1. Beilage zum Berliner BolNlatt.

Kr. S46.

Sonntag, den SO. Oktober 1889.

6. Jahrg.

Anch ein Keitrag zur Literatur über die soziale Frage. Als vor Kurzem dieKreitz- Zeitung" die Behauptung ausstellte, die Sozialdemokratie habe in den letzten zehn Jahren kein hervorragendes Werk über die soziale Frage bervorgcbracht, war es ein Leichtes, durch bloße Aufzählung der in diesem Zeitraum von sozialistischen Schriftstellern ver- öffentlichten Schriften sozialwissenschastlichen Inhalts das Iunkerorgan zu widerlegen. Welche Beiträge zur Erkenntniß der sozialen Frage haben nun aber in dem vergangenen Dezennium die Ober- velchrten derKreuz-Zeitung " und des Kartells geliefert? Eine kleine Blüthenlese, die auf Vollständigkeit nicht den geringsten Anspruch erhebt denn im Zeitalter der .Eozialreform" schießen die Broschüren über die soziale Frage wie Pilze aus der Erde mag die Antwort er- therlen. Da sind die Schriften eines Dr. Warneck überdie Nothwendigkeit einer sozialpolitischen Propädentik", eine Propädentik, die unS zu dem aufrichtigen Wunsche bringt, lieber auf alle Belehrung in sozialpolitischen Dingen zu verzichten, als solche natronal-ökonomischeWissenschaft" verbreitet zu sehen. Da ist die in ihrer Art wahrhaft einzige Schrift des Dr. Munding über die �Sozialistischen Lügen". Dieser Dr. Munding kennt nur einen moralisch völlig intakten Stand, nämlich den der Offiziere, weil nun weil noch kein Offizier vor den Schranken des Reichsgerichts ge- standen hat. Wir wissen zur Genüge, was das Sold- fchreibertbum der in sozialen Dingen gänzlich unwisienden Bourgeoisie bieten darf. Aber eine Behauptung aufstellen, die jeder Bauernjunge, der beim Militär gestanden hat, zu widerlegen im Stande ist, daS, ja das war nur im Zeitalter derSozialreform" möglich. Da ist ferner die Geschichte derRothen Internationale" von dem Polizeiasiefior Zacher. Heutzutage scheint nur noch der Beruf eines Polizisten zur Geschichtsschreibung zu be- fähigen, wie ja auch die Polizei in literarischen Dingen die kompetente Stelle zur Beurtheilung sozialwifienschafilicher Schriften ist. Da ist die Schrift eines Dr. Blume:Der Zukunstsstaat und die Lösung der sozialen Frage", die das Unglaublichste an Ignoranz auf nationalökonomischem Ge- diele leistet. Da ist die Schrift des Herrn Tuch:Der erweiterte deutsche Militärstaat in seiner sozialen Bedeutung", ein Werk, dessen Titel schon besagt, welches des Verfassers Ideal ist. Da ist ferner dieGeschichte der Nationalökonomie de« Hallenser Profefiors Eisenhart, der demKapital von Marx sehr schnelles Vergefien prophezeite. AberBücher haben ihre Schicksale": während des Herrn Profefiors Buch gänzlich in Vergessenheit gerathen ist, hat Marx' Kapital die dritte Auflage erlebt. Da ist die Schrift des Herrn von Flotow über dasKornesserthum als Beitrag zur sozialen Erlösung". Der Herr von Flotow hatte den Stein der Weisen gefunden; er glaubte, daß der ausschließliche Genuß von unzubereitetem Korn und Obst die soziale Frage löse. Wir stellen diesen großartigen Gedanken unseren Agrariern nochmals zu eingehender Betrachtung anheim. Vielleicht Heigcn dann die Kornpreise, wenn der Vorschlag des Ver- fafiers Anklang findet, enorm. Und nun jene Zahl sozialpolitischer Schriftsteller, die ihre Ansichten gewechselt pardon die mit der Zeit svitgeschritten sind. Wer kennt nicht die neueste Auflage der Cuinteffenz des Sozialismus" von Schäffle? Dieselbe Schrift desselben Schäffle, deren vorhergehende Auf- tage unter den allerersten verbotenen Schriften de« Jahres 1878 stand. Wer kennt nicht feine Aussichtslosigkeit der Sozialdemokratie"? Wer entsinnt sich nicht der Schriften Adolf Wagner's über die Soziale Frage " und über dieAbschaffung des privaten

R. C. DeS Vaters Segen bauet den Kindern Häuser, tehrt die Bibel; leider trifft dieser Spruch nur sehr selten zu. Dem kleinen König Alexander von Serbien, der vor- läufig noch an der Schwelle des Kindergartens steht, gab des Vaters Segen eine Krone, die von Vater und Mutter zugleich als goldener Zankapfel betrachtet wurde. Das Schauspiel dort unten in den Donauländern ist zu an- ziehend, als daß man es ohne innige Freude betrachten konnte, und seitdem Königin Nathalie das Herz seiner zwölf- jährigen Majestät wieder gewonnen hat, pfeift Herr Milan auf die schweren Regentenpflichten und amusirt sich in Paris im Schweiße seines Angesichts und vom Schweiße seiner ehemaligen Unterthanen. DasMorgen wieder lustik" des seligen Verwandten Napoleons I. ist also auch heute noch im Schwange, und die Regierungsthätigkeit des kleinen Königs wird durch die Extravaganzen des königlichen Vaters nicht in erheblicher Weise beeinträchtigt. Es kann selbstverständlich nicht unsere Aufgabe sein. �ns durch die Vorkommnisse in Serbien zu irgend welchen kritischen Bemerkungen herausfordern zu lassen, zumal wir m unserem Vaterlande so tief in den Segnungen der Kultur stecken, daß wir mit gerechter Verachtung au Alles herabblicken können, was außerhalb der schwarz wnß-.roihe» Grenzpfähle liegt. Wir lieben ausschließ lich das knall- und rauchlose Pulver, schwärmen für >crmehlung der Artillerie und verehren daS Kartell. Da «nt ist unser Hoffen und Sehnen gestillt; was darüber Hirn ausgeht, ist vom Uebel, und beherbergen wir einen Gast in unseren Mauein, so verschließen wir Hausthüren mit doppelten Schlössern, und da die Nachtwächter bei Tage roch vereinzelter in unseren Straßen zu finden sind als des Nachts, so ist in dieser sinnigen Weise der Verkehr natür- lich auf das Nachdrücklichste gesperrt. Die Art, einen l eben Gast zu ehre», tritt zwar etwas eigenartig in die Erscheinung, indessen ist eS eine altbekannte Wahrheit, daß arßerordeutliche Menschen außerordentlich behandelt sein

Eigenthums", seiner Erklärung im Verem mit Prof. von Scheel gegen den damals(1877) von seinem jetzigen Freund Stöcker herausgegebenenStaatssozialist". Dieser Adolf Wagner macht jetzt nur noch in chnstlich-ethischer National- ökonomie, und ist der Entdecker deskaritativen Moments" in derselben., Da ist der oberflächliche Bücherfabrikant, der national- liberale Leipziger Privatdozent Dr. Walker, der bereit» 15 Bände Nationalökonomie geschrieben hat. und dem wir rathen, sich einen Phonographen anzuschaffen, damit dieser die Vorlesungen herunterleiert und ihm mehr Zeit zu größerer schriftstellerischer Fruchtbarkeit bleibt. Nach Herrn Walcker entstehen Kapitalien durchErsparnisse"; zum Kapital rechnet er auchein gesundes kirchliches Leben"(S. 14 de» Lehrbuchs der Nationalökonomie für Studirende und Ge- bildete"), ohne unS zu sagen, wie man eingesundes kirch- kiches Leben" spart. Nach ihm ist die Behauptung vom Verschwinden des Mittelstandes leine hohle sozialistische Phrase"(S. 86 a. a. O.), dieauf einer optische» Täuschung beruht". Wohlgemerkt: eine Phrase beruht auf einer opti- sch en Täuschung!! Den Beweis für seine gegentheilige Behaup- tung sieht der Herr Doktor in demMassenabsatz der Konversationslexika"!!(S. 37.) Und das schreibt ein gelehrter" deutscher Nationalökonom 100 Jahre nach Adam Smith ungestraft. Da ist doch brechen wir ab, wir könnten noch Spalten füllen, wollten wird der..Kreuzzeitung " mit einer nur einigermaßen vollständigen Liste derwissenschaftlichen" Leistungen der konservativ- nationalliberalen Schriftsteller in Punkto soziale Frage aufwarten. Aber eine« Umstandes müssen wir noch Erwähnung thun. Wir meinen das Bemühen sämmtlicher national- ökonomischen Universitätsprofessoren, Marx zu widerlegen. Dabei ist das Komische, daß jeder einen anderen logischen Fehler" entdeckt undschlagend" widerlegt hat. Herr Dr. G. Adler z. B. nimmt rn seiner Schrift über dieGrundlagen der Aiarx'schen Kritik" Marx gegen seine anderenKritiker" in Schutz, um ihn dann selbst ebenso gründlich wie schlagend" zu widerlegen. Neu für weitere Kreise mag aber folgender charakte- ristische Vorgang sein, der seiner Zeit in akademischen Kreisen Strasburgs ein offenes Geheimniß war. Die Leser dieser Zeitung entsinnen sich wohl noch, welch' berechtigte» und allseitiges Aufsehen im Jahre 1887 das Werk des Dr. Heckner über dieBaumwollenindustrie und ihre Ar- beiter im Oberelsaß" erregte. Es erschien bekanntlich in der Sammlung staatswissenschaftlicher Abhandlungen von Professor L. Brentano. Aber so groß auch das wissenschaftliche Verdienst des Verfasser» gewesen ist, indem er einer lange gepflegten Lüge die MaSke abriß und die Lage der oberelsässer Arbeiter in ihrer wahren Gestalt zeigte, so unangenehm berührte sie nicht nur die Unter- nehmerkreise im Elsaß, sondern auch an gewisser Stelle in Berlin . Etwas Kokettiren mit den Bestrebungen junger Nationalökonomen der neueren deskriptiven Richtung gehört ja im Zeitalter derSozialreform" zum guten Ton, aber Voraussetzung dabei ist, daß die Schilderung der Lage der arbeitenden Klasse nach den Musterberichten unserer Fabrik- inspektoren ausfällt. Genug, um kurz und nicht indiskret zu fein, dem Herrn Prof. Brentano, als Redakteur der Staatswissenschaftlichen Abhandlungen ", wurde der Boden Straßburgs unter den Füßen zu heiß und er ging nach Wien . Zu Ostern dieses Jahres folgte er von dort einem Ruf nach Leipzig , und daß er sich rehabilitirt hat, daS be­weist eine im Druck vorliegende Antrittsrede überDie Ursachen der heutigen sozialen Roth". Marx' Einfluß trat im Heckner deutlich hervor, es galt nun, Marx gleich von vornhereinkritisch" zu vernichten. Mit welchem Er- folge das geschehen, möge der Leser selbst beurtheilen, wenn er die Antrittsrede Brentano'S mit demKapital" vergleicht. Brentano '» Schülers im Marx'schen Sinne verfaßte Schrift

wollen. Es hat eben jedes Land seine berechtigten und u» berechtigten Eigcnthümlichkeiten, und liebt der Eine englische Austern, so zieht der Andere wieder russisches Juchten oder ganz ordinäre Talglichter vor. Inzwischen rüsten sich die Reichsboten zur Reise nach dem Hammelsprung. Die Kehlen sind frisch eingeölt, der Instinkt zur Wahrung der VolkSinterefien ist ihnen frisch gewetzt, die Reden sind eingedrillt, lüftet die Regierung nun noch ihre bisherige Zugeknöpftheit, so steht der Wahrung deS allgemeinen Besten Nichts mehr im Wege. Ein Vergnügen erwarten ist bekanntlich auch ein Vergnügen, und da man über das Schicksal des Sozialistengesetzes immer noch nichts Gewisses zu wissen vor- giebt, so ist es Jedermann überlassen, sich auf Kosten der allgemeinen Ungewißheit immer noch nach Kräften zu amüsiren. Natürlich hat kein Mensch nöthig, sich ganz überflüssiger Weise jetzt schon den Kopf zu zerbrechen, da man das Ende des Liedes doch schon ganz genau kennt, bevor noch der Kapellmeister den Dirigentenstab zur Eröffnung deS Konzerts erhoben hat. ES scheint sich um die große Frage zu han- dein, ob dauerndes Spezialgesetz oder spezielles Dauergesetz und wem dieser Unterschied nicht klar ist, dem kann auch kein Offiziöser helfen, und wenn er den ganzenHamburger Correspondenten" vollschriebe. Andererseits stehen wir aber immer noch auf dem Standpunkt, daß vor allen Dingen dem Handwerk geholfen werden muß, der goldene Boden muß wieder herbeigeschafft werden, und sind wir erst wieder da angelangt, wo wir uns vor dem dreißigjährigen Kriege befanden, so wird es den armen Meistern, die jetzt hohlwangig hinter dem Frühschoppen darben, auch wieder besser ergehen. Auch den Edelsten unserer Nation kann diese Perspektive nur willkommen sein, denn ist der goldene Boden wieder gefunden, und sitzen wir erst drin im Mittelalter, so wird der hochverehrungSwürdige Adel gleichfalls zum Gewerbe seiner erlauchten Vorfahren greifen und der Weaelagerei zu einer zweiten Blüthe verhelfen, bei der sie der Kornzölle nicht mehr bedürfen. Blüht also der agransche und nationalliberale Weizen

erregte Aufsehen, deS Lehrer »Kritik" desKapital" Mitleid. Und zum Beweis dafür, daß dieLehrfreiheit" an de» deutschen Universitäten nichts anderes als eine Phrase ist, verweigerte die Leipziger Universität einem ausgesprochenen Marxianer, dem Dr. C. Schmidt, die venia le�enäi, sofern er nicht auf die Herausgabe seines Werkes über die Durchschnittsprofitrate auf Grundlage des Marx'schen Werthgesetzes" verzichte. Neben einem Brentano und einem Walcker ein Marxianer auf dem Lehrstuhl ein und derselben Universität unmöglich. Die Wissenschaft und ihre Lehre rnd frei, heißt es in der deutschen Reichsverfassung, aber nur die von der kompetenten Behörde geduldete.

Lrurnimmurle».'. Der Termin für die regelmäßige« Grgänzungo- mahle« für die Stadtverordneten- Versammlung sind, wie dieNat.-Ztg." hört, seitens des Magistrats auf den 19., 20. und 21. November d. I. festgesetzt worden. Die Städte- ordnung schreibt vor, daß die Wahl der dritten Abtheilung zuerst, dann die der zweiten Abtheilung und zuletzt die der ersten Abtheilung zu erfolgen hat. Sonach wird die dritte Abthei- lung den 19., die zweite Abtheilung den 20. und die erst« Ab- theilung den 21. zu wäblen haben.

Lalmles. Die jokalkommisston übergiebt uns folgende Schreiben zur Veröffentlichung: l. Auf Veranlassung des Herrn B. theilen wir Ihnen (Wilh. Werner) mit, daß wir den Pächter unseres Ausschank« lokals angewiesen haben, seinen Saat allen politischen Parteien zu Versammlunaszwecken zu überlassen. Hochachtungsvoll Aktiengesellschaft S ch l o ß b r a u er e i Schone- b e r g". F i n k e. 2. Auf Ihre Anfrage(A. Winter, Köpnickerftr. 126) bei unserem Herrn Lehmann wegen Benutzung unseres Restau- rattonssaales theilen wir Ihnen ergebenst mit, daß wir letzteren auf besondere ledeSmalige Anfrage unb, sofern derselbe nicht anderweitig schon vergeben ist, sowohl für Privatfestlichkeücn als auch zu VersammlungSzw:cken gern zur Verfügung stellen. Hochachtungsvoll Berliner Unionsbrauerei. B o n w i 1 1. 3. Charlottenburg . Hierdurch die ergebene An- zeige, daß mein Saal für Ihre Versammlungen jederzeit zu Ihrer Verfügung steht. Hochachtungsvoll A. Mielke, Brauereidesitze r. Mege« der Anflösttttg der Volksversammlung im Böhmischen Brauhause bei den Worten des Rechtsanwalts Arthur Stadthagen :Meine Herren! Ich werde nur wenige Worte", ist seitens des letzteren bei der Polizeibehörde Be- schwerde geführt und dem Beschwerdeführer vom Polizeipräsi- denten mitgetheilt, daß seine Beschwerde gerechtfertigt, die Auf- losunq des gesetzlichen Grundes entbehrt hat, und daß der betreffende Polizeilieutenant hiervon in Kenntniß gesetzt ist. Es soll gegen den Polizeilieutenant eine Schadensersatzklage seitens des Einberufers nunmehr angestrengt werden. Win werden von dem Ausfall derselben seiner Zeit berichten. Die Feststellung der Lebensmittelpreise in den Ber - lmer Markthallen ist, so viel öffentlich b-kannt, keine amtliche: nur m der Zentral- Markthalle werden die Preise amtlich er- nttttelt und nolirt. Daß aber eine solche Ermittelung dringend nothlg:st, ergiebt die neuerdings mehrfach beobachtete That- fache, daß die Preise in den verschiedenen Markthallen sehr verschieden find für die gleichen Verkaufsartikel. Es erklärt sich dies wohl hauptsächlich daraus, daß im Laufe der Zeit sich Spezialitäten von Vcrkoufsartlkeln nach ganz bestrmmten Markthallen hinziehen. So konnte schon in dem letzten großen Verwaltungsbericht des Magistrats darauf hingewiesen werden, daß beispielsweise für Seefische der Haupthandeleplatz unserer Stadt in der Markthalle der Dorotheenstraße sich entwickelt habe, während für den Blumenhandel die Markthalle in der Lindenstraße als Haupiverkehrsort gilt. Aehnlich mögen sich nach jeder Richtung hin, so können sich die freundlichen Brüder doch noch nicht beruhigen. In der Antisemiten- Versammlung am Freitag hätte man Herrn Stöcker beinahe ein Mißtrauensvotum gebracht, weil die extremen Anti- semiten seinen Rückzug nicht verstanden. Für sie giebt eS kern melancholisches und sentimentales Zurückziehen in den Schmollwinkel, sie brauchen eine kräftige Kost und prokla- miren das Recht auf Judenaustreibung. Es bedurfte die ganze Energie einsichtsvoller Leisetreter, und kaum vermochte der Gesang:Deutschland , Deutschland über Alles", die alte Begeisterung wieder wach zu rufen. Im Interesse des öffentlichen Wohlbehagens kann eS nur beoauert werden, daß man in jenen Kreisen nicht mehr so recht weiß, wer Koch oder Kellner ist, und da die Majore und die anderen militärischen Würdenträger die Vorsicht als den befferen Theil der Tapferkeit erwählen, haben auch die kleineren Geister plötzlich ihr Herz entdeckt und finden eS ange- messener, von der politischen Arena zu verschwinden. Kein Mensch will mehr Parteimann sein, mit barscher Schneidig- keit wird jede derartige Zumuthung zurückgewiesen; und die Bereitwilligkeit, Geschehenes vergeffen zu machen, geht sogar soweit, daß eS augenblicklich schwer sein dürfte, irgend Jemand für die Stellung des kommenden Mannes zu finden. Lustig ist es anzusehen, wenn die Frösch' ins Wasser gehen," Alles, bis auf einen verschwindend kleinen Theil, plätschert jetzt wonnevoll im Fahrwasser des Kartells, und die Paar bitteren WernruthStropfen, die schon jetzt hinein- geträufelt wurden, werden in anerkennenSwerther Lojalität mitverschluckt, im Rausch allgemeiner Seligkeit merkt man davon noch nichts. Voraussichtlich wird es gelingen, alle die widerstrebenden Elemente bis zu dem nothwendigen Zeit- punkt unter einem Hut vereinigt zu halten: ist der Zeit- Punkt vorbei, mag man sich mit den Bruderkrallen, mit denen man sich heute so innig umschlungen hält, getrost wieder zerfleischen, denn ein Kartell hekommt man, wenn eS nothwendig erscheint, alle Tage wieder!--