alt" übten, auf aeistigem und materiellem Gebiete schnellere Fort- schritte machten, als diejenigen mit obligatorischem Referendum. Diese Erfahrung verwerthete die schweizerische Demokratie bei der Revision der Bundesverfassung 1874, indem sie daS fakul- tative Referendum einführte, wonach eine Volksabstimmung über Beschlüsse der Bundesversammlung nur in bestimmten Fällen und unter bestimmten Bedingungen statifindet. Schon ewige Male sind von den Konservativen Versuche gemacht, das Referendum zu erweitern, von den Demokraten jedoch vereitelt worden. Wenn jetzt die Sonaldemokraten sich mit den Konser- vativen verbinden, werden sie auf ebenso kräftigen Widerstand stosjen. DerBund" macht sie auf die Folgen ihres reaktiv- nären Treibens aufmerksam. Schon jetzt regt sich auch in Kreisen, die sonst für die gerechten Forderungen der Arberter ein warmes Interesse hatten, eine gereizte Stimmung gegen dieses Treiben und dürste sich in der nächsten Zukunft na- mentlich bei Wahlen Luft machen." So dieVoss. Ztg.".. Zunächst ist es ganz unberechtrgt, von ernerNiederlage" der schweizer Sozialdemokraten zu sprechen. Wahr ist blos, dafj die schweizer Sozialdemokraten 30 000 Unterschriften zur Her- beiführung einer allgemeinen Volksabstimmung sammeln wollten, und bloS 25 000 Stimmen zusammen brachten. Das ist aber keineswegs eine geringe Zahl, sondern, die Verhältnisse in Be- tracht gezogen, eine überraschend grobe Zahl. Inner- halb der Partei selbst hatte der Plan nämlich zahlreiche Gegner und die bürgerliche Demokratie verhielt sich durchweg entschieden feindlich. Daß unter solchen Umständen 25 000 Stimmen zu- sammenkamen, war weit eher ein Erfolg, als das Gegentheil. Jndeß, darüber läßt sich streiten, und wir wollen derVoss. Ztg." das Recht ihrer Meinung nicht beschränken. Recht charakteristisch sind die Bemerkungen deS fortschritt­lichen Blattes über die obligatorische Volksabstimmung. Wer das Prinzip der Volkssouveränität anerkennt, muß doch konsequenter Weise dafür sein, daß das souveräne Volk über alle Gesetze abstimmt, ehe sie in Giftigkeit treten. Daß die Demokratie ein z w e i s ch n e i d i g es Schwert ist und daß sie etwas sehr Konservatives hatlund mitunter den real- tionärsten Strömungen nachgiebt das ist allerdings richtig, kann aber dem Werth der Demokratie keinen Abbruch thun. Ist das allgemeine Stimmrecht deshalb weniger werth. weil es sehr häufig die Geschäfte der Reaktion besorgt? Das Volk muß eben den Gebrauch des allgemeinen Wahlrechts lernen. Und warum soll das allgemeine Wahlrecht blos für die Wahl eines Volksvertreters Kraft haben? Warum nicht auch für die B e u r t h e i l u n g der Gesetze, welche sie gemacht haben? Es kann das allerdings, so lange das Volk nicht die nöthige Bildung hat, zu Zeiten der Sache des Fortschritts unzuträglich sein, aber verwerfen wir das allgemeine Wahlrecht, weil es uns schon verschiedentliche Male eine reaktionäre Mehrheit in den Reichstag   geschickt hat? In einer langathmigen Empfehlung einer neuen Schrift de« Reichotagsabgeordneten Gechelhänfer Soziale Tagesfragen" kommt dieKöln  . Ztg." zu der merk- würdigen Aeußerung: Es liegt auf der Hand, daß die neue soziale Ge- setzgebung allein nicht im Stande ist, die soziale Frage zu lösen und den Lehren der Sozialdemokratie den Boden zu entziehen." Dagegen erinnern wir uns noch ganz genau, daß vor Wochen dasselbe Blatt in einer Lobrede auf eben diese Gesetz- gebung die Behauptung ausstellte, nach Einführung der In- validenversorgung werde die soziale Frage wie Wasser in der Hand zerrinnen. Des Weiteren besingt sie die Ansichten Oechel- häusers, der Arbeitgeber habe jeden Unterschied, wie des religiösen und politischen, so auch des sozialen Glaubensbekennt- nisses seiner Arbeiter vollständig zu ignoriren und absolute Ge- rechtigkeit zu üben; er habe lediglich die Beziehungen des Menschen zum Menschen zu pflegen, und besonders keinen politischen Einfluß auf seine Arbeiter zu üben. Und doch zieht dieses Kartellblatt täglich über die Arbeiter als über Menschen zweiter Klasse her und bestreitet ihnen die Berechtigung, sich gegen Unbilden seitens der Arbeitgeber zu wehren. Man denke nur an das Gebahren des edlen Blattes zur Zeit des Kohlen- arbeiterstreiks. Eine solche Heuchelei ist widerwärtig und ab- stoßend, aber es liegt Methode darin. Die Wahlen werfen ihre Schatten voraus, und da gilt es, dem armen Mann mit honigsüßen Phrasen um den Bart zu gehen, weil man ihn bei den Wahlen braucht. Wenn die Arbetier ein solches Gebahren mit Verachtung straften, wie es sich gehörte, dann würde den Kartellschreibern bald das Handwerk gelegt sein. Erstere haben im papiernen Stimmzettel die Macht in ihrer Hand, mögen sie sie brauchen. Der alt« Kanzler an feine« Kahn. Nach derVerl  . Ztg." lauten die vom Reichskanzler tn Friedrichsruh   in den Phonograph gesprochenen Worte an seinen Sohn, den Grafen Herbert Bismarck  , wie folgt:Sei mäßig in der Arbeit, mäßi im Essen und auch etwas im Trinken, das ist der Rat eines Vaters an seinen Sohn." Dem Kundesrath ist der Entwurf eines Gesetzes, be treffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwab Er blies eine starke Rauchwolke aus seiner Tabaks- pfeife; der Rauch besagte:meine Insel gehört nicht dorthin." Zch erzählte ihm von den Lasten, die wir zu tragen haben. Die Rauchwolke sagte dazu:auf meiner Insel zahle ich keine Steuer." Ich sagte ihm, welche gewaltigen Kriege seitdem in unserem Vaterland und in der weiten Welt auSgefochten worden. Die Rauchwolke bemerkte dazu:wir hier führen mit Niemand Krieg." Auf dem Geldmarkt war damals eine große Deroute: die ersten Häuser fielen der Reihe nach; auch das suchte ich ihm begreiflich zu machen. Sein TabackSqualm antwortete ihm daraus:nun, Gott sei Dank, bei uns haben wir kein Geld!" Dann setzte ich ihm auseinander, welche erbitterten Kämpfe die Parteien jetzt unter einander führen, und welchen Hader Religion, Nationalität und Herrschsucht stiften. Der Alte klopfte die Asche aus seiner Pfeife:Bei uns giebt es weder Bischöfe, noch Wähler, noch auch Minister." Und schließlich zeigte ich ihm, wie mächtig einst unser Ltand sein würde, wenn AlleS das sich erfüllt, waS wir wünschen. ... Die kleine Noemi war auf dem Schoß ihres Ur- yroßvaters eingeschlafen, man mußte ste hinein tragen und rns Bett legen. Das war wichtiger, als die Dinge, von denen ich sprach. DaS schlafende Kind wanderte aus dem Schoß des Urgroßvaters in den der Urgroßmutter. Als die Frau uns verließ, fragte mich der Alte:Wo sind Sie ge- boren?" Ich sagte es ihm. Was ist Ihr Beruf oder Amt?" Zch sagte ihm, daß ich ein Romanschreiber sei.WaS ist das?" Ein Mensch, der aus dem Ende einer Geschichte die ganze Geschichte von Anfang an herauszufinden weiß." Nun, so finden Sie auch meine Geschichte heraus," sagte er zu mir, meine Hand ergreifend. ES war einmal «in Mann, welcher eine Welt verließ, in der man ihn be- jungen des ReichzheereS, der Marine, der Reichseisenbahnen, der Post und Telegraphen vorgelegt worden. Ein hiesiges Börsenblatt bringt bezüglich der Anleihe fol» gende Einzelheiten: Die an den Reichstag zu richtenden außer- ordentlichen Vorlagen betreffs Forderungen für Armee und Marine werden zusammen 100 Millionen betragen. Davon entfallen 30 Millionen auf Eisenbahnen(??). Für die Feld- artillerie werden 1 600 000 M. einmalige Ausgaben verlangt, das heißt zunächst. Dieselben dienen zu Pferdeankäufen. ES scheint übrigens festzustehen, daß alle Batterien auf sechs Ge- schütze gebracht werden sollen. Obgleich die OrganisationS  - frage noch keineswegs entschieden ist, darf man doch sagen, daß wahrscheinlich zwei neue Brigadestäbe und drei Regi- mentsstäde für die Feldartillerie formirt werden. Auch für An- schaffung rauchlosen Pulvers figurirt in den Forderungen eine größere Summe. Die Nachricht scheint der Bestätigung dringend zu bedürfen. Vielleicht handelt es sich hier um eine Verwechselung des zum Etat gehörigen Anleihegesetzes für Heer, Marine, Eisenbahnen, Post und Telegraphen mit einer angeblichen neuen Anleihevorlage. Daß zur KefchränKnng der Freizügigkett der Ar- beiter Maßregeln vorbereitet werden sollen, ergiebt sich daraus, daß nach derSchles. Ztg." die Magistrats-, Guts- und Gemeindeoorstände des Regierungsbezirks Breslau   den Auftrag erhalten haben, nach einem vorgeschriebenen Formular ihrer vorgesetzten Dienstbehörde eine Nachweisung über die AuZwan- derung ländlicher Arbeiter einzureichen. Die Nachweisung hat sich auf männliche und weibliche Personen zu erstrecken und muß enthalten die Angabe, ob sich die Auswandernden nach Niederfchtesien, Sachsen   oder sonst wo hin gewendet haben, ob sie ohne Legitimation und Abmeldung beim Gemeindevorstande verzogen sind, ob sie das Dienstverhältniß widerrechtlich gelöst haben'und ob Kosten erwachsen sind; ferner wie viel Männer, Frauen und Kinder, wie viel Frauen Mann und Kind, und endlich wie viel Eltern Kinder zurückgelassen haben. Wettere Selege dafür, daß die Ernüchterung in den Kreisen der Kowniatpolittker selber um sich greift! Indem dieKceuzztg." mittherft, daß die Stärke der südwest- afrikanischen Schutztruppe von 30 Mann deutscher Mann- schasten auf unaesähr 50 ebensolcher erhöht werden solle, welche sämmtlich mit Repetirgewehren bewaffnet sind, und daß hierzu noch eine Truppe von etwa 60 Eingeborenen tritt, so daß sich im Ganzen eine aus mehr als 100 Mann bestehende Schutz- truppe dort befinden wird, schreibt das kolonialsreundliche Blatt: Die Schutztruppe solle jedoch keinen Krieg mit den Einge- borenen führen. Jeder Krieg würde uns selbst am meisten schaden; auch Hai man an den Erfahrungen, welche man in Ostafrika   gemacht hat, genug. Die dorthin gesandte kriegerische Expedition macht über Erwarten große Kosten, auch läßt sich nücht absehen, wann sie als beendet bezeichnet werden kann." Der Verkauf der Koloaialgesellschaft in Südwestafcika an eine ausländische Gesellschaft wäre nach derselben Quelle wohl schon abgeschlossen und zur Ausführung gekommen, wenn nicht die Befürchtung bestände, daß man von der Londoner Gesellschaft kein Geld erhalten würde. Also deshalb, nicht aus patriotischen Gründen, unterbleibt die Veräußerung. Settens der Krttijch-(Ostafrikanischen Kompagnie sind rn dem nördlichen Gebiete der ostafrikamschcn Küste durch Verträge mit den eingeborenen Stammeshäuptern angeblich verschiedene Rechte erworben worden.In diesen Gebieten stehen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, wie eine offiziöse Korresondenz schreibt, durch sehr viel ältere Verträge Privat- gecechlsame zu, auf welche zu verzichten die deutsche Gesellschaft nicht gesonnen ist. Die Deutsch- Ost afrikanische Gesellschaft sei ihren Betheiligten gegenüber verpflichtet, für die Geltend- machung aller ihrer Rechte einzutreten, auch wenn sie dadurch der Britisch- Ostafrikanischen Gesellschaft unbequem sein sollte. WaS sich daraus entwickeln toird, bleibt abzuwarten. Viel mehr als unnütze Zänkereien werden dabei wohl nicht heraus- kommen. Ueber die Verhältnisse in Südwest-Astika erhält dieVoss. Ztg." über London   folaende Meldung: Nachrichten aus Capetown   zufolge sind die Zustände in Damaraland   gegenwärtig kritisch. Ein dort im Juli an der Spitze einer Erpedition angekommener deutscher Offizier er- griff Maßregeln, gleichbedeutend mit der Herstellung des Standrechts. Er ließ Wagen und Posten anhalten und durchsuchen und britische Unterthanm, welche Agenten des ersten Häuptlings Kamaharero sind, in Ketten legen. Letzterer befahl infolge dessen den Deutschen  , das Land zu verlassen, und behielt die Prediger zurück als Geiseln für die Sicherheit feiner Agenten. Der in dieser Mittheilung erwähntedeutsche Offizier" ist augenscheinlich der vor einigen Monaten nach Damaraland ab- gesandte Hauptmann v. Franqois, der, wie es hieß, auf An- regung des Herrn v. Lilienlhal mit der Bildung einer neuen Schutztruppe dort beauftragt war. Die obenstehende Nachricht zeigt, daß auch dieser Versuch derselben Fehler wegen miß- lungen ist, welche man in Deutsch- Ostafrika   begangen hat. Das gewaltsame und rücksichtslose Auftreten von deutscher   Seite hat das Gelingen von vorn herein vereitelt und die Deutschen  wunderte, und sich eine zweite Welt schuf, in der man ihn liebt." Darf ich Sie um Ihren Namen fragen?" Der Greis schien bei diesem Wort um einen Kopf höher sich zu strecken, dann hob er seine zitternden Hände empor und legte sie mir auf das Haupt. Und in diesem Augen- blick wollte es mir scheinen, als ob einst, vor langer, langer Zeit, diese Hand schon einmal auf meinem Haupt geruht hätte, als noch Kinderlocken es umspielten, und als hätte ich dies Gesicht schon einmal gesehen. Auf diese Frage antwortete er mir:Mein Name ist Niemand." Damit wandte er sich ab und sprach kein Wort mehr, sondern ging in feine Behausung und kam wäh rend unserer ganzen Anwesenheit nicht wieder zum Vor schein.-- Dies ist der gegenwärtige Zustand der herrenlosen Insel. Das von zwei Reichen ertheilte Privilegium, das diesen Fleck Erde ausgeschlossen sein läßt von jedem Ten* torium, währt noch fünfzig Jahre. Fünfzig Jahre! wer weiß, was bis dahin aus der Welt geworden?! Mus Munft und Oebcn. Einen interessanten Anftatz übermüde Lente" in der Literatur veröffentlicht Marco Ärociner imN. W.   Tgbl.". Unter anderem heißt es darin: Sie saßen eines Tages traulich beisammen und sprachen über Schriftstellerei.C'est uo triste metier," seufzte Zola   schwer auf, welchem kurz vorher mit dem�ssommotr'' der erste mächtige Wurf gelungen. Ein rauriges Handwerk", bestätiate Alfons Daudet  , seinen schwarzen Lvckenkopf schüttelnd, undTurgenjew, dem das Schicksal in gnädigster Laune die Pfade geebnet, welche zum Ruhme leiten. wiederholte aleichfalls bekräftigend die Worte. Also ein trauriges Handwerk! Warum? Was hat diese drei großen Dichter, von denen Jeder, wie es scheint, ohne sonderliche Mühe'erncn Weltruf errungen, zu diesem trüben Endurtheil über ihren Beruf bewogen, über ihrHandwerk", aus dem ihnen klingender Gewinn und in Damaraland   in eine anscheinend noch ungünstigere Lage g-- bracht, als sie bisher seit der LoSsagung Kamaharero'S von dem deutschen Schutzvertrage bestand. Die"Sozialisten haben im Wahlkreis Bochum   den Schreiner Lehmann aus Düsseldorf   als Kandidaten aufgestellt. Ans Kamburg schreibt man derWeser- Ztg.":Dem Ausfall der nächsten Reichstagswahl wird hier mit nicht ge- ringer Sorge entgegen gesehen. Bekanntlich sind die beiden städtischen Wahlkreise in den Händen der Sozialdemokraten. Dieselben erhielten im 1. Wahlkreise für ihren Kandidaten Bebel gleich im ersten Wahlgange 14497 von abgegebenen 27 613 Stimmen; im 2. Wah'kreise für Dietz 18 672 von ab- gegebenen 29 995; im 3. Wahlkreise kam es zur Stichwahl. Der nationalliberale Kandidat Woermann erhielt im 1. Wahl- gang 15 052, der steisinnige 6341, der sozialistische 17803. In der Stichwahl sieate Woermann mit der kleinen Mehrheit von 20 059 gegen 19 324 über den Sozialdemokraten, so daß die freie Stadt Hamburg   doch wenigstens einen Vertreter des Groß» handeis im Reichstage hatte. Der 3. Wahlkreis umfaßt das Landgebiet und diesem ist der Sieg des Kaufmanns zu ver- danken gewesen. Mittlerweile hat sich aber durch Zollanschluß- bauten und dergleichen das Billwärder Viertel, das zum 3. Wahlkreise gehört, sehr viel dichter bevölkert und seine Bc- wohner gehören zumeist dem Arbeiterstande an. Da die Mehr- heit für den nationalliberalen Kandidaten schon letztes Mal fo klein war, so fürchtet man, daß sie dieses Mal ganz verloren gehe und Hamburg   im nächsten Reichstag durch drei Sozial- bemokraten vertreten werde." Auch kein Schaden! Au» Kachft», 9. Oktober. Bei den Wahlmännerwahlen zur Chemnitzer Gewerbekammer haben auch in Glauchau   und Hohenstein-Ernstthal   die Sozialdemokraten über den Züaftler den Sieg davongetragen. In Glauchau   erhielten die sozial. demokratischen Kandidaten 255, die Zünftler aber nur 35 bis 85 Stimmen. In Plauen  , wo 9 Wahlmänner zu wählen finh, ist der merkwürdige Fall eingetreten, daß 17 Kandidaten je 51 Stimmen auf sich vereinigt haben, es müssen also aus ihnen 9 ausgeloost werden. Schweix. Vor einigen Tagen brachte dieN. Z. Z," folgenden Bc- richt über einen Vorfall in Axenstein; Auf dem Axenstein gab der schweizerische Zauberkünstler Jacques Jägoly im Verlaufe des Sommers vor allen Kur- gälten eine Vorstellung. Eine Deutsche   überreichte ihm ein verschlossenes Kouvert zum Enträthseln des Inhalts. Jäggly gab diesen sofort an:Es lebe Kaiser Wilbelm II."; zugleich sagte er zu der jungen Dame, der alte Wilhelm und aar Kai- ser Friedrich seien ihm lieber gewesen. Jäggly wurde ange- zeigt wegen Majestätsbeleidigung und imPalizeianzeiger" ausgeforscht, auf Rigifirst entdeckt, vor das Bezirksamt rn Schwyz   geführt und dort über die Majestätsbeleidigung verhört. Zu dieser Geschichte bringt nun daS klerikaleVaterland" die Aufklärung, daß Deutsche   die Aeußerung Jäggly's dem deutschen Gesandten in Bern   mitgetheilt hätten, und dieser habe dann das eidgenössische Polizeidepartement angeaangen, den Vorfall doch zu untersuchen. Die Aeußerungea Jäggly's wurden verschiedentlich wiedergegeben. Da der Aufenthaltsort Jäggly's nicht zu ermitteln war, blieb nichts Anderes übrig, als denselben durch eine Bekanntmachung imPolizeianzeiger" auszuforschen. Jäggly erschien infolge dessen ohne polizeiliche Eskortirung auf dem Bezirksamte Schwyz  , wurde verhört und sofort wieder entlassen. Die Untersuchungsakten wurden so- dann durch den Regierungsrath des Kantons Schwyz   dem BundeSrathe eingereicht. Dem Berichte desVaterland" ist noch hinzuzufügen, daß das eidgenössische Polizeidepartement nach kurzer Zeit die Akten ohne weitere Bemerkung zurück- geschickt hat. Ob sich hieraus nicht aber doch noch ein Prozeß wie beim BaSler Fastnachtsgedicht entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Griechenland  . Aus Kreta   kommen immer wieder a'artnirenbe Nacbr chten. Nach einem Drahtbericht derVoss. Zig." veröffentlichen die Londoner  Daily News" einen langen Brief ihre? nach Canea gesandten besonderen Berichterstatters, welcher die Athener   Be- richte englischer Blätter über das Schreckensregiment auf Kreta  vollauf bestätigt. Schakir Pascha sei zuerst milde und gemäßigt aufgetreten, habe aber seinen Ton geändert, sobald die türkischen Truppen alle strategischen Punkte besetzt hätten. Tausende von Kretensern seien ohne Angabe von Gründen verhaftet worden und würden in den Gefängnissen grausam behandelt; die Truppen verübten die empörendsten Grausamkeiten und Aus- schreitungen gegen Christen, tödteten wehrlose, unschuldige Leute, raubten und plünderten. Der Berichterstatter fürchtet, daß diese Zustände fortdauern werden, bis eine starke freie Macht da- zwischen trete. Dieser Darstellung widersprechen die offiziellen türkischen Berichte ganz entschieden. Der neueste Bericht Schakir Paschas über die Lage auf Kreta   lautet sehr beruhigend und er soll durch die in Konstar.tinopel bei den Gesandtschaften eingelaufenen Berichte bestätigt werden. Ehren in Hülle und Fülle erwuchsen? War dieser Stoßseufzer der Ausbruch jener flüchtigen, trüben Laune, welche zuweilen die Seele gi oßer Dichter verdüstert, oder klang daraus der bitterböse Ernst einer reifen und gewitzigten künstlerischen Lebenserfahrung? Eine lehrreiche Antwort auf diese Frage hat Zola   in seinem Roman.l'Oeuvre" ertheilt, darin er in dem Schriftsteller Sandoz sich selbst und seine Art, zu schaffen, schildert. Da erfahren wir, welch' furchtbare Qualen der Dichter erduldet, bis feine Arbeit als vollendetes Ganzes vor ihm liegt, als abgeschlossenes Kunstwerk, das jeden Zeugen menschlicher Bedürftigkeit ausgestoßen. Wir fehen ihn Nacht für Nacht bis zum grauenden Morgen über feiner Hand- schrift mit finster gefalteten Brauen brüten, keuchend mit dem Stoffe ringen, Satz an Satz, Wort an Wort mühselig fügen, streichen, verbessern, feilen und wild auffahren, wenn ihm der rechte Ausdruck am rechten Platze nicht einfallen will, wenn er ein Gleichniß nicht zu erhaschen, oder ein Bild nicht so farbensatt zu malen vermag, wie es klar und leuchtend vor seiner Seele schwebt. Das ist in der That jener, die ganze Persönlichkeit des Poeten aufsaugende künstlerisch« Ernst, den Schiller in dem gedankenvollen GedichteDaS Ideal und das Leben" preist, jener beharrlich ringende Ernst,dm keine Mühe bleichet und dem allein der Wahrheit tief ver» steckter Born rauscht." Und diesen Ernst, dieses angstvolle Be- lauschen des musikalischen Elementes in der Diktion, diesen zähen, erbitterten Kampf mit dem Stoffe, mit der scheinbar so leicht flüssigen, schmiegsamen und biegsamen stanzösischen Sprache, finden wir bei fast allen großen, französischen Erzählern. Ei» ?ewaltiger Kampf, der zuweilen mit einem geradezu fanatischen ingrimm auSgefochten wird, wie bei Flanbcrt, den ein einziges Wörtchen, das den harmonischen Guß eines Satzes trübte, zur Verzweiflung bringen konnte und der eines Tages seinen Ver- leger, welcher um Manuskript drängte, mit den derben, aber für seine künstlerische Eigenart bezeichnenden Worten abfertiatr: (Aue je ersve comme un chien plutöt que de ddrer d'utc seconde ma phrase qut n'est pas faite."Ich will lieber wie' ein Hund verrecken, als um eine einzige Sekunde früher einen Satz verfertigen, bevor er nicht abgerundet ist." Sei««» zmölstansendsten Rehbork erlegte Prinz Rohan auf seinem Gute Hausinik in Böhmen  . DaS ist ent- schieden eine außerordentliche Arbeitsleistung wenn man nichts zu thun hat.