alt"übten, auf aeistigem und materiellem Gebiete schnellere Fort-schritte machten, als diejenigen mit obligatorischem Referendum.Diese Erfahrung verwerthete die schweizerische Demokratie beider Revision der Bundesverfassung 1874, indem sie daS fakul-tative Referendum einführte, wonach eine Volksabstimmungüber Beschlüsse der Bundesversammlung nur in bestimmtenFällen und unter bestimmten Bedingungen statifindet. Schonewige Male sind von den Konservativen Versuche gemacht, dasReferendum zu erweitern, von den Demokraten jedoch vereiteltworden. Wenn jetzt die Sonaldemokraten sich mit den Konser-vativen verbinden, werden sie auf ebenso kräftigen Widerstandstosjen. Der„Bund" macht sie auf die Folgen ihres reaktiv-nären Treibens aufmerksam. Schon jetzt regt sich auch inKreisen, die sonst für die gerechten Forderungen der Arberterein warmes Interesse hatten, eine gereizte Stimmung gegendieses Treiben und dürste sich in der nächsten Zukunft na-mentlich bei Wahlen Luft machen."—So die„Voss. Ztg.".. �Zunächst ist es ganz unberechtrgt, von erner„Niederlage" derschweizer Sozialdemokraten zu sprechen. Wahr ist blos, dafjdie schweizer Sozialdemokraten 30 000 Unterschriften zur Her-beiführung einer allgemeinen Volksabstimmung sammeln wollten,und bloS 25 000 Stimmen zusammen brachten. Das ist aberkeineswegs eine geringe Zahl, sondern, die Verhältnisse in Be-tracht gezogen, eine überraschend grobe Zahl. Inner-halb der Partei selbst hatte der Plan nämlich zahlreiche Gegnerund die bürgerliche Demokratie verhielt sich durchweg entschiedenfeindlich. Daß unter solchen Umständen 25 000 Stimmen zu-sammenkamen, war weit eher ein Erfolg, als das Gegentheil.Jndeß, darüber läßt sich streiten, und wir wollen der„Voss.Ztg." das Recht ihrer Meinung nicht beschränken.Recht charakteristisch sind die Bemerkungen deS fortschrittlichen Blattes über die obligatorische Volksabstimmung.Wer das Prinzip der Volkssouveränität anerkennt, muß dochkonsequenter Weise dafür sein, daß das souveräne Volk über alleGesetze abstimmt, ehe sie in Giftigkeit treten. Daß dieDemokratie ein z w e i s ch n e i d i g es Schwert ist und daßsie etwas sehr Konservatives hatlund mitunter den real-tionärsten Strömungen nachgiebt— das ist allerdings richtig,kann aber dem Werth der Demokratie keinen Abbruch thun.Ist das allgemeine Stimmrecht deshalb weniger werth. weil essehr häufig die Geschäfte der Reaktion besorgt? Das Volkmuß eben den Gebrauch des allgemeinen Wahlrechts lernen.Und warum soll das allgemeine Wahlrecht blos für die Wahleines Volksvertreters Kraft haben? Warum nicht auchfür die B e u r t h e i l u n g der Gesetze, welche sie gemachthaben? Es kann das allerdings, so lange das Volk nicht dienöthige Bildung hat, zu Zeiten der Sache des Fortschrittsunzuträglich sein, aber verwerfen wir das allgemeineWahlrecht, weil es uns schon verschiedentliche Male einereaktionäre Mehrheit in den Reichstag geschickt hat?In einer langathmigen Empfehlung einer neuenSchrift de« Reichotagsabgeordneten Gechelhänfer„Soziale Tagesfragen" kommt die„Köln. Ztg." zu der merk-würdigen Aeußerung:„Es liegt auf der Hand, daß die neue soziale Ge-setzgebung allein nicht im Stande ist, die soziale Fragezu lösen und den Lehren der Sozialdemokratie denBoden zu entziehen."Dagegen erinnern wir uns noch ganz genau, daß vorWochen dasselbe Blatt in einer Lobrede auf eben diese Gesetz-gebung die Behauptung ausstellte, nach Einführung der In-validenversorgung werde die soziale Frage wie Wasser in derHand zerrinnen. Des Weiteren besingt sie die Ansichten Oechel-häusers, der Arbeitgeber habe jeden Unterschied, wie desreligiösen und politischen, so auch des sozialen Glaubensbekennt-nisses seiner Arbeiter vollständig zu ignoriren und absolute Ge-rechtigkeit zu üben; er habe lediglich die Beziehungen desMenschen zum Menschen zu pflegen, und besonders keinenpolitischen Einfluß auf seine Arbeiter zu üben. Und doch ziehtdieses Kartellblatt täglich über die Arbeiter als über Menschenzweiter Klasse her und bestreitet ihnen die Berechtigung, sichgegen Unbilden seitens der Arbeitgeber zu wehren. Man denkenur an das Gebahren des edlen Blattes zur Zeit des Kohlen-arbeiterstreiks. Eine solche Heuchelei ist widerwärtig und ab-stoßend, aber es liegt Methode darin. Die Wahlen werfenihre Schatten voraus, und da gilt es, dem armen Mann mithonigsüßen Phrasen um den Bart zu gehen, weil man ihn beiden Wahlen braucht. Wenn die Arbetier ein solches Gebahrenmit Verachtung straften, wie es sich gehörte, dann würde denKartellschreibern bald das Handwerk gelegt sein. Erstere habenim papiernen Stimmzettel die Macht in ihrer Hand, mögen siesie brauchen.Der alt« Kanzler an feine« Kahn. Nach der„Verl.Ztg." lauten die vom Reichskanzler tn Friedrichsruh in denPhonograph gesprochenen Worte an seinen Sohn, den GrafenHerbert Bismarck, wie folgt:„Sei mäßig in der Arbeit, mäßiim Essen und auch etwas im Trinken,— das ist der Rateines Vaters an seinen Sohn."Dem Kundesrath ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der VerwabEr blies eine starke Rauchwolke aus seiner Tabaks-pfeife; der Rauch besagte:„meine Insel gehört nichtdorthin."Zch erzählte ihm von den Lasten, die wir zu tragenhaben. Die Rauchwolke sagte dazu:„auf meiner Inselzahle ich keine Steuer."Ich sagte ihm, welche gewaltigen Kriege seitdem inunserem Vaterland und in der weiten Welt auSgefochtenworden. Die Rauchwolke bemerkte dazu:„wir hier führenmit Niemand Krieg."Auf dem Geldmarkt war damals eine große Deroute:die ersten Häuser fielen der Reihe nach; auch das suchte ichihm begreiflich zu machen. Sein TabackSqualm antworteteihm daraus:„nun, Gott sei Dank, bei uns haben wirkein Geld!"Dann setzte ich ihm auseinander, welche erbittertenKämpfe die Parteien jetzt unter einander führen, undwelchen Hader Religion, Nationalität und Herrschsuchtstiften. Der Alte klopfte die Asche aus seiner Pfeife:„Beiuns giebt es weder Bischöfe, noch Wähler, noch auchMinister."Und schließlich zeigte ich ihm, wie mächtig einst unserLtand sein würde, wenn AlleS das sich erfüllt, waS wirwünschen.... Die kleine Noemi war auf dem Schoß ihres Ur-yroßvaters eingeschlafen, man mußte ste hinein tragen undrns Bett legen. Das war wichtiger, als die Dinge, vondenen ich sprach. DaS schlafende Kind wanderte aus demSchoß des Urgroßvaters in den der Urgroßmutter. Als dieFrau uns verließ, fragte mich der Alte:„Wo sind Sie ge-boren?" Ich sagte es ihm.„Was ist Ihr Beruf oder Amt?" Zch sagte ihm, daßich ein Romanschreiber sei.„WaS ist das?"„Ein Mensch, der aus dem Ende einer Geschichtedie ganze Geschichte von Anfang an herauszufindenweiß."„Nun, so finden Sie auch meine Geschichte heraus,"sagte er zu mir, meine Hand ergreifend. ES war einmal«in Mann, welcher eine Welt verließ, in der man ihn be-jungen des ReichzheereS, der Marine, der Reichseisenbahnen,der Post und Telegraphen vorgelegt worden.Ein hiesiges Börsenblatt bringt bezüglich der Anleihe fol»gende Einzelheiten: Die an den Reichstag zu richtenden außer-ordentlichen Vorlagen betreffs Forderungen für Armee undMarine werden zusammen 100 Millionen betragen. Davonentfallen 30 Millionen auf Eisenbahnen(??). Für die Feld-artillerie werden 1 600 000 M. einmalige Ausgaben verlangt,das heißt zunächst. Dieselben dienen zu Pferdeankäufen. ESscheint übrigens festzustehen, daß alle Batterien auf sechs Ge-schütze gebracht werden sollen. Obgleich die OrganisationS-frage noch keineswegs entschieden ist, darf man doch sagen,daß wahrscheinlich zwei neue Brigadestäbe und drei Regi-mentsstäde für die Feldartillerie formirt werden. Auch für An-schaffung rauchlosen Pulvers figurirt in den Forderungen einegrößere Summe.— Die Nachricht scheint der Bestätigungdringend zu bedürfen. Vielleicht handelt es sich hier um eineVerwechselung des zum Etat gehörigen Anleihegesetzes fürHeer, Marine, Eisenbahnen, Post und Telegraphen mit einerangeblichen neuen Anleihevorlage.Daß zur KefchränKnng der Freizügigkett der Ar-beiter Maßregeln vorbereitet werden sollen, ergiebt sich daraus,daß nach der„Schles. Ztg." die Magistrats-, Guts- undGemeindeoorstände des Regierungsbezirks Breslau den Auftragerhalten haben, nach einem vorgeschriebenen Formular ihrervorgesetzten Dienstbehörde eine Nachweisung über die AuZwan-derung ländlicher Arbeiter einzureichen. Die Nachweisung hatsich auf männliche und weibliche Personen zu erstrecken undmuß enthalten die Angabe, ob sich die Auswandernden nachNiederfchtesien, Sachsen oder sonst wo hin gewendet haben, obsie ohne Legitimation und Abmeldung beim Gemeindevorstandeverzogen sind, ob sie das Dienstverhältniß widerrechtlich gelösthaben'und ob Kosten erwachsen sind; ferner wie viel Männer,Frauen und Kinder, wie viel Frauen Mann und Kind, undendlich wie viel Eltern Kinder zurückgelassen haben.Wettere Selege dafür, daß die Ernüchterung inden Kreisen der Kowniatpolittker selber um sich greift!Indem die„Kceuzztg." mittherft, daß die Stärke der südwest-afrikanischen Schutztruppe von 30 Mann deutscher Mann-schasten auf unaesähr 50 ebensolcher erhöht werden solle, welchesämmtlich mit Repetirgewehren bewaffnet sind, und daß hierzunoch eine Truppe von etwa 60 Eingeborenen tritt, so daß sichim Ganzen eine aus mehr als 100 Mann bestehende Schutz-truppe dort befinden wird, schreibt das kolonialsreundliche Blatt:„Die Schutztruppe solle jedoch keinen Krieg mit den Einge-borenen führen. Jeder Krieg würde uns selbst am meistenschaden; auch Hai man an den Erfahrungen, welche man inOstafrika gemacht hat, genug. Die dorthin gesandte kriegerischeExpedition macht über Erwarten große Kosten, auch läßt sichnücht absehen, wann sie als beendet bezeichnet werden kann."—Der Verkauf der Koloaialgesellschaft in Südwestafcika an eineausländische Gesellschaft wäre nach derselben Quelle wohl schonabgeschlossen und zur Ausführung gekommen, wenn nicht dieBefürchtung bestände, daß man von der Londoner Gesellschaftkein Geld erhalten würde. Also deshalb, nicht aus patriotischenGründen, unterbleibt die Veräußerung.Settens der Krttijch-(Ostafrikanischen Kompagniesind rn dem nördlichen Gebiete der ostafrikamschcn Küste durchVerträge mit den eingeborenen Stammeshäuptern angeblichverschiedene Rechte erworben worden.„In diesen Gebietenstehen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, wie eine offiziöseKorresondenz schreibt, durch sehr viel ältere Verträge Privat-gecechlsame zu, auf welche zu verzichten die deutsche Gesellschaftnicht gesonnen ist. Die Deutsch- Ost afrikanische Gesellschaftsei ihren Betheiligten gegenüber verpflichtet, für die Geltend-machung aller ihrer Rechte einzutreten, auch wenn sie dadurchder Britisch- Ostafrikanischen Gesellschaft unbequem sein sollte.— WaS sich daraus entwickeln toird, bleibt abzuwarten. Vielmehr als unnütze Zänkereien werden dabei wohl nicht heraus-kommen.Ueber die Verhältnisse in Südwest-Astika erhält die„Voss.Ztg." über London folaende Meldung:Nachrichten aus Capetown zufolge sind die Zustände inDamaraland gegenwärtig kritisch. Ein dort im Juli an derSpitze einer Erpedition angekommener deutscher Offizier er-griff Maßregeln, gleichbedeutend mit der Herstellungdes Standrechts. Er ließ Wagen und Posten anhalten unddurchsuchen und britische Unterthanm, welche Agenten desersten Häuptlings Kamaharero sind, in Ketten legen. Letztererbefahl infolge dessen den Deutschen, das Land zu verlassen,und behielt die Prediger zurück als Geiseln für die Sicherheitfeiner Agenten.Der in dieser Mittheilung erwähnte„deutsche Offizier" istaugenscheinlich der vor einigen Monaten nach Damaraland ab-gesandte Hauptmann v. Franqois, der, wie es hieß, auf An-regung des Herrn v. Lilienlhal mit der Bildung einer neuenSchutztruppe dort beauftragt war. Die obenstehende Nachrichtzeigt, daß auch dieser Versuch derselben Fehler wegen miß-lungen ist, welche man in Deutsch- Ostafrika begangen hat.Das gewaltsame und rücksichtslose Auftreten von deutscher Seitehat das Gelingen von vorn herein vereitelt und die Deutschenwunderte, und sich eine zweite Welt schuf, in der man ihnliebt."„Darf ich Sie um Ihren Namen fragen?"Der Greis schien bei diesem Wort um einen Kopf höhersich zu strecken, dann hob er seine zitternden Hände emporund legte sie mir auf das Haupt. Und in diesem Augen-blick wollte es mir scheinen, als ob einst, vor langer, langerZeit, diese Hand schon einmal auf meinem Haupt geruhthätte, als noch Kinderlocken es umspielten, und als hätte ichdies Gesicht schon einmal gesehen.Auf diese Frage antwortete er mir:„Mein Name ist„Niemand."Damit wandte er sich ab und sprach kein Wortmehr, sondern ging in feine Behausung und kam während unserer ganzen Anwesenheit nicht wieder zum Vorschein.--Dies ist der gegenwärtige Zustand der herrenlosenInsel. Das von zwei Reichen ertheilte Privilegium, dasdiesen Fleck Erde ausgeschlossen sein läßt von jedem Ten*torium, währt noch fünfzig Jahre.Fünfzig Jahre!— wer weiß, was bis dahin aus derWelt geworden?!Mus Munft und Oebcn.Einen interessanten Anftatz über„müde Lente" inder Literatur veröffentlicht Marco Ärociner im„N. W. Tgbl.".Unter anderem heißt es darin: Sie saßen eines Tages traulichbeisammen und sprachen über Schriftstellerei.„C'est uotriste metier," seufzte Zola schwer auf, welchem kurz vorhermit dem„�ssommotr'' der erste mächtige Wurf gelungen.„Ein rauriges Handwerk", bestätiate Alfons Daudet, seinenschwarzen Lvckenkopf schüttelnd, undTurgenjew, dem das Schicksalin gnädigster Laune die Pfade geebnet, welche zum Ruhme leiten.wiederholte aleichfalls bekräftigend die Worte. Also ein traurigesHandwerk! Warum? Was hat diese drei großen Dichter, vondenen Jeder, wie es scheint, ohne sonderliche Mühe'erncn Weltruferrungen, zu diesem trüben Endurtheil über ihren Beruf bewogen,über ihr„Handwerk", aus dem ihnen klingender Gewinn undin Damaraland in eine anscheinend noch ungünstigere Lage g--bracht, als sie bisher seit der LoSsagung Kamaharero'S von demdeutschen Schutzvertrage bestand.Die"Sozialisten haben im Wahlkreis Bochum denSchreiner Lehmann aus Düsseldorf als Kandidaten aufgestellt.Ans Kamburg schreibt man der„Weser- Ztg.":„DemAusfall der nächsten Reichstagswahl wird hier mit nicht ge-ringer Sorge entgegen gesehen. Bekanntlich sind die beidenstädtischen Wahlkreise in den Händen der Sozialdemokraten.Dieselben erhielten im 1. Wahlkreise für ihren KandidatenBebel gleich im ersten Wahlgange 14497 von abgegebenen27 613 Stimmen; im 2. Wah'kreise für Dietz 18 672 von ab-gegebenen 29 995; im 3. Wahlkreise kam es zur Stichwahl.Der nationalliberale Kandidat Woermann erhielt im 1. Wahl-gang 15 052, der steisinnige 6341, der sozialistische 17803. Inder Stichwahl sieate Woermann mit der kleinen Mehrheit von20 059 gegen 19 324 über den Sozialdemokraten, so daß diefreie Stadt Hamburg doch wenigstens einen Vertreter des Groß»handeis im Reichstage hatte. Der 3. Wahlkreis umfaßt dasLandgebiet und diesem ist der Sieg des Kaufmanns zu ver-danken gewesen. Mittlerweile hat sich aber durch Zollanschluß-bauten und dergleichen das Billwärder Viertel, das zum3. Wahlkreise gehört, sehr viel dichter bevölkert und seine Bc-wohner gehören zumeist dem Arbeiterstande an. Da die Mehr-heit für den nationalliberalen Kandidaten schon letztes Mal foklein war, so fürchtet man, daß sie dieses Mal ganz verlorengehe und Hamburg im nächsten Reichstag durch drei Sozial-bemokraten vertreten werde." Auch kein Schaden!Au» Kachft», 9. Oktober. Bei den Wahlmännerwahlenzur Chemnitzer Gewerbekammer haben auch in Glauchau undHohenstein-Ernstthal die Sozialdemokraten über den Züaftlerden Sieg davongetragen. In Glauchau erhielten die sozial.demokratischen Kandidaten 255, die Zünftler aber nur 35 bis85 Stimmen. In Plauen, wo 9 Wahlmänner zu wählen finh,ist der merkwürdige Fall eingetreten, daß 17 Kandidaten je51 Stimmen auf sich vereinigt haben, es müssen also aus ihnen9 ausgeloost werden.Schweix.Vor einigen Tagen brachte die„N. Z. Z," folgenden Bc-richt über einen Vorfall in Axenstein;Auf dem Axenstein gab der schweizerische ZauberkünstlerJacques Jägoly im Verlaufe des Sommers vor allen Kur-gälten eine Vorstellung. Eine Deutsche überreichte ihm einverschlossenes Kouvert zum Enträthseln des Inhalts. Jägglygab diesen sofort an:„Es lebe Kaiser Wilbelm II."; zugleichsagte er zu der jungen Dame, der alte Wilhelm und aar Kai-ser Friedrich seien ihm lieber gewesen. Jäggly wurde ange-zeigt wegen Majestätsbeleidigung und im„Palizeianzeiger"ausgeforscht, auf Rigifirst entdeckt, vor das Bezirksamt rnSchwyz geführt und dort über die Majestätsbeleidigungverhört.Zu dieser Geschichte bringt nun daS klerikale„Vaterland"die Aufklärung, daß Deutsche die Aeußerung Jäggly's demdeutschen Gesandten in Bern mitgetheilt hätten, und dieserhabe dann das eidgenössische Polizeidepartement angeaangen,den Vorfall doch zu untersuchen. Die Aeußerungea Jäggly'swurden verschiedentlich wiedergegeben. Da der AufenthaltsortJäggly's nicht zu ermitteln war, blieb nichts Anderes übrig,als denselben durch eine Bekanntmachung im„Polizeianzeiger"auszuforschen. Jäggly erschien infolge dessen ohne polizeilicheEskortirung auf dem Bezirksamte Schwyz, wurde verhört undsofort wieder entlassen. Die Untersuchungsakten wurden so-dann durch den Regierungsrath des Kantons Schwyz demBundeSrathe eingereicht. Dem Berichte des„Vaterland" istnoch hinzuzufügen, daß das eidgenössische Polizeidepartementnach kurzer Zeit die Akten ohne weitere Bemerkung zurück-geschickt hat.Ob sich hieraus nicht aber doch noch ein Prozeß wie beimBaSler Fastnachtsgedicht entwickeln wird, bleibt abzuwarten.Griechenland.Aus Kreta kommen immer wieder a'artnirenbe Nacbr chten.Nach einem Drahtbericht der„Voss. Zig." veröffentlichen dieLondoner„Daily News" einen langen Brief ihre? nach Caneagesandten besonderen Berichterstatters, welcher die Athener Be-richte englischer Blätter über das Schreckensregiment auf Kretavollauf bestätigt. Schakir Pascha sei zuerst milde und gemäßigtaufgetreten, habe aber seinen Ton geändert, sobald die türkischenTruppen alle strategischen Punkte besetzt hätten. Tausende vonKretensern seien ohne Angabe von Gründen verhaftet wordenund würden in den Gefängnissen grausam behandelt; dieTruppen verübten die empörendsten Grausamkeiten und Aus-schreitungen gegen Christen, tödteten wehrlose, unschuldige Leute,raubten und plünderten. Der Berichterstatter fürchtet, daß dieseZustände fortdauern werden, bis eine starke freie Macht da-zwischen trete. Dieser Darstellung widersprechen die offiziellentürkischen Berichte ganz entschieden. Der neueste BerichtSchakir Paschas über die Lage auf Kreta lautet sehr beruhigendund er soll durch die in Konstar.tinopel bei den Gesandtschafteneingelaufenen Berichte bestätigt werden.Ehren in Hülle und Fülle erwuchsen? War dieser Stoßseufzerder Ausbruch jener flüchtigen, trüben Laune, welche zuweilendie Seele gi oßer Dichter verdüstert, oder klang daraus derbitterböse Ernst einer reifen und gewitzigten künstlerischenLebenserfahrung? Eine lehrreiche Antwort auf diese Frage hatZola in seinem Roman.l'Oeuvre" ertheilt, darin er in demSchriftsteller Sandoz sich selbst und seine Art, zu schaffen,schildert. Da erfahren wir, welch' furchtbare Qualen derDichter erduldet, bis feine Arbeit als vollendetes Ganzes vorihm liegt, als abgeschlossenes Kunstwerk, das jeden Zeugenmenschlicher Bedürftigkeit ausgestoßen. Wir fehen ihnNacht für Nacht bis zum grauenden Morgen über feiner Hand-schrift mit finster gefalteten Brauen brüten, keuchend mit demStoffe ringen, Satz an Satz, Wort an Wort mühselig fügen,streichen, verbessern, feilen und wild auffahren, wenn ihmder rechte Ausdruck am rechten Platze nicht einfallenwill, wenn er ein Gleichniß nicht zu erhaschen, oderein Bild nicht so farbensatt zu malen vermag, wie es klar undleuchtend vor seiner Seele schwebt. Das ist in der That jener,die ganze Persönlichkeit des Poeten aufsaugende künstlerisch«Ernst, den Schiller in dem gedankenvollen Gedichte„DaS Idealund das Leben" preist, jener beharrlich ringende Ernst,„dmkeine Mühe bleichet und dem allein der Wahrheit tief ver»steckter Born rauscht." Und diesen Ernst, dieses angstvolle Be-lauschen des musikalischen Elementes in der Diktion, diesenzähen, erbitterten Kampf mit dem Stoffe, mit der scheinbar soleicht flüssigen, schmiegsamen und biegsamen stanzösischen Sprache,finden wir bei fast allen großen, französischen Erzählern. Ei»?ewaltiger Kampf, der zuweilen mit einem geradezu fanatischeningrimm auSgefochten wird, wie bei Flanbcrt, den ein einzigesWörtchen, das den harmonischen Guß eines Satzes trübte, zurVerzweiflung bringen konnte und der eines Tages seinen Ver-leger, welcher um Manuskript drängte, mit den derben, aberfür seine künstlerische Eigenart bezeichnenden Worten abfertiatr:„(Aue je ersve comme un chien plutöt que de ddrer d'utcseconde ma phrase qut n'est pas faite."„Ich will lieber wie'ein Hund verrecken, als um eine einzige Sekunde früher einenSatz verfertigen, bevor er nicht abgerundet ist."Sei««» zmölstansendsten Rehbork erlegte PrinzRohan auf seinem Gute Hausinik in Böhmen. DaS ist ent-schieden eine außerordentliche Arbeitsleistung— wenn mannichts zu thun hat.