archistenuntersuchung gemeldet wurde, find nach den| neuesten Nachrichten in dieser Angelegenheit weitere Verhaf tungen in Zürich und Luzern vorgenommen worden. In Bafel follen zwei deutsche Arbeiter wegen ihrer sozialistischen Gesinnung verhaftet worden sein. Wenn es zum Prozesse gegen die Anarchisten fommt, wird derselbe in Neuenburg statt­finden.

In Basel sind die Buchdrucker in eine Lohnbewe­gung eingetreten, zu dem Zwecke, eine Erhöhung des Arbeits­lohnes und eine Verkürzung der Arbeitszeit herbeizuführen. Der Basler Arbeiterbund hat befchloffen, bei einer durch Rück­tritt veranlaßten, demnächst statifindenden Ecfahwahl in den Nationalrath den Redakteur des Arbeiterfreund", Herrn Wullschleger, als Randidaten aufzustellen und so selbst ftändig in die Wahlbewegung einzutreten.

Der schweizerische Gewerkschaftsbund wird an das nächstens erscheinende, Achtstundenblatt" einen größeren Betrag als Sub­vention gewähren.

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New- York , 20. September. Die Aufsichtsbehörde der foz. Arbeiterpartei hat zur vorläufigen Regelung der schwebenden Differenzen innerhalb der Partei eine Maßregel getroffen, die ich in meinem vorigen Briefe nicht in Betracht gezogen; sie hat nämlich das ganze Exekutivkomitee suspendirt mozu fie nach der Konstitution berechtigt ist und bis zum Kongreß die Führung der Parteigeschäfte selbst in die Hand genommen. Zu diefem Zweck ist eins ihrer Mitglieder, Regendant, herüber ge­Tommen. Das neue Erefutivfomitee hat sich der Wenderung bereitwillight gefügt, während der frühere Sekretär sich weigerte, die in feinen Händen befindlichen Gelder, Bücher u. f. m. abzuliefern." Der bisherige Redakteur des Workmen Advocate", Bushe, ist gleich Rosenberg, dem Redak­teur des Sozialist", seitens des neuen E.-K. von seinem Posten entfernt worden, weil er das Blatt in der gleichen Richtung rebigitte speziell in Bezug auf die gegenwärtige Achtstunden­bewegung wie es bezüglich des Sozialist" geschah. Bushe ift einer der wenigen Amerikaner, welche fich ohne Rückhalt für den Sozialismus erklärt haben, und es ist also sehr zu be­dauern, daß er durch jene Streitfrage aus einer Parteistellung gefommen, die er im Uebrigen, mie allgemein anerkannt wird, mit Geschick ausfüllte. Es ist noch nicht lange her, daß die in ber Central Labor Föderation befindlichen sozialistisch gesinnten Delegirten, welche zu denen gehören, die bei den fürzlichen Vorgängen in der Partei gegen die Redaktionen der Parteiblätter vorgingen, den Workmen Advocate" als offisielles Organ der Föderation vorschlugen, was aber nicht durchaing, da das Blatt der großen Mehrzahl zu sozialistisch war. Wie sich herausgestellt, ist das Resultat der Urabstimmung über die Abhaltung des Kongreffes von der alten Erekutive nicht richtig angegeben worden, indem fie einige Orte, welche den Termin offen gelaffen, unter die für September stimmenden Orte gefeßt, und andere, welche über­haupt gegen Abhaltung des Kongresses waren, nicht mitzählte. Die neue Erefutive hatte deshalb eine nochmalige Urabstim­mung ausgefchrieben; folgedessen wird der Kongreß, wenn die Aufsichtsbehörde teine andere Entscheidung trifft, frühestens im Oftober stattfinden. Unter den obwaltenden Umständen ist es übrigens felbstverständlich, daß auch ohne Urabstimmung­ein Kongreß( mogegen sich bei der ersten Urabstimmung die Majorität erklärte) einberufen werden muß, denn nur durch einen folchen fann Ordnung geschaffen werden.

Bei den bezüglichen Verhandlungen in der Central Labor Föderation über Beschaffung eines englischen Arbeiterblattes founte wieder einmal eine Erscheinung beobachtet werden, welche schon sehr häufig einer Entwickelung nach vorwärts hinderlich gewesen; eine Anzahl auf fortschrittlichem Standpunkte stehen­der Delegaten betonten nämlich ausdrücklich, daß sie nicht für die Wahl eines sozialistischen Blattes einträten, weil sie die noch rückständigen Arbeiter nicht abschrecken mollten. Diese zarte Rücksichtnahme einem Element gegenüber, das im Grunde genommen durch solche Handlungsweise nur in seiner Rück­ständigkeit bestärkt wird, hat in diesem Lande schon sehr viel geschadet. Speziell in New- York hat diese Zartfühligkeit, welche den irischen Organisationen in der Central Labor Union gegen­über zur steten Anwendung gelangte,( troß ebenso permanenter

strebungen der Arbeiter betrachtet werden müsse, daß dieselben den vollen Ertrag ihrer Arbeit erhalten. Gegen diesen Antrag traten sowohl der Präsident der Union , Straffer, wie auch der Präsident der Föderation of Labor, Gompers( der Zigarren macher ift), auf, und zwar, wie oben angeführt, unter Hinweis auf die große Masse der Arbeiter, welche sich daran stoßen" würden. Mit Recht bemerkt dazu die Volkszeitung" in einem Der Harmonie wegen" überschriebenen Artikel: Es fch't in den Reihen der Arbeiterbewegung, namentlich in den angelsächsischen Ländern, noch immer nicht an fofiler Anbeterei von dem, was sie selbstreinen Unionismus" nennen, was aber in Wirklichkeit nur eine in Permanenz erklärte Beschränktheit ist. Sobald in einer Union, oder in einem Geweitschaftsverbande der Vor­schlag gemacht wird, in der Platform oder in einer Prinzipien erklärung den Gegensatz zwischen Kavital und Arbeit, oder die Nothwendigkeit der gänzlichen Abschaffung der Lohnftloverei zu betonen, oder darauf hinzuweisen, daß nur auf dem Wege der Klaffenpolitik wirkliche Fortschritte zu erwarten sind, dann er­heben jene Foffilen" ihre Grabesstimmen und heulen: solche Dinge gehören nicht in den Rahmen einer wirthschaftlichen Verbin­dung, weil sie geignet seien, die Harmonie" unter den Mitgliedern zu stören. Eine Union sei eine Gesellschaft von Leuten der verschiedensten Ansichten, Bildungsstufen und Temperamente, die nur dadurch miteinander verbunden sind, daß sie im gleichen Gewerfe unter gleichen ökonomischen Verhältnissen arbeiten u. f. 1. Darum sollten namentlich die Sozialisten, die ja sonst ganz gute Menschen seien, wenn sie nur nicht respektablen" Arbeiter­führern manchmal so viel Trubel machen wollten, der Harmonie megen" mit ihren Forderungen hübsch zu Hause bleiben. Der Harmonie roegen!" Ja, wo soll denn die Harmonie be­wahrt werden? Etwa zwischen Arbeitern und Arbeitgebern? Doch gewiß nicht, da lettere an der Gewerkschaft keinen Antheil haben und dieselbe ja gegen die von ihnen geübte Ausbeutung haben und dieselbe ja gegen die von ihnen geübte Ausbeutung gerichtet ist.

Also zwischen den Arbeitern? Gewiß! Eine solche Harmonie ist die Vorbedingung eines erfolgreichen öfonomischen Kampfes. Aber im Namen des gefunden Menschenverstandes, im Namen der Ehre und Vernunft der arbeitenden Menschheit unseres

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Beitalters fragen wir: Was ist denn in jenen als fozialistisch" verschrieenen Aussprüchen enthalten, worüber sich Arbeiter, insofern sie nicht Idioten, oder Streber und angehende Aus­beuter sind, entzweien fönnten? Dak Arbeit alle Werthe schafft" giebt es einen arbeitenden Menschen außerhalb eines Idiotenafyls, der diesen Grundsah nicht unterschriebe? Oder daß zwischen Kapital und Arbeit, so lange sie in getrennten Klassen vertreten sind, ein unverföhnlicher Gegensatz bestehe welcher Lohnarbeiter, der an der eigenen Haut die Segnung arbeitsparender Maschinen, industrieller Krisen und die Hiebe der Lohnquillotine erprobt hat, wird daran zweifeln wollen?" Es ist gewiß, wenn die betreffenden Führer in der ameri­fanischen Arbeiterbewegung, welche das Vertrauen der heute noch indifferenten Massen befizen, ihre angebliche Rücksichtnahme auf die Vorurtheile derselben an den Nagel hängen und offen für die weltbewegenden Ideen des Sozialis­mus eintreten würden, die Harmonie" zwischen Jenen und den schon auf fortschrittlichem Boden stehenden Arbeitern nicht im mindesten litte.

Auf der Konvention der Intern. Bigarrenmacher- Union fiegien, meil jene Führer das nicht thaten, wieder einmal die Bauern", wie man die in den fleinen Orten arbeitenden Bigarrenmacher nennt, und zwar mit ca. 120 gegen 34 Stim­men. Die Abstimmung findet nämlich nach der Zahl der Dee­girten statt, und da jede Union, mag sie noch so flein sein, zur Entsendung eines Delegirten berechtigt ist, die großen Unions aber auch nur einen fenden dürfen, so fann die in den großen Städten befindliche Intelligenz nicht zur Geltung ge langen, so lange die einflußreichen Führer fich auf Seiten der Rückständigkeit stellen. Die Debatten auf der Konvention ließen übrigens mit Vergnügen erkennen, daß fich wieber ein frischer, lebendiger Geist geltend macht. Wenn's nur anhält!

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rückſichtsloſer Ertheilung von Naſenſtübern und Rippenstößen Politische Uebersicht.

von jener Seite) zu den Zuständen geführt; welche vor einiger Zeit eintraten, als jene Leute, durch das betr. Verhalten zu übermüthig gemacht, es zu arg trieben.

Auch neuerdings hat man in einer Organisation, deren Mit­alieder zu einem bedeutenden Theil auf dem Boden der modernen Arbeiterbemegung stehen, diese Rücksichtnahme auf die rückstän­digen Elemente zum Vorwand genommen, um einen von erfteren eingebrachten Antrag auf Einreichung einer Prinzipien- Erklärung" in die Statuten zu Falle zu bringen.. Diesmal ging die Bekämpfung von jenem Standpunkte freilich von Leuten aus, welche nicht auf fortschrittlichem Boden stehen. Auf der gegenwärtig tagenden Konvention der Internationalen Bigarrenmacher- Union hatte nämlich eine Philadelphiaer Union den Antrag gestellt, den Statuten eine Prinzipien Erklärung vorzufezen, in der neben anderem gefagt ist, daß die Arbeit die Quelle aller Werthe sei, und als schließliches Resultat der Be­

Timar war, als schlüge der Blig ein. Dies Wort rüttelte ihn aus seiner dumpfen Betäubung auf. ,, Was wollen Sie damit?

Illustrissime! Sehen Sie! die Luft auf dieser Insel ist eine vortreffliche, wie sie mir zur Herstellung meiner Ge­fundheit, die in Süd- Amerika so gelitten hat, nöthig ist. Von der lieben seligen Mama Therese habe ich gehört, daß dort Kräuter wachsen, welche alle Wunden heilen. In Dioßegi's Botanik habe ich gelesen, daß sie selbst das im Topf kochende Fleisch zusammenzuschweißen im Stande sind. Dann thut mir nach so vielen Aufregungen ein ruhiges, Tontemplatives Leben Noth. Nach der sybaritischen Lebens­weise, die ich geführt, sehne ich mich nach den ländlichen Genüssen des goldenen Zeitalters. Geben Sie mir die Geben Sie mir die herrenlose Insel, Exzellenz Serenissime!"

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Der Abenteurer flehte so höhnisch mit der Flinte in der Hand. Sie sind ein Narr!" sagte Timar, den diese Neckerei erboßte, dann rückte er plöglich den Stuhl herum und zeigte Theodor Krißtyan den Rücken. D, wenden Sie mir nicht den Rücken zu, gnädiger Herr! Sennor! Eccellenza!- Mylord! Durch lauchtigster Herr Pan volkompzsnye Mynheer!- Monseigneur! Gospodine Effendi! In welcher Sprache soll ich Sie anreden, um Sie zu bewegen, die Bitte eines armen Flüchtlings zu erhören." Diese abgeschmackte Verhöhnung gereichte dem Angreifer nicht zum Vortheil. Sie verminderte die Wirkung des bösen Zaubers auf Zimar. Er gerieth auf den Gedanken, es mit einem eingeschüchterten Menschen zu thun zu haben, der wirklich wegen seiner Haut besorgt ist. Er rief ihm ärgerlich zu: Endigen Sie. Nennen Sie irgend eine Summe Sie follen sie haben, wenn Sie eine Insel brauchen, nun so taufen Sie sich eine im griechischen Archipel oder bei China . Wenn Sie sich vor Verfolgung fürchten, nun so gehen Sie nach Rom, Neapel oder in die Schweiz ; geben Sie sich dort für einen Marquis aus, stellen Sie sich auf guten Fuß mit der Camorra und Niemand wird Ihnen etwas zu Leide thun. Das Geld gebe ich Ihnen. Die Insel be­tommen Sie nicht."

Der Reichstag tritt, wie nationalliberale Blätter lange vorher schon angekündigt hatten, am 22. Oftober wieder zu­fammen. Der Reichsanzeiger" meldet seine Einberufung in den üblichen Formen, und so wird denn in drei Wochen die lezte Tagung eines Parlamentes anheben, dem der Suhm billig zuerkannt werden muß, bas reaktionärste zu sein, das wir seit bes heiligen teutschen Reiches Wiedergeburt" gehabt haben.

Die letzte Seffion des Reichstages wird diesen Ruhm nicht schmälern, sondern erfüllen; sie wird sich in feiner Richtung von ihren Vorgängerinnen unterscheiden. Beichneidung der Volksrechte, Erhöhung der Volkslasten, Begünstigung der pri­vilegirten Klassen wird nach wie vor die geheime und offene Losung der Majorität sein. Zwar fönnte man meinen, daß die Rücksicht auf die bevorstehenden Wahlen den Herren einige Zurückhaltung und etwas mehr Heuchelei auferlegen dürfte, dem

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So? Fängt Seine Gnaden schon an, eine stolze Sprache gegen mich zu führen?" rief Theodor Krißtyan. Der ins Wasser gefallene Kumpan erholt sich vom ersten Schreck und will herausschwimmen. Nun warte nur, ich werde Dich schon wieder hineinstoßen. Du denkst bei Dir: Nur zu, Lumpenkerl! suche Dir Jemanden, dem Du sagst, was Du über mich weißt. Das Erste, was Du davon haben wirst, wird sein, daß man Dich festnimmt, einsperrt und im Hundeloch Dich vergißt; man wird Dich so stumm machen, daß Du in Deinem Leben Niemandem mehr etwas erzählen wirft. Oder es kann Dir auch in anderer Weise etwas Menschliches begegnen. Solche Dinge, sehe ich, denkst Du Dir. Vernimm aber jetzt, mit welchem gewitzigten Menschen Du zu thun haft. Du sollst gleich begreifen lernen, daß Du an Händen und Füßen geknebelt bist und so wehrlos vor mir liegst, wie ein von Räubern geknebelter Geizhals, welcher es dulden muß, daß man ihm Dornen unter die Nägel treibt, den Bart Haar für Haar ausrupft und siedendes Fett auf die Haut tröpfelt, bis er angiebt, wo er seine Schäße versteckt hat. Auch ich werde es so mit Dir machen. Und wenn Du es nicht mehr aushalten kannst, dann schreie: Es ist genug!" Timar horchte mit der Es ist genug!" Timar horchte mit der tödtlichen Neugierde eines Gefolterten auf die Worte des Galeerensträflings. Ich habe bisher noch feiner Seele etwas von dem gesagt, was ich über Dich weiß. Bei meiner Ehre! Außer den paar Klatschereien, welche mir in Komorn entschlüft sind, habe ich über Dich nichts gesprochen, und entschlüft sind, habe ich über Dich nichts gesprochen, und was ich damals gesagt, war weder Fisch noch Fleisch, Alles aber, was ich über Dich weiß, habe ich mir niedergeschrieben - ich habe es hier bei mir in der Tasche und zwar in viererlei Konzepten mit viererlei Adressen. Das eine Konzept ist eine an die türkische Regierung abreffirte Denunziation, in welcher ich aufdecke, was von Ali Tschorbadschi aus Stambul mitgenommen wurde und als das zu konfiszirende Ver­mögen eines Verschwörers der Kazine des Sultans anheimzu­fallen hat; und zwar sind die Pretiofen, sowie mein Vater sie mir beschrieben hat, Stück für Stück benannt, mit der Angabe, bei wem fie vorfindlich und auf welche Weise sie in seine Hände gelangt sind. Im zweiten Schreiben zeige ich Dich der Wiener Regierung als den Mörder Ali Tschor­

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steht aber die Nothwendigkeit für sie gegenüber, die Stunde auszunuben, so lange fie ihnen gehört. Das Glück des Kartells ift noch zu jung, als daß ihm alle trauen wolten, und die Bufunft selbst so fcha: fsinnigen" Politiker wie den Miquels und Genossen verschleiert.

So wird denn Ales noch rasch in die Scheuern gebracht werden, was im Felde steht; in erster Linie dos Sozialisten­geset. In seiner alten Form genügt es der Reaktion nicht. Statt die Sozialdemokratie zu vernichten, hat es die Ver­doppelung ihrer Stimmenzahl nicht verhindert, und seine schneidigste Bestimmung, die Ausweisungsbefugniß, hat sich nicht als Abschreckungsmittel, sondern als gefchliche Förderung der sozialdemokratischen Propaganda, als Verbreitung des sozialistischen Ansteckungsstoffes" von Staatswegen in bisher noch unberührte Gegenden erwiesen. Dazu kommt die ständige Wiederkehr aufregender" Debatten bei den Anträgen auf Verlängerung des nur auf Zeit erlassenen Geseges, Debatten, die für pflichttreue" Beamten sehr unangenehm auszuschlagen und den Charakter des auf die Sittlichkeit des Christenthums" beruhenden Staates in ein eigenthümliches Licht zu stellen pflegen.

Bon der Nothwendigkeit einer Abänderung dieses Zustandes find sie gleichmäßig überzeugt, Regierung und herrschende Par teien. Nur das Wie? macht ihnen Kopfschmerzen. Sollen die Strafbestimmungen des Sozialistengefeges in das gemeine Recht überführt werden? Soll dem jezigen Sozialistengefege die zeitliche Beschränkung genommen, soll es in einzelnen Bunkien verschärft, in anderen gemildert werden? Mit der Lösung diefer Frage wird der Reichstag ein gut Theil seiner Zeit verbringen, und für den nöthigen Humor werden die liederverrenkungen der Nationalliberalen, welche die emigen Brinzipien" des Liberalismus mit einem Ausnahmeaefege in Einklang zu bringen haben, wird aber auch der fiolze Mannes muth der Deutschfreifinnigen forgen, die so lange die ent schiedensten Gegner des Sozialengefeges sind und fein wer­ben, als ihr Rein feinen Einfluß auf das Bünglein der Waage hat.

Die Sozialdemokratie wird dem Streit über die beste Art fie zu vernichten, zwar nicht mit verschränkten Armen, aber doch ruhigen und zufriedenen Gemüths zuschauen. Elf Jahre Mus nahmegesez haben ihr und sollten auch ihren Gegnern die Ueberzeugung beigebracht haben, daß ihr so nicht beigufommen ist. Und darüber sollte sich Regierung und Reichstagsmajoritär auch klar sein: den Debatten über das Sozialistengeset entgeht man auf keinen Fall, gleich viel welche Form man ihm giebt, ob man es für zwei oder hundert Jahre erläßt, denn höher taxiren wohl selbst die größten Optimisten die Ewigkeit eines Gefeßes nicht. Solange der Weg der Inisiativanträge im Reichstage offen steht, wird die Frage des Sozialistengefeges mit derfelben Regelmäßigkeit aufgerollt werden, als es bisher der Fall war, und wenn es nöthig wird, noch öfter.

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Als gänzlich bedeutungslos stellt sich der Erlaß des Ministers von Waybach in Bezug auf die Preise der fiskali­schen Gruben heraus. So wird jeht auch der Breslauer Morgenztg." vom oberschlesischen Kohlenmarkt geschrieben: Wr wandten uns anfragend an die fiskalischen Gruben Rönigin Luife" und Königsgrube" und erhielten von der königl. Berg­inspektion zu Königshütte und Zabrze den Bescheid, daß fe ihre Kohlen für 1889/90 vollständig verkauft haben, und daher nicht in der Lage seien, neue Kohlenlieferungen annehmen Au fönnen". Die fistalischen Gruben fönnen a fo feinerlei be stimmenden Einfluß auf die Kohlenpreise ausüben, da sie, wie die Freis. 3ig." vermuthet, an, 3wischenhändler ihre Gesammi­produktion verkauft haben.

Herr Stöcker reist augenblicklich in seinem Wahlkreise umher, um sich bei feinen Wählern in Erinnerung zu bringen. Das Intereffe für den großen Mann scheint aber fein sehr be deutendes zu fein. Am Sonnabend fprach er in Berleburg , doch hatten sich faum 60 Berleburger versammelt, um seinen Offenbarungen zu lauschen. Bemerkenswerth ist, daß Stöcker sowohl das Sozialistengefeß wie das Militär für ungenügende Mittel zur Bekämpfung der sozialdemokratischen Gefahr erklärte, nur die Bethätigung lebendigen Christenthums, strengste Heilig haltung des Sonntags und allieitige Unterstügung der monarchif und chriftlich gesinnten Breffe fönne fie abhalten. Zum Schlus erklärte er, daß er vom Kampfplag nimmermehr meichen würde und bat alle Gesinnungsgenossen um treue Mithilfe und festes Zusammenhalten.

Auch in Berlin wich Herr Stöcker rächstens wieder auftreten. Tas Bolt" fündigt eine große Versammlung der christlich fozialen Partei" mit Hern Stöcker als Redner für den 11. b. M. an. Die Schonzeit scheint also zu Ende zu sein.

Es beginnt zu dämmern. Am Schluße eines längeren Artike: s schreibt ein auswärtiges liberales Blatt:

Uns scheint, selbst der reaktionärste Politiker muß, wenn er zugleich Mensch ist, zugeben, daß die fernere Verlängerung des Ausnahmegefeges eine höchst problematische Maßregel ist, über welche man bei allem Haffe(? ei, wie unvorsichtig) gegen die sozialdemokratische Lehre fehr wohl anderer Meinung fein fann, als er. fann, als er. Nie ist ein Gesetz auf widerspruchsvollere Argu mente geftügt worden. Bei allen Verlängerungsanträgen lautete

badschi's und den Räuber seiner Schäße an. Mein drittes Schreiben ist an Frau von Levetinczy in Komorn gerichtet. Auch ihr schreibe ich, was Du an ihrem Vater verbrochen und wie Du in Besitz des mit Diamanten eingefaßten Porträts ihrer Mutter und der übrigen Kostbarkeiten, welche Du ihr geschenkt hast, gelangt bist. Aber auch noch etwas Anderes habe ich ihr geschrieben. Den Ort, wo Du Dich aufhältst, wenn Du nicht daheim bist. Die geheimen Freuden auf der herrenlosen Insel. Das Liebesverhältniß mit einer zweiten Frau. Den Betrug, den Du an ihr begehst. Ich erzähle ihr von Noemi und von Dodi. Nun, soll ich Dir noch mehr Dornen unter die Nägel treiben? Timars Brust bewegte sich feuchend auf und ab. Nun, da Du stumm bleibst, fahren wir fort!" sagte der grausame Peiniger. Der vierte Brief lautet an Noemi. Darin sage ich ihr Alles, was sie von Dir nicht weiß; daß Du draußen in der Welt ein Dir angetrautes Weib haft: daß Du ein vornehmer Herr bist, der sie entehrt hat und nie der Ihrige werden kann, der sie nur seinen Lüften ge opfert hat und ein Verbrecher ist. Nun, brüllst Du noch nicht um Gnade? Siehst Du diese zwei Thürme? Das ist Tihany . Dort wohnen rechtschaffene Mönche. Das ist ein Klofter. Dort deponire ich die vier Briefe und werde den Prior ersuchen, wenn ich nach einer Woche nicht wiederkomme, fie an ihre Adresse zu befördern. Es wäre daher vergebliche Mühe, wenn Du mich aus der Welt schaffen ließest: die Briefe werden dennoch an den Ort ihrer Bestimmung gelangen. Und dann wäre Deines Bleibens nicht länger in diesem Lande. Nach Hause kannst Du nicht; denn Deine Frau, wenn sie Dir auch den Tod ihres Vaters verzeihen wollte, könnte Dir Noemi nicht verzeihen. Die Gerichte würden eine Untersuchung gegen Dich anordnen, und dann müßtest Du herausrüden mit der Geschichte, wie Du Deine Reichthümer erworben. Auch die türkische Re gierung wird Dir einen Prozeß anhängen und ebenso die österreichische. Die ganze Welt wird Dich schon kennen ge lernt haben. Die, welche Dich früher als einen Goldmann gepriesen, werden jetzt den Abschaum der Menschheit in Dir erblicken. Aber auch auf die herrenlose Insel fannst Du nicht mehr flüchten denn dort wird Noemi die Thüre vor