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dem Antrage Lenzmann zu sagen:

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winzige Schritt erfolgt ist. Ich appellive an das Herz und das. berge gesessen, während jeder, der mit dem Mann in Verkehr stand, des Kreis- Vertrauensmannes. 5. Verschiedenes. Georg Back, Gerechtigkeitsgefühl des Reichstages im Namen der Wermsten der keinen Zweifel an seiner völligen Geistestlarheit haben konnte. Kreis- Vertrauensmann. Armien, der Geisteskranken.( Beifall.) Dem Herrn Paasch gelang es, da er in Sachsen ante Jeder Ort des Kreises ist berechtigt, 3 Defegirte zu entsenden. Vom Abg. Kruse ist ein Abänderungsantrag eingebracht, in fässig war, sich dorthin verbringen verbringen zu lassen, und dort Reichstags- Abgeordneter Frit Serbert in Stettin hat einigen Monaten für gesund erklärt. " balbigft einen Gefeßentwurf vorzulegen, der Grundfäße Bergegenwärtigt man sich, wie Psychiater das Zeugniß des andern den Nebakteur bes Buchdrucker- Gehilfenblattes Correspondent" feststellt, wodurch die Aufnahme, die Aufenthaltsverhältnisse beurtheilt resp. verurtheilt, so tann man nur sagen: einer diefer wegen Beleidigung auf grund der§§ 185 und 186 verklagt. Es und die Entlaffung von Geistestranten in resp. aus den Anstalten Psychiater wird vom anderen abgethan! Und ist nicht die Gefahr bandelt sich um boshafte Angriffe gegen Herbert, die in zwei reichsgesetzlich geregelt wird." vorhanden, daß der gesund ins Irrenhaus Gebrachte dort thatsächlich Stettiner Storrespondenzen des Correspondent" enthalten waren. Antragstellers, daß dem Antrage entsprechend baldigst diese dringende( Heiterfeit.) Ein besonderer Stein des Anstoßes sind die Privat es ausreichend Gelegenheit, auf andere Weise zu seinem Rechte zu Abg. Jacobsfötter( f.) unterstüt lebhaft den Wunsch des feine Burechnungsfähigkeit einbüßt und wirklich verrückt wird? Rönnen wir es schon nicht verstehen, daß ein Arbeitervertreter gegen ein Arbeiterblatt einen Prozeß führt denn unter Arbeitern giebt Materie reichsgesetzlich geordnet werde. Seine Partei werde daher Frrenanstalten, die ja bloße Erwerbsanstalten sind. Daß deren tommen dem Antrag Kruse, der eingehender und weitergehend sei, zu Unternehmer ein schlechtes Gewiffen haben, geht ja genugsam aus genannte Arbeiterblatt statt an dessen Erscheinungsort Leipzig , in so ist es uns geradezu unbegreiflich, daß Herbert das ftimmen. der Thatsache hervor, daß der Herr Edel, Befizer einer solchen Stettin verklagt, also den ambulanten Gerichtsstand Abg. Krufe( natl.): Herr Lenzmann hat selbst zugegeben, daß Anstalt in Charlottenburg , feine Klage gegen den Vorwärts" eilight benutzt hat, den wir der neuzeitlichen Juristerei verdanken und eine große Anzahl von den von ihm verwertheten Fällen zweifel zurückzog, als die Sache für ihn brenzlich wurde. haft ist. Er wirst den Aerzten vor, daß sie sich für unfehlbar Abg. Graf Beruftorff( Rp.): Auf dem Gebiete des öffentlichen gegen den gerade von unserer Partei aufs schärfste angekämpft halten. Er hat sich selbst heute als nicht weniger unfehlbar Frrenwesens ist doch viel in lezter Beit geschehen, das Zwangssystem ist hier hingestellt.( Sehr richtig!) Jedenfalls ist es in feinem der von abgeschafft und das System der offenen Thür eingeführt. Größere Aus Thüringen wird uns geschrieben: Als erste auf dem Plane ihm angeführten Fälle mit Sicherheit nachzuweisen, daß zivilrecht Garantien hätten wir zu wünschen auf dem Gebiete des Entmündi in der Bekämpfung des vor einigen Tagen im Vorwärts" sfizzirten, lich eine Freiheitsberaubung stattgefunden hat. Ich empfehle deshalb gungsverfahrens und wir hoffen, daß noch vor 1900 folche gegeben dem Landtage zur Beschlußfassung vorliegenden Gemeinde­dem Reichstage, an stelle des Lenzmann'schen meinen Antrag anzu werden, welche dann gleichzeitig mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch in rechts Gefeßentwurfs" haben sich auch diesmal wieder die nehmen, den ich für besser halte. fraft treten. Aber auch dem Antrag Lenzmann Kruse stimmen wir Saalfelder Genoffen gezeigt. In einer imposanten Ver Abg. Stadthagen ( Soz.): Den Ausführungen des Abg. Lenz au und geben der Faffung Kruse den Vorzug, bitten auch den Abg. fammlung, die den größten Saal der Stadt, den" Gambrinus", bis mann habe ich nur wenig hinzuzufügen. Die übergroße Mehrzahl Lensmann, feinen Antrag zurückzuziehen, damit heute ein einstimmiger auf den letzten Platz füllte, hörten diefelben den Vortrag des Ge der wegen angeblichen Frrfinns in Irrenhäuser gesteckten Personen Beschluß zu stande kommit. nossen A. Hofmann, der den arbeiterfeindlichen Charakter des in Preußen wird mit oder ohne Requisition der Polizei dort auf- Damit schließt die Erörterung. Ich Schlußwort weist Gesetzes hervorhob. Einstimmig nahm die Versammlung eine an genommen und rechtswidrig zurückgehalten. Ginge es nach den An- Abg. Lenzmann den Vorwurf zurück, als habe er gegen den ben Landtag zu richtende Resolution an, welche gegen die Gesetz­fichten der Frrenärzte, so bliebe es bei den bestehenden Zuständen Aerztestand allgemeine Vorwürfe und Angriffe erhoben. Er habe werdung des Entwurfes protestirt. und entschieden fie allein, ob ein Kranker in die Anstalt auf nichts dagegen, ob der Antrag seinen Namen trage oder den Abg. Aus der Schweiz . Das Schiedsgericht in Sachen des genommen werden soll oder nicht. Redner ergänzt die von dem Kruse und ziehe seine Fassung zurück. Spitzen gegen das Zentrum Berner Streits hat dem Verlangen der sozialdemokratischen Abgeordneten Lenzmann angeführten Fälle, in denen Per- habe er in seiner Rede nicht aussprechen wollen. Der Vorwurf, Vereinigung Vorwärts" nach einem materiellen Entscheid rasch ent­sonen ohne zureichenden Grund für irrfinnig erklärt daß das Haus so leer fei, babe gar nicht dem Zentrum, fprochen. Es hat in einer neuerlichen Sigung beschlossen: Die Ber­wurden. Wiederholter Widerstand gegen die Staatsgewalt, Recht- sondern vornehmlich der Rechten gegolten; die freisinnigen Ab einigung Vorwärts" ist aufzulösen, ihr Organ Der Sozialdemo haberei nicht allein, sondern auch die sogenannte Kleptomanie reicher geordneten hätten heute zum großen Theil im preußischen Ab- frat" geht ein, die Sektionen sollen der Arbeiterunion beitreten und Leute führen ins Irrenhaus. Die amtlichen Frrenärzte entfalten bei geordnetenhause bei dem wichtigen Lehrerbesoldungs- Gesetz zu thun von dieser sofort wieder aufgenommen werden. Dem Redakteur Feststellung der Geistestrankheit eine geradezu gemeingefährliche gehabt. Moor sei eine strenge Rüge zu ertheilen. Nach dieser Auf­Thätigkeit. Wie ungeheuerlich die Leistungen mancher Aerzte auf diesem Sibg. Kruse hält in persönlicher Bemerkung gegen den Abg. Lenz- nahme find alle Komitees der Arbeiterunion neu zu wählen, am Gebiete sind, beweist die Amtsentsegung eines Berliner Geistlichen, der mann aufrecht, daß die Behauptung, es würden unzählige Gesunde 1. Juli 1897 hat diefelbe darüber abzustimmen, ob Moor vor­auf ein paar von ihm gebrauchte Ausdrücke hin, wie Ruhstallgeflüster", in den Frrenanstalten zurückgehalten, eine Beleidigung des Aerzte- läufig Redakteur der Tagwacht" bleibt oder nicht; im ersteren ein jedem den Dingen Näherstehenden verständlicher Ausdruck, von standes involvire. Falle gilt die Wahl bis 1. Januar 1898, zu welchem Termin eine dem gerichtlichen Physikus als mit beginnendem Duerulanten- Darauf wird der Antrag Kruse einstimmig angenommen. ordentliche Wiederwahl des Redakteurs vorzunehmen ist. Da beide wahnsinn behaftet bezeichnet wurde. Hierher gehört auch das Ver- Es folgen Berichte der Petitionskommission. Parteien auf dem Winterthurer Parteitage das schriftliche Ver­fabren der Polizei und der Charitee gegen die sozialdemokratische Petitionen wegen Aenderung der Sonntagsruhebestimmungen sprechen gegeben hatten, dem Urtheil des Schiedsgerichts sich zu Näherin Fräulein Wabnih. Wie Herr Kruse dazu kommt, gegen für Bigarren- und Tabathandlungen, für Konditoren und Barbiere, fügen, so wird innerhalb acht Tagen die Bestätigung dieses Ver­über diesen Thatsachen zu zu behaupten, daß tein Fall werden, soweit sie eine Rendering des Gesetzes bezwecken, durch sprechens erwartet. widerrechtlicher Freiheitsberaubung nachgewiesen ist, ist mir Uebergang zur Tagesordnung erledigt, soweit sie dagegen Aende Todtenliste der Partei. In Neumünster i. Holst. ist unerfindlich. Der in Preußen bestehende Bustand, daß rungen der Ausführungsbestimmungen verlangen, dem Reichskanzler am Dienstag nach längeren schweren Leiden einer unserer besten die Briefe an Irren zurückbehalten werden, ist gesetz als Material für die Landesbehörden überwiesen. Genossen, der Kaufmann Otto Bült, gestorben. Wenn der Ver widrig. Die preußische Regierung hat sich ja allerdings dazu auf- Bezüglich der Petitionen wegen Nenderung des Poststorbene auch nicht öffentlich für unsere Ideen auftreten konnte, geschwungen, für die Juspektion und leberwachung der Frren- Beitungstarifs wird beschlossen, dieselben dem Reichstanzler woran ihn seine bürgerliche Existenz hinderte, so hat er im Stillen anftalten, in denen jährlich 100 000 Jrre festgehalten werden, die als Material zu überweisen, nachdem ein Vertreter des Reichspost- um so eifriger für unsere Partei gewirkt. Wo immer es galt, foloffale Summe von 8000 M. auszufezen; ein Irrenarzt, der von amts erklärt hatte, daß bereits Unterhandlungen mit den betheiligten pekuniäre Opfer zu bringen, sei es zur Partei oder zur Linderung diefer Thatsache hört, würde vielleicht auf Mangel an zurechnungs- Ressorts, mit der preußischen Regierung, mit Bayern und Württem- von Noth und Elend, war der Verstorbene derjenige, der immer fähigkeit der Urheber dieser Maßregel schließen.( Heiterfeit.) Auf berg bereits eingeleitet seien, sodaß zu hoffen sei, daß dem Reichstage reichlich gab. Den jüngeren Genossen war er, infolge feiner stillen folche Weise kann man dem himmelschreienden Mißstand in Preußen bald eine Vorlage zugehen werde. Thätigkeit weniger bekannt, den älteren dagegen um so beffer, da er nicht beikommen. Der Verkehr mit der Außenwelt muß den Irren schon zu Anfang der sechsziger Jahre, als in Neumünster die Agi­erlaubt bleiben; der gegenwärtige Zustand, wonach in Preußen tation begann, den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein mit be­jeder auf Antrag zweier Aerzte oder des Gutachtens eines Arztes gründete. Auch in der Zeit des Sozialistengesetzes, als zuerst mancher oder auf Nequifition der Polizei bauernd ins Jrrenhaus gesperrt kopfschen wurde, hat er treu zur Fahne gehalten und den wenigen werden kann, ist zweifellos rechtswidrig; an diesem gesetzwidrigen Genossen, die die Trümmer der Partei wieder zu sammeln suchten, Buftande hat auch die Verordnung von 1895 gar nichts geändert. mit Rath und That zur Seite geftanden. Ebenfalls hatten gehetzte Das Kriterium der Gemeingefährlichkeit ist viel zu elastisch. Wir und verfolgte Genossen an dem Verstorbenen stets einen festen Rück­leben in Preußen allerdings in einem Polizeistaat. Solange wir teine wirkliche Beamtenverantwortlichkeit haben, helfen uns die halt, denn gar manchen hat er über Wasser gehalten, der anders vielleicht untergegangen wäre, wobei es natürlich nicht ohne be­besten Gesetze nichts. Im Verordnungswege haben allerdings die Tem preußischen Abgeordnetenhause ist ein von konservativen, deutende petuniäre Opfer abging. Auch bei dem großen Weber­Unterbeamten die Befehle ihrer Vorgesetzten auszuführen und die klerikalen und nationautberalen Agrartern unterstützter Antrag Ring ausstand von 1888 hat sich der Opfermuth des Verstorbenen aufs Schuld trifft diejenigen, die die gesezwidrige Verordnung erlassen zugegangen, wodurch die Regierung ersucht wird, das über die See- glänzendfte bewährt, denn außer den Summen, die er direkt zum haben. Auch die Anzeige solcher Fälle hat meist keinen Erfolg. Der und Landquarantänen eingehende ausländische Bieh einer vierwöchent Streit beisteuerte, hat er noch manchem privatim geholfen. Die Staatsanwalt hat in einem solchen Falle kurzweg behauptet, lichen Quarantänezeit und einer Tuberkulinprobe zu unterwerfen, Genossen von Neumünster werten dem Verstorbenen stets ein eine widerrechtliche Freiheitsentziehung liege nicht vor. Herr die Einfuhr russischen Geflügels und russischer Schweine zu unter- ehrendes Andenken bewahren. In Höhscheid bei Solingen ist Lenzmann und ich haben ja nur einige besonders sagen und laut Artikel 6 der Wiehseuchentonvention mit Oesterreich der wohlbewährte Parteigenoffe Reinhard Kuhl im Alter von prägnante Fälle angeführt. Diese Bahl ließe sich sehr be- ungarn sofort zeitweise Sperre gegen die Rindvieheinfuhr aus 69 Jahren aus dem Leben geschieden. deutend vermehren. Erst 1895 hat man preußischerseits an- Desterreich- Ungarn anzuordnen. Polizeiliches, Gerichtliches ze. geregt, daß wenigstens in jedem einzelnen Falle das Entmündigungs­verfahren eingeleitet wird. Bei der Ueberwachung und Beauf­Stimmung für die Bestätigung der Reichmuth'schen Wegen Beleidigung des Bergraths Leuschner war der fichtigung und zur Entscheidung über die Dauer des Aufenthalts Wahl in Apolda , deren Kassirung bekanntlich die Wahlprüfungs- verantwortliche Redakteur des Voltsblatts für Halle", Genosse muß die Kontrolle durch Aerzte und Laien gemeinschaftlich aus Kommission beantragt, sucht die" Post" mit den unlautersten Mitteln Weißmann, vom Schöffengericht zu zwei Monaten Gefängniß geübt werden. Auch darf nicht das Gutachten eines ganz bestimmten zu betreiben. So bringt sie in ihrer Freitags- Nummer folgende verurtheilt, von der Anflage, die Gemeindevertretung zu Helbra Arztes verlangt werden. Meine Partei wird für den Antrag Kruse Notiz: beleidigt zu haben, aber freigesprochen worden. In der Berufungs ftimmen, der wenigstens das nothwendigste auf diesem Gebiete Der Antrag wird insbesondere darauf gestützt, daß in drei instanz wurde wegen Leuschnerbeleidigung auf 10 Tage und wegen ändern will.( Beifall bei den Soz.) Fällen durch Zeugenaussage die Behauptung des Wahlproteftes Beleidigung der Helbraer Gemeindeverwaltung auf 3 Wochen Gea als richtig erwiesen sei, inhalts deren im Auftrage der Bürger- fängniß erkannt, die in eine Gefängnißftrafe von 1 Monat zusammen­meister durch die Gemeindediener Wahlzettel vertheilt worden sind. gezogen wurden. Wie vorsichtig man aber dem Ergebniß von Erhebungen Genosse C. Reil, der verantwortliche Redakteur des solcher Art gegenüberstehen muß, ergiebt sich aus der Thatsache, Sächsischen Volksblatts" in Zwickau und ber daß der Sachverhalt ganz anders liegt, als die Wahlprüfungs- Reußischen Volkszeitung" in Greiz , hat am 15. Jan. Kommission auf grund des ihr vorliegenden Materials angenommen im Landesgefängniß zu Zwickau die siebenmonatige Strafe an­hat. Denn alle Betheiligten, Bürgermeister wie Gemeindediener, getreten, zu welcher er wegen mehrerer Preßvergehen insgesammt haben nachträglich vor Gericht befundet, daß aus ihrer verurtheilt ist. Möge er die Haft gut überstehen! Alussage ein falscher Schluß gezogen worden ist. Sie haben näm­lich keinerlei Stimmzettel für Reichmuth ausgetragen oder austragen lassen; wenn sie zugegeben haben, daß Wahlzettel für Reichmuth ausgetragen find, so haben sie nach dem dortigen Sprachgebrauch die großen" Wahlzettel, d. h. Flugblätter, ge­meint, während sie Stimmzettel niemals vertheilt haben. Das urkundliche Material steht zur Verfügung, und man wird demnach mit Sicherheit erwarten dürfen, daß der auf thatsächlich falschen Unterlagen beruhende Antrag auf Kaffation reformirt wird."

Abg. Schmidt Warburg( 3): Meine Partei steht auf dem Standpunkte, daß der Antrag Kruse den Vorzug verdient; er ist einerseits ausgedehnter, andererseits eingeschränkter, indem er nur die Grundsetze reichsgefeßlich regeln, die Ausführungsbestimmungen aber der Landesgefeßgebung überlassen will. Daß die ärztlichen Profefforen fich thatsächlich für so ziemlich unfehlbar halten, ift ebenso sicher, wie daß fie eg nicht find. In dieser Beziehung sind mir namentlich die Ausführungen des Abgeordneten Stadthagen sehr beherzigenswerth erschienen Man sollte vor Gericht mehr Zeugen vernehmen, dann würden weniger Verstöße dieser Art vorkommen. Sehr interessant wäre es, wenn auch die Regierung eine Aeußerung thäte; Herr v. Bötticher ift ja anwesend.( Der Staatssekretär macht eine Handbewegung, welche auf die schwache Besetzung des Saales hindeutet.) Ja, an der schwachen Beseßung sind wir nicht schuld; bei den großen liberalen Parteien saß vorhin nur ein Mann, während bei mir im Zentrum eine ganz hübsche Besetzung ist.( Große Heiterfeit.) Die fleine, gegen uns gerichtete Spize hätte Herr Lenzmann bei seinem Hinweise auf den Alexianerprozeß und das Mittelalter doch lieber unterlassen sollen. Fast jede Stadt Belgiens hatte schon im Mittelalter ihre eigene Frrenanstalt. Malen Sie uns also das Mittelalter nicht gar so schwarz. Ich empfehle die Annahme des Antrags in der Gestalt Kruse.

Staatssekretär v. Bötticher: Die verbündeten Regierungen haben sich mit der Sache nicht beschäftigt, da von feiner Seite eine Anregung im Sinne des Antrages gekommen ist. Dagegen haben die fortgefeßt hervorgetretenen Klagen darüber, daß das Verfahren bei der Aufnahme von Geisteskranken nicht überall in dem Sinne geregelt sei, daß ausreichende Sicherheit gegen die Aufnahme Nicht­geistestranter gegeben sei, dahin geführt, die bestehenden Vorschriften einer Revision zu unterziehen. In dieser Beziehung ist recht viel geschehen. In Preußen haben Runderlässe von 1895 die Vorschriften über den Bau von Irrenhäusern und die Aufnahme und Entlassung von Geisteskranten geregelt, in Bayern ist im Januar 1895 ein ähnlicher Erlaß ergangen und in Sachsen ist durch Ministerial- Ver­ordnung vom 30. Mai 1894 das nöthige vorgesehen; auch Württem­berg und Baden haben sich der Materie angenommen. Ob diese Vorschriften das erforderliche Maß von Sicherheit bieten, fann ich im Augenblick nicht prüfen. Welches Schicksal der Antrag im Bundes­rathe haben wird, wenn er aufgenommen werden sollte, tann ich mir denken, daß einzelne Staaten diesen Gedanken eines Reichs­gesetzes nicht acceptiren werden. Meinerseits bin ich geneigt zu be­fürworten, daß, sofern durch diese Anordnung die genügende Sicher­heit nicht erreicht werden sollte, dann der Weg der Reichsgesetz­gebung beschritten wird. Denn auf dem Gebiete des Jrrenwesens ist viel gesündigt worden und es scheint mir nicht unangezeigt, hier die bessernde Hand von Gesetzes wegen anzulegen.

Tie Petitton der Stauer und Schauerleute betr. Anerkennung als gewerbliche Arbeiter im Sinne des Titel VII der Gewerbe­Ordnung wird durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt. Schluß 5 Uhr. Nächste Sigung Montag 1 Uhr.( 3 weite Berathung des Etats: Reichs- Justiza mt, Seich 3. Schaamt, Reichsamt des Innern.)

Parlamentarisches.

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Bom Schöffengericht in Mii Ihausen i. E. wurde Genosse Reßler, der verantwortliche Redakteur der Mannheimer Bolts stimme", wegen Beleidigung der Verwaltung einer Fabrik in Dornach zu 1 Monat Gefängniß verurtheilt.

Die Hafenarbeiter- Bewegung.

Der Hamburger Arbeitgeber- Verband hat auf die bekannte Resolution der streitenden Hafenarbeiter an den Vors Mit diesen Angaben vergleiche man nun die wirklichen Ans- fißenden der Bentral Streitfommission, Genossen J. Döring, fagen der auf Beschluß des Reichstages amtlich vernommenen folgende Antwort gelangen lassen: Bürgermeister und Gemeindedi ener. Diese Aussagen befinden sich In Beantwortung des am 13. d. M. an den Arbeitgeber Vera in dem Bericht der Kommission, Nr. 604 der Drucksachen des Reichsband gerichteten Schreibens der Siebener- Kommission der Aus­tages, abgedruckt. Hören wir nun diese Aussagen! ständigen, dem die von uns abgedruckte Resolution beigelegt war, Der Bürgermeister Böhme von Krauthaim giebt an:

" Ich habe vom Gutsbefizer Strauß aus Alperstedt ein ist heute an den Schauermann Döring folgendes Schreiben ge­Packet gedruckter Stimmzettel für Heichmuth zugeschickt langt: Auf Ihr Schreiben vom 18. d. M. erwidert Ihnen der Ar­erhalten. Ich habe dieselben dem Gemeindediener gegeben, damit er fie in der Gemeinde vertheilen folle und zwar in jedes Haus. beitgeber- Berband, daß er sich von Verhandlungen auf anderer Grund­In gleicher Weise habe ich Flugblätter von lage, als der von einem hohen Senat am 18. Dezember v. J. vor­Strauß erhalten und diese vertheilen laffen." geschlagenen, teinen Erfolg zu versprechen vermag. Er ist

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Der Bürgermeister S app von Azmannsdorf erklärt: jedoch bereit, die von Ihnen ernannte Kommission zu hören Mir find Stimmzettel für Reichmuth zugefendet worden, und hat daher die Herren J. H. Heidmann( Kohlenimporteur), J. H. die ich durch den Gemeindediener( Orts Polizeidiener) mit dem Bemerken habe vertheilen laffen, daß er denjenigen Wahlberech- Graumann( Vorsitzender des Vereins Hamburg - Altonaer Ewerführer­tigten solche zu geben habe, welche sie haben wollten... baase) und Gustav Tietgens( Mitinhaber einer großen Exportfirma) Darauf tann ich mich nicht befinnen, ob ich durch hierzu beauftragt, welche diefelbe Sonnabend, nachmittags 22 Uhr, den Gemeindebiener auch Reichmuth'sche Flug in der Handelskammer erwarten werden. Hochachtungsvoll Arbeit blätter zur Vertheilung habe bringen laffen." geber- Verband Hamburg- Altona. Hermann Blohm , Vorsitzender. Die Kommission der Arbeiter hat sich zur bestimmten Stunde nach der Handelskammer begeben und die Verhandlungen haben ihren Anfang genommen.

Der Bürgermeister Th. Leberl in Schloßvippach bezeugt folgendes: " Flugblätter und Stimmzettel für Reich muth find urir zugegangen und ich habe sie durch den Gemeindediener vertheilen laffen, und zwar vor dem Wahltermine."

Mit diesen Angaben vergleiche man nun die Behauptungen der Poft". Bemerkt sei noch, daß die ebenfalls vernommenen Gemeindediener die Angaben der Bürgermeister durchwegs bestätigten.

Partei- Nachrichten.

Abg. Förster( Antifem.): Hinter den Mauern der Irrenhäuser verbirgt sich nicht blos eine Menge von Irrfinn und Irrthum, sondern auch von Schurkerei. Der Fall Draat beweist, daß geradezu un­glaubliche Justiz- und Medizinmorde noch heute vorkommen; dasselbe Eine Parteikonferenz des Kreises Jüterbog - Quden gilt von dem Falle Hegelmaier und vor allem vom Falle walde 3 auch Belzig wird Sonntag, den 7. Februar, in Baasch. Der letztere Fall beweist so recht, wie leicht es ist, politisch Jüterbog im Gasthof zur Eisenbahn abgehalten. Die Tagesordnung unbequeme Personen im Irrenhause verschwinden zu laffen. Herr lautet: 1. Organisation und Agitation. Referent Genoffe E. Eich Baasch wurde auf grund einer kurzen Unterredung mit dem Polizei- horn aus Dresden . 2. Aenderung des Organisationsstatuts. Arzt für verrückt erklärt und hat lange in der Frrenanstalt Herz- 3. Aufstellung eines Reichstags- Kandidaten. 4. Bericht und Wahl

Das Naumann'sche Blatt ,, Die Zeit" schreibt zu der Nach richt, daß zwischen beiden Theilen verhandelt werde: Inzwischen sind einige in der Oeffentlichkeit bekannte Männer aus allen Theilen Deutschlands zusammengetreten, um, für den Fall, daß diese erste Verhandlung den Arbeitern die Wiederaufnahme der Arbeit nicht ermöglicht, für die Aufbringung von Mitteln zu wirken, die der Arbeiterschaft eine ihr etwa aufgezwungene Fortführung des Kampfes ermöglichen sollen."

Von der Berliner Gewerkschaftskommission sind bis gestern insgesammt 102 000 M. Unterstützungsgelder nach Hamburg ge­fandt worden, davon stammten 3200 M. von auswärts, das übrige aus Berlin . Außerdem haben eine Reihe von Berliner Gewert­schaften noch Gelder direkt nach Hamburg gesandt.