pr 1». SS3. gattimlrenfc, de« 14. Dezemder 188». «. N«»rg. MnurHolMlall. Krgan für die Interessen der Arbeiter. Mus uergsngenen Togen. Der Elberfelder   Sozialistenprozeß hat wieder einmal Jjm staunenden Philister enthüllt, aus welch trüben Quellen politische Polizei ihre Kenniniß von großen weltbewegen- Fragen schöpft. Die Gestalt des Zeugen Weber !st eine typische für die Sittengeschichte unserer Tage, und >? interessant diese Figur im konkreten Falle wegen der vielfältigen Verschlingungen und Zrrgänge seines Charakters Menschenkenner ist, so stellt er dennoch nichts dar, als |roe Gattung, die in dem fruchtbaren Boden des heutigen �Vstems gedeiht und gedeihen muß. Aber nicht bloS die Rechtspflege hat sich mit solchen Subjekten herum zu schlagen, die StaatSkunst selbst ward Mtelbar oder unmittelbar durch derartige Gewährsmänner 111 ihren Entschließungen beeinflußt. Wir wissen, wie bitter einst in jüngeren Tagen m Herr Reichskanzler sich über die Verlogenheit der Polizei- Kenten beklagt hat. AuS jener Zeit, aus der Aera des Mgen Bundestages, seien heute einige verbürgte Daten �fgetheilt, wie damals die Gewährsmänner die Staats- �iSheit mit polizistischem Inhalt erfüllten. Als der preußische Generalpostmeister Friedrich Jl b n R a g l e r das Amt eines Bundestagsgesandten inne- jjotte, 1824 bis 1835, erhielten die höheren Polizeibeamten N Auftrag, demselben über alle wichtigeren Vorkommnisse ihrem Wirkungskreise Bericht zu erstatten, umunter ** aufgereizten und bedrohlichen Zeitumständen durch un- Mittelbaren Verkehr der betreffenden Behörde die Ueberficht «politischer und sicherheitspolizeilicher Hinsicht zu erleichtern." 'e höheren Beamten der Polizei verlassen sich auf die jtoteren Beamten und diese auf die Gewährsmänner. Gamals wie heute! Man kann sich denken, welches Bild Lauf der Welt auf diese Weise zu Stande kam. . Der Herr Generalpostmeister bediente sich �eß noch anderer Mittel, um sich über die politischen Zu- Wide zu unterrichten. Er etablirte in dem Ressort, welchem vrstand, ein Spioniersystem, das er kurzweg als das »BxjeferbrechungSmittel" bezeichnete. Wir er- Men aus den von C. K e l ch n e r und Mendelssohn» t t h o l d y in den Jahren 1869 und 1871 veröffent- Uten Briefen von und an Nagler, wie umfassend die /�tigkeit deS schwarzen KabinetS war. In Saarbrücken   der sehr ehrenwerthe Opfermann eifrig beschäftigt, �französischen Depeschen zu öffnen und zuperlustriren"; Sfjpriefe, welche wichtig waren, schickte er an Nagler. Der des preußischen PostwesenS wurde durch den opfer- U«gen Opfermann so ausgezeichnet bedient, daß er, wie ? f s e n in seinenZeit- und Lebensbildern" nach den Jtellen erzählt, dem Könige die Nachricht über die Juli- Evolution zwei Tage früher mittheilen konnte. als tn flßrtrtÄ preußische Gesandte in Paris  . Feuilleton. MibolenJ |54 (Bevrninctl. Sozialer R»«a» v»« Emile Zola  . . autorifirt« Hebers etzung vo» Ernst Ziegler. Ii», Direktor lud Herr« und Frau Gr-goire mit er- tzNgener Ruhe ein, Platz zu nehmen. Doch der� vor , M>ch der Dunkelheit mit zwei Lampen erleuchtete Salon i»fenen geschlossenen Läden ward bei jedem neuen Schrer �penae. den die Kenstervorbänae zu einem grollenden ��murmeln dämpften, von finsterem Schreck durchzittert. ..Unterhaltung vermochte sich nick' ».i. i\oa JPirtiifpa Tnäztirpifti nicht von der unheimlichen des" Hauses loszureißen. Hennebeau begriff daß er nicht all' diese Sachen vorher geahnt hatte, und «j»°Uerte sich über Rasseneur, der an Allem Schuld sei; mußten die Gendarmen nun bald kommen, e® sei undenkbar, daß man ihn noch länger im Stich >»'e GregoireS dachten nur an ihre Toch�» diesen ar- iI.?.chatz, der sich so leicht erschreckt und fürchtet. V-el- 'st der Wagen noch zu rechter Zeit nach MarchtenneS W«hrt. «ih.J�'e Viertelstunde warteten sie. DaS Lärmen der spannte ihre Nerven auf die Folter; die Steine pol- .wie Trommelschläge an die Läden; eS wurde uner- Der Hausherr äußerte, er wolle allein hinaus- ä'W Schreier verjagen und dem Wagen entgegen- 'Plötzlich stürzte Hippolyt in den Salon: Direktor, die gnädige Frau! Sie tödten dre Negrel es gefürchtet hatte, mußte der Wagen m arbeitete" der Landrath von Sparre für Nagler. Von allen Seiten, wo preußische Postbeamte saßen, mußten alle Schriften, die für den Chef in politischer oder sozialer Beziehung von Werth sein konnten, eingesandt werden. Nicht allein auf das Publikum, sondern auch auf das Personal seiner eigenen Gesandtschaft erstreckte Nagler seine polizeiliche Aufsicht: er trug nicht die geringste Scheu, die Briefe der Beamten, welche mit den Depeschen der Gesandtschaften ankamen und abgingen, öffnen zu lassen, um auf diese Weise auf's Genaueste von allen Beziehungen unterrichtet zu fein, in welchen die einzelnen Gesandtschafts- Mitglieder etwa stehen konnten." So schreibt Nagler am 21. Juli 1833 an sein Fak- totum Hofrath K e l ch n e r:Ein für allemal steht fest, daß Sie mir früher die Post- und Kurierpackete öffnen und die Briefe tc., die darin sind, befördern. Herr von W. darf nicht wissen, daß sein neulicher, übrigens unerheblicher Bericht den Umweg hierher gemacht hat. Sen- den Sie die Berichte jedesmal weiter und melden mir den Inhalt nur ganz im Allgemeinen" Sogar die Depeschen und Privatbriefe an die preußischen Gesandten und deren Antworten wurden geöffnet undperlustrirt"; Kelchner richtete z. B. einmal�eine Depesche an den preußi- schen Gesandten in Karlsruhe  , Herrn von Otterstedt  , so ein, daß sie beim Oeffnen zerstört werden müsse. Offenherzig, wie Nagler nun einmal war seine Ausdrucksweise zeichnet sich durch verblüffende Derbheit aus, seine Lieblingsbezeichnungen für Gegner sind Lump, Schuft, Hund, Kanaille(z. B.Rotteck ist ein Hund",Garnier ist ein Lump") wie gesagt.offenherzig wie der General- Postmeister und Minister war, erkärt« er am 6. August 1842:An die albernen Brief- eröfsnungSskrupel habe ich mich nie angeschlossen und der dummen Bosheit Geschwätz dieser Art überlassen." Er bezeichnete den russischen Großfürsten Kon- stantrn als einen Virtuosen in solchen Dingen. Der- selbe habe wohl die ausgesuchteste Sammlung unterschlagener Briefe besessen.Er habe sie in Maroquin binden lassen, und sie machten in 33 Bänden seine KabinetSbibliothek und interessanteste Lektüre aus." Damit der Dialektik der Dinge ihr Recht werde, wurde die Briefstieberei zu so hoher Blüthe gebracht, daß zuletzt ihr Organisator, Nagler selbst, für sein eigenes Briefgeheimniß fürchtete. Er schrieb seinem Ver- trauten Kelchner mit merklichem Bangen:B i S jetzt sind Ihre Briefe mir unversehrt zugekommen." Daß daS Denunziantenunwesen damals üppig gedieh, ist bekannt. Ein politischer Schwindler, ein gewisser Dr. S ch l o t t m a n n ging mitStaatSgeheim- nissen' Hausiren, und die superkluge Diplomatie war bereit, Geld und gute Worte für diesen Trödel hinzugeben. Nagler ließ sich den Hochstapler nach Berlin   kommen, um dann an Kelchner zu schreiben:Sie werden finden, daß er stumpf ist und l ü g t. Er hat bloS von jesuitische» Umtriebe» Requillart halten, und die Gesellschaft war genöthigt, die hundert Meter, welche sie von der Villa trennten, zu Fuß zurückzulegen, um dann durch den Garten in die kleine Hinter- thüre zu schlüpfen. Der Gärtner, tröstete man sich, werde sie gewiß sehen und ihnen die Pforte öffnen. Zuerst war AlleS nach Wunsch gegangen, und schon stand man vor dem Gartengitter, als plötzlich einige Kohlenweiber die Damen erblickten und durch den kleinen Steg, der um'S HauS her- umführte, auf sie losstürzten. Die Thür verschlossen' ver- gebenS versuchte N-grel, sie einzudrücken, sie gab nicht nach, und der junge Mann fürchtend, der immer wachsende Schwärm der Weiber möge die Damen umreißen, beschloß, sich mit seiner Tante und den drei jungen Mädchen einen Weg bis zum Perron zu bahnen. Doch die Frauen um- drängten sie heulend; von allen Seite» kamen mehr und mehr heran und wälzten sich in einem dichten Knäuel dem Hause zu. Da geschah ein unerklärlicher Zufall. Lucie und Johanna, welche zuerst am Perron anlangten, waren schnell in die Thüre geschlüpft, welche die Kammerjungfer vor- sichtig halb öffnete; auch Frau Hennebeau überschritt glücklich die Schwelle, und Negrel, in der Meinung, Cäcilie sei bereits in Sicherheit, trat hinter der Direktorin ins HauS und verriegelte die Thür. Cäcilie aber war ver- schwunden. I» ihrer Furcht hatte sie den Kopf verloren, dem Hause den Rücken gekehrt und sich selbst der Gefahr in die Arme geworfen. Wilde Schreie umtobten sie: Tod den Bürgern! Tod! Tod!" Einige hatte« sie aus der Entfernung unter ihrem Schleier für Frau Hennebrau gehalten; Andere für deren Freundin, die Gattin eines in der Nähe wohnenden, von all seinen Arbeitern tödtlich gehaßten Fabriksherrn. Aber mochte sie wer immer sein; es waren ihr seidenes Kleid, der Pelzmantel, ihre weiße Feder am Hute, welche die Frauen geschnattert. Vieles ohne Gehalt gesagt. Auf eine Million Worte eine Sache. Nirgends ein Fakt» m." Schlottmann war also auch ein Gewährsmann, ei» diplomasischer Julius Weber. Stumpf fein, lügen, schnattern, nirgends ein Faktum! DaS ist die Quintessenz der GewährSmännerpolisik. Warum wir in die vormärzliche Zeit zurückgreifen? ES könnten Biedermänner aufstehen und uns erzählen wollen von den guten alten Zeiten. Polililrlic ttcltevUrfif. Der ans Westfalen zurückgekehrte Abgeordnete Dr. Kammacher berichtete in der Varyalle d>s Reichstages heute vor einem zahlreichen Kreise von Abgeordneten über seine jüngsten Erfahrungen und Wahrnehmunzen im westfälischen  Kohlenbezirk. Dr. Hammacher soll ernste Besorgnisse wegen Erregung der Arbeiter geäußert haben", so wird derWeser Zeitung" aus Berlin   berichtet. Es ist bedauerlich, daß verschwiegen ist, welcher Art die gehegten Besorgnisse find. Jadeß hilft da d eKöln  . Ztg." aus. Das Rhein  -Krokodil schreibt u. A.:Unseres Erachten« find die Werke einfach außer Stande, alle entlassenen oder freiwillig ausgeschiedenen Arbeiter ohne jede Ausnahme wieder anzunehmen. Oder sollte man wirklich einer Zeche zumuthen wollen, z. B. einen Mann wieder zu beschäftigen, der vor ver- sammelter Belegschaft dem Obersteiger das Arbeitsgeräth vor die Füße geworfen mit den Worten:Ich thu' es nicht mehr, laß Dir was...! und selbst seine Abkehr genommen hat?" Hier werden also schon wieder Winkelzüge gemacht, und hier wird schon wieder gegen die Arberter gehetzt. Herr Hammacher mag seine Leute kennen und vorausgesehen haben, was eintreten muß. Daher feine peffimistifche Auffassung der Dinge. Wir sagten oben, dieKöln  . Ztg." hetze schon wieder. DaS ist durchaus richtig, indem fie einen Fall von Widersetz- lichkeit eines Arbeiters gegen seinen Vorgesetzten anführt. An- genommen, der Fall habe sich wirtlich ereignet. Ader es haben sich eine Anzahl Fälle von miserabler und menschenunwürdiger Behandlung der Arbeiter seitens der Grubenbeamten ereignet, die tiefe Erbitterung bei den Arbeitern hervorgerufen haben, warum verschweigt das edle Blatt diese Fälle, oder warum steht fie beider Parteien Bergehen nicht wenigstens als kam- pmfirt an? Warum hält fie nur dem einen Tyeil vor, was er gefehlt? Wir dächten, die Antwort läge nahe: fie will eben hetzen! Kl« LOK. Kandidat wurde im Prenzlau  -Angermünder  Wahlkreis der Redakteur Karl Grillenberger- Nürnberg auf- gestellt. Dem treue« Kämpfer, dem Ritter ohne Furcht «ud Tadel ei« dounerude» Kravo." DieBauzewe>kS- Zeiturig", das Organ der Bauzüntiler, vom 11. Dezember feiert Herrn Albert Rieß für sein Auftreten in der Versamm- lung deS nationallideralen Vereins. Wir erfahren daraus, daß nach dieser Versammlung Herr Rieß ein Telegramm(von wem? und von wo?) erhalten, welches die an die Spitze ge- aufteizten. Sie roch gut, trug eine Uhr und hatte eine zarte Haut, das genügte. Wart!" schrie die Bruls,wir wolle« uns die Person mal bei Lichte anschauen!" DaS Pack hat uns das Alles gestohlen!" rief die Levaque,Sie hängen sich Felle um, und wir müssen frieren. Herunter mit dem Plunder! Zieht sie aus!" Jetzt stürzte die Mouquette herbei: Zieht sie auS! Bläut ihr das Leder durch!" Alle drängten sich an sie hinan und wollten ihr etwa« von ihrer reichen Toilette vom Leibe reißen: Herunter mit dem Firlefanz! wir müssen sehen, wie so Eme ausschaut, wenn sie nicht daS Fetzwerk auf sich hat' AuSzieh'n! AuSzieh'n!... Wir wollen, daß sich Alle klei- den, wie die Arbeiterinnen... Diese Frauenzimmer unter» stehen sich, fünfundzwanzig SouS für's Waschen von einem Unterrock zu zahlen!" Cäcilie zitterte am ganzen Körper, ihre Beine drohten unter ihr zusammenzubrechen, und fie stotterte unauf- hörlich: Meine Damen, ich bitte, meine Damen, thun Sie mir nichts!" Aber plötzlich that sie einen wildjgurgelnden Schrei: fie hatte eine kalte Hand an ihrem Halse gefühlt. Der alte Bonnemort, an dem die Weiber das junge Mädchen vorüber geschoben, hatte fie gepackt. Er schien sinnlos vor Hunger blickte wie blödsinnig drein, das Hirn verwirrt von dem langen Leid. Man wußte nicht, was er wollte er wußte « vielleicht selbst nicht. Er war plötzlich auS semer fünfzig Jahre alten stumpfen Ergebung jäh herausgerissen; nachdem er m seinem Leben wohl zwölf Kameraden vom Tode ge» rettet hatte, nachdem er hundert Mal bei Schlagwettern und Erdstürzen sein Leben aufs Spiel gesetzt, erfaßte ihn plötz- lich beim Anblick dieses weißen Mädchennackens ein mahn- witziger Schwindel. Er hielt Cäcilien in seiner knochigen