K». 294. Sonntag, de» 15. Dezember IKSS» 5. Knnrg. SMMlksdlili. Krgan für die Interessen der Arbeiter. er henttge« Mumm-r liegt fSr Bnfrrf Abonnenten de«.Ko«»tag«-Klatt" bei. Der Mskus. DiefseitS und jenseits des Rhein « weht ein grundver- Wiedener Wind. Diese merkwürdige Naturerscheinung zeigt {ich angesichts der Bewegungen unter den B e r g a r- �eitern. Diesseits, im Ruhrkohlengebiet, haben die ««Hörden sich große Mühe gegeben, den drohenden Streik «er Bergarbeiter zu verhindern und zwar durch direkte Ver- Mittelung. Oberpräsidenten und Landräthe habe« sich mit «en Arbeitern besprochen und haben sich bestrebt, die Gruben- »erwalwngen zur Aufhebung der Sperre zu bewegen, A>i anscheinend auch gelungen ist. Der Bergmann Schröder, einer der Leiter des großen AuSstandeS, hat wieder anfahren können und ein Landrath erklärt sich öffent- nch bereit, allen arbeitslosen Bergleuten sofort Arbeit zu Erschaffen. Man wird abwarten müffen, ob sämmtliche Bechen die Sperre aufheben, um ein endgiltigeS Urtheil öber diese Angelegenheit abgeben und auch die Thätigkeit °«t Behörden ganz objektiv betrachten zu können. So weht der Wind dieffeitS des Rheins, wo sich die Bewegung unter den Bergarbeitern gegen Maßnahmen ächtet, die von Privatunternehmern auSge- Sangen find. Nach diesen Vorgängen sollte man glauben, e« sei nut hanz erklärlich, daß auf den fiskalischen Berg- werken mit gutem Beispiel vorangegangen würde. Wenn «ieffeitS des Rheins die Sperre in den privaten Kohlen- Puden durch die Initiative der Behörden beseitigt wird, so loute stcy von selbst verstehen, daß in den Bergwerken °e« Staats, die jenseits de« Rheins liegen, eine solche Maßregel gar nicht vorkommt. Aber jenseits de« Rheins weht ein anderer Wind, al» wesseits; die auf den Bergwerken de« FiSkuS gemaßregelten ««rgleute scheinen keine Aussicht auf Wiedereinstellung iu haben, denn ander» ist die Thatsache nicht zu Wäre», daß im Saargebiet ein neuer Bergarbeiter- Ausstand, und zwar auf zwei fiskalischen Gruben, auSge- «lochen ist. Der Widerwillen der Bergleute gegen die Maß- «ln der fiskalischen Verwaltung muß ein sehr starker sein, Ann sie auS Solidaritätsgefühl für ihre gemaßregelten £®cheraden es wagen, angesichts eines harten, drohenden «lnter« ihre Existenz auf« Spiel zu setzen. Und merkwürdig, jenseits de» Rheines findet sich keine ««Hörde, welche sich gegen die Aussperrung der Berg- ?f««lter ins Zeug legt. Der Oberpräsident der Provinz hat ?w direkten Verhandlungen mit den Bergleuten, die von M«rtn nachgesucht wurden, ziemlich schroff abgelehnt mit Bemerken, er sei durch die fiskalische Grubenver- hinlänglich von dem Stand der Feuilleton. Wrtolfn.] (55 Germtnsl. Sozialer Roma«»»« Emile Sola. »zig autorifirt« Uedersetzung von Ernst Siegle». Auf der Rückseite seine« Hause« erblickt er hinter C.*** Fenster da» bleiche zerstörte Gesicht seiner Frau, « verwischt von dem wolkigen Gla« der Scheiben; Mochte die Schläge, welche auf ihr HauS geführt mit demselben stummen Blick erwarten, wie rv welche sie selbst empfangen hatte. Unter jenem Fenster �wd sich Schuppen, den man vom Garten der Villa J: mittelst de« Gitterwerke« der gemeinschaftlichen Mauer Wer« konnte; vom Dache jene« Schuppen« war es N" leicht, da» Fenster zu erreiche«. Der Gedanke, auf «ftm zgege in sei« Hau », das er nie hätte verlaffen sollen, 1**5 Zurückzukehren, beschäftigte den Kaufmann. Viefc in* önnte er die Thür mit Möbeln verstellen; er erfand $ andere heroische VertheidigungSmittel, wie siedendes fc! und brennendes Petroleum von oben herab auf die JpB«rer geschüttet. Die Liebe zu seine« Waaren kämpfte bj- wner Furcht, er röchelte vor Auftegung; plötzlich, als W. wieder einen mächtig dröhnenden Hieb geführt ih,.' entschied er sich: er und seine Frau werden lieber tzr..�aarensäcke mit dem Körper decken, ehe sie«in Stuck 'freiwillig den Plünderern überlasse«. >»it n, erkletterte, trotzdem die Sproffen unter ihm brachen, sch,j fwberhafter Eile da« Dach; doch im selben Augenblick �zu ihm hinauf:' jt"?1 ist da oben! Fangt ihn! Fangt ihn!" «>n paar Arbeiter hatten ihn entdeckt, andere liefen Dinge unterrichtet. Da» ist deutlich, denn gerade diese Verwaltung ist«3 ja, über deren Maß regeln sich die Arbeiter beschweren und gegen welche sich der theilweise Ausstand richtet. Man darf doch wohl ohne Weiteres annehmen, daß die Auffassung der fiskalischen Gmbenverwaltungen eine nicht weniger einseitige sein kann, als die der privaten Grubenverwaltungen im Ruhrgebiet . Ebensowohl wie im Ruhrgebiet hätten doch auch rm Saargebiet die Behörden die Wahrheit des alten Spruchs anerkennen sollen, daßeines Manne« Rede keine Rede" ist. Die Bergleute hätten dem Herrn Oberpräsv denten wohl manches erzählen können, worüber er von den fiskalischen Grubenverwaltungen wohl kaum unterrichtet wor- de« ist. Aber auch sonst weht ein anderer Wind im Saar - gebiet. Dort haben die Bergleute nur mit großer Schwierig- reit einen Rechtsanwalt finden können, der sich bereit erklärte, ihre angeklagten Kameraden vor Gericht zu vertreten. Während im Ruhrgebiet zahlreiche Versammlungen der Bergleute statt« finden, in denen die Differenzen mit den Gruben- Verwaltungen verhandelt werden, zeigt sich im Saargebiet die höchst auffallende Erscheinung, daß die Berg« leute für ihre Versammlungen in Saarbrücken , dem Mittelpunkte de« Saarkohlenreviers, keinen Saal für ibre Versammlungen bekommen konnten. Das sind Zeichen, vie an die Zeit de» famosenKönigreichs Stumm" erinnern. Aber Herr Stumm hat kein Interesse daran, feine Gewalt gegen die Arbeiter der fiskalischen Gruben Seltend zu machen. Wer ist e« nun, der in seine Fuß- apfen getreten ist? Wir wissen e« nicht, und Ver- muthungen anzustellen ist müßig. Hoffentlich kommt man den Urhebern der Saal- und AnwaltS-Sperre noch auf die Spur. Die Haltung der fiskalischen Verwaltung ist außer- ordentlich bezeichnend. Seit zehn Jahren haben wir von der Regierung bei jeder Gelegenheit verkünden gehört, daß sie berufen sei, die Interessen der Arbeiter wahrzunehmen; thre berufenen oder unberufenen Anhänger find sogar noch weiter gegangen und haben von einem Patrimonium der* Enterbten" gesprochen. Der oberste Be- amte des Reichs, der Herr Reichskanzler, hat einen sehr be« kannten Spruch über da«Recht auf Arbeit " gelhan. Wie aber ist mit alledem die Maßregelung und die Sperre auf den fiskalischen Gruben in Einklang zu bringen? Man hat von einer Verstaatlichung der Berg- werke gesprochen und aus dem Winde, der jenseits de« Rheins im Saargebiet weht, wird mit voller Deutlichkeit kund, daß wer die Interessen der Arbeiter vertritt, absolut keinen Grund hat, unter den heutigen Umständen sich für eine solche Maßregel zu begeistern. Die Verstaatlichung oder Monopolisirung eine« Betriebszweiges bedeutet eben unter dem heutige« System keine Besserstellung des Arbeiter» oder eine größere Sicherung seiner Existenz. Wie die Ver- walwng der privaten Bergwerke möglichst viel Mehrwerth herbei; Maigrat sah sie jetzt nicht mehr, aber er vernahm, wie es immer mehr, ,mmer voller zu ihm herauf- tönte: Fangt ihn! Fangt ihn!" Da» Dach war steil; sein Bauch erschwerte ihm da» Emporkriechen; wahnsinnige Angst durchfieberte ihn- feine Hände krallten sich blutend in die Ziegel, suchten, tasteten..... plötzlich ließen sie los; er rollte hinunter wie eine Kugel. Er stieß an die Rinne, fiel quer über die Mauer, prallte zurück auf den Weg, mit dem Kopf an einen Eckstein; der Schädel öffnete sich; Gehirn spritzte auf's Pflaster. Die Frau blickte noch immer unbeweglich durch da« Fenster. Ihr Mann war todt. Zuerst theilte sich der Bande eine ängstliche Bestürzung mit. Stephan'S Hand war die Axt entglitten; Maheu, Levaque, Alle vergaßen den Laden und blickten auf die Mauer, von wo ein dünner rother Faden herabfloß. Die Schreie verstummten, ein erschrecktes Schweigen durchhauchte die Dämmerung. Doch plötzlich brach von Neuem ein wilder Sturm lo«. ES waren die Frauen, welche, berauscht vom Anblick de« BluteS , herbeistürzten: Ach, es giebt doch einen Gott! Du elender Schuft, jetzt ch's aus!" Sie umstellten den noch warmen Leichnam und schleu« derten ihm all den verhaltenen Groll ihre« ganzen Leben« in das blutbefleckte todte Gesicht. Ich schulde Dir sechzig Frank«," schrie die Maheude, jetzt bist Du bezahlt, Du diebischer Schurke! Wirst Du mir»och Kredit verweigern?.... Wart, ich will Dich mästen!" Und mit ihre« zehn Fingern riß sie den Boden auf, ergriff zwei Fäuste voll Erde und stopfte sie ihm in den offenen Mund: Friß! Friß doch, Du Hund, der uns gefteffen\" Immer heftiger wurden die Schimpfworte. Der Todte, u eneichen sucht, um ihre Dividenden zu erhöhen, o sucht die fiskalische Verwaltung den Ertrag ihre« Be» triebe« zu Gunsten der Staatskasse zu steigern. Wie wenig der Fiskus geneigt ist, auf allgemeine Interessen Rückficht u nehmen, wenn es sich um den Staatssäckel handelt, davon eyt das Verhalten des Leiters der Po st Verwaltung beim Antrag auf VerbMgung des Briefverkehrs und Auf« besserung der unteren Beamten ein unmißverständliches Zeugniß ab. Es giebt Leute genug, die imArbeitgeber Staat" die Lösung so manche« sozialen Problems er» warten. Die vorliegenden Thatsachen beweisen, daß ea wesentlich darauf ankommt, von welchem Geiste derArbeit- geber Staat" beseelt ist. Je nach der Beschaffenheit diese» Geistes erhebt er sich durchaus nicht über das Niveau de« private« Arbeitgeberthums. MircreMrmdenzen. New-Nork, 28. November. In meinem vorigen Bericht hatte ick den Wortlaut des auf die Bodenfrag« bezüglichen Beschlusses auf der Generalversammlung der Knights of Labor nicht angegeben, da mir derselbe gerade nicht zur Hand war. Er möge daher hier folgen:Das Land, einschließlich aller natürlichen Bodenschätze, ,st da« Eigenthum de« ganzen Volke» und sollte nicht zum Gegenstand der Spekulation gemacht «erden. Seßhaftigkeit und Benutzung sollen den einzigen Rechtstitel auf Landbesitz bilden. Steuern auf Land sollten zum vollen Werth für den Gebrauch auferlegt werden, mit Ausschluß des Werthes der Verbesserungen. Sie sollten genügend hoch sein, damit dem Gemeinwesen zede un­verdient« Zunahme anheimfalle."' ffi« ist still­schweigend vorauszusetzen, daß sich kein einziges Mitglied aus der Delegation vei diesem Beschluß irgend etwas gedacht hat, und was die Einbringer des betr. Antrage« angeht, so würde, wenn man dieselbm darüber interviewen würde, auch nicht viel zu erfahren sein. Nimmt man die ganze An- schauungSweise der Gesellschaft Powderly als Maßstab, um sich irgend ein Bild zu machen, was die Lmte eigentlich damit de- zweckten, so dürfte nicht« weiter herauskommen, als daß man die Verschenkung des Lande» an die Eisenbahngesellschasten dabei im Auge hat. Wenn man sich längere Zeit mit den Leuten beschäftigte, so gewinnt man die Ueberzeugung, daß hinter den großen Reden«- arten, die ihnen stets sehr locker auf der Zunge liegen, absolut nicht« steckt. So sagte Powderly bezüglich der Achtstundenstage: Ich sehe die Verkürzung der Arbeitszeit nicht als da« Ziel unseres Streben« an, sondern al« ein Mittel zum Ziele." Wie nun die E fahrnng gelehrt Hit, steht P. alle dem feindlich oder mindesten« gleichgiltig gegenüber, wa« wirklich zur Erhebung der arbeitenden Klasse dienen könnte, er giebt sich, im Gegensätze zu Franz Moor, nur mit Kleinigkeiten ab und somit kann zener Ausspruch gar nichts anderes fem, als eine leere Phrase. Als solche erscheint sie um so mehr, wenn man bedenkt, daß er l88S wie schon im vorigen Be- auf dem Rücken liegend, starrte mit seinen unbeweglichen Augen in den ewigen Himmel, von dem die Nacht langsam auf die Straße hinabglitt. Diese Erde, welche aus dem Munde de« todten Mannes quoll, da« war das Brot, wel» cheS er den Armen verweigert hatte, und wird kein anderes Brot mehr essen; wie dieses; es hat ihm kein Glück ge- bracht, daß er so hart gewesen. Doch die Frauen hatten»och etwa» Andere« an dem Jodten zu rächen. Sie gingen, Wölfinnen gleich, um ihn herum. Dann schrie mit einemmal die Bmle etwa« Graß- liches in den Schwärm hinein- die Levaque und Mouquette warfen sich mit rhr auf die erstarrende Leiche, von Sinnen kreischend, brüllend- Wahnsinn war'S; tolle entmenschte Rachlust... sie rissen ihm die Kleider vom Leibe und ent- mannte« den leblosen Körper. «Ah, Du nichtswürdige Wucherseele, Du Seelen» Verkäufer wirst nicht mehr unsere Töchter entehren! Du dickbäuchiges Scheusal wirst kein hungerndes Weib mehr für ein Stück Brot umarmen! Verfaule! Verfaule! Ber° faule! Sie spien auf die verstümmelte Leiche und stießen sie mit den Füßen., Von ihrem Fenster aber blickte noch immer regungslos Frau Maigrat herab. Doch das letzte Leuchten des Tages sich in der wolkigen Scheibe brechend, verzehrte ihre Züae zu einem gespenstigen Lachen. Seit sie die Frau diese» Mannes gewesen, stumm über ihre Geschäftsbücher aebückt �handelt geschlagen, verrathen jede Stunde' vrellercht lachte sie wirklich, als sie das gräßliche Schauspiel erblickt� welches d,e Rache der Weiber von Montsou vor ihrem Fenster aufführte. Weder Stephan, noch Maheu, noch einer von den Mannern hatte vermocht, diesen blutigen Akt zu verhindern, sie waren erstarrt. Bonnemort und Mouque schüttelten mit traurigem Ernste das Haupt; Jeanlin gnnste.