neue Wohnung an mit der Weisung, sofort dorthin zu fahren;| fie selbst bestieg die Pferdebahn, um einen Vorsprung zu ge winnen und den Transport in ihrer Wohnung in Empfang zu nehmen. Leider harrte sie dort vergeblich auf die Ankunft ihrer Sachen, und es scheint, daß die biederen Transporteure durchaus nicht die Absicht haben, dieselben abzuliefern. Der Schaden der Dame ist ein nicht unbeträchtlicher, denn auf dem Wagen befanden sich, der Post" zufolge, ein Mahagonikleider­fchrant, ein großer Nußbaumspiegel, eine Nähmaschine, eine Bettstelle, 2 Rohrstühle, ein Ausziehtisch, 2 Betten( roth und roth- weiß gestreift), ein Sopha mit gemustertem Stoff, eine Rohrpuppe, ein eiserner Waschständer, eine große schwarzlederne Handtasche, 7 vollständige Kleider, ein Winter­mantel, 2 Winters und 2 Sommer- Jaquets, ein Umhang, ein schwarzer Pelztragen, Stoff zu 2 weißen Tüllkleidern, eine rothe Atlasschleppe, 4 Meter rother Atlas und verschiedene Wäschestücke, theils C. E.  , theils J. E. gezeichnet.

Ein Kolonialheld". Der achtzehnjährige Sohn des Lehrers W. Hänsel, welcher vor mehreren Monaten aus Berlin   verschwand, ohne daß man auch nur seine Spur auf­finden fonnte und seinem Vater viel Geld mitnahm, ist, wie er aus Sansibar meldet, dort angelangt und hat den Reichs­fommiffar Wißmann gebeten, ihn in seine Dienste zu nehmen, welchem Wunsche jedoch nicht Folge gegeben wurde.

Die letzten Rosen, die noch hier und da auf den Kirch­höfen blühen, sind nicht einmal vor den gefürchteten Kirchhofs­marbern sicher. Noch vorgestern wurde beim Verlassen des Georgenkirchhofes in der Landsberger Allee   durch den Portier ein junger Mann angehalten, der sich durch sein scheues Wesen und seine aufgebauschten Rockschöße verdächtig machte. Bei einer sofort vorgenommenen Visitation fand man in jeder seiner Rocktaschen ein Bouquet der schönsten rothen, gelben und weißen Rosen. Der Dieb hatte die legte diesjährige Rosen­ernie auf dem Kirchhof gehalten, er hatte alles genommen, was an blühenden Rosen noch vorhanden war. Zwei Schuß­leute führten den Dieb unter zahlreicher Begleitung des Publikums nach dem nächsten Polizeibureau in der Frieden­Straße.

Um die Kenntniß der zur Wiederbelebung Ertrunkener geeigneten Maßregeln in möglichst weiten Kreisen zu verbreiten, hat der Vorstand des Deutschen Samaritervereins eine durch Zeichnungen erläuterte Anweisung zusammenstellen und auf Blechtafeln überdrucken lassen, die er unentgeltlich an die Eigen­thümer und Führer aller preußischen See-, Fluß- und Binnen­fchiffe abzugeben bereit ist, welche in der Empfangsbescheinigung fich zur Anheftung der Tafeln auf ihren Schiffen verpflichten. Für Berlin   und Umgebung sind nachstehende Behörden zur Bertheilung dieser Tafeln ausersehen: das Polizei- Schifffahrts­bureau zu Berlin  , die Polizeidirektion zu Charlottenburg  , die fgl. Polizeidirektion zu Potsdam  , sowie die Polizeiverwaltung zu Spandau  .

Eine verhängnißvolle Wette. Der Turner Ostar Schöndube hatte sich in Kreisen seiner Freunde gerühmt, daß er innerhalb einer halben Stunde vom Brandenburger Thor, ohne zu raften, nach Charlottenburg   laufen und dabei min­bestens 50 Pfd. Eisen schleppen könne. Er fam mit seiner Last in unglaublich furzer Zeit bis in die Nähe von Charlottenburg  , wo er plöglich ftrauchelte, hinfiel und im Fall mit dem Bauch auf eine von ihm getragene Hantel im Gewicht von 25 Pfd. aufschlug. In hoffnungslosem Zustande wurde er nach der Wohnung feiner Eltern verbracht.

Der Friedrichsberger Räuber, Schlossergeselle Otto Gröschte, gegen weichen am 9. Oftober vor der zweiten Straf­fammer am Landgericht II neuerdings verhandelt werden wird, hat es aufgegeben, den wilden Mann zu spielen. Nachdem in der legten Verhandlung am 3. September der Geh. Sanitäts­rath Dr. Lewin den Auftrag erhalten hatte, den Gröschte auf feinen Geisteszustand zu beobachten, ließ dieser den Gefangenen nach der Lazarethstation des Untersuchungsgefängnisses über­führen. Dafelbft erhielt Gröschte die beste Krankenkost, und wohl unter der Wirkung derselben schenkte er dem Zureden und den Emahnungen des Gefängnißarztes Gehör. Er wurde ganz vernünftig und versprach auch, er wolle es nicht wieder thun, d. h. er wolle sich nicht wieder verrückt anstellen. Bis jezt hat er Wort gehalten, so daß zu hoffen ist, die er­neute Verhandlung wird ohne Schwierigkeiten seinerseits er­folgen fönnen.

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Eine mit glühenden Kohlen gefüllte Asphaltwalze bekanntlich bedient man sich solcher zum Glätten des Mate­rials ist gestern Mittag in der Friedrichstraße   Veranlassung zu einem schrecklichen Unglücksfall gewesen. Nahe der Kronen­Straße scheuten vor einer solchen Walze die Pferde eines Omni­buffes, einer der Arbeiter wurde zu Boden gerissen und von dem schweren Omnibus über beide Beine gefahren. Die Ver­legungen, welche der Berunglückte erhalten hatte, waren so ernster Natur, daß seine Ueberführung in ein Krankenhaus sofort erfolgen mußte.

Bwei jugendliche Taschendiebe, und zwar die Ge­brüder Robert und Emil Gertram, im Alter von 14 und 17 Jahren, wurden am Dienstag Abend in der achten Stunde einem Echugmann zum weiteren Transport übergeben. Die beiden Burschen benußten in der Königstraße eine Gelegenheit, um einer Dame, die am Café Rathhaus stand, das Porte­monnaie aus der Kleidertasche zu ziehen. Die Dame hatte aler noch rechtzeitig die Diebe bemerkt, und mit Hilfe eines Herrn konnte sie die beiden Langfinger einem Schuhmann über­geben.

Aus der Charitee ist ein Invalide vom Jahre 1870, der an einer chronischen Bleivergiftung litt, die Folge eines Schusses, den er im Kriege unterhalb des Kniegelenkes bekommen hatte, fürzlich als relativ geheilt entlassen worden und hat Herr Dr. Küster, der den Mann operirt hat, über den seltenen Fall ausführlich in der letzten Nummer der Klin. Wochenschrift" berichtet. Der Mann, ein Bahnarbeiter aus Bromberg, hat 17 Jahre lang nur über gelegentliche Schmerzen beim Gehen geflagt. Jm vorigen Jahre wurden die Schmerzen heftiger und wies der behandelnde Arat, Dr. P. in Bromberg, bereits Blei im Körper nach. Der Mann, der statt seiner früheren frischen Farbe ein fables bleigraues Aussehen bekommen hatte, fam in die hiesige Charitee, wo er operirt wurde. Die Kugel im Körper war jo vollständig zersplittert, daß fie in lauter fleine Partikelchen zertheilt war. Jezt ist der Mann fast ganz wiederhergestellt und von den Vergiftungs. Erscheinungen befreit.

Großes Vertrauen auf die Findigkeit der Stephans­jünger bewies eine Postkarte, welche dieser Tage in Berlin  aufgegeben und nach Driesen bestimmt war. Sie lautete: An einen Schuhmachermeister aus Driesen. Am legten Markte in Berlin  , Stand Großbeeren  - und Vorkstraßen- Ecke, 2. Bude, fieht ältlich aus, hat weißes Haar und eine fleine schwächliche Frau." Die Karte ist an die richtige Adresse gelangt.

Durch einen einfachen Handgriff die heftigsten Stickhustenanfälle tleinerer Kinder augenblicklich zu unterdrucken, darüber schreibt uns ein Arzt, der das Verfahren gelegentlich einer Erkrankung feiner eigenen Rinder an Keuch husten" mit vielem Glüd erprobt hat, folgendes: Mit den beiden halbgebogenen Berge- und Mittelfingern wird der hintere Rand des Unterkiefers unmittelbar vor dem Ohre feit gefaßt, die Daumen werden aufs Kinn gefeßt und mit fräftigem aber doch sanftem Zuge und Druck schiebt man den Unterfiefer nach vorn und unten. Wenn der Mund beim Husten, wie es gewöhnlich der Fall, schon offen steht, fo greifen beide Beigefinger in der Gegend der Ed zähne in den Mund und vollführen den Zug nach vorn und unten. Man kann den Handgriff auch von hinten her ausführen, wenn man den Patienten grade den Rücken zukehrt, indem man in der gleichen Weise den Druck mit den beiden Daumen am hinteren Rande des Unterkiefers ausführt. Der

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Handgriff ist ungemein einfach, so daß ihn ohne Weiteres jeder| d. M. Morgens in der Frankfurter Allee   60 fleinere Brände Laie, jede verständige Mutter oder Wärterin leicht und völlig statt, welche von der Feuerwehr gelöscht wurden. schmerzlos auszuführen vermag. Die Wirkung ist eine durchaus fichere; der Anfall wird regelmäßig unterbrochen; Huften und Athemnoth hören auf und zum Erbrechen, was beim Stickhuften die Kinder so sehr quält, fömmt es niemals. Auch die Nacht­ruhe der Kleinen wird nicht gestört, denn die Kinder schlafen ruhig weiter, während der Handgriff an ihnen ausgeführt wird.

Im Wallnertheater gehen morgen, Sonnabend, die Novitäten: Der Herr von Lohengrin  ", dramatischer Scherz in 1 Aft von A. Günther und 3 wischen zwei Feuern", Posse in 3 Aften von Alfred Duru   zum 1. Male in Siene.

Die Trichinenschau und ihre Mängel wurden vor einiger Zeit in einem hiesigen ärztlichen Fachverein von dem Vorsteher des Berliner   Schlachthofes, Dr. Hertwig, in einem Vortrage erörtert, der obwohl er auch für das große Publikum von Interesse ist, doch wenig in weiteren Kreisen be­tannt wurde. Dr. H. führte ungefähr Folgendes aus: Nach einer Verordnung des Oberpräsidenten der Pro­pinz Brandenburg vom 17. März 1886 und zwar

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speziell im§ 3 derfelben, ist für die Trichinenschau die mikroskopische Untersuchung von Präparaten vorgeschrieben, die aus sieben verschiedenen Muskeln des geschlachteten Thieres entnommen sein müssen. Als diese fieben Muskeln find vorgeschrieben die Augen-, Kehlkopfs-, Hals-, Zwischen­rippen, Bauch, Zungenwurzel und 3werchfellpfeiler­Muskeln. Vor dem Inkrafttreten dieser Verordnung hatte man die Untersuchung von nur vier Muskeln für ausreichend erachtet, nämlich die Zwergfellpfeiler-, Kehlkopf, Bauch­und und Zwischenrippen Muskeln. Die Vermehrung der zu untersuchenden Muskeln wurde angeordnet infolge einer im Jahre 1885 ausgebrochenen Trichinen- Epidemie, wo man bei den Thieren, von denen die Krankheit ausging, auch nament­lich die Hals-, Augen- und Zungenwurzel- Muskeln mit Trichinen behaftet fand. Ob diese Untersuchung der legtgenannten drei Muskeln zweckmäßig ist, darüber gehen die Meinungen der Sachverständigen auseinander. Auf Grund seiner praktischen Erfahrungen konnte Dr. Hertwig nun Folgendes mittheilen: Die Trichinen find am wenigsten häufig in den Zwischenrippen Muskeln, am häufiaften in dem Zwerchfell­Pfeiler, wo fie unter 150 trichinöfen Schweinen, die auf dem Berliner   Viehhofe untersucht wurden, nur bei 10 fehlten, welche überhaupt nur mit vereinzelten Trichinen behaftet waren. Die Behaftung der in der erwähnten Verordnung aufgeführten Muskeln bei trichinösen Schweinen ist in folgender Reihenfolge festgestellt, die am zahlreichsten Behafteten zuerst genannt: Zwerchfell- Pfeiler, Bungen-, Augen-, Hals-, Kehlkopf-, Bauch- und Zwischenrippen­Muskeln. Die nach der Verordnung von 1886 neu zu unter­suchenden Muskeln, Augen-, Zungen- und Halsmuskeln find aber bei trichinösen Schweinen niemals allein, sondern stets gemeinsam mit einem der anderen, schon nach den älteren Verordnungen zu untersuchenden Muskeln trichinös be­haftet gefunden worden. Dagegen find wiederholt in den Kehlkopfmuskeln und im Zwerchfell- Pfeiler vereinzelte Trichinen gefunden worden. Die Untersuchung der Augen­muskeln erweist sich als besonders schwierig wegen der Her­ausnahme diefer Muskeln, die bei gemäfteten Schweinen ge­wöhnlich mit Fett überwachsen sind. Dazu kommt, daß die Köpfe der geschlachteten Schweine gewöhnlich tief am Boden hängen und die Herausnahme der Augenmuskeln in größeren Schlachthäusern, wie z. B. auf dem Berliner   Schlacht­hofe, 100 täglich bis zu 3000 Schweine geschlachtet werden, gar nicht durchführbar ist. Für Berlin   ist auch die Untersuchung der Augenmuskeln nicht vorgeschrieben. Auch untersucht, die Burgenmuskeln werden in Berlin   nicht die Zwischenrippenmuskeln werden allerdings untersucht, jedoch weniger wegen der Trichinen, als wegen der dort häufig vor­fommenden Strahlenpilze. Es fragt sich nun, ob die größere 3ahl der zu untersuchenden Muskeln für die Ermittelung etwa vorhandener Trichinen von Vortheil ist. Die Frage ist zu be­jahen, wenn die Zahl und Größe der Präparate und die Dauer der Untersuchung feft bestimmt wird. Die Erfahrung hat ergeben, daß beffere Resultate erzielt werden, wenn aus ben wenigen Muskeln je zahlreichere Präparate, als wenn aus vielen Muskeln je meniger Präparate untersucht werden. Heute werden aus den fieben Muskeln gewöhnlich je sechs Präparate untersucht. Der Amerikaner Billings   erklärt eine Untersuchung aber nur für sicher, wenn 24 Präparate aus den Zwerchfell- Theilen allein untersucht sind. In Peters­ burg   findet die Trichinenschau in dieser Weise statt. Dr. Hertwig meint, daß gegen das Prinzip nichts einzuwenden sei, da, wenn in den 24 Präparaten nichts von Trichinen gefunden wird, diese in anderen Muskeln auch nicht oder nur vereinzelt zu finden sein werden, also feine Gefahr vor liegt. Daß die Untersuchung einer größeren Anzahl Musteln feinen befferen Schuß schafft, beweisen die in Berlin   gemachten Erfahrungen. Seit zwei Jahren, wo das von auswärts ein­geführte frische Fleisch hier nochmals untersucht wird, find 34 trichinöse Schweine ermittelt worden, von denen 32 aus der Provinz Brandenburg   kamen und von Trichinenschauern als trichinenfrei erklärt waren. Dr. Hertwig fordert zur Herbeiführung einer größeren Sicherheit der Untersuchung die Einrichtung von Schauämtern mit geregeltem Unter­fuchungsdienst unter einem zuverlässigen Vorsteher, der Fleisch­beschauer sein muß. Die Trichinenschauer müssen aut vorge­bildet und geübt sein, eine Anzahl von 24 Präparaten, wie sie bei einer Untersuchung angefertigt werden, andauernd und gleichmäßig hintereinander zu unterfuchen. nicht richtig, Aerzte, Thierärzte und Apotheker ohne Weiteres für befugt zu erachten, Trichinenschau zu üben. Unter den in Berlin   nachträglich trichinös be fundenen Schweinen, befand sich eines, das in der Pro­vinz von einem Thierarzt untersucht und trichinenfrei befunden war. Von Apothekern, denen die Trichinenschau übertragen war, wurde dem Dr. Hertwig mitgetheilt, daß sie Trichinen nur aus Abbildungen und aus Präparaten kannten, die ihnen beim Ankaufe der Mikroskope zugegeben waren. Trichinen im frischen Fleisch und in den verschiedenen Ent­wicklungsstadien hatten sie nie gesehen. Auch die Entnahme von Proben, namentlich aus den Augenmuskeln, wenn deren Untersuchung verlangt wird, muß praktisch geübt sein. Wo feine Schauämter bestehen, muß verboten und eventuell bestraft werden, eine geringere, als die vorgeschriebene Gebühr zu nehmen. Nüglich wäre es, wenn für das Auffinden trichinöfer Schweine in der Provinz Prämien gesezt und der Name des Beschauers veröffentlicht würde, denn da auf 1000 Schweine nur 1 trichinöses fommt, so kann der Fleischbeschauer oft Jahre lang untersuchen, ohne ein trichinöses zu finden, und tommt dann leicht dazu, sämmtliche Untersuchungen für vergeblich zu halten. Solche Bekanntmachungen, so meint Dr. H., würden auf die thatsächlich bestehende Gefahr auf merksam machen. Die Untersuchung der Augen- und Zwischen­rippen Muskeln fönne ohne Gefahr fortfallen. Ein Erfaz für beide sei weder nothwendig, noch empfehlenswerth.

Es sei

Polizeibericht. Am 2. d. M. Vormittags wurde ein 12­jähriges Mädchen vor dem Haufe Friedrichstraße 122 von einer Gepäckdroschte überfahren und erlitt einen Bruch des rechten Oberaimes. Nachmittags fiel ein 8jähriges Mädchen beim Spielen auf der Treppe des Hauses Weinbergsweg 6 über das Geländer etwa 4 Meter hoch auf den Hausflur hinab und er litt dadurch eine Gehirnerschütterung. Zu derselben Zeit wurde ein 62jähriger Schneider in seiner Wohnung in der Lottumstraße mit einer Schußwunde im Kopfe, welche er sich mittelst eines Revolvers beigebracht hatte, aufgefunden und noch lebend nach dem Krankenhause am Friedrichshain   gebracht. Am 2. d. M. fanden an vier verschiedenen Orten und am 3.

Bewegung der Bevölkerung der Stadt Berlin  . In der Woche vom 8 bis 14. September 1889 fanden 226 Eheschließungen statt. Lebend geboren wurden 891 Kinder, darunter 103 außerehelich, todtgeboren waren 25 mit 5 außere helichen. Die Lebendgeborenen find 31,0, die Todtgeborenen 0,9 pro Mille der Bevölkerung, die außerehelich Geborenen find bei den Lebendgeborenen 11,6, bei den Todtgeborenen 20,0 pet. Die Zahl der gemeldeten Sterbefälle be­trug 529, die fich auf die Wochentage wie folgt vertheilen: Sonntag 66, Montag 58, Dienstag 84, Mittwoch 87, Dommerstag 87, Freitag 75, Sonn­abend 72. Von den Gestorbenen erlagen an Majern 3, Scharlach 5, Rose 0, Diphtherie 27, Bräune 1, Reuchhusten 10, Rindbettfieber 2, Typhus 6. epidem. Genichitarre 0, Ruhr 0, Syphilis 2, Altersschwäche 18, Gehirnschlag 16, Lungenentzündung 29, Lungenfchwindfucht 67, Diarrhoe 29, Brechdurchfall 38, Magendarmtatarrh 22. Eines gewaltsamen Todes starben 10 Personen, und zwar durch Berbrennung oder Berbrühung 2, Erhängen 2, Ueberfahren 1, Sturz oder Schlag 3, Schußwunde 2. hierunter sind 4 Fälle durch Selbstmord herbeige führt Dem Alter nach find die Gestorbenen: Unter 1 Jahr alt 203( 38,4 pet. der Gesammtsterblichkeit), 1-5 Jahre 76, 5-15 Jahre 18, 15-20 Jahre 12, 20-30 Jahre 32, 30-40 Jahre 38, 40-60 Jahre 75, 60-80 Jahre 57, über 80 Jahre 18 Personen. In hiesigen Krankenhäusern starben 125, ein­schließlich 12 Auswärtige, welche zur Behandlung hierher gebracht waren. Auf die Standesämter vertheilen fich die Todesfälle folgendermaßen: Berlin  Kölln Dorotheenstadt( I) 20, Friedrichstadt  ( II) 12, Friedrich und Schöne berger Vorstadt( 1) 28, Friedrich- und Tempelhofer Vorstadt( IV.) 46, Louisen­stadt jenseit, westlich( Va.) 40, Luisenstadt jenseit, östlich( Vb.) 33, Luisenstadt diesseit und Neu- Rölln( VI) 30, Stralauer Biertel, weftlich( VIIa) 42, Stralauer Biertel, öftlich( VIIb) 28, Königftadt( VIII) 37, Spandauer Viertet ( IX) 25, Stofenthaler Borstadt, südlich( Xa.) 32, Rosenthaler Borstadt, nördlic ( Xb.) 37, Oranienburger Borstadt( XI) 46, Friedrich- Wilhelmstadt und Moabit  ( XII) 37, Wedding  ( XIII.) 36. Die Sterbefälle sind 18,4 pro Mille der fort­geschriebenen Bevölkerungszahl( 1498 349). Die Sterblichkeitsziffer in folgenden Städten des Deutschen Reiches mit mehr als hunderttausend Einwohnern be­trug in Aachen   23,2, Altona   17,3, Barmen 12,0, Bremen   14,4, Breslau   23,5, Chemnih 35,4, Danzig   18,7, Dresden   17,7, Düsseldorf   14,9, Elberfeld   20.1, Frankfurt   a. M. 17,1, Hamburg   mit Bororten 23,9, Hannover   19,2, Köln   207, Königsberg   22,3, Krefeld   18,9, Leipzig   20,7, Magdeburg   24,0, München   35,4, Stürnberg 24,4, Stettin   29,7, Straßburg   i. E. 19,1, Stuttgart   15,2 auf Taufend In anderen Großstädten Europas   mit mehr als dreihunderttausend Einwohnern betrug die Sterblichkeitsziffer in Amsterdam   15,6, Budapest  ( Vorwoche) 27,2 Dublin   24,5, Liverpool   19,6, London   14,8, Paris   19,9, Petersburg  ( Borwoche 24,4, Warschau  ( Vorwoche) 29,3, Wien  ( Borwoche) 16.7 auf Taufend. den 3700 Zugezogene, 2154 Weggezogene gemeldet, so daß sich die Bevölkerung mit Einrechnung der nachträglich gemeldeten Geborenen und des Zuschlages, der den Weggezogenen erfahrungsmäßig zugerechnet werden muß, um 1754 ver mehrt hat, die Einwohnerzahl beträgt fonach am Schluffe der Berichtswoche 1500 103. Jn der Woche vom 15. Septbr. bis 21. Septbr. tamen zur Meldung Infektions- Erkrankungsfälle an Syphus 37, Poden 0, Masern 11, Scharlach 136, Diphtherie 87, Kindbettfieber 11.

Es wur

Gerichts- Beitung.

9

Ein umfangreicher Wacherprozeß beschäftigte gestern in ausgedehnter Sigung die 4. Straffammer hiesigen Land­gerichts I. Die auf gewerbsmäßigen Wucher, bezw. Beihilfe dazu lautende Anklage richtete sich gegen den Kaufmann Richard Naschelsti, Franz Wildenow, Morik Zieg ler und die unvereh. Sophie Lehmann. Es handelt sich um Geldgeschäfte, welche fortgefeßt mit Offiziren und Beamten gegen hohe Zinsen gemacht worden sind. Naschelsti hat nach feiner Behauptung in Neiffe längere Zeit ein offenes Bank­gefchäft betrieben und wohnt seit 4 Jahren in Berlin  , wo er Börsen- und auch Geldgeschäfte macht. Wildenow, welcher der Vermittler des ersten Angeflagten ist, beschäftigt sich auch schon feit längerer Zeit mit Geldgeschäften, Ziegler ist der Schwager Naschelski's und ist bei einigen Geschäften desselben mit in bie Erscheinung getreten, die Angefl. Lehmann aber behauptet, das sie in ganz schuldloser Weise mit auf die Anklagebant ge tommen ist, da sie nur in einem einzigen Falle einen Kavalier, welcher Geld fuchte, an den Hauptangeklagten gewiesen habe. Die Angeklagten, von welchen die beiden ersten schon seit einigen Monaten in Untersuchungshaft fizen und auch gegen sehr hohe Kaution aus derfelben nicht entlaffen worden sind, geben die Thatsachen der Geldgeschäfie selbst zu, bestreiten aber durchweg, daß sich die Geldnehmer irgendwie in einer Nothlage befunden haben. Im Jahre 1886 wurde ein in Breslau   wohnender, vermögenslofer Kaufmann, Namens Joachim, zu Wies baden wegen Beiruges unter Anflage gestellt und bei einer vorgenommenen Haussuchung fanden sich Schriftstüde vor, aus denen fich ergab, daß derselbe mit Difizieren und höheren Beamten Geldgeschäfte gegen wucherische Zinsen in Höhe von 40-100 M. machte. Joachim ift damals zu zwei Jahren Gefängniß verurtheilt worden, bei den Verhandlungen stellte es sich jedoch heraus, daß derselbe nicht der eigentliche Geldgeber, sondern nur der Vermittler für Naschelsti war und die nach dieser Richtung hin weiter angestellten Erhebungen haben dann die jeßige Anklage gezeitigt. Das Bild, welches die Verhandlung darbot, war das übliche; die gegen die An geklagten auftretenden Zeugen waren verschiedene attive Offizi ziere, Rechnungsräthe, ein Landrath a. D., ein Referendar, ein Bolizeilieutenant a. D., ein Lehrer. Die Beugniß ablegenden Majore und Lieutenants, welche glänzende Wohnungen inne hatten und sich mehrere Pferde im Stalle hielten famen durch irgendwelche Veranlaffung in Geldverlegen heiten, denen sie auf dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege da durch ausweichen wollten, daß sie ihre hochadligen Namen durch Querschrift auf Wechsel mit dem Hauptangeklagten in eine sehr lebhafte Berbindung brachten. Der Angell. Naschelsti bezw. deffen Vermittler ließen sich vor Eingang in das Geschäft vor allen Dingen einen Revers darüber ausstellen, daß sie sich in geordneten Verhältnissen befänden und dann begann das be­fannte Spiel Spinne und Fliege". Gegen Ausstellung eines höheren Wechselbetrages wurde geringere Baar fumme Monate auf wenige geliehen; am Fällig war natürlich tein Geld da, feitstage der Wechsel wurde prolongirt wieder prolongirt, bei jeder Prolongation mußte eine erhebliche Gebühr bezahlt werden und so geriethen dann die Offiziere aus jenen, anfänglich zumeist aus Leichtsinn eingegangenen Wechselverpflichtungen schließlich in eine Art Nothlage, aus welcher sie durch Verwandte geriffen werden mußten. Von einer Noihlage, wie sie den Reuter'schen Arel von Rambow f. 8. in die Hände des alten Juden trieb, war in den meisten Fällen nirgends etwas zu erkennen. Die Herren Offiziere mußten durchweg zugeben, daß sie sich nur in momentaner" Verlegenheit befanden, ihre Vermögenslage den Darleihern sehr glänzend geschildert haben und daß sie aus ihrer Verlegenheit sich sofort hätten reißen fönnen, wenn sie sich ihren Eltern oder sonstigen Verwandten anvertraut hätten. Nur in einem einzigen Fall flang etwas wie Nothlage heraus und dieser Fall betraf einen alten Rechnungsrath, welcher durch allerlei Unglücksfälle schon arg mitgenommen worden war und es nun noch über fich ergehen laffen mußte, durch N. für seinen Sohn, der fich event. todt zu schießen er­flärt hatte, eine Summe von 400 Mart aufzunehmen. Die Differenzen zwischen den Wechselsummen und den dafür be­zahlten Beträgen waren zum Theil recht erheblich, mitunter mußten auch bei kleinen Beträgen ganz toloffale Prolongations gebühren gezahlt werden. Beispielsweise wurde für einen Wechsel von 400 M. nur 300 M. gezahlt und bei der Prolongation nach 3 Monaten mußten 100 M. geopfert werden. In einem anderen Falle wurden für einen Wechsel über 400 M. nur 290 Mart gezahlt; der Wechsel wurde viermal prolongirt und dies toftete jedesmal wiederum 400 M. Wildenow machte bei seinen selbstständigen Geschäften mehrmals noch die Variante, daß er ben Kavalieren erklärte, er tönne ihnen für ihre Wechsel nicht baares Geld verfchaffen, sondern nur Zigarren, die dann erit wieder in baares Geld umgelegt werden mußten. Daß dies nicht ohne abermalige Verlufte abging, ist leicht erklärlich. Naschelski will int vielen Fällen, in denen er mit Joachim gearbeitet hat, weit höhere Baarbeträge ge zahlt haben, als die Anklage behauptet und hielt fich für die etwaigen Provisions abzüge, welche fich Joachim noch auf eigene Kappe gemacht haben sollte, nicht für verantwortlich. Bei all' den Leuten, mit denen er Gefchäfte gemacht, habe durch aus feine Nothlage vorgelegen. Auch Wil  

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