer übertragen. Lauchhammer übertragen. An der Albrechtshofer Brüde sind die Gründungsarbeiten im vollen Gange, auch an der Brücke im Zuge der Budower- und Waldemarstraße ist mit den Gründungsarbeiten be gonnen worden. Mit Rücksicht auf die Höhenlage der an­grenzenden Straßen muß hier der Ueberbau aus Eisen herge ftellt werden. Von den durch die Spreeregulirung unmittelbar betroffenen Brücken ist der Entwurf zum Neubau der Friedrichsbrücke zur landespolizeilichen Genehmigung eingereicht, der für die Kurfürstenbrüde ist noch in Ara beit und diejenigen für die Neuanlagen am Mühlendamm, Mühlenwege und der Fischerbrüde sind soweit fertig gestellt, daß wenigstens im Laufe des Winters die hölzernen Interimsbrüden werden hergestellt wer den fönnen. Die Bauausführung dieser Brücken­gruppe wird eine sehr schwierige und interessante, da die Bauten nur stückweise in Angriff genommen werden fönnen und ein Provisorium das andere ablösen muß. Der Entwurf zum Bau der Brücke über die Spree im Zuge der Paulstraße ist bereits zur landespolizeilichen Genehmigung eingereicht; zum Umbau der Waisen, Weidendama mer und Eberts Brücke sind die Entwürfe in Arbeit.. An den Umbau der Moabiter Brüde wird nächstens gedacht werden müssen; eine Verbreiterung der Mittelöffaung

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